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Die evangelisch lutherische Kreuzkirche Schloss und Stadtkirche St Crucis ist die nordwestliche der drei hannoverschen Altstadtkirchen die beiden anderen sind Marktkirche und Aegidienkirche Sie steht im Kreuzkirchenviertel in der Altstadt von Hannover Kreuzkirche in Hannover mit Duve Kapelle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Orgel 2 2 Glocken 3 Personlichkeiten 4 Kreuzkirchenviertel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kreuzkirche geht auf die 1284 von der hannoverschen Marktkirchengemeinde abgeteilte Pfarrei zuruck Ihre Gottesdienste fanden zunachst in der Kirche des nahen Heiligen Geist Spitals an der nordlichen Mundung von Knochenhauerstrasse und Schmiedestrasse statt die heute nicht mehr vorhanden ist Der heutige Bau wurde 1333 als Kirche St Spiritus et Crucis geweiht in Form einer einschiffigen gotischen vierjochigen Hallenkirche mit Kreuzgewolben und einjochigem 5 8 Chor 1496 1497 wurde an die Nordseite des Kirchenschiffes die St Annenkapelle angebaut Wahrend die Kirche aus Naturstein gebaut war entstand die Kapelle bei gleicher Traufhohe und ebenfalls steilem Satteldach aus Backstein im sogenannten Klosterformat etwa 8 13 28 Zentimeter Die Ostseite der St Annenkapelle erhielt einen gotischen Treppengiebel als Abschluss Hier befindet sich noch heute ein Stein der ein von zwei Engeln getragenes Kleeblatt ein Teil des hannoverschen Stadtwappens zeigt Neben dem Hauptportal der Kreuzkirche sind in Augenhohe markante Steinmetzmarken zu sehen sowie auf der Sudseite des Turmes weitere Marken und Spolien 1560 erfolgte um einen gestiegenen Platzbedarf zu decken ein einschneidender Umbau der Kirche Zwischen den Fenstern der Nordwand wurden schwere Pfeiler hochgemauert und die Nordwand zur Kapelle hin durchbrochen Damit hatte man im Untergeschoss der Kapelle die Sakristei mit der bekannten Bibliothek sowie ein neues Seitenschiff mit der Empore fur den Schulerchor geschaffen 1591 war bereits eine Zwischendecke in die Kapelle eingebaut und auf der Ostseite ein runder Treppenturm errichtet worden Dies war eine dringende Notwendigkeit fur die neue lutherische Liturgie nbsp Um 1900 Blick in Richtung Kreuzklappe Ansichtskarte Nummer 1034 von Karl F WunderDie Turmspitze der Kreuzkirche wurde 1630 bei einem Sturm zerstort und 1652 1653 auf Initiative und durch Finanzierung von Johann Duve als barocker Turm wieder errichtet 1655 konnte sich Ratsherr Duve deshalb auch eine eigene Grabkapelle an die Sudseite des Chors bauen lassen Dabei handelte es sich um einen eingeschossigen Sandsteinbau mit prachtiger aufwendiger Schaufassade Ausserdem hat der Bau eine mittige Rundbogentur Muschelnischen eingerahmt von Pilastern mit Puttenkapitellen die oben von Schweifwerkgiebeln mit Spruchtafeln und den Wappen der Familien gekront sind Das Innere der Kreuzkirche die anfangs bis zu 19 Altare beherbergte wurde im Laufe der Jahrhunderte haufig umgebaut So wurde 1594 eine steinerne Renaissancekanzel durch Claus von Munchhausen errichtet die jedoch schon 1658 wieder entfernt wurde Die Kanzel kam spater in die Kirche nach Lauenau wo sie sich noch heute befindet 1675 erhielt der Kirchenraum eine Chorschranke 1692 eine Prieche im oberen Seitenschiff Die durch den Hofbildhauer Ziesenis reich geschnitzte Hangekanzel von 1758 uberstand den Zweiten Weltkrieg nicht Die Neogotisierung verbrannte ebenso wie die Orgel von 1910 Bereits 1822 1823 erlitten die ubrig gebliebenen mittelalterlichen und nachreformatorischen Artefakte das gleiche Schicksal wie die der beiden anderen gotischen Kirchen Sie wurden ausgeraumt verkauft oder vernichtet Lediglich das Taufbecken blieb erhalten 1851 grundete der Anwalt und Publizist Adolf Mensching gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Volksvereins innerhalb der Kreuzkirchengemeinde den Verein fur religiosen Fortschritt mit der Norddeutschen Volkszeitung als Vereinsorgan 1 Im Herbst 1873 wurde als Nachfolger von Ludwig Adolf Petri der Pastor F Wilhelm Th Hopfner aus Osterode gewahlt 1943 wurde die Kreuzkirche bei einem der grossen Luftangriffe auf Hannover bis auf Mauern Dachstuhl und Duvekapelle zerstort Sie wurde zwischen 1959 und 1961 durch Ernst Witt wieder aufgebaut ohne Seitenschiff und Annenkapelle An der Nordseite wurde 1961 eine kleine Sakristei angefugt in der die serbisch orthodoxe Gemeinde des heiligen Sava bis 1995 Gottesdienst feierte Weil eine Wiederherstellung der Schlosskirche ausschied erhielt die Schlosskirchengemeinde die Kreuzkirche 1960 als neues Gotteshaus Sie nannte sich anschliessend Schloss und Stadtkirche St Crucis Die Kreuzkirchengemeinde wurde zusammen mit der Aegidienkirche 1982 ein Teil der Marktkirche Seit etlichen Jahren werden die Gottesdienste am Sonntag meist von der Evangelischen Studierendengemeinde gestaltet Die Marktkirchengemeinde ist sowohl fur den Bau wie fur alles Weitere z B die Konzerte und Ausstellungen verantwortlich In der Kreuzkirche werden Kirchenpadagogik und Fuhrungen angeboten sowie Konzerte und Veranstaltungen Beschreibung Bearbeiten nbsp Inneres der KreuzkircheDer Baukorper ist knapp 23 m lang und 6 5 m breit Die Traufhohe des Schiffes betragt etwa 10 Meter und die Turmhohe rund 70 m Der mittelalterliche ursprungliche Turm hatte eine schlanke achteckige Spitze Das Innere der Kreuzkirche ist schlicht gehalten Wichtigster Schmuck ist das Altargemalde von Lucas Cranach d A vor 1537 Es befand sich ursprunglich in der Schlosskirche im Leineschloss fur die es Herzog Johann Friedrich im Jahr 1675 aus dem Einbecker Alexanderstift erwarb Das bronzene Taufbecken von etwa 1410 ist sehr wahrscheinlich eine Hildesheimer Arbeit Es ist ein runder Kessel von drei knienden Mannern getragen bei denen es sich vermutlich um die Bronzegiesser aus Hildesheim handelt Das Taufbecken zeigt in einer Arkatur von acht Feldern plastisch gestaltete Heiligenfiguren und ein Kreuzigungsmotiv wobei es sich um eine Meisterarbeit des 15 Jahrhunderts handelt Die drei Kronleuchter stammen aus der Agidienkirche aus der sie vor den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg noch rechtzeitig ausgelagert werden konnten Sie wurden im 17 und 18 Jahrhundert in Messing gegossen Auch die an den Wanden angebrachten Grabsteine sind von kunstlerischer historischer und besonderer ikonographischer Bedeutung Dazu gehoren zwei Grabplatten aus dem Mittelalter Es handelt sich um einen Grabstein fur den Stadthauptmann Dietrich von Rinteln 1321 der den Verstorbenen in einem langen Mantel und mit seinem Wappenschild die Umschrift in gotischen Majuskeln zeigt Es ist das alteste erhaltene Grabdenkmal in Hannover nbsp Die Grabplatte des Thidericus de Rintelen 1321 das alteste erhaltene Grabmal Hannovers war in das Minoritenkloster integriert nbsp Die individualisierende Grabplatte derer vom Steinhaus fand sich ursprunglich an der Nikolaikapelle ausserhalb der Stadtbefestigung Hannovers Das andere Grabmal ist das von Stadthauptmann Johannes von Stenhus 1332 und seiner Ehefrau Hildegardis 1335 samt ihrer vielkopfigen Schar von Sohnen und Tochtern Es ist eventuell das erste Grabdenkmal mit der Darstellung einer Familie in Deutschland Die abgebildeten Personen weisen individuelle Zuge auf und sind altersmassig einzuordnen Dies war im fruhen 14 Jahrhundert bei menschlichen Abbildungen nicht ublich Die Platten fand der hannoversche Stadtarchaologe und Museumsdirektor Helmut Plath 1949 in den Trummern des Leineschlosses Dort hatten sie in der Schlosskirche als Wand sowie Fussbodenplatten gedient Ein beeindruckender Stein an der ausseren Nordostseite ist das Epitaph fur den Kaufmann Berendt Duve 1634 einen Neffen von Johann Duve Im Familienwappen ist zweimal die Taube niederdeutsch Duve zu erkennen Teile der mittelalterlichen Grufte in denen historische Knochenfunde aus Hannover verwahrt werden sind erhalten geblieben Sie dienten im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraume Derzeit ist die Gruft unter der Kreuzkirche weitgehend leer und ist fur die Offentlichkeit im Rahmen von Fuhrungen und kirchenpadagogischen Veranstaltungen zuganglich 2 Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie neobarocke Orgel wurde von der Werkstatt Emil Hammer Orgelbau 1965 gebaut und von OBM Jorg Bente 2011 2012 generaluberholt und neu intoniert Sie hat 34 Register auf drei Manualen und Pedal Die Spieltrakturen sind mechanisch die Registertrakturen sind elektrisch 3 I Ruckpositiv C g3Gedackt 8 Prinzipal 4 Blockflote 4 Gemshorn 2 Sesquialtera IIOktave 1 Scharff IVRankett 16 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g3Bordun 16 Prinzipal 8 Rohrflote 8 Oktave 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Mixtur V VITrompete 8 III Brust Schwellwerk C g3Holzgedackt 8 Rohrflote 4 Nasat 2 2 3 Prinzipal 2 Terz 1 3 5 Quinte 1 1 3 Zimbel IIIRegal 8 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 Prinzipal 8 Gedackt 8 Oktave 4 Nachthorn 2 Mixtur VPosaune 16 Trompete 8 Klarine 4 Koppeln I II III II I PGlocken Bearbeiten Das Gelaut besteht aus vier Kirchenglocken des Glockengiessers Friedrich Wilhelm Schilling aus dem Jahr 1961 Sie erklingen in der Schlagtonfolge e1 gis1 h1 cis2 Im gleichen Jahr goss er zwei Schlagglocken e2 und gis2 zur vorhandenen alten Schlagglocke h2 die noch aus der Schlosskirche stammt Nach Larmbeschwerden fungiert nur die grossere Schlagglocke als Viertelstundenschlag der Stundenschlag erfolgt uber die kleinste Lauteglocke Der Grosse David a0 war ursprunglich von Pastor David Meyer fur die Kreuzkirche gestiftet worden und gelangte erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Marktkirche Auch die Georgenglocke cis1 und die grossere Viertelstundenglocke cis1 hangen nun im Turm der Marktkirche Personlichkeiten BearbeitenRupert Erythropel 1556 1626 der Pastor und Ahnherr einer der altesten hannoverschen Gelehrtenfamilien 4 den Erythropels war 1586 bis 1596 an der Kreuzkirche tatig 5 David Meyer 1572 1640 der Dichter und Chronist war 1599 1609 Pastor der Kreuzkirche initiierte die Kreuzkirchenbibliothek stiftete die Glocke Grosser David 6 Hermann Klose 1858 in Hamburg 1940 in Schwerin war von 1889 bis 1907 Organist der KreuzkircheKreuzkirchenviertel Bearbeiten nbsp Blick in die KreuzstrasseUm die Kreuzkirche entstand 1949 1951 das Kreuzkirchenviertel Das Viertel wurde an Stelle der im Zweiten Weltkrieg vollig zerstorten Hauser neu errichtet Dazu schlossen sich die Besitzer der Grundstucke zu einer Aufbaugenossenschaft zusammen Die zuvor sehr kleinteilig parzellierten und eng bebauten Grundstucke wurden neu aufgeteilt und mit viel Grun und Gartenflachen neu bebaut Literatur BearbeitenArnold Noldeke Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover 1 Regierungsbezirk Hannover Heft 2 Stadt Hannover Teil 1 Denkmaler des alten Stadtgebietes Hannover Hannover 1932 S 130 153 Wulf Schadendorf Hannoversche Kirchen Kleine Kunstfuhrer fur Niedersachsen Heft 8 Gottingen 1954 Festschrift zur Einweihung der Schloss und Stadtkirche Hannover St Crucis Kreuzkirche Hrsg von der ev luth Kreuzkirchengemeinde und der ev luth Schlosskirchengemeinde Hannover Hannover 1960 Waldemar R Rohrbein Die Schlosskirche wird katholisch In Geschichten um Hannovers Kirchen Studien Bilder Dokumente Hrsg Hans Werner Dannowski und Waldemar R Rohrbein Hannover Lutherhaus Verlag 1983 S 166 169 uber die Herkunft des Cranach Altars ISBN 3 87502 145 2 Ulfrid Muller Die Schloss und Stadtkirche St Crucis Kreuzkirche in Hannover Grosse Baudenkmaler Heft 373 Munchen Deutscher Kunstverlag 1985 Klaus Eberhard Sander Der Cranach Altar in der Kreuzkirche seine Geschichte und Eigenart In Marktkirche Hrsg vom Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde Hannover Jg 1990 S 41 46 Heinrich Emmendorffer Die Kreuzkirche in neuem Glanz Die Renovierung der Kreuzkirche im Sommer 1991 In Marktkirche Hrsg vom Kirchenvorstand der Marktkirchengemeinde Hannover Jg 1991 S 31 33 Helmut Knocke Hugo Thielen Hannover Kunst und Kultur Lexikon Handbuch und Stadtfuhrer 3 rev Aufl Hannover Schafer 1995 S 142 144 Albrecht Weisker Schloss und Stadtkirche St Crucis Kreuzkirche In Hannovers Kirchen 140 Kirchen in Stadt und Umland Hrsg von Wolfgang Puschmann Hermannsburg Ludwig Harms Haus 2005 S 16 19 ISBN 3 937301 35 6 Martin G Kunze Marktkirche Aegidienkirche Kreuzkirche Nikolaikapelle Merkmale mittelalterlicher hannoverscher Stadtgeschichte In Kirchen Kloster Kapellen in der Region Hannover Sascha Aust u a Fotografien von Thomas Langreder Hannover Lutherisches Verlagshaus 2005 S 13 22 ISBN 3 7859 0924 1 Gerd Weiss Marianne Zehnpfennig Kreuzkirche und Kreuzkirchenviertel In Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Stadt Hannover Teil 1 Bd 10 1 hrsg von Hans Herbert Moller Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Veroffentlichungen des Instituts fur Denkmalpflege Friedr Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1983 ISBN 3 528 06203 7 S 57ff sowie Mitte im Addendum zu Band 10 2 Verzeichnis der Baudenkmale gem 4 NDSchG ausgenommen Baudenkmale der archaologischen Denkmalpflege Stand 1 Juli 1985 Stadt Hannover S 3ff Florian Hoffmann Kreuzkirche In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 368 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss und Stadtkirche St Crucis Hannover Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde HannoverEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Mlynek MENSCHING 1 Adolf In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches Biographisches Lexikon Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 3 87706 706 9 S 250f online uber Google Bucher Hannover von unten Die Gruft in der Kreuzkirche In hannover de Abgerufen am 21 Mai 2023 Nahere Informationen zur Orgel auf der Website der Gemeinde Dirk Bottcher Erythropel In Hannoversches Biographisches Lexikon S 112 online uber Google Bucher Johann Anton Strubberg M Rupertus Erythropilus In ders Kurtze Nachricht Von denen Evangelischen Predigern So seit der Reformation Lutheri auf der Alten Stadt Hanover gestanden Teil von David Meier Kurtzgefaste Nachricht von der Christlichen Reformation In Kirchen und Schulen Der Alten Stadt Hanover Forster Hannover 1731 S 120 128 Dirk Bottcher MEYER 2 David auch Meier In Hannoversches Biographisches Lexikon S 25252 373333333333 9 7327777777778 Koordinaten 52 22 24 N 9 43 58 O Normdaten Geografikum GND 7626793 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzkirche Hannover amp oldid 233907901