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Als Massaker von Ponary litauisch Paneriai werden die Massenmorde an uber 100 000 Menschen in den Jahren von 1941 bis 1944 in einem Wald im sudwestlicher Teil der heute litauischen Hauptstadt Vilnius bezeichnet Opfer waren meist Juden ausserdem Russen und Polen Die Tater waren deutsche SD und SS Truppen wahrend des Zweiten Weltkriegs im Zuge des Holocaust im Reichskommissariat Ostland Gedenkstatte im Wald bei Paneriai 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Massaker 2 Spurenbeseitigung 3 Lied von Ponar 4 Aufarbeitung und Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMassaker BearbeitenIm Sommer 1941 wurde der Wald bei Aukstieji Paneriai nahe Vilnius zum Schauplatz einer Massenexekution von baltischen Juden Die Sowjets hatten dort grosse Gruben ausgehoben in denen Treibstoff gelagert werden sollte Diese Gruben benutzten die deutschen Besatzungsbehorden als Massengraber fur zehntausende Juden sowjetische Kriegsgefangene sowie litauische und polnische politische Haftlinge 1 Anfang Juli 1941 zog das Einsatzkommando 9 der Einsatzgruppe B in Vilnius ein und machte sich sogleich an die Ausfuhrung ihres Auftrags Ab August 1941 war die Hauptaussenstelle des Einsatzkommandos 3 unter den SS Offizieren Peter Eisenbarth und Erich Wolff verantwortlich Sie handelten nach den Vorgaben Karl Jagers weitgehend selbstandig ob Jager selbst bei Massenerschiessungen in Ponary zugegen war konnte nicht sicher festgestellt werden 2 Der Historikerin Christina Eckert zufolge wurden die arbeitsteilige Vorgehensweise der Tater und strikte Organisation zur entscheidenden Voraussetzung fur die todliche Schnelligkeit und Effizienz mit der die Juden in Paneriai ermordet wurden Die Opfer wurden mit Lastwagen oder der Eisenbahn nach Paneriai transportiert Die knapp 5000 Quadratmeter grosse Erschiessungsstatte war abgesperrt und das Gelande vermint Rund 100 litauische Schutzen waren um das Waldstuck postiert 3 Die Dimension der Vernichtung wurde schon dadurch deutlich dass sich bereits im Herbst 1941 nach fast viermonatigem Morden mehr als sechs Tonnen Kleidung angesammelt hatten 4 Bis Ende Dezember 1941 wurden drei Viertel der Juden von Vilnius ermordet An dem Massaker beteiligt waren Einheiten der Wehrmacht SS Einsatzkommandos und litauische Milizen Ypatingasis burys Am Ende des Jahres 1941 betrug die Zahl der ermordeten Menschen 47 447 In den Jahren von 1941 bis 1944 ermordeten die Deutschen mit Hilfe des freiwilligen litauischen Sonderkommandos des Sicherheitsdienstes SD ungefahr 56 000 bis 70 000 Juden 1500 bis 2000 Polen hauptsachlich Mitglieder der Wilnaer Intelligenz und der Polnischen Heimatarmee bis zu 6000 Russen sowie zahlreiche Roma und Kommunisten 5 Zeuge dieses Verbrechens war der polnische Schriftsteller Jozef Mackiewicz der 1945 den Text Ponary Baza publizierte und der Journalist Kazimierz Sakowicz Die Erschiessungen wurden bis Ende 1943 bis zur Auflosung des Wilnaer Ghettos weitergefuhrt Damit erhohte sich die Zahl der Ermordeten auf uber 70 000 Die Koordinatoren dieses Massenmordes waren Franz Murer Der Schlachter von Wilna Bruno Kittel und Martin Weiss Das Standardwerk Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 spricht von Ponary als der zentralen litauischen Mordstatte und erwahnt den hohen Anteil litauischer Hilfskrafte bei den Mordaktionen Geschossen hatten vor allem litauische Schutzmannschaftsangehorige die dabei von wenigen Deutschen angeleitet wurden 6 Spurenbeseitigung BearbeitenIm Dezember 1943 wurden unter dem Befehl von Franz Murer und in enger Zusammenarbeit mit Martin Weiss im Rahmen der Sonderaktion 1005 die Massengraber geoffnet und die Leichen verbrannt um die Spuren zu vernichten Am 14 August 1946 wurde beim Nurnberger Prozess aus der Zeugenvernehmung des Szloma Gol verlesen 7 Diese Arbeit die im Offnen der Graber und Aufbauen der Scheiterhaufen bestand wurde von etwa 80 Wachmannschaften uberwacht Im Verlaufe dieser Arbeit wurden die litauischen Wachter selbst erschossen wahrscheinlich damit sie nicht ausplaudern konnten was gemacht worden war Der Befehlshaber des gesamten Platzes war der SA Fuhrer Murer der Sachbearbeiter der judischen Fragen Unsere Arbeit bestand darin Massengraber zu offnen und Leichen herauszubefordern um sie dann zu verbrennen Ich war damit beschaftigt diese Leichen auszugraben Mein Freund Belic war mit Sagen und Zurechtmachen von Holz beschaftigt Wir haben insgesamt 80000 Leichen ausgegraben Ich weiss dieses daher weil zwei Juden die mit uns in der Grube lebten von den Deutschen dazu angestellt worden waren diese Leichen zu zahlen Das war die einzige Aufgabe dieser beiden Die Leichen bestanden aus einem Gemisch von Juden polnischen Priestern und russischen Kriegsgefangenen Lied von Ponar BearbeitenIm Rahmen eines Wettbewerbs den der Wilnaer Judenrat ausgeschrieben hatte entstand 1943 das Lied von Ponar jiddisch שטילער שטילער Shtiler Shtiler Es wurde vom damals 11 jahrigen Alek Wolkowisky komponiert Shmerke Kaczerginski verfasste den Text dazu 8 Aufarbeitung und Rezeption BearbeitenAm Ort der Massenerschiessung befindet sich eine Gedenkstatte 2016 entdeckte ein internationales Team von Archaologen unter Leitung der Israelischen Altertumerbehorde auf dem Gelande der Vernichtungsstatte einen Fluchttunnel Den 35 Meter langen Tunnel hatten judische Haftlinge heimlich gegraben die seit 1943 die Spuren des Verbrechens tilgen und die Leichen der Ermordeten verbrennen sollten Sie gruben den Tunnel mit Loffeln und blossen Handen In der Nacht des 15 April 1944 flohen 40 Gefangene durch den Tunnel Doch sie wurden von Wachleuten entdeckt viele wurden erschossen oder gefasst nur 15 konnten in die Walder entkommen 9 nbsp Hier wurden die ausgegrabenen Opfer zur Beweisvernichtung verbrannt nbsp Mahnmal fur die judischen Opfer nbsp Mahnmal fur die polnischen Opfer nbsp In der Zeit der Sowjetunion errichtetes Mahnmal fur die Opfer des faschistischen Terrors das ein vorheriges Mahnmal fur die judischen Opfer ersetzte nbsp Der Wald bei PonaryLiteratur BearbeitenZusammensetzung der Ypatingas Burys und deren Mitwirkung bei Massakern englisch Christina Eckert Die Mordstatte Paneriai Ponary bei Vilnius In Holocaust in Litauen Krieg Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941 Hrsg von Vinas Bartusevicius Joachim Tauber Wolfram Wette Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 13902 5 S 132 142 De Einsatzgruppen en de Wilde Holocaust Deel 2 Arbeitspapier uber die Einsatzgruppen im Holocaust niederlandisch Rede des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping bei der Umbenennungsfeier der Feldwebel Schmid Kaserne in Rendsburg Auszuge aus der FAZ Ereignisse und Gestalten 3 Juni 2000 Kulturstadte fr online de vom 7 Januar 2009 Internationaler Militargerichtshof Nurnberg Hrsg Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof 14 November 1945 bis 1 Oktober 1946 Amtlicher Text in deutscher Sprache Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 Sowjetunion mit annektierten Gebieten 1 Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militarverwaltung Baltikum und Transnistrien Bearbeitet von Bert Hoppe und Hildrun Glass Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58911 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ponary massacre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Paneriai Ponary beim Projekt Gedenkorte Europa des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933 1945 Lied von Ponar Text und Stream Dos lid fun ponar Fotos Text u Noten Memento vom 18 Dezember 2012 im Webarchiv archive today Einzelnachweise Bearbeiten Nach polnischen Schatzungen bis zu 20 000 Polen z T aus der polnischen Intellektuellen Schicht von Wilna siehe Ponary miejsce ludzkiej rzezni Instytut Pamieci Narodowej 2011 S 26 abgerufen am 25 Dezember 2012 Wolfram Wette Karl Jager Morder der litauischen Juden Frankfurt Main 2011 ISBN 978 3 596 19064 5 S 107 Christina Eckert Die Mordstatte Paneriai Ponary bei Vilnius In Holocaust in Litauen Krieg Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941 Hrsg von Vinas Bartusevicius Joachim Tauber Wolfram Wette Bohlau Koln 2003 S 132 142 hier S 134 Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 Sowjetunion mit annektierten Gebieten 1 Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militarverwaltung Baltikum und Transnistrien Bearbeitet von Bert Hoppe und Hildrun Glass Oldenbourg Munchen 2007 S 59 siehe auch in diesem Band S 562 Dok 203 Die Wilnaer Abteilung der Rohstoffzentrale meldet am 22 Oktober 1941 von der Mordstatte Ponary bei Wilna seien 6 33 Tonnen Kleidung abtransportiert worden Monika Tomkiewicz Verbrechen in Ponary 1941 1944 polnisch Zbrodnia w Ponarach 1941 1944 Institut fur nationale Erinnerung Warschau 2008 ISBN 978 83 60464 91 5 S 215 216 Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 7 S 81 Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Bd 21 S 178 ff Affidavit D 964 Shmerke Kaczerginski שטילער שטילער Yad Vashem archiviert vom Original am 26 Februar 2021 abgerufen am 12 April 2022 jiddisch Lied von Ponar שטילער שטילער Shtiler Shtiler Israel Antiquities Authority Historical Discovery in Lithuania The Escape Tunnel of the Burning Brigade in Ponar Paneriai has been Rediscovered abgerufen am 11 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massaker von Ponary amp oldid 234597298