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49 854166666667 23 988333333333 Koordinaten 49 51 15 N 23 59 18 O Zwangsarbeits lager Lemberg Janowska Europa Zwangsarbeits lager Lemberg JanowskaZwangsarbeitslager Lemberg Janowska in der UkraineDas Zwangsarbeitslager Lemberg Janowska bei Lemberg wurde im November 1941 durch die SS im Distrikt Galizien im deutsch besetzten Polen errichtet Spater wurde es als multifunktionales Durchgangslager genutzt Viele der meistenteils judischen Haftlinge osteuropaischer bzw sowjetischer Herkunft wurden von dort in andere Zwangsarbeitslager deportiert fur das Vernichtungslager Belzec selektiert oder auch vor Ort in den Sandhugeln hinter dem Lager erschossen Daher wird das Lager Janowska manchmal auch als Vernichtungslager bezeichnet 1 Am 19 Juli 1944 wurde das Lager Janowska durch die SS aufgelost Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Zwangsarbeiterlagers 2 Ausbau 3 Lebensverhaltnisse 4 Durchgangslager 5 Lagerauflosung 6 Opferzahlen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehung des Zwangsarbeiterlagers BearbeitenIm September 1941 ubernahmen die deutschen Besatzer das Fabrikgelande an der Janowska Strasse 132 134 heute Schewtschenko Strasse Vulicya Shevchenka von Lemberg und richteten dort zunachst einen Versorgungsbetrieb fur die Wehrmacht ein Das Gebaude gehorte vor der Besatzung einem Einheimischen judischen Glaubens namens Steinhaus 2 Kurze Zeit spater wurde das Lager Teil der Deutschen Ausrustungswerke DAW einem SS Unternehmen zum Amt W unter der Leitung Oswald Pohls im SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt WVHA Es wurden zunachst Zwangsarbeiter fur die dortige Produktion eingesetzt Im Spatherbst 1941 wurde ein Teil des Gelandes als Zwangsarbeitslager Lemberg Janowska abgetrennt und vom Betriebsleiter der DAW SS Hauptsturmfuhrer Fritz Gebauer als Lagerfuhrer geleitet 3 Bereits seit der Okkupation am 30 Juni 1941 bestand daneben in Lwiw Lemberg ein grosses Sammellager von der SS als Judischer Wohnbezirk Lemberg bezeichnet Ausbau Bearbeiten nbsp Von links nach rechts Friedrich Warzok Fritz Katzmann und Heinrich Himmler im Zwangsarbeitslager Lemberg JanowskaAnfang Mai 1942 befahl Friedrich Katzmann das Lager Janowska auf dem angrenzenden Gelande zu erweitern und fur 10 000 Haftlinge auszubauen Zum 1 Juli 1942 wurde Gustav Willhaus 4 Kommandant des Zwangsarbeiterlagers Janowska das er bis zum Juni 1943 leitete und von den DAW Betrieben abgetrennt war 5 Im Marz 1943 hatte das Lager eine Frauenabteilung mit 400 Judinnen im Marz 1943 erreichte das Lager seine hochste Belegung mit bis zu 15 000 Haftlingen 6 Auch wenn zeitweilig bis zu 10 polnische und ukrainische Haftlinge untergebracht waren handelte es sich hier in erster Linie um ein Judenlager im Rahmen der so genannten Endlosung der Judenfrage Lebensverhaltnisse BearbeitenEs mangelte an hygienischer und arztlicher Grundversorgung Die Baracken waren ungeheizt und ausserst primitiv ausgestattet Die Ernahrung war unzureichend zumal an sechs Tagen der Woche jeweils zehn Stunden schwere korperliche Arbeit abverlangt wurde Zudem drohten standig Selektionen und brutale Ubergriffe an denen sich der Kommandant beteiligte 7 Die durchschnittliche Lebensdauer der KZ Haftlinge im Lager betrug nicht mehr als drei Monate falls sie nicht als Funktionshaftling oder wegen besonderer Facharbeiterqualifikation verschont blieben Nutzniesser des Zwangsarbeiterlagers waren deutsche Firmen und Wehrmachts und Rustungsbetriebe in Lwiw Lemberg Durchgangslager BearbeitenJanowska wurde zudem Durchgangslager und als Verteilerstelle fur funfzehn weitere Zwangsarbeitslager genutzt die zum Bau der militarisch genutzten Durchgangsstrasse IV von Przemysl uber Lwiw und Tarnopol in die Ukraine eingerichtet wurden 8 Bei den Massendeportationen ins Vernichtungslager Belzec wurde Janowska fur viele Juden ab Juni 1942 zur letzten Zwischenstation vor ihrer Ermordung Hier wurden die Opfer selektiert und nur einige wenige zur Zwangsarbeit zuruckbehalten 1943 wurde Janowska das daneben immer noch Arbeitslager war zugleich selbst zum Vernichtungslager Neuankommlinge wurden meistens gleich an die Mordstatten in den Sandhugeln nahe beim Lager gebracht und dort erschossen Bis Mitte Mai 1943 wurden mehr als 6000 Juden auf diese Weise ermordet 9 Ab Juli 1943 war Friedrich Warzok Lagerleiter die Wachmannschaft bestand aus rund 50 reichs und volksdeutschen SS Mannern Damit glich das Zwangsarbeiterlager Janowska zunachst vielen Konzentrationslagern im ubrigen deutschen Machtbereich in denen die Haftlinge im Sinne von Vernichtung durch Arbeit ausgebeutet oder zur Vernichtung selektiert wurden Daruber hinaus aber wurde Janowska Vernichtungslager es gab dort massenhafte Erschiessungen aber keine Gaskammern SS Standartenfuhrer Paul Blobel war mit der Spurenverwischung der Mordtaten beauftragt und stellte im Juni 1943 ein Kommando von 70 Schutzpolizisten des Polizeiregiments 23 fur die Bewachung von rund 130 judischen Haftlingen zusammen welche die Leichen exhumieren und auf Scheiterhaufen verbrennen mussten In Janowska wurden zudem SD und SiPo Beamte aus dem Generalgouvernement fur derartige Enterdungsaktionen geschult 10 Zu den judischen Haftlingen des Enterdungskommandos gehorte Leon Weliczker der ein Tagebuch fuhrte und im November 1943 in einer Gruppe aus dem Lager fliehen konnte Lagerauflosung Bearbeiten nbsp Ehemalige Zwangsarbeiter der Sonderaktion 1005 demonstrieren die Funktion einer Knochenmuhle August 1944 Fast alle Zwangsarbeiter die zu Aussenkommandos von Janowska gehorten wurden am 25 Oktober 1943 erschossen Lediglich ein Arbeitskommando das zur Enterdungsaktion eingeteilt war blieb noch verschont Im Lager selbst wurden am 19 20 November 1943 rund 4000 judische Haftlinge nach einem Massenfluchtversuch ermordet dies wird als Teil der Aktion Erntefest gedeutet 11 Das Lager wurde in den folgenden Wochen erneut mit einigen hundert polnischen ukrainischen und volksdeutschen Haftlingen wieder belegt bis es am 19 Juli 1944 vor der anruckenden Roten Armee geraumt und die Haftlinge in westlicher gelegene Lager verschleppt wurden Unter ihnen befand sich Simon Wiesenthal Opferzahlen BearbeitenDie Quellenlage macht eine genaue Bestimmung der Opferzahl fur das Konzentrationslager Janowska unmoglich Die geschatzten Zahlenwerte liegen weit auseinander Fruhe Angaben gehen davon aus dass insgesamt 300 000 bis 400 000 Juden das Lager durchlaufen haben von denen 200 000 ermordet wurden Andere Schatzungen belaufen sich auf insgesamt 50 000 Opfer Der Historiker Thomas Sandkuhler halt es fur wahrscheinlich dass es im Lager mehr Opfer gegeben habe als im KZ Majdanek Dies waren deutlich mehr als 50 000 12 Literatur BearbeitenWaitman Wade Beorn Last Stop in Lwow Janowska as a Hybrid Camp In Holocaust and Genocide Studies Jg 32 2018 Heft 3 S 445 471 Dieter Pohl Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941 1944 Organisation und Durchfuhrung eines staatlichen Massenverbrechens Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 56233 9 Volltext digital verfugbar Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941 1944 Dietz Nachfolger Bonn 1996 ISBN 3 8012 5022 9 Leon W Wells Ein Sohn Hiobs Ubers aus d Engl von H Th Asbeck C Hanser Munchen 1963 Weblinks BearbeitenDeutschlandfunk Kultur Jochen Rack Erinnerungskultur in der Ukraine Jede Stadt hat ihr eigenes Babyn Jar gesendet am 30 01 2021 als Memento gespeichert am 30 Januar 2021 deathcamps Janowska Lemberg Janowska englisch Janina Heschele Mit den Augen eines zwolfjahrigen Madchens Ghetto Lager Versteck Metropol Verlag Berlin 144 Seiten ISBN 978 3863314569 Boris Zabarko Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine Zeugnisse von Uberlebenden Metropol Verlag 1 Ausgabe 1 Dezember 2019 1100 Seiten ISBN 978 3863314750Einzelnachweise Bearbeiten Israel Gutman et al Hrsg Enzyklopadie des Holocaust 2 Aufl Munchen 1998 ISBN 3 492 22700 7 Bd 2 S 657 deathcamps Janowska Filip Friedmann Die Vernichtung der Lemberg Juden In Frank Beer Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Nach dem Untergang Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944 1947 Berichte der Zentralen Judischen Historischen Kommission S 27 64 hier S 55 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien Bonn 1996 ISBN 3 8012 5022 9 S 185 434 gelegentlich falschlich als Wilhaus geschrieben s jedoch Sandkuhler S 435f Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 589 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 190 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 186 187 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 132 587 Gutman Enzyklopadie des Holocaust Bd 2 S 657f Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen Aktion 1005 Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten Hamburg 2008 ISBN 978 3 930786 53 4 S 93 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 270 Thomas Sandkuhler Endlosung in Galizien S 191 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwangsarbeitslager Lemberg Janowska amp oldid 234883869