www.wikidata.de-de.nina.az
Simon L Frank russisch Semyon Lyu dvigovich Frank Semjon Ljudwigowitsch Frank 16 jul 28 Januar 1877greg in Moskau 10 Dezember 1950 in London war ein russischer Philosoph Seinen russischen Vornamen Semjon hat Frank in seinen in westlichen Sprachen geschriebenen Publikationen stets als Simon wiedergegeben Simon L Frank Inhaltsverzeichnis 1 Zum Werk 2 Leben 3 Philosophie 3 1 Philosophen die Frank beeinflusst haben 3 2 Abschied von der Bewusstseinsphilosophie Ideal Realismus 3 3 Ausgang vom Selbstsein 3 4 Die All Einheit des Seins 3 5 Philosophische Gotteslehre 3 6 Anthropologie und Gottmenschentum 3 7 Sozialphilosophie Freiheit und Menschenrechte 3 8 Einwande 4 Literatur 4 1 Primarliteratur 4 2 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseZum Werk BearbeitenFranks Philosophie ist eine systematische personalistische Seinslehre in praktischer Absicht Grundlegend ist sein Werk Der Gegenstand des Wissens Ausgehend von dem in diesem Werk gewonnenen Seinsbegriff schuf Frank eine philosophische Psychologie eine Sozialphilosophie und Sozialethik eine Religionsphilosophie und eine Anthropologie die in der Lehre von der ontologischen Einheit und Unterschiedenheit von Mensch und Gott dem Gottmenschentum gipfelt Seine Analysen der Zeitgeschichte insbesondere der geistigen Hintergrunde der bolschewistischen Revolution in Russland zeigen ihn als aufmerksamen politischen Beobachter Sein Interesse am philosophischen Gehalt der Literatur kommt in Aufsatzen zu Johann Wolfgang von Goethe Alexander Sergejewitsch Puschkin Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew und Rainer Maria Rilke zum Ausdruck Als Philosoph nahm er auch Stellung zu theologischen Fragen Nach dem Philosophiehistoriker W W Senkowski ist Frank der grosste russische Philosoph uberhaupt 1 Leben BearbeitenSimon L Frank entstammte einer judischen Familie Der Vater Ludwig Frank ein Militararzt starb als der Junge funf Jahre alt war Der Grossvater mutterlicherseits Mitbegrunder der Moskauer judischen Gemeinde vermittelte ihm die ersten religiosen Eindrucke dann fuhrte ihn der Stiefvater in die Gedankenwelt der radikalen Volksfreunde ein 1894 immatrikulierte Frank sich an der juristischen Fakultat der Moskauer Universitat Infolge der Beteiligung an einem marxistischen Diskussionszirkel wurde er 1899 fur zwei Jahre von allen russischen Universitaten ausgeschlossen Seine deutschen Sprachkenntnisse erlaubten ihm an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Politische Okonomie und Philosophie u a bei Georg Simmel zu studieren er befasste sich intensiv mit dem Neukantianismus und der klassischen deutschen Philosophie Die Begegnung mit Nietzsches Werk besiegelte die endgultige Abkehr vom Marxismus Eine kritische Arbeit zu Marx Wertlehre Moskau 1900 hatte den russischen legalen Marxisten Peter B Struve auf ihn aufmerksam gemacht Zunachst arbeitete Frank mit Struve als Herausgeber von Zeitschriften der radikalen liberalen Opposition und als Ubersetzer deutscher philosophischer Werke Er war der jungste Mitarbeiter an der 1909 von einer Gruppe russischer Intellektueller unter dem Titel Wegzeichen russisch Wechi veroffentlichten Analyse der geistigen Situation der russischen geistigen Elite er gab seinem Beitrag in kritischer Absicht die Uberschrift Ethik des Nihilismus und forderte die philosophische Begrundung eines schopferischen religiosen Humanismus 2 1909 gab Frank die russische Ubersetzung von Edmund Husserls Logischen Untersuchungen I mit einer Einleitung heraus In diese Zeit fiel auch seine Auseinandersetzung mit der Erkenntnislehre des Pragmatismus mit der Religionsphilosophie von William James Friedrich Schleiermacher und Spinoza Seit 1911 war Frank Dozent an der Universitat St Petersburg 1912 wurde er orthodoxer Christ Seine Arbeit Der Gegenstand des Wissens Grundlagen und Grenzen der begrifflichen Erkenntnis erschien 1915 Dmitrij Tschizewskij nannte sie das wohl bedeutendste Buch der russischen philosophischen Literatur im 20 Jahrhundert 3 Frank geht in ihr systematisch der Frage nach den transzendentalen Bedingungen des begrifflichen Wissens nach Sie ist als solche eine Stellungnahme zu Kants Kritizismus zur neukantianischen Erkenntnistheorie Hermann Cohen Alois Riehl zur Zeitauffassung von Paul Natorp zur Immanenzphilosophie von Wilhelm Schuppe und zur mathematischen Logik von Georg Cantor Das Werk enthalt einen umfangreichen Anhang Zur Geschichte des ontologischen Gottesbeweises der das Verstandnis des ontologischen Arguments von Parmenides bis zum Deutschen Idealismus verfolgt Noch vor der Oktoberrevolution konnte Frank 1917 Die Seele des Menschen Versuch einer Einleitung in die philosophische Psychologie veroffentlichen Fur kurze Zeit war er Dekan der philosophischen Fakultat der neu gegrundeten Universitat Saratow 1921 wurde er Professor an der Universitat Moskau mit Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew grundete er eine Akademie fur geistige Bildung 1922 musste Frank wie Berdjajew Fedor Stepun Sergei Nikolajewitsch Bulgakow und andere nichtmarxistische Gelehrten Russland verlassen Mit seiner Familie zog er nach Berlin es begann die Not des Exils erst 1931 bis 1933 hatte er eine Anstellung als Lektor an der Berliner Universitat Wahrend dieser Zeit entstanden mehrere kleinere Schriften u a in den Kant Studien und im Logos 1930 veroffentlichte er in Paris auf Russisch Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie Seine Religionsphilosophie Das Unergrundliche Eine ontologische Einfuhrung in die Religionsphilosophie hatte er 1936 in deutscher Sprache nahezu abgeschlossen doch die Nationalsozialisten liessen eine Veroffentlichung in Deutschland nicht zu sie erschien leicht umgearbeitet auf Russisch 1939 in Paris Anfang 1938 emigrierte er mit seiner Familie nach Frankreich Hier verfasste er Das Licht in der Finsternis Versuch einer christlichen Ethik und Sozialphilosophie teilweise uberarbeitet 1949 in englischer Sprache erschienen und die theologische Schrift Mit uns ist Gott Drei Erwagungen sie erschien englisch 1946 Im November 1945 ubersiedelte Frank nach London Hier entstand sein letztes grosses Werk Die Realitat und der Mensch Eine Metaphysik des menschlichen Seins posthum veroffentlicht in Paris 1956 russ Seit der Auflosung der Sowjetunion 1990 werden Franks Werke auch in Russland wieder gedruckt Philosophie Bearbeiten nbsp Philosophen die Frank beeinflusst haben Bearbeiten Bereits in Der Gegenstand des Wissens bemerkte Frank dass er neben Plotin entscheidende Impulse fur seine Seinslehre Nikolaus von Kues verdankt In Das Unergrundliche bezeichnete er Nikolaus als seinen in gewissem Sinne einzigen Lehrer der Philosophie 4 Aber auch Augustinus wird von Frank als Quelle seines Seinsverstandnisses genannt Der Platonismus in einem weiteren Sinn bildet wie Frank selbst anmerkt den Rahmen seines Denkens Spuren hinterlassen hat ferner die Auseinandersetzung mit Descartes Ringen um unbedingte Gewissheit der Erkenntnis Auf der Grundlage der neuplatonischen Ontologie erfolgte die kritische Rezeption der Phanomenologie Edmund Husserl Martin Heidegger die phanomenologische Methode spielte in Franks Religionsphilosophie und in seinen Spatschriften eine starke Rolle Von nachhaltiger Bedeutung war die Rezeption des Personalismus und der Dialogphilosophie Max Scheler Martin Buber Ferdinand Ebner Franz Rosenzweig Fruchtbar war die kritische Auseinandersetzung mit der zeitgenossischen Lebensphilosophie in erster Linie mit Henri Bergson aber auch mit Wilhelm Dilthey Fur die philosophische Gotteslehre und die theologisch spirituelle Schrift Mit uns ist Gott sind ausserdem christliche Mystiker von Bedeutung Meister Eckhart Teresa von Avila Johannes vom Kreuz Franz von Sales In seinen letzten Lebensjahren hat Frank auch das Vorbild Wladimir Solowjows fur seine Konzeption des Gottmenschentums ausdrucklich anerkannt Abschied von der Bewusstseinsphilosophie Ideal Realismus Bearbeiten Grundlegend fur Franks Philosophie ist die in Der Gegenstand des Wissens 1915 aufgewiesene Real Geltung des Seinsbegriffs Von der Intentionalitat des Erkenntnisakts ausgehend zeigt Frank dass jedes bestimmende Denken und begriffliche Wissen die Anwesenheit oder Vorhandenheit des Seins als transzendentale Bedingung seiner Moglichkeit voraussetzt Das Sein als Hintergrund alles inhaltlich und gegenstandlich Gegebenen ist selbst inhaltlich nicht bestimmt oder abgegrenzt und nicht bestimmbar Ungeachtet der hier verwendeten Worter wie Hintergrund Horizont o a darf das Sein nicht vergegenstandlicht gedacht und dem Seienden gegenubergestellt werden Um die Einheit des Seins mit dem Denk und Erfahrungsgegenstand auszusagen gilt die Formel dass sie nicht getrennt und nicht vermischt sind Frank setzt sich in diesem Werk scharf von der Bewusstseinsphilosophie ab der er in seinen ersten Arbeiten noch nahestand und vollzieht die Wende zu einer realistischen Ontologie die er einen Begriff Fichtes aufgreifend als Ideal Realismus bezeichnet Das Sein kann nicht als Bewusstsein gedeutet werden weil das Bewusstsein als Intentionalitat Glied einer Beziehung ist die jenseits ihrer etwas anderes voraussetzt ohne Bezug auf welches sie nicht moglich ist Dieses Andere kann nicht wieder durch das Bewusstsein vermittelt sein sondern muss bei uns an sich anwesend sein Das heisst erneut Die uberzeitliche Einheit des Bewusstseins mit dem Gegenstand welche das Erkennen ermoglicht ist uns als solche nicht in Form des Bewusstseins sondern in Form des Seins gegeben Das Bewusstsein kann sich auf das Sein richten nur weil wir unabhangig vom Strom der aktuellen Erlebnisse die das Leben unseres Bewusstseins ausmachen die uberzeitliche Einheit sind uns in ihr befinden und sie sich in uns Das heisst Das erste was ist und was folglich unmittelbar evident ist ist nicht das Bewusstsein sondern das uberzeitliche Sein selbst Dieses Sein ist weil nicht gegenstandlich gegeben kein transzendentes Sein das wir erst denkend erreichen mussten Es ist das absolute Sein ausserhalb dessen es nichts gibt und das nicht transzendent ist sondern die absolut immanente Grundlage jeglicher Transzendenz so dass der Unterschied zwischen dem im engen Sinne immanenten Bewusstseinsinhalt und dem gegenstandlichen transzendenten Sein als abgeleitete Dualitat erst auf ihrem Grund entstehen kann 5 Diese Immanenz ist der Immanenz eines aktuell in uns gegenwartigen Erlebnisses analog Doch ist diese Analogie beschrankt denn die Immanenz des Erlebnisses ist nur als Gegenbegriff zu seiner Transzendenz denkbar wahrend die Immanenz des absoluten Seins die Bedingung dieser Unterscheidung ist Die Notwendigkeit das absolute Sein als dem Denken immanent anzunehmen findet Frank durch Descartes Bemuhen absolute Gewissheit zu gewinnen bestatigt Strikt genommen besagt die cartesische Formel cogito ergo sum Ich denke also ist das Denken Das heisst aber Das Bewusstsein erfahrt sich selbst als gewiss Diese Selbstgewissheit des Bewusstseins besagt aber zugleich seine Unaufhebbarkeit das heisst seine Notwendigkeit und Gewissheit als Sein Ware das Sein dem Bewusstsein nur vermittelt erkennbar gabe es keinen Weg zu seiner Gewissheit zu gelangen Der Sinn der cartesischen Formel besteht Frank zufolge darin dass in der Gestalt des Bewusstseins sich ein Sein zeigt das mir nicht als Bewusstseinsinhalt der mir durch die Erkenntnis vermittelt ware gegeben ist Vielmehr ist es unmittelbar gegeben Ich weiss es weil ich selbst es bin Jeder Denkakt und damit uberhaupt erst die Unterscheidung von Subjekt und Objekt von Bewusstsein und gegenstandlichem Sein ist nur auf dem Grund des Seins moglich und gehort ihm an In diesem absoluten oder ursprunglichen Sein sind Erkennbarkeit und Sein dasselbe 6 Durch diesen ontologischen Ansatz sieht Frank die Beschranktheit einer blossen Bewusstseinsphilosophie uberwunden Das Wissen des Seins kann weil das Sein nicht Gegenstand des Denkens ist kein begriffliches Wissen sein Es ist ein Vollzugswissen das Frank in Anlehnung an Plotin lebendiges Wissen oder verstehendes Erleben nennt Als solches ist das Wissen des Seins nicht durch Schlussfolgerung zu gewinnen sondern unmittelbar evident Ein Beispiel fur das unmittelbare lebendige Wissen des ubergreifenden ungegenstandlichen Seins ist der hermeneutische Zusammenhang des kunstlerischen Erlebens Sobald wir unmittelbar die Notwendigkeit der Erscheinung irgendeines allgemeinen Typus in einer Reihe von Akten erfassen oder wenn wir die Notwendigkeit ersehen mit der eine musikalische Phrase aus einer anderen hervorgeht haben wir in einem denkenden Erleben unmittelbar die lebendige Realitat und Wirksamkeit des Allgemeinen und nicht einen abstrakten zeitlosen und daher passiven Inhalt So wie wir ein lebendiges Wissen von der Unbegrenztheit des Seins als Hintergrund jedes bestimmten Etwas haben so haben wir auch ein ungegenstandliches Wissen von der unzeitlichen nicht gegebenen Ewigkeit als den Hintergrund jedes zeitlich gegebenen Augenblicks Im Wissen dass ich selbst bin das nicht vor mir steht wie ein Denkinhalt vor dem Subjekt des Denkens sondern in mir ist als sich selbst erkennendes Sein sind mir die Zeitlosigkeit und der Zeitstrom nicht im einzelnen gegeben sondern nur ihre Einheit als lebendige zeitumfassende Einheit als nicht vergehendes Sein das in jedem Augenblick seiner zeitlichen Erscheinung zugleich vollstandig ist 7 Weil es sich nicht um eine Addition sondern um eine innere der Zeit enthobene Einheit handelt ist Franks Ontologie nicht geschichtsfremd sondern ermoglicht die Einheit der Geschichte zu denken In seiner philosophischen Psychologie unter dem Titel Die Seele des Menschen 1917 noch in Russland veroffentlicht zeigt Frank unter Heranziehen von Husserls Wesensschau dass die individuelle Seele nur kraft ihrer Verbindung mit dem uberindividuellen Sein der Ausgang des spezifischen geistigen Erkennens und Wollens sein kann Ausgang vom Selbstsein Bearbeiten Schon im fruhen Werk Der Gegenstand des Wissens hat Frank die fur sein Denken fundamentale Einsicht vertreten dass das philosophische Wissen des Seins nur ausgehend vom intentionalen Selbstsein des Menschen gewonnen werden kann nicht aber durch die Analyse des objektiv gegenstandlich gegebenen Weltseins Die Rezeption des Personalismus nach dem Ersten Weltkrieg fuhrte zur Vertiefung dieser Grundeinsicht Das einzige Tor zur Ontologie stellt Frank in Das Unergrundliche fest finden wir im unmittelbaren Selbstsein 8 Das lebendig gewusste ungegenstandliche absolute Sein ist mit dem Selbstvollzug des Subjekts eins ohne dass dieses sich in ihm auflost Diltheys Kritik an leblosen metaphysischen Begriffskonstruktionen hat Frank aufgenommen an Kants Frage nach den transzendentalen Bedingungen des begrifflichen Erkennens jedoch festgehalten und sie in der Anwesenheit des Absoluten im Subjekt gefunden Auch fur Frank ist das Leben der nicht hintergehbare Ausgang doch verstanden als Sein und Geist Im Selbstsein erleben wir es als uber sich hinausgehendes expressives sich selbst offenbares Geschehen Das Selbstsein ist also nicht das inhaltslose Erkenntnissubjekt im Sinne Descartes das sich darin erschopft Ausgangspunkt des Denkens zu sein Es ist vielmehr die nicht durch das Denken vermittelte Bin Form des Seins denn ich bin ist kein gegenstandliches Urteil in dem der Erkenntnisblick auf ein ihm entgegenstehende es gerichtet ware und in ihm einen Inhalt erkennen wurde Es ist eine Selbstoffenbarung des Seins 9 Die Dynamik des Seins die sich in der Intentionalitat des Selbstseins zeigt sowie die Beziehungseinheit des Selbst und des absoluten Seins aufzuweisen ist das Anliegen von Franks ontologischer Einfuhrung in die Religionsphilosophie Im Streben uber sich hinaus findet das Selbstsein wie die phanomenologische Analyse zeigt das ihm wesentlich zugehorige Strebeziel im Du d h in der anderen Person Das Selbst verwirklicht sich selber erst im Hinausgehen uber sich selbst im Transzendieren zum Du Es ist seinem eigensten Wesen nach ein auf das Du angewiesenes mit dem Du verbundenes und ein als Ich Du Sein sich vollziehendes Sein Die Ich Du Beziehung als Ich Du Sein zeigt sich als die Grundgestalt des Seins sie erscheint uns so als die Offenbarung der inneren Struktur der Realitat als solcher 10 Die Phanomenologie der Ich Du Beziehung nimmt in Franks Das Unergrundliche eine zentrale Stelle ein Die Wahrnehmung des anderen Menschen nicht als nur ein von mir unterschiedenes Nicht Ich als Er oder Es sondern die Begegnung mit ihm in seiner besonderen Qualitat als Person als Du hat die vorgangige ontologische Wir Einheit von Ich und Du zur Bedingung Frank folgt einer Einsicht die auch bei Max Scheler zu finden ist 11 Doch Frank sieht Das Transzendieren zum Du des Anderen kann dem Selbst nicht schlechthin die gesuchte Erfullung schenken Auch in der innigsten Zweisamkeit bleibt noch eine unuberbruckbare Einsamkeit und so ein Ungenugen bestehen Keine Subjektivitat als solche kann mich von meiner eigenen Subjektivitat befreien 12 Das Selbst sucht eine Realitat die alles nur Subjektive hinter sich lasst und absolute Gultigkeit besitzt Freilich diese Realitat kann gerade im Transzendieren in die Tiefe des Anderen das sich in der Liebe vollendet begegnen Die hier aufscheinende Realitat lasst jedoch eine Lokalisierung weder im Inneren des Anderen noch auch in mir selbst zu Sie ist transsubjektiv allen gemeinsam und fur alle geltend 13 Den entscheidenden Schritt in seiner Religionsontologie vollzieht Frank indem er die Unbegrenztheit und Tiefe der im Selbstsein sich offenbarenden Realitat die wesentlich ein dynamisches Wir Sein ist aufdeckt und damit die Behauptung die Seele sei in sich verschlossen zuruckweist Im Selbstsein und durch es offenbart sich an anderes das nicht zu ihm selbst gehort In ihrer Dynamik dem Transzendieren ihrer selbst auf das andere sowohl in der Erkenntnis als auch in der spezifischen Weise der Ich Du Beziehung uberschreitet die Seele in ihrer Tiefenschicht gleichsam ihre Grenzen beruhrt etwas anderes als sie selbst oder dieses andere dringt in sie ein 14 Diese Realitat als das Andere und zugleich Wesensverwandte nennt Frank Leben oder Aktualitat Sein und Geltung an sich und aus sich ein vollendetes ruhendes festes Sein das eben als solches wirksam ist im Gegensatz zum unvollendeten unruhigen strebenden und nur potentiellen Sein im unmittelbaren Selbstsein Dies ist auch das was wir als Geist oder geistige Realitat erleben 15 Die Einheit des Selbst mit dieser anderen Realitat besonders intensiv in der Liebe erfahrbar ist ein Zusammenfall eine coincidentia oppositorum die nicht Vermischung bedeutet in der vielmehr die ontologische Differenz der Opposita erhalten bleibt und diese sich in ihrem Selbstsein vollenden Diese Einheit von Einheit und Sonderung kennzeichnet auch die Beziehung zum Absoluten Das Selbst hat sich selbst als Absolutes doch ist es nicht das Absolute schlechthin Es setzt sich ihm entgegen und hat sich selbst erst in dieser Absonderung und Abgelostheit 16 Obwohl Frank bei seiner Ontophanomenologie der Liebe die Aufsatze W Solowjows uber den Sinn der Liebe 1892 1894 17 nicht erwahnt liegt doch die Annahme nahe dass sie ihn beeinflusst haben Die All Einheit des Seins Bearbeiten Das Sein als Leben und Geist ist in seiner absoluten Ganzheit in jeder seiner Ausserungen auf jeweils bestimmte und begrenzte Weise zugegen und durchdringt es Kein Seiendes ist deshalb in seinem Sein isoliert sondern auf das andere verwiesen Das Sein als lebendige Beziehung ist ein Geisterreich wie Frank mehrfach mit einem Begriff Fichtes sagt 18 Der Einheit als Wir Sein kommt ontologische Prioritat zu Sie ist im Sinne der Cusanischen Koinzidenz zu denken Dieser Zusammenfall wird nicht erfasst sofern die Teile zu einer Summe addiert wurden vielmehr ist die einzige Denkform der sich die transrationale Beziehung erschliesst ein Schweben uber den Teilen das ihre logisch nicht zu begreifende Einheit in gleichsam einem Akt schaut 19 Vom absoluten Sein zu sagen es ist ware sinnlos Es ist kein es vielmehr der Grund aus dem jedes ist wie auch jedes ich bin hervorgeht die Einheit als das Prinzip das Einheit und Vielheit erst begrundet nicht die numerische Einheit die der Vielheit entgegengesetzt ist Dieser Urgrund entspricht dem so erlautert Frank was Meister Eckhart die Gottheit nannte Philosophische Gotteslehre Bearbeiten Frank zufolge verfehlen die Gottesbeweise die Gott mittels des Kausalprinzips als Ursache des Universums beweisen wollen die Realitat Gottes In diesen Beweisen wird Gott selbst wenn sie ihm eine jenseitige Existenz zuschreiben als eine dem Menschen gegenuberstehende objektive Wirklichkeit in der logischen Form des gegenstandlichen Seins gedacht 20 Gott kann nach Frank nur uber die Erfahrung der Realitat im eigenen Selbstsein unmittelbar beruhrt werden Franks diesbezugliche Uberlegung hat die Struktur des ontologischen Arguments Sie geht davon aus dass die Erfahrung des eigenen Seins unmittelbar zugleich die Erfahrung dessen wesentlicher Grundlosigkeit Subjektivitat ist Schon indem der Mensch nach dem Sinn seines Seins fragt erkennt er dass es einen wesentlichen Mangel aufweist Dieser Seinsmangel dessen Erfahrung die menschliche Existenz als solche kennzeichnet ist nur dann behoben wenn die ihn erganzende Realitat alles in sich hat was das Wesen selbst unseres Ich als Person ausmacht Denn alles Unpersonliche ist uns fremd und kann fur uns nicht Zuflucht oder Heimat sein Gott nennen wir jene tiefste und hochste Instanz der Realitat welche einerseits als ihre Urquelle absolute Festigkeit in sich besitzt das Sein kraft seiner selbst und daher die einzige unbedingt sichere Stutze unseres Seins ist und die andererseits die Eigenschaft der Souveranitat des absoluten Wertes besitzt und die fur uns Gegenstand der Verehrung und der liebenden Selbsthingabe ist 21 Eine Seinsinstanz welche die hier geforderten Merkmale Personalitat vereint mit absoluter Selbstbegrundung und absolutem Selbstwert besitzt ist in der Welt nicht anzutreffen Sie ist auch nicht zu finden solange wir sie uns gegenuber in der Gestalt eines bestimmten Inhalts suchen Denn Gott offenbart sich mir unmittelbar nur in der ungeteilten Einheit Gott und ich 21 Fur Frank ist darum der einzige aber vollig adaquate Gottesbeweis das Sein der menschlichen Person selbst wenn man sie in ihrer ganzen Tiefe und Bedeutung versteht namlich als Wesen das sich selbst transzendiert 22 Herausragende Anlasse fur das Transzendieren seiner selbst sind fur Frank die Erfahrung der Schonheit insbesondere der sittlichen Schonheit vor allem aber die Begegnung mit der personalen Tiefe eines anderen Menschen nicht zuletzt im erfahrenen Leiden Eine solche Erfahrung eroffnet uns eben den Zugang zu den inneren Tiefen unseres eigenen geistigen Seins fuhrt uns in die Tiefe unseres eigenen Selbst 23 Der Mensch der weder in der ausseren Welt noch in seiner Seele den Grund seines Seins findet weiss zugleich dass er durch sein personales Sein alles aussere objektive Sein an Tiefe Ursprunglichkeit und Bedeutung ubertrifft Diese Weltuberlegenheit des personalen Seins die zugleich mit dem Fehlen eines Seinsgrundes besteht kann nicht Zufall sein Die Wahrnehmung der Realitat Gottes ist in der Wahrnehmung meines Seins als Person immanent gegeben insofern ich wenn ich mein Sein und Wesen als von aller objektiven Wirklichkeit prinzipiell verschieden erkenne es zugleich als ungenugend unvollkommen und in seinem rein immanenten Wesen der Fulle Festigkeit und inneren Begrundung ermangelnd erkenne In der idealen inneren Anschauung der Realitat bezeugt die Unvollkommenheit Endlichkeit und Mangelhaftigkeit mit der ich jenes tiefste und hochste unbedingt wertvolle Seinsprinzip das ich in mir als Person habe besitze offenkundig die Realitat einer mich selbst ubertreffenden absoluten Person oder eines absoluten Urgrundes des Personprinzips 24 Franks Uberlegung ahnelt dem anthropologischem Gottesbeweis den Descartes in seiner Dritten Meditation vorgelegt hat 25 Das Begrenzte kann nicht als solches erfahren werden so fasst Frank den Gedanken Descartes zusammen ohne die Fulle des Unbegrenzten ungegenstandlich mitzudenken Die Erfahrung in der Welt heimatlos zu sein ist darum nur moglich weil der Mensch in einer anderen Seinssphare bereits eine Heimat hat weil er in dieser Welt gleichsam der Stellvertreter eines anderen vollkommen realen Seinsprinzips ist Frank geht nicht davon aus dass wir einen Begriff von Gott haben dessen Herkunft zu erklaren sei sondern von der Erfahrung des existentiellen Mangels im menschlichen Sein die ohne die unendliche Fulle zu haben nicht moglich ist Frank vermeidet es anders als Descartes zur Begrundung dieses Zusammenhangs das Kausalprinzip heranzuziehen fur ihn ist diese Einsicht keine Schlussfolgerung sie hat vielmehr den Charakter unmittelbarer Evidenz 26 Kants Einwand gegen den ontologischen Gottesbeweis aus einem gedachten Begriff folge nicht dass das Gedachte auch real existiere 27 geht nach Frank am ontologischen Argument vorbei weil er sich auf Begriffe von Gegenstanden der ausseren Wahrnehmung hundert Taler bezieht wahrend es im ontologische Argument um das ideale Sein geht in dem Erkennen und Haben dasselbe sind 24 Die Identifizierung des Seins mit Gott hat Frank als pantheistisch nachdrucklich zuruckgewiesen Das allgemeine und unpersonliche Sein kann dem Sehnen des Menschen nach Halt und Heimat nicht genugen Zwar konne das religiose Naturgefuhl das Sein als eine gleichsam gottliche alldurchdringende Elementarkraft erfahren Doch liegt in diesem allgemeinen Sein auch der Ursprung des Bosen Franks Verstandnis von Gott das stark von Augustinus beeinflusst ist 28 geht aus der Wahrnehmung Gottes als des im Inneren des Menschen erfahrbaren Urgrundes hervor In diesem verstehenden Erleben der Anwesenheit Gottes in ihm bemachtigt er sich nicht Gottes wie eines Objekts Frank hat um das beruhrende Vernehmen der Realitat Gottes im Menschen zu charakterisieren den Satz des Nikolaus von Kues seiner Religionsontologie als Motto vorangestellt Das Unberuhrbare wird auf die Weise des Nichtberuhrens beruhrt attingitur inattingibile inattingibiliter 29 Ein Gottesbegriff mit dem das Verhaltnis Gottes zur gegenstandlichen Welt thematisiert wird Gott als Schopfer und Weltenlenker Gott als Allmachtiger ist schon abgeleitet und von der reinen Erfahrung her gesehen mehr oder weniger problematisch 21 Frank zufolge gleicht das ontologische Argument welches verstehen lasst dass das Sein des Menschen unmittelbar auf das schlechthin Absolute verweist der Beziehung die auch der biblische Schopfungsbericht kennt Doch anders als die Bibel die vom gottlichen Schopfer ausgeht und den Menschen als dessen Abbild versteht geht das ontophanomenologische Denken von der Selbsterfahrung des Menschen aus Es zeigt dass der Mensch Bild ist das auf ein Urbild verweist Anthropologie und Gottmenschentum Bearbeiten Alle grosseren Werke Franks behandeln Aspekte einer philosophischen Anthropologie sie entsprechen damit seiner schon fruh geausserten Absicht einen religiosen Humanismus zu begrunden Seinen Abschluss findet dieses Bemuhen mit dem im September 1949 vollendeten Werk Die Realitat und der Mensch das den Untertitel Eine Metaphysik des menschlichen Seins tragt Doch schon in Das Unergrundliche geschrieben noch vor dem Zweiten Weltkrieg laufen die Gedanken des Verfassers in dem Begriff der Gott und ich Realitat zusammen die Frank bereits hier als Gottmenschentum bezeichnet 30 In der mit dem Begriff Gottmenschentum angezeigten realen Anwesenheit Gottes im Menschen sieht Frank den eigentlichen Sinn des christlichen Glaubens 31 Gottmenschentum bedeutet keine Vermischung von Gott und Mensch wohl aber ihre unauflosbare Koinzidenz Gott der wesentlich Zuwendung und Zuspruch ist offenbart sich im Sein des Menschen als Zuspruch oder Du Sein Die Realitat Gottes als der Zuspruch an den Menschen du bist ist in gewissem Sinn schon in der Tiefe meines eigenen bin beschlossen oder mein bin wurzelt gleichsam im bin Gottes selbst 32 Die Einheit des bleibenden Unterschieds kann allein in einem Belehrten Nichtwissen docta ignorantia in einem Schweben uber dem logisch nicht aufzulosenden Widerspruch verstehend erlebt werden Das Gottmenschentum hat seinen Grund im ewigen gottlichen Schopferwillen der zugleich ein uberzeitlicher Heilswille ist Gott als ewiger Strom der Liebe teilt dem Geschopf indem er es schafft in jeweils besonderer Weise sein Wesen mit Auch Gott ist Gottmensch da er seit Ewigkeit den Menschen als seinen Partner als Du will Der Mensch kann folglich nicht ohne seine Wesensbeziehung auf Gott aber auch Gott nicht ohne seine Wesensbeziehung auf den Menschen verstanden werden So wie die Anwesenheit Gottes im Menschen dessen Freiheit und Wurde begrundet so auch dessen schopferische Potenz und Unsterblichkeit Die Theodizeefrage angesichts des ungeheuren Leids das Menschen erdulden mussen findet ihre einzige mogliche Antwort darin dass Gott selbst am Leiden seiner Geschopfe teilnimmt und sie dadurch zur eigenen Seinsfulle fuhrt Das Leiden anders als das Bose hat eine positive Seinsqualitat die als solche zu Gott gehort und sich in Gott vollendet 33 Das im menschlichen Sein angelegte Ziel ist darum die Vergottlichung des Menschen 8ewsis obozenie in der freilich die Differenz von Schopfer und Geschopf gewahrt bleibt Sozialphilosophie Freiheit und Menschenrechte Bearbeiten Angelpunkt von Franks Sozialphilosophie ist die Freiheit verstanden als Dienst an der Wahrheit Die Wahrheit der die Freiheit dienen soll ist das gottmenschliche Sein des Menschen als Wir Sein Es ist wesentlich ein freies Sein denn jedes Ich ist Ich nur durch seine freie Einheit mit dem Du letztlich durch das es zum Sein erweckende Du Gottes Schon aus diesem Grunde ware es widersinnig die Freiheit als Recht verstehen zu wollen Sie ist vielmehr das Merkmal durch welches der Mensch Abbild Gottes ist der einzige Punkt des menschlichen Seins an dem die unmittelbare Verbindung des Menschlichen mit dem Gottlichen moglich ist sie ist der Trager des geistigen Lebens das Bindeglied zwischen empirischem und transzendentem Sein 34 Die Bindung der Freiheit an das Wir Sein ist deshalb keine heteronome Beschrankung Die Freiheit ist dem Ziel zugeordnet auf welches das Leben des Menschen ausgerichtet ist Seine Vergottlichung durch sein sittliches Leben in der Gesellschaft Auf dieser Grundlage aussert Frank nachdruckliche Kritik an einer positivistischen Auffassung der burgerlichen Freiheitsrechte und der Menschenrechte Die einzige absolut verbindliche Forderung die Frank kennt besteht darin jedes Handlungsziel auf die Waagschale der Wahrheit zu legen und an diesem Mass zu messen Hochstes normatives Prinzip des gesellschaftlichen Lebens ist darum allein die Pflicht die Wahrheit die mit dem gottmenschlichen Wesen des Menschen gegeben ist zu erkennen und zu realisieren Deshalb ist es abwegig von den Freiheitsrechten als angeborenen und in diesem Sinne ursprunglichen Rechten zu sprechen Die sogenannten politischen Rechte und Freiheiten konnen nicht aus einem fur sich bestehenden Grundrecht auf Freiheit abgeleitet werden Sie haben keinen sich selbst genugenden sondern nur funktionalen Wert Sie sind wie jegliche Rechte immer relativ und abgeleitet sie sind nur sekundarer Ausdruck und Mittel um das Prinzip des Dienstes und die mit ihm verbundenen Prinzipien der Solidaritat und Freiheit zu verwirklichen 35 Alle menschlichen Rechte fliessen letztlich aus dem einzigen dem Menschen angeborenen Recht aus dem Recht zu fordern dass ihm die Moglichkeit gegeben sei seiner Pflicht zu genugen 36 die Wahrheit suchen und ihr entsprechend handeln zu konnen Jedes Individuum will es sich nicht selbst zerstoren muss bei der Verwirklichung seiner selbst den Vorgaben seines gottmenschlichen Wesens gehorchen Das bedeutet Die eigene Freiheit preiszugeben oder die eines anderen zu vernichten kame der Zerstorung des Menschen gleich Auch staatliche und gesellschaftliche Instanzen konnen fur sich und fur ihre Interessen von ihren Gliedern nur Teilnahme an jenem Dienst an der Wahrheit fordern in dem die Pflicht nicht nur jedes einzelnen Menschen sondern auch der Gesellschaft als ganzer besteht 37 Das gilt sowohl fur die Gesetzgebung als auch fur die guten Sitten Ihre Verbindlichkeit grundet allein in der Wahrheit die sie zum Ausdruck bringen Uber diese Wahrheit oder anders gesagt uber ihren sittlichen Charakter zu urteilen ist die Gewissenspflicht eines jeden Einzelnen Was konkret als der wahre Massstab sittlichen Verhaltens anzusehen ist zeigt die historische Erfahrung indem sie phanomenologisch auf die in ihr enthaltenen Sinngehalte hin durchsichtig gemacht wird Die gesamtmenschliche historische Erfahrung lehrt mit hinreichender Deutlichkeit dass bestimmte Verhaltensweisen der menschlichen Natur widersprechen zu erkennen an ihren Folgen an Krankheit Zerwurfnis Zerstorung und Tod Das durch diese Erfahrung gesetzte Sollen die zu jenen Ubeln fuhrenden Handlungen zu vermeiden ist kein hypothetisches das zu befolgen der Neigung uberlassen bliebe Die entsprechenden Gebote sind vielmehr mit dem Sinn des menschlichen Seins selbst gesetzt sie sind mit Franks Ausdruck ontologisch notwendig Die Verbindlichkeit der aus der Erfahrung erhobenen sittlichen Normen Kants Bestimmungsgrund geht also nicht aus der Erfahrung als solcher hervor sondern liegt in der realen Gottmenschlichkeit des menschlichen gesellschaftlichen Seins Die Verwurzelung der Gegenwart in der Vergangenheit und insofern ihre Einheit ist fur Franks geschichtsphilosophisches Denken ein wesentliches Datum Die Gesellschaft als geistige Einheit erschopft sich niemals im gegenwartigen Augenblick sie ist nur wenn in ihr in jedem Augenblick auch alles Vergangene lebendig ist 38 Eine prinzipiell besondere Stellung unter den politischen Freiheiten nimmt die Glaubensfreiheit ein Enger als jede andere ist sie mit dem Prinzip der Freiheit verstanden als Quelle des geistigen Lebens verbunden Jeder Anschlag auf die Glaubensfreiheit ist ein Anschlag auf das geistige Leben selbst und damit auf das gottmenschliche Sein des Menschen 39 Der Glaube das Uberzeugtsein von der Wahrheit muss in der aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sich aussern konnen Damit ist die Idee der Demokratie umrissen Begrundet ist sie in der Verpflichtung aller zur aktiven Mitwirkung am gemeinsamen Dienst an der Wahrheit Der Wahrheit zu dienen ist nicht irgend jemandes Privileg oder die exklusive Pflicht irgendeiner einzelnen Menschengruppe die das gesellschaftliche Leben bevormundet und gewaltsam lenkt Es ist die Sache ausnahmslos aller Menschen Dieser Pflicht entspricht das Recht die erkannte Wahrheit zu verwirklichen Aus dieser Stellungnahme erhellt die Korrelation von Gleichheit und Freiheit Die Gleichheit aller Menschen besteht in der allen gemeinsamen Berufung zum Dienst der Dienst aber grundet als sittliches Wirken auf der Freiheit des Menschen 40 So wie die All Einheit des Seins nur als freie verstanden werden kann so auch die Einheit der Gesellschaft Einwande Bearbeiten Einige orthodoxe Theologen Georgi Florowski Sergei Bulgakow Wassili Senkowski haben Frank vorgeworfen dass seine Ontologie auf einen Pantheismus oder Seinsmonismus zuruckfalle der theologische Begriff der Schopfung verliere dadurch seine Bedeutung Dieser Vorwurf schliesst die Ablehnung des Cusanischen Gedankens des Zusammenfalls der Gegensatze ein Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Semen L Frank Das Unergrundliche Ontologische Einfuhrung in die Philosophie der Religion Herausgegeben und eingeleitet von Alexander Haardt Verlag Karl Alber Freiburg Munchen 1995 ISBN 3 495 47795 0 Simon L Frank Werke in acht Banden Herausgegeben von Peter Schulz Peter Ehlen SJ Nikolaus Lobkowicz Leonid Luks Verlag Karl Alber Freiburg Munchen 1 Band Der Gegenstand des Wissens Grundlagen und Grenzen der begrifflichen Erkenntnis Mit einer Einfuhrung der Herausgeber und einem Vorwort von Nelly Motrosilova 2000 ISBN 3 495 47935 X 2 Band Die Seele des Menschen Versuch einer Einfuhrung in die philosophische Psychologie Mit einer Einleitung von Peter Schulz und Stefanie Haas 2008 ISBN 3 495 47936 8 3 Band Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie Mit einer Einleitung von Peter Ehlen 2002 ISBN 3 495 47937 6 4 Band Die Realitat und der Mensch Eine Metaphysik des menschlichen Seins Mit einer Einleitung von Peter Ehlen 2004 ISBN 3 495 47940 6 5 Band Licht in der Finsternis Versuch einer christlichen Ethik und Sozialphilosophie Mit einer Einleitung von Vladimir Kantor 2008 ISBN 3 495 47939 2 6 Band Mit uns ist Gott Drei Erwagungen Mit einem Nachwort von Peter Ehlen 2010 ISBN 3 495 47938 4 7 Band Jenseits von rechts und links Anmerkungen zur russischen Revolution und zur moralischen Krise in Europa Mit einer Einleitung von Leonid Luks 2012 ISBN 978 3 495 47941 4 8 Band Lebendiges Wissen Aufsatze zur Philosophie Mit einer Einleitung von Dennis Stammer 2013 ISBN 978 3 495 47942 1 Simon L Frank Der Sinn des Lebens Mit einem Aufsatz uber Religion und Wissenschaft Ubersetzt und herausgegeben von Dietrich Kegler Academia Verlag Sankt Augustin 2009 ISBN 978 3 89665 488 5 S L Frank Hrsg A Solovyov Anthology Westport Conn Greenwood Press 1950 1974 S Frank Die Ethik des Nihilismus Zur Charakteristik der moralischen Weltanschauung der russischen Intelligencija In Karl Schlogel Hrsg Vechi Wegzeichen Zur Krise der russischen Intelligenz Frankfurt am Main 1990 275 320 ISBN 3 8218 4067 6 Semen Frank The Ethic of Nihilism In Boris Shargin Albert Todd Hrsg Landmarks A Collection of Essays on the Russian Intelligentsia 1909 Karz Howard New York 1977 155 184 S L Frank Ich und Wir Zur Analyse der Gemeinschaft In Der Russische Gedanke Internationale Zeitschrift fur russische Philosophie Literaturwissenschaft und Kultur 1 1929 30 49 62 S Frank Die Legende vom Grossinquisitor In Hochland Monatsschrift fur alle Gebiete des Wissens der Literatur und Kunst hrsg von Karl Muth 31 1 1933 34 S 56 63 Sekundarliteratur Bearbeiten Philip Boobbyer S L Frank The life and work of a Russian philosopher 1877 1950 Athen 1995 ISBN 0 8214 1110 1 Peter Ehlen Gerd Haeffner Friedo Ricken Philosophie des 20 Jahrhunderts Kohlhammer Stuttgart 3 Aufl 2010 S 125 131 Peter Ehlen SJ Russische Religionsphilosophie im 20 Jahrhundert Simon L Frank Das Gottmenschliche des Menschen Alber Freiburg Munchen 2009 ISBN 978 3 495 48336 7 Peter Ehlen SJ Die Wir Philosophie Simon L Franks In Philosophisches Jahrbuch 104 1997 390 405 Peter Ehlen SJ Simon L Franks Religionsphilosophie Das Unergrundliche In Theologie und Philosophie 71 1996 88 98 Peter Ehlen SJ Die Rechte und die Freiheit des Menschen in der Sozialphilosophie Simon L Franks In Emerich Coreth Hrsg Von Gott reden in sakularer Gesellschaft FS Konrad Feiereis zum 65 Erfurter Theologische Studien 61 Benno Leipzig 1996 ISBN 3746211344 197 206 Judith Deutsch Kornblatt Richard F Gustafson Hrsg Russian Religious Thought University of Wisconsin Press Madison London 1996 ISBN 978 0299151348 darin v a Kap 9 11 195 248 Attila Szombath Die antinomische Philosophie des Absoluten Ein Mitdenken mit S L Frank Herbert Utz Munchen 2004 ISBN 3 8316 0387 1 V Kupriyanov Transformaciya filosofii dlitelnosti A Bergsona v ideal realizme S L Franka Kupriyanov V The Transformation of Bergson s Philosophy of Duration in S L Frank s Ideal Realism In History of Philosophy Jg 21 2016 S 128 135 online Weblinks BearbeitenS L Frank in der russischen on line Enzyklopadie Krugosvet auf russisch Einzelnachweise Bearbeiten Vassilij V Zen kovskij Istorija russkoj filosofii Paris 1950 Leningrad 21991 II 2 S 158 178 Vgl Wegzeichen Zur Krise der russischen Intelligenz Eingeleitet und aus dem Russischen ubersetzt von Karl Schlogel Frankfurt am Main 1990 S 320 Dmitri Cyzevs kyj Hegel bei den Slaven Darmstadt 21961 S 358 S L Frank Socinenija Nepostizimoe Moskau 1990 S 184 In der deutschen Ubersetzung Das Unergrundliche S 24 wurde der Satz In gewissem Sinn ist er fur mich der einzige Lehrer der Philosophie weggelassen S L Frank Der Gegenstand des Wissens S 218 f S L Frank Der Gegenstand des Wissens S 221 S L Frank Der Gegenstand des Wissens S 450 S L Frank Das Unergrundliche S 334 S L Frank Das Unergrundliche S 196f S L Frank Das Unergrundliche S 249 Max Scheler Wesen und Formen der Sympathie 1923 Max Scheler Gesammelte Werke Band 7 Das Kapitel Uber den Grund zur Annahme der Existenz des fremden Ich findet sich bereits in der 1 Fassung dieses Werkes Halle 1913 S L Frank Das Unergrundliche S 267 S L Frank Das Unergrundliche S 269 S L Frank Das Unergrundliche S 272 S L Frank Das Unergrundliche S 273 S L Frank Das Unergrundliche S 204 Vgl Vladimir Solov ev Der Sinn der Liebe Hamburg Meiner 1985 S L Frank Das Unergrundliche S 249f S L Frank Das Unergrundliche S 200 S L Frank Die Realitat und der Mensch S 236 a b c S L Frank Die Realitat und der Mensch S 246 S L Frank Die Realitat und der Mensch S 251 S L Frank Die Realitat und der Mensch S 242 a b S L Frank Die Realitat und der Mensch S 253 Rene Descartes Meditationes de prima philosophia 3 Meditation Lat dt hrsg v Luder Gabe Meiner Hamburg 1992 ISBN 3 7873 1080 0 S L Frank Die Realitat und der Mensch S 250 f Vgl Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft B 620 630 Mehrmals erwahnt Frank das Wort des Augustinus noverim me noverim te hatte ich mich erkannt hatte ich dich erkannt Soliloquia II 1 Nicolaus Cusanus Idiota de sapientia Der Laie uber die Weisheit I 7 S L Frank Das Unergrundliche S 414 und 410 S L Frank Die Realitat und der Mensch S 125 S L Frank Socinenija Nepostizimoe Moskau 1990 S 506 In der deutschen Ubersetzung Das Unergrundliche S 410 wurde der zweite Teil des Satzes weggelassen Zu Franks Ontophanomenologie des Leidens und zum Mysterium des Bosen siehe P Ehlen Russische Religionsphilosophie im 20 Jahrhundert Simon L Frank Das Gottmenschliche des Menschen Freiburg 2009 S 277 288 289 300 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 229 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 233 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 221 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 222 S L Frank Religioznyja osvnovy obscestvennosti In Put September 1925 Nr 1 S 19 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 232 S L Frank Die geistigen Grundlagen der Gesellschaft Einfuhrung in die Sozialphilosophie S 244 Normdaten Person GND 118692739 lobid OGND AKS LCCN n81117010 VIAF 71391189 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frank Simon LjudwigowitschALTERNATIVNAMEN Frank Simon L Frank Semyon Lyu dvigovichKURZBESCHREIBUNG russischer PhilosophGEBURTSDATUM 28 Januar 1877GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 10 Dezember 1950STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simon Ljudwigowitsch Frank amp oldid 232829844