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Die Vielblutige Weisswurz Polygonatum multiflorum Syn Convallaria multiflora auch Vielblutiges Salomonssiegel Wald Weisswurz oder Wald Salomonssiegel genannt ist eine Pflanzenart die in die Familie der Spargelgewachse Asparagaceae gehort Umgangssprachlich wird sie oft nur Salomonssiegel genannt was jedoch wegen der Namensgleichheit mit dem ahnlichen aber viel selteneren Echten Salomonssiegel ungunstig ist Vielblutige WeisswurzVielblutige Weisswurz Polygonatum multiflorum SystematikMonokotyledonenOrdnung Spargelartige Asparagales Familie Spargelgewachse Asparagaceae Unterfamilie NolinoideaeGattung Weisswurzen Polygonatum Art Vielblutige WeisswurzWissenschaftlicher NamePolygonatum multiflorum L All Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung und Okologie 3 Giftigkeit und Verwendung 4 Mythologie 5 Geschichte 5 1 Quellen 5 2 Historische Abbildungen 6 Trivialnamen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Habitus nbsp Illustration der Vielblutigen Weisswurz Polygonatum multiflorum Die Vielblutige Weisswurz wachst als sommergrune ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 30 bis 60 100 Zentimetern Ihr aufrechter ubergebogener Stangel besitzt einen runden oder stumpfkantigen Querschnitt Dieser Geophyt bildet ein Rhizom als Uberdauerungsorgan Das auffallige weisse Rhizom daher der Name Weisswurz besitzt einen Durchmesser von etwa 5 bis 9 mm Es ist knotig verdickt griechisch poly fur viel und gony fur Knoten wobei die Knoten jeweils einem Jahreszuwachs entsprechen Sie entstehen als seitliche Verzweigungen aus der Achsel von schuppenformigen Niederblattern wahrend sich die Rhizomspitze jeweils in den aufrechten Blutenspross verlangert Das Rhizom stellt also ein Sympodium dar Es wurden bis zu 17 Jahresabschnitte hintereinander gezahlt Die scheibenformigen Vertiefungen auf der Oberseite der Knoten sind die Abnarbungsstellen der Blutensprosse Mit den zahlreichen Leitbundelnarben erinnern die Knoten an ein Siegel daher der Name Salomonssiegel Die wechselstandig und zweizeilig angeordneten Laubblatter sind sitzend oder kurz gestielt und einfach Die eiformige bis langlich elliptische Blattspreite ist am Grund verschmalert 5 bis 17 cm lang und 2 bis 7 5 cm breit 1 Die Blattoberseite ist dunkelgrun und die Blattunterseite graugrun bereift In den Blattachseln stehen traubige Blutenstande die jeweils drei bis funf Bluten enthalten 2 Die ungehaarten Stiele der Blutenstande sind 10 bis 12 mm und die der Bluten sind 6 bis 7 mm lang 1 Die hangenden und geruchlosen Bluten sind dreizahlig Die sechs gleichgestalteten Blutenhullblatter Perigon sind rohrig verwachsen weiss mit grunen Spitzen und 11 bis 15 bis 18 mm lang Die Staubblatter sind sparlich flaumig behaart Die Blutezeit reicht von Mai bis Juni Die dunkelblauen bis schwarzen Beeren sind bereift und besitzen einen Durchmesser von etwa 7 bis 9 mm 1 Die Fruchtreife erfolgt zwischen August und September Die Chromosomenzahl betragt 2n 18 20 28 oder 30 3 Bilder nbsp Bluten in Nahaufnahme sie stehen bei dieser Art immer zu mehreren in den Blattachseln multiflorum vielblutig nbsp Unreife Fruchte im Juni nbsp Reife Fruchte im SeptemberVerbreitung und Okologie BearbeitenDie Vielblutige Weisswurz ist in den gemassigten Klimazonen Eurasiens und Nordamerikas weit verbreitet 1 Man findet die Art recht haufig in krautreichen Buchen Eichen und Nadel Mischwaldgesellschaften Sie liebt lockere basenreiche oft kalkhaltige Lehmboden in schattiger Lage Nach Ellenberg ist sie intermediar kontinental verbreitet ein Frischezeiger massig stickstoffreiche Standorte anzeigend und eine Charakterart der Edellaub Mischwalder pflanzensoziologische Ordnung Fagetalia sylvaticae In den Allgauer Alpen steigt sie im Tiroler Teil bei Elbigenalp bis uber 1000 Metern Meereshohe auf 4 Die Vielblutige Weisswurz ist ein Geophyt Die Bluten sind homogame Glockenblumen mit klebrigem Pollen Der Nektar ist nur von langrusseligen Hummeln erreichbar oder von Schmetterlingen die aber nur selten die Bluten aufsuchen Selbstbestaubung ist haufig Die Fruchte sind giftige Beeren die widerlich suss schmecken Es findet Verdauungsausbreitung statt Vegetative Vermehrung erfolgt durch Verzweigung des Rhizoms Die Vielblutige Weisswurz ist die Wirtspflanze der Salomonssiegel Blattwespe deren Larven im Fruhjahr die Blatter Bluten und Fruchtanlagen der Pflanze stark befressen konnen Giftigkeit und Verwendung BearbeitenAlle Pflanzenteile sind giftig vor allem die Beeren sie enthalten Saponine und andere Giftstoffe Altere Angaben uber das Vorkommen von herzwirksamen Herzglykosiden wurden nicht bestatigt Es sind steroidale Saponine und Flavonoide enthalten Sie werden zur Wundheilung eingesetzt besonders aufgrund der antibakteriellen Wirkung Die Droge wird auch wegen ihrer schleimlosenden Wirkung verwendet 1 Mythologie Bearbeiten nbsp Rhizome und WurzelnDen Arten der Gattung Polygonatum wurden fruher geheimnisvolle Krafte nachgesagt Nach der Signaturenlehre galten sie als Mittel gegen Huhneraugen Nach der Sage ist das Rhizom die geheimnisvolle Springwurz die nur der Specht zu finden weiss und bei deren Besitz sich verschlossene Turen durch Zauberschlag offnen und verborgene Quellen entdecken lassen 5 Sie kommt in Grimms Deutsche Sagen Nr 9 Die Springwurzel vor bei Bechstein Nr 284 Koterberg und in Bechsteins Marchen Die Hexe und die Konigskinder und Die goldene Schaferei Auch der biblisch nicht belegte Siegelring des Konigs Salomo spielt eine Rolle als Symbol von Zauberpraktiken Der Schwarzspecht ist ein Krautermann Kennt manches Zauberkraut im Tann Das im Verborgnen spriesset Er halt ob einer Wurzel Wacht Die alle Schlosser springen macht Und jede Tur erschliesset Rudolf Baumbach Geschichte BearbeitenIm 15 und 16 Jh wurde der Name Weisswurz moglicherweise sowohl fur die Vielblutige Weisswurz Polygonatum multiflorum und fur den Diptam Dictamnus albus verwendet Beispiele aus einer Nurnberger Rezeptsammlung aus dem Jahr 1474 Heidelberg Cpg 545 Blatt 51v fur wetag der zend 6 Nim diptanum weiss wurcz 7 Blatt 70v Item fur die heffmutter oder permutter 8 Nym lorper wurcz vnd weydwurcz 9 rocken muter gepuluert vnd yn wein getruncken warm 10 Blatt 75v Das antzlucz ſchon zu machen Item Nym pan plued waſſer weiss liligen waſſer roſen waſſer geleich vnd nym aram vnd weisswurcz vnd ſtoess ſie wol ynn eim morſer vnd Nym den ſaft thu die waſſer vnd ſaft zu ſam vnd nym Canffer vnd zerstoess den klein vnd thue yn dar zu vnd brenne es ander weit auf dem bren hut Das lauter werd behalcz ym glas verdeckt vnd waſch dich do mit ſo gewinſt ein zirlich ſchon vel vntter den augen vnd es vertreibt mail vnd rufuss 11 In den Mainzer Krauterbuchern Gart der Gesundheit 1485 und Hortus sanitatis 1491 wurde dem Kapitel Diptam eine Abbildung der Vielblutigen Weisswurz vorangestellt Im Mainzer Herbarius moguntinus 1484 dagegen wurde das Kapitel Diptamus durch eine abstrahierte Abbildung illustriert die mehr die Wesenszuge des Diptam als diejenigen der Vielblutigen Weisswurz zeigte 1500 schrieb Hieronymus Brunschwig in seinem Kleinen Destillierbuch uber die Doppelverwendung des Namens Weisswurtz Wyss wurtz 12 waſſer das krut von den latiniſchen ſigillum ſalomonis vnd von den tutſchen wyss wurtz genant doch ſo wurt offt wyſſer diptam vmb ſyner wyſſen wurtzeln willen ouch von den tutſchen wyss wurtz genant das iſt aber falſch Nachdem Hieronymus Bock 1539 eine kleine schmalblattrige Weisswurtz Art erwahnt hatte lieferte Leonhart Fuchs 1543 in seinem New Kreuterbuch eine eindeutige botanische Unterscheidung der Weisswurzarten Vielblutige Weisswurz Polygonatum multiflorum und Quirlblattrige Weisswurz Polygonatum verticillatum Quellen Bearbeiten Antike Dioskurides 1 Jh 13 Galen 2 Jh 14 Lateinisches Mittelalter Herbarius moguntinus 1484 15 Gart der Gesundheit 1485 16 Hortus sanitatis 1491 17 Hieronymus Brunschwig 1500 18 Neuzeit Otto Brunfels 1532 19 Hieronymus Bock 1539 20 Leonhart Fuchs 1543 21 Philipp Lorenz Geiger 1830 22 Wolfgang Schneider 1974 23 Historische Abbildungen Bearbeiten nbsp Wiener Dioskurides 6 Jahrhundert Polygonaton nbsp Herbarius moguntinus 1484 Diptam nbsp Gart der Gesundheit 1485 Diptamum nbsp Hortus sanitatis 1491 Diptamum nbsp Hortus sanitatis 1491 Elleborus albus nbsp Otto Brunfels 1532 Weisswurtz nbsp Leonhart Fuchs 1543 Weisswurtz nbsp Leonhart Fuchs 1543 Schmale Weisswurtz nbsp Hieronymus Bock 1546 Weisswurtz und Klein WeisswurtzTrivialnamen BearbeitenFur die Vielblutige Weisswurz bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Agestenangchrut St Gallen bei Werdenberg Blutwurz Augsburg Geisseblatt Schweiz Hangdslelgen Siebenburgen Jungfernschon Schweiz Leitarlichrut St Gallen am Oberrhein Blutte Jungfrau Schweiz Nackte Jungfrau Schweiz Wille Maiblaume Gottingen Weisse Nilgen Eifel bei Nurnburg Schlangenbeere Bern Warzachrut St Gallen und Weisswurz 24 Literatur BearbeitenS I Ali Polygonatum in der Flora of Pakistan Polygonatum multiflorum OnlineWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Vielblutige Weisswurz Album mit Bildern Videos und Audiodateien Vielblutige Weisswurz FloraWeb de Vielblutige Weisswurz In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Polygonatum multiflorum L All Karte zur Verbreitung in der Schweiz In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hulten Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Datenblatt Botanik im Bild Flora von Osterreich Online Literatur zu Polygonatum multiflorum in den Kew Bibliographic Databases englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e S I Ali Polygonatum in der Flora of Pakistan Polygonatum multiflorum Online Datenblatt Botanik im Bild Flora von Osterreich Online Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 136 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Eching 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 335 Ruprecht Dull amp Herfried Kutzelnigg Botanisch okologisches Taschenlexikon Quelle amp Meyer Heidelberg Wiesbaden 1988 3 Aufl S 266f ISBN 3 494 01177 X Zahnweh Cpg 545 Blatt 51v Digitalisat Schmerzen im Unterleib Weisswurz Cpg 545 Blatt 70v Digitalisat Cpg 545 Blatt 75v Digitalisat Vielblutige Weisswurz Dioskurides 1 Jh De materia medica Buch IV Kapitel 6 Polygonaton nach Berendes 1902 S 369 Digitalisat Galen 2 Jh De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus Buch VIII Kapitel XVI 28 Polygonatum Ausgabe Kuhn 1826 Band XII S 106 Digitalisat Herbarius moguntinus Mainz 1484 Kapitel 50 Diptamus Diptam Digitalisat Gart der Gesundheit Mainz 1485 Kapitel 146 Dyptamnum dyptan mit einer Abbildung von Polygonatum multiflorum Digitalisat Hortus sanitatis Mainz 1491 Teil I Kapitel 157 Diptamum mit einer Abbildung von Polygonatum multiflorum Digitalisat Kapitel 164 Elleborus albus Digitalisat Hieronymus Brunschwig Kleines Destillierbuch Strassburg 1500 Blatt 116v Digitalisat Otto Brunfels Kreuterbuch Strassburg 1532 S 217 Digitalisat Hieronymus Bock Kreuterbuch Strassburg 1539 Teil I Kapitel 132 Digitalisat Leonhart Fuchs New Kreuterbuch Basel 1543 Kapitel 223 Digitalisat Philipp Lorenz Geiger Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen amp zum Selbstunterrichte fur Arzte Apotheker amp Droguisten Wolters Stuttgart 2 Band 1 Halfte 1830 S 714 715 Convallaria polygonatum Digitalisat Wolfgang Schneider Lexikon zur Arzneimittelgeschichte Sachworterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik Chemie Mineralogie Pharmakologie Zoologie Govi Verlag Frankfurt a M Band 5 3 1974 S 99 100 Polygonatum Digitalisat Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 Seite 108 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vielblutige Weisswurz amp oldid 235156897