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Die Luftangriffe auf Hannover wahrend des Zweiten Weltkrieges fugten der Stadt Hannover schwere Schaden zu Die Luftangriffe wurden vom Bomber Command der Royal Air Force RAF und den United States Army Air Forces USAAF ausgefuhrt Bei 88 Angriffen 1 2 die USSBS gibt eine Zahl von 125 an 3 starben 6 782 Menschen davon 4 748 Einwohner 4 Insgesamt wurden 1 783 612 Brand und 30 333 Sprengbomben abgeworfen 3 Der schwerste Angriff erfolgte in der Nacht vom 8 auf den 9 Oktober 1943 durch die Royal Air Force und forderte 1 245 Menschenleben Speziell das Flachenbombardement ziviler Ziele Innenstadt Wohngebiete und andere durch die RAF erfolgte aufgrund der vom britischen Luftfahrtministerium Air Ministry am 14 Februar 1942 erteilten Area Bombing Directive 5 Durch Luftangriffe zerstorte Innenstadt von Hannover 1945 Aufnahme von Margaret Bourke WhiteBei Kriegsende war das Zentrum zu 90 zerstort 52 aller Gebaude im Stadtgebiet waren vollig zerstort oder schwer beschadigt 6 Insgesamt 7 5 Millionen Kubikmeter Schutt waren zu beseitigen Von den Ende 1939 vorhandenen 147 222 Wohnungen wurden 51 2 total zerstort bzw schwer beschadigt 43 6 mittel oder leicht beschadigt und nur 7 489 Wohnungen 5 2 waren noch vollig intakt 4 Die Aegidienkirche und die Nikolaikapelle wurden nicht wieder aufgebaut ihre Ruinen blieben als Mahnmal fur die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Strategische Bedeutung und Angriffsziele 2 Angriffe 2 1 Erste Angriffe 1939 und 1940 2 2 10 Februar 1941 2 3 Weitere Angriffe 1941 2 4 26 Juli 1943 Zerstorung des Zentrums 2 5 22 23 September 1943 2 6 27 28 September 1943 2 7 9 Oktober 1943 Der schwarze Tag 2 8 18 Oktober 1943 2 9 1944 2 10 28 Marz 1945 Letzter Angriff 3 Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseStrategische Bedeutung und Angriffsziele Bearbeiten nbsp Die zerstorten Raffinerien der Deurag und Nerag nach Kriegsende nbsp Bombentrichter im Hermann Lons Park die Fliegerbomben galten offenbar der Guterumgehungsbahn Hannover Hauptartikel Liste der Luftangriffe der Alliierten auf das Deutsche Reich 1939 1945 Im Grossdeutschen Reich stand die Hauptstadt der preussischen Provinz Hannover im Mai 1939 mit knapp 471 000 Einwohnern auf Rang 13 der Liste der grossten deutschen Stadte wobei Breslau und Wien mit berucksichtigt sind Wahrend des Krieges sank die Einwohnerzahl vor allem durch Evakuierungen im Jahresdurchschnitt auf 287 000 bei Kriegsende im Mai 1945 waren noch 217 000 Personen in der Stadt gemeldet Hannover war Garnisonsstadt mit der 19 Infanterie Division der Wehrmacht sowie Sitz des Wehrkreiskommandos XI und einer Kriegsschule 7 Als Industriestandort lag Hannover im Deutschen Reich auf dem funften Rang Fur die Kriegsfuhrung besonders wichtig waren die Produktion von Flugzeug und Fahrzeugreifen Hartgummiteilen und weiteren Gummierzeugnissen in den drei Continental Werken Vahrenwald Stocken und Limmer bis 1928 Gummiwerke Excelsior Von Bedeutung war ferner die Fertigung von Geschutzen und Kettenfahrzeugen bei der Hanomag in Linden und der MNH Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover eines Tochterunternehmens des Eisenwerks Wulfel das in Badenstedt Wulfel und Laatzen Betriebsstatten unterhielt 8 sowie das Brinker Eisenwerk in Langenhagen Ortsteil Brink Hafen In ihrem 1938 fertiggestellten Werk in Stocken produzierte die AFA Accumulatoren Fabrik Aktiengesellschaft die spatere VARTA ab 1940 Bleiakkumulatoren ausschliesslich fur U Boote und Torpedos der Kriegsmarine 9 Auf dem ehemaligen Werksgelande mit den Montagehallen der insolventen Hannoverschen Waggonfabrik in Linden Sud entstanden ab 1935 nach Planen von Ernst Zinsser die neuen Gebaude der Vereinigten Leichtmetallwerke VLW Das Tochterunternehmen der Deutschen Edelstahlwerke war Zulieferer der Flugzeugindustrie Aufrustung der Wehrmacht Die VLW errichteten in der Gemeinde Laatzen sudlich der Stadtgrenze Hannovers ab 1936 eine Tochterfirma auf einem Areal mit altem Buchenbestand heutiges Messegelande Dieses VLW Unternehmen Metallwerk Hannover MEHA wurde nicht zum direkten Angriffsziel Die beiden grossen Raffinerien der Deurag und Nerag in Misburg am nordostlichen Stadtrand mit ihrer Produktion von synthetischen Benzin und Motorolen fur die Luftwaffe waren schon fruh ein Ziel von RAF und USAAF Bombern und wurden besonders im spateren Kriegsverlauf immer wieder bombardiert Als Kreuzungspunkt zweier wichtiger Ost West und Nord Sud Strecken war Hannover auch ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt Angriffe BearbeitenVon den Basen auf Grossbritannien konnte Hannover aufgrund der relativ kurzen Flugstrecke schnell erreicht werden Mit dem in der Nahe liegenden Steinhuder Meer als Navigationspunkt fur das Radar war die Stadt trotz Verdunklung leicht zu orten Der 78 Hektar grosse Maschsee am sudlichen Rand des Zentrums war zur Tarnung durch Bretter und kunstliche Inseln teilweise abgedeckt um die Orientierung zu erschweren jedoch zeichnete sich auf der Anflugstrecke nordwestlich der Innenstadt das markante geometrische Muster des ungetarnten Grossen Gartens mit 50 ha Flache nur wenig kleiner als der Maschsee deutlich auf den Radarschirmen der ab Mitte 1943 verwendeten britischen H2S Gerate ab Erste Angriffe 1939 und 1940 Bearbeiten Ein erster Angriff erfolgte am 4 September 1939 Ein Whitley Bomber der RAF warf Flugblatter ab Am 19 Mai 1940 bombardierte die RAF die Raffinerien in Misburg 19 Menschen starben In der Seilerstrasse Sudstadt fordert der Bombenkrieg am 1 August 1940 die ersten Opfer in der Stadt Sechs britische Maschinen zerstorten am 30 September 1940 mehrere Gebaude in Wulfel und Linden 10 Februar 1941 Bearbeiten Bei dem ersten schweren Bombardement mit 220 britischen Flugzeugen wurde vor allem die Oststadt getroffen 101 Menschen kamen ums Leben Weitere Angriffe 1941 Bearbeiten Weitere britische Angriffe folgten am 15 16 April auf Vahrenwald und Hainholz sowie am 15 16 Juni auf das VLW Werk und die Raffinerien in Misburg Die Industriebetriebe hatten zwar Produktionsausfalle zu verzeichnen konnten ihren Betrieb aber auch in den folgenden Jahren immer wieder aufnehmen 26 Juli 1943 Zerstorung des Zentrums Bearbeiten nbsp Der Innenraum des Alten Rathauses 1943 nbsp Die 1943 zerstorte Aegidienkirche ist heute ein Mahnmal gegen den KriegBei einem ersten Tagesangriff durch 92 Flugzeuge der 8 US Luftflotte in den Mittagsstunden zwischen 11 48 und 13 10 Uhr waren hauptsachlich Industriebetriebe in Stocken AFA Batteriewerk an der Philipsbornstrasse Stammwerk der Continental allein hier kamen 110 Menschen ums Leben an der Fossestrasse und der Badenstedter Strasse in Linden sowie am Nordhafen das Ziel doch wurden auch Wohnviertel in Vahrenwald Stocken und in der Nordstadt getroffen Weiterhin gingen viele Bomben auch im Stadtzentrum nieder und liessen von mehreren markanten alten Gebauden wie z B Marktkirche Altes Rathaus Hauptbahnhof Opernhaus Hauptzeughaus Wangenheimpalais und Leineschloss nur noch die Aussenmauern stehen Die Markthalle das Prinzenpalais das Alte Palais und das bekannte Cafe Kropcke wurden vollig zerstort 273 Menschen kamen ums Leben und 422 wurden schwer verletzt 4 000 Menschen wurden obdachlos 89 Wohnhauser und 5 offentliche Gebaude wurden restlos zerstort 98 Wohnhauser und 15 offentliche Gebaude sowie acht Industrieanlagen wurden schwer beschadigt 10 22 23 September 1943 Bearbeiten Zwischen 21 43 und 00 41 Uhr griffen 632 Bomber davon funf der USAAF die Stadt an Zielpunkt war der Hauptbahnhof doch die meisten Bomben trafen die unbebaute Leinemasch Dohren Bemerode Wulferode und Wulfel Verschiedene Industriebetriebe und Wohngebiete in Dohren Laatzen und Wulfel wurden getroffen ebenso Welfenschloss Technische Hochschule Bismarckschule Bahnhof Hainholz Sudbahnhof die Martinskirche in Linden sowie das Staatsarchiv am Waterlooplatz Der Angriff forderte 201 Tote und 176 Schwerverletzte 5 000 Menschen wurden obdachlos 287 Wohnhauser 16 Industriebetriebe und 9 offentliche Gebaude wurden vollstandig zerstort und 372 Wohnhauser schwer beschadigt 27 28 September 1943 Bearbeiten Zwischen 21 59 Uhr und 00 41 Uhr griffen 572 Bomber davon vier der USAAF erneut Hannover an Wieder fielen zahlreiche Bomben auf freies Gelande diesmal im Norden der Stadt im Bereich von Bothfeld bis Buchholz Getroffen wurden Industrieanlagen von Bahlsen Sprengel und Continental Zerstort oder stark beschadigt wurden ebenfalls Aegidienkirche mit der daneben liegenden Alten Kanzlei Welfenschloss Techn Hochschule Lukaskirche Annastift und Bismarckschule Dieser Angriff forderte 196 Tote und 63 Schwerverletzte 20 000 Menschen wurden obdachlos 341 Wohnhauser wurden vollstandig zerstort und 436 schwer beschadigt 6 Industriebetriebe wurden zerstort 11 In der nordlichen Nachbargemeinde Langenhagen kamen bei einem Volltreffer auf eine Flakstellung 13 als Flakhelfer eingesetzte Schuler der Bismarck und Lutherschule ums Leben 9 Oktober 1943 Der schwarze Tag Bearbeiten Beim schwersten Angriff auf Hannover wurden am 9 Oktober nachts zwischen 01 05 und 01 45 Uhr von 540 Flugzeugen der Royal Air Force 1 660 Tonnen 258 000 Brand und 3 000 Sprengbomben abgeworfen und das Stadtzentrum sowie die Sudstadt zu grossen Teilen zerstort 1 245 Menschen starben 250 000 wurden obdachlos Der Zugverkehr uber den Hauptbahnhof konnte erst nach vier Tagen uber ein Gleis wieder aufgenommen werden 12 Vollstandig zerstort wurde u a die Schauburg 18 Oktober 1943 Bearbeiten Ein weiterer Grossangriff fand am 18 Oktober von 19 26 Uhr bis 21 17 Uhr mit 332 Bombern statt Da Hannover unter einer geschlossenen Wolkendecke lag misslangen genauere Markierungen eines Zielgebietes und die Bomben fielen weit verstreut vor allem im Westen und Norden der Stadt Besonders die Stadtteile Limmer Linden und Vahrenwald wurden getroffen ebenso das Gebiet von Stocken bis Buchholz Auch in Langenhagen entstanden wieder ausgedehnte Schaden 157 Menschen wurden getotet 77 schwer verletzt und 7 000 obdachlos 180 Wohnhauser und 8 Industrieanlagen wurden zerstort und 288 Hauser schwer beschadigt Das bis dahin unbeschadigte Schloss Herrenhausen brannte vollstandig aus 1944 Bearbeiten Nach einem Luftkampf sturzte am 11 Januar ein Jagdflugzeug der Luftwaffe in ein Gebaude der Reinigungsfirma Stichweh 28 Arbeiter starben 31 Menschen kamen durch Bomben der USAAF am 18 Juni ums Leben Ein weiterer Angriff auf das Zentrum am 26 Oktober forderte 201 Opfer Der Angriff vom 4 November zerstort u a die Jakobikirche in Kirchrode 28 Marz 1945 Letzter Angriff Bearbeiten nbsp Der zerstorte Hauptbahnhof 1945 Die Ruine des Post und Telegraphenamtes heute Standort des Einkaufszentrums Ernst August Galerie ist links unten zu sehenNach Bombardierungen am 5 und 10 Januar 11 Februar sowie dem 3 14 15 Raffinerien in Misburg und 17 Marz verursachten die letzten beiden Luftangriffe auf Hannover am 25 und 28 Marz 1945 mit je 600 Bombern der britischen und amerikanischen Streitkrafte schwere Zerstorungen auch drei der funf Kasernen am Welfenplatz waren betroffen Die Fertigung von Kettenfahrzeugen bei Hanomag MNH musste eingestellt werden Am 10 April 1945 besetzten Truppen der 9 US Armee nahezu kampflos die Stadt Als Fotografin der USAAF reiste Margaret Bourke White mit General George S Patton durch Deutschland und dokumentierte die Zerstorungen in Hannover aus der Luft Folgen BearbeitenLange nach dem Wiederaufbau von Hannover der besonders den historischen Grundriss der Innenstadt stark veranderte sind die Auswirkungen der Luftangriffe bis in die heutige Zeit gegenwartig Die Stadtmodelle von Hannover in der Kuppelhalle des Neuen Rathauses zeigen eindrucksvoll unter anderen Beispielen das zerstorte Stadtzentrum Schatzungsweise 10 bis 15 Prozent der abgeworfenen Bomben waren Blindganger darunter viele mit Langzeitzunder Die Sprengkorper werden vor allem im Zuge von Bauarbeiten oder bei der Auswertung alter Luftbilder gefunden und vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen geraumt Literatur BearbeitenNeue Presse Hannover Als die Stadt in Trummern lag Serie von Juli bis Oktober 2003 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Ullstein Heine List Munchen 2002 ISBN 3 548 60432 3 Heinz Koberg Hannover 1945 Zerstorung und Wiedergeburt Schlutersche Verlagsgesellschaft Hannover 1985 ISBN 3 87706 198 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriffe auf Hannover Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Als Hannover in Trummern lag Bildergalerie in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom Oktober 2013 Zerstorte Fabrikanlagen der Hanomag in Linden Unten rechts der Bahnhof Hannover Linden Fischerhof Memento vom 25 Oktober 2015 im Internet Archive https www ssoar info ssoar bitstream handle document 48554 ssoar europareg 1995 3 Bode Kriegszerstorungen 1939 1945 in Stadten der BRD pdf sequence 3 Schadenskarte der Kriegsschaden Deutschlands Einzelnachweise Bearbeiten Alfred Gottwaldt Hannover und seine Eisenbahnen Alba Dusseldorf 1992 ISBN 3 87094 345 9 S 83 Heinz Koberg Hannover 1945 Zerstorung und Wiedergeburt S 9 a b Civil Defense Division Hrsg The United States Strategic Bombing Survey Hanover Field Report Second Edition 1947 S 125 128 a b Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg Hannover Chronik Von den Anfangen bis zur Gegenwart Zahlen Daten Fakten Schlutersche Hannover 1991 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 S 83 Ausstellung des Volksbund Niedersachsen Niedersachsen im Krieg Der Bombenkrieg pdf 533 kB Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 694 Frank Kohler Die Fertigung von Kettenfahrzeugen bei der Firma M N H in Hannover von 1939 1945 In Verein der Freunde und Forderer der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz erstveroffentlicht 1994 online seit dem 22 Oktober 2011 abgerufen am 18 Dezember 2017 Burkhard Nadolny Wilhelm Treue VARTA Ein Unternehmen der Quandt Gruppe 1888 1963 Verlag Mensch und Arbeit Munchen 1964 A C Grayling Die toten Stadte Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen Munchen 2009 S 367 ausfuhrlich Matthias Blazek Das Unheil kam in der Nacht Sachsenspiegel Cellesche Zeitung vom 30 September 2023 Vgl A C Grayling wie oben S 368 9 Oktober 1943 Hannover in Schutt und Asche bei ndr de vom 9 Oktober 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Hannover amp oldid 237947589