www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem Naturschutzgebiet Oberhagen nahe Warstein Weitere Bedeutungen siehe Oberhagen Begriffsklarung Der Oberhagen ist ein ca 14 ha grosses Naturschutzgebiet NSG im Osten der nordrhein westfalischen Stadt Warstein zwischen dem Stadtkern und dem Ortsteil Suttrop Es wurde 1985 und erneut 2005 von der Bezirksregierung Arnsberg per Verordnung als NSG ausgewiesen 1 Naturschutzgebiet Oberhagen IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaBlick auf das NSG Oberhagen vom Stadtberg WarsteinBlick auf das NSG Oberhagen vom Stadtberg WarsteinLage Warstein Nordrhein Westfalen DeutschlandFlache 14 haKennung SO 017WDPA ID 164892Geographische Lage 51 27 N 8 22 O 51 450486111111 8 3614888888889 Koordinaten 51 27 2 N 8 21 41 OOberhagen Nordrhein Westfalen Einrichtungsdatum 1985Verwaltung Untere Landschaftsbehorde des Kreises SoestDer Bereich Oberhagen ist grosstenteils mit Laub Mischwald hauptsachlich Stieleichen und Hainbuchen bewachsen Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Gebiet seit uber einhundert Jahren wegen seines grossen Vorkommens verschiedener geschutzter Pflanzenarten Hier ist besonders die Turkenbundlilie Lilium martagon zu nennen von der im Jahr 2006 uber 2000 Exemplare angetroffen wurden Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Bedeutung fur den Naturschutz 3 Geschichtliche Bedeutung 4 Gefahrdung 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Flachen des spateren Naturschutzgebiets Oberhagen Wald grun und der angrenzenden Magerwiese gelb Dem bewaldeten Naturschutzgebiet Oberhagen ist nordlich eine kleine Magerwiese vorgelagert die zwar nicht Bestandteil des Naturschutzgebietes ist dennoch als Biotop nach 62 Landschaftsgesetz NRW unter besonderem Schutz steht Durch den Oberhagen verlauft eine asphaltierte Strasse Sudlich der Strasse liegt der kleinere Teil ca 2 ha des Naturschutzgebietes von Laubwald bestanden In diesem Teil finden sich Spuren des historischen Bergbaus vor allem Pingen nbsp Zeichnung von R Roidken um 1720 30 links der Hohe SteinDer nordlich der Strasse liegende Teil des Oberhagens ist trotz seiner bescheidenen Ausmasse durch ein sehr abwechslungsreiches Landschaftsbild gepragt Neben dem flachen Laubwald zwischen der Steinbruch kante und den Tagesoffnungen der Grube Rom gibt es die recht steil nach Norden abfallenden Flachen die am Rand des Naturschutzgebietes in eine von Strauchern umstandene Wiese munden In der Nordwestecke liegt die auffallige Felsformation des Hohen Steins die sich schon auf den altesten zeichnerischen Darstellungen der Stadt Warstein findet Richtung Nordost zieht sich eine Mauer die den Oberhagen vom Gelande der ehemaligen Warsteiner Eisenhutte abgrenzt An der Nordostecke des Oberhagens entspringt die Treisequelle Von hier aus schliesst sich Richtung Osten der etwas abgelegenere Teil des Oberhagens an In einer kleinen Felswand ist eine Bunkertur zu erkennen die wohl zu einem Sprengstoffbunker der ostlich benachbarten ehemaligen Steinbruchbetriebe gehorte Ca 170 m westlich des NSG Oberhagen ist ein kleiner Bereich vom Kalksteinabbau verschont geblieben Dieser nur ca 1600 m grosse Bereich neuerdings Unterhagen genannt beherbergt eine ahnliche Pflanzenwelt wie der Oberhagen Besonderheiten sind hier grossere Vorkommen der Berberitze und ein Reliktvorkommen der Turkenbundlilie 2006 15 Exemplare Bedeutung fur den Naturschutz BearbeitenSchon vor uber einhundert Jahren wurde die besondere Bedeutung des kleinen Waldgebietes erkannt Vor allem der Warsteiner Heimatforscher Bernhard Wiemeyer beschaftigte sich intensiv mit Flora und Fauna des Oberhagens Ihm sind ausfuhrliche Beschreibungen des Oberhagens aus der Zeit um 1900 zu verdanken als der Oberhagen noch nicht vom Steinbruchbetrieb in Mitleidenschaft gezogen war Vor dem immer weiteren Ausgreifen des Steinabbaus am Rande der Warsteiner Innenstadt stiegen vom Tal des Flusschens Wester nebeneinander der bewaldete Oberhagen und eine grosse Kalk Magerwiese bis auf ein Niveau von ca 60 m uber dem Talgrund an Dieses Nebeneinander von Wiese und lichtem Hainbuchen Eichen Wald bedingte die Entwicklung einer reichen Krautschicht in den Ubergangsbereichen von Wald und Wiese Auch nach der fast vollstandigen Zerstorung der Magerwiese konnten sich charakteristische Pflanzenarten im Randbereich des Waldes erhalten sogar an den durch den Kalksteinabbau entstandenen neuen Waldrandern an der Bruchkante ausbreiten nbsp Aufgebluhte Turkenbundlilie im Oberhagen aufgenommen im Juni 2006Charakteristische Pflanzen des NSG Oberhagen Baume Stiel Eiche Quercus robur Hainbuche Carpinus betulus Trauben Eiche Quercus petraea Rotbuche Fagus sylvatica Esche Fraxinus excelsior Feld Ahorn Acer campestre Spitz Ahorn Acer platanoides Eberesche Sorbus aucuparia Rosskastanie Aesculus hippocastanum Straucher Gewohnlicher Schneeball Viburnum opulus Pfaffenhutchen Euonymus europaea Rote Heckenkirsche Lonicera xylosteum Schwarze Johannisbeere Ribes nigrum Zweigriffliger Weissdorn Crataegus laevigata Blutroter Hartriegel Cornus sanguinea Himbeere Rubus idaeus Schwarzer Holunder Sambucus nigra Efeu Hedera helix Stachelbeere Ribes uva crispa Eingriffeliger Weissdorn Crataegus monogyna Gemeine Hasel Corylus avellana Krautschicht Wald Bingelkraut Mercurialis perennis Wald Knauelgras Dactylis polygama Gefleckter Aronstab Arum maculatum Ahrige Teufelskralle Phyteuma spicatum Wald Veilchen Viola reichenbachiana Wald Habichtskraut Hieracium murorum Berg Goldnessel Lamium montanum Stendelwurzen Epipactis Quirl Weisswurz Polygonatum verticillatum RL 99 Vielblutige Weisswurz Polygonatum multiflorum Echte Nelkenwurz Geum urbanum Sanikel Sanicula europaea RL 99 Hain Rispengras Poa nemoralis Wald Erdbeere Fragaria vesca Waldmeister Galium odoratum Echtes Lungenkraut Pulmonaria officinalis Fruhlings Platterbse Lathyrus vernus RL 99 Mauerlattich Mycelis muralis Maiglockchen Convallaria majalis RL 99 Dreinervige Nabelmiere Moehringia trinervia Ruprechtskraut Geranium robertianum Fuchssches Greiskraut Senecio ovatus Knotige Braunwurz Scrophularia nodosa Giersch Aegopodium podagraria Riesen Barenklau Heracleum mantegazzianum Christophskraut Actaea spicata RL 99 Gelbes Windroschen Anemone ranunculoides RL 99 Grosses Hexenkraut Circaea lutetiana Buschwindroschen Anemone nemorosa Einbeere Paris quadrifolia RL 99 Wurmfarn Dryopteris filix mas Wald Segge Carex sylvatica Frauenfarn Athyrium filix femina Wald Ziest Stachys sylvatica Einblutiges Perlgras Melica uniflora Nickendes Perlgras Melica nutans RL 99 Berg Weidenroschen Epilobium montanum Waldgerste Hordelymus europaeus RL 99 Vogel Nestwurz Neottia nidus avis RL 99 Wald Schwingel Festuca altissima RL 99 Turkenbundlilie Lilium martagon RL Einen interessanten Extremstandort bilden die grossen Bereiche der ehemaligen Eisenerzgrube Rom mit ihren beiden grossen und sehr tiefen Pingen bzw Tagesoffnungen Hier finden sich verschiedene Farne und Moose die aber wegen der Unzuganglichkeit und Gefahrlichkeit des Wuchsortes bisher noch nicht naher untersucht worden sind Typisch ist hier der flachige Bewuchs mit dem Dornigen Schildfarn Polystichum aculeatum der sich hauptsachlich an den Pingenwanden findet aber in kleineren Bestanden auch am Rand der Pingen wachst Die von B Wiemeyer noch zu Beginn des 20 Jahrhunderts beschriebene interessante Fauna ist weitgehend verschwunden Wiemeyer nennt z B Feuersalamander und Schlingnatter Feuersalamander durften noch vorkommen die bei Wiemeyer noch erwahnte massenhafte Verbreitung von Salamander Larven in der Fassung der Treisequelle ist aber nicht mehr zu beobachten Seit einigen Jahren wird der Uhu an der stillgelegten Steinbruchwand des westlich angrenzenden Steinbruchs beobachtet Da der Uhu den Abbauplanen im Weg stand wurde versucht seinen Brutplatz umzusiedeln Im Jahr 2006 wurde daher keine Uhu Brut am angestammten Brutplatz beobachtet Den Ersatzbrutplatz hat der Uhu nicht angenommen Stattdessen brutete er erfolgreich 3 bis 4 Junge an einem aus Grunden seines Schutzes nicht veroffentlichten Platz in der Felswand Geschichtliche Bedeutung BearbeitenEs ist vor allem der Eisenerzbergbau im Bereich des Naturschutzgebietes Oberhagen und seiner direkten Umgebung der den Oberhagen in geschichtlicher Hinsicht interessant macht Im Jahr 1364 wurde Johann von Huckelheim mit einem Schmiedewerk belehnt Dabei durfte es sich mit Sicherheit um die erste urkundlich nachweisbare Eisenhutte im Raum Warstein gehandelt haben Alles spricht dafur dass sich diese erste Warsteiner Eisenhutte am Fusse des Oberhagens befand Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage nach den montanwirtschaftlichen Hintergrunden der spatmittelalterlichen Stadtgrundungen im nordlichen Sauerland Das 1242 vom Grafen von Arnsberg gegrundete Stadtchen Eversberg im Ruhrtal ostlich Meschede pragte eigene Munzen Feldarchaologische Beobachtungen haben erwiesen dass die materielle Grundlage der Eversberger Munzen wohl aus der direkten Umgebung stammt Nur wenige Kilometer von Eversberg entfernt fanden sich Spuren von Silberverhuttung Die Grundung Eversbergs gab Historikern aus verschiedenen Grunden bisher einige Ratsel auf sollte es einen konkreten wirtschaftlichen montanwirtschaftlichen Hintergrund dafur gegeben haben wurde das bereits ein wenig Klarheit uber die Motivation der Grafen von Arnsberg zur Stadtgrundung geben 1296 wurden nun Belecke Urkunde aus diesem Jahr liegt abschriftlich vor Warstein und Kallenhardt Grundungsdatum aus dem sicheren Belecker Datum zu erschliessen vom Kolner Erzbischof Siegfried von Westerburg mit Stadtrechten versehen Moglicherweise sind auch diese Stadterhebungen zu einem nicht geringen Teil montanwirtschaftlich motiviert gewesen Im Raum Belecke gibt es Vorkommen von Bleierz in der Umgebung Kallenhardts Eisenerz und Bleierz im Raum Warstein vor allem Eisenerz daneben aber auch Vorkommen von Kupfer und Blei Der Warsteiner Stadtberg auf dem im fruhen 14 Jahrhundert die Stadt Warstein errichtet wurde liegt auf der gegenuberliegenden Talseite bewacht geradezu das Gelande der ehemaligen Eisenhutte Eine geostete Karte von 1630 zeigt im Bereich Oberhagen einen Stolleneingang mit Turstockausbau Uber den Verhuttungsbetrieb der damit im Zusammenhang gestanden haben muss ist derzeit nichts Genaues bekannt 1739 wurde die Eisenhutte zu Suttrop von Matthias Gerhard von Hoesch gegrundet Auch diese Eisenhutte profitierte von dem hervorragenden Erz 40 bis 60 Eisen der so genannten Grube Rom im Oberhagen Im Naturschutzgebiet Oberhagen sind noch immer viele obertagige Spuren des historischen Bergbaus zu sehen Alte Wegfuhrungen zu den verfallenen Stollenmundlochern Pingen Schurfe vor allem aber die beiden grossen Tagesoffnungen der Grube Rom Untertagig sind noch Stollen und Schachte uber die grossen Tagesoffnungen erreichbar und illegalerweise befahrbar Besonders eindrucksvoll ist der wasserfuhrende Rom Stollen der das in der Grube austretende Wasser sammelt und abfuhrt Wasserlosungsstollen nbsp Grosse Pinge der aufgelassenen Eisenerzgrube Rom im NSG Oberhagen nbsp Karte von 1630 zu erkennen Der Bereich Oberhagen mit Stollenmundloch und Eisenhutte nbsp Abbaukammer der ehemaligen Grube Rom nbsp Sogenannter Rom Stollen zur Grubenentwasserung der ehemaligen Grube Rom Gefahrdung BearbeitenDer massive Steinabbau der Vergangenheit hat grosse Flachen des Naturschutzgebietes Oberhagen zerstort zugleich wurde aber auch ein seltener Lebensraum fur viele Tierarten geschaffen Dieser Steinabbau wurde durch gerichtliche Verfugung in den 1970er Jahren gestoppt nachdem es immer wieder zu gefahrlichem Steinflug durch Sprengungen in die sehr nah gelegene Wohnbebauung der Stadt Warstein gekommen war Nach Ende des Abbaus gab es Storungen vor allem durch Freizeitaktivitaten Vandalismus und illegale Mullablagerungen Seit einigen Jahren planen Stadt Warstein und private Investoren im ehemaligen Steinbruch ein Einkaufszentrum zu errichten In diesem Bereich sind fur die Zukunft weiterhin Verkehrsprojekte geplant Die Ortsumgehung der Stadt Warstein eine innerstadtische Strasse sowie die verlegte Gleistrasse der Industriebahn Die Verkehrsprojekte werden durch die Planung des Einkaufszentrums vor allem durch dessen Parkplatzflache bis direkt an die Wand des stillgelegten Steinbruchs verschoben Die ca 50 m hohe Wand stellt eine Gefahr dar da sich aus ihr immer wieder Steine losen und in das darunter liegende Gelande fallen Deshalb ist derzeit geplant die Wand durch Abflachung zu sichern Dadurch wurden an der Oberkante 30 bis 36 m in der Tiefe verlorengehen insgesamt soll eine Flache von ca 6 500 m abgebaut werden Dazu kommen weitere Eingriffe in den Wald im Rahmen des landschaftspflegerischen Begleitplans die an der neu entstandenen Kante einen Waldmantel entstehen lassen sollen und Auslichtungen des derzeit dichten Buchenwaldes vorsehen Die Gesamteingriffstiefe wird somit stellenweise fast 60 m betragen Gegen diese Bestrebungen hat sich im November 2005 die Initiative Oberhagen gegrundet Siehe auch BearbeitenListe der Naturschutzgebiete im Kreis SoestEinzelnachweise Bearbeiten Ordnungsbehordliche Verordnung zur Festsetzung des Naturschutzgebietes Oberhagen im Regierungsbezirk Arnsberg vom 27 Oktober 2005 PDF In Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Arnsberg 12 November 2005 S 407 410 abgerufen am 28 Dezember 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Naturschutzgebiet Oberhagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Naturschutzgebiet Oberhagen im Fachinformationssystem des Landesamtes fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein WestfalenNaturschutzgebiete in Warstein nbsp Naturschutzgebiet nbsp Arnsberger Wald Drewer Steinbruche Hamorsbruch und Quellbache Liethohle und Bachschwinden des Waschebaches Lormecketal Mohnetal Oberhagen Piusberg Wastertal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberhagen amp oldid 232416173