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Friederich D heil auch Fritz D heil 8 Juli 1898 in Hatzenport 19 September 1971 in Dusseldorf war ein deutscher Kriminalpolizist der zur Zeit des Nationalsozialismus Funktionar der Sicherheitspolizei war und in der Bundesrepublik Deutschland von 1948 bis 1958 das Landeskriminalamt Nordrhein Westfalen leitete 1 Inhaltsverzeichnis 1 Erster Weltkrieg und Ausbildung 2 Zweiter Weltkrieg 2 1 Kommandomitglied einer Einsatzgruppe des SD in Polen 2 2 Leitung der Kriminalpolizeistelle 2 3 Kontrolle des Ghettos Litzmannstadt 2 4 Kriminalpolizeileitstelle Hamburg 2 5 Stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Danemark 3 Nachkriegszeit Karriere als Kriminalpolizist in Nordrhein Westfalen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseErster Weltkrieg und Ausbildung BearbeitenD heil war der Sohn eines Postbeamten 1916 trat er nach dem Notabitur freiwillig ins Heer ein und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil Nach Kriegsende arbeitete er als Landwirt auf dem Gut seines Grossvaters und begann ein Medizinstudium welches er nach vier Semestern abbrach 1926 trat er als Kriminalkommissaranwarter in den Polizeidienst ein und war im Erkennungsdienst der Kriminalpolizei Dusseldorf tatig Von 1928 bis 1935 war er bei der Kriminalpolizei in Elberfeld bzw Wuppertal beschaftigt Er wurde 1929 zum Kriminalkommissar ernannt D heil war Spezialist fur etliche Bereiche der Kriminaltechnik darunter Brandermittlungen Daktyloskopie sowie Handschriftenvergleiche Er wurde 1931 zum gerichtlich beeidigten Sachverstandigen fur Kriminaltechnik bestellt Er war im 3 Kommissariat der Kriminalpolizei Wuppertal zustandig fur Brand und Sittlichkeitsverbrechen und wechselte im Sommer 1935 zur Kriminalpolizei Essen wo er zum Leiter des 13 Kriminalkommissariats aufstieg Ab 1 Marz 1937 war D heil fur die Gestapo bei der Kriminalpolizeileitstelle in Breslau tatig wo er als Angehoriger einer Sabotagekommission unter Leitung von Walter Stahlecker arbeitete 2 Am 5 September 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 754 128 3 Zweiter Weltkrieg BearbeitenKommandomitglied einer Einsatzgruppe des SD in Polen Bearbeiten nbsp Abtransport judischer Manner durch eine Einsatzgruppe in Polen September 1939 Wenige Tage vor dem Uberfall auf Polen wurde D heil am 21 August 1939 aus Breslau zum Einsatzkommando 2 der Einsatzgruppe III abberufen um mit dieser polizeilichen Sonderformation unter SS Sturmbannfuhrer Fritz Liphardt am deutschen Vernichtungskrieg gegen Polen teilzunehmen Nach der Besetzung von Lodz durch die 8 Armee gehorte er ab dem 10 September 1939 zum Fuhrungspersonal der Kriminalpolizeistelle welche nach der Umbenennung der Stadt am 11 April 1940 als Kriminalpolizeistelle Litzmannstadt bezeichnet wurde 4 Leitung der Kriminalpolizeistelle Bearbeiten nbsp Holocaust Denkmal RadegastUnmittelbar nach der militarischen Einnahme der Stadt gingen die deutschen Besatzer insbesondere gegen die judische Bevolkerung vor Unter den 672 000 Einwohnern Lodzs waren etwa 230 000 Juden die zweitgrosste judische Gemeinde Polens nach Warschau Die ortlichen polnischen Intellektuellen wurden polizeilich erfasst und etwa 2000 Personen ab dem 10 November 1939 bis Anfang Januar 1940 in einem eigens errichteten Gefangenenlager im Stadtteil Radogoszcz interniert das einem Konzentrationslager glich und zunachst der Schutzpolizei unterstand Etwa 500 dieser Gefangenen wurden in den Waldern der Umgebung ermordet 5 Polnische Geistliche und die meisten Mitglieder des ersten Judenrates wurden verhaftet und viele von ihnen erschossen 6 Die drei grossen Synagogen von Lodz wurden wahrend D heils Tatigkeit in der Stadt gesprengt und niedergebrannt 7 Kontrolle des Ghettos Litzmannstadt Bearbeiten nbsp Deportation von Juden ins Ghetto Litzmannstadt im Marz 1940Am 10 Dezember 1939 wurde vom Regierungsprasidenten Friedrich Uebelhoer ein Rundschreiben zur Bildung eines Ghettos in der Stadt Lodsch verschickt Im Februar 1940 erklarte der deutsche Polizeiprasident von Lodz SS Brigadefuhrer Johannes Schafer die im Norden der Stadt gelegenen heruntergekommenen Armenquartiere Stare Miasto Altstadt Baluty und Marysin in denen 90 Prozent der Hauser uber keinen Abwasseranschluss verfugten per Dekret zum Ghetto Zur konkreten Umsetzung erliess er eine Sonderanweisung Eine Abschrift davon wurde von D heil fur die ihm unterstehende Kriminalpolizei i V gezeichnet und den Inspektionen dem 4 Kommissariat und der Aussenstelle Pabianice zur Kenntnis und weiteren Veranlassung weitergereicht Das Ghetto Litzmannstadt diente wie auch andere NS Ghettos vor allem als Zwischenstation vor der Deportation in die deutschen Vernichtungslager Kulmhof Auschwitz Birkenau Majdanek Treblinka und Sobibor 8 Der im Bewachungsauftrag enthaltene Schiessbefehl fur die Schutz und Kriminalpolizei sollte alle Fluchtversuche unterbinden wie auch alle Versuche durch Schmuggel Lebensmittel in das Ghetto zu bringen Die als Sonderkommando bezeichnete Zweigstelle der Kriminalpolizei im Ghetto die in das Pfarrhaus an der Koscielna 8 einzog wurde bald im gesamten Ghetto gefurchtet Sie wurde unter den Ghettobewohnern als Czerwony Dom Rotes Haus bekannt was sich auf die roten Ziegel der Fassade aber auch auf die Folter im Keller des Gebaudes bezog 9 Es kam oft zu Erschiessungen von Ghettobewohnern durch Polizeibeamte In polizeilichen Meldungen nach einem Schusswaffengebrauch am Ghettozaun wurde wenn es uberhaupt aus Sicht der Polizisten einer Rechtfertigung bedurfte auch in der Folgezeit ausdrucklich auf die durch D heil gezeichnete Sonderanweisung vom 10 Mai 1940 Bezug genommen 10 Kriminalpolizeileitstelle Hamburg Bearbeiten Von Oktober 1940 bis November 1943 war D heil dann an der Kriminalpolizeileitstelle Hamburg tatig Sein Aufgabenbereich umfasste mitunter die vorbeugende Verbrechensbekampfung Damit arbeitete er wie schon zuvor als Inspektionsleiter in Lodz abermals in einem Kernbereich nationalsozialistischer Kriminalpolitik deren zentrales Instrument zur praventiven Inhaftierung die polizeiliche Vorbeugungshaft war 11 Stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Danemark Bearbeiten Im November wurde D heil zur Dienststelle der Sicherheitspolizei in Kopenhagen abgeordnet Als Stellvertreter des Leiters der Kriminalpolizei Abteilung V in Danemark Karl Zechenter war er dort auch an der Bekampfung der danischen Widerstandsbewegung beteiligt Von der Abteilung V teils in Zusammenarbeit mit der Gestapo durchgefuhrte Razzien richteten sich vor allem gegen Personen die nach Definition der Sicherheitspolizei als Asoziale oder Gewohnheitsverbrecher klassifiziert wurden Beispiele hierfur sind die Razzien vom 27 September 1944 in verschiedenen Kaffeebars in Kopenhagen wobei etwa 160 Personen verhaftet und noch in der Nacht in ein deutsches Konzentrationslager gebracht wurden oder die Verhaftungen Ende Oktober und Anfang November 1944 von etwa 150 Personen als Gewohnheitsverbrecher in Kopenhagen 12 Nachkriegszeit Karriere als Kriminalpolizist in Nordrhein Westfalen BearbeitenNach Kriegsende wurde D heil erst im Civilian Interrogation Center in Kopenhagen interniert am 17 November 1945 ins Internierungslager Gadeland und danach im Herbst 1946 ins Internierungslager Eselheide verlegt Nach seiner Entlassung am 31 Januar 1947 wurde er am 27 Oktober 1947 in Hamburg Harburg trotz NSDAP Mitgliedschaft und seiner fruheren Funktionen im Zuge der Entnazifizierung in Kategorie V als entlastet eingestuft Seine Verteidigungsstrategie die im Kern der entstehenden Legende von der unpolitischen Kriminalpolizei entsprach 13 zahlte sich fur ihn aus Er bewarb sich mit Hinweis auf seine langjahrige kriminalpolizeiliche Erfahrung unter Weglassung belastender NS Betatigung erfolgreich um die Stelle des Leiters des Landeskriminalpolizeiamtes in Dusseldorf Vom 8 Marz 1948 bis zu seiner Pensionierung am 30 September 1958 war er Leiter des Landeskriminalamts Nordrhein Westfalen Wahrend seiner Amtszeit kam es wegen seiner NS Betatigung auch zu Anschuldigungen und strafrechtlichen Ermittlungen die fur ihn jedoch folgenlos blieben Als LKA Leiter widmete er sich insbesondere der Neuorganisation seiner Dienststelle und der Entwicklung und Einfuhrung kriminaltechnischer Geratschaften zur Datensammlung und verwaltung zur Fuhrung von Verbrecher und Straftatenregistern Aufgrund seiner Fursprache konnten unter anderem zwei seiner Kollegen bei der Sicherheitspolizei der durch seine Beteiligung an NS Verbrechen hochbelastete ehemalige Kriminalpolizist Walter Helfsgott und der ehemalige Gestapomitarbeiter Walter Thiel wieder in den Polizeidienst zuruckkehren Eine im Dezember 2019 vorgestellte Studie des Historikers Martin Holzl im Auftrag des LKA Nordrhein Westfalen kam zu dem Ergebnis dass die ersten vier Direktoren des Landeskriminalamts neben D heil dessen Amtsvorganger Friedrich Karst sowie die auf D heil folgenden Oskar Wenzky und Gunter Grasner an NS Verbrechen beteiligt waren Landesinnenminister Herbert Reul CDU bewertete das Ergebnis folgendermassen Aus heutiger Sicht hatten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten durfen 14 Literatur BearbeitenMartin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW Langfassung Prasentation im Rahmen der Pressekonferenz am 16 Dezember 2019 pdf 822 kB hrsg im Auftrag des Landeskriminalamtes Nordrhein Westfalen 13 Dezember 2019 S 18 51 abgerufen am 9 Februar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 18ff abgerufen am 9 Februar 2020 Bastian Fleermann Die Kommissare Kriminalpolizei in Dusseldorf und im rheinisch westfalischen Industriegebiet 1920 1950 Droste Dusseldorf 2018 ISBN 978 3 7700 6032 0 Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 18 abgerufen am 9 Februar 2020 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6140123 Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 19 22 abgerufen am 9 Februar 2020 The Book of the Lodz Martyrdom A Guide to the Radogoszcz and other Sites of National Remembrance Lodz 2005 pl Muzeum Tradycji Niepodleglosciowych w Lodzi Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 25 abgerufen am 9 Februar 2020 Lodz Die judische Gemeind Geschichte In Virtuelles Schtetl Abgerufen am 24 Januar 2020 Andrea Low Juden im Getto Litzmannstadt Lebensbedingungen Selbstwahrnehmung Verhalten Wallstein Gottingen 2006 ISBN 978 3 8353 0050 7 Joanna Podolska Traces of the Litzmannstadt Getto A Guide to the Past Piatek Trzynastego Lodz 2004 ISBN 83 7415 000 9 Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 29 abgerufen am 9 Februar 2020 Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 32 abgerufen am 9 Februar 2020 Martin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW pdf 822 kB S 34 abgerufen am 9 Februar 2020 Jurgen Konig Ordnung und Vernichtung die Polizei im NS Staat Eine Ausstellung im Deutsch Historischen Museum Berlin In Deutschlandfunk Sendung Kultur heute 1 April 2011 abgerufen am 4 Januar 2020 Mehrere fruhere LKA Chefs waren NS Verbrecher In Spiegel Online 16 Dezember 2019 abgerufen am 16 Dezember 2019 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 5 Januar 2020 PersonendatenNAME D heil FriederichALTERNATIVNAMEN D heil FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Kriminalpolizist und Funktionar der SicherheitspolizeiGEBURTSDATUM 8 Juli 1898GEBURTSORT HatzenportSTERBEDATUM 19 September 1971STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friederich D heil amp oldid 233751181