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St Martini ist eine ehemalige Franziskaner Klosterkirche in Hildesheim Sie steht unmittelbar westlich der Ummauerung des Doms und ist heute Teil des Roemer und Pelizaeus Museums St Martini Turm und ChorSt Martini LanghausPortiunkula Kapelle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirchengebaude 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Franziskanerkloster Hildesheim Die Bruder des 1210 gegrundeten Franziskanerordens erreichten Hildesheim von Speyer aus als erstes Ziel in Norddeutschland im Jahr 1223 Sie wurden dort gefordert von Bischof Konrad II der starke Sympathien fur die neuen Ordensgemeinschaften empfand und mit der Ansiedlung der Franziskaner Dominikaner und Magdalenerinnen der stadtischen Bevolkerung mit den modernen Formen der Seelsorge eine ihnen angemessene religiose Alternative bieten wollte das Dominikanerkloster in Hildesheim mit der St Paulus Kirche wurde 1231 gegrundet das Frauenkloster St Maria Magdalena 1227 28 1 Das Domkapitel nahm die Franziskaner gastfreundlich auf und stellte ihnen eine erste einfache Unterkunft zur Verfugung 2 Etwa gegen 1240 uberliess Bischof Konrad II den Franziskanern einen Bauplatz innerhalb der Domimmunitat westlich des Domhugels mit dem Dom an der Strasse zur Innerste und dem dortigen Stadttor heute Dammstrasse Gelande bis zur Strasse Am Steine so dass zwischen 1240 und 1246 ein Kloster mit Nebengebauden und die Kirche errichtet werden konnten uber das Aussehen der Konventsgebaude liegen keine Beschreibungen vor Aufgrund bauhistorischer Forschungen und dem Vergleich mit zeitgenossischen Klosterbauten der Franziskaner ist von einer geschlossenen vierflugeligen Anlage um einen Kreuzgang auszugehen die sudlich an die Kirche anschloss 3 Das Kloster gehorte zur Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia Ein bekanntes Mitglied des Konvents war Bruder Konrad der sich stark in der Sorge fur Arme engagiert hatte und am 6 Oktober 1261 starb Von der Bevolkerung wurde er Conradus Sanctus oder pater sanctus heiliger Vater genannt sein Grab in der Klosterkirche war das Ziel vieler Glaubiger und 1466 gewahrte Weihbischof Johannes einen 40 tagigen Ablass fur alle Besucher des Grabes Wegen der daraus entstehenden Wallfahrt wurden in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts moglicherweise jedoch bereits im 14 Jahrhundert die Gebaude von Kloster und Kirche teilweise durch einen Neubau ersetzt in den der vorherige Kreuzgang integriert wurde die Kirche wurde um ein nordliches Seitenschiff vergrossert 4 5 Anders als die meisten anderen Kloster in Hildesheim wurde der Franziskanerkonvent wahrend der Reformation nach 1542 aufgelost Im August 1542 wurde die Kirche fur die Offentlichkeit geschlossen die Franziskaner konnten darin jedoch zunachst weiter Gottesdienst feiern Wer evangelisch werden wollte dem wurde eine Predigerstelle in Aussicht gestellt Nach den Ratswahlen 1543 trat eine Verscharfung und Beschneidung weiterer Rechte ein Die Bruder die nicht protestantisch werden wollten wurden 1544 der Stadt verwiesen und gingen ins Kolner Franziskanerkloster acht alte konnten bleiben und erhielten vom Stadtrat eine Rente Die Klosterkirche St Martini wurde nach der Zerstorung der Johanneskirche 1547 lutherische Pfarrkirche Pastor dort wurde Konrad Ludekke der letzte Guardian des Franziskanerklosters der protestantisch geworden war und heiratete 6 Die beiden letzten Franziskaner verzichteten 1556 auf den Besitz der Klostergebaude fur sich und ubertrugen ihn auf die Pfarrkirche St Martini damit die Gebaude zusammenblieben Das Grabmal des verehrten Conradus Sanctus und andere Kunstwerke in der Kirche wurden in der Folge zerstort und eingeebnet zahlreiche Kelche Kreuze Schmuckstucke Paramente und weitere liturgische Gerate wurden beschlagnahmt und verwertet das Kupfer am Turm und das Kirchenglocklein wurden entfernt 7 1632 kehrten einige Franziskaner auf Fursprache des Domkapitels gegenuber dem Stadtrat zuruck mussten das Kloster jedoch aufgrund der der kriegerischen Entwicklung 1634 wieder verlassen wobei sie die wiedergefundenen Gebeine Konrads die sie zunachst in der Kirche erneut beigesetzt hatten mitnahmen Die Kirche wurde wieder lutherisch 8 Das Kloster wurde als Waisenhaus und Viehstall genutzt Als 1857 St Michael wieder als Kirche in Gebrauch genommen wurde wurde die Martinipfarrei mit der Michaelispfarrei vereinigt Die Martini Kirche und die Portiunkula Kapelle wurden profaniert 1859 wurde in den Raumlichkeiten auf Hermann Roemers Initiative hin das bis heute bestehende Museum eingerichtet 9 Teile der Kirchenausstattung verblieben bei der Kirchengemeinde und gingen in den Besitz des Museumsvereins uber darunter einige Gemalde die aus der Kirche stammen Am 22 Marz 1945 wurde St Martini durch Spreng und Brandbomben bis auf die Umfassungsmauern und den Turm zerstort Die Kapelle blieb fast unversehrt erhalten Bis Ende der 1970er Jahre wurden im Bereich der Kapelle Figur und Steinfragmente aus der Trummerbeseitigung der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg gelagert Von Studenten der damaligen Fachhochschule Hildesheim Holzminden wurden unter Jurgen Lagemann die Fragmente sortiert und katalogisiert Unter anderem wurden Teile der Roland Figur des Brunnens vor dem Rathaus gefunden Gut erhaltene Steinfragmente wurden teilweise in spateren Bauvorhaben integriert Kirchengebaude BearbeitenUber das Aussehen der ursprunglichen Kirche aus dem 13 Jahrhundert liegen nur wenige Erkenntnisse vor Allerdings ist bis heute Bausubstanz aus dem ersten Kirchbau in der Martinikirche erhalten Die erste Kirche war kurzer und niedriger als der spatere Bau Zu erkennen sind noch Gewandesteine von romanischen Rundbogenfenstern Nach Rekonstruktionen von Markus C Blaich kann es sich um eine langrechteckige einschiffige Saalkirche mit eingezogenem quadratischem Altarraum gehandelt haben womoglich besass die Kirche auch einen Turm 10 1368 waren an dem Gebaude kostspielige Baumassnahmen erfolgt Beim Klosterumbau im 14 oder 15 Jahrhundert wurde auch die Kirche weitgehend neu errichtet Die Kirche war eine vierjochige fruhgotische Hallenkirche mit Ziegeldach Der rechteckige Chor im Osten war um drei Stufen gegenuber dem Kirchenschiff erhoht An der Nordseite des Chores war der schlanke quadratische in den beiden Obergeschossen achteckige Turm angefugt dessen Fialen Krone der einzige Schmuck des Baus ist An das 14 m hohe Hauptschiff war nordlich ein niedrigeres Seitenschiff mit einer Hohe von etwa 11 m angebaut das vom Hauptschiff durch funf Spitzbogen zwischen vier achteckigen Pfeilern mit Kampferkapitellen erreicht wurde dadurch entstand eine zweischiffige pseudo basilikale Hallenkirche Auf Westwerk Querhaus und Gewolbe wurde verzichtet alle Teile der Kirche hatten flache Balkendecken Bei einer Mauerstarke von etwa 1 10 m hatte die Kirche eine Gesamtlange von 53 95 m und eine Gesamtbreite von 19 47 m Das Hauptschiff hat eine lichte Weite von 10 91 m das Seitenschiff von 6 22 m Der lang ausgezogene Langchor misst 20 66 m in lichter Lange seine lichte Breite von 10 41 m verjungt sich nach 10 43 m auf eine lichte Breite von 8 34 m beide etwa quadratischen Bereiche haben jeweils beidseitig zwei Fenster 11 Das Seitenschiff hatte an der Nordseite sieben Spitzbogenfenster das Hauptschiff an der Sudseite funf Fenster und ein grosses funfteiliges Spitzbogenfenster im Westen Mehrere gestiftete Fenster hatten Glasmalereien ein vierteiliges Fenster uber der nordlichen Eingangstur zeigte eine Stadtansicht Hildesheims An der Sudseite der Kirche sind Teile der ehemaligen Klosterbebauung erhalten Zwei Turen fuhrten hier aus der Kirche in zwei Kreuzgangflugel des Klosters wo auch die Sakristei lag An die Ostseite der Kirche schliesst sich die 1490 vollendete rechteckige Portiunkula Kapelle in gotischem Stil an deren Untergeschoss wahrscheinlich als Leichenhaus fur die Franziskaner diente Sie gehort heute zum Roemer und Pelizaeus Museum 12 Siehe auch BearbeitenFranziskanerkloster Hildesheim Die Martini Kirche auf hildesheimer geschichte de Liste der Kirchen in HildesheimLiteratur BearbeitenMarkus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim 90 2018 S 9 68 Digitalisat eines Sonderdrucks auf academia edu abgerufen am 18 Februar 2023 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Studien zur Geschichte der rheinischen und sachsischen Ordensprovinzen Werl 1994 S 111 145 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martini Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 10 47 49 Klostergrundungen Hypothesen zum Standort der ersten Niederlassung Nikolaihospital beim Godehardikloster Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 21 und Peter Muller Die Bedeutung der Bettelorden in der Wirtschaft Hildesheims bis zur Reformation In Dieter Berg Hrsg Bettelorden und Stadt Bettelorden und stadtisches Leben im Mittelalter und in der Neuzeit Werl 1992 S 65 87 hier S 65 Zunachst St Nicolai Hospital am Godehardikloster dann verlegt in die Nahe des Leprosenheims St Katharinen am Rand der Stadt Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 115 129 Nikolaikapelle in der Dammstadt Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 8f unter Bezug auf Gudrun Pischke Hildesheim Von der Domburg zur Grossstadt Zwolf Jahrhunderte Stadtentwicklung im Kartenbild Veroffentlichungen des Hildesheimer Heimat und Geschichtsvereins Bd 1 Hildesheim 2014 S 40 45ff Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 15 unter Bezug auf Maike Kozok Vom Kloster zum Museum Studien zur Baugeschichte des Roemer und Pelizaeus Museums Hildesheim Hildesheim 2008 S 23 30 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 21 39 43 59 101 139 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 113 129 Kirchenerweiterung im 15 Jhdt Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 16 Kirchenerweiterung egerits im 14 Jhdt Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 291 295 303 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 116 126 132ff Entfernung des Kirchenglocklein S 126 lt Gutowski ebd S 131 gab es eine 1428 gegossene Himmelsglocke die erst 1857 bei der Aufhebung der Kirche an Bischof Jakob verkauft wurde der sie der katholischen Kirche in Salzgitter uberliess Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 351 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 117 Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 19 Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 10 13 Markus C Blaich Das Franziskanerkloster St Martini zu Hildesheim In Hildesheimer Jahrbuch 90 2018 S 9 68 hier S 13 16 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 130 Stephan Gutowski Die Minderbruder in Hildesheim In Dieter Berg Hrsg Franziskanisches Leben im Mittelalter Werl 1994 S 111 145 hier S 130 52 148888888889 9 9444444444444 Koordinaten 52 8 56 N 9 56 40 O Normdaten Geografikum GND 1147895848 lobid OGND AKS VIAF 838151304642849460009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martini Hildesheim amp oldid 234377057