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Das Minoritenkloster in Hannover war im Mittelalter ein Kloster der Franziskaner Ordo Fratrum Minorum OFM auch Orden der Minderbruder oder Minoriten nach der Fussbekleidung der barfussig in Sandalen gehenden Ordensmanner auch Barfusser genannt Die Franziskaner benannt nach dem Grunder des Ordens Franz von Assisi waren der einzige der vier Bettelorden der sich innerhalb der Stadtbefestigung Hannovers niederlassen durfte Standort des Klosters war die Stelle des spateren Leineschlosses des heutigen Niedersachsischen Landtages 1 Es bestand von 1291 bis 1533 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Minoritenaltar 4 St Antonius Kloster im 20 Jahrhundert 5 Literatur 6 AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Die Grabplatte des Thidericus de Rintelen 1321 das alteste erhaltene Grabmal Hannovers war in die Klosterkirche integriert Bereits 1288 war der Barfusser Bruderkonvent in Hannover nachweisbar auf einem durch die Familie von Alten uberlassenen Grundstuck 2 namentlich Dieterich und Gerhard von Alten 3 nach anderer Quelle Dieterich und Eberhard von Alten 4 Kurz darauf schenkte ihnen der Bischof von Hildesheim Siegfried II laut Urkundenbuch Nr 54 am 5 September 1291 das Obereigentum uber den Grundbesitz Im Folgejahr ubergaben die von Alten auch das Untereigentum Regesten da das Grundeigentum ursprunglich ein Lehen aus Hildesheim war 2 Nun kauften die Franziskaner die zur Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia gehorten von dem Ritter Boldewin von Roden noch ein Stuck Land am Ufer der Leine hinzu 2 und grundeten 1291 ihr Kloster 5 Weil sie hier jedoch eine Kajenmauer gebaut hatten uber die hinaus ihre darauf errichteten Gebaude oberhalb des Wasser vorkragten und weil sie daruber hinaus den Fluss mit den Abwassern ihrer Kloaken und ihrer Kuche verschmutzten kam es zum Streit mit den Sohnen des Ritters Diese besassen als Eigentumer des dem Ufer gegenuberliegenden Ottenwerders 2 dem spateren Friederikenplatz 6 zugleich mit dem Werder die Fischereirechte im dortigen Leineverlauf 2 Durch einen Vergleich mit den Rittern am 19 Marz 1310 wurde das Kloster erstmals urkundlich erwahnt Die Franziskaner die auch ein Boot auf der Leine hielten sicherten denen von Roden Begrabnisplatze und Seelenmessen fur verstorbene Familienmitglieder an einem dazu in ihrer Klosterkirche zu errichtenden Altar dem primum altare quod extra chorum in ecclesia nostra fuerit instaurandum 2 Namentlich erwahnten die Minoriten in Schreiben von 1322 Baldevin von Roden seine beiden Sohne Johann Lambertus und Otto sowie einen Johann von Roden und seinen Bruder Sifridus In einem Schreiben hinsichtlich des Ankaufes der Klickmuhle sind Otto von Roden nebst Sohn Heinrich ausserdem Aschwin und Johann von Roden benannt 4 nbsp Die individualisierende Grabplatte derer vom Steinhaus kam von der Nikolaikapelle ins Kloster und spater in die KreuzkircheDoch der Konvent scheint erst allmahlich zu festen Gebauden ubergegangen zu sein Er erhielt 1340 in Linden zwei agri prope ad caedendos lapides ad structuram aedificiorum sui conventus sowie am 14 Mai 1399 2 000 kleine und grosse Ziegel fur den Bau des Klosters Der Marienaltar der Klosterkirche sowie die Sakristei wurden 1401 zuerst genannt Dennoch war die erste Kirche nicht diejenige die der Archaologe Arnold Noldeke spater noch im Leineschloss eingebaut vorfand Eine am 5 Februar 1436 ausgestellte Urkunde sprach vom zweiten Kirchengebaude des Klosters In diese war auch die Grabplatte des Dietrich von Rinteln 1321 integriert sowie die nicht erhaltenen Grabmaler der Familien von Roden und von Idensen 2 1365 hatte bereits ein Provinzkapitel der Saxonia stattgefunden was die Existenz von ausreichenden Raumlichkeiten zur Beherbergung auswartiger Bruder voraussetzt Beim 1401 Konvent in Hannover bestand ein Studienhaus zur Ausbildung des Ordensnachwuchses 1501 ist ein lector secundarius hier bezeugt wonach die Studien von mindestens zwei Lektoren bestritten wurden 7 1452 schenkte der Hannoveraner Ludolf Grove 2 seinerzeit Bischof von Oesel in Westestland 8 den Minoriten den domus der Familie Grove an der Leinstrasse zwecks Abbruches des darauf stehenden Hauses der Anlage eines Friedhofs auf der vorderen Halfte sowie eines Lustgartens auf der der Leine zugewandten anderen Halfte neben dem Krautergarten viridarium der Franziskaner An das Gelande grenzte das Grundstuck der Familie Quirre 2 Ludolf Quirre brachte es durch Vetternwirtschaft Pfrundesammeln und Seilschaften uber den Status eines Stiftsherrn des Braunschweiger St Blasiusstiftes bis zum Dompropst in Halberstadt 8 Die Franziskaner bildeten in Hannover einen wesentlichen Teil des Seelsorge Klerus und standen im Hinblick auf die Ausubung der gebuhrenpflichtigen Seelsorgerechte in Konkurrenz zum Pfarr Klerus Obwohl sie bei der Bevolkerung traditionell ein hohes Ansehen genossen mussten sie als Folge der Reformation siehe Eberhard Runge am 14 September 1533 sowohl ihr Kloster als auch die Stadt verlassen 1 Ein Teil der Bruder zog in feierlicher Prozession mit Kreuz Fahnen Bildern und Fackeln der Sage nach uber Bischofshol ab von wo sie Bischof Otto III personlich nach Hildesheim begleitete Zugleich hatte mit ihnen der gesamte katholische Klerus die Stadt verlassen namentlich die Pfarrer der Aegidienkirche und der Kreuzkirche sowie die Canonici der St Gallenkapelle 4 Die letzten verbliebenen Franziskaner wurden 1536 aus der Stadt verwiesen wie es die Gilden forderten 9 In Hildesheim ereilte die Franziskaner jedoch bereits ab etwa 1542 dasselbe Schicksal als das dortige Kloster ebenfalls aufgelost wurde die Hildesheimer Franziskanerkirche St Martini wurde 1547 lutherische Pfarrkirche Nachdem die Minoriten aus Hannover vertrieben waren schloss der Rat der Stadt das Kloster und ubergab die Gebaude den Diakonen der Marktkirche Das im Kloster vorgefundene Silber aber uberantwortete der Rat der Munze um daraus Geld zu schlagen und so die an der Orgel der Marktkirche noch fehlenden Stimmen zu finanzieren 2 Da die ehemaligen Klostergebaude nicht zu einfachen Wohnzwecken umfunktioniert werden sollten legte der Rat der Stadt 1551 ein sogenanntes hospitium fur 19 Arme hinein 2 das zwischen 1533 und 1548 eingerichtete und fur mittellose Manner und Frauen bestimmte Ratskloster Dazu kam das 1587 vom Hildesheimer Propst Mauritius von Soden gegrundete Hospital 1 10 Dennoch folgten Nutzungen zu eher weltlichen Zwecken Das Kirchengebaude wurde als Zeughaus dienstbar gemacht 2 andere Raume fur die stadtische Munze genutzt als stadtisches Korn oder Salzmagazin als Bucherei und Wohnungen fur stadtische Beamte 1 sowie als Schreib und Rechenschule 11 Als 1630 inmitten des Dreissigjahrigen Krieges ein Versuch unternommen wurde das Kloster des Barfusserordens zu restituieren liess sich der Rat der Stadt auf Weisung des Landesherrn Herzog Georg von Calenberg nicht auf den Handel ein Schliesslich bestimmte der Herzog die Stadt Hannover 1637 zu seiner Residenz und das Gelande des ehemaligen Minoritenklosters fur den Bau des fur ihn zu errichteten Leineschlosses Hierfur wurden die noch vorhandenen Gebaude abgebrochen lediglich die Kirche wurde erhalten und zur Hof und Schlosskapelle umgebaut 2 Wohl kriegsbedingt war die Schreib und Rechenschule inzwischen eingegangen Sie wurde 1647 in ein anderes Gebaude verlegt wahrscheinlich eben das alte Beginenhaus Aus dieser Rats Schreib und Rechenschule ging das spatere Lyzeum I hervor beziehungsweise das hannoversche Ratsgymnasium 12 Baubeschreibung BearbeitenDer Chronist Johann Heinrich Redecker soll bei dem Versuch den Grundriss des Barfusserklosters vor 1637 zu rekonstruieren in Irrtumer verfallen sein Gesichert ist die 1533 verlassene Kirche langs der Leinstrasse und rechtwinklig dazu von deren Chor bis zum Wachtergange der Stadtmauer hindurchreichend das Wohn und Schlafhaus fur die Monche 2 Minoritenaltar BearbeitenDen sogenannten Minoritenaltar beschrieb der Denkmalpfleger Arnold Noldeke siehe Literatur unter Zuhilfenahme verschiedener Fotografien mit Genehmigung Seiner Koniglichen Hoheit des Herzogs von Braunschweig und Luneburg Der Altar befand sich seinerzeit im Provinzialmuseum 2 heute Niedersachsisches Landesmuseum 13 Daneben beschrieb Noldeke auch weitere Ausstattungs Gegenstande 2 St Antonius Kloster im 20 Jahrhundert BearbeitenIm 20 Jahrhundert bestand von 1927 bis 2010 in Kleefeld eine Niederlassung zunachst der Thuringischen Franziskanerprovinz Thuringia die die Seelsorge an der dortigen St Antonius Kirche versahen Am 31 August 1927 wurde der Grundstein zum Klosterneubau gelegt 1946 uberliess die Thuringia das Kloster der Schlesischen Franziskanerprovinz Silesia deren schlesische Kloster zu einer polnischen Ordensprovinz geworden waren 1983 wurden die in der Bundesrepublik Deutschland gelegenen Kloster der Thuringia und somit auch Hannover in die Saxonia eingegliedert 1998 verlegte die Sachsische Franziskanerprovinz ihr Provinzialat von Werl in den Konvent in Kleefeld 14 2010 dem Jahr der Grundung der Deutschen Franziskanerprovinz wurde das Provinzialat nach Munchen verlegt und die Niederlassung in Hannover aus Nachwuchsmangel aufgegeben Literatur BearbeitenStephan Gutowski Die Minderbruder in Hannover In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Studien zur Geschichte der rheinischen und sachsischen Ordensprovinzen Werl 1994 S 93 109 Arnold Noldeke Minoritenkloster In Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd 1 H 2 Teil 1 Selbstverlag der Provinzialverwaltung Theodor Schulzes Buchhandlung Hannover 1932 Neudruck Verlag Wenner Osnabruck 1979 ISBN 3 87898 151 1 S 215 220 Noldeke nennt hier zahlreiche Abkurzungen fur Urkunden Nummern und weitere Quellen Joachim Studtmann Geschichte des Franziskaner Klosters in Hannover In Unsere Diozese in Vergangenheit und Gegenwart Jhrg 2 1928 S 45 79 Georg Schnath Das Leineschloss Kloster Furstensitz Landtagsgebaude mit Beitragen von Rudolf Hillebrecht und Helmut Plath Neuausgabe des fruheren Titels Das Leineschloss Hahn Hannover 1962 S 9 28 Klaus Mlynek Minoriten In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 444 Anmerkungen Bearbeiten a b c d Klaus Mlynek Minoriten siehe Literatur a b c d e f g h i j k l m n o p Arnold Noldeke Minoritenkloster siehe Literatur R Hartmann Geschichte der Residenzstadt Hannover von den altesten Zeiten bis auf die Gegenwart E Kniep 1880 S 39 134 256 teilweise online uber Google Bucher a b c Rudolph L Hoppe Geschichte der Stadt Hannover mit 2 Ansichten u 1 Grundriss Hannover 1845 S 18f u o online uber Google Bucher Gerd Weiss Mariann Zehnpfennig Altstadt Anfange der Besiedlung und die Entwicklung des Altstadtgrundrisses In Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Stadt Hannover Teil 1 Bd 10 1 hrsg von Hans Herbert Moller ISBN 3 528 06203 7 S 49ff hier 50 Waldemar R Rohrbein Leineinsel Klein Venedig In Stadtlexikon Hannover S 396f Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 121 139 a b Brigide Schwarz Eine Seilschaft von Klerikern aus Hannover im Spatmittelalter In Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Band 81 2001 S 256 277 online auf perspektivia net Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 277 283 Anmerkung Nach Noldeke war die Stiftung von Moritz von Sode fundiert Stadtlexikon eine Schreib und Rechenschule nach Noldeke Schreib und Madchenschule Klaus Mlynek Beginen In Stadtlexikon Hannover S 53f Ines Katenhusen Waldemar R Rohrbein Niedersachsisches Landesmuseum In Stadtlexikon Hannover S 473ff Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 553 577 621641 52 370556 9 733611 Koordinaten 52 22 14 N 9 44 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoritenkloster Hannover amp oldid 214139789