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Die Psychoneuroendokrinologie ein Teilgebiet der Psychoendokrinologie untersucht die wechselseitigen Zusammenhange zwischen Verhalten und Erleben einerseits und endokrinen Funktionen andererseits Die PNE ist eine relativ junge Disziplin wie die wissenschaftliche Psychologie insgesamt Die Zielrichtung ist die Erforschung psychischer und neurologischer Erkrankungen Diese Forschungsbereiche befinden sich jedoch noch im Stadium der Grundlagenforschung 1 Es gibt mehrere benachbarte Wissenschaftsdisziplinen die sich in ihren Forschungsgebieten teilweise uberschneiden Die Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen Die Neuroendokrinologie beschaftigt sich mit den Zusammenhangen zwischen dem Hormonsystem und dem Nervensystem Die Psychoneuroimmunologie beschaftigt sich mit den Zusammenhangen von Psyche Nervensystem und Immunsystem Die Neuropsychologie beschaftigt sich mit der Variation physiologischer Prozesse im zentralen Nervensystem und deren Auswirkungen auf psychische Prozesse Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgegenstand der Psychoneuroendokrinologie 1 1 Kommunikationswege von Hormonen 1 1 1 Homoostase 1 2 Hormonachsen 1 2 1 Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse HHNA 1 2 2 Hypothalamus Hypophysen Gonaden Achse HHGA 2 Verschrankungen mit der Psychoneuroimmunologie 2 1 Einflusse des neuro endokrinen Systems auf das Immunsystem 2 2 Einflusse des Immunsystems auf das neuro endokrine System 2 3 Beispiele 2 3 1 HHNA 2 3 2 HHGA 3 Bestimmung endokrinologischer Parameter 3 1 Geeignete biologische Materialien 3 2 Analysemethoden zur Bestimmung von Hormonkonzentrationen 3 3 Beispiel Analyse von Cortisol 3 3 1 Vor und Nachteile der Methode 3 4 Diagnostik Stimulation endokriner Achsen 3 4 1 Zusammenfassung einiger wichtiger endokrinologischer Tests 3 5 Potenzielle Storvariablen 4 Klinische Forschungsfelder der Psychoneuroendokrinologie 4 1 Stress 4 1 1 Mogliche endokrine Prozesse im Kontext von Stress 4 1 2 Mogliche Determinanten psychoendokriner Prozesse im Kontext von Stress 4 2 Posttraumatische Belastungsstorung 4 3 Depression und Burnout 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseForschungsgegenstand der Psychoneuroendokrinologie Bearbeiten Hauptartikel HormoneIn der Psychoneuroendokrinologie werden endokrine Prozesse im Kontext der Psychologie untersucht Forschungsgegenstand sind dabei hormonelle Prozesse vorwiegend folgender endokriner Drusen Epiphyse Hypothalamus Adenohypophyse Neurohypophyse Schilddruse und Nebenschilddrusen Nebennieren Das Gastroenteropankreatische endokrine System GEP Zwolffinger und Dunndarm Pankreas exokrines Drusengewebe Langerhans Zellen Gonaden Plazenta HautAllgemein konnen Hormone als chemische Signalstoffe definiert werden die in speziellen Zellen produziert und meist uber den Blutstrom in verschiedene Korperregionen transportiert werden Dort zeigen sie ihre spezifische Wirkung Grundlegend wird diese Wirkung durch Bindung an einen Rezeptor entfaltet Es werden exokrine und endokrine Drusen unterschieden Endokrine Drusen sezernieren Hormone direkt ins Blut in die Lymphe oder ins Gewebe exokrine Drusen geben ihre Sekrete uber einen Ausfuhrungsgang an eine innere oder aussere Korperoberflache ab Von Hormonen unterschieden werden Neurotransmitter Diese Botenstoffe werden in den synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen ausgeschuttet um an der postsynaptischen Nervenzelle ihre Wirkung zu entfalten Des Weiteren gibt es funktionelle Zwischenformen zwischen Hormon und Neurotransmitter sogenannte Neuropeptide Es lassen sich ferner verschiedene Klassen von Botenstoffen je nach chemischer Struktur unterscheiden Steroidhormone und andere Stoffe Aminosaurederivate Peptidhormone oder Proteinhormone 1 Kommunikationswege von Hormonen Bearbeiten Um entsprechend ihrer Funktion wirken zu konnen mussen Hormone mit dem Korper kommunizieren Vier verschiedene Kommunikationswege sind weitgehend belegt Die synaptische Kommunikation in chemischen Synapsen erfolgt durch die Freisetzung eines Transmitters Dieser diffundiert durch den synaptischen Spalt und wirkt dann auf eine andere Zelle Als autokrine Sekretion wird die Kommunikation von Hormonen bezeichnet die nicht nur andere Zellen beeinflussen sondern auch durch Ruckkopplungsmechanismus die eigene Zelle beeinflussen Parakrine Sekretion bezeichnet die Freisetzung von Hormonen aus einer Zelle die durch den extrazellularen Raum diffundieren und die unmittelbar benachbarten Zellen beeinflussen Bei der endokrinen Kommunikation werden Hormone in einer endokrinen Druse gebildet und gelangen durch Freisetzung in die Blutbahn und konnen so alle Korperzellen mit entsprechendem Rezeptor beeinflussen Eine Unterkategorie der endokrinen Kommunikation bildet die neuroendokrine Kommunikation Dabei wird die endokrine Zelle durch synaptische Kommunikation dahingehend beeinflusst das Hormon in der Blutbahn freizusetzen 1 Homoostase Bearbeiten Grundsatzlich ist der Korper bei der endokrinen Kommunikation um Homoostase also Gleichgewicht bemuht Dabei stellen endokrine Steuerungs und Ruckmeldemechanismen das Gleichgewicht wieder ein Entweder wird dies durch die unregelmassige Hormonfreisetzung erreicht die oft einer zirkadianen Rhythmik folgt oder die Zelle nutzt die bereits beschriebenen auto und parakrinen Feedbackprozesse Letzteres ist besonders wichtig fur die reziproke Kommunikation zwischen Gehirn und Korperperipherie 1 Hormonachsen Bearbeiten Im Folgenden werden die zwei am besten untersuchten Hormonachsen im Rahmen der Psychoendokrinologie die HHNA sowie die HHGA genauer vorgestellt Beide stellen einen Kreislauf dar der uber Feedforward und Feedback Prozesse geregelt wird Die Signalubertragung beginnt jeweils mit einem Impuls aus dem Hypothalamus der die Abgabe von Hormonen ins Blut an der jeweiligen Zieldruse zur Folge hat Schliesslich unterbinden Ruckkopplungsmechanismen zum Hypothalamus die weitere Hormonausschuttung Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse HHNA Bearbeiten Hauptartikel Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden AchseDie HHNA zeigt einen circadianen Rhythmus aber spielt auch eine zentrale Rolle fur die Stressantwort des Korpers und ist deshalb fur die Psychoneuroendokrinologie von zentraler Bedeutung Bei Auftreten eines Stressors wie dem plotzlichen Erklingen einer Sirene wird im Hypothalamus CRH ins Blut ausgeschuttet das an Rezeptoren des Hypophysenvorderlappens bindet Dieser reagiert mit Freisetzung von ACTH das wiederum uber die Blutbahn zur Nebennierenrinde transportiert wird und dort an Rezeptoren bindet Schliesslich setzt die Nebennierenrinde als Folge Kortikoide wie Kortisol frei Diese Hormone leiten die eigentliche Stressantwort auch bekannt als Fight or Flight Antwort ein Der Blutzuckerspiegel steigt der Blutdruck wird erhoht das Immunsystem wird weitestgehend unterdruckt und Verdauungsprozesse werden zuruckgefahren Dieser Feedforward Kaskade stehen Feedbackprozesse gegenuber um die Stressantwort zu regulieren Uber Bindung der Glukokortikoide an Kortikosteroidrezeptoren des Hypothalamus und der Hypophyse wird die weitere Hormonausschuttung in beiden Gehirnarealen schliesslich unterbunden was wiederum eine gesteigerte Freisetzung von Kortisol in den Nebennieren verhindert und die Homoostase wiederherstellt 1 Hypothalamus Hypophysen Gonaden Achse HHGA Bearbeiten Die HHGA reguliert die Produktion und Freisetzung der Geschlechtshormone und unterscheidet sich bei Mann und Frau teilweise stark Wahrend die Hormonproduktion bei Frauen vom Verlauf des Menstruationszyklus abhangt ist sie bei Mannern uber die Zeit grosstenteils kontinuierlich Unabhangig vom Geschlecht beginnt die Signalkaskade durch Freisetzung von GnRH im Hypothalamus Durch Binden von GnRH an Rezeptoren des Hypophysenvorderlappens schuttet dieser sowohl LH als auch FSH aus die uber die Blutbahn zu den Gonaden wandern Hier wird die Produktion und Freisetzung der jeweiligen Geschlechtshormone angeregt Indem geschlechtsspezifische in den Gonaden freigesetzte Hormone schliesslich wiederum an Rezeptoren des Hypothalamus und der Hypophyse binden findet ein negativer Ruckkopplungsmechanismus statt Die Freisetzung von GnRH sowie LH und FSH wird infolgedessen heruntergefahren 1 Verschrankungen mit der Psychoneuroimmunologie BearbeitenEin Nachbargebiet der Psychoneuroendokrinologie ist die Psychoneuroimmunologie Dieses Forschungsgebiet beschaftigt sich insbesondere mit den Interaktionen des Immunsystems mit Psyche und Nervensystem Eine klare Trennung zwischen den Fachgebieten ist kaum moglich da Nervensystem endokrines System und Immunsystem vielfaltig miteinander verschrankt sind Sie erhalten gemeinsam und in stetigem Austausch die Homoostase aufrecht Im Folgenden werden die Interaktionen zwischen neuroendokrinem System und Immunsystem genauer dargestellt und anschliessend an Beispielen erlautert Einflusse des neuro endokrinen Systems auf das Immunsystem Bearbeiten Das neuroendokrine System nimmt insbesondere auf drei Wegen Einfluss auf das Immunsystem uber Nervenenden des sympathischen Nervensystems SNS uber hypothalamische und Hypophysenhormonen und uber Neuropeptide Das autonome Nervensystem zu dem das sympathische Nervensystem gehort versorgt jegliches Gewebe des Immunsystems wie Knochenmark Thymusdruse Milz und Lymphknoten mit Nervenreizen Durch die Innervation von sympathischen postganglionaren Neuronen werden das zentrale Nervensystem ZNS und das Immunsystem miteinander verbunden Immunzellen exprimieren Rezeptoren fur Noradrenalin den primaren Neurotransmitter des SNS aber auch fur andere Neurotransmitter wie Serotonin Substanz P Acetylcholin oder Histamin Neurotransmitteraktivitat an diesen Rezeptoren beeinflusst die Immunaktivitat Neben Rezeptoren fur Neurotransmitter exprimieren Immunzellen auch Rezeptoren fur Hormone sodass der Hormonspiegel im Blutkreislauf Einfluss auf die Immunaktivitat nimmt Einige hormonelle Einflusse auf das Immunsystem finden sich in den Beispielen weiter unten in diesem Artikel Eine weitere Instanz bilden die Thymosine Thymosine sind Hormone die im Thymus synthetisiert werden und Einfluss auf neuronale endokrine und immunologische Prozesse nehmen Innerhalb des Immunsystems haben Thymosine hauptsachlich Einfluss auf die Synthetisierung Ausdifferenzierung und Aktivierung von T Zellen Da Thymosine in der Lage sind die Blut Hirn Schranke zu passieren sind sie zudem im zentralen Nervensystem aktiv und stimulieren dort die Ausschuttung von Neuropeptiden und Neurotransmittern 2 Einflusse des Immunsystems auf das neuro endokrine System Bearbeiten Das Immunsystem kommuniziert mit dem zentralen Nervensystem uber den Nervus Vagus indem die Detektion der Entzundungen im Korper mit Hilfe von ihm an das Gehirn weitergeleitet wird Daneben haben auch Zytokine die Botenstoffe des Immunsystems Einfluss auf das neuroendokrine System Sie konnen durch die Blut Hirn Schranke transportiert werden und dort an spezifische Rezeptoren binden Dadurch konnen sie auch die Aktivitat im Hypothalamus modulieren und haben somit Einfluss auf die Ausschuttung von Releasing Hormonen Auch in der Hypophyse konnen Zytokine die Produktion glandotroper Hormone beeinflussen Schliesslich konnen Zytokine auch direkt auf die Hormonproduktion an den peripheren hormonellen Drusen wie der Schilddruse den Nebennieren oder den Gonaden einwirken Dabei hat jedes Zytokin spezifische Auswirkungen und ist nicht zwangslaufig auf allen Ebenen aktiv Die genaue Wirkung einzelner Zytokine auf das neuroendokrine System ist nur teilweise bekannt und wird weiter erforscht 2 Beispiele Bearbeiten HHNA Bearbeiten Einflusse des endokrinen Systems auf das ImmunsystemDie durch die HHNA ausgeschutteten Glukokortikoide haben starke entzundungshemmende Eigenschaften Wahrend Stress werden also Glukokortikoide ausgeschuttet die eine regulatorische Kontrolle uber stressinduzierte inflammatorische Reaktionen ausuben So wird uber die suppressive Wirkung auf das Immunsystem Immunsuppression verhindert dass Gewebe geschadigt wird Ausserdem verstarken die Glukokortikoide in bestimmten Situationen die Funktion von T Zellen und die Reaktionen auf Antigene stimulierende Wirkung Diese antiinflammatorischen Prozesse resultieren hauptsachlich aus genomischen Wirkungen So reduzieren Glukokortikoide die Expression von proinflammatorischen Zytokinen wahrend sie die Expression von antiinflammatorischen erhohen Einflusse des Immunsystems auf das endokrine SystemAlle Ebenen der HHNA Signalubertragung werden durch Zytokine reguliert Insbesondere das Interleukin 6 spielt dabei eine Rolle das durch Immunaktivierung und akuten Stress ansteigt und in der Hypophyse kolokalisiert ist Dort beeinflusst es die Hormonproduktion und sorgt fur erhohte Glukokortikoid Level Ausserdem wird es gemeinsam mit CRH und ADH im Hypothalamus exprimiert und erhoht dort die CRH Expression und Sekretion was sich wiederum in erhohten ACTH Leveln widerspiegelt Ausserdem werden Glukokortikoidsignalubermittlungswege an verschiedenen Punkten durch proinflammatorische Zytokine unterbrochen und so die Funktion der Glukokortikoide aufgehoben Es wird somit deutlich dass die HHNA in hohem Masse durch das Immunsystem reguliert wird Diese Effekte sind oftmals in Form einer negativen Ruckkopplung die eine Ubersteigerung oder Schaden durch die Immunaktivierung verhindert Dies bedeutet dass die Glukokortikoide ansteigen wenn die Entzundung zunimmt Dadurch wird die Immunabwehr gehemmt die Immunreaktion kontrolliert und so z B der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen vorbeugt 2 HHGA Bearbeiten Zwar verfugen beide Geschlechter uber dieselben immunologischen Zellarten und Kommunikationswege doch unterscheiden sie sich in ihrer Art immunologisch zu reagieren Frauen neigen zu einer hoheren Immunantwort als Manner 80 aller Patienten mit Autoimmunerkrankungen z B Rheuma oder Multiple Sklerose sind weiblichen Geschlechts Eine Ursache fur diesen Unterschied ist dass die gonadalen Geschlechtshormone wie z B Estradiol Progesteron und Testosteron die immunologische Zellantwort auf Pathogene mitregulieren indem sie z B an Sexualhormonrezeptoren des Immunsystems binden Da Frauen und Manner unterschiedliche Geschlechtshormonprofile ausweisen haben sie auch eine unterschiedliche Immunabwehr Auch lassen sich Unterschiede in der Immunabwehr im Rahmen des weiblichen Menstruationszyklus finden In der pramenstrualen Phase kommt es bei Vorliegen einer Autoimmunerkrankung sowie Asthma zur Symptomverstarkung wahrscheinlich aufgrund der starken Schwankungen im Progesteron und Estradiol Spiegel Eine ahnliche physiologische Variation der Immunantwort konnte moglicherweise auch wahrend der Einnistung des Embryos und wahrend der gesamten Schwangerschaft stattfinden Im Vergleich zur Follikelphase welche sich durch einen hohen Estradiol und einen niedriger Progesteronspiegel auszeichnet sinkt der zirkulierende T Zellenspiegel in der Lutealphase in welcher der Progesteronspiegel hoher ist Eine bedeutende physiologische Veranderung wahrend der Schwangerschaft ist ein temporarer Abbau des Thymus der sich nach der Geburt wieder auf sein Ausgangsniveau zuruckbildet Diese Thymusatrophie wird durch den hohen Estradiol und Progesteronspiegel veranlasst Die dadurch entstehenden beeintrachtigten Funktionen des Immunsystems sind moglicherweise notwendig um die Abstossung des Fotus zu verhindern und den Fortgang der Schwangerschaft zu gewahrleisten 2 Auch ausserhalb einer Schwangerschaft haben die Sexualhormone einen starken Effekt auf den Thymus Sie fordern die Involution naturliche Ruckbildung eines Organs und fuhren damit zur Alterung des Immunsystems Eine Kastration kann diesen Effekt ruckgangig machen Es konnte gezeigt werden dass so die Atrophie des Thymusepithels aufgehoben wird und die Anzahl der T Zellen steigt Sutherland et al 2005 3 Bestimmung endokrinologischer Parameter BearbeitenGeeignete biologische Materialien Bearbeiten Generell konnen die Level endokriner Sekretion beispielsweise die Ausschuttung des stressassoziierten Hormons Cortisol in einer Vielzahl biologischer Materialien analysiert werden etwa in Blut Speichel Urin Liquor Gewebe oder Haaren 1 Blut ist geeignet zur Erfassung der Gesamthormonkonzentration d h der freien biologisch aktiven sowie der gebundenen biologisch inaktiven Anteile uber sehr kurze Zeitraume wenige Minuten Ein Nachteil ist dass es sich um eine invasive Methode handelt und daher eventuell eine Storvariable bei der Erfassung von Stresshormonen darstellt 1 Speichel ist geeignet zur Erfassung der frei zirkulierenden Hormonanteile uber sehr kurze Zeitraume wenige Minuten Die Probenentnahme ist mit einem minimalen Aufwand verbunden und nicht invasiv 1 Urin ist geeignet zur Erfassung der frei zirkulierenden Hormonanteile uber mittlere Zeitraume wenige Stunden bis maximal ein Tag Auch hier handelt es sich um eine nicht invasive Methode 1 Haare sind gut als Langzeit Mass uber Wochen bis Monate geeignet Die Probenentnahme ist mit einem sehr geringen Aufwand verbunden und nicht invasiv Nachteile sind dass keine Daten bei sehr kurzem Haar gewonnen werden konnen und die Methode nicht anwendbar ist bei Stoffen die zu schnell verstoffwechselt werden um in wachsendes Haar eingebaut zu werden sowie hydrophilen und zu grossen Stoffen 4 Generell wird davon ausgegangen dass menschliches Haar etwa 1 cm pro Monat wachst jedoch haben Studien mittlerweile eine betrachtliche Variabilitat von Wachstumsraten zwischen einzelnen Individuen aber auch zwischen Geschlechtern und Ethnien sowie in Abhangigkeit von betrachteten Kopfhautarealen festgestellt 4 was bei der Analyse und besonders dem Vergleich erhobener Werte beachtet werden muss Analysemethoden zur Bestimmung von Hormonkonzentrationen Bearbeiten Quantitative Immunassays nutzen spezifische Antigen Antikorper Reaktionen Dabei bindet ein Antikorper an eine spezifische Antigen Determinante Epitop des zu bestimmenden Hormons Hierbei kann in den kompetitiven und non kompetitiven Ansatz unterschieden werden Bei beiden Methoden kann die unbekannte Antigenmenge d h die Hormonmenge in der Probenlosung nicht direkt beschrieben werden Die durch das Testverfahren gewonnenen Messdaten mussen stattdessen mit einem Standard verglichen oder anhand einer Standardkurve bestimmt werden Je nach verwendeter Markersubstanz die fur die Sichtbarmachung der Hormonmenge notwendig ist spricht man von Enzymimmunoassays ELISA Radioimmunoassays RIA Fluorimmunoassays FIA und Lumineszenzimmunoassays LIA 1 Chromatografische Nachweismethoden Neben den quantitativen Immunoassays stellen chromatografische Methoden eine zweite gangige Gruppe verwendeter Verfahren zur Konzentrationsbestimmung von Hormonen dar In der Endokrinologie wird haufig die Gaschromatografie oder die Flussigchromatografie verwendet hierbei wird die Probe im gasformigen bzw flussigen Aggregatszustand durch den Chromatografen geleitet Unterschiedliche enthaltene Stoffe benotigen verschieden lange um das Gerat zu passieren Daher kann ein Detektor am Ende des Chromatografen ein Signal generieren das Aufschluss uber die Zusammensetzung der Probe gibt 1 Beispiel Analyse von Cortisol Bearbeiten Eines der wichtigsten und am haufigsten gemessenen Hormone im Kontext der Psychoendokrinologie ist das Steroidhormon Cortisol Der Cortisolspiegel folgt einem zirkadianen Rhythmus mit einem Peak am Morgen und einer darauffolgenden Abnahme im Tagesverlauf Daruber hinaus ist Cortisol zentral fur die physiologische Stressreaktion Cortisol kann fur Fragestellungen hinsichtlich kurzfristiger Ablaufe beispielsweise hinsichtlich der Reaktion auf akuten Stress aus Speichel Urin und Blut bestimmt werden fur die Darstellung langerer Zeitraume eignet sich jedoch die Haarcortisolanalyse am besten Nach einigen Vorverarbeitungsschritten Waschen um Schweiss Talg und andere gegebenenfalls verfalschende Substanzen zu entfernen Trocknen Einwiegen zur Berechnung der Hormonkonzentration im Verhaltnis zur Masse Zerkleinern Extraktion von Cortisol mittels organischer Losungsmittel in mehreren Schritten kann die Analyse mittels Immunoassay oder Chromatografie erfolgen 4 Vor und Nachteile der Methode Bearbeiten Im klinischen Bereich findet die Technik vielfach Anwendung als Biomarker fur Diagnose Prognose und Management aber vor allem fur die Erforschung von Erkrankungen wie dem Cushing Syndrom schwerem Stress Herz Kreislauf Erkrankungen sowie psychischen Erkrankungen Dabei stehen allerdings aufgrund der Neuheit der Methode noch einige Erkenntnisse zu Standardisierung und Vergleichbarkeit aus 4 Diagnostik Stimulation endokriner Achsen Bearbeiten Um nachzuweisen ob die Funktionalitat einer Hormonachse uneingeschrankt ist ist unter Umstanden nicht sinnvoll ausschliesslich basale Messungen der beteiligten Hormone in beispielsweise Blut Urin Speichel oder Haar vorzunehmen Aus diesen Messungen kann man weder ableiten auf welcher Ebene bei zu hohen oder zu niedrigen Werten eine Dysregulation vorliegt noch ob trotz eines unauffalligen Ergebnisses Dysregulationen zwischen verschiedenen Ebenen bestehen die sich aber gegenseitig ausgleichen Mithilfe pharmakologischer Funktionstests kann man sowohl die Feedbacksensitivitat als auch die Reaktivitat einer Hormonachse bestimmen Die eingesetzten Pharmaka haben aufgrund ihrer agonistischen stimulierenden bzw antagonistischen hemmenden Wirkung Auswirkungen auf die Stimulation oder Unterdruckung der Freisetzung von Hormonen auf der jeweiligen Ebene der Achse Die Einteilung der auch als pharmakologische Provokationstests bezeichneten Tests lasst sich anhand der beeinflussten Achse sowie der Regulationsebene vornehmen 1 Eine zentrale Wirkung wird ausgelost indem ein physiologischer Stressor pharmakologisch ausgelost wird 2 Blut Hirn Schranke passierende Pharmaka beeinflussen die Freisetzung von Releasing Hormonen indem sie als Rezeptorliganden der jeweiligen Neurotransmitter wirken 3 Die Freisetzung des Endohormons einer bestimmten Achse aus Hormondrusen wird durch die Gabe von synthetischen Tropinen erzielt 4 Zur Uberprufung der Funktionalitat der Ruckkopplungsschleife wird das jeweilige Endohormon durch Gabe stark erhoht oder die Konzentration durch Behinderung der Synthese verringert 1 Zusatzlich zu pharmakologischen Funktionstests wird in der Forschung auch eine Stimulation der HHNA durch kunstlich generierte Stressoren angewandt Hiefur kann der Trier Social Stress Test genutzt werden TSST 5 Der TSST ist der verbreitetste standardisierte psychologische Stresstest welcher nachweislich zu einer Erhohung der HHNA Aktivitat fuhrt Zusammenfassung einiger wichtiger endokrinologischer Tests Bearbeiten Durch den Insulin Toleranz Test ITT wird uber verschiedene Zwischenschritte eine Hypoglykamie ausgelost Diese wirkt als Stressor Er wird zur Diagnostik der Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinde Achse HHNA des Hypothalamus Hypophysar somatotropen Systems und des Hypothalamus Hypophysar prolaktinergen Systems eingesetzt Naloxon ist ein Opiatantagonist dieser blockiert die Hemmung der Freisetzung von CRH und GnRH Der Naloxontest fuhrt also dazu dass die HHNA und Hypothalamus Gonaden Achsen Aktivitat gesteigert wird CRH TRH und GnRH Stimulationstests wirken hypophysar und losen einen Anstieg der jeweiligen Tropine ACTH TSH oder LH und FSH aus Untersucht wird eine Dysregulation auf hypophysarer Ebene Dexamethason bindet besonders an die Glucocorticoidrezeptoren der Hypophyse Dies fuhrt zu einer Unterdruckung der ACTH und folglich der Cortisolfreisetzung Der Dexamethason Suppressionstest kann auch zusammen mit einem HHNA Stimulationstest durchgefuhrt werden sofern eine abnorme Unterdruckung von Cortisol vermutet wird Hyperaktive CRH Neurone im Hypothalamus gelten als Ursache fur eine mogliche verringerte Wirkung des DEX Tests Weitere Uberprufungsmoglichkeiten sind der Fenfluramin L Dopa Metroclopramid ACTH Glucosesuppressions und der Clonidintest 1 Potenzielle Storvariablen Bearbeiten In psychoneuroendokrinen Studien konnen sich bestimmte Faktoren auf die Ergebnisse auswirken und sollten deshalb in den Studien berucksichtigt werden Gleichzeitig konnten sie eine Erklarung fur die Heterogenitat der bereits vorhandenen Befunde liefern Zu diesen Faktoren gehoren beispielsweise das Geschlecht das Alter sowie der Body Mass Index BMI von Personen 6 Wahrend sich hinsichtlich einer Vielzahl psychischer Prozesse und klinischer Erkrankungen grosse Geschlechterunterschiede zeigen bestehen auch endokrine Unterschiede Studien deuten beispielsweise darauf hin dass Manner verglichen mit Frauen einen hoheren basalen Cortisolspiegel aufweisen Unterschiedliche Geschlechterverhaltnisse in Studien konnten demnach zu der Heterogenitat der Befunde beitragen 6 In vielen Studien zeigten sich veranderte endokrine Prozesse mit steigendem Alter wie beispielsweise eine steigende tagliche Cortisolausschuttung eventuell durch eine reduzierte Anzahl von Mineralcorticoidrezeptor MRs und Glucocorticoidrezeptoren GRs was zu einer erhohten CRH Sekretion und als Konsequenz zu einer erhohten ACTH und Cortisol Ausschuttung fuhrt 6 Es gibt viele Hinweise darauf dass ein hoher BMI und ein erhohtes Verhaltnis von Taille zu Hufte mit veranderten psychoendokrinen Prozessen wie z B einem erhohten basalen Cortisolspiegel assoziiert ist Die Ursache dafur ist nicht endgultig geklart 6 Klinische Forschungsfelder der Psychoneuroendokrinologie BearbeitenStress Bearbeiten Mogliche endokrine Prozesse im Kontext von Stress Bearbeiten Ein wichtiges Forschungsfeld der PNE befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Stress und den potentiell folgenden Reaktionen des neuroendokrinologischen Systems Der Hauptfokus der Forschung lag hierbei in den letzten Jahrzehnten auf der Erfassung von Veranderungen in Funktionen der HNNA nach dem Auftreten belastender Lebensereignisse Ein in der PNE Forschung haufig herangezogenes Mass fur die Funktionalitat der HNNA ist unter anderem der Cortisolspiegel Lange zeigten sich in der PNE Forschung grosse Inkonsistenzen in Bezug auf die Richtung des Zusammenhangs zwischen verschiedenen Stressoren und den physiologischen Massen der Stressantwort der HNNA Funktion sodass nach Moderatorvariablen dieses Zusammenhangs geforscht wurde Hierbei wurden sowohl Eigenschaften der Stressoren als auch spezifische Eigenschaften der betroffenen Personen diskutiert 7 Mogliche Determinanten psychoendokriner Prozesse im Kontext von Stress Bearbeiten Vergangene Zeit seit Auftreten des StressorsAus metaanalytischen Befunden 7 kann geschlussfolgert werden dass akuter Stress mit einer initialen Aktivierung der HNNA verbunden ist Dies aussert sich zum Beispiel in einer erhohten Cortisolaufwachreaktion erhohter Ausschuttung uber den Tag hinweg erhohtem ACTH Spiegel im Blut und einer erhohten Cortisolreaktion im Dexamethason Suppressionstest Mit zunehmendem Zeitintervall nach Auftreten des Stressors zeigt sich jedoch ein Ruckgang in der HNNA Aktivitat und somit des Cortisolspiegels der gegebenenfalls auf hyponormale Werte also unter das Ausgangslevel absinkt Auswirkungen der Art des Stressors auf die HHNA ReaktionForschungsbefunde geben Hinweise darauf dass verschiedene Arten von Stressoren verschiedene Reaktionen der HNNA hervorrufen 7 Stressoren die die physische Unversehrtheit einer Person bedrohen sowie Traumata scheinen eher mit einer erhohten aber flacheren Cortisolausschuttung uber den Tag hinweg einherzugehen Wahrend die Ausschuttung am Morgen im Vergleich zu Personen die dem Stressor nicht ausgesetzt waren leicht reduziert ist ist die Sekretion am Nachmittag und am Abend deutlich erhoht 7 Bei Konfrontation mit sozialen Stressoren hingegen ergaben sich Hinweise auf erhohte Cortisolwerte uber den gesamten Tag hinweg Sowohl der Morgencortisolspiegel als auch der Spiegel am Nachmittag und Abend waren verglichen mit Personen die diesen Stressoren nicht ausgesetzt waren deutlich hoher 7 Diese insgesamt erhohte HNNA Aktivitat wird in der Literatur als funktional interpretiert denn Cortisol stellt Energie fur adaptive Verhaltensweisen bereit um auf potentiell auftauchende Stressoren reagieren zu konnen 8 siehe auch Stressreaktion EmotionenEmotionen konnen sowohl die Richtung als auch das Ausmass der HNNA Reaktion in unterschiedlichen Situationen beeinflussen Damit stellen sie das psychologische Bindeglied zwischen Stressoren und den biologischen Prozessen der HNNA dar und gelten als die starksten Determinanten fur Veranderungen der HNNA Funktionen Als kritische Emotion im Zusammenhang mit Stress gilt Scham 7 Stresssituationen die Scham hervorrufen sind vor allem mit einem hoheren Cortisolspiegel am Nachmittag Abend assoziiert Unter Laborbedingungen verstarken Schamgefuhle die HNNA Aktivierung in akuten Stresssituationen ebenfalls 9 10 Dieser Zusammenhang scheint allerdings nicht bei langanhaltendem Stress wie zum Beispiel bei Veteranen die unter PTBS leiden zu gelten 11 Hier scheint Scham einen umgekehrten Einfluss auf die Cortisolsekretion zu zeigen da er mit verringerten Cortisolspiegel einhergeht Weiterhin gilt Verlust als potentieller Moderator der HNNA Reaktion Man vermutet dass Stress ausgelost durch einen schweren Verlust die HNNA aktiviert Die dadurch anhaltende Ausschuttung von Cortisol scheint mit dem Ausbruch einer Depression verbunden zu sein Stress der mit Verlust assoziiert ist ist laut Forschungsbefunden eher mit einem abgeflachten Cortisol Profil uber den Tag hinweg assoziiert Der morgendliche Cortisolspiegel ist dabei niedriger wahrend Nachmittags Abend Cortisolwerte hoher sind 7 Die Ausschuttung von Cortisol wird unter anderem durch soziale Interaktionen reguliert 12 13 Da Verlust zu Isolation und Ruckzug von sozialen Aktivitaten fuhrt konnte dieses flache Cortisol Profil als Resultat einer Verlust bedingten Depression gesehen werden KontrollierbarkeitStudien an Tieren und Menschen in akuten Stresssituationen konnten bereits zeigen dass die Sekretion von Cortisol verstarkt ist wenn man das Gefuhl hat den Stressor nicht beeinflussen zu konnen 9 Bei chronischem Stress wird hingegen angenommen dass wahrgenommene Unkontrollierbarkeit des Stressor zu einer verringerten HNNA Aktivitat fuhrt und so Ruckzug und Vermeidungsverhalten erklart 14 Im Gegensatz dazu konnte hier die Wahrnehmung von Kontrolle eine Aktivierung der HNNA bewirken um so aktive Bewaltigungsstrategien metabolisch zu unterstutzen 15 In Untersuchungen konnte gezeigt werden dass Unkontrollierbarkeit von chronischem Stress einen abgeflachten Tagesrhythmus der Cortisolausschuttung geringe Werte am Morgen und weniger deutlicher Abfall im Tagesverlauf mit einem insgesamt hoheren Cortisol Volumen im Korper uber den Tag zu bedingen scheint Entgegengesetzt dazu wurden hohere Cortisolwerte am Morgen gefunden wenn chronischer Stress als kontrollierbar bewertet wird Demnach konnte die morgendliche Aktivierung dabei helfen entsprechende Bewaltigungsstrategien umzusetzen 7 Posttraumatische Belastungsstorung Bearbeiten Die Posttraumatische Belastungsstorung PTBS ist eine schwere psychische Erkrankung deren Ursache auf ein Trauma zuruckzufuhren ist Traumata als Situationen extremer Belastung konnen weitreichende Folgen haben die sich bei ungunstigem Verlauf in Form einer PTBS chronifizieren konnen Es bestehen Hinweise aus der Forschung dass Symptome einer PTBS unter anderem als Manifestationen stressinduzierter Veranderungen neurobiologischer Systeme gesehen werden konnen Zu diesen gehoren unter anderen neuroendokrinologische Systeme wie die Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse HHNA die Hypothalamus Hypophysen Schilddrusen Achse HHSA sowie verschiedene Neurotransmitter z B Noradrenalin und Neuropeptidsysteme z B Corticotropin releasing Hormone CRH Diese Systeme sind Teile neuronaler Schaltkreise die an der Regulation von Stress und Angst beteiligt sind Veranderungen dieser Systeme durch einschneidende Lebensereignisse wie Traumata konnen mit einer erhohten Stresssensibilitat einhergehen und Auswirkungen auf die synaptische Plastizitat von Hirnregionen haben die an Furchtkonditionierungsprozessen und der Loschung angsterfullter Gedachtnisinhalte beteiligt sind was letztlich zu PTBS typischer Symptomatik beitragen kann Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden AchseDie Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse HHNA spielt fur Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer PTBS eine bedeutende Rolle Forschungsergebnisse zeigen dass Glucocorticoide bei der Furchtkonditionierung und der Loschung von Gedachtnisinhalten mitwirken indem sie zur Hemmung des Abrufs alter Gedachtnisinhalte sowie zur Konsolidierung von neuen Gedachtnisinhalten beitragen Bei Betroffenen zeigte sich bislang im Vergleich zu nicht betroffenen Untersuchungsgruppen die Tendenz zu einer erhohten Feedbacksensitivitat also einer zu sensiblen Ruckmeldung an den Hypothalamus dass genug Cortisol im Kreislauf vorhanden ist und infolgedessen einer verringerten Cortisolkonzentration Im Zusammenhang dazu werden ein hoheres Bindungspotential der Glucocorticoidrezeptoren eine erhohte Signalweiterleitung in den peripheren Blutzellen und ein erhohter CRH Spiegel s unten im zentralen Nervensystem diskutiert Erste Studienergebnisse legen nahe dass die Behandlung mit Hydrocortison dem entgegenwirken und bei einer Verabreichung direkt nach dem Trauma der Entwicklung einer PTBS vorbeugen konnte Dem muss allerdings in kommenden Studien weiter nachgegangen werden Corticotropin releasing Hormone und NoradrenalinEin weiterer zentralnervoser Kreislauf der relevant fur die Entstehung der PTBS sein konnte und unmittelbar mit den genannten Befunden zusammenhangt ist die Verbindung von Amygdala und Hypothalamus mit dem Locus Coeruleus von dem hauptsachlich noradrenerge Neurone Signale in andere Regionen senden Die Interaktion von CRH und Noradrenalin in diesem Kreislauf wird assoziiert mit einer erhohten Furchtkonditionierung und dem erleichterten Speichern emotionaler Erinnerungen sowie gesteigertem Arousal diskutiert 16 Aus dem im Rahmen von Studien beobachteten erhohten CRH Spiegel in Betroffenen mit PTBS konnte daher auf eine Hyperaktivitat dieses genannten Kreislaufes und damit ein vereinfachtes Furchterlernen geschlossen werden Die Ausschuttung von Noradrenalin aus sympathischen Nervenenden beeinflusst des Weiteren auch die autonome Stressantwort durch das Sympathoadrenomedullare System auch als Kampf oder Flucht Reaktion bekannt Wahrend dieser Reaktion wird die Ausschuttung von Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark stimuliert Es wird gegenwartig angenommen dass durch die reduzierte Konzentration von Glucocorticoiden in Betroffenen mit PTBS diese Stressantwort weniger inhibiert und damit langer aufrechterhalten wird was die erhohte Konzentration von Adrenalin und Noradrenalin im Urin aber auch Symptome wie Hyperarousal oder eine erhohte psychophysiologische Reaktivitat in Bezug auf Erinnerungen an das Trauma erklaren konnte Studien zeigen dass die Gabe von adrenergen Blockern wie Propanolol einen reduzierenden Effekt der physiologischen Reaktionen auf das Trauma bzw die traumatische Erinnerungen haben konnten Ein direkter Einfluss auf die Entstehung von PTBS konnte hier aber bislang nicht festgestellt werden und muss noch weiter erforscht werden Hypothalamus Hypophysen Schilddrusen AchseViele Studien beschreiben eine Veranderung der Hypothalamus Hypophysen Schilddrusen Achse HHSA in Zusammenhang mit dem Erleben von psychischen Traumata Die Veranderungen betreffen zum einen die Konzentration des von der Hypophyse ausgeschutteten Steuerhormons Thyreotropin TSH sowie das von der Schilddruse produzierte Thyroxin T4 und das daraus umgewandelte metabolisch aktivere Trijodthyronin T3 So sei in von PTBS Betroffenen ein erhohter T3 Wert feststellbar sowie eine vermehrte Umwandlung von T4 in T3 17 Der Effekt von T3 auf die PTBS Symptomatik bleibt bislang unklar vorgeschlagen wurde ein Zusammenhang von erhohtem T3 Level mit gesteigerter Angstlichkeit In einer langsschnittlichen Untersuchung zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Starke einer Hypothyreose und der Starke der PTBS Symptomatik 18 Des Weiteren scheint die Einstellung der HHSA relativ stabil und durch psychotherapeutische Behandlung der PTBS schwer veranderbar zu sein 17 Schnittstellen zu nicht neuroendokrinen SystemenBDNF engl brain derived neurotrophic factor ist ein Wachstumsfaktor der fur die normale Funktionsweise gewisser Areale im Hippocampus und der Amygdala wichtig ist Chronischer Stress wie er bei PTBS auftritt scheint in hippocampalen Arealen Neurone zu schadigen und die BDNF Signalubertragung zu verringern wodurch es zu generalisierten Angstreaktionen kommen konnte Eine erhohte Signalubertragung in Arealen der Amygdala hingegen scheint zur erhohten Konsolidierung angstbezogener Erinnerungen zu fuhren Die Messung der BDNF Blutkonzentration bei Menschen mit PTBS hat teils gemischte Ergebnisse hervorgebracht es scheint aber eine Erhohung bei kurzlich erfahrenen Traumata und eine Verringerung bei zeitlich weiter zuruckliegenden zu geben Endocannabinoide sind Neurotransmitter die an der Ausloschung angstbezogener Erinnerungen beteiligt sind Die Kompensation der verringerten Konzentration von Endocannabinoiden wie sie Menschen mit PTBS typischerweise zeigen wird als therapeutischer Ansatzpunkt diskutiert jedoch ist die Befundlage derzeit noch zu gering um eindeutige Aussagen uber die Wirksamkeit solcher therapeutischer Massnahmen machen zu konnen Depression und Burnout Bearbeiten Dysfunktionale Stresssysteme werden mit psychischen Storungen wie Depression und dem Burnout Syndrom in Verbindung gebracht Eines der wichtigsten Stresssysteme ist die Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse HHNA die die Ausschuttung von Cortisol reguliert Da sowohl Depressionen als auch das Burnout Syndrom stark mit Stress assoziiert werden und eine erhebliche Symptomuberlappung aufweisen gibt es anhaltende Debatten daruber ob es sich beim Burnout Syndrom um eine besondere Untergruppe der Depression handelt oder ob sie zwei verschiedene Storungsbilder darstellen Eine systematische Analyse von Gemeinsamkeiten und Unterschieden der basalen HPA Achsen Aktivitat und ihre Reaktion auf Stress in diesen beiden Bedingungen konnte eine biologische Basis darstellen und dabei helfen diese Frage zu klaren 19 Mithilfe verschiedener Methoden konnen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der basalen HHNA Aktivitat und ihre Reaktion auf Stress in Menschen mit Depression und in Menschen mit Burnout Syndrom angegeben werden In Menschen mit Depression zeigen viele Studien ein erhohtes basales Cortisollevel in der Cortisol Aufwachreaktion CAR Interessanterweise legen zudem auch einige Studien nahe dass die erhohte CAR hauptsachlich bei Personen mit einer melancholischen Depression zu finden ist und nicht auch bei Individuen mit einer atypischen Depression Diese Befunde unterstutzen die Annahme dass es subtypen spezifische Unterschiede in der CAR bei Depressionen gibt Zudem finden einige Studien ebenfalls ein erhohtes Cortisollevel im basalen Speichel Glucocorticoidspiegel sowie im Urin und Haarcortisolspiegel Fur den Cortisolspiegel im Blutserum im Tagesverlauf lassen sich noch keine eindeutigen Aussagen treffen Auch bei dem TSST ergibt sich kein klares Bild der Cortisol Reaktion bei einer aktuellen Depression die meisten Studien finden keinen Unterschied zwischen den Gruppen In der Remission zeigen Personen mit zuruckliegenden Depressionen eine allgemein verringerte Cortisolsekretion als Reaktion auf den Trier Social Stress Test TSST Vor allem bei Frauen sind diese Befunde konsistenter Bei pharmakologischen Funktionstests ergeben sich starke Hinweise dass bei Personen mit Depressionen eine verminderte Unterdruckung nach einer pharmakologischen Belastung mit Dexamethason vorliegt 19 Fur das Burnout Syndrom lasst sich keine eindeutige Aussage in Bezug auf die basale Cortisolsekretion treffen In den wenigen vorhandenen Studien findet man ein tendenzielles verringertes Level an Cortisol im Urin ein erhohtes jedoch im Haar Ubergreifend findet man mehr Studien die auf verringerte Level an Cortisolsekretion in Menschen mit dem Burnout Syndrom stossen im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen Hinsichtlich der Cortisolreaktivitat beim TSST lassen sich beim Burnout Syndrom keine eindeutigen Aussagen treffen ebenso unklar ist die Lage bei pharmakologischen Funktionstests bei denen sich unterschiedliche Ergebnisse finden lassen 19 Insgesamt ist zu sagen dass die grosste Limitation in der Forschung zum Burnout Syndrom die uneinheitlichen diagnostischen Kriterien darstellen Diese fuhren zu einer mangelhaften Vergleichbarkeit der verschiedenen Studien und erschweren es zu klaren ob es sich bei Depression und dem Burnout Syndrom um dasselbe Storungsbild handelt oder nicht Zudem limitiert die geringe Anzahl an Studien zu der basalen und reaktiven Cortisolausschuttung beim Burnout Syndrom ebenfalls die Forschung 19 Sobald die Forschung genug Erkenntnisse dazu gesammelt hat welche Rolle Cortisol und andere Hormone bei der Pathogenese von Depression und dem Burnout Syndrom spielen sowie welchen Einfluss sie auf die Wirkung von Therapien haben konnten diese Erkenntnisse fur eine biologisch informierte Diagnostik und Therapie genutzt werden Bislang sind die Befunde jedoch zu heterogen 19 Literatur BearbeitenC Heim G Meinlschmidt Biologische Grundlagen In U Ehlert Hrsg Verhaltensmedizin Springer Berlin 2003 ISBN 3 540 42929 8 S 17 94 C Heim C B Nemeroff Neurobiological Pathways Involved in Fear Stress and PTSD In I Liberzon K Ressler Hrsg Neurobiology of PTSD From Brain to Mind Oxford University Press 2016 ISBN 978 0 19 021542 2 S 220 238 Ulrike Ehlert Roland von Kanel Hrsg Psychoendokrinologie und Psychoimmunologie Springer Berlin u a 2011 ISBN 978 3 642 16963 2 Weblinks BearbeitenWebsite des Max Planck Instituts fur PsychiatrieEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Ulrike Ehlert Roland von Kanel 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