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Das Nilmosaik von Palestrina auch bekannt als Barberinisches Mosaik ist ein 5 85 4 31 m grosses antikes Bildmosaik aus dem Heiligtum der Fortuna Primigenia in Praeneste dem heutigen Palestrina und ist die am besten erhaltene und bedeutendste antike Nillandschaft Eine aus Fragmenten rekonstruierte Fassung befindet sich im Museo Nazionale Prenestino dem ehemaligen Palazzo Barberini Colonna Ein Segment befindet sich in der Antikensammlung in Berlin 1 Nilmosaik von Palestrina Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Datierung 1 1 Lage 1 2 Heiligtum oder Forum 2 Fundgeschichte 3 Beschreibung 3 1 Segment 1 3 2 Segment 2 3 3 Segment 3 3 4 Segment 4 3 5 Segment 5 3 6 Segment 6 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Datierung BearbeitenLage Bearbeiten nbsp Unterer Komplex des HeiligtumsDas Nilmosaik befand sich ursprunglich in einer Apsis eines Hallenbaus der Teil des sogenannten unteren Komplexes des Heiligtums der Fortuna Primigenia war Diese Apsis war 6 87 m breit 4 35 m tief und etwa 10 m hoch Sie schloss unmittelbar an den dort anstehenden Fels an Wegen der Porositat des Gesteins wird davon ausgegangen dass Wasser aus dem Fels drang und das Mosaik mit einer dunnen Schicht Wasser bedeckte Moglicherweise befanden sich Fassungen in den drei den Apsisbogen durchbrechenden Nischen die jede etwa 80 cm tief und 90 cm breit sind Es handelt sich also um eine Grottennymphaum Die Halle selbst war 22 m lang 14 m breit und mindestens 14 m hoch Unter ihrem Boden befand sich das Aerarium von Praeneste Auf der linken Seite der Halle befand sich ein Durchgang zu einem grosseren moglicherweise uberdachten mindestens zweistockigen Bauwerk das durch mehrere Saulenreihen gegliedert war Links an diese Saulenhalle anschliessend befindet sich ein weiteres Grottennymphaeum dessen Boden mit einem weiteren Mosaik geschmuckt war das sich zum Teil noch an Ort und Stelle befindet das sogenannte Fischmosaik von Palestrina Vor der Saulenhalle befand sich ein Tempel von dem einige Reste sich noch unter der Kirche San Agapito befinden Welcher Gottheit der Tempel gewidmet war ist unbekannt Heiligtum oder Forum Bearbeiten Die Interpretation und Datierung des Nilmosaiks ist ebenso umstritten wie die Funktion des ganzen Baukomplexes 2 Ende des 19 Jahrhunderts vertrat Orazio Marucchi in mehreren Publikationen 3 die Ansicht es handele sich bei dem Komplex um das eigentliche Heiligtum der Fortuna wobei er sich auf eine Beschreibung des Heiligtums bei Cicero stutzt 4 Dementsprechend wurde die Saulenhalle als Area sacra oder Tempelvorhof identifiziert das Nymphaum mit dem Fischmosaik galt als der Fundort der sortes Praenestinae der Lose denen das Heiligtum seinen Ruf als Orakelstatte verdankte und das Gebaude mit der Apsis war das Aedes Fortunae das eigentliche Heiligtum der Fortuna Das Vorhandensein der beiden Mosaike schien die Annahme zu stutzen da in der Naturgeschichte des Plinius erwahnt wird dass Sulla dem Heiligtum der Fortuna in Praeneste einen lithostrotos also einen steinernen Bodenbelag gestiftet habe Lithostrota coeptavere iam sub Sulla parvolis certe crustis exstat hodieque quod in Fortunae delubro Praeneste fecit 5 Lithostrota kamen schon zu Sullas Zeit in Verbreitung Jedenfalls existiert noch heute ein aus kleinen Marmorstucken bestehender solcher Belag den Sulla im Heiligtum der Fortuna in Praeneste hatte anbringen lassen Dieser Argumentation bediente sich insbesondere Richard Delbrueck 6 Ob nun unter lithostrotos griechisch li8ostrwtos ein grossformatiges Mosaikbild verstanden werden kann erscheint nicht sicher Fur Bildmosaiken gab es im Griechischen spezifisch die Bezeichnung Emblema ἔmblhma das Eingesetzte von dem sich das Wort Emblem herleitet Die Wortbedeutung kam daher dass Bildmosaike in einer Kastenform aufgebaut und dann mit dem Kasten in einer grosseren einfacher gestalteten Bodenflache eingelassen wurden Die Romer dagegen bezeichneten Bildmosaike spezifisch als opus vermiculatum Fundgeschichte BearbeitenWann das Mosaik gefunden wurde ist nicht genau bekannt Es wird 1607 in einer Beschreibung des Bistums Palestrina erstmals erwahnt 7 aus der hervorgeht dass es moglicherweise schon 1588 entdeckt wurde Bekannt wurde es 1614 durch Federico Cesi den Begrunder der Accademia dei Lincei der wiederum den Kardinal Francesco Barberini auf die Bedeutung des Fundes aufmerksam machte Die Barberini waren zu dieser Zeit die Herren von Palestrina Der Kardinalnepot des 1623 als Urban VIII zum Papst gewahlten Maffeo Barberini liess das Mosaik zwischen 1624 und 1626 in Segmente zerlegen und nach Rom bringen Das Mosaik ging dort in den Besitz von Lorenzo Malagotti uber Kardinalstaatssekretar und ebenfalls ein Onkel von Francesco Barberini Durch Malagotti gelangte das Segment mit der Pergola 1628 als Staatsgeschenk an Ferdinand II Medici Grossherzog der Toskana und uber mehrere weitere Besitzer schliesslich in die Antikensammlung in Berlin Nachdem Francesco Barberini 1627 Direktor der Biblioteca Apostolica Vaticana geworden war ging das Mosaik wieder in seine Verfugung uber Durch Battista Calandra dem bedeutendsten Mosaikkunstler der Zeit liess Kardinal Barberini das Mosaik restaurieren und die Segmente zu einer Gesamtkomposition verbinden welche die existierenden Lucken schloss Das Segment mit der Pergola wurde durch eine Kopie ersetzt Diese restaurierte Form entspricht im Wesentlichen der heute bekannten 8 Das Mosaik war inzwischen beruhmt und die Burger von Palestrina verlangten seine Ruckfuhrung 1640 veranlasste Kardinal Barberini die Uberfuhrung in den Palazzo Colonna Barberini in Palestrina Durch unsachgemasse Lagerung beim Transport nahm das Mosaik allerdings erheblichen Schaden Die Kisten waren verkehrt herum gelagert worden mit der Bildseite nach unten sodass sich die Bildsteine bei der Fahrt auf holprigen Wegen aus dem Verbund losten weshalb das Mosaik nach der Ankunft in Palestrina erneut restauriert werden musste 9 Beschreibung Bearbeiten nbsp Originale Segmente farbig entsprechend den Kopien von Dal Pozzo Durch diese wechselhaften Schicksale bestunde heute eine grosse Unsicherheit zu welchem Teil der aufgefundene Bestand erhalten ist und welche Teile der erhaltenen Teile original sind hatte nicht vor 1640 vermutlich schon 1626 der Gelehrte Cassiano Dal Pozzo durch einen Maler wahrscheinlich Vincenzo Vanenti Aquarelle der Segmente in ihrem damaligen Zustand anfertigen lassen Diese Aquarelle wurden von Helen Whitehouse in den 1970er Jahren in der Royal Collection in Windsor Castle entdeckt und publiziert 10 Diese Aquarelle zeigen dass der damals vorhandene Bestand bis auf ein kleines Fragment erhalten ist Zudem konnten bei der letzten Restaurierung durch Salvatore Aurigemma anhand der Ruckseite des Mosaiks die antiken Teile grossenteils bestimmt werden Inwieweit allerdings die gegenwartige Anordnung der Segmente der ursprunglichen Anordnung entspricht daruber besteht weiter Unklarheit Auch ist es nicht klar wie gross der verlorene Teil des antiken Zustandes ist Da die Abmessungen des Fundortes mit 6 78 4 35 deutlich breiter sind und zudem noch Ausbuchtungen im Apsisbogen aufweisen konnte es sein dass in der Breite fast ein Meter des antiken Bildes verloren ist Die folgenden Abschnitte enthalten eine Beschreibung der einzelnen Segmente Die Nummerierung entspricht der von Helen Whitehouse verwendeten die auch der Nummerierung der Dal Pozzo Kopien entspricht Ausnahmen sind die Segmente 20 und 21 die von Paul Meyboom als Bestandteile des originalen Mosaiks identifiziert wurden Segment 1 Bearbeiten nbsp Segment 1 Kopie von Dal Pozzo nbsp Riesenschlange frisst einen Vogel Detail aus Segment 1a nbsp Python sebae frisst einen Vogel Illustration aus Brehms Thierleben nbsp Onokentauros Segment 1b nbsp Paarung von Wolf und Gepard Illustration zu Oppians Kynegetika in einer venezianischen Handschrift des 10 Jahrhunderts nbsp Thos links jagt mit Wolfen Das Segment 1 das auf der Dal Pozzo Kopie als Einheit abgebildet wird wurde in zwei Teile zerlegt Diese Teile Segment 1a und 1b sind jetzt links bzw rechts oben positioniert Vermutlich zerbrach das Segment 1640 und die Teile wurden beim Zusammenbau falsch eingesetzt Das Segment zeigt vor allem verschiedene Tierarten die fur das Athiopien der Antike als typisch betrachtet werden konnten Das alte Aithiopia Ai8iopia ist nicht zu verwechseln mit dem modernen Athiopien vielmehr bezeichnete es ein ausgedehntes Gebiet bestehend aus Agypten oberhalb des 1 Katarakts Nubien dem Sudan und nordlichen Teilen des modernen Athiopiens Auf der linken Seite sieht man eine Reihe von Vogeln Reiher oder Kraniche die zu sturzen scheinen Einer der Vogel wird gerade von einer grossen Schlange gefressen Plinius 11 und Claudius Aelianus 12 berichten von grossen Schlangen die Vogel im Flug zu fangen imstande sind Als abgebildete Art kame der Nordliche Felsenpython Python sebae in Frage dessen Grosse Verhalten und Erscheinung helle gelbliche Unterseite die Oberseite ist braun mit schwarzen Randern der Darstellung gut entspricht Interessant ist auch die Ahnlichkeit mit einer Illustration aus Brehms Thierleben die Python sebae beim Fressen eines Vogels zeigt 13 Zudem wurden Exemplare der Art im romischen Circus zur Schau gestellt 14 und Agatharchides berichtet in seinem nicht erhaltenen Buch uber das Rote Meer Perὶ Pontoy Ery8roῦ vom Fang einer aithiopischen Riesenschlange die zu Ptolemaios II gebracht wurde und den Besuchern Alexandrias ein bemerkenswertes Spektakel bot als man sie durch Aushungern zu zahmen versuchte 15 Im Hintergrund ist ein Baum oder Strauch zu sehen der als Zahnburstenbaum identifiziert wurde 16 Hinter der Schlange befindet sich eine flache Felsformation ahnlich einem kleinen Tafelberg Die Schlange scheint aus einer Spalte im Fels herauszukriechen Im Fels eingelagert sind mehrere teils grunliche teils rotliche ovale Objekte die vermutlich Schmucksteine darstellen sollen wie sie in Nubien und Oberagypten haufig zu finden sind und von dort seit alters her importiert wurden 17 Es konnte sich um Turkis handeln von dem Plinius berichtet er werde in eiformigen Einlagerungen im Fels gefunden 18 Eine entsprechende Beschreibung gibt Agatharchides uber die Fundstellen des Topas 19 Auf der Felstafel sieht man ein seltsames Mischwesen mit menschlichem Kopf und dem Korper eine Huftiers Die Beschriftung lautet HONOKENTAYRA 20 Der onokentauros war ein Fabelwesen aus Mensch und Esel ahnlich dem bekannteren Kentauren der eine Mischung aus Mensch und Pferd ist Dieses Tier wurde von Pythagoras beschrieben einem Seefahrer und Geographen der im Auftrag von Ptolemaios II die Kuste des Roten Meeres erforschte Der Bericht den er uber die Reise verfasste ist nicht erhalten wird aber von anderen antiken Autoren zitiert Sein Korper ahnelt einem Esel er ist grau wird aber weisslich unter den Flanken Er hat einen menschlichen Oberkorper mit Brusten und einem menschlichen Gesicht das von einer dichten Mahne umgeben ist Die Arme verwendet er sowohl zum Greifen und Halten von Dingen als auch zum Laufen Er ist von heftiger Gemutsart und ertragt keine Gefangenschaft 21 Welches Tier dieser Beschreibung zugrunde gelegen hat ist Gegenstand der Spekulation Es wurde sowohl eine Affenart als auch das Gnu als Vorbild vermutet Im Nilmosaik hat der Onokentauros keine Arme der Kopf sitzt direkt auf der Brust auf und seltsamerweise sind die Vorderhufe gespalten wie bei Antilopen die Hinterhufe dagegen nicht wie bei Eseln Der Onokentauros wird auch an anderen Stellen erwahnt So erscheint er in der Septuaginta als eine Art Schakal der in den Ruinen Babylons wohnt Jes 13 22 EU 34 14 EU Im Physiologus ist er ein Tier das edle Charakterzuge mit bestialischen Instinkten vereint wodurch er dem Menschen ahnelt 22 Rechts des Onokentauros sieht man einen Affen sitzen vermutlich eine Meerkatze Da in den Gebieten Aithiopias ausser Meerkatzen nur Paviane vorkommen Paviane aber in den Segmenten 6 und 7 anders dargestellt werden nimmt man an dass es sich um eine Meerkatze handelt 23 Am Fuss des Felsens rechts der Schlange sieht man zwei gefleckte sich konfrontierende Tiere daneben die Bezeichnung 8 Ѡ ANTEϹ Toantes eine Pluralbildung zu 8ws tos womit Schakale Leoparden Wolfe und ahnliche Raubtiere bezeichnet wurden Die hier abgebildeten Tiere sind offenbar Tupfelhyanen Crocuta crocuta Wegen der Flecken nahm man in der Antike an es handele sich bei der Tupfelhyane um eine Kreuzung aus Wolf und Leopard In einem Manuskript der Kynegetica des Oppian von Apamea aus dem 10 Jahrhundert finden sich Abbildungen dieser Paarung sowie des Kreuzungsresultats das der Darstellung im Nilmosaik sehr ahnelt 24 Alternativ wurde erwogen dass es sich bei den Thoantes um Hyanenhunde Lycaon pictus handeln konnte die zwar auch ein gefleckte Zeichnung aufweisen jedoch keine Punkte 25 Segment 2 Bearbeiten nbsp Segment 2 Kopie von Dal Pozzo nbsp Troglodyten Affen und 3IOIG Detail aus Segment 2 nbsp Affe und Krabben Detail aus Segment 2 Im oberen Teil des Segments sieht man sechs schwarze Jager die mit Bogen und runden Schilden bewaffnet sind und sich gerade zum Schuss bereitmachen Das Beutetier ist nicht sichtbar Die Darstellung entspricht der Beschreibung aithiopischer Stamme bei Diodor sie seien von schwarzer Hautfarbe und ihr Haar ware wollig Sie seien bewaffnet mit Wurfspiessen langen Bogen und Schilden aus roher Ochsenhaut Sie seien geschickte Bogenschutzen und wurden Vogel im Flug treffen Was die Kleidung betrifft deckt sich die Beschreibung Diodors nicht denn dort steht dass manche von ihnen ganz unbekleidet seien oder Schurze aus Schaffell oder aus Haaren geflochtene Gurtel trugen auf dem Nilmosaik tragen sie jedoch eine Art Tunika mit Gurtel es konnte sich allerdings auch um ungegerbte Felle handeln 26 Rechts davon sitzen in einem Strauch zwei Affen und unterhalb des Strauches sitzt ein dritter Affe auf einem Felsen Der eine der beiden Affen im Strauch klettert entlang eines Astes Uber seinem Kopf befindet sich die Beschriftung ϹFINGIA SPHINGIA wobei es sich vermutlich um eine Pluralform des Deminutivs von Sphinx griechisch Sfig3 handelt In der Antike wurden sechs Arten von Affen unterschieden kallitriches Schonhaarige 27 kephi Bei Diodor 28 kepus khroys kepous bei Plinius dem Alteren 29 kῆbos kebos bei Aristoteles 30 auch keῖpos keipos kerkopitheki Schwanzaffen 31 kynokephali Hundekopfe Der Name legt nahe dass es sich um Paviane handelt da die Schnauze des Pavians an die eines Hundes erinnert 30 satyri Satyrn 32 sphinges Sphingen Diodor berichtet dass diese Art von Affen sowohl in Aithiopia als auch im Land der Troglodyten vorkommen und dass sie in der Erscheinung einer Sphinx ahnelten nur sei ihr Mahne zottiger 33 Diesen verschiedenen antiken Artbezeichnungen moderne Taxa zuzuweisen ist schwierig bis unmoglich Manche der Arten waren auch nicht gut oder nur vom Horensagen bekannt z B sagt Plinius von dem kepous genannten Tier dass man es in Rom nur einmal bei den Spielen des Pompeius Magnus gesehen habe und spater nie mehr Im Nilmosaik erscheinen sechs Affen bei dreien von ihnen sind Beschriftungen beigefugt namlich der Sphinx Affe hier kepion in Segment 6 und satyrus in Segment 7 Nach der Beschreibung bei Diodor sollte man als Sphinx Affen einen mahnentragenden Affen erwarten was bei dem uber den Ast kletternden Affen auch zutrifft Der beiden anderen Affen scheinen eher Meerkatzen zu sein Im fraglichen Gebiet kommen heute mehrere passende Arten vor namlich der Mantelpavian Papio hamadryas die Athiopische Grunmeerkatze Chlorocebus aethiops wobei das auffallige schwarze Gesicht der Darstellung nicht entspricht sowie der Husarenaffe Erythrocebus patas Allerdings konnen angesichts der Klimaanderungen in Nordafrika in den letzten 2000 Jahren die Verbreitungsgebiete in der Antike ganz anders gewesen sein sodass z B auch Arten in Frage kamen die heute nur noch in Westafrika auftreten Links unterhalb des Strauches steht ein eigenartiges vierbeiniges Tier mit krokodilahnlicher Schnauze auf einer Felsplatte Der Text der Beschriftung lautet 3IOIG was so keinen Sinn ergibt Da auf den Dal Pozzo Kopien keine Beschriftung erscheint hat man angenommen die Inschrift sei eine spatere Beifugung Es kann sich aber auch um einen vom Kopisten ubersehenen verstummelten Rest eines langeren Wortes handeln 34 Als Erganzung wurde SARKOFAGOS SARKOPHAGOS Fleischfresser vorgeschlagen da Agatharchides als eine der Tierarten Aithiopias einen fleischfressenden Buffel sarkophagos tauros erwahnt 35 Die dargestellte Art bleibt unklar Der Annahme dass es sich um Warzenschwein oder Nilpferd handeln konnte widerspricht dass beide Arten an anderer Stelle des Mosaiks lebensahnlich und eindeutig identifizierbar dargestellt sind Unterhalb des Felsens mit dem 3IOIG strecken zwei grosse Krabben ihre Scheren aus dem Wasser Es gab sowohl marine Krabbenarten insbesondere an der Kuste des Roten Meeres als auch im Nil vorkommende Arten von Susswasserkrabben Segment 3 Bearbeiten nbsp Segment 3 Kopie von Dal Pozzo nbsp KROKOTTAS die Streifenhyane Detail aus Segment 3 nbsp NABOUS das Dromedar Detail aus Segment 3 Wie Segment 2 sieht man auch hier dunkelhautige Jager die mit Pfeil und Bogen Jagd auf Vogel Reiher oder Kraniche machen Die Kleidung unterscheidet sich da die beiden Jager hier eine Art Chiton exomis tragen der nur uber der linken Schulter geschlossen ist wodurch der rechte Arm mehr Bewegungsfreiheit hat Beide Jager sind zum Schuss bereit der vordere kniet dazu in einer Art halbem Spagat der hintere steht aufrecht mit gespreizten Beinen Die Jager befinden sich auf halber Hohe eines Felsens oberhalb dessen man eine Gruppe niedrig fliegender Vogel sieht Sie werden von einem grossen schlanken Hund begleitet der auf die Vogel zuspringt moglicherweise ein Windhund oder eine verwandte Art wie z B der Tesem Unterhalb des Hundes befindet sich ein im Mosaik nur noch schlecht erkennbarer in der Kopie anhand der Schleppe gut identifizierbarer Pfau Pfauen kommen ursprunglich aus Asien insbesondere Indien und waren in der Antike in Agypten nicht heimisch Sie wurden jedoch fruh importiert Athenaios berichtet dass Pfauen zusammen mit anderen indischen und aithiopischen Tieren im den Triumph des Dionysos darstellenden Zug des Ptolemaios II gezeigt wurden 36 Uberhaupt wurde zwischen indischen und aithiopischen Tieren nicht klar getrennt da man bis in das Mittelalter annahm dass eine Landverbindung zwischen Indien und Athiopien existiere wodurch der Indische Ozean zum Binnenmeer geworden ware Zudem verlief der Handelsweg zwischen dem ptolemaischen Agypten und Indien uber am Roten Meer gelegene mithin aithiopische Hafen Unterhalb des Pfaus sieht man einen weissen und einen braunen Vogel auf dem Felsen stehen Meyboom vermutet dass es sich um Grau bzw Purpurreiher handelt Links von ihnen verschwindet ein grosses Tier hinter einem Felsblock dessen Hinterteil stark dem eines Nilpferds ahnelt Der Teil ist nicht original erscheint aber bereits so auf der Kopie Moglicherweise herrschte bei der Rekonstruktion eine Unklarheit ob der betreffende Teil ein Fels oder ein Tier sei die dann in Form eines Sowohl als auch gelost wurde 37 Links unten sieht man eine Streifenhyane mit der Beschriftung KROKOTTAϹ KROKOTTAS ein Name mit dem von Agatharchides die Hyane bezeichnet wird 38 Die Streifen verlaufen allerdings horizontal statt korrekterweise vertikal Rechts davon ist ein Dromedar zu sehen Die Beschriftung nennt es NABOYϹ NABOUS Plinius schreibt nabun ware der aithiopische Name der Giraffe 39 Da man die Giraffe griechisch kamhlopardalis kamelopardalis fur eine Kreuzung von Kamel und Panther Pardel hielt wurden Giraffe und Dromedar leicht verwechselt 40 Das Segment war stark beschadigt Auf der Spitze des Felsen standen wahrscheinlich zwei Vogel deren Fusse auf der Dal Pozzo Kopie noch zu sehen sind Rechts des Felsen war moglicherweise ein Elefant zu sehen dessen Umriss sowie ein Stosszahn auf der Dal Pozzo Kopie zu sehen sind 41 Segment 4 Bearbeiten nbsp Segment 4 Kopie von Dal Pozzo nbsp Schildkroten und Otter Detail aus Segment 4 Das kleine Segment schliesst in der gegenwartigen Anordnung links unten an Segment 2 an Es zeigt zwei Otter der linke tragt im Maul einen gefangene Fisch der rechte hat seinen Fang schon halb heruntergewurgt Als Arten kamen in Frage der Eurasische Fischotter Lutra lutra bzw als eine fur Athiopien typische Art der Fleckenhalsotter Lutra maculicollis Uber den beiden Ottern befindet sich eine schlecht lesbare Beschriftung ENYDRIϹ ENYDRIS Wassertier Auf einem Felsen unterhalb der Otter sitzen zwei Schildkroten Segment 5 Bearbeiten nbsp Segment 5 Kopie von Dal Pozzo Das Segment zeigt zwei Giraffen wobei die hintere von der vorderen verdeckt wird so dass nur ihr Hals und ihre Fusse zu sehen sind Der Hals der vorderen Giraffe ist gestreckt als wurde sie eben Blatter von einem Baum rupfen der auf der Kopie nur angedeutet zu sehen ist Die hintere Giraffe deren Vorderbeine und Hals man auf der Kopie sieht scheint Gras vom Boden zu fressen Unterhalb der Giraffen befindet sich die Beschriftung K MELOPARAADI ursprunglich wohl KAMELOPARDALIϹ also kamelopardalis der in der Beschreibung von Segment 3 schon erwahnte ubliche griechische Name der Giraffe Die im sudlichen Sudan lebende Giraffe war zwar als nubischer Tribut schon in das alte Agypten gekommen der antiken Welt wurde sie aber erst bekannt als sie als eines der exotischen aithiopischen Tiere in der schon erwahnten Prunkprozession des Ptolemaios II gezeigt wurde Die alteste bekannte Abbildung einer Giraffe zeigt ein Fries des 3 Jahrhunderts v Chr in der Nekropole von Marissa in Palastina 42 Die Romer bekamen sie erstmals bei den Spielen Caesars im Jahr 46 v Chr zu sehen 43 Unterhalb der Giraffe sieht man ein kleines auf dem Rucken liegendes Tier Ob das Tier einen Schwanz hat ist unsicher Auf der Kopie ist ein relativ langer Schwanz zu sehen Im Bericht uber die Restauration bleibt das originale Vorhandensein eines Schwanzes offen 44 Welche Tierart dargestellt werden sollte bleibt unklar Es wurde vorgeschlagen das Tier nicht als auf dem Rucken liegend sondern als ein von einem Ast hangendes Chamaleon zu interpretieren 45 Weitere Vorschlage waren Klippschliefer eine Igelart z B der Athiopische Igel Paraechinus aethiopicus 46 oder eine Spitzmaus 47 Als weitere Moglichkeit gibt es den Myrmekoleon den Ameisen Lowen ein sagenhaftes auch von Agatharchides in Athiopien angesiedeltes Tier unklarer Grosse und Beschaffenheit 48 Segment 6 Bearbeiten nbsp Segment 6 Kopie von Dal Pozzo Literatur BearbeitenBernard Andreae Nillandschaften In ders Antike Bildmosaiken Zabern Mainz 2003 S 78 109 mit Bibliographie der alteren Literatur Salvatore Aurigemma Il restauro del Mosaico Barberini condotto nel 1952 In Atti della Pontificia accademia romana di archeologia Rendiconti 30 31 1957 59 S 41 98 Giorgio Gullini I mosaici di Palestrina Archeologia classica Supplemento 1 Istituto di Archeologia ed Etruscologia Rom 1956 Ragnar Kinzelbach Das Nilmosaik von Praeneste als biogeographisches Dokument In Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 23 2013 S 139 191 Paul G P Meyboom The Nile mosaic of Palestrina Early evidence of Egyptian religion in Italy Brill Leiden u a 1995 ISBN 90 04 10137 3 Religions in the Graeco Roman world Bd 121 Google Books Eva Schmidt Studien zum Barberinischen Mosaik in Palestrina Heitz Strassburg 1929 Angela Steinmeyer Schareika Das Nilmosaik von Palestrina und eine ptolemaische Expedition nach Athiopien Habelt Bonn 1978 ISBN 3 7749 1413 3 Miguel John Versluys Aegyptiaca Romana Nilotic scenes and the Roman views of Egypt Religions in the Graeco Roman world Bd 144 Brill Leiden u a 2002 ISBN 90 04 12440 3 Helen Whitehouse The Dal Pozzo Copies of the Palestrina Mosaic British Archaeological Reports Supplementary Series 12 Oxford 1976 ISBN 0 904531 48 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nile Mosaic from Palestrina Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise BearbeitenAuf in der Literaturliste angegebene Titel wird in Kurzform verwiesen Segment mit der Pergola Nr 19 0 95 1 02m Berlin Antikensammlung Inv Mos 3 Zur folgenden Argumentation siehe Meyboom Nile Mosaic Kapitel II S 8 19 Orazio Marucchi Nuove osservazione sul mosaico di Palestrina In Bullettino della Commissione archeologica comunale di Roma 23 1895 S 26 38 Digitalisat Cicero De divinatione 2 41 85 87 Plinius der Altere Naturalis historia 36 64 189 Richard Delbrueck Hellenistische Bauten in Latium 2 Bande Trubner Strassburg 1907 1912 Antica descrizione del Vescovado di Palestrina nicht erhalten Rechts und links oberhalb des Mosaiks war ursprunglich das Wappen der Barberini eingefugt Diese wurden 1953 entfernt und die Einschnitte in den Halbkreisbogen gefullt Joseph Maria Suaresius Praenestes antiquae libri duo Palestrina 1640 u 1655 Digitalisat Inventarnummern 19201 bis 19219 der Royal Collection Windsor Castle Whitehouse 1976 Plinius Naturalis historia 8 14 36 Claudius Aelianus De natura animalium 2 21 Brehms Thierleben Band 7 Kriechthiere und Lurche 2 Auflage Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig 1883 S 331 s a Meyboom Anm III 12 S 225 Wolf Eberhard Engelmann Fritz Jurgen Obst Mit gespaltener Zunge Biologie und Kulturgeschichte der Schlange Herder Freiburg 1981 ISBN 3 451 19393 0 S 57 u 116 Diodor Bibliotheke 3 36 37 Schmid Studien S 28 Meyboom S 21 dort Anm 4 Plinius Naturalis historia 33 110 Diodor Bibliotheke 3 39 8 9 Meyboom S 111 114 Claudius Aelianus De natura animalium 2 9 Physiologus 13 Meyboom Anm III 9 S 224 Oppian Kynegetika 3 336ff Venedig Cod Ven Marcianus Gr Z 479 fol 48v u 49v Meyboom Appendix 2 S 115 118 Diodor Bibliotheke 3 8 Oppian Kynegetika 1 321 Diodor Bibliotheke 3 35 6 Naturalis historia 8 28 a b Aristoteles Historia animalium 2 8 Strabon Geographika 15 699 Aristoteles De generatione animalium 4 3 Diodor Bibliotheke 3 35 4 Meyboom S 228 Anm III 22 Bei Diodor Bibliotheke 3 35 7 9 wird dieser allerdings als feuerrot und mit Hornern bewehrt dargestellt Auch Strabo Geographika 16 4 16 beschreibt den fleischfressenden Stier als rotlich Athenaios Deipnosophistai 5 201b Meyboom S 231 Anm III 35 Strabo Geographika 16 4 16 Plinius der Altere Naturalis historia 8 69 Horaz Epistulae 2 1 195 diversum confusa genus panthera camelo Meyboom S 230 Anm III 29 u 32 Fries in Grab A Abbildungen in John P Peters Hermann Thiersch Painted Tombs in the Necropolis of Marissa London 1905 Digitalisat Plinius der Altere Naturalis historia 8 27 Aurigemma Abb 44 Kathleen M Coleman The upside down animal at Palestrina In Archaologischer Anzeiger 1994 S 255 260 Plinius erzahlt vom Igel er sammele Apfel indem er sich auf den Rucken uber am Boden liegende Apfel rollt und sie so mit seinen Stacheln aufspiesst Naturalis historia 8 56 Meyboom S 233f Anm III 46 Siehe Meyboom S 127f App 6 und George Claridge Druce An account of the Myrmhkolewn or Ant lion In The Antiquaries Journal Bd 3 Nr 4 Oktober 1923 S 347 364 PDF 1 2 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nilmosaik von Palestrina amp oldid 233511948