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St Jakob war eine Kolner Pfarrkirche Sie wurde unter dem Kolner Erzbischof Anno zwischen den Jahren 1059 und 1070 errichtet und 1534 durch einen Erweiterungsbau in Teilen ersetzt Die Kirche bestand als Bauwerk bis 1825 Anno II mit Modellen von ihm gestifteter Kloster und StifteCodex Calixtinus Liber Sancti Jacobi Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalterliche Kirche am Waidmarkt 1 1 1 Hospital und Konvent 1 2 Spatgotisches Bauwerk 1 2 1 Finanzierung und Umbau 1 2 2 Ausstattungen und Besonderheiten 1 2 3 Stiftungen und Stifter 1 3 Aufhebung und Abbruch 1 4 St Jakobs Bruderschaft 2 Heutige Kolner Jakobskirche 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenNach einer Uberlieferung soll schon unter dem Frankenkonig Dagobert um das Jahr 641 vor der Hohen Pforte der alten Romerstadt Koln ein dem heiligen Jakobus Major geweihtes Bethaus gestanden haben Ein erster belegter Nachweis zur fruhen Jakobskirche findet sich in der Vita Annonis Minor MG SS XI p 481 In dieser heisst es elegantis artificii capellam templo sancti Georgii contiguam instruxit reponens in ea quod a Roma detulerat dignum veneratione martyris Caesarii brachium Quam ut apostolici nominis dignitas celebriorem redderet in honorem sancti Jacobi sacraturus Im Mai 1070 Erzbischof Anno II brachte den Arm des hl Caesarius von Terracina nach der Kapelle des hl Jacobus 1 Mittelalterliche Kirche am Waidmarkt Bearbeiten Das von Erzbischof Anno um 1059 70 errichtete Bauwerk stand am Waidmarkt vor dem Sudtor der alten Romerstadt und war offenbar seit Anbeginn dem heiligen Jakob geweiht Der Waidmarkt lag vor der romischen Stadtmauer gegenuber der Hohen Pforte Die an ihm und in seinem Umfeld entstandenen und weiter anwachsenden Bebauungen lagen an einer durch das angrenzende Kirchspiel St Severin fuhrenden Strasse Es war die seit romischer Zeit von Koln uber die Severinstrasse und weiter uber den im Kolner Schweid gelegenen Judenbuchel Anfang des 12 Jahrhunderts vorbei nach Suden fuhrende Fernstrasse nach Bonn Der spater auch den Waidhandlern als Handelsplatz dienende Markt war ein verbreiterter Teil der Severinstrasse wie diese fuhrte er anfanglich 1261 den Namen lata platea die Breite Strasse Spater nannte man den Markt 1316 super weitmarte dann 1320 forum xandicis und fast ein Jahrhundert spater 1408 weydtmarkt Arnold Mercator bezeichnet 1571 den Platz als Der Weismarkt 2 Der im 16 Jahrhundert im Kirchspiel St Jakob lebende Hermann von Weinsberg uberlieferte in seiner bis in die jungste Zeit erhaltenen Chronik umfassende Angaben auch zu seiner Pfarrkirche St Jakob Er bezeichnete sie aber auch etwas geringschatzig als einer seir schlechter lantkirchen nit ungemeiss oben das corpus mit brettern bekleidt Sein Grossvater Gottschalk von Schwelm gelangte hier durch Wahl zum Kirchmeister ins hochste von Laien verwaltete Kirchenamt 3 Das am Waidmarkt erbaute schlichte Bauwerk dessen altes Langhaus flach gedeckt war hatte eine kleine mit einem Fenster versehene Apsis und einen Turm aus Tuffstein Dieser stand im Westen uber einem Seitenschiff und war mit einem stumpfen bleigedeckten Dach gekront Er war ein wenig niedriger gehalten als der der benachbarten Stiftskirche St Georg 4 Hospital und Konvent Bearbeiten Etwas spater waren auch westlich des Waidmarkte religiose Gemeinschaften ansassig geworden so seit der Mitte des 13 Jahrhunderts eine erste Kolner Ordensniederlassung der Karmeliter Fur das Jahr 1251 ist ein Hospital St Georg belegt Aus diesem soll dann der 1350 erstmals erwahnte Konvent S Jakob hervorgegangen sein Die Gebaude und eine Kapelle an der Westseite des Waidmarktes gelegen sind gegenuber den beiden Kirchen im Karree der vrouwenbruderen und Buttegass wohl die spateren Weissbuttengasse auf der Stadtansicht Arnold Mercators deutlich erkennbar 5 Spatgotisches Bauwerk Bearbeiten nbsp St Jakob links um 1664 65 nbsp St Jakob und St Georg Mercator 1571Das der alten annonischen Kirche St Jakob benachbarte Stift St Georg liess 1532 einen Teil seines Hofes abbrechen und schuf so Platz fur eine Erweiterung und Umgestaltung der fur die angewachsene Glaubigenschar zu klein gewordenen mittelalterlichen Kirche Unter der Leitung des Kirchmeisters 6 Christian von Weinsberg dem Vater Hermanns wurde 1534 mit dem Umbau zu einer mehrschiffigen spatgotischen Basilika begonnen Finanzierung und Umbau Bearbeiten Finanziert wurde der Bau uberwiegend durch Spenden des Fassbinders und Kirchenmeisters Georg von Altena 1548 und weiteren Zuwendungen des ihm im Amt folgenden Christian Weinsberg 1489 1549 sowie des Weinkaufmanns Ratsherren und Kirchmeisters Peter Newenar 1562 Werkmeister des Bauwerks war Tilman von der Urdenbach Die alte Apsis ersetzte dann ein grosserer funfseitiger Chor mit sudlich angefugter Gerkammer Nach der Weihe des 1537 fertiggestellten nach Osten ausgerichteten Hochchores erfolgte die Weihe des Hochaltars Danach begann man mit der Erneuerung des Langhauses Dieses bildete nach den Umbauten aus drei schmalen mittleren Schiffen eine dreischiffige und funfjochige Halle der die rechteckig schliessenden Seitenschiffe angegliedert wurden Der zuvor schon fertiggestellte Funfseitenchor schloss das Bauwerk ab 1540 begann man mit der Errichtung eines neuen Turmes in der Achse des Mittelschiffes der mit einigen Baustopps erst nach achtjahriger Bauzeit fertiggestellt wurde Er war quadratisch und endete mit zwei Geschossen uber dem Kirchenschiff oberhalb eines umlaufenden Gesimses mit einer abschliessenden Masswerkgalerie die einen flachen Helm bei Mercator erkennbar umschloss Im Jahr 1552 liess das Stiftskapitel St Georg die Kirchen mit einem uberwolbten Gang verbinden der in das Westjoch des sudlichen Seitenschiffs von St Jakob fuhrte Um 1561 stattete man den Turm an seiner der Stadt zugewandten Seite mit einem neuen Uhrwerk aus Die Uhr war mit Zifferblatt und Glockenschlag ausgerustet und veranlasste Hermann von Weinsberg in seiner Chronik zu der Bemerkung Dies Werk hat viel Leuten wonder wal gefallen etlichen Geistlichen ubel Die alten schadhaften Steintreppen vor dem westlichen vierjochigen Seitenschiff wurden abgebrochen und 1568 rechts des Portals eine neue Treppe angelegt Danach entstand der nun bis zur westlichen Turmfront vorgezogene von einem Kreuz gekronte Giebel des nordlichen Seitenschiffs 1573 wurden unter der Leitung des Hermann von Weinsberg im Inneren der Kirche Veranderungen durchgefuhrt Er liess die Turmhalle zur Aufnahme einer Orgel mit einer holzgestutzten Empore ausstatten Zur gleichen Zeit wurde in Hohe der Sudempore ein neues Fenster gebrochen und die Fenster der Nordseite erneuert Um 1615 wurde durch Meister Jorgen von Herscheid das Dachwerk des Turms erneuert Nach Abschluss dieser Baumassnahmen hatte die Kirche den ausseren Zustand den der Maler Finkenbaum in seiner Zeichnung um 1664 65 darstellte Bis zum Ende der Kirche fanden nur noch geringe Veranderungen des Bauwerks statt Die spatgotische Brustung mit ihrem Masswerk und den Eckwasserspeiern des Turmdaches erhielt eine einfache Attika im klassizistischen Stil des ausklingenden 18 Jahrhunderts Ausstattungen und Besonderheiten Bearbeiten nbsp Kruzifix um 1440 wahrscheinlich aus St JakobBei dem heute in der nordlichen Vorhalle der St Georgskirche aufgestellten Kruzifix geht man davon aus dass das Kreuz aus der benachbarten Pfarrkirche St Jakob stammt und im Zuge des Abrisses dieser Kirche nach St Georg gelangte 7 Es ist eines der wenigen noch vorhandenen Kunstobjekte der niedergelegten Kirche Die Kirche war mit mehreren Altaren ausgestattet Angaben hierzu entstammen der Beschreibung Weinsbergs Danach erhielt der 1537 geweihte Hochaltar 1619 ein neues Kreuzigungsbild welches von der Familie von Merheim gestiftet wurde Der Altar war im Chor der Kirche so aufgestellt dass ein Umgang ermoglicht war An der Sudseite stand ein Sakramentshaus Ein erhaltenes Beispiel dieser Sakramentshauser des 16 und fruhen 17 Jahrhundert in Koln befindet sich unter den Kirchenschatzen in St Georg welches der Aufbewahrung des Allerheiligsten diente Das Mittelschiff beherbergte zwei weitere Altare es war der Annen und der Marienaltar letzterer wurde schon 1362 erwahnt 8 Der Michaelsaltar befand sich auf der Sudempore nach Weinsberg uff s Michaelsleuf oder gewolfs Dort versammelten sich die Kirchmeister zu einer anberaumten Neuwahl Gegenuber auf der Nordempore war ein dem heiligen Hubertus geweihter Altar aufgestellt Weinsberg beschrieb ihn als Von alters daher wurde angenommen bei diesem handele es sich um ein schon vor dem Umbau des 16 Jahrhunderts vorhandenes Ausstattungsstuck Am Westende des sudlichen Seitenschiffs stand der Mathiasaltar ihm gegenuber auf der Ostseite der Altar des Martyrers Blasius Zwischen diesen beiden Altaren befand sich dem Mittelschiff zugewandt die Kanzel An der Ostwand des Nordschiffs gab es einen der heiligen Katharina geweihten Altar ihm gegenuber an der Westseite am Eingang wurde der Ritus der Taufe vollzogen 4 Stiftungen und Stifter Bearbeiten nbsp Mittelteil des Triptychons aus der Turmhalle der 1803 geschlossenen Kirche St Jakob Zeughaus Koln Um den Bau einer mittelalterlichen Pfarrkirche zu realisieren bedurfte es vor allem wohlhabender Geldgeber So wie beispielsweise die ebenfalls spatgotische einige Jahre zuvor auf Resten des 12 Jahrhunderts erneuerte Kirche St Peter wurde auch St Jakobs Umbau durch grosszugige Spenden des Kolner Patriziats ermoglicht 9 Das Grundstuck hatte die Stiftkirche die in der Folge auch die Pfarrer stellte gegeben Geldgeber waren die Familien Peter von Neuenahr Georg von Altena und Heinrich Kruft genannt Krudener auch mit C geschrieben der auch den Mathiasaltar stiftete Dieser war ein wohlhabender Kolner Burger und mehrfacher Burgermeister der Stadt Kruft starb am 24 September 1590 und wurde im Familiengrab der Cruderer von Kruft unter dem Chor von St Jakob beigesetzt Ebenfalls im Totenkeller der Gruft der Kirche bestattet waren die Eheleute Franziscus Brassart und Agatha Merzenich Brassart ebenfalls ein Burgermeister der Stadt stiftete der Kirche einen Altar den der Weihbischof Blavier von Luttich 1678 weihte 4 Die Kirche war auch die spatere Grabstatte des am Blaubach in Sichtweite von St Jakob wohnenden zeitweiligen Ratsherren der Farbergaffel sowie Kolner Chronisten Weinsberg der 1597 unter dem Turm der Kirche bestattet wurde Die Turmhalle schmuckte ein Altarbild des Malers Barthel Bruyn welches dieser im Auftrage der Stifterfamilie Weinsberg 1556 57 gemalt hatte 4 Aufhebung und Abbruch Bearbeiten nbsp Protokollbuch der Mairie 1808 hier zum ruinosen Zustand der KircheSt Jakob wurde 1803 im Zuge der Sakularisation geschlossen und dann als Magazin genutzt die Betreuung der Gemeinde ubernahm die alte romanische St Georgkirche die selbst ihren Status als Stiftskirche verloren aber die Pfarrrechte erhalten hatte Die erst im Jahr 1540 teilweise neu gegossenen Glocken der Jakobskirche erhielt die Pfarrkirche St Alban in Liblar sie sind heute dort jedoch nicht mehr verifizierbar Nach ersten stadtischen Planungen sollte dem Bau der Georgstrasse die zwischen den beiden Kirchen verlaufen sollte lediglich das sudliche Seitenschiff der Jakobskirche geopfert werden und dann die Arkaden zum Mittelschiff vermauert werden 1809 ging die Kirche in den Besitz der Stadt uber und das Bauvorhaben Georgstrasse wurde realisiert Ein aus dieser Zeit vorhandener Grundriss veranschaulicht die Restkirche die nun als Kornspeicher diente Dennoch wurde etwa 15 Jahre spater mit Zustimmung der preussischen Regierung die alte Kirche St Jakob auf Abbruch versteigert und dann 1825 niedergelegt Auch der der Kirche gegenuberliegende Jakobuskonvent wurde Opfer der Sakularisation Er wurde aufgehoben und seine Baulichkeiten der Kolner Armenverwaltung ubereignet Von dieser wurde die Immobilie 1833 verkauft 5 St Jakobs Bruderschaft Bearbeiten nbsp Beati Jacobi Die am Waidmarkt stehende Kolner Pfarrkirche St Jakob war auch Patronatskirche der Kolner Bruderschaft der Waidhandler Waid wurde als Farberpflanze von den Blaufarbern am Kolner Blaubach fur das dort produzierte Kolner Blau verwandt Hermann von Weinsberg war wie sein Vater Christian Bannerherr der Farbergaffel Schwarzhaus 10 Etwa dort wo einst sie Kirche St Jakob stand und 1894 der von dem 1913 in Koln verstorbenen Bildhauer Wilhelm Albermann geschaffene Hermann Joseph Brunnen errichtet wurde steht heute eine Informationstafel der Deutschen St Jakobus Gesellschaft Sie verweist auf die Sehenswurdigkeiten der Kolner Station Waidmarkt am Jakobsweg Heutige Kolner Jakobskirche BearbeitenEine Kolner Pfarrkirche mit dem gleichen Patrozinium befindet sich im Stadtteil Koln Widdersdorf Dabei handelt es sich um einen schlichten spatbarocken Backsteinbau aus dem Jahr 1745 Literatur BearbeitenCarl Dietmar Die Chronik Kolns Chronik Verlag Dortmund 1991 ISBN 3 611 00193 7 Ludwig Arentz H Neu und Hans Vogts Paul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln Band II Erweiterungsband die ehemaligen Kirchen Kloster Hospitaler und Schulbauten der Stadt Koln Verlag L Schwann Dusseldorf 1937 Nachdruck 1980 ISBN 3 590 32107 5 Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter Bonn 1910 Erich Meuthen Die alte Universitat Koln Koln Wien 1988 Adam Wrede Neuer Kolnischer Sprachschatz 3 Bande A Z Greven Verlag Koln 9 Auflage 1984 ISBN 3 7743 0155 7Einzelnachweise Bearbeiten Kracht Hans Joachim Torsy Jakob Reliquiarium Coloniense Franz Schmitt Siegburg 2003 Adam Wrede Band III S 267 Wolfgang Herborn Die Familie von Schwelm von Weinsberg Entwicklungsstufen einer bauerlichen Familie im grossstadtischen Milieu an der Schwelle zur Neuzeit Hrsg In Beitrage zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung Band 32 1982 S 15 a b c d Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz im Auftrage des Provinzialverbandes Koln II 1 S 46 a b Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter Bd II Sp 50 b Ein von Weinsberg angelegtes Amtsbuch der Kirchmeister von St Jakob befindet sich im Historischen Archiv des Erzbistums Koln Forderverein Romanische Kirchen in Koln Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz im Auftrage des Provinzialverbandes Koln II 1 S 46 Verweis auf Schreinsbuch 299 f 1296 b Carl Dietmar S 158 Swartzenhuysse Schwarz en haus Kaufleutegaffel benannt nach ihrem Gaffelhaus an der Hohe Strasse Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakob Koln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deutsche St Jakobus Gesellschaft e V 50 932222222222 6 9564944444444 Koordinaten 50 55 56 N 6 57 23 4 O Normdaten Geografikum GND 7787520 5 lobid OGND AKS VIAF 2227162238565613810001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jakob Koln amp oldid 220267132