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Fritz Otto Karl Zietlow 24 August 1902 in Schneidemuhl 28 September 1972 in Hamburg 1 war ein deutscher Jurist Journalist und als SS Hauptsturmfuhrer Teilkommandofuhrer bei der Sonderaktion 1005 Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1961 bis 1968 als Angestellter beim Bundesnachrichtendienst BND tatig Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Studium 2 Politische Orientierung 3 Artikel fur NS Propaganda 4 Einsatz im Krieg 5 Nachkriegszeit und neue Geheimdiensttatigkeit 6 Anklage und Prozess 7 Schriften 8 Literatur 9 EinzelnachweiseAusbildung und Studium BearbeitenAls Sohn eines Reichsbahnoberzugfuhrers besuchte Zietlow in seinem Geburtsort die Volks und Realschule Zietlow zog 1916 mit seiner Familie nach Posen Dort absolvierte er bis Ende 1918 die Oberrealschule Im Zuge der neuen Gebietsveranderungen nach dem Ersten Weltkrieg wurde er durch polnische Krafte verhaftet Ihm gelang die Flucht auf deutsches Gebiet wo er Angehoriger eines Freikorps wurde und an Kampfen im Baltikum und in Oberschlesien teilnahm Im Jahre 1920 gelangte er wieder zu seinen Eltern die inzwischen nach Stargard in Pommern umgesiedelt waren Dort erlangte er Anfang 1921 das Abitur und begann danach an der Universitat Greifswald ein Studium der Rechtswissenschaften 2 Aus finanzieller Not infolge der herrschenden Inflation brach er sein Studium im Wintersemester 1923 24 ab In den nachsten zwei Jahren betatigte er sich als Redaktionsvolontar bei zwei Zeitungen in Stargard womit er auch eine journalistische Ausbildung abschliessen konnte Obwohl er von 1926 an zwei Semester im alten Fach studierte und sich im Jahre 1927 zum Ersten Staatsexamen anmeldete konnte er die Prufung nicht abschliessen Auch musste er das Vorhaben aufgeben zu promovieren Politische Orientierung BearbeitenErstmals kam Zietlow im Sommer 1923 mit der nationalsozialistischen Bewegung in Greifswald in Kontakt Im Herbst 1923 stellte er den Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP Nach seiner Personalakte erlangte er mit dem Datum vom 6 Juli 1925 die Mitgliedschaft mit der Nr 9 464 3 Aufgrund dieser fruhen NSDAP Mitgliedschaft war er Trager des Goldenen Parteiabzeichen der NSDAP Anfang 1924 betatigte er sich in Stettin wahrend der Mai Wahlen bei der Sammlungsbewegung der Nationalsozialisten in Pommern dem Deutschvolkischen Wahlverband Danach zog er noch im gleichen Jahr nach Kiel und wurde dort Gaugeschaftsfuhrer bei der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Nach der Neugrundung der NSDAP trat er am 1 Marz 1926 der NSDAP erneut bei Mitgliedsnummer 36 519 4 Bis 1929 betatigte er sich fur die NSDAP in Stargard wo er Mitglieder in Abendlehrgangen schulte Zietlow kam 1929 nach Berlin wo man seine propagandistischen Fahigkeiten in der NSDAP auf Parteiversammlungen schatzte Ab 1929 wurde er auch schon als Gauredner eingesetzt bald auch als Reichsredner und als Redner fur Reichsbetriebszellen der NSDAP In Berlin arbeitete er in der lokalen Redaktion der Schlesischen Zeitung die ihren Sitz in Breslau hatte Ab Mitte 1930 ging er zur spateren NS Gauzeitung Der Angriff wo er von 1931 bis 1932 mit als Herausgeber wirkte 5 Seit Marz 1932 gehorte er als Nachrucker kurzzeitig dem Preussischen Landtag an Mitte 1932 wurde Zietlow beim Angriff fristlos entlassen weil er sich an der Portokasse vergriffen hatte 6 Eine neue Arbeit fand er gegen Ende 1932 bei der Ostfriesischen Tageszeitung der NSDAP die in Emden ihren Stammsitz hatte 7 Seit dem 1 Oktober 1930 gehorte er mit der SS Nr 6 126 zur Allgemeinen SS In den folgenden Jahren arbeitete er journalistisch fur mehrere NS Zeitungen als Hauptschriftleiter Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wirkte er als Referent beim SS Sonderkommando Berlin zbV unter dem SS Brigadefuhrer Max Henze der zu dieser Zeit das KZ Columbia fuhrte 8 Von Anfang 1934 bis Mitte des Jahres betatigte er sich am Aufbau des Presseapparates beim Reichsnahrstand um dann fur die nachsten zwei Jahre nach Munchen in gleicher Funktion zu gehen Danach kehrte er nach Berlin zuruck und wurde 1937 kurzzeitig auf dem Sektor von landwirtschaftlichen Genossenschaften als Journalist eingesetzt Der Reichsverband der Deutschen Presse RDP suchte 1937 drei Dozenten fur die Reichspresseschule auf den Gebieten der Wirtschaft Kultur und Innenpolitik wobei Zietlow ein Kandidat war Zietlow wurde sogar schon im Planstellenverzeichnis aufgefuhrt es kam aber nicht zu einer Berufung 9 Der Grund lag moglicherweise darin dass Zietlow sein zugesagtes Gehalt nicht von der Haushaltsabteilung des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda RMVuP erhielt Der Chef des RDP Wilhelm Weiss hatte sich gegenuber Zietlow zu einer aussertariflichen Gehaltszahlung fur das Fach Innenpolitik in einem Schreiben an Joseph Goebbels vom 28 August 1937 verwendet konnte sich aber nicht durchsetzen In diesem Fall wollte Zietlow auf die Berufung verzichten 10 Von Ende 1937 Anfang 1938 betatigte sich Zietlow als Redakteur bei der dem Propagandaministerium unterstehenden Auslandsnachrichtenagentur Transocean Artikel fur NS Propaganda BearbeitenIn den Jahren von 1937 bis 1942 sind mehrere Artikel von Zietlow in NS Zeitschriften veroffentlicht worden die sich mit innen und aussenpolitischen Themen der NS Propaganda beschaftigten So griff er im Marz 1937 in den Monatsblattern der Reichspropagandaleitung der NSDAP Unser Wille und Weg das Thema Gedanken und Vorschlage zur Agrarpropaganda auf das sich hauptsachlich mit den Folgen der Verknappungserscheinungen bei Lebensmitteln beschaftigte die erstmals im Jahre 1935 auftraten Er kritisierte die unzureichende propagandistische Vorbereitung auf die Verknappung Dabei wies er auf die Erscheinung der letzten Wochen des Jahres 1935 mit ihren Hamstereien erheblichen Ausmasses besonders auf dem Fettmarkt hin Weiterhin kritisierte er die Anfang 1937 herausgegebene Haushaltsliste fur den Fettbezug Das konnte zu Erinnerungen an das Karten und Bezugsscheinsystem der Weltkriegszeit und zu einem stimmungsmassigen Ruckschlag fuhren Er forderte die NS Propagandisten auf die Verbraucher zu einem disziplinierten Verhalten zu bewegen weil nicht zu jeder Zeit jeder unserer Wunsche nach Nahrungs und Genussmitteln voll befriedigt werden kann In diesem Zusammenhang wies er auf die zur Zeit noch bestehenden Ernahrungslucken von etwa 15 bis 20 v on H undert unseres Bedarfs hin Um eine Verbesserung der allgemeinen Agrarpropaganda zu erreichen forderte er laufende vertrauliche Unterrichtung und Arbeitstagungen zur Steuerung der Agrarpropaganda Im Jahre 1941 veroffentlichte das Jahrbuch der Auslands Organisation der NSDAP einen Artikel von Zietlow unter der Uberschrift MOB 11 Befehl der Wirtschaft der sich mit der Vorbereitung und Umstellung der Wirtschaft des NS Regimes auf die Kriegswirtschaft beschaftigte Die Reichsfuhrung hatte fur den wirtschaftlichen Bereich alle auch die ernstesten Moglichkeiten vorausgesehen und berucksichtigt Dabei wies er auf die in den Jahren von 1936 bis 1939 erfolgten Umstellungen der Wirtschaft bezuglich der Produktion von Kautschuk die Abkehr von der Baumwolle und den Schwermetallen hin zur Zellwolle zu Leichtmetallen und Kunst und Werkstoffen hin Ausserdem waren zu Beginn des Krieges etwa neun Zehntel aller bisher von Privaten genutzten Kraftfahrzeuge stillgelegt worden Nach den Erfahrungen des Krieges gegen Polen im September 1939 hatte der damalige Generalmajor Adolf von Schell Anfang 1940 fur die Kraftverkehrswirtschaft erklart was Deutschlands Versorgung mit Betriebsstoff fur Auto und Flugzeugmotoren angehe so konne der Krieg getrost zehn Jahre dauern Und bezuglich der Besatzung der Lander Niederlande Belgien und Frankreich berichtete er die Wehrmacht hatte gewaltige Vorrate an Treibstoffen aller Art erobert dass die Lagerbestande hieran mit dem Ende der Westoperationen grosser waren als beim Beginn der Offensive Die materiellen Vorbereitungen bezuglich der angelegten Bestande auf den Krieg waren so gross gewesen dass die Depots und Raume auch bei grosster Ausweitung zum Teil nicht in der Lage waren verstarkte Zufuhren aufzustapeln Dabei fuhrte er fur die Jahre 1938 und 1939 schon folgende bestehende Lagerkapazitaten an Siloraum fur 1 6 Millionen Tonnen Getreide Lagerhallen fur Lagerung von 1 Million Tonnen Getreide 8500 behelfsmassige Lagerstatten fur Getreide weiterer Siloraum fur mehrere Millionen Tonnen bis September 1939 erstellt etwa 33 000 Reichslagerhallen eingerichtet fur die Lagerung einer Jahresproduktion an Roggen und Weizen vor der Kornernte von 1939Fur das Jahr 1940 berichtete er von einer Getreideernte von 25 Millionen Tonnen trotz der Ungunst der Witterung was nur um 2 v H unter dem Durchschnitt der letzten 5 Friedensernten mit ihren Rekordertragen gelegen hatte Und Deutschland ware viel besser gegen Ausfall der Kornernte gesichert als England dank des starken Anteils von Hackfruchten an der Volksernahrung Damit ware Deutschland in der Nahrung weit krisenfester als jede andere Grossmacht Europas gesichert Das wurde sich aus folgenden Erntedaten im Jahre 1940 ergeben eine Kartoffelernte von etwa 60 Millionen Tonnen eine Zuckerrubenernte von rund 20 Millionen Tonnen und damit etwa 1 3 Millionen Tonnen mehr als 1939Weiter verwies er auf eine ausgezeichnete Futterrubenernte eine hohere Ernte beim Gemuse und Brotgetreidereserven von mehr als 6 3 Millionen Tonnen Nur die Obsternte sei wegen der ungunstigen Witterung gesunken Auch behauptete er dass Deutschland das grosste Zuckererzeugungsland der Erde ist und die Milchablieferung der Molkereien die weitaus hochste ist die jemals zu verzeichnen war Diese Erfolge wurden aus der Leistungssteigerung und Intensivierung der Betriebe resultieren fur die er folgende Daten angab Steigerung des Verbrauchs an Stickstoff und Kalidunger seit 1932 33 auf 700 000 bzw 1 2 Millionen Tonnen was eine Verdoppelung gewesen ware Steigerung der Aufwendungen in Maschinen und Gerate innerhalb von funf Jahren von 138 auf 463 Millionen RM Steigerung des Anbaus von Ol und Gespinstpflanzen um den Faktor zehnZur Steigerung der Wirtschaftsleistung fuhrte er an dass eine weitere Million Krafte aus auslandischen Quellen seit Anfang des Krieges fur die Wirtschaft arbeiten wurden davon annahernd 600 000 in der Landwirtschaft und rund 400 000 in der Industrie und im Gewerbe Ein Zehntel der Krafte wurde aus Italien kommen der Rest waren Kriegsgefangene und Arbeiter aus Danemark Holland Belgien und aus Landern Sudosteuropas Auch pries er die Stabilitat der Lebenshaltungskosten da der Index vom September 1939 bis zum Juli 1940 nur um 5 1 Punkte gestiegen ware Dann verwies er auf eine solidarische Aktion von Gewerbe und Industrie die zur vorubergehenden Stilllegung von Betrieben des Textil und Bekleidungsgewerbes im Handel mancher Zweige und in der Lederindustrie gefuhrt habe Diese Einschrankungen begrundete er mit einer Erhaltung der Produktionskraft Fur die Unterstutzung der Familien wo die Manner zum Wehr und Arbeitsdienst einberufen worden waren hatten die Sammlungen des Kriegs Winterhilfswerks und fur das Deutsche Rote Kreuz mehr als eine Milliarde Reichsmark RM ergeben Damit kam er zur Frage der Kriegsfinanzierung In diesem Zusammenhang zahlte er Finanzierungsformen auf die nicht geeignet waren Aufnahme von Krediten die mit der Notenpresse zu bezahlen waren Aufnahme von verzinsten Anleihen die innerhalb von 30 bis 50 Jahren schrittweise abzutragen warenDabei verwickelte er sich aber in teilweisen Widerspruchen da er danach schilderte die Regierung habe den Anleihemarkt fur wichtige Unternehmungen wie offentliche Betriebe etwa die Reichsbahn und grosse Rustungswerke freigegeben die durch Kreditaufnahme notwendige neue Anlagen oder Erweiterungen zu finanzieren hatten und haben Weiterhin gab er an dass die Herstellung von Verbrauchsgutern und den Verbrauch von nicht unbedingt notigen Waren und Leistungen gedrosselt worden ware Damit wurde sehr viel Kaufkraft frei und diese Mittel schopft der Staat mit Steuern ab Auch zum Zahlungsmittelumlauf und zur offentlichen Verschuldung ausserte er sich Die Zahlungsmittel in Deutschland hatten sich von Ende 1938 innerhalb eines Jahres um 4 1 Milliarden RM auf etwa 14 5 Milliarden erhoht Das ware eine Erhohung um ein Viertel gewesen 12 Die Staatsverschuldung des Deutschen Reiches sei von 1934 bis 1938 von 6 7 auf 18 6 Milliarden RM gewachsen Die Verschuldung der Stadte und Gemeinden sei aber bis zum 31 Marz 1940 um 1 7 Milliarden RM auf 5 3 Milliarden RM gesunken Da aber das Steueraufkommen im gleichen Ausmass gestiegen sei gab er an die Schuld des Reiches ist konstant so hoch geblieben wie der Steuerertrag eines einzigen Jahres Dazu gab aber Zietlow keine uberprufbaren Einzelheiten an Dass seine Ausfuhrungen in Widerspruche munden konnten versuchte er am Ende des Artikels zu uberdecken Denn der im Frieden planmassig gesteigerte Bedarf an allen Gutern ist nun im Kriege erheblich gedrosselt worden Dabei erwahnte er die Bereiche der Ernahrung Bekleidung und Wohnung Weiterhin fuhrte er die Stilllegung nicht kriegsbedeutsamer Unternehmungen den Abbau umfangreicher Lager und Vorrate und die Aufschiebung von nicht vordringlicher Investierungen an Das Verbrauchsvolumen sei damit gesenkt worden aber die Arbeitseinkommen waren durch mehr und ausgeweitete Beschaftigung wie bei Frauen erhoht worden Damit sei eine gewaltige Kaufkraft frei geworden Diese nun schopft der Staat mit Steuern ab und finanziert damit den Krieg Einsatz im Krieg BearbeitenSeit Anfang 1934 gehorte Zietlow zum SD Oberabschnitt Ost in Berlin In seinen verschiedenen Stellungen hatte er sich im Nachrichtendienst betatigt und mehreren NS Dienststellen Nachrichten zukommen lassen Dienstlich war er dem Amt VI im Reichssicherheitshauptamt RSHA unterstellt Im Jahre 1939 war er im April zum SS Hauptsturmfuhrer befordert worden Zur Wehrmacht wurde er vom 1 Oktober 1942 bis zum ersten Vierteljahr 1943 eingezogen um dann wieder dem RSHA unterstellt zu werden Mit der Einsatzgruppe C erhielt er 1943 den Marschbefehl Richtung Kiew Nach seinen Aussagen wurde er zuerst in Czernikow in der Pressearbeit und im Bereich Drahtfunk eingesetzt um dann Mitte 1943 uber Smolensk nach Kiew zu gelangen wo die Sonderaktion 1005 begann Zusammen mit dem SS Sturmscharfuhrer Fritz Kirstein als Verwaltungsfuhrer wurde dort bis Ende August 1943 das Teilkommando Sonderkommando 1005 B aufgestellt In Dnepropetrowsk wurde das Teilkommando unter der Leitung von Zietlow Anfang September 1943 vollstandig darunter auch 40 bis 50 Ordnungspolizisten Der erste Einsatz zur Ausgrabung von Leichen sollte Anfang Oktober 1943 in Kriwoi Rog beginnen musste aber wegen der Frontnahe aufgegeben werden Uber Cherson marschierte das Kommando Anfang November 1943 nach Nikolajew wo das Kommando bis Ende Januar 1944 mit sogenannten Enterdungsarbeiten eingesetzt wurde Zietlow zeigte bei seiner Aufsicht bei den Ausgrabungen der Leichen eine Haltung die bei seinen Untergebenen auf Ablehnung stiess Er sass in Begleitung von ein oder zwei russischen Frauen in einem Schaukelstuhl und schaute bei den Erdarbeiten zu Als er damit begann Witze von Bonifatius Kiesewetter zu erzahlen erhielt er von seinen Untergebenen den Spitznamen Bonifatius 13 Als gegen Ende 1943 die Enterdungsarbeiten bei Nikolajew beendet waren wurde ein Teil der bei den Erdarbeiten eingesetzten Haftlinge durch Genickschusse getotet Ein Untergebener von Zietlow exekutierte die Haftlinge Ende Januar 1944 wurde Zietlow mit dem Sonderkommando 1005 B nach Lemberg verlegt Von dort fuhren Zietlow und Kirstein in den Urlaub nach Zakopane Dort wurde Zietlow und Kirstein verhaftet da gegen sie der Vorwurf der Unterschlagung von Verpflegung der Angehorigen des Kommandos erhoben wurde Zietlow wurde seines Kommandos enthoben und als Nachfolger der SS Obersturmfuhrer Walter Helfsgott ernannt Zietlow wurde danach wieder ab Februar 1944 im Nachrichtendienst fur das Ausland im Amt VI des RSHA eingesetzt Kurzzeitig erfolgte fur ihn noch einmal ein Kommando z b V in der Slowakei um dann wieder nach Berlin zuruckzukehren Anfang April 1945 marschierte er uber Pressburg und Klagenfurt nach Graz wo er mit falschen Ausweispapieren versehen in englische Gefangenschaft geriet Es folgte der Aufenthalt in einem Internierungslager in Italien und eine Genesung in einem Lazarett in Westfalen wo er im April 1947 entlassen wurde Nachkriegszeit und neue Geheimdiensttatigkeit BearbeitenDie Abarbeitung der NS Vergangenheit wurden gegen Zietlow in zwei Verfahren durchgefuhrt Es gab ein Spruchkammerverfahren in Recklinghausen das im weiteren Verlauf nach Hamburg Bergedorf abgegeben wurde Dort wurde uber die Zugehorigkeit zu einer als verbrecherisch erklarten Organisation entschieden Zietlow wurde 1949 zu einer Geldstrafe von DM 1000 wegen seiner Zugehorigkeit zur SS verurteilt die wegen seiner Internierungshaft als verbusst galt In Kiel fand die Entnazifizierung beim Entnazifizierungshauptausschuss statt Der offentliche Klager versuchte Zietlow auch als Kriegsverbrecher belangen zu lassen nachdem Anhaltspunkte dafur aufgetaucht waren Dazu trug auch die Aussage von Zietlows Schwagerin bei die von Hass gegen Zietlow erfullt war Der Grund war der Tod ihrer Schwester Die Zietlows hatten namlich bei Kriegsende beschlossen mit dem gemeinsamen Kind Suizid zu begehen Als die Ehefrau und das Kind tot waren war Zietlow von seinem Suizidversuch zuruckgetreten Er hatte sich fur das Weiterleben entschieden 14 Die Schwagerin machte Aussagen gegen Zietlow unter anderem ubergab sie den Behorden seinen SD Ausweis Aus der Verurteilung als Kriegsverbrecher wurde nichts Aber Zietlow wurde mit der Einstufung in der Gruppe III Minderbelastete in die Gruppe der Tater eingereiht 1951 stufte man ihn in die Gruppe V der Entlasteten ein Anfang 1949 heiratete Zietlow neu und liess sich in Hamburg Volksdorf in einem Reihenhaus nieder Er galt zu 60 Prozent erwerbsgeschadigt erhielt eine kleine Rente und auch Arbeitslosenunterstutzung Schon bald arbeitete er wieder auf dem Gebiet des Nachrichtendienstes fur den britischen Geheimdienst 15 Als am 29 August 1950 der Volksbund fur Frieden und Freiheit in Hamburg Dammtor im Gasthof Zum Patzenhofer in der Dammtorstrasse 10 gegrundet wurde war Zietlow Mitbegrunder 16 Als das Bundesministerium fur gesamtdeutsche Fragen BMG ab Sommer 1950 eine Schriftreihe gegen die DDR im Rahmen des Buro Bonner Berichte herausgab gehorte Zietlow zu den Autoren Am Deutschen Kongress vom 17 und 18 Marz 1951 in Frankfurt am Main nahm er teil der fur eine aktive Neutralitat in den Ost West Konflikten warb Nach der Aussage des Organisators Wolf Schenke arbeitete Zietlow zu dieser Zeit fur den britischen Geheimdienst 17 Im Jahre 1954 erschienen von ihm drei Schriften die zum Teil anonym gedruckt wurden Im Telefonbuch hatte er seinen Beruf mit Schriftleiter angegeben 18 Auf der Hamburger Landespressekonferenz war er als Auslandsjournalist tatig was aber spatestens Anfang der sechziger Jahre ein Tarnung war Denn seit 1961 wurde er in das Angestelltenverhaltnis beim BND aufgenommen 19 Zietlow wurde zusammen mit 1 800 Wirtschaftsfuhrern Politikern und fuhrenden Beamten der Bundesrepublik im erstmals 1965 veroffentlichten Braunbuch der DDR aufgelistet Seine Tatigkeit fur den BND wurde in der Publikation nicht thematisiert seine Nachkriegsbeschaftigung war mit Schriftleiter und Korrespondent in Hamburg Volksdorf angegeben 20 Anklage und Prozess BearbeitenIn einer Verhandlung vor dem Landgericht Stuttgart Ks 22 67 wurde ab dem 9 Dezember 1968 Zietlow gemeinsam mit dem SS Sturmbannfuhrer Hans Friedrich Sohns dem SS Hauptsturmfuhrer Walter Helfsgott und dem SS Sturmscharfuhrer Fritz Kirstein wegen Beihilfe zum Mord angeklagt 21 Wahrend der Verhandlung bestritt Zietlow jede Beteiligung an Exekutionen Er sei selbst nie bei einer Exekution zugegen gewesen und habe niemals und an niemand einen Erschiessungsbefehl erteilt Alle die Einzelheiten habe er seiner Grubenmannschaft bei den Hinrichtungen uberlassen Er hatte auch keine Kenntnisse uber die Hinrichtungen es konnten aber etwa 40 Menschen gewesen sein Ausserdem habe er nur Befehle ausgefuhrt die der SS Standartenfuhrer Paul Blobel erteilt habe Bei den Hingerichteten habe es sich ja um Partisanen und ahnliche gehandelt Die Hinrichtung ware fur ihn kriegsrechtlich anerkannt gewesen weshalb er den Befehl fur die Totung der Arbeitshaftlinge fur berechtigt angesehen habe Seine Aussagen wurden widerlegt dass es sich bei den ausgegrabenen Leichen seines Kommandos um getotete Soldaten gehandelt habe und nicht um Juden und andere Zivilisten Wegen der erwiesenen Beihilfe zum Mord in mindestens 30 Fallen wurde Zietlow am 13 Marz 1969 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt Ausserdem hatte er die Verfahrenskosten einschliesslich der notwendigen Auslagen zu tragen Der Antrag auf Revision des Urteils vor dem Bundesgerichtshof Az 1 StR 462 70 wurde am 17 August 1971 zuruckgewiesen Allerdings musste er statt der Zuchthausstrafe eine Freiheitsstrafe gleicher Dauer antreten Weiterhin wurde ihm auferlegt fur die Dauer von funf Jahren keine offentlichen Amter anzunehmen Schriften Bearbeiten Gedanken und Vorschlage zur Agrarpropaganda in Unser Wille und Weg Ausgabe B Monatsblatter der Reichspropagandaleitung der NSDAP Hrsg J Goebbels Heft 3 Marz 1937 S 88 91 Keine weltwirtschaftliche Kriegskonjunktur in Wille und Macht Jg 1940 Heft 7 Berlin S 21 24 IRA und de Valera in Wille und Macht Jg 1940 Heft 9 Berlin S 14ff MOB Befehl der Wirtschaft in Jahrbuch der Auslandsorganisation der NSDAP 1941 3 Jg Teil I Berlin 1941 S 115 136 Die antiimperialistische USA in Wille und Macht Jg 1942 Heft 1 Berlin S 15 17 Armee der Weltrevolution in Wille und Macht Jg 1942 Heft 1 Berlin S 27 27 Wirtschaftskrafte im pazifischen Raum in Wille und Macht Jg 1942 Berlin Heft 2 S 35 39 Plaek Pibulasonggram in Wille und Macht Jg 1942 Heft 3 S 36 39 Sudamerikanische Wirtschaft spurt die Auswirkungen des Krieges in Wille und Macht Jg 1942 Heft 3 S 39ff Unter dem Pseudonym Hans Siegmar Abrakadabra Methoden und Ziele der Sowjetpropaganda vor und wahrend der Berliner Aussenministerkonferenz 25 Januar bis zum 18 Februar 1954 Hrsg F Michaelsen Grosshansdorf 1954 anonym Vom Hollenmaschinisten zum Staatssekretar Herausgeber Freiheit Aktion der Jugend Bonn 1954 Ein klandestiner Verlag des Gesamtdeutschen Ministeriums Die Schrift beschaftigt sich mit dem DDR Politiker und Leiter des Ministeriums fur Staatssicherheit Ernst Wollweber anonym Menschenraub Uberfallen und in die Zone entfuhrt Hrsg Freiheit Aktion der Jugend Bonn 1954 Literatur BearbeitenChristina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder die Integration von NS Tatern in die Nachkriegsgesellschaft Darmstadt WBG 2011 ISBN 978 3 534 23802 6 S 281 284 Kurzbio Einzelnachweise Bearbeiten Christina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder Darmstadt 2011 S 284 C F Ruter Justiz und NS Verbrechen Band XXXI Amsterdam 2004 S 706 Wolfgang Musse Die Reichspresseschule Journalisten fur die Diktatur Ein Beitrag zur Geschichte des Journalismus im Dritten Reich Munchen 1995 S 178 Erich Schmidt Eenboom Geheimdienst Politik und Medien Meinungsmache UNDERCOVER 2004 S 32 Wilhelm Lenz Archivalische Quellen zur deutschen Geschichte seit 1500 in Grossbritannien Boppard am Rhein 1975 S 199 Elke Frohlich hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Teil I Band 2 Munchen 1987 Eintrag vom 12 Juni 1932 S 182 Wolfgang Musse ebenda S 178 Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Munchen 2007 S 234 In dem Gerichtsverfahren im Jahre 1968 behauptete Zietlow er ware schon ernannt worden siehe C F Ruter ebenda S 707 Wolfgang Musse ebenda S 178 und 179 mit FN 1 MOB steht hier fur Mobilmachung Wenn die Geldmittel im Umlauf sich um 4 1 Milliarden RM auf 14 5 Milliarden RM erhohen dann waren es vorher 10 4 Milliarden RM Eine Steigerung von 10 4 auf 14 5 Milliarden RM sind dann aber 39 4 Prozent und nicht 25 Prozent wie Zietlow angibt C F Ruter ebenda S 727 Christina Ullrich Ich fuhl mich nicht als Morder die Integration von NS Tatern in die Nachkriegsgesellschaft Darmstadt WBG 2011 ISBN 978 3 534 23802 6 S 90 96 Alexander Gallus Die Neutralisten Verfechter eines vereinten Deutschland zwischen Ost und West 1945 1990 Dusseldorf 2001 S 237 FN 2 Klaus Korner Die rote Gefahr Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950 2000 Hamburg 2003 S 25 Rainer Dohse Der Dritte Weg Neutralistatsbestrebungen in Westdeutschland zwischen 1945 und 1955 Hamburg 197 S 119 Zietlow konnte sich offensichtlich auch nach dem Kriege nicht vom NS Vokabular lossagen Schriftleiter wurden nach dem Schriftleitergesetz vom 4 Oktober 1933 die Redakteure genannt Siehe Cornelia Schmitz Berning Vokabular des Nationalsozialismus 2 Auflage Berlin 2007 S 559 Thomas Walde ND Report Die Rolle der Geheimen Nachrichtendienste im Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland Munchen 1971 S 315 FN 113Wolkenhohe In Der Spiegel Nr 40 1968 vom 30 September 1968 Norbert Podewin Hrsg Braunbuch Kriegs und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin Staat Wirtschaft Verwaltung Armee Justiz Wissenschaft Edition Ost Berlin 2002 ISBN 3 360 01033 7 Reprint der 3 Auflage von 1968 Listeneintrag zu Fritz Zietlow Memento vom 28 Marz 2007 im Internet Archive Abgerufen am 1 Mai 2010 C Ruter ebenda S 693 798Wolkenhohe In Der Spiegel Nr 40 1968 vom 30 September 1968 Die gt Aktion 1005 lt in Riga by Jens HoffmannPersonendatenNAME Zietlow FritzALTERNATIVNAMEN Zietlow Fritz Otto KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Journalist und SS HauptsturmfuhrerGEBURTSDATUM 24 August 1902GEBURTSORT SchneidemuhlSTERBEDATUM 28 September 1972STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Zietlow amp oldid 236391170