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Das Palais Lichtenau ist ein klassizistisches Gebaude in der Potsdamer Behlertstrasse 31 Erbaut 1796 bis 1797 unter Konig Friedrich Wilhelm II in unmittelbarer Nahe des Neuen Gartens ist es aufgrund seiner Fassadengestaltung und der Qualitat der erhaltenen Innenraume ein herausragendes Denkmal fruhklassizistischer Architektur in Deutschland Die Urheberschaft fur den Bau ist zwischen Michael Philipp Boumann und Carl Gotthard Langhans umstritten Entgegen der Uberlieferung und der Namensgebung ist das Palais vermutlich nicht fur die Grafin Wilhelmine von Lichtenau erbaut und auch nicht von dieser bewohnt worden Das Palais Lichtenau von Osten 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Lage und Baubeschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraume 3 Architekturmotive und beteiligte Kunstler 4 Wurdigung 5 Weitere Nutzung und Restaurierungen 6 Trivia 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Unbekannter Kunstler Bildnis des Johann Friedrich Ritz verschollenDas Grundstuck des Burgers Jury auf dem sechs Jahre spater das Palais errichtet werden sollte wurde von Konig Friedrich Wilhelm II bereits im Mai 1790 erworben In dieser Zeit fanden mehrere Landkaufe im Zuge der Erweiterung des Neuen Gartens statt der entlang der Westgrenze damals zur Stadtseite hin mit einer Mauer vollstandig eingefriedet wurde Das am Sudende des Gartenareals liegende Jury sche Grundstuck blieb dabei ausserhalb des Parkgelandes und grenzt heute an die im Norden verlaufende und nach Sudosten abknickende Behlertstrasse bis an die Kreuzung Behlert Kurfurstenstrasse im Sudosten In der nordostlichen Grundstucksecke entstand ein Haus fur den Pachter der Behlertbrucke die an dieser Stelle den damals zwischen Bassinplatz und Heiligem See verlaufenden Behlertgraben uberspannte 1 Der westliche Teil des Grundstucks wurde dem Geheimen Kammerer Johann Friedrich Ritz 1755 1809 und seiner Gemahlin der spateren Grafin Lichtenau ubertragen Zudem kauften sie noch das westlich anschliessende Grundstuck des Referendars Feige hinzu Das von 1796 bis 1797 errichtete Palais entstand auf Kosten des Konigs Der Baubeginn erfolgte im Fruhsommer 1796 unter der Leitung Michael Philipp Boumanns Im Juni konnte das neu eingefriedete Grundstuck durch den Kauf eines sudlich anschliessenden Wiesenstucks nochmals erweitert werden Im September 1796 wurde der Dachstuhl fertiggestellt die Ausstattung der Innenraume zog sich bis zum Fruhjahr 1797 hin Zum Zeitpunkt des Einweihungsfestes am 25 September 1797 stand die Scheinehe des Kammerers Ritz mit der koniglichen Matresse kurz vor der bereits im April 1796 vom Konig geforderten Auflosung die mit der Ernennung zur Grafin verbunden war Daher stand auch die kunftige Gemahlin des Johann Friedrich Ritz die Schauspielerin Henriette Baranius im Zentrum der Feierlichkeiten Ob die Grafin Lichtenau uberhaupt an dieser Einweihung teilnahm ist nicht gesichert 2 Lage und Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Ausschnitt eines Plans von Potsdam um 1830 Das Palais Lichtenau und das Bruckenpachterhaus sind rot markiert Links unten ist ein Teil des Hollandischen Viertels zu sehen rechts oben der Heilige See Die Spandauer Str ist die heutige Friedrich Ebert Strasse Das Palais Lichtenau befand sich zur Zeit seiner Errichtung in einer nur sparlich bebauten Umgebung in der die Nauener in die Berliner Vorstadt uberging Der ehemals weitlaufige Garten im Suden des Hauses wich ab 1881 sukzessive der Umwidmung von Garten in Bauland Seine dem Neuen Garten zugewandte Nordfassade bildet vom etwa 750 Meter entfernten Marmorpalais aus die prospekthafte Ansicht eines vornehmen Landsitzes und erfullt so auch die Funktion eines optischen Pendants zum vier Kilometer nordlich des Marmorpalais gelegenen Schloss auf der Pfaueninsel Aussenbau Bearbeiten Das Palais Lichtenau hat ein Hauptgeschoss auf hohem Sockel und wird von einem machtigen Mansarddach bekront Die vier Fassaden sind differenziert ausgebildet Die direkt an die Behlertstrasse grenzende Nordostseite bildet die Hauptansicht des Hauses fur die Offentlichkeit und vom Neuen Garten aus Der neunachsigen Front ist ein dreiachsiger Mittelrisalit vorgelegt den ein Dreiecksgiebel mit segmentbogigem Relief abschliesst Das Giebelrelief wurde nach einem Entwurf Johann Gottfried Schadows von den Brudern Johann Christoph und Michael Christoph Wohler geschaffen Es zeigt Apollo umgeben von Herkules Nike Poseidon Ceres und Proserpina 3 Alle Fenster sind ohne vermittelnde Faschen oder andere rahmende Elemente direkt in die Wandflachen eingeschnitten Die drei Sockelgeschossfenster des Risalits sind als Halbkreisfenster in der dort gequaderten Wand ausgebildet wahrend die Fenster im glatten Sockel der Rucklagen eine annahernd quadratische Form aufweisen Zwischen Sockel und Hauptgeschoss verlauft ein breites mit kraftigem Zahnschnittfries versehenes und mit schlichten Rosetten besetztes Gurtgesims aus Sandstein welches das gesamte Gebaude umzieht und lediglich durch den Mittelrisalit wo es als Kordongesims weitergefuhrt wird und durch die Freitreppe auf der Gartenseite unterbrochen ist Im Hauptgeschoss haben die Fenster ein hochrechteckiges Format wobei die jeweils drei Offnungen der Rucklagen als Fensterturen ausgebildet sind Die glatte Wandflache schliesst zum Dach mit einem reich stuckierten Traufgesims aus Palmetten und Rosettenmotiven im Wechsel unter stilisierten Balkenkopfen ab Der umlaufende Stuckfries unter der Traufe wird wiederum durch den Risalit unterbrochen dessen Wandflache eine zarte Putzquaderung und drei aufgesetzte Fensterverdachungen auszeichnen Der Dreiecksgiebel ist wie das Traufgesims mit stilisierten Balkenkopfen versehen Den unteren Teil des Mansarddachs besetzen sechs axial angeordnet stehende Gauben mit geschweiftem Abschluss nbsp Ansicht von Norden vor der Sanierung 2008 nbsp Strassenseitiger Mittelrisalit 2013 nbsp Giebelrelief im Mittelrisalit 2013 nbsp Ansicht der Gartenseite von Sudosten 2012 nbsp Detail der gartenseitigen Freitreppe 2009Die nordwestliche Schmalseite erscheint wegen des nicht abgewalmten Dachs zweigeschossig und hat in allen Geschossen drei Fensterachsen In der mittleren Achse des Sockelgeschosses befindet sich ein Nebeneingang in einem kleinen Vorbau der im Hauptgeschoss als Altan dient Dessen Fenstertur ist mit einer profilierten Umrahmung mit Ohren und abschliessendem Gesims versehen Die Friese der Nordfassade umziehen auch hier das Gebaude wobei das Traufgesims des Hauptgeschosses an den Schmalseiten als Gurtgesims wirkt Den oberen Teil des Dachs mit flachem Lunettenfenster umrahmt ein mit Stuckprofilen angedeutetes Giebeldreieck An der Sudostseite wird diese Gliederung mit Variationen aufgenommen Hier ist uber dem ebenfalls dreiachsigen Sockelgeschoss die Wand des Hauptgeschosses wegen des dahinterliegenden Festsaals fensterlos wahrend sich das Dachgeschoss mit vier Fensterachsen in Richtung der Behlertbrucke und des Bruckenpachterhauses offnet In der mittleren Achse des Sockels befindet sich eine Tur zu der einige Stufen herabfuhren Auf der dem Garten zugewandten Sudwestseite erscheint die hier achtachsige Fassade zweigeschossig da hier ein breites vierfenstriges Zwerchhaus den grossten Teil des Unterdachs einnimmt Die mittleren vier Fensterachsen der Fassade sind leicht zuruckgesetzt und wie der strassenseitige Risalit mit einer zarten Putzquaderung versehen Alle Fensteroffnungen des Haupt und Mansardgeschosses besitzen ebenso wie die beiden mittleren Glasturen profilierte Umrahmungen mit Ohren im Hauptgeschoss werden sie zusatzlich von einem abschliessenden Gesims als Fensterverdachung bekront Das Zwerchhaus wird von einem flachen schlichten Giebeldreieck mit Akroterien abgeschlossen Mittig ist dem Baukorper des Palais eine geschwungene zweilaufige Freitreppe vorgelegt unter deren Podest zwei rundbogige Glasturen in das Sockelgeschoss fuhren Das Treppengelander ist ahnlich den Brustungen der Fensterturen in zuruckhaltenden Formen aus Metall gefertigt Innenraume Bearbeiten nbsp Hauptgeschossgrundriss des Palais Lichtenau Gartensaal Ovales Kabinett Festsaal RosenholzzimmerIm Inneren des Palais Lichtenau ist die Raumeinteilung des Hauptgeschosses erhalten geblieben Einige Innenraume besitzen noch ihre ausserordentlich qualitatvollen Originalfassungen Die beiden grossen Glasturen auf der Gartenseite fuhren von der Freitreppe direkt in den zentralen Gartensaal der im Norden in einen durch zwei Arkaden abgeteilten Korridor ubergeht Dieser Korridor durchzieht das Hauptgeschoss nach Westen und endet in der Fenstertur des kleinen Altans am Westgiebel wo sich auch das im 19 Jahrhundert eingefugte Haupttreppenhaus 4 befindet Beiderseits des Flurs befinden sich zwei Raume auf der Sud und drei auf der Nordseite Von dem mit einer illusionistischen Ausmalung versehenen Gartensaal aus gelangt man durch die Arkaden des Korridors deren erhaltene Deckenfassungen jeweils ein in feinen Grau Blau Schattierungen gemaltes Muschelmotiv zeigen in das strassenseitige sogenannte Rosenholzzimmer dessen Holzvertafelung vollstandig erhalten ist Ein Rahmenwerk aus Wurzelholzfurnier gliedert die Wandflachen und umfasst grosse aus einheimischen Holzern gefertigte Tafeln Die Supraporten bilden geschnitzte Gefassmotive mit Arabesken welche der Bildhauer Johann Christian Angermann schuf und die unter anderem auch bei der zeitgenossischen Wedgwood Keramik verwendet wurden Zwei gemalte Friese umrahmen die in Ocker Grau und Brauntonen gehaltene Kassettendecke In der Voute des Deckenansatzes gehen Ranken in ein Greifenmotiv uber wahrend der das Deckenfeld rahmende Fries Stabe mit stilisiertem Blattwerk und in den Ecken Rosetten zeigt Im Rosenholzzimmer ist ein Tonofen aus der Erbauungszeit erhalten geblieben der mit gotisierenden Formen verziert ist Im sich ostlich anschliessenden kleineren Zimmer ist unter neuzeitlichen Tapetenresten eine Wandfassung mit rechteckigen gerahmten Feldern und gemalten Thyrsosstaben erkennbar nbsp Gartensaal mit Arkaden nbsp Gartensaal ostliche Wand nbsp Gartensaal Bemalung der Gewolbe nbsp Rosenholzzimmer Supraporte nbsp Rosenholzzimmer gotisierender Ofen nbsp Raum ostlich des RosenholzzimmersAuf der Sudseite liegt sudostlich des Gartensaals das ebenfalls in seiner Raumfassung vollstandig bewahrte Ovale Kabinett Es wird von vier diagonal angeordneten nahezu raumhohen Rundbogennischen gegliedert Die zwischen den Nischen und den Tur und Fensteroffnungen verbleibenden Wandstreifen zeigen eine freie Variation des Thyrsosmotivs mit Dreifussstandern Figuren Portratmedaillons Perlenschnuren Akanthusblattern und bekronenden Zapfen Daruber erscheinen Konsolen mit eckigen Voluten und dazwischen jeweils ein Feston mit Rosette Die auf den querovalen Supraporten dargestellten Opferszenen erinnern an antike Reliefs oder Gemmen Ein neugotisches Kreuzblumenband schliesst die Wandflache zum leicht ausladenden Deckengesims ab Die Decke selbst ist mit einer spiralformigen Kassettierung bemalt Die Farbigkeit des Raums wird aus fein abgestimmten hellen Tonen sowie braunen Wandstreifen und tiefgrunen Wanden gebildet Der Dekorationsmaler Johann Carl Wilhelm Rosenberg 1737 1809 schuf die Wanddekorationen dieses Raums Der ostlich an das Ovale Kabinett grenzende Festsaal nimmt die gesamte Haustiefe auf der Sudostseite ein und besitzt je zwei Fenster auf der Nordost und Sudwestseite Der gesamte Raum ist spiegelsymmetrisch gegliedert An der westlichen Saalwand enden die garten und strassenseitigen Enfiladen mit zweiflugligen Turen in der Mitte dieser Wand fuhrt eine gleichartige Tur zur bauzeitlichen Wendeltreppe in der Verlangerung des Korridors Die gegenuberliegende Wand hinter dem Ostgiebel ist mit entsprechenden Turoffnungen versehen die dort aber lediglich Wandschranke verbergen Zwischen den Turen sind auf der West und Ostseite jeweils zwei halbrunde Nischen angeordnet In den Nischen der Sudostwand stehen Nachgusse der Skulpturen der sogenannten Lykomedestochter in denen der Nordwestwand befinden sich Kamine Die Wandflachen des Festsaals werden durch die leicht vorspringenden Wandstucke mit den darin befindlichen Nischen und die hellen Rahmungen dieser Nischen und der Supraporten gegliedert Die zuruckgesetzten Wandstreifen neben den Turoffnungen besitzen Thyrsosstabmotive die Supraporten zwei ubereinanderliegende Felder in Grisaillemalerei mit Arabesken unten und einer vermutlich nach Entwurfen des Hofmalers Christian Bernhard Rode ausgefuhrten Figurenszene daruber Ausserdem erscheinen auf den breiteren Wandflachen links und rechts der Fenster sowie zwischen denselben sechs Architektur und Landschaftsdarstellungen mit Motiven der Pfaueninsel in querovalen Medaillons Uber den Nischen befinden sich Felder mit Weinlaub und Traubenmotiven die sich um ein zentrales Gefass ranken Die Farbwirkung wird im Gegensatz zu der des benachbarten Ovalen Kabinetts durch lichte Gruntone auf weissem Grund bestimmt Fur die malerische Ausgestaltung des Festsaals zeichneten Bartolomeo Verona und Johann Carl Wilhelm Rosenberg verantwortlich 5 nbsp Ovales Kabinett raumhohe Wandnische nbsp Ovales Kabinett Supraporte und Decke nbsp Festsaal nordlicher Fensterpfeiler nbsp Wendeltreppe nbsp Gewolbter Raum im Souterrain nbsp Nebentreppe zum MansardgeschossDie gewolbten Raume des Sockelgeschosses dienten vermutlich wirtschaftlichen Zwecken wahrend die Zimmer des Mansardgeschosses wohl als Schlaf und Personalraume verwendet worden sind Eine schmale Nebentreppe erschliesst diese Etage vom Flur des Hauptgeschosses aus Fur eine herrschaftliche Nutzung zumindest eines Teils der Raume spricht die abweichend zur sonstigen architektonischen Gestaltung erfolgte grosszugige Offnung des Sudostgiebels mit vier Fensterachsen Architekturmotive und beteiligte Kunstler BearbeitenIm Bau des Palais Lichtenau treten mehrere Architekturmotive auf die zur Zeit seiner Entstehung neu waren oder zumindest in einem neuen Kontext verwendet worden sind Die Frage nach dem oder den Architekten ist nach wie vor nicht abschliessend geklart Es gilt als sicher dass neben Michael Philipp Daniel Boumann auch Carl Gotthard Langhans am Entwurf des Palais beteiligt war Langhans Anteil an der Planung ist aber umstritten Im Allgemeinen wird ihm vor allem die Ausgestaltung der Innenraume zugeschrieben Auch die Grafin Lichtenau soll wie schon bei anderen Bauvorhaben im Umfeld des Konigs ihren Geschmack eingebracht haben Von machtigen Mansarddachern gedeckte allerdings zweigeschossige Bauten mit ausgepragten Sockeln wurden bereits in den zwanziger Jahren des 18 Jahrhunderts zur Zeit Friedrich Wilhelms I beiderseits des Stadtkanals errichtet Diese fur Standespersonen gebauten Barockhauser mit schlichter Putzgliederung wandten ihren Haupteingang mit vorgelagerter Freitreppe allerdings demonstrativ der offentlichen Ansichtsseite zu Mit dem Haus Am Kanal 4a hat sich einer der wenigen charakteristischen Vertreter dieses Typus erhalten Tendenzen die Hauptfassade von einer die gleichmassige Reihung der Fenster unterbrechenden grosseren Turoffnung freizuhalten sind an mehreren unter Friedrich II in Potsdam errichteten Bauten erkennbar Neben den hofischen Bauten des Schlosses Sanssouci des Neuen Palais und der Neuen Kammern wo in der Vielzahl der Fensterturen kein Haupteingang besonders hervorgehoben ist hat sich in der Nachbarschaft des obengenannten Burgerhauses Am Kanal 3 das 1752 53 erbaute Kommandeurhaus der Garde du Corps von Knobelsdorff erhalten dessen Eingang sich nicht in der Hauptfassade befindet Trotz dieser wesentlich fruher errichteten Beispiele ist der Verzicht auf einen reprasentativen strassenseitigen Zugang des Palais Lichtenau eine neuartige Erscheinung in der burgerlich beeinflussten Architektur 6 Ebenfalls neuartig sind die konsequent den gesamten Baukorper umlaufenden Friese und Gesimse Das oben erwahnte Kommandeurhaus etwa besitzt keine irgendwie verzierten Seiten oder Ruckfassaden Die Herangehensweise den Schmuck eines Baukorpers allseitig zu begreifen war im Bereich burgerlicher stadtischer Bauten neu Eher deutet dieses Vorgehen auf Vorbilder landlicher Gutshauser hin die auch das bei diesen oft verwendete hohe Mansarddach erklaren wurde Nicht zuletzt ist die schlichte mehr durch ihre Proportionen als durch ornamentalen Schmuck wirkende Fassadengestaltung fur ihre Entstehungszeit ausgesprochen innovativ Vorbildhaft haben hier wohl Entwurfe David Gillys gewirkt auch ist dessen direkte Einflussnahme nicht ausgeschlossen 7 nbsp Theater am Schloss CharlottenburgVergleichbar mit der Gestaltung des Palais Lichtenau sind das von Langhans 1788 entworfene Theater am Schloss Charlottenburg und das 1793 1796 errichtete Potsdamer Schauspielhaus von Michael Philipp Daniel Boumann wobei auch hier eine Mitarbeit Langhans diskutiert wird Das Charlottenburger Theater besitzt einen breitgelagerten Baukorper mit Mansardwalmdach Die Gliederung ist hier mit Putznutung im Erdgeschoss und Lisenengliederung der Obergeschosse allerdings reicher als beim spateren Palais Lichtenau Die Hauptfassade des nicht mehr existierenden Potsdamer Schauspielhauses ist mit seinen glatt in die Wandflachen eingeschnittenen Tur und Fensteroffnungen sowie der zarten Putzquaderung des Erdgeschosses mit der des Palais Lichtenau vergleichbar Die Aufteilung der Innenraume hat einerseits ihre Vorbilder in markischen und oberschlesischen Gutshausern weist mit dem Ovalen Kabinett und den Boiserien des Rosenholzzimmers aber auch deutliche Parallelen zu Bauten Friedrich Wilhelms II auf Kostbar getafelte Raume in feingliedrigen fruhklassizistischen Formen wurden bereits im Marmorpalais und dem Schloss auf der Pfaueninsel realisiert wobei Wert auf die Verwendung vaterlandischer Holzer 8 gelegt wurde Einen Widerspruch zur Fassadengestaltung stellt die asymmetrische Lage des Rosenholzzimmers hinter dem Mittelrisalit dar Diese Inkonsequenz kann entweder die Folge spaterer Wunsche der Bauherrschaft oder ein Anzeichen dafur sein dass die Fassade dem Baukorper abstrakt als reprasentativer Blickfang vom Marmorpalais her vorgelegt wurde 9 Ovalraume wurden in freistehenden Parkbauten wie dem Belvedere in Charlottenburg von Carl Gotthard Langhans oder der Eremitage im Neuen Garten verwirklicht aber auch im sudlichen der von Boumann entworfenen Seitenflugel des Marmorpalais und im geplanten neugotischen Schloss auf dem Pfingstberg waren sie vorgesehen Insbesondere die gleichzeitig mit dem Palais erbaute Eremitage mit ihren in vier Figurennischen stehenden Abgussen der Lykomedestochter ist mit dem Ovalen Kabinett des Palais Lichtenau vergleichbar zumal die Beteiligung der Grafin Lichtenau an diesem in Abwesenheit des Konigs verwirklichten Vorhaben als gesichert gilt 10 Am Palais Lichtenau waren die auch fur andere konigliche Bauvorhaben tatigen Kunstler beteiligt Die Maler Christian Bernhard Rode Bartolomeo Verona und Johann Carl Wilhelm Rosenberg sowie der Bildhauer Johann Christian Angermann wurden bereits genannt Das erklart die Qualitat der Raumausstattungen und belegt den hohen Anspruch der Bauherren in Sichtweite zum Marmorpalais nicht nur einen reprasentativen Blickpunkt sondern auch ein stilistisch auf der Hohe der Zeit befindliches Gesamtkunstwerk zu schaffen Wurdigung BearbeitenDas von seiner Namensgeberin wahrscheinlich nie bewohnte Palais Lichtenau ist nicht nur im regionalen Umfeld ein herausragendes Beispiel des Fruhklassizismus Zehn Jahre nach dem Tod Friedrichs II der in seinem Einflussbereich bis zuletzt an Formen des Rokoko und Zopfstils festgehalten hatte war mit dem Palais Lichtenau und vergleichbaren Bauten der Anschluss an das internationale Architekturgeschehen wiederhergestellt Die in der Literatur stets als avantgardistische Bauten bezeichneten Hauser Salve Hospes von Peter Joseph Krahe 1805 und Vieweg von David Gilly 1802 1805 in Braunschweig entstanden erst sechs bis neun Jahre spater Gleichzeitig nahm das im Umfeld des adligen Baugeschehens entstandene Palais burgerliche Elemente vorweg 6 Die kunsthistorische Bedeutung fur Potsdam liegt ausserdem in der Tatsache begrundet dass sich aus der Zeit um 1800 nur noch wenige Bauten im Potsdamer Stadtgebiet erhaltenen haben Die Zahl der Hauser aus dieser Epoche war immer wesentlich geringer als die der friderizianischen Bauten und auch sie waren von spateren Umbauten und Kriegszerstorungen betroffen Umso hoher ist die Erhaltung qualitatvoller Raumfassungen dieser Zeit im Palais Lichtenau zu bewerten Weitere Nutzung und Restaurierungen Bearbeiten nbsp Sudlicher Fensterpfeiler im Festsaal mit Gemalde von Dankwart Kuhn von 1973Das Palais Lichtenau wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit als standesgemasses Wohnhaus des Kammerers Ritz errichtet Da die Grafin Lichtenau zur Zeit des Baubeginns in Italien weilte und den Sommer 1797 in Bad Pyrmont verbrachte kann sie nur die vom Herbst 1796 bis zum Fruhjahr 1797 erfolgte Innenausstattung des Hauses beeinflusst haben Die Zeit von ihrer Ruckkehr aus Pyrmont bis zum Tod des damals schon schwerkranken Konigs am 16 November 1797 verbrachte sie im auch als Damenhaus bezeichneten Kavalierhaus des Hollandischen Etablissements im Neuen Garten um moglichst in unmittelbarer Nahe des Konigs zu sein Nach dem Tod Friedrich Wilhelms II wurde sie von dessen Nachfolger des Hochverrats und der Unterschlagung beschuldigt und in Festungshaft genommen Ihr Vermogen wurde beschlagnahmt erst 1809 erhielt sie eine Entschadigung fur die Enteignung und 1811 schliesslich die Rehabilitation 11 Johann Friedrich Ritz liess 1798 1800 von Boumann fur sich und seine neue Gemahlin Henriette Baranius in der Berliner Strasse 136 ein neues Wohnhaus bauen das verandert erhalten und heute als Villa Ritz bekannt ist Auch dieser Bau besitzt auf der Gartenseite ein ovales Kabinett allerdings mit Stuckmarmorbekleidung 12 1801 verkaufte Ritz Grundstuck und Palais die danach von wechselnden Besitzern genutzt wurden 1927 kaufte es die Familie von Luttwitz Im Palais blieben bis 1945 funf Innenraume im Originalzustand erhalten Das Rosenholzzimmer wurde 1964 und 1970 der Festsaal 1973 restauriert Dabei ist eines der Gemalde mit Pfaueninselmotiven durch ein Bild des Malers Dankwart Kuhn ersetzt worden welches die benachbarte Gotische Bibliothek als romantische Ruine zeigt 13 Nutzte von 1945 bis 1955 die Rote Armee das Palais als Planungsburo 14 wurde es ab 1973 fur zehn Jahre Verwaltungsgebaude des VEB Spezialbau Potsdam 1988 1989 plante das Institut fur Denkmalpflege angesichts gravierender Schaden die Restaurierung des Palais nach deren Abschluss der Bau als Standesamt genutzt werden sollte 15 Das Palais war bis zum 2007 erfolgten Verkauf einige Male Spielstatte fur kleinere Auffuhrungen des Hans Otto Theaters Potsdam So feierte am 14 Januar 2005 Theodor Fontanes Frau Jenny Treibel mit Katharina Thalbach in der Titelrolle Premiere im Palais Lichtenau 16 Nach mehreren Jahren des Leerstands und der Insolvenz der Vorbesitzerin Viola Hallman 17 ist in dem Haus seit Abschluss von Restaurierungsarbeiten 2011 bis 2013 die Hautklinik der aktuellen Eigentumer untergebracht 18 Der Festsaal wird zudem als Veranstaltungsort genutzt Trivia BearbeitenIm DEFA Spielfilm Karbid und Sauerampfer aus dem Jahr 1963 stellte die Gartenfassade des Palais Lichtenau eine sowjetische Kommandantur dar Die Szenen in der zerstorten Dresdner Zigarettenfabrik wurden in der spater abgerissenen Kriegsruine des oben erwahnten Potsdamer Schauspielhauses gedreht Literatur BearbeitenHans Joachim Giersberg Das Potsdamer Burgerhaus um 1800 Potsdam 1965 Ingrid Bartmann Kompa u a Bau und Kunstdenkmale in Potsdam Berlin 1990 ISBN 3362004970 Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Das klassische Potsdam Frankfurt M 1991 ISBN 3549066481 Beate Schroedter Palais Ritz Lichtenau in Christoph Martin Vogtherr Hrsg Friedrich Wilhelm II und die Kunste Preussens Weg zum Klassizismus Ausstellung vom 20 Juli bis zum 14 September 1997 Orangerie und Marmorpalais im Neuen Garten Weisser Saal im Schloss Charlottenburg SPSG Berlin 1997 S 459 466 Paul Sigel Silke Dahmlow Frank Seehausen Lucas Elmenhorst Architekturfuhrer Potsdam Berlin 2006 ISBN 3 496 01325 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palais Lichtenau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09155742 in der Denkmaldatenbank des Landes BrandenburgEinzelnachweise Bearbeiten Das Haus Behlertstrasse 32 wurde nach Entwurfen A L Krugers errichtet und 1853 von Hesse zur Turmvilla umgebaut Von der ursprunglichen Fassade hat sich an der Behlertstrasse ein Figurenrelief J Chr Wohlers erhalten vgl Bartmann Kompa u a 1990 S 76 Schroedter 1997 S 459 460 Schroedter 1997 S 461 Uberreste einer ornamentierten Deckenvoute unter spateren Verkleidungen belegen die vor dem Einbau der Treppe vorhandene reprasentative Raumdekoration Schroedter 1997 S 462 463 a b Mielke 1991 S 99 Schroedter 1997 S 464 vgl Vogtherr 1997 S 358 Grundriss abgebildet in Sigel u a 2006 S 70 Mielke 1991 S 98 Schroedter 1997 S 465f Sigel u a 2006 S 87 Bartmann Kompa u a 1990 S 75f lt unbelegtem Eintrag bei potsdam wiki de Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive Schroedter 1997 S 466 Kulturinformationszentrum theater und literatur aktuell HOT Unterwegs Frau Jenny Treibel kommt ins Palais Lichtenau KIZ vom 14 Dezember 2004 abgerufen 21 Oktober 2013 Michael Erbach Palais Lichtenau an Hohenzollern verkauft In PNN 21 Dezember 2007 Guido Berg Laserzentrum im Palais Lichtenau In Potsdamer Neueste Nachrichten 4 Januar 2011 Liste von Burgen und Schlossern in Potsdam Schloss Babelsberg Krongut Bornstedt Cecilienhof Schloss Charlottenhof Schloss Kartzow Kleines Schloss Palais Lichtenau Schloss Lindstedt Marmorpalais Schloss Marquardt Neue Kammern Neues Palais Orangerieschloss Schloss Sacrow Sanssouci Gutshaus Satzkorn Stadtschloss Jagdschloss Stern Siehe auch Liste von Burgen Schlossern und Herrenhausern in Berlin und Brandenburg Potsdam 52 406117 13 065614 Koordinaten 52 24 22 N 13 3 56 2 O Normdaten Geografikum GND 4802262 7 lobid OGND AKS VIAF 238146978 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palais Lichtenau amp oldid 228825429