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Das Franziskanerkloster St Martini Hildesheim bestand von 1223 bis zu seiner Auflosung infolge der Reformation um die Mitte des 16 Jahrhunderts Danach waren die Franziskaner noch mehrmals fur einige Jahre oder Jahrzehnte in Hildesheim ansassig Ehemalige Klosterkirche St Martin Inhaltsverzeichnis 1 Grundung und Entwicklung 2 Auflosung im Zuge der Reformation 3 Niederlassungen im 17 und 20 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrundung und Entwicklung BearbeitenDie Nachrichten in einzelnen Chroniken dass die Bruder des 1210 gegrundeten Franziskanerordens bereits bei ihrer ersten erfolglosen Reise nach Deutschland auch Hildesheim erreicht hatten lassen sich nicht bestatigen ebenfalls nicht ein Hinweis dass der Ordensgrunder Franz von Assisi selbst 1222 auf einem Ordenskapitel in der Stadt gesprochen habe da Franziskus nach heutigen Erkenntnissen nie in Deutschland war 1 Die Franziskaner liessen sich ab 1221 vorzugsweise in deutschen Bischofsstadten Augsburg Wurzburg Mainz Koln dauerhaft nieder Hildesheim erreichten sie von Speyer aus als erstes Ziel in Norddeutschland im Jahr 1223 von dort aus grundeten sie noch im selben Jahr Niederlassungen in Goslar Braunschweig Magdeburg und Halberstadt In Hildesheim wurden sie gefordert von Bischof Konrad II der starke Sympathien fur die neuen Ordensgemeinschaften der Franziskaner Dominikaner und Magdalenerinnen empfand und mit der Ansiedlung dieser Orden der stadtischen Bevolkerung mit den modernen Formen der Seelsorge eine ihnen angemessene religiose Alternative bieten wollte das Dominikanerkloster in Hildesheim mit der St Paulus Kirche wurde 1231 gegrundet das Frauenkloster St Maria Magdalena 1227 28 Als papsttreuer Orden starkten die Franziskaner die Position des Bischofs gegenuber den weltlichen Landesherren und konnten auch bei Auseinandersetzungen mit der ortlichen Fuhrungsschicht vermitteln und den Bischof unterstutzen 2 1223 predigte der Obere der auf Wunsch des heiligen Franziskus nach Deutschland entsandten Bruder Johannes de Plano Carpini mit der Erlaubnis Bischof Konrads erstmals in der Stadt Das Domkapitel nahm sie gastfreundlich auf und stellte ihnen eine erste einfache Unterkunft moglicherweise am Nikolaihospital am Bruhl beim Godehardkloster nach anderer Auffassung vielleicht spater an der Nikolaikapelle in der Dammstadt zur Verfugung 3 Etwa gegen 1240 uberliess Bischof Konrad II den Franziskanern einen Bauplatz innerhalb der Domimmunitat westlich des Domhugels mit dem Dom an der Strasse zur Innerste und dem dortigen Stadttor heute Dammstrasse Gelande bis zur Strasse Am Steine so dass zwischen 1240 und 1246 ein Kloster mit Nebengebauden und die Kirche errichtet werden konnten uber sein Aussehen liegen keine Beschreibungen vor Aufgrund bauhistorischer Forschungen und dem Vergleich mit zeitgenossischen Klosterbauten der Franziskaner ist von einer geschlossenen vierflugeligen Anlage um einen Kreuzgang auszugehen 4 Die Klosterkirche trug das Patrozinium des heiligen Martin nbsp Portiunkula Kapelle1245 gab es beim Kloster das zur Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia gehorte bereits ein Studium fur den Ordensnachwuchs mehrfach fand in Hildesheim das Provinzkapitel der Saxonia statt so 1321 und 1402 Ein Mitglied des Konvents war Bruder Konrad der sich stark in der Sorge fur Arme engagierte Nach seinem Tod am 6 Oktober 1261 wurde er zum Gegenstand von Legenden die Bevolkerung nannte ihn Conradus Sanctus oder pater sanctus heiliger Vater Sein Grab in der Klosterkirche wurde zum Ziel vieler Glaubiger und 1466 gewahrte Weihbischof Johannes einen 40 tagigen Ablass fur alle Besucher des Grabes Wegen der daraus entstehenden Wallfahrt wurden in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts moglicherweise jedoch bereits im 14 Jahrhundert die Gebaude von Kloster und Kirche teilweise durch einen Neubau ersetzt in den der vorherige Kreuzgang integriert wurde die Kirche wurde um ein nordliches Seitenschiff vergrossert 5 6 An der Sudseite der Kirche sind Teile der ehemaligen Klosterbebauung erhalten Zwei Turen fuhrten hier aus der Kirche in zwei Kreuzgangflugel des Klosters wo auch die Sakristei lag An die Ostseite der Kirche schliesst sich die 1490 vollendete rechteckige Portiunkula Kapelle in gotischem Stil an deren Untergeschoss wahrscheinlich als Leichenhaus fur die Franziskaner diente Sie gehort heute zum Roemer und Pelizaeus Museum 7 Mehrere Mitglieder des Konvents wurden zu Weihbischofen im Bistum Hildesheim so gegen Ende des 14 Jahrhunderts Heinrich von Halle der im Anschluss auch Weihbischof in den Bistumern Brandenburg Magdeburg und nach 1403 im Bistum Halberstadt war ferner 1436 Johannes Winkelmann und ab 1502 der fruhere Provinzial der Saxonia Ludwig von Siegen oder Segen Guardian Hermann Etzen zwischen 1465 und 1470 war Lektor in Halberstadt Magdeburg und Erfurt und wurde durch verschiedene theologische Werke bekannt 8 Die Hildesheimer Franziskaner hatten eine konfliktfreie Beziehung zum Rat der Stadt von dem sie wiederholt Unterstutzung bei Bauvorhaben und Bauunterhaltung erhielten Seit Beginn des 15 Jahrhunderts hatte das Kloster vermehrt Einkunfte durch Jahrzeitgedachtnisse oder Seelgeratstiftungen Memorien und andere Zuwendungen 9 Auflosung im Zuge der Reformation BearbeitenIm Gegensatz zu den meisten anderen Kloster in Hildesheim wurde der Franziskanerkonvent wahrend der Reformation nach 1542 aufgelost Im August 1542 wurde die Kirche fur die Offentlichkeit geschlossen die Franziskaner konnten darin jedoch zunachst weiter Gottesdienst feiern Wer evangelisch werden wollte dem wurde eine Predigerstelle in Aussicht gestellt Nach den Ratswahlen 1543 trat eine Verscharfung und Beschneidung weiterer Rechte ein Die Bruder die nicht protestantisch werden wollten wurden 1544 der Stadt verwiesen und gingen ins Kolner Franziskanerkloster acht alte konnten bleiben und erhielten vom Stadtrat eine Rente Die Klosterkirche St Martini wurde nach der Zerstorung der Johanneskirche 1547 lutherische Pfarrkirche Pastor dort wurde Konrad Ludekke der letzte Guardian des Franziskanerklosters der protestantisch geworden war und heiratete 10 Die beiden letzten verblieben Franziskaner verzichteten 1556 auf den Besitz der Klostergebaude fur sich und ubertrugen ihn auf die Pfarrkirche St Martini damit die Gebaude zusammenblieben Stephan Gutowski weist darauf hin dass die Bruder dabei nicht die Ordensprovinz Saxonia mit den Besitzrechten bedachten ein Zeichen dafur dass die Provinz zu dem Zeitpunkt wegen der zahlreichen Klosterschliessungen bereits weitgehend untergangen war 11 Das Grabmal des verehrten Conradus Sanctus und andere Kunstwerke in der Kirche wurden in der Folge zerstort und eingeebnet zahlreiche Kelche Kreuze Schmuckstucke Paramente und weitere liturgische Gerate wurden beschlagnahmt und verwertet das Kupfer am Turm und das Kirchenglocklein wurden entfernt 12 Niederlassungen im 17 und 20 Jahrhundert Bearbeiten1632 kehrten einige Franziskaner auf Fursprache des Domkapitels gegenuber dem Stadtrat zuruck mussten das Kloster jedoch aufgrund der der kriegerischen Entwicklung 1634 wieder verlassen wobei sie die wiedergefundenen Gebeine Konrads die sie zunachst in der Kirche erneut beigesetzt hatten mitnahmen Die Kirche wurde wieder lutherisch 13 Das Kloster wurde als Waisenhaus und Viehstall genutzt 1859 wurde in den Raumlichkeiten auf Initiative Hermann Roemers das bis heute bestehende Museum eingerichtet 14 Der Museumsverein kaufte die Gebaude und baute sie zu Ausstellungszwecken um Teile der Kirchenausstattung verblieben bei der Kirchengemeinde und gingen in den Besitz des Museumsvereins uber darunter einige Gemalde die aus der Kirche stammen Von 1953 bis 1973 unterhielten die Franziskaner der Schlesischen Provinz in Hildesheim das Antonius Schulerheim und blieben anschliessend noch bis 1987 als Seelsorger in dem Gebaude an der Alfelder Strasse 1988 kamen drei Bruder fur einige Jahre als Seelsorger an die Heilig Kreuz Kirche 15 Literatur BearbeitenMarkus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim 90 2018 S 9 68 Digitalisat eines Sonderdrucks auf academia edu abgerufen am 18 Februar 2023 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Studien zur Geschichte der rheinischen und sachsischen Ordensprovinzen Werl 1994 S 111 145 Weblinks BearbeitenDie Martini Kirche auf hildesheimer geschichte de St Martini Hildesheim Einzelnachweise Bearbeiten Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 111 Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 10 47 49 Klostergrundungen Belege fur den Ort der ersten Unterkunft Nikolaihospital beim Godehardikloster Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 21 und Peter Muller Die Bedeutung der Bettelorden in der Wirtschaft Hildesheims bis zur Reformation In Dieter Berg Hrsg Bettelorden und Stadt Bettelorden und stadtisches Leben im Mittelalter und in der Neuzeit Werl 1992 S 65 87 hier S 65 Zunachst St Nicolai Hospital am Godehardikloster dann verlegt in die Nahe des Leprosenheims St Katharinen am Rand der Stadt Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 115 129 Nikolaikapelle in der Dammstadt Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 8f unter Bezug auf Gudrun Pischke Hildesheim Von der Domburg zur Grossstadt Zwolf Jahrhunderte Stadtentwicklung im Kartenbild Veroffentlichungen des Hildesheimer Heimat und Geschichtsvereins Bd 1 Hildesheim 2014 S 40 45ff Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 15 unter Bezug auf Maike Kozok Vom Kloster zum Museum Studien zur Baugeschichte des Roemer und Pelizaeus Museums Hildesheim Hildesheim 2008 S 23 30 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 21 39 43 59 101 139 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 113 129 Kirchenerweiterung im 15 Jhdt Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 16 Kirchenerweiterung bereits im 14 Jhdt Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 130 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 141 161 189 225 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 124f Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 291 295 303 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 134 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 116 126 132ff Entfernung des Kirchenglocklein S 126 lt Gutowski ebd S 131 gab es eine 1428 gegossene Himmelsglocke die erst 1857 bei der Aufhebung der Kirche an Bischof Jakob verkauft wurde der sie der katholischen Kirche in Salzgitter uberliess Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 351 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 117 Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 19 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 611 623 627 o52 148888888889 9 9444444444444 Koordinaten 52 8 56 N 9 56 40 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerkloster Hildesheim amp oldid 231008086