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Die Neuweltaffen oder Breitnasenaffen Platyrrhini sind eine Verwandtschaftsgruppe der Primaten Sie fassen alle ursprunglichen Primaten des amerikanischen Kontinents zusammen Gemeinsam mit den Altweltaffen bilden sie die Gruppe der Affen NeuweltaffenPanama Kapuzineraffe Cebus imitator SystematikUberordnung Euarchontogliresohne Rang EuarchontaOrdnung Primaten Primates Unterordnung Trockennasenprimaten Haplorrhini Teilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang NeuweltaffenWissenschaftlicher NamePlatyrrhiniE Geoffroy Saint Hilaire 1812 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensweise 3 Systematik 4 Stammesgeschichte 4 1 Komplexe fruheste Besiedlung 4 2 Entwicklung der Neuweltaffen 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Die Krallenaffen hier der Weisskopf Buschelaffe weichen in einigen Merkmalen wie den Krallen den Zahnen und der Fortpflanzung von den ubrigen Neuweltaffen ab nbsp Nur bei den Neuweltaffen ist es bei einigen Arten zur Entwicklung eines Greifschwanzes gekommen hier ein Gehaubter Kapuziner Neuweltaffen sind im Schnitt etwas kleiner als Altweltaffen ihr Gewicht reicht von 100 Gramm Zwergseidenaffchen bis zu 15 Kilogramm Spinnenaffen Alle Arten sind an eine baumbewohnende Lebensweise angepasst die Hinterbeine sind etwas langer als die Vorderbeine Extreme Gliedmassenproportionen wie sie bei anderen Primatentaxa vorkommen sind bei ihnen nicht bekannt Der Schwanz ist mit Ausnahme der Uakaris relativ lang Neuweltaffen sind die einzigen Primaten bei denen einige Vertreter insbesondere die Klammerschwanzaffen einen Greifschwanz entwickelt haben Die Daumen sind in den meisten Fallen nicht opponierbar Neuweltaffen haben eine breite Nase deren Locher nach aussen gerichtet sind Im Gegensatz zu den Altweltaffen haben sie keinen knochernen Gehorgang und es sind noch drei Pramolaren vorhanden Die meisten Vertreter haben auch drei Molaren nur bei den meisten Krallenaffen ist die Zahl der Molaren in Zusammenhang mit der Verzwergung reduziert Daraus ergibt sich folgende Zahnformel I2 C1 P3 M2 3 insgesamt also 32 oder 36 Zahne Verbreitung und Lebensweise Bearbeiten nbsp Das Verbreitungsgebiet der NeuweltaffenDas Verbreitungsgebiet der Neuweltaffen erstreckt sich vom sudlichen Mexiko bis ins nordliche Argentinien Die grosste Artenvielfalt erreichen sie im nordlichen und mittleren Sudamerika insbesondere im Amazonasbecken Die Tiere auf den karibischen Inseln die Antillenaffen sind ausgestorben Neuweltaffen weisen eine geringere okologische Bandbreite als die Altweltaffen auf Alle Arten sind Waldbewohner die sich die meiste Zeit auf den Baumen aufhalten und sehr selten auf den Boden kommen Moglicherweise bildeten aber einige Arten wie der ausgestorbene Kuba Affe auch eine teils terrestrische Lebensweise aus was bei den heute lebenden Neuweltaffen nicht mehr vorkommt 1 Die meisten Arten sind tagaktiv lediglich bei den Nachtaffen hat sich eine nachtaktive Lebensweise entwickelt Das Sozialverhalten ist sehr variabel Es gibt Neuweltaffen die in monogamen Familiengruppen leben Nachtaffen Springaffen Arten in komplexen Gruppen mit vielen Mannchen und Weibchen Arten mit Weibchendominanz Totenkopfaffen und schliesslich die polyandrischen Krallenaffen Auch die Ernahrung ist variabel die grosseren Arten sind haufig reine Pflanzenfresser die kleineren nehmen auch Insekten und andere Kleintiere zu sich Systematik BearbeitenDie fruhere Zweiteilung in Krallenaffen Callitrichidae und Nicht Krallenaffen Cebidae hat sich als inkorrekt herausgestellt da einige Vertreter der Nicht Krallenaffen naher mit den Krallenaffen verwandt sind als untereinander Heute werden die Neuweltaffen in bis zu funf Familien unterteilt die folgende Liste gibt die Systematik bis zur Gattungsebene wieder Innere Systematik der Neuweltaffen nach Schneider et al 2015 2 Neuweltaffen Cebidae i w S Callitrichidae Tamarine Leontocebus Saguinus Marmosetten Callitrichini Springtamarin Callimico Lowenaffchen Leontopithecus Cebidae i e S Totenkopfaffen Saimiri Kapuzineraffen Ungehaubte Kapuziner Cebus Gehaubte Kapuziner Sapajus Aotidae Nachtaffen Aotus Atelidae Alouattinae Brullaffen Alouatta Atelinae Wollaffen Lagothrix Spinnenaffen Brachyteles Klammeraffen Ateles Pitheciidae Springaffen 3 Cheracebus Callicebus Plecturocebus Pitheciinae Bartsakis Chiropotes Uakaris Cacajao Sakis Pithecia Vorlage Klade Wartung StyleFamilie Krallenaffen Callitrichidae Springtamarine Callimico Lowenaffchen Leontopithecus Tribus Marmosetten Callitrichini Schwarzkronen Seidenaffchen Callibella Buschelaffen Callithrix Zwergseidenaffchen Cebuella Seidenaffchen Mico Tribus Tamarine Saguinini Leontocebus Saguinus Familie Kapuzinerartige Cebidae Unterfamilie Kapuzineraffen Cebinae Ungehaubte Kapuziner Cebus Gehaubte Kapuziner Sapajus Unterfamilie Totenkopfaffen Saimiriinae Totenkopfaffen Saimiri Familie Aotidae Nachtaffen Aotus Familie Klammerschwanzaffen Atelidae Unterfamilie Alouattinae Brullaffen Alouatta Unterfamilie Atelinae Klammeraffen Ateles Spinnenaffen Brachyteles Wollaffen Lagothrix Familie Sakiaffen Pitheciidae Unterfamilie Springaffen Callicebinae Callicebus Cheracebus Plecturocebus Unterfamilie Pitheciinae Uakaris Cacajao Bartsakis Chiropotes Sakis Pithecia Antillenaffen Xenotrichini Die ersten drei Gruppen bilden eine gut belegte gemeinsame Abstammungslinie Manchmal werden dementsprechend Krallen und oder Nachtaffen in die Kapuzinerartigen Cebidae eingefugt Stammesgeschichte BearbeitenKomplexe fruheste Besiedlung Bearbeiten Phylogenetische Stellung der Neuweltaffen nach Marivaux et al 2023 4 Anthropoidea Affen Eosimiiformes Afrotarsiidae Eosimiidae Simiiformes Parapithecidae Proteopithecidae Catarrhini Altweltaffen Oligopithecidae Propliopithecidae heutige Altweltaffen Amphipithecidae Platyrrhini Vorlage Klade Wartung StyleDie mit gekennzeichneten Gruppen sind rezent und fossil in Sudamerika belegtEntwicklungsgeschichtlich stellen die Altweltaffen das Schwestertaxon der Neuweltaffen dar Wie die Vorfahren dieser Tiere nach Amerika gekommen sind ist nicht restlos geklart Moglicherweise sind sie auf pflanzenbestandenen schwimmenden Inseln die sich von Mangroven gelost haben uber den damals viel schmaleren Atlantik getrieben worden Dieser Vorgang fand vermutlich im Eozan statt Gleichzeitig mit den Vorfahren der Neuweltaffen kamen auch Vertreter anderer Affenlinien in Sudamerika an Hierbei handelt es sich um die Eosimiidae die Parapithecidae und die Oligopithecidae Alle drei sind heute erloschen Zu den Eosimiidae wird Ashaninkacebus gezahlt dessen Reste in Form von Zahnen am Rio Jurua im westlichen Amazonastiefland in Brasilien entdeckt wurden und auf einen sehr kleinen Angehorigen hinweisen Das eigentliche Verbreitungsgebiet der Gruppe umfasste das heutige Eurasien und Nordamerika Die Parapithecidae wiederum stammen ursprunglich aus Nordafrika In Sudamerika kamen einzelne Zahne von Ucayalipithecus an der Lokalitat Santa Rosa in Peru ebenfalls im westlichen Amazonastiefland zu Tage Fur beide Fundstellen wird ein Alter von rund 35 bis 32 Millionen Jahren angenommen womit sie in den Ubergang vom Eozan zum Oligozan gehoren Von Santa Rosa stammen auch einzelne Zahnen die unter dem Gattungsnamen Perupithecus beschrieben wurden Die Form galt ursprunglich als primitiver Vertreter der Neuweltaffen steht allerdings wahrscheinlich den wiederum einst nordafrikanisch verbreiteten Oligopithecidae naher Wahrend Ucayalipithecus deutlich spezialisiert ist konnen Ashaninkacebus und Perupithecus aufgrund ihrer Zahnmorphologie durchaus in einer basalen Position zu den Neuweltaffen stehen und somit eine Art Ausgangsgruppe bilden 5 6 4 Entwicklung der Neuweltaffen Bearbeiten Die nach gegenwartigem Stand eindeutig altesten Neuweltaffenfossilien stammen mit Branisella und Szalatavus aus den Salla Beds in Bolivien 7 8 sowie mit Canaanimico aus der Chambira Formation wiederum im Amazonasgebiet Perus 9 sie sind 10 Millionen Jahre junger als die altesten Affenfunde in Sudamerika und werden in das Obere Oligozan datiert Aus dem Unteren und Mittleren Miozan liegen mehrere Formen aus dem sudlichen Teil Sudamerikas vor Zu ihnen gehoren Chilecebus Tremacebus Dolichocebus Homunculus oder Carlocebus Sie traten dort vor etwa 20 Millionen Jahren erstmals auf verschwanden aber wenig spater wieder Es wird teilweise angenommen dass es sich um eine Stammgruppe fruher Neuweltaffen handelt andere Autoren sehen sie dagegen in die Linien der heutigen Vertreter eingebettet 10 9 In die Phase gehort auch Parvimico ein ursprunglicher Angehoriger der Neuweltaffen aus dem peruanischen Vorandengebiet mit unklaren Verwandtschaftsverhaltnissen der aber mit einem geschatzten Korpergewicht von rund 240 g den kleinsten bisher bekannten Fossilvertreter der Gruppe reprasentiert 11 Etwa in den gleichen Zeitrahmen wie die fruhen patagonischen Funde lassen sich Nachweise der Neuweltaffen aus dem nordlichen Teil des heutigen Doppelkontinents einstufen Das bisher fruheste Fossilmaterial dort besteht aus einigen Einzelzahnen von Panamacebus aus der Las Cascadas Formation im Becken des Panama Kanals deren Ablagerungen in das Untere Miozan vor 20 9 Millionen Jahren datieren Es handelt sich um einen kleineren Vertreter der Neuweltaffen mit einem Gewicht von rund 2 7 kg der in einem engeren Verwandtschaftsverhaltnis zu den heutigen Kapuzineraffen steht Auch hier ist eine Ausbreitung uber den Seeweg anzunehmen Nord und Sudamerika waren zu jener Zeit durch eine enge Meeresstrasse getrennt 12 Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Robin M D Beck et al Total evidence phylogeny of platyrrhine primates and a comparison of undated and tip dating approaches In Journal of Human Evolution Band 174 2023 103293 doi 10 1016 j jhevol 2022 103293 Anthony B Rylands Colin P Groves Russell A Mittermeier Liliana Cortes Ortiz amp Justin J H Hines Taxonomy and Distributions of Mesoamerican Primates DOI 10 1007 0 387 25872 8 3 Kapitel 2 S 29 79 in Alejandro Estrada Paul A Garber Mary S M Pavelka LeAndra Luecke New Perspectives in the Study of Mesoamerican Primates Distribution Ecology Behavior and Conservation Springer 2006 ISBN 978 0 387 25854 6Einzelnachweise Bearbeiten Thomas A Puschel Jordi Marce Nogue Justin Gladman Biren A Patel Sergio Almecija und William I Sellers Getting Its Feet on the Ground Elucidating Paralouatta s Semi Terrestriality Using the Virtual Morpho Functional Toolbox Frontiers in Earth Science 2020 doi 10 3389 feart 2020 00079 Horacio Schneider Iracilda Sampaio The systematics and evolution of New World primates A review Molecular Phylogenetics and Evolution 82 B 2015 S 348 357 doi 10 1016 j ympev 2013 10 017 Hazel Byrne Anthony B Rylands Jeferson C Carneiro Jessica W Lynch Alfaro Fabricio Bertuol Maria N F da Silva Mariluce Messias Colin P Groves Russell A Mittermeier Izeni Farias Tomas Hrbek Horacio Schneider Iracilda Sampaio and Jean P Boubli Phylogenetic relationships of the New World titi monkeys Callicebus first appraisal of taxonomy based on molecular evidence Frontiers in Zoology 201613 10 DOI 10 1186 s12983 016 0142 4 a b Laurent Marivaux Francisco R Negri Pierre Olivier Antoine Narla S Stutz Fabien L Condamine Leonardo Kerber Francois Pujos Roberto Ventura Santos Andre M V Alvim Annie S Hsiou Marcos C Bissaro Jr Karen Adami Rodrigues und Ana Maria Ribeiro An eosimiid primate of South Asian affinities in the Paleogene of Western Amazonia and the origin of New World monkeys PNAS 120 28 2023 S e2301338120 doi 10 1073 pnas 2301338120 Mariano Bond Marcelo F Tejedor Kenneth E Campbell Laura Chornogubsky Nelson Novo Francisco Goin Eocene primates of South America and the African origins of New World monkeys Nature 520 7548 2015 S 538 541 doi 10 1038 nature14120 Erik R Seiffert Marcelo F Tejedor John G Fleagle Nelson M Novo Fanny M Cornejo Mariano Bond Dorien de Vries und Kenneth E Campbell Jr A parapithecid stem anthropoid of African origin in the Paleogene of South America Science 368 6487 2020 S 194 197 doi 10 1126 science aba1135 Robert Hoffstetter Un primate de l Oligocene interieur sud american Branisella boliviana gen et sp nov Comptes rendus des seances de l Academie des Sciences D 269 1969 S 434 437 1 A L Rosenberger W C Hartwig und R G Wolff Szalatavus attricuspis an Early Platyrrhine Primate Folia Primatologica 56 1991 S 225 233 a b Laurent Marivaux Sylvain Adnet Ali J Altamirano Sierra Myriam Boivin Francois Pujos Anusha Ramdarshan Rodolfo Salas Gismondi Julia V Tejada Lara und Pierre Olivier Antoine Neotropics provide insights into the emergence of New World monkeys New dental evidence from the late Oligocene of Peruvian Amazonia Journal of Human Evolution 97 2016 S 159 175 Richard F Kay Biogeography in deep time What do phylogenetics geology and paleoclimate tell us about early platyrrhine evolution Molecular Phylogenetics and Evolution 82 2015 S 358 374 Richard F Kay Lauren A Gonzales Wout Salenbien Jean Noel Martinez Siobhan B Cooke Luis Angel Valdivia Catherine Rigsby und Paul A Baker Parvimico materdei gen et sp nov A new platyrrhine from the Early Miocene of the Amazon Basin Peru In Journal of Human Evolution Band 134 2019 102628 doi 10 1016 j jhevol 2019 05 016 Jonathan I Bloch Emily D Woodruff Aaron R Wood Aldo F Rincon Arianna R Harrington Gary S Morgan David A Foster Camilo Montes Carlos A Jaramillo Nathan A Jud Douglas S Jones und Bruce J MacFadden First North American fossil monkey and early Miocene tropical biotic interchange Nature 533 7602 2016 doi 10 1038 nature17415Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neuweltaffen Platyrrhini Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neuweltaffen amp oldid 235315044