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Als Risikogruppe oder Risikopatienten werden im medizinischen Kontext Personen bezeichnet die aufgrund bestimmter intrinsischer oder extrinsischer Faktoren oder aufgrund bestimmter Verhaltensweisen ein im Vergleich zur Gesamtbevolkerung erhohtes Risiko haben bestimmte Krankheiten zu bekommen oder mit medizinischen Komplikationen konfrontiert zu sein Die Faktoren und Verhaltensweisen umfassen zum Beispiel genetische Dispositionen erworbene Immundefizite Stress Ubergewicht Drogenkonsum oder auch Stoffwechselerkrankungen Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehoren Infektionskrankheiten chronische Erkrankungen des Herz Kreislauf Systems Krebserkrankungen und chronische Lungenerkrankungen weltweit zu den haufigsten Krankheiten 1 Im Folgenden werden die Risikogruppen fur diese Krankheitsbilder charakterisiert Inhaltsverzeichnis 1 Risikogruppen fur Infektionskrankheiten 1 1 Impfen bei Immundefizienz 2 Risikogruppen fur Herz Kreislauf Erkrankungen 3 Risikogruppen fur Krebserkrankungen 4 Risikogruppen fur chronische Lungenerkrankungen 5 EinzelnachweiseRisikogruppen fur Infektionskrankheiten BearbeitenInfektionskrankheiten werden von Erregern wie Viren Bakterien Pilzen oder Parasiten verursacht und konnen prinzipiell jeden Menschen treffen Die meisten Todesfalle weltweit verursachen hierbei Pneumonien Durchfallerkrankungen AIDS Tuberkulose und Malaria 2 Personen mit Autoimmunkrankheiten chronisch entzundlichen Erkrankungen sowie Patienten unter immunmodulatorischer Therapie haben ein erhohtes Infektionsrisiko da die Funktion des Immunsystems bei diesen Personen meist eingeschrankt ist 3 4 Zu diesen Risikogruppen gehoren Menschen mit einem angeborenen oder erworbenen Immundefekt beispielsweise mit einer HIV Infektion 5 sowie Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie Rheuma 4 Immunsuppressive Therapien werden beispielsweise bei chronisch entzundlichen Darmerkrankungen 4 nach einer Organtransplantation oder im Zuge einer Krebsbehandlung angewendet 6 Eine besondere Gefahr fur Menschen mit Immunschwache sind sogenannte opportunistische Erreger Hierzu gehoren z B Herpesviren und Pilze wie Pneumocystis jirovecii oder Aspergillus spp 7 Gegen zahlreiche Erreger ist jedoch eine Schutzimpfung moglich beispielsweise gegen Pneumokokken und Meningokokken der Serogruppen A C W Y und B 8 Impfen bei Immundefizienz Bearbeiten Die Standige Impfkommission STIKO am Robert Koch Institut empfiehlt aufgrund des erhohten Infektionsrisikos explizit das Impfen von immungeschwachten Personen Der Impfschutz sollte moglichst weitreichend sein 8 Empfohlen wird den Impfstatus bei den Betroffenen sowie deren Umfeld zu kontrollieren Lucken zu identifizieren und unter Beachtung bestimmter Sicherheits und Effektivitatsabstande zu schliessen 6 Es ist jedoch bekannt dass die Impfquote innerhalb der vulnerablen Gruppe der Immundefizienten gering ist 9 10 So lag die Impfquote bei Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen die eine Indikation fur eine Pneumokokkenimpfung darstellen im Jahr 2020 deutschlandweit nur bei ca 19 10 Grunde fur die geringe Impfquote sind vermutlich mangelnde Aufklarung aber auch Unsicherheit aufseiten der impfenden Arzteschaft beispielsweise durch fehlende Erfahrung mit spezifischen Immundefekten fehlenden Zugang zu immunologischen Spezialambulanzen oder Angste dass Impfungen die Grunderkrankung verstarken konnten 9 Allerdings ist fur keinen derzeit in Deutschland zugelassenen Tot oder Lebendimpfstoff ein ursachlicher Zusammenhang zwischen dem Impfen und beispielsweise einer neu aufgetretenen Autoimmunkrankheit oder chronisch entzundlichen Erkrankung oder einem Schub bei bereits bestehender Erkrankung belegt Im Gegenteil ist bekannt dass impfpraventable Infektionen bei ungeimpften Patienten mit Autoimmunkrankheiten oder chronisch entzundlichen Erkrankungen die Morbiditat und Mortalitat erhohen und dass Impfungen das Risiko fur infektionsgetriggerte Krankheitsschube verringern konnen 4 Gemeinsam mit verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften hat die STIKO daher Anwendungshinweise fur das Impfen bei Immundefizienz entwickelt Impfungen mit Totimpfstoffen gelten hierbei allgemein als sicher fur Menschen mit Immunschwache 9 Zu den empfohlenen Indikationsimpfungen gehoren u a Impfstoffe gegen Hepatitis B Influenza Meningokokken der Serogruppen A B C W Y sowie Pneumokokken 8 Lebendimpfstoffe sollten bei immundefizienten Patienten dagegen stets individuell bezuglich ihres Nutzen Risiko Verhaltnisses gepruft werden Sie unterliegen der arztlichen Einzelfallentscheidung 9 Risikogruppen fur Herz Kreislauf Erkrankungen Bearbeiten Hauptartikel Risikofaktoren fur Herz Kreislauf ErkrankungenHerz Kreislauf Erkrankungen stellen weltweit die fuhrende Todesursache dar 11 In Deutschland sind etwa 40 Prozent aller Todesfalle auf sie zuruckzufuhren Vor allem koronare Herzkrankheit und akute Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall verursachen hohe Kosten fur das Gesundheitssystem 12 Zur Risikogruppe fur Herz Kreislauf Erkrankungen gehoren Menschen mit Bluthochdruck Diabetes mellitus Fettstoffwechselstorungen und Adipositas sowie Raucher und Personen die wenig korperliche Aktivitat ausuben und einen ungesunden Lebensstil pflegen 12 Das Risiko fur Herz Kreislauf Erkrankungen gilt als stark beeinflussbar Es bietet daher ein hohes Praventionspotential 12 Laut dem Deutschen Zentrum fur Herz Kreislauf Forschung e V sind die vier wichtigsten Praventionsmassnahmen 13 Nicht rauchen Sich gesund ernahren ein hoher Anteil an Vollkornprodukten Gemuse und Obst sowie mehr pflanzlicher statt tierischer Fette und ein verringerter Fleischkonsum Sich ausreichend bewegen tagliche Spaziergange mit sieben bis achtminutigem zugigen Gehen verringern das Risiko bereits um 20 Prozent Stress reduzieren Zeit und Leistungsdruck wirken sich auf den Korper aus insbesondere bei dauerhafter Belastung schadet das der HerzgesundheitRisikogruppen fur Krebserkrankungen BearbeitenKrebs hat eine Vielzahl an Auspragungen das unkontrollierte Wachstum und die Ausbreitung abnormer Zellen kann nahezu in jedem Organ und Gewebe des Korpers auftreten 14 Die Eingrenzung einer Risikogruppe ist dementsprechend komplex Genetische Dispositionen Umwelteinflusse und Gewohnheiten werden als multifaktorielle Ursachen fur Krebs diskutiert 15 Die Deutsche Krebshilfe gibt u a die folgenden Personengruppen als Risikogruppen fur bestimmte Krebserkrankungen an 16 Bei Rauchern ist das Risiko fur Magen Rachen Kehlkopf Mund Kiefer Nierenbecken Blasen Gebarmutter und insbesondere Lungenkrebs erhoht 9 von 10 Menschen mit Lungenkrebs sind Raucher Menschen die regelmassig Alkohol konsumieren haben ein erhohtes Risiko fur Rachen Kehlkopf Magen und Leberkrebs Menschen die sich vermehrt UV Licht aussetzen haben ein erhohtes Hautkrebsrisiko Fettreiche und ballaststoffarme Ernahrung kann Magen oder Darmkrebs fordern ein hoher Fettverzehr steht auch im Zusammenhang mit Brustkrebs Ubergewichtige Frauen sind mit einem erhohten Risiko fur Gebarmutterkrebs konfrontiert Eine genetische Veranlagung ist fur bestimmte Krebsarten bekannt z B fur Brust Hoden Nieren und SchilddrusenkrebsPrinzipiell steigt das Risiko fur eine Krebserkrankung mit zunehmendem Lebensalter Kinder bekommen relativ selten Krebs altere Menschen sind deutlich haufiger betroffen 17 In Deutschland lag das mittlere Erkrankungsalter im Jahr 2016 fur Manner bei 70 Jahren fur Frauen bei 69 Jahren 18 Risikogruppen fur chronische Lungenerkrankungen BearbeitenZu den chronischen Lungenerkrankungen gehoren Asthma bronchiale und die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung COPD 19 Beide Krankheiten sind nicht heilbar Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist COPD die dritthaufigste Todesursache weltweit 20 Die Pravalenz nimmt zu Fur Deutschland wird bis zum Jahr 2030 mit einem Anstieg auf 7 9 Millionen Erkrankte gerechnet 21 Als Hauptursache fur COPD gilt das Rauchen 21 Weitere Risikofaktoren sind Asthma und haufige Atemwegsinfektionen in der Kindheit oder genetische Erkrankungen wie Alpha 1 Antitrypsin Mangel 20 Aber auch Menschen die beruflich Chemikalien und Staub ausgesetzt sind haben ein erhohtes Risiko In Deutschland gehort COPD zu den bedeutendsten Berufskrankheiten 21 Einzelnachweise Bearbeiten WHO reveals leading causes of death and disability worldwide 2000 2019 Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch Infektionskrankheiten Abgerufen am 5 Oktober 2021 Redaktion BMBF LS5 Internetredaktion Infektionen und Immunsystem DLR Gesundheitsforschung Abgerufen am 5 Oktober 2021 a b c d Norbert Wagner Frauke Assmus Gabriele Arendt Erika Baum Ulrich Baumann Impfen bei Immundefizienz Anwendungshinweise zu den von der Standigen Impfkommission empfohlenen Impfungen IV Impfen bei Autoimmunkrankheiten bei anderen chronisch entzundlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 62 Nr 4 April 2019 ISSN 1436 9990 S 494 515 doi 10 1007 s00103 019 02905 1 springer com abgerufen am 5 Oktober 2021 Impfen bei Immundefizienz Anwendungshinweise zu den von der Standigen Impfkommission empfohlenen Impfungen II Impfen bei 1 Primaren Immundefekterkrankungen und 2 HIV Infektion In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 61 Nr 8 August 2018 ISSN 1436 9990 S 1034 1051 doi 10 1007 s00103 018 2761 8 springer com abgerufen am 5 Oktober 2021 a b Hans Jurgen Laws Ulrich Baumann Christian Bogdan Gerd Burchard Maximilian Christopeit Impfen bei Immundefizienz Anwendungshinweise zu den von der Standigen Impfkommission empfohlenen Impfungen III Impfen bei hamatologischen und onkologischen Erkrankungen antineoplastische Therapie Stammzelltransplantation Organtransplantation und Asplenie In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 63 Nr 5 Mai 2020 ISSN 1436 9990 S 588 644 doi 10 1007 s00103 020 03123 w PMID 32350583 PMC 7223132 freier Volltext springer com abgerufen am 5 Oktober 2021 B Salzberger O Witzke Opportunistische Infektionen In Der Internist Band 60 Nr 7 1 Juli 2019 ISSN 1432 1289 S 667 668 doi 10 1007 s00108 019 0624 5 springer com abgerufen am 5 Oktober 2021 a b c Standige Impfkommission STIKO Empfehlungen der Standigen Impfkommission STIKO beim Robert Koch Institut 2021 26 August 2021 doi 10 25646 8824 rki de abgerufen am 5 Oktober 2021 a b c d Tim Niehues Christian Bogdan Jane Hecht Thomas Mertens Miriam Wiese Posselt Impfen bei Immundefizienz Anwendungshinweise zu den von der Standigen Impfkommission empfohlenen Impfungen I Grundlagenpapier In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 60 Nr 6 Juni 2017 ISSN 1436 9990 S 674 684 doi 10 1007 s00103 017 2555 4 springer com abgerufen am 5 Oktober 2021 a b Standige Impfkommission STIKO Beim Robert Koch Institut Stellungnahme der Standigen Impfkommission STIKO beim RKI Bestatigung der aktuellen STIKO Empfehlungen zur Pneumokokken Impfung wahrend der Pandemie und Handlungshinweise bei eingeschrankter Lieferbarkeit Stand 4 November 2020 19 November 2020 doi 10 25646 7212 rki de abgerufen am 5 Oktober 2021 Cardiovascular diseases CVDs Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch a b c RKI Themenschwerpunkt Herz Kreislauf Erkrankungen Abgerufen am 5 Oktober 2021 Pravention DZHK Abgerufen am 5 Oktober 2021 Cancer Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch Causes Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch Isabell Annett Beckmann Ihr Krebsrisiko sind Sie gefahrdet In Stiftung Deutsche Krebshilfe Hrsg Die blauen Ratgeber Bonn 2015 Krebsinformationsdienst Deutsches Krebsforschungszentrum Welche Krebsarten in welchem Lebensalter am haufigsten sind Leukamie Brustkrebs Darmkrebs Wie hoch ist das Risiko in meinem Alter 6 September 2018 abgerufen am 5 Oktober 2021 Robert Koch Institut Gesellschaft Der Epidemiologischen Krebsregister In Deutschland E V Krebs in Deutschland 2015 2016 Robert Koch Institut 2019 doi 10 25646 5977 2 rki de abgerufen am 5 Oktober 2021 RKI Themenschwerpunkt chronische Lungenerkrankungen Abgerufen am 5 Oktober 2021 a b Chronic obstructive pulmonary disease COPD Abgerufen am 5 Oktober 2021 englisch a b c Jonas Stoll COPD 5 Februar 2018 abgerufen am 5 Oktober 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risikogruppe amp oldid 224240496