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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem medizinischen Begriff Puls Weitere Bedeutungen siehe unter Puls Begriffsklarung Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der Puls lateinisch pulsus Stoss wie lateinisch pulsare klopfen von lateinisch pellere schlagen stossen beschreibt seit der Antike 1 2 etwa bei dem alexandrinischen Arzt Herophilos um 300 v Chr 3 die mechanischen Auswirkungen der durch den systolischen Blutausstoss vom Herz stammenden Druck und Volumenschwankung Pulswelle 4 auf die direkte Umgebung oder deren Fortleitung in entferntere Regionen des Korpers durch das Blutgefasssystem Pulstastung am Unterarm source source Audioaufnahme des Herzschlags eines MenschenAls Puls bezeichnet man sowohl die Frequenz der beim Pulszahlen erfassbaren Druckstosse Anzahl pro Minute zum Unterschied dieser Pulsfrequenz zur Herzfrequenz vgl Pulsdefizit als auch deren Amplitude und Verlauf Pulsqualitat z B weicher schwacher oder schwirrender Puls Im Gefasssystem breitet sich der Puls als Welle aus mit lokalen Zeitverlaufen jeweils des Drucks der Querschnittsflache und des Volumenstroms bzw der Stromungsgeschwindigkeit Ein Mass fur die Schwankungen der Pulsfrequenz im Zeitablauf ist der Pulsvarianzindex Inhaltsverzeichnis 1 Pulsarten 2 Pulsvariationen 2 1 Ruhepuls 2 2 Paradoxer Puls 2 3 Venenpuls 3 Pulsmessung Sphygmologie 4 Pulsqualitaten 5 Gunstiger Trainingspuls 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweisePulsarten BearbeitenMan unterscheidet eine retrograde ruckwarts gegen den Blutstrom von einer anterograden vorwarts mit dem Blutstrom Fortleitung der Herzaktion in den Gefassen Die retrograde Fortleitung bestimmt den Venen puls siehe unten die anterograde Fortleitung den arteriellen Puls Der arterielle Puls findet in der Medizin mehr Beachtung als der venose Puls Der Puls gibt Aufschluss uber die Effektivitat der Herzaktion ihre Regelmassigkeit die Druckanstiegsgeschwindigkeit in den herznahen Gefassen wahrend der Systole den absoluten Druck und das Fullungsvolumen der Gefasse Pulsvariationen BearbeitenRuhepuls Bearbeiten Der Ruhepuls die Herzschlagfrequenz HF in Ruhe oder Ruheherzfrequenz RHF betragt bei einem gesunden Erwachsenen 50 bis 100 Schlage pro Minute Manchmal ist der peripher getastete Puls langsamer als die Herzfrequenz im EKG Ein Grund hierfur sind einfallende Extraschlage die zu einer mechanisch unwirksamen Herzaktion fuhren Pulsdefizit Am besten misst man den Ruhepuls morgens nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen Der Ruhepuls eines trainierten Ausdauersportlers liegt meistens zwischen 32 und 45 Schlagen pro Minute Seltener ist ein Ruhepuls von weniger als 30 Schlagen pro Minute Das Schlagvolumen und meist auch das Lungenvolumen dieser Sportler sind dabei erhoht Durchschnittlicher Ruhepuls bei menschlichen Foten ca 150 min bei Sauglingen ca 130 min bei Kindern ca 100 min bei Jugendlichen ca 85 min bei Erwachsenen ca 70 min bei Senioren ca 80 minParadoxer Puls Bearbeiten Als paradoxen Puls oder Pulsus paradoxus bezeichnet man den nicht normalen Abfall der Blutdruckamplitude um mehr als 10 mmHg bei der Einatmung Er tritt u a bei grosseren Perikardergussen auf und gilt als Zeichen einer drohenden Perikardtamponade Weiterhin findet sich ein Pulsus paradoxus bei einem Panzerherz bei einem Spannungspneumothorax und bei schweren Asthmaanfallen Als Pulsdruck oder Pulsamplitude bezeichnet man die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck also die Blutdruckamplitude als Mass fur die Elastizitat der Schlagadern Venenpuls Bearbeiten Auch an den Venen gibt es einen schwachen Puls Im Gegensatz zum Arterienpuls der vor allem durch Druckanderungen entsteht wird die Pulsation der Venen vorwiegend durch Anderungen ihres Fullungszustandes hervorgerufen und bewirkt einen sogenannten Volumenpuls 5 Allerdings ist der Venenfluss von mehreren Faktoren abhangig insbesondere von der Atmung der Korperlage und der Korperaktivitat und nicht so sehr vom zweigipfligen Venenpuls der durch wechselnde Druckverhaltnisse im rechten Vorhof des Herzens zustande kommt Der Venenpuls wurde fruher als Jugularvenenpulskurve aufgezeichnet und kann heute relativ leicht mit einem Dopplergerat an den verschiedensten Regionen des Korpers abgeleitet werden Dazu muss allerdings die Dopplerfrequenz auf die niedrigen Flussgeschwindigkeiten im Venensystem umgeschaltet werden Die typische Venenpulskurve zeigt zwei markante Taler die dem systolischen und diastolischen Zustrom zum Herzen entsprechen Nur in einer kurzen Phase kommt es zu einem kurzen Ruckstrom in die Venen was sich in der Venenpulskurve als kleiner Berg manifestiert Dieser Ruckstrom entspricht der Vorhofsystole und wird als A Welle bezeichnet Dieser kurze Ruckstrom ist allerdings nur bei Sinusrhythmus und intakter mechanischer Vorhofaktion vorhanden Bei einer schweren Trikuspidalinsuffizienz stromt das Blut aus der rechten Herzkammer in der Systole in erheblichem Mass zuruck in den rechten Vorhof und die vorgeschalteten Venen so dass das systolische Tal der Venenpulskurve aufgehoben oder sogar umgekehrt als Berg erkennbar ist Eine ganz ahnliche Venenpulskurve lasst sich mittels Transosophagealer Echokardiografie TEE auch aus den Lungenvenen aufzeichnen Sie kann zur Beurteilung des Schweregrades einer Mitralklappeninsuffizienz herangezogen werden Pulsmessung Sphygmologie Bearbeiten nbsp Zum Pulsfuhlen geeignete Punkte nbsp Pulstastung am Handgelenk auf einer Darstellung um 1717 nbsp Pulsmessung mit einem Gerat von Anastasios Filadelfeus 2 Halfte des 19 Jahrhunderts nbsp Pulsmessung durch den Arzt mit Hilfe seiner Taschenuhr aus einem Kinderbuch von 1888 Der Puls kann auf unterschiedliche Weise gemessen werden Eine praktisch sehr einfache kostengunstige und genaue Messmethode zur Erfassung des Momentanwertes ist die Verwendung eines Pulsoxymeters welches als Clip auf einen Finger gesteckt wird und neben dem aktuellen Puls auch die Sauerstoffsattigung im Blut anzeigt Weitere Methoden sind die Verwendung von speziellen Herzfrequenzmessgeraten welche je nach Ausfuhrung beispielsweise auch die Erfassung der Pulsfrequenz uber langere Zeit mit automatischer Datenaufzeichnung erlauben Eine weitere einfache und verbreitete Methode ist die manuelle Messung mit Hilfe einer Uhr wobei die Anzahl der Herzschlage pro Zeitspanne gezahlt wird Es kann aber auch umgekehrt die fur eine bestimmte Anzahl von Pulsschlagen notige Zeitspanne auf der Uhr abgelesen werden In der Naturwissenschaft etwa bei Cardano im 16 Jahrhundert fuhrte man umgekehrt zunachst Zeitmessungen mit Hilfe des Pulses durch Bei dieser Messung wird die Anzahl der Impulse pro Zeit gemessen Gewohnlich wird der Puls in Schlagen pro Minute angegeben Der belgische Theologe Mathematiker und Astronom Froidmont bestimmte spatestens 1627 6 bei seinen Untersuchungen von Witterungserscheinungen die menschliche Pulsfrequenz bei Erwachsenen mit 4450 Schlagen pro Stunde 74 min Die ersten genaueren Zahlen fur die Pulsfrequenz teilte Johannes Kepler zu Beginn des 17 Jahrhunderts mit Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen der Pulsfrequenz publizierte 1707 John Floyer 7 1649 1734 8 Erst ab dieser Zeit wurde gemass Power 9 der Puls mit Hilfe von Uhren gemessen Es gibt verschiedene Stellen am Korper an denen man den arteriellen Puls fur die manuelle Messung leicht tasten kann z B Radialispuls Arteria radialis Handgelenkpuls daumenseitig Carotispuls Arteria carotis communis Halsschlagaderpuls Femoralispuls Arteria femoralis Leistenpuls Arteria poplitea Puls in der Kniekehle bei angewinkeltem Bein Arteria tibialis posterior Hinter dem Innenknochel Arteria dorsalis pedis Mittlerer Fussrucken Apexpuls uber der Herzspitze als Ausdruck der mechanischen Herzaktionen auf die direkte Umgebung auch als Herzspitzenstoss bezeichnet Arteria temporalis superficialis Schlafe Arteria facialis Nase oder Unterkiefer Arteria subclavia Schlusselbein Arteria axillaris Achselhohle Arteria brachialis Innenseite des Oberarmes Arteria ulnaris Handgelenk Seite des kleinen Fingers Aorta abdominalis BauchaortaIm Notfall sind der Femoralispuls Leistenregion und der Carotispuls am Hals am verlasslichsten tastbar da er oft auch noch bei niedrigen Blutdruckwerten nachweisbar ist 10 Um bei der Messung die ganze Pulswelle zu erfassen sollte der Puls mit zwei oder drei Fingern getastet werden Pulsqualitaten BearbeitenNeben der wichtigen Aussage Puls tastbar oder Puls nicht tastbar zum Beispiel bei einem akuten Gefassverschluss unterscheidet man bei der Pulsdiagnose die Pulsqualitaten Regelmassigkeit regularis regelmassig irregularis unregelmassig Herzrhythmusstorung Frequenz frequens haufig rarus selten Harte Unterdruckbarkeit durus hart bei hohem Blutdruck mollis weich bei niedrigem Blutdruck Amplitude altus hoch parvus niedrig Anstiegssteilheit celer schnell tardus langsam Klinisch bedeutsam sind z B folgende Pulsqualitaten 11 Pulsus celer altus durus Wasserhammerpuls schnell hoch und hart typisch bei Aorteninsuffizienz Pulsus tardus parvus mollis langsam klein und weich typisch bei Aortenstenose Pulsus celer et parvus schneller und schwacher Puls zum Beispiel bei Schock 12 Pulsus bisferiens auchPulsus dicrotus Dikrotie zweigipfelig bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie Pulsus tricrotus Trikrotie dreigipfelig bei Dikrotie mit folgender Extrasystole Pulsus alternans Wechsel von stark und schwach evtl bei Herzinsuffizienz Pulsus bigeminus Bigeminie regelmassiger Wechsel von hart und weich typisch fur ventrikulare Extrasystolen Pulsus trigeminus Trigeminie zwei Sinusschlage und eine Extrasystole oder umgekehrt Pulsus anacrotus Anakrotie zusatzliche Pulswelle im aufsteigenden Schenkel typisch bei Aortenstenose Pulsus vibrans schwirrender Carotispuls typisch bei Aortenstenose Pulsus filiformis parvus frequens mollis fadenformiger dunner Puls z B bei Kreislaufkollaps Pulsus intermittens Aussetzen einzelner Schlage vgl PulsdefizitDie Traditionelle Chinesische Medizin beschreibt mehr Taststellen und Pulsqualitaten s Pulsdiagnose nbsp Pulsmessender Arzt des 17 Jahrhunderts mit Taschenuhr um 1880 in Paris von Samson aus Porzellan hergestellt Wellcome Institute of the History of Medicine LondonGunstiger Trainingspuls BearbeitenFur die Berechnung eines optimalen Trainingspulses existieren verschiedene Formeln Er hangt u a von den verfolgten Zielen ab und liegt fur Ausdauersportarten zwischen 70 extensives Training und 85 intensives Training des individuellen Maximalpulses Haufig wird eine Belastung von ca 60 des Maximalpulses zur optimalen Fettverbrennung angegeben Allerdings finden sich in der Literatur hierfur recht grosse Bandbreiten Demnach erreicht die Fettverbrennung in absoluten Werten nicht als Anteil am gesamten Energieverbrauch ihr Maximum bei einer Sauerstoffaufnahme VO2 von 50 fur Untrainierte 13 bis 72 fur Trainierte 14 der maximalen Sauerstoffaufnahme VO2max Zudem gibt es eine erhebliche interindividuelle Streubreite 13 Die Herzfrequenz in Prozent des Maximalpulses ist dabei nur ein grober Anhaltspunkt fur die Sauerstoffaufnahme kann jedoch wahrend des Trainings sehr einfach bestimmt werden Eine moglichst zuverlassige Feststellung des optimalen Trainingspulses erfolgt mit Hilfe der Spiroergometrie Hierbei kann unter Messung der Atemgase unter Belastung die anaerobe Schwelle bestimmt werden die im Rahmen eines Trainings nicht uberschritten werden sollte Da bei dieser Untersuchungsmethode auch der Blutdruck bestimmt wird kann ein etwaig zu starker Blutdruckanstieg in die Bestimmung des Trainingspulses mit einfliessen Grobe Richtwerte fur ein extensives Ausdauertraining konnen nach der Karvonen Formel ermittelt werden sofern keine Arzneimittel wie beispielsweise Betablocker eingenommen werden Maximalpuls Ruhepuls 0 6 Ruhepuls TrainingspulsNach Lagerstrom 15 berechnet sich der individuelle Trainingspuls folgendermassen Ruhepuls 220 2 3 Lebensalter in Jahren Ruhepuls Faktor TrainingspulsDer Faktor berucksichtigt die allgemeine korperliche Leistungsfahigkeit und reicht von 0 55 bis 0 75 Literatur BearbeitenKlaus Holldack Klaus Gahl Auskultation und Perkussion Inspektion und Palpation Thieme Stuttgart 1955 10 neubearbeitete Auflage ebenda 1986 ISBN 3 13 352410 0 S 49 54 164 168 182 202 f 206 210 212 und 221 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Puls Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Werner Friedrich Kummel Der Puls und das Problem der Zeitmessung in der Geschichte der Medizin In Medizinhistorisches Journal Band 9 1974 S 1 22 John A Pithis Die Schriften PEPI SFYGMWN des Philaretos Text Ubersetzung Kommentar Medizinische Dissertation Berlin Husum 1983 Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften Band 46 Jutta Kollesch Diethard Nickel Antike Heilkunst Ausgewahlte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Romer Philipp Reclam jun Leipzig 1979 Reclams Universal Bibliothek Band 771 6 Auflage ebenda 1989 ISBN 3 379 00411 1 S 31 f Susanne Hahn Puls In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1202 f Klaus Holldack Klaus Gahl Auskultation und Perkussion Inspektion und Palpation Thieme Stuttgart 1955 10 neubearbeitete Auflage ebenda 1986 ISBN 3 13 352410 0 S 49 54 Libertus Fromondus Meteorologicorum libri sex Antwerpen 1627 S 63 Gary L Townsend Sir John Floyer 1649 1734 and His Study of Pulse and Respiration In Journal of the History of Medicine Band 22 1967 S 286 316 Werner Friedrich Kummel Der Puls und das Problem der Zeitmessung in der Geschichte der Medizin 1974 S 2 5 f und 22 D Arcy Power William Harvey London 1897 S 215 Anm 1 C D Deakin Accuracy of the advanced trauma life support guidelines for predicting systolic blood pressure using carotid femoral and radial pulses observational study In BMJ Band 321 Nr 7262 16 September 2000 S 673 674 doi 10 1136 bmj 321 7262 673 bmj com abgerufen am 8 Marz 2019 H S Fuessl M Middeke Anamnese und klinische Untersuchung Thieme Stuttgart 2005 Jorg Braun Reanimation und Kreislaufstabilisierung In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 151 183 hier S 159 164 Schock a b A E Jeukendrup Fettverbrennung und korperliche Aktivitat In Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin Band 56 Nr 9 2005 S 337 338 germanjournalsportsmedicine com PDF W Kindermann Anaerobe Schwelle In Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin Band 55 Nr 6 2004 S 161 162 mesics de PDF D Lagerstrom J Graf J Die richtige Trainingspulsfrequenz beim Ausdauersport In Herz Sport und Gesundheit Nr 3 1986 S 21 24 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4176336 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Puls amp oldid 236453137