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Die Moltebeere Rubus chamaemorus auch Multebeere Multbeere Schellbeere Sumpfbrombeere Torfbeere oder Nordic Berry genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Rubus Sie ist einziger Vertreter der Untergattung Chamaemorus und gehort zur Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewachse Rosaceae Die Moltebeere kommt im Norden Amerikas Europas und Asiens vor Sie ist in Mitteleuropa sehr selten Es gibt keine Vorkommen in Osterreich und der Schweiz Die sehr geringen Vorkommen in Norddeutschland sind streng geschutzt Die Bekanntheit wuchs mit der Abbildung der Moltebeere auf der finnischen 2 Euro Munze Diese Pflanzenart ist ein Wahrzeichen Lapplands MoltebeereWeibliche Moltebeere mit reifer FruchtSystematikOrdnung Rosenartige Rosales Familie Rosengewachse Rosaceae Unterfamilie RosoideaeGattung RubusArt MoltebeereWissenschaftlicher NameRubus chamaemorusL Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Pflanzenbeschreibung 3 Verbreitungsgebiet 3 1 Standortbeschreibung 3 2 Okologie 4 Vermehrung 5 Verwendung 5 1 Verwendung als Lebensmittel 5 2 Verwendung als Heilkraut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenDer botanische Name entstammt dem Griechischen chamai auf der Erde und mōros Maulbeere Brombeere bedeutet also Bodenbrombeere Die Bezeichnung Molte ist in den skandinavischen Sprachen verbreitet und kam uber das Danische ins Deutsche Der Begriff ist verwandt mit dem Wort schmelzen und bezieht sich auf die im Reifezustand sehr weiche Frucht Auf Norwegisch heisst sie ahnlich wie im Danischen und Deutschen auf Finnisch wird sie als Lakka in Nordfinnland auch als Hilla bezeichnet Im Schwedischen nennt man sie Hjortron im Russischen Moroschka und im Estnischen Murakas Im Englischen ist der Name Cloudberry oder Bakeapple gebrauchlich im Franzosischen Plaquebiere oder Chicoute Daneben finden sich zahlreich regionale Namen Pflanzenbeschreibung Bearbeiten nbsp Wurzelwerk und Stangel nbsp Mannliche Blute der Moltebeere mit Staubfaden nbsp Weibliche Blute der Moltebeere mit Fruchtblattern und Griffelchen Stylodien nbsp Reifende Moltebeere nbsp Eine Handvoll reifer Moltebeeren nbsp Samen der Moltebeere mit MassstabDie Moltebeere ist eine mehrjahrige Pflanze und erreicht Wuchshohen zwischen 5 und 25 Zentimetern In Gesellschaft mit Zwergstrauchern wie Rauschbeere und Sumpfporst werden auch Wuchshohen bis 45 cm beobachtet Aus einer unterirdischen Grundachse treiben aufrechte unverzweigte nicht verholzende und unbedornte Stangel Die wechselstandigen Laubblatter sind schwach handformig funf bis siebenlappig und am Rand gesagt Am Blattansatz befindet sich ein wenige Millimeter grosses Nebenblatt Die Blatter sind bis zu 20 Zentimeter breit Im Herbst verfarbt sich das Laub stark rot Ab Mitte Mai bilden sich weisse gelegentlich auch rotliche einzeln endstandige Bluten mit je vier bis acht meist funf Kron und Kelchblattern Sie sind kurzlebig und bei Regen schnell entblattert Die Pflanze ist zweihausig diozisch Die weibliche Blute tragt zahlreiche grunliche Fruchtblatter die mannliche Blute viele Staubfaden mit gelben Staubbeuteln Die Bestaubung erfolgt durch Insekten Die Blutezeit reicht bis Ende Juni entsprechend ungleichzeitig ist auch die Reife der Fruchte Bis zum Juli reifen Sammelsteinfruchte mit einer Grosse bis zu 2 5 Zentimeter 1 bestehend aus bis zu 25 Steinfruchtchen Die reifenden Fruchte sind zunachst grunlich und vollstandig von den Kelchblattern umschlossen dann blassrot schliesslich gelborange Bei geringer Sonneneinstrahlung wird das rote Stadium ubersprungen Sobald sich die ausseren Blutenhullblatter von der Frucht wegrollen ist die Moltebeere reif Dann ist sie sehr weich und entsprechend schwer zu pflucken Daher werden oft unreife Fruchte gepfluckt die dann an der Sonne nachreifen Die Chromosomenzahl betragt 2n 56 2 Verbreitungsgebiet Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet der MoltebeerenDas Hauptverbreitungsgebiet der Moltebeere liegt in borealen und zirkumpolaren Zonen zwischen 54 und 78 nordlicher Breite in den vier nordeuropaischen Staaten Russland Schweden Finnland und Norwegen sowie in Schottland und England Einzelne Vorkommen finden sich auch in West Mittel und Osteuropa sowie etwas haufiger im Baltikum als eiszeitliche Uberreste sogenannte Glazialrelikte In Gronland erreicht sie ihren nordlichsten Verbreitungspunkt Das sudlichste Vorkommen liegt in den Sudeten sowohl in Polen als auch in Tschechien im Riesengebirge Fruher hatte die Art wohl auch ein Vorkommen in Baden Wurttemberg im Schwenninger Moos Diese glaubhafte Angabe aus dem Jahr 1788 war manchmal umstritten 3 In Nordamerika wachst sie von Kanada in den dunnbesiedelten Waldern nordlich der Stadt Quebec sowie auf den Magdalenen Inseln im Sankt Lorenz Strom bis in die USA Alaska Maine Minnesota New Hampshire New York ist aber vielfach bereits bedroht Auch in Sibirien und Nordjapan ist sie heimisch In Deutschland kommt die Art nur noch in Niedersachsen in Moorgebieten an Weser und Elbe vor zum Beispiel im Plackenmoor wo die Bestande zumeist durch Verbuschung bedroht sind Die Moltebeere ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung streng und besonders geschutzt Standortbeschreibung Bearbeiten Die Moltebeere wachst in Regenmooren auf erhohten Torfmooskuppen Bulte und an trockeneren Regenmoorrandern in Zwischenmooren und Heiden bis in eine Hohe von zirka 1400 Meter In Skandinavien kommt sie ausserdem in lichten Waldern und an Waldrandern vor Die Moltebeere ertragt grosse Kalte im Winter reagiert aber sehr empfindlich auf Kalteeinbruche nach Beginn ihrer Vegetationsphase In sudlicheren Lagen konnen ihr daher ein paar schone Sonnentage im April schon zum Verhangnis werden weshalb sie dort nur im Halbschatten wachst Sie gedeiht auf sauren Boden pH Wert zwischen 3 5 und 5 2 toleriert bis zu 38 C Kalte und leichte bis mittelschwere Waldbrande reagiert aber empfindlich auf Salze In Regenmooren ist die Moltebeere Bestandteil der Bunten Torfmoosgesellschaft Sphagnetum magellanici und ist hier unter anderen mit Torfmoosen wie Sphagnum magellanicum sowie der Moosbeere Vaccinium oxycoccos in Gesellschaft In Mitteleuropa kommt sie in Gesellschaften der Klasse Oxycocco Sphagnetea vor 2 Okologie Bearbeiten Die Moltebeere ist eine robuste Pflanze wie viele Rosengewachse aber unter anderem anfallig fur Sternrusstau und die Brennfleckenkrankheit Die Moltebeere ist Futterpflanze fur etliche Schmetterlingsraupen beispielsweise fur jene des Kleinen Nachtpfauenauges Saturnia pavonia Verschiedene Tiere schatzen die Beeren als Nahrung Aus Jakutien wird berichtet dass Braunbaren bereitwillig grosse Entfernungen in der Tundra zurucklegen um an die Fruchte zu gelangen 4 Vermehrung BearbeitenDie Moltebeere vermehrt sich uberwiegend vegetativ uber ihr Rhizom und bildet so an ihren Wuchsorten umfangreiche Kolonien gleichgeschlechtlicher Pflanzen Die Vermehrung durch Samen ist demgegenuber nachrangig Anders als viele Rubus Arten ist die Moltebeere nicht selbstbefruchtend Die zweihausige Pflanze nur selten werden zwittrige Pflanzen gefunden bedarf zur Befruchtung jeweils einer Pflanze des anderen Geschlechtes Eine Aufnahme der Fruchte durch Vogel und andere Tiere fordert die Ausbreitung der unverdaulichen Samen uber deren Ausscheidung Die Moltebeere ist ein Kaltkeimer Ihre Samen bedurfen einer 270 tagigen Stratifikation und keimen dann erst bei Temperaturen ab 18 C 5 Moltebeeren sind oktoploid das heisst sie besitzen einen achtfachen Chromosomensatz Verwendung BearbeitenVerwendung als Lebensmittel Bearbeiten Die Moltebeere ist reich an Vitaminen und Spurenelementen 6 und daher ein wertvolles Nahrungsmittel Reife Moltebeeren haben einen suss aromatischen Geschmack der an Aprikosen oder Apfelmus erinnert Vielfach wird aus ihr Marmelade oder Gelee hergestellt oder sie wird zum Aromatisieren von Sussspeisen verwendet In Schweden isst man sie gefroren mit Zucker Bjornkulla in Finnland zusammen mit dem sogenannten Leipajuusto Brotkase einem harten teigartigen Kasegericht und viel Zucker Ebenfalls in Finnland bereitet man einen Likor namens Lakka aus ihnen Lakka ist der finnische Name der Moltebeere in Kanada wird die Frucht unter anderem zur Aromatisierung einer Bierspezialitat verwendet und in Schweden dient sie zur Essigbereitung Der Ertrag der Moltebeere ist gering daher ist sie die teuerste der wild gesammelten Beeren In Finnland werden Sammlern mindestens sechs Euro je Kilogramm gezahlt 7 Obwohl auch heute insbesondere in Norwegen die Nachfrage als Delikatesse grosser ist als das Angebot ist sie nach wie vor eine reine Wildfrucht Norwegen importiert jahrlich 200 bis 300 Tonnen der Fruchte aus Finnland Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die norwegische Regierung in Zusammenarbeit mit finnischen schwedischen schottischen und russischen Stellen im Northberry Forschungsprojekt darum bemuht die Moltebeere als Agrarfrucht zu kultivieren Die ersten optimierten Pflanzen mannliche Sorten Apolto und Apollen weibliche Sorten Fjellgull und Fjordgull werden seit 2002 an die Landwirtschaft abgegeben nbsp DiosgeninVerwendung als Heilkraut Bearbeiten Die Frucht wurde wegen ihres hohen Ascorbin und Benzoesaure Gehaltes letzterer bewirkt eine ausserst gute Lagerbarkeit von nordischen Seeleuten und amerikanischen Eskimos gleichermassen als Mittel gegen Skorbut geschatzt Die Blatter der Moltebeere werden aufgrund ihres Gehaltes an Gerbsaure gegen Durchfall verwendet Die Pflanze enthalt daruber hinaus Diosgenin ein Steroid und Vorstufe des weiblichen Hormons Progesteron das gegen Gicht und Rheuma angewandt wird 8 Literatur Bearbeiten nbsp Moltebeere als Motiv auf der finnischen 2 Euro MunzeI Martinussen K Rapp T V Bhuvaneswari O Junttila Flower Development in Cloudberry Rubus Chamaemorus L In Acta horticulturae proceedings of the ISHS symposium on in vitro culture and horticultural breeding International Society for Horticultural Science Leuven 585 2002 ISBN 90 6605 815 3 ISSN 0567 7572 S 143 147 Daniel R Campbell Line Rochefort Germination and seedling growth of bog plants in relation to the recolonization of milled peatlands In Plant Ecology Springer Dordrecht 169 2003 ISSN 1385 0237 S 71 84 Ummo Lubben Zum Vorkommen der Moltebeere Rubus chamaemorus L im Ipweger Moor In Oldenburger Jahrbuch Band Nr 108 2008 S 261ff Jean Yves Daigle Peatlands Cloudberry cultivation as a peatland reclamation option In Technology Alert Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Bd 1 No 2 Coastal Zones Research Institute Aquaculture Fisheries amp Marine Products Shippagan New Brunswick Ca 1 2003 2 S 4 pdf Christian Wolkersdorfer Rubus chamaemorus Multebeere als Zeigerpflanze am Saeterfjell Nordland Norwegen In Der Aufschluss VFMG Heidelberg 45 1994 2 ISSN 0004 7856 S 82 86 PDF Gustav Hegi Hans J Conert Eckehart J Jager Joachim W Kadereit Illustrierte Flora von Mitteleuropa Bd 4 2A Blackwell Parey Berlin 1995 ISBN 3 8263 3082 X Heinrich E Weber Die Gattung Rubus L Rosaceae im nordwestlichen Europa In Phanerogamarum monographiae Cramer Vaduz 7 1972 100 ISSN 0079 1369 Helmut Genaust Etymologisches Worterbuch der botanischen Pflanzennamen 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Birkhauser Basel Boston Berlin 1996 ISBN 3 7643 2390 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moltebeere Rubus chamaemorus Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Moltebeere Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Rubus chamaemorus FloraWeb de Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Netzpublikation des Northberry Forschungsprojekts Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Cloudberry bei Purdue Commercialization of the Cloudberry Rubus chamaemorus L in Norway bei Purdue Temperate Berry Crops bei Purdue Einzelnachweise Bearbeiten H Kokko Northern Berries In Teknia News abgerufen am 4 Juli 2006 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 511 Oskar Sebald u a Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs Band 3 Seite 35 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1992 ISBN 3 8001 3314 8 Innokentiy Innokentievich Mordosov Yakutia Brown Bear Foods In International Bear News Bd 11 No 2 Portland Flagstaff Ariz 11 2002 2 ISSN 1064 1564 Carol C Baskin Jerry M Baskin Propagation protocol for production of container Rubus chamaemorus L plants University of Kentucky Lexington Kent In Native Plant Network University of Idaho College of Natural Resources Forest Research Nursery Moscow ID 2002 Online Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive ISSN 1522 8339 online finnisch Berry Provinces Project Wild Berries Memento vom 6 Februar 2006 im Internet Archive Abgerufen am 4 Juli 2006 Harald Nielsen Verner Hancke Laegeplanter i farver Politikens Forlag Kobenhavn 1976 ISBN 87 567 2355 5 S 151 nbsp Dieser Artikel wurde am 6 Juli 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 7524829 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moltebeere amp oldid 233037153