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Johannes de Plano Carpini OFM auch Giovanni Piano Carpini Giovanni da Pian del Carpine oder Johannes del Piano Carpini um 1185 in Pian del Carpine heute Magione bei Perugia in Umbrien 1 August 1252 in Bar Montenegro war ein italienischer Franziskaner der vor allem durch seine Reise in die Mongolei Bekanntheit erlangte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Als Missionar in Europa 1 2 Auf Mission zum Grosskhan 1 3 Ruckkehr 1 4 Letzte Jahre in Europa 2 Werk 3 Siehe auch 4 Ausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Missionar in Europa Bearbeiten Johannes war ein Schuler und Gefahrte von Franz von Assisi und wirkte in den 1220er Jahren als Missionar und Organisator des Franziskanertums in Deutschland 1221 gehorte er zu einer Expedition nach Deutschland die am 30 Mai 1221 auf dem Generalkapitel des neuen Ordens in Portiuncula Mattenkapitel ausgesandt wurde um einen zweiten Versuch zu machen sich in Deutschland niederzulassen 1219 war ein solcher Versuch zunachst gescheitert Am 16 Oktober 1221 kamen die etwa 27 Bruder unter Leitung von Casarius von Speyer in Augsburg an und teilten sich auf um zu verschiedenen Orten vor allem in Bischofsstadte weiterzureisen Johannes del Plano Carpini grundete Kloster in Metz Hildesheim Braunschweig Goslar Magdeburg und Halberstadt 1 1222 ging er als Missionar nach Tunis und 1225 auf die Iberische Halbinsel 1223 war er kurzzeitig Kustos der Sachsischen Kustodie des Ordens von 1228 bis 1230 leitete er als Provinzial die Ordensprovinz Teutonia 1230 wurde er von der Ordensleitung als Provinzialminister nach Spanien entsandt Von 1232 bis 1239 war er Provinzial der Provinz Saxonia die 1230 durch Teilung aus der Provinz Teutonia in die Provinzen Saxonia und Provincia Rheni entstanden war Auf seine Initiative hin entstand die Provinz Polonia 2 Seine Missionsarbeit dehnte er immer weiter nach Osten aus Auf Mission zum Grosskhan Bearbeiten nbsp Die Reiseroute des Johannes de Plano Carpini Reiseroute in blau 1245 wurde Johannes de Plano Carpini von Papst Innozenz IV mit einer Mission in die zu jener Zeit von den Mongolen besetzte Rus beauftragt Neben der Mission sollte er auch als Leiter einer Gesandtschaft den mongolischen Grosskhan aufsuchen Diplomatischer Hintergrund war dass nach dem verheerenden Mongolensturm von 1241 weitere Kriegszuge nach Europa ausgeschlossen werden sollten wahrend Innozenz IV die Mongolen als Bundnispartner gegen den vorruckenden Islam und zur Sicherung der Kreuzfahrerstaaten zu gewinnen versuchte Am Ostertag 1245 verliess er Lyon zog durch Bohmen und das heutige Schlesien zum von den Mongolen besetzten Kiew und von dort zum Don Hier ging es weiter zur Wolga durch das neu entstandene Mongolenreich der Goldenen Horde zum Fluss Ural uber die Seidenstrasse zu den Dsungarischen Seen und von dort weiter in das Zentrum des Mongolenreiches Beim Fluss Orchon stiess man auf das Inthronisationslager der Mongolen die gerade im Begriff waren nach dem Tode des Vorgangers und einer Zwischenregentschaft einen neuen Grosskhan zu ernennen Im August 1246 wohnte Johannes der Inthronisation des neuen Khans Gojuk bei und erst vier Monate spater wurde ihm in dem Jurtenlager eine Audienz gewahrt Karakorum besuchte er nicht er horte jedoch davon wie sich aus einer Bemerkung ergibt dass man bei den Mongolen keine Ansiedlungen und keine Stadte finde ausser einer einzigen von der es heisst sie sei recht ansehnlich die Karakorum genannt wird Wir selbst haben sie nicht gesehen doch haben wir uns bis auf eine halbe Tagesreise dieser genahert 3 Bei besagter Audienz im Jurtenlager hatte Johannes de Plano Carpini dem neuen Khan einen mitgebrachten Papstbrief uberreichen sollen der den Mongolenherrscher aufforderte die Kampfhandlungen seiner Truppen gegen die Christen einzustellen Ob er den Brief tatsachlich uberreicht hat oder dies aus taktischer Uberlegung besser unterliess ist letztlich nicht uberliefert Da das unaufgeforderte Erscheinen einer gegnerischen Abordnung nach mongolischer Tradition fur den Khan bedeutete dass man sich ihm unterwerfen wolle schickte er diese Abordnung nach dem Empfang mit einem Schreiben von seiner Seite wieder zuruck In diesem Schriftstuck forderte er nunmehr den Papst mit einer hinzugefugten versteckten Drohung dazu auf zusammen mit den anderen Konigen unverzuglich zu ihm zu kommen um sich personlich ihm zu unterwerfen Die diplomatischen Ziele der Mission wurden also nicht erreicht doch aufgrund seines Reiseberichts Ystoria Mongolorum quos nos Tartaros appellamus der erstmals die Kultur und Gebrauche der Mongolen beleuchtete war die Mission zumindest in wissenschaftlicher Hinsicht ein Erfolg Bezuglich der Frage ob im Reich der Mongolen christliche Volker anzutreffen seien berichtet er vom christlichen zentralasiatischen Turkvolk der Uighuren das von Dschingis Khan erobert worden sei Diese Menschen sind Christen von der Sekte der Nestorianer 4 Er erwahnt noch ein weiteres von Dschingis Khan teilweise niedergeworfenes wohlhabendes Volk vermutlich Chinesen die eine besondere Schrift haben die Kytai Sie seien Heiden glauben aber an Jesus Christus wenngleich sie nicht getauft seien Sie tragen keinen Bart und ahneln im Gesichtsschnitt ziemlich den Mongal doch haben sie nicht ganz so breite Gesichter Das Reich des legendaren Priesterkonigs Johannes aber vermutete er in Indien Thomaschristen Einen anderen Sohn schickte Cinggis Khan mit einem Heer gegen die Inder Er fuhrte auch ein Heer in die Schlacht gegen die Christen die im Grosseren Indien leben Als das der Konig jenes Landes der im Volk Priesterkonig Johannes genannt wird horte zog er ihnen mit einem Heer entgegen 5 Ruckkehr Bearbeiten In 106 Tagen legte Johannes etwa 3000 englische Meilen also etwa 4800 Kilometer zuruck An Allerheiligen 1247 traf die Gesellschaft wieder in Lyon ein und Johannes de Plano Carpini erstattete dem Papst mundlich einen genauen Reisebericht Es ist nicht mit Sicherheit bekannt ob der Brief des Grosskhans an den Papst diesem wirklich uberbracht wurde 6 Letzte Jahre in Europa Bearbeiten Zuruck in Europa wurde Johannes de Plano Carpini 1248 zum Erzbischof von Bar italienisch Antivari im heutigen Montenegro ernannt wo er sich mit Unterstutzung des serbischen Konigs Stefan Uros I gegen Metropolitanspruche aus Dubrovnik durchsetzen konnte Carpini verstarb am 1 August 1252 ungefahr 65 jahrig Seine Werke enthalten wertvolle Informationen uber die Rus und insbesondere eine Beschreibung des zeitgenossischen Kiew Werk BearbeitenYstoria Mongolorum quos nos Tartaros appellamus oder auch Liber Tartarorum Siehe auch BearbeitenWilhelm von Rubruk Andre de Longjumeau Ascelino di Lombardia Lorenzo da Portugal Simon von St QuentinAusgaben und Ubersetzungen BearbeitenEnrico Menesto u a Hrsg Giovanni di Pian di Carpine Storia dei Mongoli Centro italiano di studi sull alto medioevo Spoleto 1989 kritische Edition und italienische Ubersetzung Johannes Giessauf Die Mongolengeschichte des Johannes von Piano Carpine Einfuhrung Text Ubersetzung Kommentar Schriftenreihe des Instituts fur Geschichte Band 6 Graz 1995 ISBN 3 85375 012 5 Felicitas Schmieder Hrsg Johannes von Plano Carpini Kunde von den Mongolen 1245 1247 Thorbecke Sigmaringen 1997 ISBN 3 7995 0603 9 Friedrich Risch Hrsg Johann de Plano Carpini Geschichte der Mongolen und Reisebericht 1245 1247 Veroffentlichungen des Staatlichen Forschungsinstituts fur vergleichende Religionsgeschichte an der Universitat Leipzig Band 2 11 Leipzig 1930 Literatur BearbeitenAnna Dorothee von den Brincken Die Nationes Christianorum orientalium im Verstandnis der lateinischen Historiographie Kolner historische Abhandlungen Band 22 Bohlau Koln 1973 ISBN 3 412 86173 1 Anna Dorothee von den Brincken Die Mongolen im Weltbild der Lateiner um die Mitte des 13 Jahrhunderts unter besonderer Berucksichtigung des Speculum Historiale des Vinzenz von Beauvais In Archiv fur Kulturgeschichte Nr 57 1975 S 117 140 Gian Andri Bezzola Die Mongolen in abendlandischer Sicht Ein Beitrag zur Frage der Volkerbegegnungen Francke Bern 1974 ISBN 3 7720 1056 3 Johannes Fried Auf der Suche nach der Wirklichkeit Die Mongolen und die europaische Erfahrungswissenschaft im 13 Jahrhundert In Historische Zeitschrift Nr 243 1986 S 287 332 Johannes Giessauf Johannes von Piano del Carpine Provinzialminister 1232 bis 1239 In Dieter Berg Hrsg Management und Minoritas Lebensbilder Sachsischer Franziskanerprovinziale vom 13 bis zum 20 Jahrhundert Butzon amp Bercker Kevelaer 2003 S 3 20 Rene Guennou Les missions catholiques In Henri Charles Puech Histoire des Religions Band 2 La formation des religions universelles et les religions de salut dans le monde mediterraneen et le Proche Orient Les religions constituees en Occident et leurs contre courants Encyclopedie de la Pleiade Band 34 Gallimard Paris 1972 Max Kratochwill Johannes de Plano Carpini In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 594 Justin Lang Johannes del Piano Carpini In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 958 Raimondo Michetti Giovanni da Pian del Carpine In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 56 Giovanni di Crescenzio Giulietti Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2001 Marina Munkler Erfahrung des Fremden Die Beschreibung Ostasiens in den Augenzeugenberichten des 13 und 14 Jahrhunderts Akademie Verlag Berlin 2000 ISBN 3 05 003529 3 auszugsweise bei Google books Jean Paul Roux Sylvie Anne Roux Les explorateurs au Moyen Age Fayard Coll Pluriel Paris 1985 Michael Taylor Mythos Tibet Entdeckungsreisen von Marco Polo bis Alexandra David Neel Westermann Braunschweig 1988 ISBN 3 07 508986 9 Bernard de Vaulx Histoire des missions catholiques francaises Fayard Paris 1951 Harald Zimmermann Johannes de Plano Carpini In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1112 1114 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johannes de Plano Carpini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek First Europeans Traveled to Khan s Court Website der Silkroad Foundation The Journey of Friar John of Pian de Carpine to the Court of Kuyuk Khan ins Englische ubersetzt von William Woodville Rockhill 1900 Carpinis ReiserouteEinzelnachweise Bearbeiten Junstin Lang Johannes del Piano Carpini In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 958 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Saxonia Franciscana Dietrich Coelde Verlag Werl 1999 ISBN 3 87163 240 6 S 19 21 27 29 31 Johannes von Plano Carpini Kunde von den Mongolen 1245 1247 ubersetzt von F Schmiederer Thorbecke Sigmaringen 1997 S 41 f Johannes von Plano Carpini Kunde von den Mongolen 1245 1247 Sigmaringen 1997 S 62 Johannes von Plano Carpini Kunde von den Mongolen 1245 1247 Sigmaringen 1997 S 65 M Munkler Erfahrung des Fremden Die Beschreibung Ostasiens in den Augenzeugenberichten des 13 und 14 Jahrhunderts Berlin 2000 S 30 Normdaten Person GND 119292823 lobid OGND AKS LCCN n87804271 VIAF 239502727 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johannes de Plano CarpiniALTERNATIVNAMEN Giovanni Piano Carpini Giovanni da Pian del Carpine Jean du PlanCarpin Giovanni de Plano CarpiniKURZBESCHREIBUNG italienischer Franziskaner bereiste die MongoleiGEBURTSDATUM um 1185GEBURTSORT Piano di Carpine heute Magione STERBEDATUM 1 August 1252STERBEORT Bar Montenegro Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes de Plano Carpini amp oldid 235008476