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Das Endocannabinoid System Abk fur endogenes Cannabinoid System ist ein Teil des Nervensystems und umfasst die Cannabinoid Rezeptoren CB1 und CB2 mit ihren naturlichen Liganden und der nachgeschalteten intrazellularen Signaltransduktion nach der Ligandenbindung in Vertebraten source source source source source source source Video Das Endocannabinoid System und die Wirkung von THC Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Cannabinoid Rezeptoren 3 Agonisten und Antagonisten 4 Funktionelle Bedeutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNamensgebend waren die Wirkstoffe der Cannabispflanze die Cannabinoide die zur Entdeckung dieses Systems gefuhrt haben Die Entdeckung dieser spezifischen Rezeptoren fuhrte zur Vermutung dass es folglich auch korpereigene Liganden Endocannabinoide fur diese Rezeptoren geben musse Diese Vermutung wurde durch nachfolgende Forschungsergebnisse bestatigt 1992 konnten Devane und Kollegen aus Schweinehirnen die erste Substanz die an den CB1 Rezeptor bindet isolieren und in der Folge synthetisieren ein Kondensationsprodukt aus Arachidonsaure und Ethanolamin das N Arachidonylethanolamid AEA das oft als Anandamid in Anlehnung an das Sanskrit Wort fur Gluckseligkeit Ananda bezeichnet wird 1993 folgten als weitere Substanzen g Linolenoylethanolamid und Docosatetraenoylethanolamid 1997 2 Arachidonylglycerol 2 AG 2001 2 Arachidonylglycerylether Noladinather und 2002 das O Arachidonylethanolamid Virodhamin Cannabinoid Rezeptoren BearbeitenCannabinoide aktivieren sogenannte Cannabinoid Rezeptoren Bisher sind zwei Cannabinoid Rezeptoren beschrieben worden die beide zu der Klasse der G Protein gekoppelten Rezeptoren gehoren 1 Beide Cannabinoid Rezeptoren modulieren verschiedene Ionenkanale Weiterhin werden verschiedene Signalwege innerhalb der Zelle durch Cannabinoid Rezeptoren beeinflusst Der Cannabinoid Rezeptor 1 oder kurz CB1 findet sich vorwiegend in Nervenzellen Am haufigsten kommt er im Kleinhirn in den Basalganglien sowie im Hippocampus vor Aber auch im peripheren Nervensystem z B im Darm ist er zu finden Der Cannabinoid Rezeptor 2 oder kurz CB2 findet sich dagegen vorwiegend auf Zellen des Immunsystems und auf Zellen die am Knochenauf Osteoblasten und abbau Osteoklasten beteiligt sind Weiterhin nimmt man an dass die G Protein gekoppelten Rezeptoren GPR18 GPR119 und GPR55 auch Cannabinoid Rezeptoren im Endocannabinoid System sind 2 3 4 5 6 Agonisten und Antagonisten BearbeitenDas Cannabinoidsystem lasst sich pharmakologisch beeinflussen Agonistisch wirken Cannabinoide siehe dazu Dronabinol Antagonistisch wirkt der CB1 Blocker Rimonabant der von September 2006 bis 2008 in Deutschland fur die Behandlung der abdominellen Adipositas erhaltlich war mittlerweile wurde er wieder vom Markt genommen und auch als unterstutzendes Medikament zur Entwohnung von Nikotin oder Alkohol eine medizinische Bedeutung hatte erlangen konnen sofern er nicht aufgrund seiner psychischen Nebenwirkungen vom Markt genommen worden ware Im Bereich der Forschung findet des Weiteren eine Vielzahl an Agonisten und Antagonisten Einsatz So wird es moglich selektiv einen der Rezeptor Typen zu blockieren oder zu aktivieren ohne den anderen zu beeinflussen N Palmitoylethanolamin PEA ist eine weitere Substanz mit endocannabinoidartiger Wirkung die im Stratum granulosum der Haut vorkommt und u a eine antioxidative Schutzwirkung gegenuber UVB Strahlung besitzt 2 Arachidonylglycerol und Arachidonylethanolamid sind Derivate der Arachidonsaure und werden uber Enzyme im Lipidstoffwechsel gebildet Funktionelle Bedeutung BearbeitenUber die funktionelle Bedeutung des Endocannabinoid Systems ist bisher nur wenig bekannt Die Verteilung der Rezeptoren deutet bereits eine Reihe moglicher Funktionen an So wird vermutet dass der CB2 Rezeptor eine wichtige Rolle in der Regulation bzw Modulation des Immunsystems spielt Da die Hirnregionen in denen der CB1 Rezeptor vorwiegend gefunden wird eine wichtige Rolle bei Gedachtnis Hippocampus und Kleinhirn sowie Bewegungsregulation Basalganglien und Kleinhirn spielen liegt die Vermutung nahe dass Endocannabinoide Lern und Bewegungsprozesse beeinflussen 7 8 Endogene Cannabinoide werden von postsynaptischen Nervenzellen in den synaptischen Spalt freigesetzt und wirken retrograd ruckkoppelnd auf das prasynaptische Neuron Dies erzeugt eine Hemmung der Transmitterwirkung an der betroffenen Synapse Diese Wirkung wird durch drei verschiedene Mechanismen vermittelt Herabsetzung der Aktivitat prasynaptischer Calciumkanale Steigerung der Aktivitat postsynaptischer Calciumkanale und Hemmung der Adenylylcyclase und dadurch Herabsetzung der Aktivitat der Proteinkinase A Speziell im Kleinhirn wurden bereits cannabinoidabhangige Formen von synaptischer Plastizitat identifiziert Diese heissen depolarization induced suppression of excitation DSE und depolarization induced suppression of inhibition DSI Beide treten an Synapsen der Purkinjezellen auf DSE an den erregenden und DSI an den hemmenden Synapsen An Purkinjezellen wurde jedoch kurzlich auch eine rezeptorunabhangige Wirkung von Endocannabinoiden gefunden Endocannabinoide hemmen demnach direkt die P Typ Calciumkanale in diesen Zellen Die endogene Aktivierung des CB1 Rezeptors ist notwendig fur die korrekte Adaptation des Lidschlussreflexes Diese Form des assoziativen Lernens findet ausschliesslich im Kleinhirn statt Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen dass der CB1 Rezeptor notwendig fur das Loschen negativer Erinnerungen sein konnte Endocannabinoide konnten demnach eine wichtige Rolle bei Angststorungen spielen Eine Studie am Max Planck Instituts fur Psychiatrie an Knockout Mausen ohne CB1 Rezeptoren hatte zum Ergebnis dass das Verlernen negativer Erfahrungen deutlich erschwert war 9 10 Weitere physiologische Prozesse mit Beteiligung des Endocannabinoidsystems sind u a Schmerzzustande Schlafinduktion Appetit und Motilitatssteuerung Temperatursteuerung Neuroprotektion und Krebs 11 12 Studien mit zum Teil widerspruchlichen Ergebnissen wurden durchgefuhrt bei Patienten mit Bewegungsstorungen so bei Dystonie Gilles de la Tourette Syndrom Chorea Huntington und Morbus Parkinson multipler Sklerose zur Beeinflussung von Ataxie neurogener Blasenentleerungsstorung Schmerzen Spastizitat Tremor und Hemmung der Neurodegeneration anderen Erkrankungen die mit Spastizitat einhergehen Querschnittlahmung AIDS Enzephalomyelopathie verschiedenen neurologischen Schmerzsyndromen verschiedene Kopfschmerzformen Neuralgien Neuropathien Epilepsie Schadelhirntrauma neurodegenerative Erkrankungen amyotropher Lateralsklerose zur Neuroprotektion postoperativem und durch Chemotherapie bedingtem ErbrechenLiteratur BearbeitenFranjo Grotenhermen Endogene Cannabinoide und das Endocannabinoidsystem In von Heyden M Jungaberle H Majic T eds Handbuch Psychoaktive Substanzen Springer Reference Psychologie Springer Berlin Heidelberg 2018 pp 411 420 doi 10 1007 978 3 642 55125 3 39 ISBN 978 3 642 55125 3 E B Russo Beyond 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