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Walter Ernst Helfsgott 11 Januar 1911 in Barschdorf Schlesien 23 Juli 1980 in Dusseldorf war ein deutscher SS Hauptsturmfuhrer Teilkommandofuhrer des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C und Fuhrer des Sonderkommandos 1005 B Leben BearbeitenHelfsgott war Sohn eines Landwirts 1 Er besuchte zwei Jahre die ortliche Volksschule Von 1919 bis 1929 absolvierte er die Oberrealschule in Liegnitz an der er auch die Reifeprufung ablegte Danach nahm er an einem Lehrgang an einer Handelsschule teil und nahm eine Tatigkeit in einer Auskunftei in Liegnitz auf Im Fruhjahr 1930 begann er das Studium der Rechtswissenschaft an der Universitat Wien Danach wechselte er an die Universitat Breslau Er unterbrach das Studium wegen einer achtwochigen schwarzen Ausbildung bei der Reichswehr im Winter 1931 1932 Nach dieser Unterbrechung setzte er das Studium an der Universitat Jena fort Von 1933 bis 1934 war er in der SA aktiv Wegen wirtschaftlicher Probleme brach er 1934 sein Studium nach sechs Semestern ab Im Herbst 1934 meldete er sich freiwillig zum Wehrdienst in der Reichswehr Von 1936 bis 1937 arbeitete er bei einer Versicherungsgesellschaft 1 Am 22 Mai 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 4 750 512 2 Am 19 Juli 1937 trat er eine Stelle als Kriminalkommissaranwarter bei der Kriminalpolizeileitstelle Breslau an 1938 nahm er an einer zweimonatigen Reserveubung bei der Wehrmacht teil wobei er den Dienstgrad eines Wachtmeisters der Reserve und Offiziersanwarters hatte Seit Juni 1941 gehorte er der Sicherheitspolizei Breslau an Am 13 August 1942 wurde zum Einsatz in die Sowjetunion bei der Einsatzgruppe C in Kiew berufen Danach erfolgte seine Versetzung Anfang September zum Einsatzkommando 6 nach Rostow Am 15 September 1942 ubernahm er bis zum Januar 1943 die Fuhrung eines Teilkommandos bei Schachty Dort leitete er die Erschiessungen von Juden an einem Kohlenschacht 3 Im Februar 1943 ubernahm er in Mariupol die Ausbildung einheimischer Hilfswilliger Hiwis Diese fuhrte er nach der Ausbildung ab Marz 1943 bei Kampfen gegen Partisanen im Gebiet der Pripjetsumpfe Im Jahre 1944 wurde er nach Riga versetzt wo er als Nachfolger Fritz Zietlows das Sonderkommando 1005 B SK 1005 B leitete 3 Nach Auflosung des SK 1005 B war er sechs Monate in der Einsatzgruppe Iltis im Grenzgebiet von Osterreich und Jugoslawien Fuhrer eines Teilkommandos zur Partisanenbekampfung Am 11 Mai 1945 geriet Helfsgott in englische Gefangenschaft wobei er in Italien interniert wurde 3 Im Juni 1947 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen Nach einem Spruchkammerverfahren wurde er in Luneburg 1949 als entlastet entnazifiziert Gruppe V Nach erfolgter Entnazifizierung bewarb er sich noch im August 1949 erfolglos um Einstellung bei der Kriminalpolizei in Dusseldorf und berief sich dabei unter anderem auf den Leiter des LKA in NRW Friederich D heil mit dem er bereits in Breslau zusammengearbeitet hatte Dieser wies einen anderen ehemaligen Breslauer Kriminalbeamten an Helfsgott ein gutes Leumundszeunis auszustellen dem schliesslich bescheinigt wurde nicht NS belastet zu sein Aufgrund mangelnder Planstellen kam es jedoch nicht zu einer Einstellung bei der Dusseldorfer Kriminalpolizei auch nicht als Folge einer kurz darauf erfolgten erneuten Bewerbung 4 Helfsgott bestritt seinen Lebensunterhalt bei einer Versicherung als Vertreter fur Werbung In Burgdorf wurde er Geschaftsfuhrer eines Einzelhandelsverbandes Vom November 1951 bis November 1954 arbeitete er fur die Firma Siegert amp Co GmbH in Hamburg 3 Von November 1950 bis 30 November 1954 war er als V Mann fur die Organisation Gehlen im Raum Hamburg tatig Ihm gelang 1954 der Wiedereintritt in den Polizeidienst Danach arbeitete er beim Landeskriminalamt in Dusseldorf wo er schliesslich bis zum Kriminaloberkommissar befordert wurde 5 Er war beim LKA unter anderem als Referatsleiter fur uberortliche Verbrechensbekampfung Wirtschafts u Korruptionsdelikte zustandig Anfang der 1960er Jahre kam es zu Ermittlungen sowie Vernehmungen wegen seiner Verbrechen mit dem Sonderkommando 1005b und als ehemaliger Teilkommandofuhrer im Einsatzkommando 6 4 Am 8 Januar 1962 wurde er verhaftet und blieb bis zum 15 Dezember 1964 in Untersuchungshaft Sein ehemaliger Kollege D heil der im Prozess als Zeuge gehort wurde stellte Helfsgott ein gutes Zeugnis aus Er gab zudem an dass ihm bei Helfsgotts Einstellung beim LKA dessen Tatigkeit bei Einsatzkommandos im Osten nicht bekannt gewesen sei In der Tagespresse wurde uber den Prozess folgendes berichtet 4 Der Angeklagte Helfsgott verteidigte sich gestern im Einsatzkommandoprozess auf erstaunliche Art Ich gab mir alle Muhe die Mutter zu uberreden sich von ihren kleinen Kindern zu trennen Aber sie weigerten sich Da habe ich aus humanitaren Grunden die Kinder bei ihren Muttern gelassen und sie wurden mit erschossen Damit wollte Helfsgott den Zeugen Breuer 56 daran erinnern dass er Helfsgott schliesslich kein Scharfmacher gewesen sei Helfsgott raumte damit von sich aus mehr ein als ihm bisher irgend eine Zeugenaussage anzulasten vermochte Einmal als Breuer zum Schiessen kommandiert war befanden sich auch drei Mutter mit ihren Kindern zwischen 5 und 7 Jahre alt unter den Opfern Breuer Da konnte ich nicht ich weigerte mich zu schiessen Helfsgott stand 15m von mir und befahl Fangen Sie an ich sagte Ich kann nicht Helfsgott rief Sie haben das Ganze wohl noch nicht begriffen wissen wohl nicht worum es hier geht Und nach langerem Wortwechsel sagte Helfsgott hohnisch zu mir Wenn Sie nicht schiessen mussen Sie nachher schaufeln N N Zeitungsartikel aus Presssammlung zum Wuppertaler Schwurgerichtsprozess gegen Helfsgott u a Zeitung unbekannt vom 21 Juni 1963 6 Das Landgericht Wuppertal verurteilte ihn am 7 August 1963 wegen Beihilfe zum Mord an 40 Juden zu vier Jahren und drei Monaten Haft Doch das Urteil erlangte bis 1967 keine Rechtskraft so dass er bis Dezember 1967 in Freiheit blieb und bei einem Handelshaus fur Kraftfahrzeuge in Dusseldorf in der Rechtsabteilung arbeitete Danach nahm die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Helfsgott Zietlow und zwei weitere Beschuldigte Ermittlungen wegen der Erschiessung von Haftlingen im Rahmen des SK 1005 auf Helfsgott und ein Mitangeklagter wurden am 13 Marz 1969 vom Stuttgarter Landgericht freigesprochen Zietlow und ein weiterer Angeklagter zu Freiheitsstrafen verurteilt 7 8 Helfsgott blieb nach Angaben des Gefangnispfarrers bis zu seinem Tod uberzeugter Nationalsozialist was auch ein Trauerredner wahrend Helfsgotts Beerdigung am 31 Juli 1980 in Dusseldorf betonte 4 Literatur BearbeitenJens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen Aktion 1005 wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten Konkret Verlag Hamburg 2008 ISBN 978 3 930786 53 4 Christina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder Die Integration von NS Tatern in die Nachkriegsgesellschaft WBG Darmstadt 2011 ISBN 978 3 534 23802 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b Christina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder Die Integration von NS Tatern in die Nachkriegsgesellschaft Darmstadt 2011 S 254 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 14600167 a b c d Christina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder Die Integration von NS Tatern in die Nachkriegsgesellschaft Darmstadt 2011 S 255 a b c d Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW im Auftrag des Landeskriminalamtes Nordrhein Westfalen Hrsg Prasentation im Rahmen der Pressekonferenz am 16 Dezember 2019 Langfassung S 46 48 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 242 LAV NRW R RW 0794 Nr 1 unpag Quelle Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW im Auftrag des Landeskriminalamtes Nordrhein Westfalen Hrsg Prasentation im Rahmen der Pressekonferenz am 16 Dezember 2019 Langfassung S 47 Jens Hoffmann Das kann man nicht erzahlen Aktion 1005 wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten Hamburg 2008 S 135 Verfahren bei Justiz und NS Verbrechen PersonendatenNAME Helfsgott WalterALTERNATIVNAMEN Helfsgott Walter Ernst vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Hauptsturmfuhrer und Tater des HolocaustGEBURTSDATUM 11 Januar 1911GEBURTSORT BarschdorfSTERBEDATUM 23 Juli 1980STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Helfsgott amp oldid 234837673