www.wikidata.de-de.nina.az
Friedrich Karst geboren am 19 August 1891 in Barmen gestorben am 16 Juni 1973 war ein deutscher Kriminalpolizist 1946 1948 war er der erste Leiter des Landeskriminalamts Nordrhein Westfalen Karst beteiligte sich wie seine drei Amtsnachfolger Friederich D heil Oskar Wenzky und Gunter Grasner an nationalsozialistischen Gewaltverbrechen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Mitwirkung an NS Verbrechen 1 2 Nachkriegskarriere 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarst absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Bandwirker Am Ersten Weltkrieg nahm er von 1914 bis Kriegsende teil schied im Januar 1919 aus der Armee mit dem Dienstgrad eines Vizefeldwebels aus und trat in den Polizeidienst in Barmen ein In diesem Jahr war er einige Monate Mitglied der SPD 1920 erfolgte seine Versetzung zur Kriminalpolizei fur die er bis 1946 in Barmen und Wuppertal tatig war Nach diversen Ausbildungslehrgangen zum Kriminalbeamten arbeitete er ab 1926 vorwiegend im Erkennungsdienst Kartei und Nachrichtenwesen Dieser Bereich diente nicht nur zur Aufklarung begangener Straftaten sondern in zunehmendem Masse der sog vorbeugenden Verbrechensbekampfung in der Zeit des Nationalsozialismus gegen angeblich drohende Rassenvergehen oder asoziales Verhalten Mit Hilfe des Erkennungsdienstes wurde auch die Verfolgung der Sinti und Roma organisiert Karst trat zum 1 Mai 1937 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 5 390 990 1 In den Akten sind zahlreiche Mitgliedschaften in NS Organisationen erfasst in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV dem Reichsbund Deutscher Beamter RDB dem Volksbund fur das Deutschtum im Ausland VDA dem Reichskolonialbund RKB dem Bund Deutscher Osten BDO dem Reichsluftschutzbund RLB der NS Kulturgemeinde und dem NS Reichskriegerbund Karst war nicht Mitglied der SS Er begrundete seine Nichtmitgliedschaft 1941 mit dem Hinweis aufgrund von Verletzungen im Ersten Weltkrieg nicht voll SS fahig zu sein 2 Mitwirkung an NS Verbrechen Bearbeiten Wahrend die Rolle Karsts innerhalb der Wuppertaler Polizei bei der Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma unklar bleibt ist seine aktive Beteiligung an einem anderen NS Verbrechen der letzten Kriegswochen nachgewiesen der Ermordung von 71 Menschen darunter mindestens vier Zwangsarbeitern in einer Schlucht am Wenzelnberg in Langenfeld Rheinland am 13 April 1945 Die Ermordeten waren Gefangene aus verschiedenen Zuchthausern und Gefangnissen In Folge eines Befehls von Generalfeldmarschall Walter Model wurden damals wegen politischer Delikte Inhaftierte der Sicherheitspolizei ubergeben Die entsprechenden Gefangenen aus dem Wuppertaler Bereich wurden an einer schon ausgehobenen Grube erschossen Karst sagte nach dem Krieg aus er habe zusammen mit anderen die Opfer zur Sammelstelle gefuhrt An den Erschiessungen selbst habe er sich nicht beteiligt sondern zum Abschluss lediglich noch beim Zuschaufeln des Grabes mitgewirkt Sein Mitwirken beim Hinfuhren der Opfer und spater Zuschaufeln sei laut einem Befehl Heinrich Himmlers erzwungen gewesen Hatte er nicht teilgenommen ware er sofort standrechtlich erschossen worden Eine solchen Befehlsnotstand so der Historiker Martin Holzl gab es nicht Karst stellte hier eine reine Schutzbehauptung auf Gleichwohl stellte die Staatsanwaltschaft Wuppertal das Ermittlungsverfahren gegen Karst und andere Beteiligte im Juni 1949 mit Begrundung ein die an der Ermordungsaktion vor Ort Beteiligten hatte sich in einer Befehlsnotstandssituation befunden 3 Nachkriegskarriere Bearbeiten Nach 1945 machte Karst trotz fehlender Qualifikation fur den hoheren Dienst er hatte lediglich den Dienstgrad eines Kriminalpolizeimeisters vorzuweisen Karriere im Fuhrungsbereich der nordrhein westfalischen Kriminalpolizei In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V unbelastet eingestuft Als die Kriminalpolizeiamter der Nordrhein Provinz und Provinz Westfalen zusammengelegt wurde ubernahm Karst den Aufbau und die Leitung der Behorde Am 29 Februar 1948 verfugte das nordrhein westfalische Innenministerium die Neubesetzung der Leitung die nun Friederich D heil ubernahm Der offizielle Grund fur die Neubesetzung war die nicht ausreichende Qualifikation Karsts Ob oder inwieweit die vorhergehenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen eine Rolle fur die Absetzung Karsts spielten ist nicht nachzuweisen Karst wurde weder entlassen noch suspendiert sondern blieb bis 1951 Stellvertreter D heils Danach leitete er verschiedene Abteilungen zuletzt die Kriminalgruppe III die fur den Aufgabenbereich uberortliche Verbrechensbekampfung Kriminalstatistik und Meldeblatt zustandig war Am 1 Oktober 1954 trat er mit dem Dienstgrad eines Kriminaloberkommissars in den Ruhestand Karst starb am 16 Juni 1973 4 Eine im Dezember 2019 vorgestellte Studie des Historikers Martin Holzl im Auftrag des LKA Nordrhein Westfalen kam zu dem Ergebnis dass die ersten vier Direktoren des Landeskriminalamts neben Friedrich Karst auch seine Nachfolger Friederich D heil Oskar Wenzky und Gunter Grasner an NS Verbrechen beteiligt waren Landesinnenminister Herbert Reul CDU bewertete das Ergebnis folgendermassen Aus heutiger Sicht hatten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten durfen 5 Literatur BearbeitenMartin Holzl Gutachten NS Vergangenheit ehemaliger Behordenleiter des Landeskriminalamtes NRW PDF 822 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 19370414 Holzl Gutachten NS Vergangenheit S 7 9 Holzl Gutachten NS Vergangenheit S 11 15 Holzl Gutachten NS Vergangenheit S 15 17 Mehrere fruhere LKA Chefs waren NS Verbrecher In Spiegel Online 16 Dezember 2019 abgerufen am 16 Dezember 2019 PersonendatenNAME Karst FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Kriminalpolizist Direktor des Landeskriminalamtes Nordrhein WestfalenGEBURTSDATUM 19 August 1891GEBURTSORT BarmenSTERBEDATUM 16 Juni 1973 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Karst amp oldid 239511276