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Die Totenkopfaffen oder Totenkopfaffchen Saimiri sind eine Primatengattung aus der Familie der Kapuzinerartigen Diese relativ kleinen Primaten sind in Mittel und Sudamerika beheimatet und leben in grossen Gruppen TotenkopfaffenGewohnlicher Totenkopfaffe Saimiri sciureus SystematikUnterordnung Trockennasenprimaten Haplorrhini Teilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Neuweltaffen Platyrrhini Familie Kapuzinerartige Cebidae Unterfamilie SaimiriinaeGattung TotenkopfaffenWissenschaftlicher Name der UnterfamilieSaimiriinaeMiller 1812Wissenschaftlicher Name der GattungSaimiriVoigt 1831 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Nahrung 5 Fortpflanzung und Entwicklung 6 Totenkopfaffen und Menschen 7 Systematik 8 Arten 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenTotenkopfaffen erreichen eine Kopfrumpflange von 26 bis 36 Zentimetern dazu kommt noch ein 35 bis 43 Zentimeter langer Schwanz Das Gewicht betragt 700 bis 1100 Gramm wobei die Mannchen deutlich grosser und schwerer als die Weibchen sind Ihren Namen haben diese Primaten von der maskenartigen Gesichtszeichnung mit der schwarzen Schnauze Ihr Fell ist dicht und kurz es ist am Rucken je nach Art grun braunlich oder grau gefarbt der Bauch ist weiss oder hellgrau Die Unterarme Unterschenkel und die Pfoten sind haufig orangegelb gefarbt Die Kappe an der Oberseite des Kopfes ist graugrun oder schwarz und kann bei manchen Arten auch geschlechtsdimorph gefarbt sein Die Hinterbeine sind lang das Schien und das Wadenbein am unteren Ende haufig zusammengewachsen Die Finger sind sehr kurz der Daumen ist nicht opponierbar Der Schwanz ist bei Jungtieren noch greiffahig bei ausgewachsenen Tieren hingegen nicht mehr Der Hinterkopf ist langgezogen die Augenhohlen liegen so eng beisammen dass ein Loch in der knochernen Wand zwischen den Augenhohlen das Interorbitalfenster vorhanden ist Der Bereich um die Schnauze ist unbehaart die Nasenlocher befinden sich aussen an der Nase Die Molaren haben scharfe Hocker eine Anpassung an die teilweise aus Insekten bestehende Nahrung Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Die Verbreitungsgebiete der Totenkopfaffen im Amazonasbecken Gewohnlicher Totenkopfaffe Saimiri sciureus Collins Totenkopfaffe Saimiri collinsi Nacktohr Totenkopfaffe Saimiri ustus Bolivianischer Totenkopfaffe Saimiri boliviensis Ecuador Totenkopfaffe Saimiri macrodon Humboldt Totenkopfaffe Saimiri cassiquiarensis Dunkler Totenkopfaffe Saimiri vanzolinii Totenkopfaffen sind vorwiegend im Amazonasbecken im mittleren Sudamerika beheimatet Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom sudlichen Kolumbien und Franzosisch Guayana bis nach Bolivien und das mittlere Brasilien Daneben gibt es eine isolierte Population in Mittelamerika den Mittelamerikanischen Totenkopfaffen Ihr Lebensraum sind verschiedene Waldformen haufig sind sie jedoch in zeitweise uberfluteten Flusswaldern und Sekundarwaldern zu finden Lebensweise BearbeitenTotenkopfaffen sind tagaktive Baumbewohner die sich eher in den unteren Baumregionen aufhalten Sie bewegen sich meist auf allen vieren fort und benutzen den Schwanz zur Balance sie sind dabei sehr schnell und geschickt Diesen flinken Bewegungen verdanken sie ihre englische Bezeichnung squirrel monkeys d h Eichhornchen Affen Sie leben in Gruppen von 12 bis uber 100 Tieren Gruppen setzen sich aus zahlreichen Mannchen und Weibchen sowie den gemeinsamen Jungtieren zusammen Sie haben eine fur Affen ungewohnliche Sozialstruktur Die Gruppe ist um die Weibchen herum aufgebaut die eine feste Rangordnung entwickeln Die Mannchen halten sich haufig nur am Rand der Gruppe auf Die Gruppenmitglieder kommunizieren durch Pfeiflaute und Keckern Die Streifgebiete sind relativ lang die Reviere einzelner Gruppen konnen sich uberlappen Nahrung BearbeitenTotenkopfaffen ernahren sich vorwiegend von Insekten und Fruchten deren Anteil je nach Jahreszeit variieren kann Die Jagd auf Insekten nimmt den grossten Teil des Tages in Anspruch bis zu 50 des Tages das Fressen der Fruchte nur rund 10 Daneben fressen sie auch andere Pflanzenteile wie Nektar Bluten Knospen und Blatter sowie Eier und kleine Wirbeltiere Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenDie Fortpflanzung ist saisonal die Fortpflanzungsperiode relativ kurz In dieser Zeit werden die Mannchen deutlich aggressiver und legen bis zu 20 an Gewicht zu Haufig zeugen nur sehr wenige Mannchen die meisten Jungtiere in der Gruppe in der Regel diejenigen die am meisten zugenommen haben Die Tragzeit betragt etwa 150 bis 170 Tage die Geburten sind innerhalb einer Gruppe oft synchronisiert und erfolgen binnen weniger Tage Jungtiere sind mit 100 Gramm relativ schwer Die Mutter und auch andere Weibchen aus der Gruppe kummern sich um die Jungtiere die Vater hingegen kaum Nach einigen Monaten wird das Junge entwohnt Mit etwa 3 Weibchen und 5 Mannchen Jahren sind sie geschlechtsreif In Menschenobhut konnen sie uber 30 Jahre alt werden Totenkopfaffen und Menschen BearbeitenDie Zoohaltung hat zur weltweiten Bekanntheit der Totenkopfaffen beigetragen Bis in die 1970er Jahre wurden zahlreiche Totenkopfaffen gefangen und als Heimtiere oder in Tierversuchen eingesetzt Diese Praktiken sind stark zuruckgegangen wenngleich die Totenkopfaffen mancherorts immer noch wegen ihres Fleisches bejagt werden Daneben werden sie von den fortschreitenden Waldrodungen in Mitleidenschaft gezogen Besonderes Augenmerk verdienen der Mittelamerikanische und der Dunkle Totenkopfaffe die beide von der IUCN als gefahrdet vulnerable gelistet werden Die Meerkatze die in den Buchern von Astrid Lindgren eine Begleiterin von Pippi Langstrumpf ist wurde in den Verfilmungen durch ein Totenkopfaffchen ersetzt Systematik BearbeitenPhylogenetische Systematik der Totenkopfaffen nach Alfaro et al 2015 1 Totenkopfaffen Bolivianischer Totenkopfaffe S boliviensis Nacktohr Totenkopfaffe S ustus A Mittelamerikanischer Totenkopfaffe S oerstedii Gewohnlicher Totenkopfaffe S sciureus Saimiri ustus B Saimiri ustus C Dunkler Totenkopfaffe S vanzolinii Collins Totenkopfaffe S collinsi Ecuador Totenkopfaffe S macrodon A Pusch Totenkopfaffe S cassiquiarensis albigena S macrodon B Nominatform des Humboldt Totenkopfaffen S cassiquiarensis cassiquiarensis Vorlage Klade Wartung Style Die Totenkopfaffen bilden zusammen mit den Kapuzineraffen die Familie der Kapuzinerartigen Cebidae 2 3 4 Fruher wurden auch noch die Krallenaffen in diese Gruppe gerechnet etwa in Groves Darstellung der Primaten in Mammal Species of the World aus dem Jahr 2005 5 Die Aufspaltung der Gattung Saimiri in Arten und Unterarten ist durch neuere Untersuchungen und Erkenntnisse auf den Gebieten der Tiergeographie und Phylogenetik einem standigen Wechsel unterworfen 1 Sie wurden fruher nach Hershkovitz 6 in zwei Artengruppen zusammengefasst Bei der sciureus Gruppe die nach dem Gewohnlichen Totenkopfaffen Saimiri sciureus benannt ist wurde der Weissanteil uber dem Auge als hochgezogen gotischer Typ beschrieben Dieses Merkmal wurde dem Weissanteil oberhalb der Augen beim Bolivianischen Totenkopfaffen gegenubergestellt dessen Gesichtsmaske als rundbogig angesehen wurde romanischer Typ Die Artengruppe mit ahnlichen Merkmalen wurde als boliviensis Gruppe bezeichnet 2 Diese Unterteilung musste jedoch aufgegeben werden da die sciureus Gruppe nicht monophyletisch darstellbar war Der lange Zeit als Unterart des Gewohnlichen Totenkopfaffen angesehene Collins Totenkopfaffe ist nahe mit dem Mittelamerikanischen Totenkopfaffen Saimiri oerstedii verwandt der ursprunglich zur boliviensis Gruppe zahlte 7 Ein fruher Verwandter der Vorfahren aller heutigen Totenkopfaffen ist die rund 12 bis 13 Millionen Jahre alte fossil aus Kolumbien belegte Gattung Neosaimiri 8 Der wissenschaftliche Gattungsname ist die lokale Bezeichnung fur kleine Affen in einer brasilianischen Form der portugiesischen Sprache 9 Arten BearbeitenDer Bolivianische Totenkopfaffe Saimiri boliviensis I Geoffroy Saint Hilaire amp Blainville 1834 lebt im sudwestlichen Amazonasbecken Der Gewohnliche Totenkopfaffe Saimiri sciureus Linnaeus 1758 lebt im ostlichen Amazonasbecken nordlich des Amazonas Der Collins Totenkopfaffe Saimiri collinsi Osgood 1916 lebt im ostlichen Amazonasbecken sudlich des Amazonas und unterscheidet sich von Saimiri sciureus durch die gelbe Kopfoberseite und durch einige morphometrische Merkmale 7 Der Dunkle Totenkopfaffe Saimiri vanzolinii Ayres 1985 ist durch sein dunkles Fell charakterisiert er kommt nur in einem kleinen Gebiet an der Mundung des Rio Japura in den Amazonas vor Er ist nicht wie fruher angenommen 6 mit dem Bolivianischen Totenkopfaffen eng verwandt sondern mit einer bestimmten Klade der Nacktohr Totenkopfaffen aus dem Osten des brasilianischen Bundesstaates Rondonia 1 Der Mittelamerikanische oder Rotrucken Totenkopfaffe Saimiri oerstedii Reinhardt 1872 bewohnt ein kleines Gebiet an der Pazifikkuste Costa Ricas und Panamas Der Nacktohr Totenkopfaffe Saimiri ustus I Geoffroy Saint Hilaire 1843 unterscheidet sich von den anderen Arten durch die fehlenden Ohrbuschel Es scheint sich jedoch molekulargenetischen Untersuchungen zufolge um mehrere Arten zu handeln die morphologisch bisher noch nicht klar unterschieden werden konnten Saimiri madeirae Thomas 1908 ist ein Synonym zu Saimiri ustus Die Nacktohr Totenkopfaffen leben in Brasilien in den Einzugsgebieten von Rio Madeira und Rio Tapajos Der Ecuador Totenkopfaffe Saimiri macrodon Elliot 1907 ist aus Ecuador Peru Sudkolumbien und Brasilien bekannt Unter dem Namen Humboldt Totenkopfaffe Saimiri cassiquiarensis Lesson 1840 wird eine Artengruppe zusammengefasst die derzeit provisorisch in zwei Unterarten aufgeteilt ist Saimiri cassiquiarensis cassiquiarensis Lesson 1840 ist die Nominatform Sie kommt in den Waldern des nordwestlichen Amazonasbeckens in Venezuela und Brasilien bis nach Kolumbien vor Fur den Pusch Totenkopfaffen Saimiri cassiquiarensis albigena Pusch 1942 aus Kolumbien war schon im Jahr 2009 der Artstatus vorgeschlagen worden 10 Die starke Aufsplitterung in Totenkopfaffen in acht Arten wird nicht von allen Wissenschaftlern befurwortet Ruiz Garcia und Kollegen kritisieren die Aufsplitterung und schlagen stattdessen die folgende Arteneinteilung vor 11 Mittelamerikanischer Totenkopfaffe Saimiri oerstedii mit den beiden Unterarten S o oerstedii und S o citrinellus Dunkler Totenkopfaffe Saimiri vanzolinii Gewohnlicher Totenkopfaffe Saimiri sciureus mit den beiden Unterarten Bolivianischer Totenkopfaffe Saimiri s boliviensis und S s sciureus diese Unterart wurde auch den Pusch Totenkopfaffen den Humboldt Totenkopfaffen den Collins Totenkopfaffen den Ecuador Totenkopfaffen und den Nacktohr Totenkopfaffen umfassen Alternativ konnte der Gewohnliche Totenkopfaffe auch in drei Unterarten unterteilt werden S s boliviensis S s sciureus Gewohnlicher Totenkopfaffe und Collins Totenkopfaffe S s cassiquiarensis Humboldt Totenkopfaffe und Pusch Totenkopfaffe nbsp Bolivianische Totenkopfaffen mit Jungtieren nbsp Der Bolivianische Totenkopfaffe hat einen rundbogigen romanischen Weissanteil oberhalb der Augen nbsp Der Gewohnliche Totenkopfaffe besitzt eine uber den Augen spitzbogige gotische weisse Gesichtsmaske nbsp Der Mittelamerikanische Totenkopfaffe ist durch den rotlichen Rucken charakterisiert nbsp Der Dunkle Totenkopfaffe hat einen auffallig schwarzen KopfLiteratur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Totenkopfaffen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Totenkopfaffen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen K A Cawthon Lang Primate Factsheets Squirrel monkey Saimiri Einzelnachweise Bearbeiten a b c Jessica W Lynch Alfaro Jean P Boubli F P Paim C C Ribas M N F da Silva M R Messias F Rohe M P Merces J de Sousa e Silva Junior C R Silva G M Pinho G Koshkarian M T T Nguyen M L Harada R M Rabelo H L Queiroz Michael E Alfaro amp I P Farias Biogeography of squirrel monkeys genus Saimiri South central Amazon origin and rapid pan Amazonian diversification of a lowland primate Molecular Phylogenetics and Evolution 82 Part B S 436 454 Januar 2015 a b folgend Geissmann 2003 A B Rylands R A amp Mittermeier The diversity of the New World primates Platyrrhini Anannotated taxonomy In P A Garber A Estrada J C Bicca Marques E W Heymann K B Strier Hrsg South American Primates Comparative perspectives in the study of behavior ecology and conservation S 23 54 Springer New York 2009 Anthony B Rylands Russell A Mittermeier Bruna M Bezerra Fernanda P Paim Helder L Queiroz Family Cebidae Squirrel Monkeys and Capuchins In Russell A Mittermeier Anthony B Rylands Don E Wilson Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 3 Primates Lynx Edicions Barcelona 2013 ISBN 978 84 96553 89 7 S 393 Don E Wilson DeAnn M Reeder Mammal Species of the World Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0 8018 8221 4 a b Taxonomy of squirrel monkeys genus Saimiri Cebidae platyrrhini A preliminary report with description of a hitherto unnamed form 1987 a b M P Merces Jessica W Lynch Alfaro W A S Ferreira M L Harada Jose de Sousa e Silva Junior Morphology and mitochondrial phylogenetics reveal that the Amazon River separates two eastern squirrel monkey species Saimiri sciureus and S collinsi Molecular Phylogenetics and Evolution 82 Part B S 426 435 Januar 2015 online ab 20 Oktober 2014 doi 10 1016 j ympev 2014 09 020 Neosaimiri in der Paleobiology Database Adrian A Barnett The Meanings of Cacajao and Uacari Folk Etymology in Neotropical Primate Taxonomy In Neotropical Primates 2009 S 147 152 doi 10 1896 1413 4705 12 3 147 englisch bioone org Xyomara Carretero Pinzon Manuel Ruiz Garcia amp Thomas Defler The Taxonomy and Conservation Status of Saimiri sciureus albigena A Squirrel Monkey Endemic to Colombia Primate Conservation 24 S 59 64 November 2009 Manuel Ruiz Garcia Kelly Luengas Villamil Norberto Leguizamon Benoit de Thoisy Hugo Galvez Molecular phylogenetics and phylogeography of all the Saimiri taxa Cebidae Primates inferred from mt COI and COII gene sequences Primates 2014 doi 10 1007 s10329 014 0452 0Normdaten Sachbegriff GND 4674627 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenkopfaffen amp oldid 233965761