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Chilecebus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten aus der Gruppe der Neuweltaffen Der bisher einzige bekannte Fund besteht aus einem Schadel der im zentralen Chile aufgefunden wurde und in das Untere Miozan vor rund 20 Millionen Jahren datiert Es handelt sich um einen sehr kleinen Vertreter der Neuweltaffen der wohl tagaktiv lebte und sich pflanzenfressend ernahrte Auffallend ist auch das kleine dennoch komplex aufgebaute Gehirn das strukturell etwas von dem der heutigen Neuweltaffen abweicht Dadurch konnte anhand von Chilecebus in Verbindung mit anderen ausgestorbenen Primaten aufgezeigt werden dass die Gehirnentwicklung deutlich komplexer ablief als ursprunglich vermutet Die Gattung wurde im Jahr 1995 wissenschaftlich eingefuhrt Momentan ist eine Art Chilecebus carrascoensis anerkannt ChilecebusZeitliches AuftretenUnteres Miozan20 1 Mio JahreFundorteSudamerika Chile SystematikPrimaten Primates Trockennasenprimaten Haplorrhini Affen Anthropoidea Neuweltaffen Platyrrhini incertae sedisChilecebusWissenschaftlicher NameChilecebusFlynn Wyss Charrier amp Swisher 1995 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenChilecebus war ein kleiner Vertreter der Neuweltaffen Rekonstruktionen des Korpergewichts variieren je nach verwendeter Berechnungsmethodik und Bewertungsgrundlage zwischen 430 und 1870 g Dabei ist aber bezogen auf die Schadelproportionen ein Bereich zwischen 580 und 720 g als eher wahrscheinlich anzunehmen was in etwa dem Gewicht der heutigen Krallenaffen entspricht 1 Bekannt ist die Form bisher lediglich uber einen Schadel Dieser war flach gewolbt im Profil und kurz Er besass keinen ausgebildeten Scheitelkamm was typisch fur fruhe Neuweltaffen ist bei einigen fruhen afrikanischen Affen kommt ein solcher jedoch vor Die eiformige Orbita war relativ klein und mass rund 9 1 mm im Durchmesser Sie zeigte sich durch eine nach hinten verlangerte knocherne Scheidewand als mehr oder weniger geschlossen ein fur zahlreiche Trockennasenaffen kennzeichnendes Merkmal 2 Das Gebiss war leicht reduziert gegenuber der vollstandigen Bezahnung der Hoheren Saugetiere Die obere Zahnreihe setzte sich aus zwei Schneidezahnen einem Eckzahn drei Pramolaren und drei Molaren je Kieferhalfte zusammen das obere Gebiss bestand also aus insgesamt 18 Zahnen Die linke und rechte Zahnreihe bildeten zusammen ein V die nach hinten reichende Offnung reflektiert somit den sich weitenden Gaumen Die Schneidezahne waren gleich gross spatelformig und standen schrag nach vorn procumbent deutlicher als dies bei Homunculus der Fall war Der Eckzahn wies nur eine geringe Grosse auf was besonders augenscheinlich ist wenn man den bei Primaten haufig bestehenden Geschlechtsdimorphismus berucksichtigen wurde Ihn trennte ein sehr kurzes nur 1 mm weites Diastema vom hinteren Schneidezahn Die Zahnlucke ist markant kurzer als bei Homunculus Typisch fur Neuweltaffen besass Chilecebus einen zweiten Pramolaren P2 der der hinteren Zahnreihe voranstand Dieser verfugte uber nur einen grossen Hocker auf der Kauoberflache und war durch ein oder zwei Wurzeln mit dem Kiefer verankert Die beiden hinteren Vormahlzahne P3 und P4 waren deutlich grosser und wurden durch einen grossen Haupthocker Paraconus und einen kleinen Nebenhocker Protoconus charakterisiert Abweichend von Carlocebus und Soriacebus aber ubereinstimmend mit zahlreichen rezenten Neuweltaffen kam kein Hypoconus vor Die beiden Scherkanten vor und hinter dem Haupthocker Prepara und Postparacrista erreichten etwa die gleichen Ausmasse Die ersten beiden Mahlzahne M1 und M2 waren quadratisch im Umriss was sich von den eher rundlichen Zahnen bei Branisella abhebt Auf der Wangenseite uberragte am ersten Molar der Metaconus den Paraconus auf dem zweiten Molar zeigte sich das Verhaltnis umgekehrt Besonders auf dem ersten Molaren sass der Paraconus sehr weit vorgeruckt wodurch das Parastyl fehlte Der zungenseitige Hypoconus war gut entwickelt und deutlicher ausgepragt als bei Branisella Der letzte Molar zeigte sich deutlich kleiner und von ovaler Gestalt Das auffallendste Merkmal bestand hier in dem fehlenden Metaconus was Chilecebus unter anderem von Branisella Dolichocebus und Homunculus unterscheidet Allerdings kam an der hinteren steil abfallenden Scherkante des Paraconus eine kleine Schwellung vor die moglicherweise dem Metaconus entsprach Die Backenzahne waren insgesamt niederkronig brachyodont und nahmen von vorn nach hinten an Grosse zu Der vorderste Pramolar mass 1 75 mm in der Lange und 3 50 mm in der Breite die entsprechenden Masse des zweiten Molaren beliefen sich auf 3 00 und 4 55 mm Der letzte Molar war mit 2 41 mm Lange und 3 87 mm Breite wieder deutlich kleiner 2 Fossilfunde BearbeitenDer bisher einzige bekannte Fund von Chilecebus ein weitgehend vollstandiger Schadel ohne Unterkiefer wurde in der Abanico Formation entdeckt Die Abanico Formation liegt im zentralen Chile und erstreckt sich uber mehrere hundert Kilometer in Nord Sud Richtung parallel zur Hauptkette der Anden Sie erreicht eine Machtigkeit von 1000 bis 2000 m und setzt sich aus kontinentalen zumeist vulkanischen und pyroklastischen Ablagerungen zusammen Der Entstehungszeitraum der Gesteinseinheit reicht wahrscheinlich vom Palaogen bis zum fruhen Neogen Die Region war bereits von Charles Darwin wahrend seiner Reise mit der HMS Beagle in den 1830er Jahren aufgesucht worden bei der er in seinen Aufzeichnungen die aufgeschlossenen Gesteinseinheiten auch technisch benannte doch gab es uber die nachsten rund 150 Jahre keine Erkenntnis uber Fossilfunde aus der Abanico Formation Ein Wissenschaftlerteam geleitet von John J Flynn vom American Museum of Natural History entdeckte bei Kartierungsarbeiten im Jahr 1988 in der Umgebung von Termas del Flaco erste Saugetierreste Nachfolgende Arbeiten vor Ort fuhrten zur Aufdeckung von zwei reichhaltigen Fossilfundstellen die als Tapado Fauna und als Tinguiririca Fauna bekannt wurden und dem Eozan beziehungsweise dem Oligozan angehoren 3 4 5 Im Jahr 1994 wurde zwei jungere fossilfuhrende Bereiche an Aufschlussen entlang des Rio Las Lena rund 60 km nordlich von Termas del Flaco beobachtet Die Funde waren in einer harten Matrix aus vulkanischen Gesteinen eingebettet Insgesamt kamen rund 200 Objekte zu Tage die zumeist Nagetiere und Sudamerikanische Huftiere uberwiegend Typotheria umfassen darunter befand sich aber auch der Schadel von Chilecebus Direkt aus dem Gesteinsblock der auch den Primatenschadel enthielt liess sich mit Hilfe der Argon Argon Datierung ein Alterswert von rund 20 09 0 27 Millionen Jahren gewinnen Dies entspricht dem Abschnitt des Unteren Miozans lokalstratigraphisch Colhuehuapium 2 6 Palaobiologie BearbeitenDas Gehirnvolumen von Chilecebus wurde ursprunglich mit etwa 6 6 bis 7 5 cm angegeben Computertomographischen Untersuchungen konnten die Ausmasse genauer bestimmen Diesen zufolge betrug das Volumen schatzungsweise 7 86 cm was einem Gewicht von rund 7 96 g entsprache Bezogen auf ein vermutetes Korpergewicht von rund 600 g liegt der Enzephalisationsquotient bei rund 1 1 1 Dies ist niedriger als bei den meisten heutigen Neuweltaffen und ebenso der nicht homininen Altweltaffen im Grossenvergleich entspricht er in etwa dem der Koboldmakis Er ubertrifft aber den Wert einiger anderer fossiler Primaten so etwa von Aegyptopithecus einem Stammgruppenvertreter der Altweltaffen oder dem ursprunglicheren Proteopithecus Die computertomographischen Analysen ergaben einen relativ komplexen Aufbau des Gehirns von Chilecebus Es war in Aufsicht von ovaler Form mit einer Lange von 34 1 und einer maximalen Breite von 25 9 mm Das vordere Ende zeigte sich schmaler als das hintere In Seitenansicht war es flach und ahnelte so dem Gehirn des ebenfalls ausgestorbenen Neuweltaffen Dolichocebus Im Vergleich zu Aegyptopithecus wolbte sich der vordere Abschnitt nicht so stark auf generell war der untere Gehirnteil bei Chilecebus voluminoser als der obere wahrend dies bei Aegyptopithecus umgekehrt der Fall ist Die zentrale Langsfurche teilte das Grosshirn in zwei Halften Ausserdem war die markante Furchenbildung der Grosshirnrinde vorhanden Insgesamt liessen sich sieben Paare an Furchen ermitteln Die dadurch entstandenen einzelnen Gehirnregionen wiesen unterschiedliche Grossen auf da beispielsweise der Temporallappen etwa 40 der Seitenflache des Gehirns einnahm Erkennbar ist dies des Weiteren auch an den Bereichen fur den Sehsinn und den Geruchssinn Bezogen auf die Korpergrosse sind die Augenfenster von Chilecebus mit einem Durchmesser von 9 mm relativ klein Auch ist das Foramen opticum der Durchtrittspunkt des Sehnervs in den Canalis opticus vergleichsweise gering proportioniert es nimmt in etwa eine Flache von 1 57 mm ein Das Verhaltnis zwischen der Grosse der Augenfenster und der des Foramen opticum der sogenannte Foramen opticum Index oder OFI gibt Auskunft uber die Lichtsensibilitat eines Lebewesens da es die Anzahl der Photorezeptoren der Retina widerspiegelt die uber jeweils ein Ganglion miteinander verbunden sind In der Regel haben nachtaktive Affen grosse Augen und ein proportional kleineres Foramen opticum resultierend in einem niedrigen Foramen opticum Index und somit in einer hohen Anzahl an verbundenen Photorezeptoren Dies intensiviert die Lichtsensibilitat verringert aber gleichzeitig die Sehstarke Der Foramen opticum Index liegt absolut ausgedruckt dementsprechend zwischen 1 0 und 1 2 Bei den tagaktiven Affen deren Index von 1 2 bis 4 7 reicht ist es in der Regel umgekehrt kleinere Augen proportional grosseres Foramen opticum niedrigere Anzahl verbundener Photorezeptoren und damit geringe Lichtsensibilitat gegenuber hoher Sehkraft Fur Chilecebus kann ein Index von 2 4 angegeben werden was sich im Grossenbereich der tagaktiven Affen bewegt Allerdings besass Chilecebus im Vergleich zu heutigen tagaktiven Affen besonders kleine Augenfenster und damit ruckschliessend kleine Augen was wohl in eine geringere Sehstarke uberleitet Das Ergebnis ist ahnlich zu einigen Stammformen der Altweltraffen wie etwa Parapithecus oder Aegyptopithecus so dass angenommen werden kann dass dies der ursprungliche Zustand bei fruhen Primaten war Die hohe Sehstarke der tagaktiven Affen scheint sich demnach innerhalb der Alt und Neuweltaffen unabhangig entwickelt zu haben Die Auspragung des Geruchssinns lasst sich wiederum von der Grosse des Riechkolbens ein Fortsatz am Endhirn ableiten Tagaktive Affen mit ihrer verbesserten Sehkraft haben oftmals einen weniger entwickelten Geruchssinn und somit einen kleineren Riechkolben als nachtaktive Affen bei denen die Sensibilitat fur Geruche feiner definiert ist Der Riechkolben wies bei Chilecebus einen Durchmesser von etwas mehr als 3 mm auf und nahm ein Volumen von 11 1 mm ein er ist damit verhaltnismassig kleiner als bei anderen Trockennasenprimaten Dadurch lasst sich bei Chilecebus abweichend von den heutigen Affen keine negative Korrelation zwischen einem gering entwickelten Geruchs und einem besser ausgepragten Sehsinn oder umgekehrt ableiten Demnach formten sich wohl beide sensorischen Befahigungen innerhalb der Affen unabhangig voneinander heraus und stehen nicht unmittelbar in einem ursachlichen Zusammenhang Der Befund von Chilecebus und einigen anderen fruhen Primaten zeigt dass das Gehirn innerhalb der Ordnungsgruppe der Primaten nicht einheitlich an Volumen und Spezialisierung zunahm sondern die einzelnen Gehirnregionen sich eher mosaikartig veranderten 7 8 Die Struktur des Innenohrs ermoglicht es wiederum weitere Informationen uber die biologische Befahigung eines Lebewesens zu erhalten Die Weite und Orientierung der Bogengange lassen Ruckschlusse auf die Agilitat zu die Anzahl der Windungen der Horschnecke gibt Auskunft uber das Horvermogen Zu beidem liegen bisher nur wenige Untersuchungen bei Primaten vor Chilecebus besitzt 2 5 Windungen der Wert liegt innerhalb der Variationsbreite der Primaten er ist geringer als bei einigen Kapuzineraffen und Klammeraffen jedoch hoher als beim Fingertier Teilweise wird die Anzahl der Umdrehungen mit der Wahrnehmung bestimmter Frequenzbereiche oder einer verbesserten taktilen Wahrnehmung in Verbindung gebracht Die Bogengange sind bei Chilecebus eher generalisiert gebaut es ist daher moglich dass die Tiere weniger agil waren als es beispielsweise die heutigen Lowenaffchen oder die Buschelaffen sind Auch lasst sich fur Chilecebus eine schwinghangelnde oder schnell kletternde Fortbewegung ausschliessen Weitere Besonderheiten stellen der kurze aber breite vordere sowie der verlangerte hintere Bogengang bei Chilecebus dar was so bei Neuweltaffen nicht bekannt ist aber bei fruhen Altweltaffen vorkommt Auch die Lage der Bogengange zueinander und ihre Drehung sind bei Chilecebus anders gestaltet als bei bisher untersuchten rezenten Primaten Uber etwaige biologische Funktionen oder taxonomische Implikationen kann momentan aber nichts ausgesagt werden 9 10 11 Die geringe Korpergrosse das hervorstehende vordere Gebiss und die Ausstattung der niederkronigen Backenzahne mit voluminosen Hockern sprechen dafur dass sich Chilecebus wohl weitgehend pflanzen oder fruchtfressend ernahrte 2 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Neuweltaffen gemass der Long Lineage Hypothesis nach Silvestro et al 2019 12 Platyrrhini Perupithecus Szalatavus Lagonimico Canaanimico Pitheciidae Homunculus Carlocebus Callicebinae Xenotrichini Mazzonicebus Nuciruptor Soriacebus Pitheciinae Branisella Atelidae Mohanamico Chilecebus Solimoea Caipora Lagothrix Brachyteles Ateles Stirtonia Paralouatta Alouatta Cebidae Panamacebus Dolichocebus Patasola Neosaimiri Laventiana Saimiriinae Kilikaike Acrecebus Cebinae Callitrichidae Saguinini Micodon Leontopithecus Callimico Callitrichini Aotidae Tremacebus AotinaeVorlage Klade Wartung StyleInnere Systematik der Neuweltaffen gemass der Stem Platyrrhine Hypothesis nach Beck et al 2022 13 Platyrrhini Parvimico Perupithecus Branisella Homunculidae Dolichocebus Carlocebus Homunculus einschliesslich Kilikaike Canaanimico Soriacebus Mazzonicebus Tremacebus Panamacebus Chilecebus Pitheciidae Callicebinae Xenotrichini Protheropithecia Cebupithecia Nuciruptor Pitheciinae Atelidae Stirtonia Alouatta Lagothrix Brachyteles Ateles Aotidae Cebidae Neosaimiri Saimiriinae Acrecebus Cebinae Callitrichidae Mohanamico Lagonimico Saguinini Leontopithecus Callimico CallitrichiniVorlage Klade Wartung StyleChilecebus ist eine Gattung aus der Ordnung der Primaten Primates Innerhalb dieser gehort die Gattung zur Gruppe der Neuweltaffen Platyrrhini bei der es sich um uberwiegend baumlebende Affen der tropischen sowie subtropischen Bereiche Sud und Mittelamerikas handelt Die Neuweltaffen unterscheiden sich habituell von den Altweltaffen durch ihre verhaltnismassig breitere Nase ihre durchschnittlich geringere Korpergrosse und den generell ausgebildeten Schwanz Letzter ist bei einigen Formen als Greiforgan einsetzbar Es lassen sich mehrere Familien der Neuweltaffen unterscheiden die bedeutendsten finden sich in den Sakiaffen Pitheciidae den Klammerschwanzaffen Atelidae den Kapuzinerartigen Cebidae und den Krallenaffen Callitrichidae In der Regel werden die Sakiaffen als Schwestergruppe aller anderen Neuweltaffen angesehen was auch molekulargenetisch belegt wurde 14 15 16 Der alteste Fossilnachweis der Neuweltaffen datiert mit Perupithecus aus dem peruanischen Bereich des Amazonasbeckens in den Ubergang vom Eozan zum Oligozan vor rund 35 Millionen Jahren 17 Die genaue Stellung von Chilecebus innerhalb der Systematik der Neuweltaffen ist gegenwartig nicht eindeutig Als bemerkenswert kann die Mischung von modern erscheinenden und altertumlich wirkenden Merkmalen hervorgehoben werden Teilweise wird die Form als einer Stammgruppe der Neuweltaffen zugehorig angesehen die zahlreiche ausgestorbene Vertreter des Oligozans und des Miozans einschliesst und die unter Umstanden auch als eigenstandige Familie die Homunculidae eingestuft wird Diese geht auf Florentino Ameghino aus dem Jahr 1894 zuruck 18 bildet aber nach uberwiegender Meinung keine in sich geschlossene Einheit 19 20 Andere Autoren gruppieren Chilecebus wiederum mit den Kapuzinerartigen 21 22 23 oder mit den Klammerschwanzaffen und reihen die Gattung damit in die Linien der heutigen Arten ein 12 Die abweichenden Zuweisungen resultieren aus zwei konkurrierenden Hypothesen zur Phylogenese der Neuweltaffen Auf der einen Seite steht die Long Lineage Hypothesis oder auch Morphological Stasis Hypothesis nach welcher sich die ausgestorbenen miozanen Gattungen als ursprungliche Vertreter in die Kronengruppe der Neuweltaffen eingliedern lassen Auf der anderen Seite geht die Stem Platyrrhine Hypothesis oder auch Successive Radiations Hypothesis davon aus dass die urtumlichen Formen als Teil einer basalen Radiationsphase anzusehen sind Beide Ansichten werden gegenwartig kontrovers diskutiert 24 25 20 Die teilweise zur Untermauerung der jeweiligen Ansicht herangezogenen molekulargenetischen Untersuchungen an rezenten Neuweltaffen sind allerdings nicht eindeutig und variierend interpretierbar da sie auf unterschiedlichen Kalibrationsmodellen basieren Demnach setzen die Verfechter der Long Lineage Hypothesis die Aufspaltung der heutigen Neuweltaffen vor 29 bis 31 Millionen Jahren an 26 die der Stem Platyrrhine Hypothesis gehen von einer Auffacherung von vor rund 20 Millionen Jahren aus 27 Bezuglich der variierenden systematischen Zuweisung je nach phylogenetischem Modell bildet Chilecebus aber eine der wenigen Ausnahmen da in einer Studie aus dem Jahr 2019 auch einige Befurworter der Stem Platyrrhine Hypothesis die Form als Stammgruppenvertreter der Kapuzinerartigen einstufen 23 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Chilecebus wurde von einem Forscherteam um John J Flynn im Jahr 1995 vorgelegt und erschien in der Fachzeitschrift Nature Ihr liegt der bisher einzige Schadelfund aus der Abanico Formation im zentralen Chile zugrunde Exemplarnummer SGOPV 3213 Er wird im Museo Nacional de Historia Natural de Chile in Santiago de Chile aufbewahrt Der Gattungsname Chilecebus ist einerseits eine Referenz auf das Herkunftsland des Schadels andererseits findet der Zusatz cebus haufig Verwendung bei Neuweltaffen gleichzeitig ist es der Gattungsname der Ungehaubten Kapuziner Als einzige Art ist Chilecebus carrascoensis anerkannt Das Artepitheton bezieht sich auf Gabriel Carrasco ein Fossiliensammler der an den Feldforschungen von Flynn und seinem Team beteiligt war und den Primatenschadel entdeckt hatte 2 Das heutige Verbreitungsgebiet der Neuweltaffen umfasst das tropisch gepragte Sudamerika und reicht bis zum 29 sudlichen Breitengrad Der Fund von Chilecebus liegt bei rund 34 sudlicher Breite und damit ausserhalb des heutigen Vorkommens Er erganzt somit das Auftreten der fossilen bekannten Vertreter in sudlicher Richtung Weiter sudlich belegte Primatenfunde hier sind aus der Santa Cruz Formation in Patagonien belegt die aber etwas junger datieren Zudem erweitert er das Fundgebiet in westliche Richtung in den Bereich der heutigen Anden von wo zuvor keine Primatenfossilien uberliefert waren 2 Prinzipiell sind Nachweise von Neuweltaffen in der Andenregion selten Ein weiterer Fund stammt aus dem Jahr 2003 und betrifft ein Sprungbein welches am Rio Cisnes bei etwa 44 sudlicher Breite entdeckt worden war Seine genaue systematische Zuordnung ist aber unklar Mit einem Alter von gut 16 4 Millionen Jahren gehort er dem Mittleren Miozan an und ist somit etwas junger als der Schadel von Chilecebus 28 Literatur BearbeitenJohn J Flynn Andre R Wyss Reynaldo Charrier und Carl C Swisher An Early Miocene anthropoid skull from the Chilean Andes Nature 373 1995 S 603 607 doi 10 1038 373603a0 Xijun Ni John J Flynn Andre R Wyss und Chi Zhang Cranial endocast of a stem platyrrhine primate and ancestral brain conditions in anthropoids Science Advances 5 2019 S eaav7913 doi 10 1126 sciadv aav7913Einzelnachweise Bearbeiten a b Karen E Sears John A Finarelli John J Flynn und Andre R Wyss Estimating body mass in New World monkeys Platyrrhini Primates with a consideration of the Miocene platyrrhine Chilecebus carrascoensis American Museum Novitates 3617 2008 S 1 29 a b c d e f John J Flynn Andre R Wyss Reynaldo Charrier und Carl C Swisher III An Early Miocene anthropoid skull from the Chilean Andes Nature 373 1995 S 603 607 Andre R Wyss John J Flynn A Norell Carl C Swisher III Michael J Novacek Malcolm C McKenna und Reynaldo Charrier Paleogene Mammals from the Andes of Central Chile A Preliminary Taxonomic Biostratigraphic and Geochronologic Assessment American Museum Novitates 3098 1994 S 1 31 John J Flynn Raynaldo Charrier Darin A Croft Ralph Hitz und Andre R Wyss The Abanico Formation of the Chilean Andes an exceptional Eocene Miocene record of South American mammal evolution Journal of Vertebrate Paleontology 23 3 suppl 2003 S 50A John J Flynn Darin A Croft Ralph Hitz und Andre R Wyss The Talpado Fauna Casamayoran SALMA Abanico Formation Tinguiririca valley Central Chile Journal of Vertebrate Paleontology 25 3 suppl 2005 S 57A Darin A Croft Reynaldo Charrier John J Flynn und Andre R Wyss Recent additions to knowledge of Tertiary mammals from the Chilean Andes I Simposio Paleontologia en Chile Libro de Actas 2008 S 91 96 Richard F Kay und Christopher Kirk Osteological Evidence for the Evolution of Activity Pattern and Visual Acuity in Primates American Journal of Physical Anthropology 113 2000 S 235 262 Xijun Ni John J Flynn Andre R Wyss und Chi Zhang Cranial endocast of a stem platyrrhine primate and ancestral brain conditions in anthropoids Science Advances 5 2019 S eaav7913 doi 10 1126 sciadv aav7913 Xijun Ni John J Flynn und Andre R Wyss The bony labyrinth of the early platyrrhine primate Chilecebus Journal of Human Evolution 59 6 2010 S 595 607 Xijun Ni John J Flynn und Andre R Wyss Imaging the inner ear in fossil mammals High resolution CT virtual reconstructions Palaeontologie Electronica 15 2 2012 S 18A 1 Timothy M Ryan Mary T Silcox Alan Walker Xianyun Mao David R Begun Brenda R Benefit Philip D Gingerich Meike Kohler Laszlo Kordos Monte L McCrossin Salvador Moya Sola William J Sanders Erik R Seiffert Elwyn Simons Iyad S Zalmout und Fred Spoor Evolution of locomotion in Anthropoidea the semicircular canal evidence Proceedings of the Royal Society B 279 2012 S 3467 3475 a b Daniele Silvestro Marcelo F Tejedor Martha L Serrano Serrano Oriane Loiseau Victor Rossier Jonathan Rolland Alexander Zizka Sebastian Hohna Alexandre Antonelli und Nicolas Salamin Early Arrival and Climatically Linked Geographic Expansion of New World Monkeys from Tiny African Ancestors Systematic Biology 68 1 2019 S 78 92 Robin M D Beck Dorien de Vries Mareike C Janiak Ian B Goodhead und Jean P Boubli Total evidence phylogeny of platyrrhine primates and a comparison of undated and tip dating approaches Journal of Human Evolution 174 2023 S 103293 doi 10 1016 j jhevol 2022 103293 Horacio Schneider und Iracilda Sampaio The systematics and evolution of New World primates A review Molecular Phylogenetics and Evolution 82 2015 S 348 357 doi 10 1016 j ympev 2013 10 017 F Dumas und S Mazzoleni Neotropical primate evolution and phylogenetic reconstruction using chromosomal data Italian Journal of Zoology 84 1 2017 S 1 18 doi 10 1080 11250003 2016 1260655 Xiaoping Wang Burton K Lim Nelson Ting Jingyang Hu Yunpeng Liang Christian Roos und Li Yu Reconstructing the phylogeny of new world monkeys platyrrhini evidence from multiple non coding loci Current Zoology 2018 S 1 10 doi 10 1093 cz zoy072 Mariano Bond Marcelo F Tejedor Kenneth E Campbell Jr Laura Chornogubsky Nelson Novo und Francisco Goin Eocene primates of South America and the African origins of New World monkeys Nature 520 7548 2015 S 538 541 Florentino Ameghino Enumeration synoptique des especes de mammiferes fossiles des formations eocenes de Patagonia Buenos Aires 1894 S 1 196 S 9 11 und 102 2 Richard F Kay Biogeography in deep time What do phylogenetics geology and paleoclimate tell us about early platyrrhine evolution Molecular Phylogenetics and Evolution 82 2015 S 358 374 a b Laurent Marivaux Sylvain Adnet Ali J Altamirano Sierra Myriam Boivin Francois Pujos Anusha Ramdarshan Rodolfo Salas Gismondi Julia V Tejada Lara und Pierre Olivier Antoine Neotropics provide insights into the emergence of New World monkeys New dental evidence from the late Oligocene of Peruvian Amazonia Journal of Human Evolution 97 2016 S 159 175 Alfred L Rosenberger Evolutionary Morphology Platyrrhine Evolution and Systematics The Anatomical Record 294 2011 S 1955 1974 Marcelo F Tejedor Sistematica evolucion y paleobiogeografia de los primates Platyrrhini Revista del Museo de La Plata Seccion Zoologia 20 176 2013 S 20 39 a b Richard F Kay Lauren A Gonzales Wout Salenbien Jean Noel Martinez Siobhan B Cooke Luis Angel Valdivia Catherine Rigsby und Paul A Baker Parvimico materdei gen et sp nov A new platyrrhine from the Early Miocene of the Amazon Basin Peru Journal of Human Evolution 134 2019 S 102628 doi 10 1016 j jhevol 2019 05 016 Alfred L Rosenberger Platyrrhines PAUP parallelism and the Long Lineage Hypothesis A reply to Kay et al 2008 Journal of Human Evolution 59 2010 S 214 217 Jessica W Lynch Alfaro Liliana Cortes Ortiz Anthony Di Fiore und Jean P Boubli Comparative biogeography of Neotropical primates Molecular Phylogenetics and Evolution 82 2015 S 518 529 S Ivan Perez Marcelo F Tejedor Nelson M Novo und Leandro Aristide Divergence Times and the Evolutionary Radiation of New World Monkeys Platyrrhini Primates An Analysis of Fossil and Molecular Data PLoS ONE 8 6 2013 S e68029 doi 10 1371 journal pone 0068029 Jason A Hodgson Kirstin N Sterner Luke J Matthews Andrew S Burrell Rachana A Jani Ryan L Raaum Caro Beth Stewart und Todd R Disotell Successive radiations not stasis in the South American primate fauna PNAS 106 14 2009 S 5534 5539 Marcelo F Tejedor New fossil primate 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