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Der Begriff Indikationsimpfung bezeichnet alle Impfungen welche im Gegensatz zu Standardimpfungen nur unter bestimmten Voraussetzungen bzw fur bestimmte Risikogruppen mit einem erhohten Expositions Erkrankungs oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter empfohlen werden Die Empfehlungen werden von der Standigen Impfkommission STIKO am Robert Koch Institut ausgesprochen Ob und wann Indikationsimpfungen verabreicht werden hangt von arztlichen Einzelfallentscheidungen ab welche die Lebenssituation und den aktuellen Gesundheitszustand eines Patienten oder einer Patientin berucksichtigen 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Impfempfehlungen und Anwendungshinweise 2 Indikationskategorien 2 1 Individuell erhohtes Risiko nicht beruflich oder reisebedingt 2 2 Berufliches Risiko 2 3 Reiseimpfungen 3 EinzelnachweiseImpfempfehlungen und Anwendungshinweise BearbeitenDie STIKO ist ein unabhangiges Expertengremium welches im Infektionsschutzgesetz IfSG verankert ist und vom Bundesministerium fur Gesundheit BMG alle 3 Jahre berufen wird Die Kommission spricht unter anderem in regelmassigen Abstanden Empfehlungen zur spezifischen Prophylaxe ubertragbarer Krankheiten aus Insbesondere beinhalten die Ausfuhrungen auch Angaben welche internen und externen Faktoren als Indikation fur einzelne Schutzimpfungen gelten sollten 3 Fur ihre Empfehlungen legt die Kommission eine medizinisch epidemiologische Risiko Nutzen Abschatzung auf der Grundlage der besten aktuell verfugbaren Evidenz zugrunde Die STIKO Empfehlungen beeinflussen massgeblich ob eine Schutzimpfung als Pflichtleistung von der gesetzlichen Krankenkasse ubernommen wird oder nicht 3 Erganzend zum Standardimpfkalender gibt die STIKO Empfehlungen zu Impfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikationsimpfungen einschliesslich Berufs und Reiseimpfungen sowie Auffrischimpfungen fur alle Altersgruppen heraus Zusatzlich werden von Arbeitsgruppen aus Expertinnen und Experten der zustandigen medizinischen Fachgesellschaften den Mitarbeitern des RKI und Mitgliedern der STIKO Anwendungshinweise erarbeitet 3 Ein Beispiel hierfur sind die Anwendungshinweise zum Impfen von Personen mit Immundefizienz 4 Indikationskategorien BearbeitenDie STIKO empfiehlt bestimmte Indikationsimpfungen bei besonderer epidemiologischer Situation oder Gefahrdung fur Kinder Jugendliche und Erwachsene Daruber hinaus gelten ein erhohtes berufliches oder reisebedingtes Expositionsrisiko als Sonderfalle fur Indikationsimpfungen 3 Darauf basierend lassen sich drei Kategorien fur Personen bzw Indikationsimpfungen formulieren Eine Person hat aufgrund ihrer personlichen Situation Vorerkrankungen Angewohnheiten etc ein im Vergleich zur Allgemeinbevolkerung erhohtes Risiko mit einem Krankheitserreger in Kontakt zu kommen oder einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden Zusatzlich umfasst diese Kategorie nahe Kontaktpersonen die ohne die entsprechende Impfung ein Infektionsrisiko fur Risikopatienten darstellen konnten Eine Person hat aufgrund ihres Berufs ein erhohtes Erkrankungsrisiko da sie beispielsweise ofter als gewohnlich mit einem Erreger in Kontakt kommt Eine Person halt sich langere Zeit in einer Region auf in der bestimmte Erreger gehauft vorkommen oder plant eine Reise in ein solches Endemiegebiet Die nachfolgenden Listen geben getrennt nach Risiko Kategorien wieder welche Indikationsimpfungen unter welchen Bedingungen von der STIKO empfohlen werden Stand 2021 3 Individuell erhohtes Risiko nicht beruflich oder reisebedingt Bearbeiten Es gibt verschiedene Grunde warum das individuelle Infektionsrisiko einer Person erhoht sein kann In vielen Fallen ist die Ursache eine Vorerkrankung welche das Immunsystem schwacht und die Patienten anfalliger fur opportunistische Infektionen macht Zusatzlich kann auch eine immunsuppressive Therapie die korpereigene Abwehr schwachen Personen mit Immundefizienz leiden im Vergleich zur Allgemeinbevolkerung haufiger an Infektionskrankheiten und erleiden einen schwereren Verlauf Die STIKO empfiehlt daher einen moglichst weitreichenden Impfschutz Weitere Personen fur welche bestimmte Indikationsimpfungen empfohlen werden sind daruber hinaus Menschen ab einem bestimmten Lebensalter sowie schwangere Frauen 3 4 Impfung gegen Indikation 3 FSME und andere TBE Subtypen Zeckenexposition in FSME Risikogebieten laut den Angaben des Robert Koch Instituts Haemophilus influenzae Typ b Anatomische oder funktionelle Asplenie Hepatitis A Sexualverhalten mit erhohtem Expositionsrisiko z B Manner die Sex mit Mannern haben Haufige Ubertragung von Blutbestandteilen z B Drogenkonsum Hamophilie Wohnhaft in einer psychiatrischen Einrichtung Hepatitis B Immundefizienz u a positive Testung auf HIV oder Hepatitis C Dialyse Behandlung Kontakt zu HBsAg Tragern Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko Drogenkonsum Strafgefangenschaft Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung Herpes zoster Alter uber 50 bei immunschwachender Grunderkrankung Influenza Schwangerschaft ab 2 Trimenon bei Grundleiden bereits ab 1 Trimenon Alter ab 6 Monaten mit immunschwachendem Grundleiden Aufenthalt in Alters oder Pflegeheim Naher Kontakt zu Risikopersonen Erwartung einer schweren Epidemie oder nach deutlichem Antigendrift oder shift Masern Alter ab 9 Monaten und bevorstehendem Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung Im Rahmen eines Ausbruchs nach 1970 Geborene ab Alter von 9 Monaten bei unklarem Impfstatus ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit Sauglinge ausnahmsweise ab 6 Monaten nach individueller Risiko Nutzen AbwagungMeningokokken Angeborene oder erworbene Immundefizienz Impfung mit Meningokokken ACWY Konjugatimpfstoff und einem Meningokokken B Impfstoff Empfehlung der Gesundheitsbehorden bei Ausbruchen Pertussis Keuchhusten Schwangerschaft ab 3 Trimenon Schwangerschaft mit erhohter Wahrscheinlichkeit fur eine Fruhgeburt ab 2 Trimenon Enger Haushaltskontakt und Betreuung eines Neugeborenen Pneumokokken Kinder Jugendliche und Erwachsene mit Grundkrankheiten wie Immunsuppression chronischer Erkrankung des Herzens oder der Atmungsorgane Stoffwechselkrankheit neurologischer Krankheit oder anatomischen und fremdkorperassoziierten Risiken fur Pneumokokken Meningitis Poliomyelitis AussiedlerInnen Fluchtlinge und Asylsuchende die in Gemeinschaftsunterkunften leben bei der Einreise aus Gebieten mit Infektionsrisiko Roteln Weibliches Geschlecht gebarfahiges Alter und unklarer oder unvollstandiger Impfstatus Varizellen Windpocken Seronegativ Test bei Frauen mit Kinderwunsch sowie vor geplanter Immunsuppression oder Organtransplantation Personen mit schwerer Neurodermitis oder engem Kontakt zu Risikopatienten sofern ungeimpfte anamnestisch ohne Varizellen serologisch keine Antikorper nachweisbar Berufliches Risiko Bearbeiten Einige Berufsgruppen haben aufgrund ihrer Tatigkeit ein erhohtes Expositionsrisiko fur verschiedene Krankheitserreger Die STIKO legt hierbei u a die Gefahrdungsbeurteilung gemass Arbeitsschutzgesetz ArbSchG die Biostoffverordnung BioStoffV sowie die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge ArbMedVV zugrunde 3 Impfung gegen Indikation Berufsgruppe 3 FSME und andere TBE Subtypen Exponiertes Laborpersonal sowie Forstbeschaftigte und Exponierte in der Landwirtschaft in Risikogebieten Gelbfieber Tatigkeiten mit Kontakt zu Gelbfieber Virus z B in Forschungseinrichtungen oder Laboratorien Hepatitis A Tatigkeit im Gesundheitsdienst in Kindertagesstatten Kinderheimen Behindertenwerkstatten Asylbewerberheimen oder mit Abwasserkontakt Hepatitis B Tatigkeit in medizinischen Einrichtungen Sanitats und Rettungsdienst der Polizei in Gefangnissen Asylbewerberheimen oder Einrichtungen fur Menschen mit BehinderungenInfluenza Tatigkeit im Gesundheitsdienst in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr oder mit direktem Kontakt zu Geflugel und Wildvogeln Direkter Kontakt zu betreuten Risikopersonen Japanische Enzephalitis Laborpersonal das gezielt mit vermehrungsfahigen Wildtypstammen arbeitet Mumps Masern Roteln Nach 1970 Geborene mit Tatigkeitsbereich in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen Gemeinschaftseinrichtungen Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von AsylbewerberInnen Ausreisepflichtigen Fluchtlingen und Spataussiedlern Fach Berufs und Hochschulen Tatigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiosem Material Meningokokken Gefahrdetes Laborpersonal Impfung mit Meningokokken ACWY Konjugatimpfstoff und einem Meningokokken B Impfstoff Pertussis Tatigkeit im Gesundheitsdienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen Auffrischung alle 10 Jahre Pneumokokken Berufliche Exposition gegenuber Metallrauchen z B beim Schweissen und Trennen von Metallen Poliomyelitis Tatigkeit in Fluchtlingsunterkunften als medizinisches Personal mit potenziell engem Kontakt zu Erkrankten sowie als Personal in Laboren mit Infektionsrisiko Tollwut Tierarzte Jager Forstpersonal und andere Personen mit Kontakt zu Tieren in Gebieten mit neu aufgetretener Wildtiertollwut sowie Personen mit beruflichem oder sonstigem engen Kontakt zu Fledermausen Laborpersonal mit Expositionsrisiko gegenuber Tollwutviren Varizellen Seronegative Personen in medizinischen Einrichtungen oder mit Kontakt zu potenziell infektiosem Material Tatigkeit in Pflege und Gemeinschaftseinrichtungen Fluchtlings AsylheimenReiseimpfungen Bearbeiten Das Expositionsrisiko gegenuber bestimmten impfpraventablen Erkrankungen ist auf Auslandsreisen erhoht Ausserdem konnen Infektionserreger nach Deutschland importiert oder ins Reiseland exportiert werden Der Schutz durch Reiseimpfungen gilt daher als elementarer Bestandteil der Gesundheitsvorsorge fur den Auslandsaufenthalt und ist ausserdem von besonderem offentlichen Interesse 5 Die STIKO gibt daher Empfehlungen fur Reisende sowie fur Personen die sich langere Zeit in bestimmten Gebieten mit erhohtem Infektionsrisiko aufhalten 3 Impfung gegen Indikation 3 Cholera Aufenthalte in Infektionsgebieten unter mangelhaften Hygienebedingungen Aktuelle Ausbruche z B in Fluchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen FSME und andere TBE Subtypen Personen die in TBE Risikogebieten ausserhalb Deutschlands zeckenexponiert sind Gelbfieber Geplanter Aufenthalt in Gelbfieber Endemiegebieten im tropischen Afrika und in Sudamerika oder entsprechend den Anforderungen eines Impfnachweises der Ziel oder Transitlander Hepatitis A Reise in Infektionsgebiete mit erhohter Inzidenz Hepatitis B Individuelle Gefahrdungsbeurteilung Influenza Alter ab 60 Jahren sowie die beim individuellen Risiko genannten Indikationen ohne aktuellen Impfschutz Alter unter 60 Jahren nach individueller Risikoabwagung Japanische Enzephalitis Wiederholte oder langfristige Aufenthalte in asiatischen sudostasiatischen australischen Endemiegebieten wahrend der Ubertragungszeit oder mit voraussehbarem Aufenthalt in der Nahe von Reisfeldern oder Schweinezuchten Meningokokken Reise in Lander mit epidemischem Vorkommen besonders in Afrika vor allem bei engem Kontakt zur einheimischen Bevolkerung sowie im Fall einer Pilgerreise nach Mekka Impfung mit Meningokokken ACWY Konjugatimpfstoff Langzeitaufenthalt in Landern mit empfohlener Impfung fur Schuler und Studierende Impfung mit Meningokokken ACWY Konjugatimpfstoff und einem Meningokokken B Impfstoff Poliomyelitis Reisende in Regionen mit Infektionsrisiko durch Wild Poliovirusstamme WPV oder durch einen mutierten Impfvirusstamm engl circulating vaccine derived poliovirus cVDPV Tollwut Aufenthalt in Regionen mit Tollwutgefahr und einer erhohten Wahrscheinlichkeit einer Tollwutexposition z B durch Kontakt mit streunenden Hunden oder Fledermausen Typhus Reise in Endemiegebiete mit Aufenthalt unter schlechten hygienischen Bedingungen Einzelnachweise Bearbeiten Indikationsimpfungen Impfempfehlungen BGV Impfen Abgerufen am 5 Oktober 2021 Bundesministerium fur Gesundheit Schutzimpfungen PDF Abgerufen am 5 Oktober 2021 a b c d e f g h i j k Standige Impfkommission STIKO Empfehlungen der Standigen Impfkommission STIKO beim Robert Koch Institut 2021 26 August 2021 doi 10 25646 8824 rki de abgerufen am 5 Oktober 2021 a b Tim Niehues Christian Bogdan Jane Hecht Thomas Mertens Miriam Wiese Posselt Impfen bei Immundefizienz Anwendungshinweise zu den von der Standigen Impfkommission empfohlenen Impfungen I Grundlagenpapier In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 60 Nr 6 Juni 2017 ISSN 1436 9990 S 674 684 doi 10 1007 s00103 017 2555 4 Kerstin Kling Christian Bogdan Thomas Ledig Thomas Loscher Thomas Mertens Empfehlungen der Standigen Impfkommission STIKO zu Reiseimpfungen 8 April 2021 doi 10 25646 8156 3 rki de abgerufen am 5 Oktober 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indikationsimpfung amp oldid 219592779