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Die Nachtaffen Aotus Aotidae sind eine Primatengattung und familie aus der Gruppe der Neuweltaffen Nachtaffen sind die einzigen nachtaktiven Affen und neben den Koboldmakis die einzigen nachtaktiven Trockennasenaffen Sie sind in Mittel und Sudamerika verbreitet leben in Familiengruppen und ernahren sich vorwiegend von Fruchten Die Anzahl der Arten ist nicht restlos geklart derzeit werden 10 bis 13 Arten unterschieden NachtaffenPanama Nachtaffe Aotus zonalis SystematikOrdnung Primaten Primates Unterordnung Trockennasenprimaten Haplorrhini Teilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Neuweltaffen Platyrrhini Familie AotidaeGattung NachtaffenWissenschaftlicher Name der FamilieAotidaeElliot 1913Wissenschaftlicher Name der GattungAotusIlliger 1811 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Aktivitatszeiten und Fortbewegung 3 2 Sozialverhalten und Kommunikation 3 3 Nahrung 3 4 Fortpflanzung und Jungenaufzucht 4 Nachtaffen und Menschen 5 Systematik 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenNachtaffen sind relativ kleine Primaten Sie erreichen eine Kopfrumpflange von 24 bis 37 Zentimetern wozu noch ein 31 bis 40 Zentimeter langer Schwanz kommt Das Gewicht variiert von 0 7 bis 1 2 Kilogramm Im Gegensatz zu vielen anderen Neuweltaffen sind die Geschlechter annahernd gleich gross und unterscheiden sich auch nicht in der Fellfarbung Das Fell der Nachtaffen ist weich und dicht bei den im Gebirge lebenden Arten ist es verlangert Es ist am Rucken und an der Aussenseite der Gliedmassen olivbraun bis schwarzgrau und am Bauch und an der Innenseite der Gliedmassen gelbbraun bis orangebraun gefarbt Der Nacken kann grau oder rotlich gefarbt sein dies dient zur Unterscheidung zweier Artengruppen siehe Systematik Der Schwanz ist lang und buschig seine Spitze ist oft schwarz im Gegensatz zu einigen anderen Neuweltaffen kann er nicht als Greifschwanz eingesetzt werden Die Beine sind als Anpassung an die teilweise springende Fortbewegung verlangert an der vierten Zehe haben sie einen krallenahnliche geformten Nagel analog zur Putzkralle der Feuchtnasenaffen Der Daumen ist nur ansatzweise opponierbar Der Kopf ist rundlich die Ohren sind klein und haufig im Fell verborgen Die Augenhohlen sind auffallend gross die Augen sind gross und braun Im Gegensatz zu den haufig nachtaktiven Feuchtnasenaffen weist ihr Augen kein Tapetum lucidum auf dagegen ist ihre Netzhaut mit Stabchen und Zapfen versehen Aus diesen Grunden durfte die Nachtaktivitat kein ursprungliches sondern ein sekundar wieder erworbenes Merkmal dieser Tiere sein Allerdings haben sie nur eine Art von Zapfen ihre Farbwahrnehmung ist daher eingeschrankt Uber und unter den Augen und manchmal auch unter dem Maul befinden sich weisse Felder Entlang des Gesichtes ziehen sich drei dunkle Streifen einer uber die Stirn wo er dreieckig verbreitert sein kann bis zur Nase und jeweils einer ausserhalb eines jeden Auges Die Zahnformel der Nachtaffen lautet I2 C1 P3 M3 insgesamt haben sie also 36 Zahne Die mittleren oberen Schneidezahne sind sehr gross die hintersten Molaren hingegen sehr klein Unter ihrem Kinn haben sie einen Kehlsack der zur Verstarkung ihrer Laute dient Verbreitung und Lebensraum BearbeitenNachtaffen sind im sudlichen Mittel und in Sudamerika beheimatet Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Panama im Norden uber Kolumbien wo eine grosse noch nicht restlos entschlusselte Artenvielfalt herrscht und uber Brasilien und Peru bis nach Bolivien Paraguay und dem nordlichen Argentinien im Suden Sie fehlen allerdings im nordostlichen und ostlichen Teil Sudamerikas Lebensraum dieser Tiere sind Walder wobei sie in verschiedensten Waldtypen vorkommen konnen Sie sind in tropischen Regenwaldern ebenso zu sehen wie in trockenen laubwerfenden Waldern Im Gebirge kommen sie in Hohen von bis zu 3200 Metern vor Lebensweise BearbeitenAktivitatszeiten und Fortbewegung Bearbeiten nbsp Ostlicher Graukehl Nachtaffe Aotus trivirgatus Nachtaffen sind Baumbewohner Es gibt jedoch keine Hohenpraferenz in den Baumen sondern sie konnen sich in allen Hohenlagen aufhalten Im Geast bewegen sie sich meist auf allen vieren fort konnen jedoch auch gut springen Die meisten Nachtaffen sind nachtaktiv lediglich die Populationen im aussersten Suden des Verbreitungsgebietes haben eine kathemerale Lebensweise das heisst es gibt keinen ausgepragten Tag Nacht Rhythmus In den Ruhezeiten ziehen sie sich in Baumhohlen oder Pflanzendickichte zuruck Rund 15 Minuten nach Sonnenuntergang kommen sie aus ihren Schlafplatzen und sind bis Mitternacht aktiv Dann halten sie eine eineinhalb bis zweistundige Rast bevor sie erneut auf Nahrungssuche gehen Vor Sonnenaufgang ziehen sie sich wieder in ihre Ruheplatze zuruck Sie sind auf das Mondlicht angewiesen bei sehr dunklen Neumondnachten ist ihre Aktivitat eingeschrankt Ihre nachtlichen Streifzuge sind bis zu 800 Meter lang die Lange hangt jedoch von der Jahreszeit und vom Licht ab In der Trockenzeit sind die Wegstrecken kurzer rund 250 Meter was mit dem grosseren gehaufteren Angebot an Fruchten zusammenhangt 1 Die Streifzuge in hellen Nachten sind rund doppelt so lang wie in dunklen In dunklen Nachten folgen sie Routen die sie zuvor geruchlich markiert haben durch Urinieren auf ihre Pfoten oder mit dem Sekret einer Druse unter der Schwanzwurzel Sozialverhalten und Kommunikation Bearbeiten Nachtaffen leben in Familiengruppen aus zwei bis funf Tieren Diese setzen sich aus einem Mannchen einem Weibchen und dem gemeinsamen Nachwuchs zusammen Traditionell ging man davon aus dass Mannchen und Weibchen monogam sind das heisst dass die Partner lebenslang zusammenleben Zumindest bei einer Art dem Sudlichen Rotkehl Nachtaffen durfte das Sozialverhalten aber flexibler sein und es haufiger zum Austausch eines Partners kommen 2 Innerhalb der Gruppe kommt es selten zu aggressivem Verhalten Die Gruppenmitglieder bleiben nahe beisammen sie entfernen sich nie mehr als 10 Meter voneinander Auch schlafen sie eng aneinander gekuschelt Im Gegensatz zu anderen in Familiengruppen lebenden Primaten kommt es sehr selten zur gegenseitigen Fellpflege Grooming Nachtaffen sind territoriale Tiere das Revier einer Familiengruppe umfasst 3 bis 10 Hektar Die Reviere werden gegen fremde Gruppen verteidigt Treffen zwei Gruppen zusammen etwa bei einem fruchttragenden Baum an der Reviergrenze kommt es zu lauten Schreien ritualisiertem Springen mit gestreckten Beinen Verfolgungsjagden und Kampfen Diese Auseinandersetzungen dauern rund 10 Minuten es gewinnt keine Gruppe sondern beide ziehen sich in ihr Territorium zuruck Neben den Schreien zur Verteidigung des Territoriums gibt es auch Warnlaute und Laute die auf Nahrungsquellen hinweisen Auffallig sind Serien von mehreren eulenartigen Rufen die vorwiegend von Einzeltieren in der Nacht ausgestossen werden Diese Rufe dienen vermutlich zur Anlockung eines Partners ihnen verdanken die Tiere auch ihren englischen Namen owl monkeys Eulenaffen Nahrung Bearbeiten Nachtaffen sind in erster Linie Fruchtfresser die ihre Nahrung mit anderen Pflanzenteilen und Kleintieren erganzen Sie bevorzugen kleine reife Fruchte und konnen auch grosse Fruchtbaume besuchen da sie durch ihre nachtaktive Lebensweise die Konkurrenz zu tagaktiven dominanteren Arten vermeiden Der Fruchtanteil an der Nahrung ist bei Tieren in tropischen Regionen hoher als bei Tieren in Regionen mit saisonalem Klima Diese greifen insbesondere in der Regenzeit wenn das Fruchtangebot limitiert ist auch auf Blatter Bluten und andere Pflanzenteile zuruck Die Jagd auf Kleintiere erfolgt vorwiegend in der Dammerung Sie sind geschickt darin fliegende Insekten aus der Luft zu fangen oder krabbelnde Tiere auf den Asten zu jagen An Beutetieren sind beispielsweise Springschrecken Nachtfalter Kafer und Spinnen bekannt Fortpflanzung und Jungenaufzucht Bearbeiten Uber die Fortpflanzung der Nachtaffen in freier Wildbahn ist wenig bekannt fast alle Forschungsergebnisse stammen von Tieren in Gefangenschaft und konnten sich betrachtlich von freilebenden Tieren unterscheiden In Gefangenschaft konnen Geburten das ganze Jahr uber erfolgen Bei den Tieren im klimatisch stark schwankenden nordlichen Argentinien gibt es eine feste Paarungszeit die Geburten fallen in den Beginn der Regenzeit zwischen September und November Es ist unklar ob die Fortpflanzung bei allen Arten saisonal ist oder ob sie bei Arten in tropischen Regionen das ganze Jahr uber erfolgen kann Die Mannchen produzieren ausserst wenig Spermien moglicherweise eine Anpassung an die monogame Lebensweise Da sie sich nur einmal im Jahr und nur mit einem Weibchen fortpflanzen ware eine hohere Spermienproduktion Energieverschwendung 2 Nach einer rund 130 bis 140 tagigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt Zwillingsgeburten kommen vor sind aber selten Das Geburtsintervall liegt bei rund 12 Monaten das heisst das Weibchen kann jedes Jahr ein Kind austragen Neugeborene Nachtaffen wiegen rund 100 Gramm und klammern sich zunachst instinktiv an den Bauch der Mutter Doch schon nach wenigen Tagen beginnt der Vater die Hauptverantwortung fur das Junge zu ubernehmen Er ist es der das Junge herumtragt es an sich gekuschelt schlafen lasst und mit ihm spielt und er ubergibt es der Mutter nur zum Saugen In den ersten Lebenswochen tragen auch manchmal die alteren Geschwister die sich noch in ihrer Geburtsgruppe aufhalten das Junge spater wird es ihnen zu schwer Nach drei bis vier Wochen klammern sich die Jungtiere nicht mehr an den Bauch des Vaters sondern reiten auf dessen Rucken Mit spatestens sechs Wochen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich und mit funf Monaten werden sie nicht mehr getragen sondern bewegen sich selbststandig fort Endgultig entwohnt werden sie aber erst mit rund sieben Monaten Die Sterblichkeit der Jungtiere in den ersten sechs Lebensmonaten ist verglichen mit anderen Primaten sehr gering was vermutlich an der intensiven elterlichen Fursorge liegt 2 Die Geschlechtsreife tritt im Alter von ein bis zwei Jahren ein korperlich ganzlich ausgewachsen sind Nachtaffen allerdings erst mit vier bis funf Jahren Mit rund zwei bis drei Jahren verlassen sowohl mannliche als auch weibliche Jungtiere ihre Geburtsgruppe Bereits vorher setzen sie sich zunehmend von ihren Eltern ab sie trennen sich haufiger von ihnen und schlafen auch in unterschiedlichen Baumen Nach der Trennung leben sie zunachst einzelgangerisch bis sie einen Partner finden und ein eigenes Territorium etablieren konnen Die Lebenserwartung in freier Wildbahn ist nicht bekannt ein uber 13 jahriges Weibchen und ein uber 11 jahriges Mannchen konnten sich immer noch fortpflanzen 3 In menschlicher Obhut konnen diese Tiere uber 25 Jahre alt werden Nachtaffen und Menschen BearbeitenSeit den 1960er Jahren wurden Nachtaffen intensiv in Tierversuchen insbesondere in der Malariaforschung eingesetzt Dazu wurden ursprunglich freilebende Tiere gejagt was mancherorts die Populationen dezimiert hat Diese Praxis ist jedoch heute von den USA und den meisten sudamerikanischen Landern untersagt In geringem Ausmass werden die Tiere aufgrund ihres Fleisches und Felles bejagt manchmal werden auch Jungtiere gefangen und zu Heimtieren gemacht was oft mit der Totung der Eltern einhergeht Die kolumbianischen Arten leiden auch am dortigen bewaffneten Konflikt was die Umsetzung von Schutzmassnahmen erschwert Die grosste Bedrohung stellt heute die fortschreitenden Vernichtung ihres Lebensraumes durch Waldrodungen dar Aufgrund ihrer Anpassungsfahigkeit an verschiedene Waldtypen sind sie jedoch weniger gefahrdet als andere amerikanische Primaten Angaben zum genauen Gefahrdungsgrad sind bei einigen Arten aufgrund des unklaren Verbreitungsgebietes kaum anzugeben Die IUCN listet vier Arten Brumback Grauhand Kolumbianischer und Anden Nachtaffe als gefahrdet vulnerable und zwei weitere Panama und Hernandez Camacho Nachtaffe unter zu wenig Daten vorhanden data deficient 4 Systematik BearbeitenDie Nachtaffen werden zu den Neuweltaffen Platyrrhini gerechnet manchmal findet sich fur die Familie die Bezeichnung Nyctipithecidae statt Aotidae Ihre Schwestergruppe sind entweder die Kapuzineraffen Cebidae oder das gemeinsame Taxon aus Kapuziner und Krallenaffen 5 Der wissenschaftliche Name ist aus der griechischen Vorsilbe a nicht und dem griechischen Wort otus des Ohres gebildet und bezieht sich auf die im Fell versteckten Ohren 6 Alle Population der Nachtaffen ahneln einander in ihrem Ausseren unterscheiden sich aber in der Chromosomenzahl Anhand der Farbung der Kehle wurden die Nachtaffen in zwei Gruppen eingeteilt eine urtumlichere Graukehl Gruppe deren Vertreter nordlich des Amazonas leben und eine Rotkehl Gruppe sudlich des Amazonas In alteren Systematiken wurden manchmal alle Tiere oder zumindest alle Graukehl und alle Rotkehl Nachtaffen zu jeweils einer Art zusammengefasst Vergleiche von jeweils 10 Markern aus der Kern DNA und der mitochondrialen DNA zeigten jedoch dass die Einteilung in eine Graukehl Gruppe und eine Rotkehl Gruppe nicht die tatsachlichen Verwandtschaftsverhaltnisse widerspiegelt Vielmehr lasst sich die Gattung in eine nordliche und eine sudliche Gruppe unterteilen 7 nordliche Gruppe Brumback Nachtaffe Aotus brumbacki Grauhand Nachtaffe Aotus griseimembra Kolumbianischer Nachtaffe Aotus lemurinus Anden Nachtaffe Aotus miconax Nancy Ma Nachtaffe Aotus nancymaae Ostlicher Graukehl Nachtaffe Aotus trivirgatus Spix Nachtaffe Aotus vociferans Panama Nachtaffe Aotus zonalis sudliche Gruppe Azara Nachtaffe Aotus azarae Bolivien Nachtaffe Aotus boliviensis Brasilianischer Nachtaffe Aotus infulatus Schwarzkopfiger Nachtaffe Aotus nigriceps Ausserdem wurde noch der Hernandez Camacho Nachtaffe Aotus jorgehernandezi beschrieben der bislang nur durch ein einziges in menschlicher Obhut gehaltenes Exemplar bekannt ist das aus dem Nationalpark Los Nevados stammen sollte Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Einzelnachweise Bearbeiten Zahlen nach Geissmann 2003 S 152 a b c K A Cawthon Lang Primate Factsheets Owl monkey Aotus Behavior Nowak 1999 S 552 Suche nach Aotidae in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN Abgerufen am 14 Dezember 2008 Geissmann 2003 S 134 Adrian A Barnett The Meanings of Cacajao and Uacari Folk Etymology in Neotropical Primate Taxonomy In Neotropical Primates 2009 S 147 152 doi 10 1896 1413 4705 12 3 147 englisch bioone org Antonio M G Martins Iracilda Sampaio Artur Silva Jean Boubli Tomas Hrbek Izeni Farias Manuel Ruiz Garcia Horacio Schneider Out of the shadows Multilocus systematics and biogeography of night monkeys suggest a Central Amazonian origin and a very recent widespread southeastward expansion in South America Molecular Phylogenetics and Evolution Februar 2022 107426 doi 10 1016 j ympev 2022 107426Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nachtaffen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien K A Cawthon Lang Primate Factsheets Owl monkey Aotus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachtaffen amp oldid 231156494