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Dieser Artikel behandelt die Psyche aus psychologischer Sicht Fur philosophisch religiose Aspekte siehe Seele Weitere Bedeutungen sind unter Psyche Begriffsklarung aufgefuhrt Die Psyche altgriechisch psyxh Seele Schmetterling bezeichnet die Gesamtheit aller geistigen Eigenschaften und Personlichkeitsmerkmale eines Individuums oder speziell eines Menschen Sie beinhaltet Fuhlen Denken und samtliche individuelle geistige Fahigkeiten also somit auch unter anderem Denkvermogen Lernfahigkeit Emotionen Wahrnehmung Empfindung Empathie Wissen Intuition oder Motivation Daruber hinaus sind auch Traume mit der Psyche in Verbindung zu bringen Im Gegensatz zur Seele umfasst die Psyche keine transzendenten Elemente Erkrankungen der Psyche werden als psychische Storungen bezeichnet In der Medizin geht man heute von der Annahme aus dass Korper Physis und Geist Psyche nicht voneinander unabhangig sind sondern sich gegenseitig beeinflussen Psychosomatik Obwohl im allgemeinen Kontext auf Menschen beschrankt wird gelegentlich auch bei Tieren von einer Psyche gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Allgemeines 2 Psyche in der Psychoanalyse 2 1 Strukturmodell nach Sigmund Freud 2 2 Ichpsycholgie und Psychoanalyse 3 Antike 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenDefinition und Allgemeines BearbeitenDas heute sachlich vorherrschende Verstandnis von Psyche bezieht sich auf das Gesamtsystem 1 aller jener Lebens Regungen 2 das der Volksmund seit langem als Innenleben oder auch Seelenleben bezeichnet und dabei wie die wissenschaftliche Psychologie in Denken und Gefuhlsleben unterteilt Damit ist zuerst die Gesamtheit solcher Lebensausserungen oder Eigenreaktionen gemeint die zuerst oder uberhaupt nur der Selbst oder Eigenwahrnehmung zuganglich sind und damit nur aus der subjektiven oder heute sog Ersten Person Perspektive beobachtet und beschrieben werden konnen das erlebende Wahrnehmen das vorstellende Erinnern vorgangiger Erfahrungen das Traumen spontane oder willkurliche Ausdenken oder Phantasieren moglicher oder andersartiger Erfahrungen aller nur denkbaren Art bis hin zum vielfaltigen emotionalen Reagieren darauf und gegebenenfalls damit in Zusammenhang stehendem gewohnheitsmassigen also gelernten Verhalten und absichtlichen oder bewussten und eventuell sogar geplanten bis strategischen Handeln Mit Psyche wird somit heute vorwiegend die subjektive oder innere Erlebensseite des im Ganzen auch Handeln und sonstiges Reagieren einschliessenden Gegenstandsbereichs der Psychologie gemeint Sie wird vor allem in der Tiefenpsychologie einschliesslich des dabei nicht immer Bewussten oder Unbewussten zu erfassen versucht und in verschiedenen Ordnungs oder Erklarungsmodellen dargestellt Mit den krankheits wertigen Storungen des psychischen Erlebens und deren Heilung beschaftigen sich die Psychiatrie sowie die Psychotherapie und hier vor allem die Psychoanalyse Traditionell wird ausserdem dem Psychischen der physische Leib oder somatische Korper gegenubergestellt Als psychosomatisch werden dann solche leib seelischen Vorgange bezeichnet bei denen die bewussten und unbewussten psychischen Aktivitaten mit solchen Vorgangen im Menschen in Zusammenhang stehen die nur physiologisch biochemisch oder anderweitig festgestellt und beobachtet werden konnen In erster Linie handelt es sich dabei um Veranderungen von vegetativ gesteuerten und hormonell vermittelten Vitalfunktionen wie Muskeltonus Atmung Herzschlag Blutdruck oder Verdauung einschliesslich evtl dadurch bedingter krankhafter Auswirkungen wie etwa chronischer oder sogar schmerzhafter Verspannung um nur ein Beispiel davon anzufuhren Tiere nehmen ebenfalls wahr und zeigen verschiedenartige emotionale Reaktionen Deswegen wird ihnen gelegentlich auch ein seit Wilhelm Wundt hin und wieder auch Tierseele genanntes psychisches Erleben zugeschrieben Umstritten ist ob es bei ihnen eine der menschlichen Vorstellungsfahigkeit gleichende oder mit ihr identische psychische Funktion gibt die ein uber elementares Wiedererkennen in Momenten aktueller Wahrnehmung hinausgehendes insbesondere willkurliches Erinnern sowie vor allem projektives oder vorausschauendes Vorstellen ermoglicht Aufgrund dieser besonderen Fahigkeit sind altere Kinder und vor allem erwachsene Menschen zu jener Art von bewusstem insbesondere absichtlichen Denken und Planen fahig das bei Tieren bislang nicht beobachtet werden konnte Menschen werden deswegen fur ihre Taten verantwortlich gemacht nicht dagegen Tiere und Kleinkinder vor Entwicklung ausreichender Erinnerungsfahigkeit und Beherrschung eines gezielten und kontrollierten insbesondere regelgeleiteten und allein in der Vorstellung oder im Geiste stattfindenden Kombinierens von Vorstellungselementen jeder Art Denken Psyche in der Psychoanalyse BearbeitenNach Auffassung Freuds liegen allen unseren Handlungen psychische Motive Antriebsgrunde und Beweggrunde zugrunde Psyche bezeichnet das System in dem Wahrnehmung und Denken grunden also das worauf die affektiven und rationalen Motive unserer Handlungen beruhen System Organismus bezeichnet ein Gebilde dessen wesentliche Elemente Teile so aufeinander bezogen sind dass sie eine Einheit ein Ganzes abgeben Systeme organisieren und erhalten sich durch Strukturen Struktur bezeichnet dabei das Muster Form der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte durch die ein System funktioniert entsteht und sich erhalt Die Motive unserer Handlungen konnen nach Freuds Strukturmodell der Psyche in drei unterscheidbaren Strukturen wurzeln im Es Uber Ich und Ich Strukturmodell nach Sigmund Freud Bearbeiten Hauptartikel Strukturmodell der Psyche Es bezeichnet jene psychische Struktur in der die Triebe zum Beispiel Hunger Sexualtrieb Bedurfnisse zum Beispiel Geltungsbedurfnis Angenommenseinsbedurfnis und Affekte Neid Hass Vertrauen Liebe grunden Die Triebe Bedurfnisse und Affekte sind auch psychische Muster psychische Organe mittels derer wir weitgehend unwillentlich bzw unbewusst wahrnehmen und die das menschliche Handeln leiten Uber Ich bezeichnet jene psychische Struktur in der die aus der erzieherischen Umwelt verinnerlichten Handlungsnormen Ich Ideale Rollen und Weltbilder grunden Ich bezeichnet jene psychische Strukturinstanz die mittels des selbstkritischen Denkens und mittels kritisch rational gesicherter Normen Werte und Weltbild Elementen realitatsgerecht vermittelt zwischen den Anspruchen des Es des Uberich und der sozialen Umwelt mit dem Ziel psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulosen zum Verschwinden zu bringen 3 Ichpsycholgie und Psychoanalyse Bearbeiten Nach den ersten Lebensmonaten erfahrt ein Neugeborenes immer deutlicher dass es von Dingen und anderen Menschen unterschieden ist Es entwickelt ein erstes Bewusstsein von den eigenen Korpergrenzen und Selbstgefuhlen In den folgenden vier Lebensjahren lernt ein Kind vorsprachlich und deshalb auch unbewusst die Fragen zu beantworten Wer bin ich Was kann ich und somit sein Selbstbewusstsein auch inhaltlich zu fullen 4 Um das Es herum wird also eine Zone aufgebaut die man als fruhes Ich bezeichnen kann Das fruhe Ich das sich wie eine Hulle um das Es legt wird somit von den fruhen Korperreprasentanzen und den fruhen Selbstreprasentanzen gebildet Die fruhen Korperreprasentanzen sind die kindlich grundgelegten Bewusstseins und Gefuhlsinhalte uber Korperbereiche Zu den fruhen Selbstreprasentanzen zahlen die kindlich grundgelegten Bewusstseins und Gefuhlsinhalte bezuglich der eigenen Person Sie bestimmen den Sozialcharakter und all unsere spater erworbenen Selbstvorstellungen wer wir sind was wir furchten und erhoffen was wir uns zutrauen auf unterschiedliche Weise mit Zum fruhen Ich zahlte Freud auch den sozialisations gebildeten Charakter eines Menschen die bewusstseinsfahigen Emotionen und Bedurfnisse die in Art und Intensitat aus den Grundtrieben des Es durch den Sozialisationsprozess geformt worden sind Dabei bezeichnete Freud die sozialisationsgeformten Emotionen und Bedurfnisse als Triebabkommlinge des Es im Ich Das Es mit seinen angeborenen Triebimpulsen wird hier mit einem Baumstamm verglichen aus dem das fruhe Ich als Krone herauswachst Deswegen nennt Freud diesen Teil des Ichs ein Produkt des Es er ist aus dem Material des Es Grundtrieben entwickelt worden Man sollte die Emotionen und Bedurfnisse aber unter das Es subsumieren weil dies begrifflich klarer und weniger verwirrend ist Man ist vielleicht verfuhrt die Emotionen und Bedurfnisse zum Ich zu zahlen weil man alles Bewusste mit dem Ich gleichsetzen mochte und die Emotionen und Bedurfnisse ja bewusst werden konnen Aber nicht alles Bewusste gehort zum Ich denn Uber Ich Inhalte konnen bewusst werden Und nicht alles Unbewusste gehort zum Es wie die Uber Ich Inhalte zeigen Bei allen drei psychischen Strukturen gibt es Bewusstes Unbewusstes und Vorbewusstes was bewusst gelernt wurde aber zu einem unbewussten Habitus wurde wie Autofahren Fremdsprache Zum Beispiel kann ein durch Ich Einsatz bewusst eingeubtes Handeln automatisiert werden und damit vorbewusst sein Und was man bewusst erlebt hat kann im Gedachtnis versinken es kann vergessen werden und damit unbewusst sein aber auch wiedererinnert werden Zu den Elementen des Ichs zahlt man zuerst die Bewusstseinsleistungen des Wahrnehmens des Denkens und des Gedachtnisses weil sie dem Ich helfen seiner spezifischen Aufgabe gerecht zu werden namlich realitatsgerecht konfliktauflosend zwischen den Anspruchen aus dem Es dem Uber Ich und dem Sozial Aussen zu vermitteln also um psychische und soziale Konflikte konstruktiv zu losen Ein Kriterium dafur ob das Ich realitatsdicht oder realitatsfern an der Entfaltung des Lebens orientiert ist ist das Freisein von destruktiven Sozial und Individualkonflikten uber langere Zeit und die Fahigkeit des Ich Konflikte konstruktiv losen zu konnen Weil nur das Ich realitatsgerechtes Handeln zu sichern vermag heisst das dass nur das Ich ein wahrhaft menschliches Handeln zu sichern vermag Diese Teile der Psyche sind keine Produkte des Es wie die Emotionen und Bedurfnisse weil diese nicht aus dem Es hervorgehen durch den An Passungskonflikt zwischen Trieben und sozialisierender Umwelt sondern weil sie ihre eigene davon abgehobene spezifische Entwicklung durchlaufen Siehe auch Strukturmodell der PsycheAntike BearbeitenDie Psyche altgriechisch psyxh psychḗ fur ursprunglich Atem Hauch von psyxw ich atme hauche blase lebe wurde im Altgriechischen in sehr umfassendem Sinn verstanden und auch zur Umschreibung der ganzen Person verwendet ahnlich wie im Deutschen Mein Seelchen Du meine Seele u a bis hin zur Bezeichnung des Kostbarsten des Wertvollsten uberhaupt 5 In der erlebnismassig naheliegenden und deswegen wohl ursprunglichen Auffassung von Atmen und Atem als Zeichen fur Belebtheit 6 stand psyxh als Atmen und Atem moglicherweise schon von Anfang an undifferenziert auch fur Lebendigkeit und Lebenskraft vgl Atemseele Atman Insofern konnte psyxh auch als Lebensprinzip aufgefasst und mit Leben gleichgesetzt werden Im Speziellen konnte psyxh dabei die wichtigsten Erscheinungen Phanomene von Lebendigkeit bezeichnen insbesondere alle selbst wahrnehmbaren Einzelerscheinungen oder Ausformungen der eigenen Lebendigkeit und Lebhaftigkeit Ausserdem konnte Gemut Herz Mut und Herzhaftigkeit gemeint sein der Sitz der Leidenschaften oder vielleicht Leidenschaftlichkeit als solche das Begehrungsvermogen ganz allgemein Lust und Appetit und uber Sinn in jedem Sinn zum Beispiel Absicht wie bei der Wendung im Sinn haben auch Denkvermogen Verstand und Klugheit sowie allgemein der Geist Literatur BearbeitenVolker Schurig Naturgeschichte des Psychischen Campus Frankfurt am Main New York 1975 ISBN 3 593 32518 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Psyche Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gesellschaft fur Philosophie und Wissenschaften der PsycheAnmerkungen Bearbeiten So zum Beispiel das DWDS gibt unter Psyche an Gesamtheit der an ein Subjekt gebundenen Erscheinungen der Widerspiegelung der Umwelt durch die hohere Nerventatigkeit die auch von Fachleuten vertretene weithin ubliche Umschreibung von Psychologie als Lehre vom menschlichen Erleben und Verhalten so etwa Peter R Hofstatter in der Einleitung des von ihm hrsgg Fischer Lexikons Psychologie Fischer Frankfurt ab 1957 in vielen Aufl wie auch zum Beispiel Gabriele Heister Psychologie in Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie 3 Metzler Stuttgart 1995 S 396 401 meint ebenfalls dieses Gesamt aller der Eigen und Fremdwahrnehmung zuganglichen Lebensausserungen von Menschen Siehe zu diesem eher unublichen Begriff Dirk Hartmann Philosophische Grundlagen der Psychologie WBG Darmstadt 1998 S 46 f umgangssprachlich gleichbedeutende Ausdrucke fur das Gemeinte wie innere Ereignisse innere Vorgange oder innere Geschehnisse werden wegen der Gefahr zahlreicher irrefuhrender Assoziationen hier ausdrucklich vermieden es handelt sich auch bei Vorgangen im eigenen Innern immer um eigene Aktivitaten oder Eigenaktivitaten und zwar ungeachtet dessen wie sie zustande kommen als reflexartige oder sei es durch gezieltes Uben sei es durch gewohnliche Konditionierung zustande gekommene automatische habituierte Ablaufe und gewohnheitsmassiges Verhalten oder wie zum Beispiel beim bewussten Denken selbst in Gang gesetzte Handlungen Rupert Lay Vom Sinn des Lebens S 212 Rupert Lay Ethik fur Wirtschaft und Politik S 68 Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch 7 Auflage Munchen 1959 S 815 Julian Jaynes Psyche in seinem Werk Der Ursprung des Bewusstseins Reinbek 1993 S 329 331 online zu finden hier Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive dagegen in Buch II Kapitel 5 auf S 371 373 Normdaten Sachbegriff GND 4115663 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psyche amp oldid 239322764