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Die Kirche St Ludgerus ist die katholische Pfarrkirche der Gemeinde Elte bei Rheine Seit 2012 ist sie eine der drei Kirchen des Pfarrverbandes St Johannes der Taufer bestehend aus den ehemals eigenstandigen Gemeinden Elte St Ludgerus Hauenhorst St Maria Heimsuchung und Mesum St Johannes Baptist St Ludgerus Westansicht Inhaltsverzeichnis 1 Patrozinium 2 Geschichte und Architektur 3 Erweiterung von 1923 bis 1925 4 Ausstattung 5 Orgel 6 Kirchenschatz 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePatrozinium BearbeitenDie Gemeinde und die Pfarrkirche stehen unter dem Patronat des Hl Liudger des ersten Bischofs von Munster Der Ort Elte steht in besonderer Beziehung zu Liudger verortet man doch eine der popularsten Legenden dieses Heiligen hierher Liudger zog unter dem Ruf wunderliche Dinge tun zu konnen uber das Land Um dies zu testen klagten Bauern in Elte dem spateren Bischof dass Wildganse die von ihnen frisch ausgebrachte Saat von ihren Feldern fressen wurden Er solle wenn es in seiner Macht stunde doch etwas dagegen unternehmen Der Hl Liudger befahl hierauf den wilden Tieren sich in einen Stall zuruckzuziehen Die Felder wurden verschont die Bauern konnten die Ganse schlachten und spater ihre Feldfruchte ernten 1 Diese und weitere Ganse Legenden begrunden die Darstellungsform des Bischofs mit einer Gans als seinem Erkennungsmerkmal Geschichte und Architektur Bearbeiten nbsp Grundriss St Ludgerus Elte Dunkel eingefarbt der Innenraum vor den Erweiterungen der 1920er JahrenDie denkmalgeschutzte Kirche gilt traditionell als Nachfolgebau der ehemaligen Burgkapelle der 1343 zerstorten am rechten Ufer der Ems gelegenen Schwanenburg der Steinfurter Edelherren Dies ist jedoch nicht belegbar Nachweisbar ist allerdings dass das Gebaude teilweise aus Abbruchmaterial der 1680 geschleiften furstbischoflichen Burg im benachbarten Bevergern besteht Sie liegt auf einem durch ein Bruchsteinplateau uberbauten Sandhugel Durch diese erhabene dorfbildpragende Lage erscheint sie trotz ihrer relativ kleinen Ausmasse Turmhohe 18 50 als stattliche Dorfkirche Bis zur Erweiterung im 20 Jahrhundert stellte sich Kirche als kleine dreijochige Saalkirche in den typischen Formen der westfalischen Gotik mit polygonalem Chorschluss und offener Sudvorhalle aus dem Jahr 1683 dar Auch die spitzbogigen Fenster und die fur diese Zeit typischen Strebepfeiler an den Aussenwanden atmen den Geist der Spatgotik Bei genauerem Hinsehen zeigen sich jedoch viele Stilmittel des Barock wuchtige Sockel extrem massige Strebepfeiler geringe Spitzung der Fensterbogen nuchternes Masswerk Oftmals scheinen es gotische Stilelemente zu sein jedoch werden diese barock interpretiert Somit stellt der Bau ein typisches Beispiel der Nachgotik aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts dar Diese Form des Ruckgriffs auf die vorreformatorische gotische Formensprache mochte als bewusster Gegenpol zum Protestantismus verstanden werden und ist somit ein in Stein gebautes Zeichen der Gegenreformation in Nordwestdeutschland Der viergeschossige Turm ist im unteren Teil spatgotisch Eiserne Mauerhaken mit dem Christusmonogramm und der Jahresangabe ANO sic 1668 stabilisieren die Giebelwande Deren Form findet Vorbilder im Umland allesamt aus dem 17 Jahrhundert Erweiterung von 1923 bis 1925 Bearbeiten nbsp Blick nach Norden in den neuen Chor aus den 1920er Jahren nbsp Blick nach Osten in den alten Chor mit dem Altar von Bernd MeyeringIn den 1920er Jahren wurde die Kirche durch Anwachsen der Gemeinde zu klein nachdem sie uber 300 Jahre ausreichend Platz fur alle Gemeindemitglieder bot Man beauftragte das Bischofliche Bauamt in Munster vertreten durch den spateren Dombaumeister am Paulusdom in Munster Wilhelm Sunder Plassmann einen Plan zur Erweiterung des alten Gebaudes zu erstellen Er ersetzte die komplette Nordwand durch einen dreischiffigen Raum mit Apsis und einer Sakristei zwischen dem neuen Chor und nordlicher Seitenschiffwand Durch diese Erweiterung nach Norden gewann der Bau zwar die Verdreifachung der Grundflache verlor aber seine kirchentypische Ostung Im Grossen und Ganzen wurde die Formensprache des Ursprungsbaus ubernommen jedoch vermischt mit dem damaligen Geschmack der Neuen Sachlichkeit Dieses aussert sich unter anderem im Fehlen von Strebepfeilern und dem Verzicht auf das Wechselspiel von Steinsichtigkeit und Wandputz Des Weiteren wurde eine schmucklose Vorhalle an die Sudseite des historischen Gebaudeteils angesetzt Insgesamt entstand eine recht unubersichtliche zwei bis dreischiffige Halle Die Gewolbe wurden nicht einheitlich z B nach Vorbild der gotisierenden Originalformen gestaltet sondern durch rechteckige Kreuzrippengewolbe mit runden Schlusssteinen erganzt Die neue Raumkonzeption machte auch eine Neuordnung der liturgischen Ausstattung notig standen beide Altare ursprunglich recht beengt in der alten Apsis nebeneinander so wurde der Hauptaltar nun in die neu entstandene geraumige Nord Apsis versetzt der Nebenaltar wurde mittig in dem zur Seitenapsis gewordenen Ostchor aufgestellt Ausstattung BearbeitenDie Kirche verfugt heute sowohl uber eine noch grosse Anzahl an Kunstwerken aus der Erbauungszeit als auch aus spaterer Zeit Dieses sind unter anderem 2 nbsp Der Hochaltar aus dem 17 Jahrhundert nbsp Der Seitenaltar im alten Chor nbsp Pieta 19 Jh nbsp Taufstein aus dem 17 Jahrhundert nbsp Chorfenster nbsp Chorfensterein geschnitzter Hochaltar von 1684 mit einer Mensa aus dem 19 Jahrhundert Der Aufsatz in rot weiss blau und gold gefasst mit Wappen des Furstbischofs Maximilian Heinrich von Bayern Altarblatt mit Darstellung des Hl Ludger Ol auf Leinwand vom Coesfelder Kunstler Hermann Veltmann In Muschelnischen daneben vollplastische Figuren der Apostelfursten Petrus und Paulus ein Seitenaltar aus dem Jahr 1648 von Bernd Meyering 1631 nach 1703 aus Rheine Baumberger Sandstein mit Passionsszenen farbig gefasst Der Altar ist eine Stiftung eines Elteraner Textil Kaufmanns und seiner Frau Das Werk weist grosse Ahnlichkeit mit dem einige Jahre jungeren Altar im Nachbarort Mesum auf ebenfalls ein Werk Meyerings Vom gleichen Kunstler sind weitere kleinere Ausstattungsstucke in der Kirche zu finden ein Karfreitagskreuz aus gefasstem Eichenholz mit erneuerter Polimentfassung ein Weihestein aus Baumberger Sandstein bezeichnet 1683 ursprunglich eingelassen in eine nicht mehr zu bestimmende Innenwand die Kanzel aus dunkel gebeiztem Eichenholz teilweise vergoldet Kanzelkorb in Formen der Spatgotik der Schalldeckel in Formen der spaten niederlandischen Renaissance aus dem 17 Jahrhundert Bis zur Versetzung 1925 war die Kanzel mit einer geschnitzten Figur des Hl Liudger in den Formen des fruhen Weichen Stils gekront heute auf dem Treppenpfosten der Kanzel angebracht ein kleiner Taufstein in Pokalform wahrscheinlich aus der Zeit der Pfarrwerdung Eltes zwischen 1621 und 1668 Fenster von 1684 Grisaillemalerei in Bleifassung mit Wappen von adligen und burgerlichen Wohltatern und Forderern des Kirchenbaus in Elte weitere Fenster aus der Zeit nach der Kirchenerweiterung im 20 Jahrhundert Darunter die Chorfenster in der Formensprache der Nazarener allerdings in der Farbigkeit des zur damaligen Zeit modernen Expressionismus mit Szenen aus der Kindheit Jesu ein Altarkreuz aus Eichenholz der Korpus mit Polimentfassung vermutlich aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts eine Figur des Hl Josef das Christuskind tragend eine westfalische Arbeit aus dem 18 Jahrhundert Eichenholz gefasst mit Olfarben in Rot Blau Gold und Inkarnat Besonderheit der Darstellung sind die Wanderstiefel und die Vorratstasche Josefs die ihn als Beschutzer Jesu wahrend der Flucht nach Agypten kennzeichnen ein barocker zwolf flammiger Kronleuchter in Form einer flamischen Krone Wegen Fehlens weiterer Zierelemente ist eine genaue Datierung nur schwer moglich eine Pieta nach Vorbild der beruhmten und hochverehrten Marmorgruppe des Deutschromers Wilhelm Achtermann einem der Hauptvertreter der nazarenischen Bildhauerei Sein 1849 entstandenes Original fur den Dom zu Munster wurde im Zweiten Weltkrieg zerstort Die verkleinerte aber gut gearbeitete Kopie ist seit Ende des 19 Jahrhunderts in Elte nachweisbar an der ostlichen Aussenmauer befindliche uberlebensgrosse Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1930 als Ehrenmal fur die im Ersten Weltkrieg gefallenen Burger aus Elte Eine Arbeit der Munsteraner Kunstler Franz Ruther und Adolf Rosenberg in Wrexener Sandstein Orgel Bearbeiten nbsp Die Fleiter Orgel im Jahr 2020 2023 abgebaut Einigen Dokumenten des Gemeindearchivs zufolge erhielt die Kirche ihre erste Orgel im Jahr 1777 Der Orgelbauer Friedrich Ludwig Heilmann aus Herbern lieferte gegen den Preis von 513 Reichstalern ein einmanualiges Instrument mit 8 Registern und angehangtem Pedal Diese Orgel wurde gegen 1880 durch ein neues Instrument mit gleicher Anzahl an Registern ersetzt welches wiederum 1912 durch den Orgelbauer Friedrich Fleiter aus Munster umgebaut und erganzt wurde Die Register blieben unverandert jedoch wurde ein neues Geblase neue Windladen der Spieltisch und die Trakturen erneuert Schlussendlich wurde diese Orgel im Jahr 1958 ausgebaut und ins nahegelegene Riesenbeck verkauft wo sie mittlerweile uber hundertjahrig bis 1988 ihren Dienst versah Das folgende Instrument wurde sodann von der Orgelbaufirma Gebr Stockmann aus Werl erstellt Es handelte sich um eine Kegelladenorgel mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal Das freistehende Instrument fand seine Aufstellung im alten Ostchor und verblieb dort unverandert bis 1984 Erneut wurde die Firma Fleiter aus Munster beauftragt dieses Instrument um und auszubauen Man erganzte es durch 5 Register auf insgesamt 18 klingende Stimmen einen Tremulanten und ein Schwellwerk Das komplette Instrument wurde in einem speziell dafur im Turm geoffneten Raum eingebaut der siebenachsige Prospekt die Offnung verblendend auf farblich auf die Schauseite der Orgel abgestimmten Konsolen davor installiert Der Spieltisch verblieb frei beweglich im Kirchenraum Das Instrument ist in dieser Form bis heute in Gebrauch allerdings mittlerweile in seiner Technik veraltet und in seinem Pfeifenbestand dringend renovierungsbedurftig Zu diesem Zweck fuhrt die Gemeinde ab dem Jahr 2019 eine Konzertreihe durch die die Finanzierung der Orgelrenovierung ermoglichen soll 3 Die Disposition dieses Instrumentes lautet Zufugungen von 1984 mit I Hauptwerk1 Prinzipal 8 2 Rohrflote 8 3 Prinzipal 4 4 Flote 4 5 Waldflote 2 6 Mixtur IV 1 1 3 7 Trompete 8 II Schwellwerk8 Lieblich Gedackt 8 9 Salicional 8 10 Blockflote 4 11 Prinzipal 2 12 Terz 1 3 5 13 Scharff IV 1 14 Krummhorn 8 Pedal15 Subbass 16 16 Gedackt 8 17 Choralbass 4 18 Fagott 16 Diese Orgel wurde im August 2023 abgebaut und wird durch ein gebrauchtes Instrument ersetzt das fruher St Michael in Espelkamp stand Es hat 10 Register und wurde 1992 von der Werkstatt Alfred Fuhrer in Wilhelmshaven erbaut 4 5 I Hauptwerk C g31 Praestant 8 2 Rohrflote 8 3 Oktave 4 4 Oktave 2 5 Cornett II IV 2 2 3 II Brustwerk C g36 Gedackt 8 7 Flote 4 8 Quintflote 2 2 3 9 Dulcian 8 Pedal C f110 Subbass 16 Kirchenschatz BearbeitenDie Kirche St Ludgerus verfugt trotz ihres Status als Dorfkirche uber einen ansehnlichen Kirchenschatz barockes Ziborium aus dem zweiten Drittel des 17 Jahrhunderts Turmmonstranz im Stil des 15 Jahrhunderts um 1900 Graduale Romanum von 1660 und Missale Romanum von 1751 Missale S Ecclesiae Monasteriensis von 1835 Historische Paramente aus Seidenbrokat mit Stickereien in der Formensprache der Nazarener entstanden um 1900 Pluviale mit ausserst feiner Nadelmalerei auf dem Ruckenteil Kasel in altertumlich geschnittener Bassgeigenform Marienkasel mit besonders aufwendiger Stickerei wahrscheinlich aus dem Marien Wallfahrtsort Kevelaer Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 2 Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen 1969 Rudolf Breuing und Karl Ludwig Mengels Die Kunst und Kulturdenkmaler in Rheine Teil IV Die Denkmaler in Elte Hauenhorst und Mesum Tecklenborg Verlag 2011Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Ludgerus Elte Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Franz Greiwe Das Amt Rheine Raum Geschichte Brauchtum Hrsg Stadt Rheine Die Kunst und Kulturdenkmaler in Rheine Teil IV Rudolf Breuing Tecklenborg Verlag 2011 https johannes der taeufer rheine de event konzertreihe zum projekt orgel in elte 2 Ein neues Kapitel in der Orgelgeschichte in Elte St Johannes der Taufer in Rheine 1 Oktober 2023 abgerufen am 23 September 2023 deutsch Beschreibung der Orgel in St Michael Espelkamp Abgerufen am 23 September 2023 52 2413 7 522346 Koordinaten 52 14 29 N 7 31 20 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Ludgerus Elte amp oldid 237566105