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Der Mineralokortikoidrezeptor Aldosteron Rezeptor MR NR3C2 ist ein nuklearer Rezeptor der durch die Bindung der Steroidhormone Aldosteron oder Cortisol aktiviert wird und dann als Transkriptionsfaktor wirkt Er ist in Niere und Dickdarm an der Regulation des Wasser Elektrolyt Haushalts beteiligt Daruber hinaus hat er zahlreiche weitere Funktionen in verschiedenen anderen Geweben Mutationen im NR3C2 Gen konnen eine Anderung in der Aktivitat des Transkriptionsfaktors zur Folge haben Loss of function Mutationen sind dann die Ursache fur Pseudohypoaldosteronismus Typ 1 und Gain of function Mutationen fuhren zu angeborenem Bluthochdruck 2 MineralokortikoidrezeptorSchematische Darstellung des strukturellen Aufbaus nuklearer Rezeptoren Eigenschaften des menschlichen ProteinsMasse Lange Primarstruktur 984 AminosaurenSekundar bis Quartarstruktur Heterooligomer unlegiert Isoformen 1 2 3 DeltaBezeichnerGen Name NR3C2Externe IDs OMIM 600983 UniProt P08235VorkommenHomologie Familie HovergenUbergeordnetes Taxon Wirbeltiere 1 Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 2 Wirkmechanismus 3 Funktion 3 1 Epithel 3 2 Nicht Epithelien 3 2 1 Herz Kreislauf System 3 2 2 Zentralnervensystem 4 Pharmakologie 4 1 Antagonisten 4 2 Agonisten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStruktur BearbeitenDie Klonierung des Mineralokortikoidrezeptor Gens wurde erstmals 1987 beschrieben 3 Das MR Gen liegt auf Chromosom 4 Region q31 1 und umfasst etwa 450 kB 4 Innerhalb der Superfamilie der nuklearen Rezeptoren gehort der Mineralokortikoidrezeptor zur Unterfamilie 3 Estrogenrezeptor artige Gruppe C 5 Der Mineralokortikoidrezeptor ist aus drei funktionellen Domanen aufgebaut Die N terminale Domane NTD interagiert zum einen Liganden unabhangig mit Co Faktoren und zum anderen abhangig von einem Liganden mit der Liganden bindenden Domane LBD Die Liganden bindende Domane weist eine hohe strukturelle Ahnlichkeit innerhalb der Steroidrezeptorfamilie auf Wirkmechanismus Bearbeiten nbsp Der Mineralokortikoidrezeptor moduliert die Expression von Zielgenen Der Wirkmechanismus des Mineralokortikoidrezeptors entspricht dem eines Transkriptionsfaktors In Abwesenheit eines Liganden liegt der Rezeptor als Komplex mit Hitzeschockproteinen im Zytoplasma Nach Bindung eines Liganden bildet MR Dimere und transloziert in den Zellkern Dort bindet er an eine bestimmte DNA Sequenz AGAACANNNTGTTCT in der Promotorregion von Zielgenen und reguliert so deren Transkription Aldosteron und Cortisol binden mit vergleichbarer Affinitat an MR wobei Cortisol im Plasma in etwa 1000 fach hoherer Konzentration vorliegt 6 Die relative Selektivitat von MR fur Aldosteron wird durch verschiedene Mechanismen erreicht Das co exprimierte Enzym 11 beta Hydroxsteroiddehydrogenase 11 bHSD2 wandelt Cortisol in die inaktive Form Cortison um und verhindert so die MR Aktivierung Daruber hinaus wird durch Interaktion von Rezeptoruntereinheiten miteinander sowie mit zahlreichen Co Aktivatoren und Repressoren die transkriptionelle Aktivitat des Rezeptors beeinflusst 6 Ein beschriebenes Zielgen des Mineralokortikoidrezeptors ist Serum Glukokortikoid regulierte Kinase 1 Sgk1 eine Proteinkinase die als Startpunkt fur verschiedene zellulare Signalkaskaden gilt Aldosteron vermittelt seine Wirkung auch MR unabhangig uber so genannte nicht genomische Signalwege die durch Hemmstoffe der Transkription und Antagonisten am Mineralokortikoidrezeptor nicht blockierbar sind Funktion Bearbeiten nbsp Expression des Mineralokortikoidrezeptors in verschiedenen GewebenDer Mineralokortikoidrezeptor wird in zahlreichen Geweben exprimiert unter anderem in der Niere und im Dickdarm im Herzen und im Zentralnervensystem wo er jeweils verschiedene Funktionen ausubt Dabei wird vor allem die Funktion in Epithelzellen von der in Nicht Epithelzellen unterschieden Epithel Bearbeiten nbsp MR Aktivierung fuhrt zu vermehrter Ruckresorption von Na und Wasser uber das Sammelrohrepithel Der Mineralokortikoidrezeptor ist in Epithelzellen in Niere und Dickdarm an der Regulation des Wasser Elektrolyt Haushalts beteiligt Die Aktivierung des Rezeptors fuhrt zu vermehrter Expression von Ionenkanalen und transportern wie dem Amilorid sensitiven Natrium Kanal ENaC und der basolateralen Natrium Kalium ATPase Dadurch wird der Transport von Natrium uber das Epithel erleichtert was eine vermehrte Wasserruckresorption nach sich zieht Gleichzeitig wird vermehrt Kalium ausgeschieden Nicht Epithelien Bearbeiten Herz Kreislauf System Bearbeiten Vermehrte Aktivierung des Mineralokortikoidrezeptors fuhrt einerseits zu Bluthochdruck wirkt sich aber auch unmittelbar auf das Herz aus wo erhohte Aldosteronspiegel eine pathologische Herzvergrosserung und Bindegewebseinlagerung verursachen konnen 7 Die molekularen Mechanismen die zu diesen Effekten fuhren sind noch nicht abschliessend geklart Es gibt Hinweise darauf dass der Mineralokortikoidrezeptor in Makrophagen an der oben genannten Bindegewebsvermehrung pathogenetisch beteiligt ist 8 9 Zentralnervensystem Bearbeiten Mineralokortikoidrezeptoren liegen im Zentralnervensystem unter anderem im Hypothalamus in hoher Dichte vor Es gibt Hinweise darauf dass zentrale MR an der Steuerung des sympathischen Nervensystems und des Blutdrucks beteiligt sind 10 Pharmakologie BearbeitenAntagonisten Bearbeiten Spironolacton ist ein kompetitiver Antagonist am Mineralokortikoidrezeptor und gehort zur Gruppe der kaliumsparenden Diuretika Die Substanz ist seit langem im klinischen Einsatz und findet unter anderem bei der Therapie des Aszites Verwendung Eine modernere Substanz ist Eplerenon das aufgrund seiner hoheren Spezifitat fur MR gegenuber anderen Steroidrezeptoren ein gunstigeres Nebenwirkungsprofil aufweist Anfang des 21 Jahrhunderts zeigten zwei grosse klinische Studien RALES 11 und EPHESUS 12 eine lebensverlangernde Wirkung von Aldosteronantagonisten bei chronischer Herzerkrankung und trugen so zu einer steigenden Bedeutung der Substanzen bei 2011 konnten diese Ergebnisse fur Patienten mit milder Herzinsuffizienz bestatigt werden 13 Die klinisch angewandten Antagonisten Spironolacton und Eplerenon blockieren den Mineralokortikoidrezeptor im Herz Kreislauf System aber auch in der Niere Dadurch kann es zu Elektrolytstorungen und einer Verschlechterung der Nierenfunktion kommen Es wird daher an der Entwicklung verschiedener alternativer Arzneistoffe gearbeitet die auf einem veranderten Wirkprinzip oder einer veranderten Struktur basieren 14 Die Substanz Finerenon zeigt dagegen aufgrund einer unterschiedlichen Pharmakokinetik und Verteilung eine hohere Aktivitat im Herzen gegenuber der Niere und hat anscheinend eine gunstige Wirkung auf die Niere zumindest bei Patienten mit Diabetes mellitus 15 Agonisten Bearbeiten Klinische Verwendung findet das synthetische Mineralokortikoid Fludrocortison das bei primarer Nebennierenrindeninsuffizienz im Rahmen adrenogenitaler Syndrome eingesetzt wird Literatur BearbeitenS Viengchareun D Le Menuet L Martinerie M Munier L Pascual Le Tallec M Lombes The mineralocorticoid receptor insights into its molecular and patho physiological biology In Nucl Recept Signal 30 5 2007 S e012 PMID 18174920 L Pascual Le Tallec M Lombes The mineralocorticoid receptor a journey exploring its diversity and specificity of action In Mol Endocrinol 19 9 2005 S 2211 2221 PMID 15802372 JM Connell E Davies The new biology of aldosterone In J Endocrinol 186 1 2005 S 1 20 PMID 16002531 PJ Fuller MJ Young Mechanisms of mineralocorticoid action In Hypertension 46 6 2005 S 1227 1235 PMID 16286565Weblinks BearbeitenM C Zennaro Pseudohypoaldosteronismus renaler Typ 1 In orpha net Orphanet Januar 2009 abgerufen am 19 Dezember 2010 Einzelnachweise Bearbeiten PROSITE documentation PDOC00031 Swiss Institute of Bioinformatics SIB abgerufen am 20 September 2011 englisch UniProt P08235 Jeffrey L Arriza Cary Weinberger Gail Cerelli Tom M Glaser Barbara L Handelin David E Housman Ronald M Evans Cloning of Human Mineralocorticoid Receptor Complementary DNA Structural and Functional Kinship with the Glucocorticoid Receptor In Science 237 4812 1987 S 268 275 Entrez Gene ID 4306 A unified nomenclature system for the nuclear receptor superfamily Nuclear Receptors Nomenclature Committee In Cell 97 2 1999 S 161 163 PMID 10219237 doi 10 1016 S0092 8674 00 80726 6 a b L Pascual Le Tallec M Lombes The mineralocorticoid receptor a journey exploring its diversity and specificity of action In Mol Endocrinol 19 9 2005 S 2211 2221 PMID 15802372 CG Brilla KT Weber Mineralocorticoid excess dietary sodium and myocardial fibrosis In J Lab Clin Med 120 6 1992 S 893 901 PMID 1453111 AJ Rickard J Morgan G Tesch JW Funder PJ Fuller MJ Young Deletion of mineralocorticoid receptors from macrophages protects against deoxycorticosterone salt induced cardiac fibrosis and increased blood pressure In Hypertension 54 3 2009 S 537 543 PMID 19635989 MG Usher SZ Duan CY Ivaschenko RA Frieler S Berger G Schutz CN Lumeng RM Mortensen Myeloid 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