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Der Bund Deutscher Osten BDO wurde am Tag des deutschen Ostens dem 27 Mai 1933 gegrundet Der BDO vereinigte den Deutschen Ostmarkenverein u a mit dem Heimatbund Ostpreussen der Jungpreussischen Bewegung und dem Reichsbund der Schlesier Zusammen mit dem Volksbund fur das Deutschtum im Ausland VDA wurde er durch eine Verfugung des Stellvertreters des Fuhrers Rudolf Hess am 3 Februar 1939 der Volksdeutschen Mittelstelle VoMi unterstellt 1 eine der wichtigsten Saulen der NS Volkstumspolitik Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zum Begriff deutscher Osten 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUnter seinen Reichsfuhrern Franz Ludtke und dessen Nachfolgern Theodor Oberlander er wurde Ende Juli 1937 abgesetzt sowie SS Standartenfuhrer Hermann Behrends der den BDO anschliessend seit Sommer 1937 leitete 2 und zugleich Stabsleiter der VoMi gewesen war hatte sich der BDO die offizielle Aufgabe gestellt das deutsche Volk mit den geistes und raumgeschichtlichen Fragen des Ostens vertraut zu machen Er verfolgte aber von Anfang an die zunachst geheime Revisionspolitik des NS Regimes im Osten 3 d h die ins Auge gefasste Zerstorung des jungen Nationalstaats Polen Dessen Grundung als Folge des Versailler Vertrags hatte das Deutsche Reich erhebliche Gebietsverluste an seiner Ostgrenze gekostet und ausserdem viele Deutsche jetzt im Unterschied zu den Reichsdeutschen Volksdeutsche genannt in einem ihnen fremden Nationalstaat vom Reich abgetrennt Basis fur die geistes und raumgeschichtlichen Fragen des Ostens war die lange gepflegte Uberzeugung von der deutschen Kulturmission im Osten die in der Ostsiedlung seit dem 11 Jahrhundert die grosste Leistung mittelalterlicher Politik sah Der einflussreichste Vertreter dieser Uberzeugung war der dem BDO und allen anderen mit Volkstumspolitik befassten Organisationen und Institutionen nahestehende Albert Brackmann der von der dem preussischen Geheimen Staatsarchiv angeschlossenen Publikationsstelle Berlin Dahlem bis uber seine Pensionierung hinaus als General die gesamte Ostforschung zu steuern versuchte 4 Siehe hierzu auch Polnische Westforschung Wie der BDO seine volkstumspolitische Aufgabe in praktischer Ausfuhrung verstand zeigt folgende zeitgeschichtliche Analyse fur Ostpreussen Aktiv beteiligte sich der BDO unter seinem engagierten Vorsitzenden Theodor Oberlander auch an der Eliminierung der polnisch masurischen Sprache in Ostpreussen In Verbindung mit dem Evangelischen Konsistorium erhob der BDO in allen Kirchspielen Masurens Statistiken uber den Gebrauch der masurischen Sprache in Gottesdiensten Ziel dieser Erhebung war die Vorbereitung der endgultigen Verbannung der masurisch polnischen Sprache aus dem offentlichen Leben Masurens Der NSDAP in Ostpreussen allen voran Theodor Oberlander und seinen BDO Mitstreitern war dieser Umstand ein Dorn im Auge Mit Billigung des Allensteiner Regierungsprasidenten Karl Schmidt fuhrte der BDO 1937 und 1938 zwei Zahlungen polnischer Gottesdienste durch Doch erst nach der Besetzung Polens setzte die Gestapo die BDO Empfehlung um und verbot am 24 November 1939 alle polnischsprachigen Gottesdienste in Masuren Wenig spater am 13 Dezember 1939 wies auch das Evangelische Konsistorium als willfahriges Instrument des NS Staates alle Gemeinden an das Verbot zu akzeptieren 5 NachkriegszeitDas von 1949 bis 1969 bestehende Bundesministerium fur Vertriebene Fluchtlinge und Kriegsgeschadigte wurde in den 1950er und 1960er Jahren von massgeblichen Mitarbeitern des mit Kriegsende verschwundenen BDO geleitet von Theodor Oberlander Minister von 1953 bis 1960 und von Hans Kruger Minister von 1963 bis 1964 Zum Begriff deutscher Osten BearbeitenDer im BDO zum Programm erhobene Begriff deutscher Osten meinte alle Regionen in denen seit dem Mittelalter und der Ostsiedlung deutschstammige Siedler heimisch geworden waren Mit der Reichsgrundung 1871 vor allem aber nach den Gebietsverlusten nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie jenseits der Reichsgrenzen wahrgenommen und galten im volkischen Bewusstsein im Unterschied zu den Reichsdeutschen bald als Volksdeutsche Das Attribut deutsch ist dabei insofern irrefuhrend als zwischen den weitverstreut lebenden deutschsprachigen Minderheiten nationale Verbindungslinien konstruiert und im Begriff Volksdeutsche konkretisiert wurden Dieser Begriff der grossdeutschen Terminologie ebnete endgultig im Nationalsozialismus alle historischen und geografischen Besonderheiten zwischen den in den verschiedenen ostmittel und osteuropaischen Nationalstaaten lebenden Bevolkerungsgruppen ein Die Ostsiedlung und weitere Auswanderungen in den Osten bis ins 19 Jahrhundert verdankten sich aber keinen reichspolitischen Vorgaben sondern waren Migrationsbewegungen wie auch die im 19 Jahrhundert massenhaft werdende deutsche Uberseewanderung Zum entsprechenden Vergleich hebt das 1906 bei Friedrich Brandstetter in Leipzig erschienene Buch Die Helden des Deutschtums von W Opitz hervor Wie in unseren Tagen die uberschussige Bevolkerung des aufgebluhten Deutschen Reichs hinuberzieht in die Neue Welt um bessere Arbeitsbedingungen und billigeres Land zum Feldbau zu gewinnen so zogen einstmals vom 10 Jahrhundert an aber besonders im 11 bis 13 Jahrhundert Scharen von Ansiedlern aus allen deutschen Gauen in das slavische Gebiet ostlich der Saale und Elbe Und wahrend unsere jetzigen Auswanderer oft nichts Eiligeres zu tun haben als ihr Volkstum abzuwerfen und fremde Eigenart anzunehmen trugen die damaligen Kolonisten siegreiche deutsche Kultur und deutsche Sprache uber die alte Grenze in die Fremde hinaus sie hielten fest an ihrem Volkscharakter und erwarben so neues deutsches Gebiet von dem aus das Reich zu neuer Blute erstehen sollte Je mehr die Slaven in der Gegenwart den muhsam gewonnenen deutschen Besitz uns streitig zu machen suchen desto mehr muss dem deutschen Volk in Erinnerung gebracht werden welch heiliges von den Vatern ererbtes Gut es heute dort zu verteidigen gilt 6 So wie sich der Generalplan Ost nach den Vorgaben deutscher Volkstumspolitik und Himmlers Perspektivierung vom Dezember 1942 auch auf Sudost und Westeuropa beziehen sollte waren mit dem Begriff Volksdeutsche schliesslich auch Elsasser und Lothringer und alle anderen deutschsprachigen Minderheiten in europaischen Landern gemeint Die ostmittel ost und sudosteuropaischen Volksdeutschen wurden 1940 in das besetzte Polen umgesiedelt oder wurden 1941 als Wolgadeutsche von Stalin deportiert bis sie bei Kriegsende entweder vor der Roten Armee fluchteten oder nach den Vorgaben des Potsdamer Abkommens in die Grenzen des besiegten Deutschland vertrieben wurden worauf der deutsche Osten in Gestalt der unterschiedlichen Siedlungsgebiete zu existieren aufhorte 7 Seit den 1950er Jahren wurde der Begriff deutscher Osten zum konstruierten Erinnerungsort im westdeutschen Vertriebenenmilieu 8 Literatur BearbeitenLexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Bd 1 Leipzig 1983 S 308 ff Michael Burleigh Germany Turns Eastwards A Study of Ostforschung in the Third Reich London 2002 zuerst 1988 Ingo Haar Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der Volkstumskampf im Osten Gottingen 2000 Andreas Kossert Grenzlandpolitik und Ostforschung an der Peripherie des Reiches Das ostpreussische Masuren 1919 1945 in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 51 Jg Heft 2 April 2002 S 117 146 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Tammo Luther Volkstumspolitik des Deutschen Reiches 1933 1938 Franz Steiner Verlag Wiesbaden Stuttgart 2004 S 165 Luther Volkstumspolitik S 153 Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Bd 1 Leipzig 1983 S 308 ff Michael Burleigh Germany Turns Eastwards A Study of Ostforschung in the Third Reich London 2002 zuerst 1988 S 37 67 Andreas Kossert Grenzlandpolitik und Ostforschung an der Peripherie des Reiches Das ostpreussische Masuren 1919 1945 S 142 in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 51 Jg Heft 2 April 2002 S 117 146 Vgl Verlagsprospektanhang zu C Gude Hg Erlauterungen deutscher Dichtungen Leipzig 1906 S 422 Hervorhebung im Original Vgl Johannes Hurter Nationalsozialistisches Besatzungsregime und rassischer Vernichtungskrieg im Osten in Flucht Vertreibung Integration hrsg von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bielefeld Kerber 2006 S 36 47 Eva Hahn Hans Henning Hahn Flucht und Vertreibung S 343 f in Etienne Francois Hagen Schulze Hg Deutsche Erinnerungsorte Bd 1 Munchen C H Beck 2001 S 335 351 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bund Deutscher Osten amp oldid 224065173