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Jozef Mackiewicz geboren 1 April 1902 in Sankt Petersburg Russisches Kaiserreich gestorben 31 Januar 1985 in Munchen war ein polnischer Schriftsteller Jozef Mackiewicz in der Redaktion von Slowo Bildmitte Foto zwischen 1935 und 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 In der Republik Polen 1 2 Im Zweiten Weltkrieg 1 3 Im Exil 2 Politische Positionen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJozef Mackiewicz war ein Kind des aus dem Landadel stammenden Weinhandlers Antoni Mackiewicz und der Maria Pietraszkiewicz sein alterer Bruder war Stanislaw Mackiewicz Die Familie zog 1907 nach Wilna 1 In der Republik Polen Bearbeiten Mit sechzehn Jahren wurde er Soldat im Polnisch Sowjetischen Krieg 2 Nach dem Abitur 1920 studierte er Naturwissenschaften an der Universitat Warschau er schloss das Studium als Diplombiologe ab Anschliessend wurde er in Wilna freier Schriftsteller und Publizist 1924 heiratete er Antonina Kopanska sie hatten die Tochter Halina und trennten sich 1936 Ab 1935 arbeitete er in der von seinem Bruder herausgegebenen konservativen Zeitung Slowo Das Wort 1936 veroffentlichte er einen ersten Novellenband Seit 1938 war die Publizistin und Schriftstellerin Barbara Toporska 1913 1985 seine Lebenspartnerin wegen des Scheidungsverbots der katholischen Kirche war ihm eine zweite Ehe verwehrt In seinem 1938 publizierten Reportagenband Bunt rojstow Der Aufruhr in den Sumpfen kritisierte er die nationalistische Polonisierungspolitik in Ostpolen und erregte damit Aufsehen Im zwischen Polen und Litauen umstrittenen Wilnaer Gebiet trat er fur ein Zusammenleben der Sprachgruppen ein 1 Im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Nach der militarischen Niederlage Polens durch Wehrmacht und Rote Armee im September 1939 wurde Wilna kurzzeitig Teil des sowjetischen Weissrusslands Wilna wurde dann kurzzeitig Teil Litauens und Mackiewicz in Wilna Herausgeber der von ihm gegrundeten polnischsprachigen Tageszeitung Gazeta Codzienna Er kritisierte nun die Litauisierung der Region Wilna wurde 1940 Teil der Litauischen SSR Mackiewicz hielt sich wahrend dieser Zeit als Landarbeiter und Kutscher auf dem Lande bei Wilna auf und entging so der sowjetischen Deportation die der polnischen Intelligenz in Wilna galt Im Juni 1941 wurde Wilna dann vom nationalsozialistischen Deutschland erobert Die SS Propagandastaffel bot Mackiewicz die Leitung einer polnischsprachigen Kollaborationszeitung Goniec Codzienny an was er ablehnte Er schrieb aber fur die Zeitung vier feuilletonistische Beitrage uber die Schreckenszeit unter dem Sowjetregime 1 Auf Initiative der Kommunisten der Polnischen Arbeiterpartei im Untergrund verurteilte ihn daraufhin ein Feldgericht der Untergrundarmee AK als Kollaborateur zum Tode Doch der AK Kommandeur des Bezirks Wilna der selbst Zeuge des Sowjetterrors gewesen war erwirkte die Aufhebung des Todesurteils Im April 1943 genehmigte die Untergrundfuhrung Mackiewiczs Reise nach Katyn 3 Mackiewicz gehorte zu einer Gruppe von polnischen Journalisten die von den deutschen Besatzern aufgefordert wurden die Arbeiten zur Exhumierung der Opfer des Massakers von Katyn zu besichtigen 4 Mackiewicz gab dem Goniec Codzienny ein ausfuhrliches Interview uber seine Eindrucke von den Exhumierungsarbeiten und zitierte darin aus bei den Leichen gefundenen Dokumenten 5 Im Exil Bearbeiten Mackiewicz floh beim Nahen der sowjetischen Streitkrafte Anfang 1945 aus Krakau nach Italien zum Stab der Anders Armee der auf Seite der Briten kampfenden polnischen Verbande unter dem Kommando von General Wladyslaw Anders Dort war er mit der Erstellung einer Dokumentation uber den Massenmord von Katyn befasst 6 1946 ubersiedelte er nach London wo er die nachsten Jahre unter armlichen Verhaltnissen im Exil lebte 1948 erschien mit einem Vorwort von Anders in London diese Dokumentensammlung allerdings wurde Mackiewicz dabei nicht als der verantwortliche Redakteur namentlich erwahnt Anders furchtete namlich dass die sowjetische Propaganda unter Hinweis auf die Zusammenarbeit Mackiewiczs mit der Besatzerpresse im Zweiten Weltkrieg versuchen wurde die gesamte Dokumentensammlung zu diskreditieren 7 1949 erschien auf der Grundlage der Dokumentensammlung Mackiewiczs erstes popularwissenschaftliches Buch uber Katyn zuerst in deutscher Ubersetzung in der Schweiz In seinen Publikationen wies er darauf hin dass die NS Version die Tater von Katyn seien bolschewistische Juden gewesen unhaltbar sei Auch seien unter den ermordeten polnischen Offizieren zahlreiche Juden gewesen 8 Auch wies er nach dass es sich bei einem Sensationsbericht der Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter vom 13 Februar 1948 uber Katyn um eine Falschung handelt Die schwedische Zeitung hatte unter Berufung auf angebliche NKWD Dokumente berichtet der Krakauer Staatsanwalt Roman Martini sei 1946 ermordet worden weil er entdeckt habe dass die Tater von Katyn im NKWD zu suchen seien 9 Seine Publikationen zu Katyn analysierte das Foreign Office in London es kam aber zu keiner eindeutigen Bewertung wie aus der vom Historiker Rohan D Olier Butler verfassten Denkschrift uber die Haltung der britischen Regierung zur Causa Katyn Butler Memorandum hervorgeht 10 Mackiewicz sagte 1952 in Frankfurt am Main vor der Madden Kommission dem Untersuchungsausschuss des amerikanischen Kongresses zu Katyn als Zeuge aus 11 In Artikeln fur die polnische Exilpresse wies Mackiewicz darauf hin dass der vor der Kommission maskiert auftretende Sensationszeuge John Doe vollig unglaubwurdig sei 12 Die englischen 1951 und amerikanischen Ausgaben seines Katyn Buches wurden zensiert in der Bundesrepublik Deutschland erschien die Ubersetzung 1958 nur in einer kleinen Auflage wurde aber spater wiederholt neu aufgelegt 1955 zog er nach Munchen in die Nahe der polnischen Emigrantengruppen die sich um den Sender Radio Freies Europa RFE scharten und schrieb weiterhin Essays und politische Romane Jozef Mackiewicz wurde 1971 von der polnischen Exilregierung mit dem Kommandeurskreuz des Ordens Polonia Restituta geehrt Seine Urne wurde in St Andrew Bobola beigesetzt der polnischen katholischen Kirche in London Politische Positionen BearbeitenMackiewicz war ein meinungsstarker Einzelganger der scharf kritisierte und scharf kritisiert wurde 1 Im kommunistischen Polen stand er auf der Liste der Unpersonen und seine Romane befanden sich auf dem Index Sein Hauptgegner war der Bolschewismus Mackiewicz war eine Symbolfigur der polnischen antikommunistischen Opposition 1 Aber auch mit dem Chauvinismus der polnischen autoritaren Regierungen unter Jozef Pilsudski setzte er sich auseinander Wahrend des Zweiten Weltkriegs kritisierte er die Bundnispolitik der Westalliierten mit der Sowjetunion und dementsprechend auch die Politik der polnischen Exilregierung und der Polnischen Heimatarmee mit dem Sikorski Maiski Abkommen In der Zeit des Kalten Krieges kritisierte er die Programmgestaltung bei Radio Freies Europa die Redaktion der polnischen Exilzeitung Kultura in Paris der er sogar die Annahme eines Literaturpreises verweigerte die Anpassungspolitik der katholischen Kirche in Polen und die Ostpolitik des Vatikans unter Johannes XXIII und Paul VI 1 Bis zu seinem Tod war Mackiewicz auch im Westen dem Vorwurf ausgesetzt er habe in einem antikommunistischen Wahn mit seinen Publikationen uber Katyn eine infame antisowjetische Luge verbreitet Bis in die Gegenwart wird ihm in nationalpatriotischen Kreisen in Polen seine angebliche Kollaboration mit den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg vorgehalten 13 Die Verbande der ehemaligen Kombattanten der Untergrundarmee AK lehnten seine Rehabilitierung ab auch der fruhere Aussenminister Wladyslaw Bartoszewski stellte sich dagegen 14 Wahrend er die historische Mythenbildung geisselte galt ihm das zaristische Russland als ein Ordnungsstaat mit positiven Zugen dessen Ordnungsgefuge er in seinem Roman Der Oberst Die Affare Mjassojedow 1962 untergehen sieht In den Romanen Der Weg ins Nirgendwo 1955 und Nie trzeba glosno mowic 1969 setzte er sich mit der kommunistischen Machtubernahme in Polen auseinander 1957 schrieb Mackiewicz den Roman Kontra der die Auslieferung der Kosakenverbande an die Sowjets durch die Briten bei Kriegsende behandelte Werke Bearbeiten16 go miedzy trzecia i siodma Slowo Wilna 1936 Am 16ten zwischen drei und sieben Uhr Bunt rojstow Slowo Wilna 1938 Der Aufruhr in den Sumpfen Zbrodnia katynska w swietle dokumentow z przedmowa gen Wladyslawa Andersa Gryf London 1948 Das Verbrechen von Katyn im Lichte von Dokumenten Zbrodnia w lesie katynskim Gryf London 1949 Das Verbrechen im Wald von Katyn Sprawa mordu katynskiego Ta ksiazka byla pierwsza London 2009 ISBN 978 0 907652 65 6 Katyn ungesuhntes Verbrechen Vom politischen Komplott zum ungesuhnten Verbrechen Thomas Zurich 1949 The Katyn Wood Murders Hollis amp Carter London 1951 Nie trzeba glosno mowic Kontra London 1953 Man darf nicht laut daruber reden Man muss nicht laut reden Kapitel 30 Ubersetzung Martin Pollack In Jahrbuch Polen 2003 Band 14 Deutsches Polen Institut Harrassowitz Wiesbaden 2003 Polen und Deutschland in meiner Sicht In Aussenpolitik Zeitschrift fur internationale Fragen 1954 S 13 19 Droga donikad Orbis London 1955 Der Weg ins Nirgendwo Ubersetzung Armin Dross Bergstadtverlag Munchen 1959 Karierowicz Orbis London 1955 Der Karrierist Kontra Instytut Literacki Paris 1957 Tragodie an der Drau oder Die verratene Freiheit Ubersetzung Armin Dross Bergstadtverlag Munchen 1957 Der sogenannte Osten Europas Ubersetzung Ulrike Bischoff In Marek Klecel Polen zwischen Ost und West Polnische Essays des 20 Jahrhunderts Eine Anthologie Suhrkamp Berlin 1995 S 150 166 zuerst 1957 Sprawa pulkownika Miasojedowa Swiderski London 1962 Der Oberst Die Affare Mjassojedow Ein historischer Roman Ubersetzung Wolfgang Grycz Pfeiffer Munchen 1967 Zwyciestwo prowokacji Selbstverlag Munchen 1962 Sieg der Provokation Die Phasen der Entwicklung des Kommunismus in Russland und Polen und die Frage der deutsch polnischen Beziehungen Ubersetzung Wolfgang Dohrmann Artur Roland Bergstadtverlag Munchen 1964 Pod kazdym niebem Polska Fundacja Kulturalna London 1964 Unter jedem Himmel Lewa wolna Polska Fundacja Kulturalna London 1965 Links ran W cieniu krzyza Kontra London 1972 Im Schatten des Kreuzes Watykan w cieniu czerwonej gwiazdy Kontra London 1975 Vatikan im Schatten des roten Sterns Fakty przyroda i ludzie Kontra London 1984 Tatsachen Natur und Menschen mit Barbara Toporska Droga Pani Kontra London 1984 Gnadige Frau Literatur BearbeitenThomas Urban Katyn 1940 Geschichte eines Verbrechens C H Beck Paperback Band 6192 Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 67366 5 Jozef Mackiewicz im Munzinger Archiv abgerufen am 19 Oktober 2015 Artikelanfang frei abrufbar Krzysztof Ruchniewicz Marek Zybura Hrsg Zwischen Sowjet Russland und Deutschland Geschichte und Politik im Schaffen von Jozef Mackiewicz 1902 1985 Studia Brandtiana Band 4 Fibre Osnabruck 2012 ISBN 978 3 938400 57 9 Marek Zybura Jozef Mackiewicz i krytycy antologia tekstow Wydawnictwo LTW Lomianki 2009 John Neubauer Exile Home of the Twentieth Century In John Neubauer Borbala Zsuzsanna Torok Hrsg The Exile and Return of Writers from East Central Europe A Compendium Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021773 5 englisch S 33f Wlodzimierz Bolecki Kultura 1946 2000 In John Neubauer Borbala Zsuzsanna Torok Hrsg The Exile and Return of Writers from East Central Europe A Compendium Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021773 5 englisch Reinhard Veser Laut sprechen uber die schwierigsten Fragen Die Romane Jozef Mackiewicz In Jahrbuch Polen 2003 Band 14 Deutsches Polen Institut Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISSN 1432 5810 ISSN 1863 0278 Klaus Peter Friedrich Der Fall Jozef Mackiewicz und die polnische Zeitgeschichte In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 2000 S 697 717 Czeslaw Milosz Koniec Wielkiego Xiestwa O Jozefie Mackiewiczu In Kultura H 5 Paris 1989 S 102 120 Anna M Cienciala Natalia S Lebedeva Wojciech Materski Hrsg Katyn A crime without punishment Ubersetzung der Dokumente Marian Schwartz Anna M Cienciala Maia A Kipp New Haven Yale University Press 2007 S 398Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jozef Mackiewicz Sammlung von Bildern Literatur von und uber Jozef Mackiewicz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jozef Mackiewicz Katyn Zbrodnia bez sadu i kary Warschau 1997 bei ipn gov plEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Klaus Peter Friedrich Der Fall Jozef Mackiewicz ZfG 2000 S 697 717 Nachruf in Josef Mackiewicz In Der Spiegel Nr 7 1985 online Jacek Trznadel Jozef Mackiewicz i inni pisarze swiadkowie Katynia in Zeszyty Katynskie 5 1995 S 25 26 John P Fox Der Fall Katyn und die Propaganda des NS Regimes In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 30 Jahrgang 1982 Heft 3 S 462 499 PDF Jozef Mackiewicz Widzialem na wlasne oczy in Goniec Codzienny 3 Juni 1943 S 3 Zbrodnia Katynska w swietle dokumentow Z przedmowa Wladyslawa Andersa London 1948 S 261 Marek Zybura Jozef Mackiewicz jako swiadek i monografista zbrodni katynskiej w powojennych Niemczech in Jozef Mackiewicz 1902 1985 Swiadek krotkiego stulecia Pod red Krzysztofa Ruchniewicza i Marka Zybury Lomianki 2013 S 91 Zbrodnia katynska w swietle dokumentow Z przedmowa Wladyslawa Andersa London 1948 S 277 Wojciech Materski Mord Katynski Siedemdziesiat lat drogi do prawdy Warszawa 2010 S 50 51 The Butler Memorandum S 11 United States Congress House Select Committee to Conduct an Investigation and Study of the Facts Evidence and Circumstances on the Katyn Forest Massacre The Katyn Forest Massacre Hearings before the Select Committee to Conduct an Investigation of the Facts Evidence and Circumstances of the Katyn Forest Massacre Eighty second Congress first second session on investigation of the murder of thousands of Polish officers in the Katyn Forest near Smolensk Russia Washington U S Govt Print Off 1952 Jozef Mackiewicz Tajemnicza smierc Iwana Kriwoziercewa in Zeszyty Katynskie 7 1997 S 366 367 Maciej Urbanowski Mackiewicz versus Skiwski in Jozef Mackiewicz 1902 1985 Swiadek krotkiego stulecia Pod red Krzysztofa Ruchniewicza i Marka Zybury Lomianki 2013 S 123 126 Jacek Trznadel Jozef Mackiewicz i inni pisarze swiadkowie Katynia in Zeszyty Katynskie 5 1995 S 25 26 Normdaten Person GND 119037238 lobid OGND AKS LCCN n82012464 VIAF 9970141 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mackiewicz JozefKURZBESCHREIBUNG polnischer Schriftsteller und EmigrantGEBURTSDATUM 1 April 1902GEBURTSORT Sankt PetersburgSTERBEDATUM 31 Januar 1985STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jozef Mackiewicz amp oldid 236758808