www.wikidata.de-de.nina.az
Als Sonderaktion 1005 auch Aktion 1005 oder Enterdungsaktion genannt 1 wurde das Offnen der Massengraber der zuvor ermordeten judischen Bevolkerung und Kriegsgefangener sowie die Verbrennung der exhumierten Leichen bezeichnet die in den Vernichtungslagern Kulmhof Belzec Sobibor und Treblinka sowie in zahlreichen Massengrabern der Einsatzgruppen vergraben worden waren Auch die sterblichen Uberreste der Sinti und Roma Behinderter Psychiatriepatienten und aller die massenhaft als Partisanen oder Widerstandler erschossen erschlagen oder vergast worden waren sollten spater nicht mehr aufzufinden sein Ziel war moglichst alle Beweise zu vernichten die uber das Ausmass des Volkermords und einzelne Massaker Auskunft geben konnten Die Aktion wurde in den Jahren von 1942 bis 1944 unter Leitung des Reichsministeriums fur die besetzten Ostgebiete vorwiegend in der Ukraine und in Polen durchgefuhrt Alle an der Aktion beteiligten Einheiten erhielten die Bezeichnung Sonderkommando 1005 bzw Leichenkommando Die Sonderkommandos 1005 erhielten Unterstutzung von Einheiten des Sicherheitsdienstes und der Ordnungspolizei Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Durchfuhrung 3 Vernichtungslager 4 Nach dem Krieg 4 1 Nurnberger Prozesse 4 2 Hamburger Prozess 4 3 Stuttgarter Prozess 5 Literatur 6 Dokumentarfilme 7 Weblinks 8 EinzelnachweisePlanung Bearbeiten nbsp Paul Blobel Leiter des Sonderkommandos 1005 nbsp Mahnmal KZ Plaszow Die Planung der Sonderaktion 1005 begann wahrscheinlich im Januar 1942 als Reinhard Heydrich den bislang als Kommandofuhrer des Einsatzkommandos 4a eingesetzten SS Standartenfuhrer Paul Blobel zu einem Treffen nach Berlin einbestellte Im Marz oder April 1942 erhielt Blobel von Heinrich Muller im Reichssicherheitshauptamt nahere Instruktionen und wurde als Leiter eines Sonderkommandos 1005 eingesetzt Das Aktenkurzel 1005 hatte Muller in einem Schreiben vom 28 Februar 1942 an Martin Luther vom Auswartigen Amt als Geschaftszeichen verwendet 2 Muller etablierte die im Entstehen begriffene Dienststelle aus Tarnungsgrunden unter diesem Aktenkurzel 3 Blobel besass kein eigenstandiges Stabsquartier in Berlin Seine Aktenverwaltung liess Blobel im Eichmannreferat erledigen Wenn er sich in Berlin aufhielt diente ihm das SD Gastehaus Am Grossen Wannsee 56 58 das Haus der Wannseekonferenz als Unterkunft und Organisationszentrale 4 Sein erstes Quartier nahm er in Litzmannstadt Eine systematische Spurenbeseitigung organisierte Paul Blobel indem er die ortlichen Gendarmerie Gebietsfuhrer anwies ihm Listen derjenigen Orte zu schicken an denen die Leichen verscharrt worden waren Diese Unterlagen sollten letztendlich vernichtet werden jedoch gerieten einige Dokumente trotzdem in die Hande der Sowjets und wurden teils sogar im sowjetischen Rundfunk verlesen 5 Die Beseitigung der Spuren war mehrfach motiviert Zum einen wollten die Nationalsozialisten Beweismaterial vernichten da bei den Alliierten schon entsprechende Geruchte kursierten und Ruckschlage bei der Kriegsfuhrung nicht ausgeschlossen werden konnten Das vorrangige Motiv war allerdings dass in Kulmhof in Treblinka und den Massengrabern bei Bunker I und II im KZ Auschwitz Birkenau Verwesungsgase und ubelriechende Flussigkeiten an die Oberflache kamen Eine Vergiftung des Grundwassers sollte ausgeschlossen werden Vereinzelt wurde auch befurchtet dass zukunftige Generationen die Massenmorde nicht verstehen und nicht billigen konnten 6 Durchfuhrung Bearbeiten nbsp Zwangsarbeiter der Sonderaktion 1005 posieren vor einer Knochenmuhle im Lager Janowska August 1944 Paul Blobel verbrachte im Vernichtungslager Kulmhof der ersten deutschen Todesfabrik den Sommer 1942 damit Moglichkeiten zur Beseitigung der Leichenmassen auszuprobieren Er liess die Leichen ausgraben der Terminus technicus lautete Enterdung und benutzte sie fur seine Experimente Zunachst wurden sie gezahlt und alle Wertgegenstande insbesondere das Zahngold an die Reichsbank abgefuhrt Judische Haftlinge und spater auch zum Tode verurteilte Strafgefangene im Taterjargon als Figuren oder Tote auf Urlaub bezeichnet mussten die Korper der Ermordeten auf verschiedene Art und Weise in Brand setzen Zunachst in den freigelegten Leichengruben spater auf offenem Gelande kamen beispielsweise Flammenwerfer und Thermitbomben zum Einsatz Mit Handstosseln mussten ubriggebliebene Knochen zerkleinert oder mit Muhlen zu Asche gemahlen werden 7 Haftlinge die sich dieser Arbeit widersetzten oder unter der Last zusammenbrachen wurden von ihren Bewachern meist gewohnlichen Polizisten durch einen Genickschuss getotet Ohnehin durfte um der Geheimhaltung willen keiner von ihnen uberleben Blobel gab den Befehl aus jedes dieser Haftlingskommandos nach zwei Wochen zu liquidieren und durch neue Figuren zu ersetzen 8 Beseitigungsversuche mittels Sprengstoff waren in diesem Zusammenhang nicht erfolgreich Auch mehrere der errichteten Versuchsofen in denen Holz oder Benzin als Brennmaterial verwendet wurde arbeiteten nicht effizient genug Im Sommer 1942 schloss Blobel seine Experimente ab Als wirksame Beseitigungsmethode hatte er ein Verbrennungsverfahren entwickelt bei dem uber einem Rost aus Eisenbahnschienen Leichen und Brennholz im Wechsel aufgeschichtet und dann mit einem Brandbeschleuniger z B Benzin ubergossen wurden An jedem gewunschten Ort liessen sich fortan gewaltige Scheiterhaufen errichten Die Verbrennungsruckstande wurden in einer Knochenmuhle zermahlen und in den umliegenden Waldern verstreut Im Mai 1943 befahl der Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler die Abascherung der gesamten Ostfront wobei die Asche so zu zerkleinern sei dass spater niemand mehr erkennen konne wie viele Korper verbrannt worden waren Die Verbrechen der deutschen Besatzung speziell die Menschenvernichtung durch die Einsatzgruppen der SS und der Polizeibataillone sollten unerkennbar werden Blobel bildete daraufhin spatestens im Juni 1943 im Zwangsarbeitslager Lemberg Janowska das Sonderkommando 1005 das judische Arbeitskommandos die die Arbeit ausfuhren mussten befehligte 9 Die Arbeitskommandos waren in drei Gruppen aufgeteilt Die erste Gruppe hob die Leichen mit Eisenhaken aus den Massengrabern die zweite transportierte die Leichen zum Feuer und die dritte Gruppe fahndete nach Zahngold und versteckten Ringen Die bei der Verbrennung anfallenden Knochenreste wurden mit Strassenwalzen zermalmt oder mit einer Kugelmuhle zerkleinert und anschliessend verstreut Neben Paul Blobel waren einsatzfuhrende SS Angehorige die Scharfuhrer Johann Rauch Arthur Harder Walter Schallock und Oberwachtmeister Kepick Letztere waren Angehorige des SD Sicherheitsdienst der SS Die Uberwachung der 129 eingesetzten Zwangsarbeiter ubernahmen 70 Schutzpolizisten eines Polizeiregiments Ende Marz 1944 kam die Rote Armee dem Sonderkommando 1005 bedrohlich nahe Als unliebsame Zeugen wurden die Haftlinge der Arbeitskommandos ermordet Um die weiter im Osten befindlichen Graber zu enterden erweiterte Blobel seinen Stab und liess mobile 1005 Kommandos aufstellen Diese bestanden aus Angehorigen der Gestapo Kriminalbeamten und Schutzpolizisten Auch auf Angehorige der Einsatzgruppen des Reichssicherheitshauptamts RSHA wurde zuruckgegriffen Diese Einheiten hatten das Gros der Massenmorde im Ostfeldzug zu verantworten In Lemberg und bei Mogilew entstanden eigene Schulungszentren wo angehende 1005 Fuhrer die richtige Vorgehensweise beim Verbrennen von Leichen einubten Um jene mit Toten zu versorgen wurden Hinrichtungen am Ort durchgefuhrt 8 Die Fortschritte bei den Enterdungen wurden getarnt als unverfangliche Wettermeldungen ubermittelt Als Niederschlagsgebiete bezeichnete man die Orte der Massengraber die Menge der Leichen wurde als Wolkenhohe beziffert Die Zahl der nach Abschluss der Arbeiten ermordeten Haftlinge titulierte man als Regenmenge 8 10 Im Juli 1943 fuhr Blobel nach Kiew um von dort aus die Massengraber im Operationsgebiet der Einsatzgruppen C und D beseitigen zu lassen In Kiew setzte er ein Kommando 1005 A ein das aus zehn SD Angehorigen und 60 Ordnungspolizisten bestand Leiter war bis Februar 1944 Hansfritz Sohns In Dnepropetrowsk stellte er ein Kommando 1005 B auf Beide Kommandos waren zur Spurenbeseitigung in Babyn Jar eingesetzt An anderen Stellen wurde zur Beseitigung von Massengrabern auch ein Schaufelbagger eingesetzt Nach Abschluss der Arbeiten wurden die Haftlinge in den Arbeitskommandos erschossen in einigen Fallen verwendeten die Tater fur die Ermordung auch Gaswagen Max Thomas der oberste RSHA Reprasentant in der Ukraine nannte die Aktion einen Narrenauftrag Zu gross war die Zahl der zu entleerenden Erschiessungsgruben und daruber hinaus war deren genaue Lage mitunter unbekannt Zudem gelang einigen 1005 Gefangenen die Flucht sodass die Geheimhaltung nicht mehr moglich war bzw gewahrleistet werden konnte Den Spurenbeseitigern lief die Zeit davon 8 Die militarische Lage verhinderte schliesslich die restlose Beseitigung von Massengrabern in der Ukraine Um von der Aktion 1005 abzulenken und zugleich einen Keil zwischen die Alliierten zu treiben gab das Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda 1943 den Fund der ca 20 000 Leichen des von den Sowjets verubten Massakers von Katyn bekannt Zugleich wurde ab Herbst 1943 die Vertuschung der eigenen Verbrechen in der Ukraine umso intensiver betrieben Am Mittelabschnitt der Ostfront erhielten die Einheiten der Wehrmacht Order ihre Stellungen so lange zu verteidigen bis die Arbeit der 1005er hinter der Frontlinie beendet war Das Grauen vollzog sich hinter Sichtschutzwanden in schier endloser Wiederholung Graber offnen Tote herauszerren Wertsachen sicherstellen Leichen aufschichten und verbrennen Knochen zerschlagen Asche verstreuen Frisch gesetzte Baumschosslinge tarnten anschliessend die Gelande der ungezahlten Massengraber Letztlich mussten die 1005er immer mehr Leichengruben zurucklassen weil die Front naher ruckte und sie mit der Arbeit nicht hinterherkamen Im April 1944 wurden die Manner des Sonderkommandos 1005 A in Lemberg zusammengefasst sie erholten sich in Zakopane und nahmen ihre Tatigkeit danach im Generalgouvernement wieder auf Das Einsatzkommando 1005 B traf wenig spater ebenfalls dort ein 11 Ein Sonderkommando 1005 Mitte auch Sonderkommando C genannt war uberwiegend im Bezirk Bialystok spater in Maly Trostinez tatig Ihm gehorte u a Adolf Rube an Weitere Enterdungskommandos setzte Blobel in Belarus ein wobei er auf Manner zuruckgriff die fruher in Einsatzkommandos tatig gewesen waren Seit Spatsommer 1943 wurde das Enterdungskommando im Baltikum tatig schwerpunktmassig bei Ponary und im Fort IX von Kowno 12 Der flachendeckende Einsatz durch die Teilkommandos D und E in Lettland setzte im Marz 1944 ein Im Generalgouvernement bildete Blobel keine mobilen Kommandos Er rief im Herbst 1943 die Kommandeure der Sicherheitspolizei und des SD zusammen und beauftragte sie mit der Beseitigung der Massengraber Teilweise wurden fur die neu eingesetzten Kommandofuhrer Schulungskurse in Janowska angeboten Die Quellenlage fur diesen Komplex ist schlecht der Einsatz von 17 Enterdungskommandos ist in Teilen belegt In Serbien teilweise auch auf kroatischem Gebiet begann ab Herbst 1943 die Tatigkeit des Sonderkommandos D zunachst in Semlin dann auch in Jasenovac Sie dauerte bis Mai 1944 an Die zur Spurenbeseitigung gezwungenen Haftlinge wurden sofort nach Ende der ortlichen Arbeiten als Geheimnistrager liquidiert Die Zahl der ermordeten 1005 Haftlinge aller Brandstatten durfte eindeutig im funfstelligen Bereich gelegen haben 13 Vernichtungslager BearbeitenWeitere Enterdungsaktionen fanden in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt statt Hier war Blobel jedoch nicht zustandig Der Kommandant von Auschwitz Rudolf Hoss liess sich am 17 September 1942 in Kulmhof die Verbrennungsmethoden vorfuhren und wandte diese zwischen Ende September und Ende November 1942 sowie 1944 in Birkenau an Hinweise gibt es auch auf Kontakte von Blobel zu Christian Wirth 14 Auch die Abertausenden Toten in den Lagern Belzec Treblinka und Sobibor wurden fortan nach Blobels Scheiterhaufen Methode verbrannt 15 8 Nach dem Krieg BearbeitenNurnberger Prozesse Bearbeiten Blobel sagte in einem der Nurnberger Prozesse dem Einsatzgruppen Prozess aus Er wurde ausschliesslich wegen seiner Verbrechen als Chef des Sonderkommandos 4a der Einsatzgruppe C angeklagt zum Tod durch den Strang verurteilt und am 7 Juni 1951 hingerichtet Die Aktion 1005 war nicht Gegenstand des Verfahrens 8 In einer eidesstattlichen Erklarung bezeugte er gegenuber dem amerikanischen Militargericht dass sich seine Aufgabe befehlsgemass uber das ganze Gebiet der Einsatzgruppen erstrecken sollte er jedoch wegen des deutschen Ruckzuges aus der Sowjetunion nicht zur Gesamtdurchfuhrung seines Befehls gekommen sei 16 Einige Haftlinge der Arbeitskommandos konnten entkommen und spater bei Prozessen in Polen und Deutschland als Zeugen gehort werden Hamburger Prozess Bearbeiten Zwischen November 1967 und Februar 1968 fand am Hamburger Landgericht ein Prozess gegen drei Tater Max Krahner Otto Goldapp und Otto Drews statt Vertreter der Anklage war Oberstaatsanwalt Kurt Tegge Er hatte eine 540 Seiten umfassende Anklageschrift verfasst die laut Historiker Andrej Angrick zu den besten Anklagen in NS Verfahren gehort die ich gesehen habe Die Ermittlungsakten die zum Verfahren mit dem Aktenzeichen 141 Js 204 60 fuhrten umfassten mehr als zehntausend Seiten 17 18 Krahner ein ehemaliger SS Hauptsturmfuhrer Goldapp und Drews beide Polizisten wurden wegen der Ermordung von 500 polnischen und sowjetischen Zwangsarbeitern des Leichenkommandos im Zusammenhang mit der Sonderaktion 1005 angeklagt Die Rekrutierung der Zwangsarbeiter fur das Kommando erfolgte unter dem falschen Versprechen einer spateren Freilassung Die Haftlinge mussten 1943 und 1944 in Belarus und in der Umgebung der polnischen Stadt Bialystok die Leichname von zehntausenden dort Ermordeten exhumieren und verbrennen Nach Beendigung der Sonderaktion wurden die 500 Zwangsarbeiter durch Vergasung Erschiessung oder mittels Sprengstoff ermordet Am 9 Februar 1968 endete der Prozess mit der Verurteilung der drei SS Angehorigen zu lebenslangen Haftstrafen 19 Max Krahner wurde 1977 begnadigt und starb erst 1997 im Alter von 93 Jahren Otto Goldapp geboren 1896 kam schon 1975 aus dem Gefangnis frei und lebte noch bis 1984 Otto Drews verliess das Gefangnis bereits 1973 als Freiganger Als er ein Jahr spater wieder inhaftiert werden sollte nahm er sich mit 65 Jahren das Leben Oberstaatsanwalt Tegge wurde 1971 in die Verkehrsabteilung versetzt angeblich aus Fursorge wie der damalige Justizsenator Ernst Heinsen SPD mitteilte So blieb die Aktion 1005 sein einziger NS Fall 20 Stuttgarter Prozess Bearbeiten Das Landgericht Stuttgart verhandelte vom 9 Dezember 1968 bis zum 13 Marz 1969 gegen vier Angeklagte denen vorgeworfen wurde nach Abschluss von Enterdungsaktionen die daran beteiligte Zwangsarbeiter ermordet zu haben Die fortgesetzte Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens 530 Fallen wurde dem Hauptangeklagten Hans Friedrich Sohns angelastet einem 61 jahrigen gelernten Juristen und einstigen SS Sturmbannfuhrer Mit angeklagt waren der 66 jahrige fruhere SS Hauptsturmfuhrer Fritz Zietlow sowie Walter Helfsgott und Fritz Kirstein 21 Nach Feststellung des Gerichts hat Sohns zwischen Ende Juli 1943 bis Januar 1944 an der Totung von mindestens 250 Menschen in Babij Yar und mindestens 30 im Bereich Nikolajew mitgewirkt Auf Befehl seiner nationalsozialistischen Vorgesetzten exekutierte Sohns die zwangslaufig zu Geheimnistragern werdenden judischen und fremdvolkischen Zwangsarbeiter Als uberzeugter Nationalsozialist sah er diese Menschen zudem fur rassisch minderwertig an 22 Sohns wurde wegen fortgesetzter Verbrechen der Beihilfe zum Mord an mindestens 280 Menschen zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt Der Angeklagte Zietlow hat laut Urteil zum Tod von insgesamt wenigstens 30 Menschen im Raume Nikolajew beigetragen Seine Verantwortung fallt in diesem Zusammenhang in die Einsatzzeit des Teilkommandos 1005 B im Zeitraum vom November 1943 bis zum Januar 1944 Fritz Zietlow wurde am 13 Marz 1969 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt 23 Freigesprochen wurden hingegen die beiden weiteren Mitangeklagten Fritz Kirstein war als Verwaltungsfuhrer und Kurier des Teilkommandos 1005 B tatig gewesen und erfullte damit nach Ansicht des Gerichts die Voraussetzung fur den wirksamen Einsatz aller Beteiligten und schliesslich auch fur die Totung der Arbeitshaftlinge ein strafrechtlich relevantes Verhalten des Angeklagten im Hinblick auf den Tod der Gefangenen liesse sich daraus jedoch nicht ableiten 24 Der Angeklagte Walter Helfsgott habe sich nach Ansicht des Gerichts nicht am eigentlichen Exekutionsplatz aufgehalten sondern sich um die aussere Absperrung gekummert Es liesse sich nicht ausschliessen dass er Befehlen allein deshalb gefolgt sei weil er andernfalls an eine gegenwartige Gefahr fur sein Leben geglaubt habe Die vorsatzliche Beteiligung Helfsgotts an den Totungshandlungen sei aufgrund des Notigungsstandes des 52 StGB in der putativen Form entschuldigt 25 Der 1 Strafsenat des Bundesgerichtshofs verwarf am 17 August 1971 die Revision an Stelle der verhangten Zuchthausstrafen traten jeweils Freiheitsstrafen von gleicher Dauer Den beiden Verurteilten wurde zudem fur die Dauer von funf Jahren die Fahigkeit aberkannt offentliche Amter zu bekleiden 26 Literatur BearbeitenAndrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichssache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Wallstein 2018 Zwei Bande 1381 Seiten ISBN 978 3 8353 3268 3 Alexander Brakel Der Holocaust Judenverfolgung und Volkermord Deutsche Geschichte im 20 Jahrhundert Bd 9 Bebra Berlin 2008 ISBN 3 89809 409 X auch als TB verlegt das Personen Register ist online lesbar S 157 159 Jens Hoffmann Hrsg Diese ausserordentliche deutsche Bestialitat Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten Augenzeugenberichte und Gesprache KVV Konkret Hamburg 2013 ISBN 978 3 930786 67 1 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen Aktion 1005 Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten ISBN 978 3 930786 53 4 Konkret Texte 46 47 Ermittlung Laura Notheisen Zum Holocaust in der Ukraine Babyn Jar und die Aktion 1005 im Spiegel von Vernehmungsberichten Hartung Gorre Verlag Konstanz 2015 ISBN 978 3 86628 554 5 Leon W Wells Ein Sohn Hiobs Ubersetzt von Hans Theo Asbeck Hanser Munchen 1963 Heyne TB 1982 ISBN 3 453 01050 7 Zentrale Judische Historische Kommission Hrsg Im Feuer vergangen Tagebucher aus dem Ghetto Aus dem Polnischen von Viktor Mika Rutten amp Loening Berlin 1958 Mehrere Auflagen auch in anderen Verlagen enthalt u a Die Todesbrigade Aufzeichnungen des Leon Weliczker Wells der vom 15 Juni 1943 bis zum Tag seiner Flucht am 20 November einem Enterdungskommando der Sonderaktion 1005 zugeteilt war Dokumentarfilme BearbeitenNS Geheimkommando 1005 Wie die Nazis ihre Grauel vertuschten 52 Min Regie und Drehbuch Ingolf Gritschneder Deutschland 2022 27 28 29 Weblinks BearbeitenSonderaktion 1005 auf Deathcamps org Die Besetzung Ost Europas Janowska Andrej Angrick Das grosse Vertuschen In Die Zeit Nr 34 2019 15 August 2019 Seite 16 Enterdungsaktion in Riga Dieses Massengrab ubersahen die Tatortreiniger der SSEinzelnachweise Bearbeiten vgl zur Wortbedeutung enterden Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Lfg 3 1859 Bd III 1862 Sp 512 Z 31 Abgerufen am 3 Januar 2023 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen Aktion 1005 Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten Hamburg 2008 ISBN 978 3 930786 53 4 S 81 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Eine geheime Reichsache im Spannungsfeld von Kriegswende und Propaganda Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 1 S 85 Andrej Angrick Motive und Strategie Heydrichs fur die Wannsee Konferenz In Norbert Kampe Peter Klein Hrsg Die Wannsee Konferenz am 20 Januar 1942 Dokumente Forschungsstand Kontroversen Koln 2013 ISBN 978 3 412 21070 0 S 257 Dokument VEJ 8 282 S 686f In Bert Hoppe Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 8 Sowjetunion mit annektierten Gebieten II Berlin 2016 ISBN 978 3 486 78119 9 sowie dort S 42 43 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen S 82 mit Anm 100 Hinweis auf entsprechende Bemerkung Herbert Lindens von der T4 gegenuber Odilo Globocnik Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 1 S 103 121 a b c d e f Andrej Angrick Das grosse Vertuschen in Die Zeit vom 15 August 2019 S 16 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen S 12 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 1 S 365 367 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 1 S 469 und 483 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 2 S 695 717 und 721 732 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 2 S 1213 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen S 11 Andrej Angrick Aktion 1005 Spurenbeseitigung von NS Massenverbrechen 1942 1945 Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3268 3 Bd 1 S 225 275 Richard Rhodes Die deutschen Morder Die SS Einsatzgruppen und der Holocaust Bergisch Gladbach 2004 ISBN 3 7857 2183 8 S 388 ff Christiaan Frederik Ruter Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 27 Die vom 14 12 1967 bis zum 30 04 1968 ergangenen Strafurteile lfd Nr 662 672 Amsterdam University Press Amsterdam 2003 S 622ff Per Hinrichs Die Tater wirkten gleichmutig und beinahe gekrankt Welt am Sonntag 20 Marz 2021 abgerufen am 21 Marz 2017 Associated Press AP Pressemitteilung 3 SS Men guilty of killing 500 body burners New York 1968 9 Februar Per Hinrichs Die Tater wirkten gleichmutig und beinahe gekrankt Welt am Sonntag 20 Marz 2021 abgerufen am 21 Marz 2017 Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 693f Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 757 und 774 Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 795 Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 770 771 Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 791 Christiaan F Ruter D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Band 31 Die vom 31 10 1968 bis zum 14 03 1969 ergangenen Strafurteile lfd Nr 694 702 Amsterdam University Press Amsterdam 2004 lfd Nr 701 S 795 NS Geheimkommando 1005 Wie die Nazis ihre Grauel vertuschten In DasErste de Abgerufen am 18 Dezember 2022 NS Geheimkommando 1005 Wie die Nazis ihre Grauel vertuschten In Fernsehserien de Abgerufen am 18 Dezember 2022 NS Geheimkommando 1005 Wie die Nazis ihre Grauel vertuschten In Internet Movie Database Abgerufen am 18 Dezember 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonderaktion 1005 amp oldid 239356434