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Die St Martins Kirche oder St Martin ist die alteste evangelisch lutherische Kirche im heute zu Hannover gehorenden Linden und Pfarrkirche der St Martins Gemeinde Das Kirchengebaude beruht auf einem ersten Bau aus dem 13 Jahrhundert und einem barocken Nachfolgebau von 1728 der bis auf den Kirchturm durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg zerstort wurde Das neue Kirchenschiff entstand 1957 nach einem Entwurf des Architekten Dieter Oesterlen St Martin mit altem Kirchturm und neuem Kirchenschiff Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baugeschichte 3 1 Vorganger 3 2 Neubau 3 3 Denkmalschutz 4 Ausstattung 4 1 Orgel 4 2 Glocken 5 Friedhof 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche liegt im Stadtteil Linden Mitte Durch die erhohte Lage am Osthang des Lindener Bergs und die Ausrichtung einiger Strassen auf den Turm wirkt die Kirche als Landmarke lag jedoch nie im Zentrum des Ortes Geschichte Bearbeiten nbsp Turm mit Maueranschluss zum 1943 zerstorten Kirchenschiff nbsp Blick von Osten auf die Kirche um 1900 Das Dorf Linden zwischen der Ihme und dem Lindener Berg gelegen wurde 1115 erstmals erwahnt Ein erster Kirchenbau am Osthang des Lindener Bergs wird vor 1285 vermutet Zu dieser Zeit einigten sich Graf Gerhard von Hallermund und Graf Johann von Roden vertraglich darauf das Patronatsrecht gemeinsam auszuuben und die Geistlichen abwechselnd zu ernennen Die Kirche unterstand zunachst dem Archidiakonat Pattensen der Diozese Minden Ab 1328 stand die Kirche unter dem Patronat des Klosters Marienwerder In einer Urkunde von 1333 wurde die feierliche Begehung des Martinstages angeordnet Diese Erwahnung des Heiligen Martin wurde zum Ausloser fur die Namensgebung Das alteste Kirchensiegel zeigt dagegen den Heiligen Petrus die grosste Glocke Petrus und Paulus 1538 wurde im Kirchspiel Linden zu dem jahrhundertelang Linden Ricklingen Bornum Badenstedt und Davenstedt gehorten die Reformation eingefuhrt Im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Dorf Linden 1641 ausgeplundert und die Dorfkirche beschadigt Zur Zeit des Konigreichs Hannover wuchs die Bevolkerung infolge der ab 1830 einsetzenden Industrialisierung des vormaligen Dorfes Linden rasant an 1 In dieser Zeit kam Ernst August Hermann Wilhelm Nolte 1859 als Pfarrer nach St Martin Er sorgte unter anderem fur die Einrichtung einer Diakonissenstation und grundete mit anderen zusammen eine Warteschule fur Kinder 2 Im Zuge der rasant anwachsenden Bevolkerungsentwicklung wurde Linden 1885 zur Stadt erhoben St Martin wurde dadurch die Mutterkirche fur mehrere Tochtergemeinden 1877 Michaelisgemeinde Ricklingen mit den Tochtergemeinden St Thomas in Oberricklingen 1955 Maria Magdalenen in Ricklingen 1962 2009 und Bonhoeffer Kirchengemeinde in Muhlenberg 1971 1880 Zionsgemeinde in Linden Sud seit 1943 Erloserkirche 1892 Bethlehemkirche in Linden Nord seit 2009 zusammen mit der Gerhard Uhlhorn Gemeinde als Kirchengemeinde Linden Nord in Hannover Erst wahrend des Baus der Zionskirche bekam die alte Kirche in Linden 1879 den Namen Martinskirche nach dem Heiligen Martin 1886 wurde sie dem hannoverschen Konsistorium unterstellt Von 1981 bis 1991 war Oda Gebbine Holze Stablein Gemeindepastorin der St Martins Gemeinde Baugeschichte BearbeitenVorganger Bearbeiten nbsp Martins Kirche von OstenSchon vor 1285 gab es einen ersten Kirchenbau am Lindener Berg Ein Merian Stich zeigt um 1650 einen Bau mit vierseitigem Turm und einer mit Ziegeln bedeckten hohen Spitze Nach dem Dreissigjahrigen Krieg wurde die alte baufallige Kirche 1727 abgerissen und 1728 entstand an Stelle des Vorgangerbaus eine neue Kirche als barocker querschiffiger Saalbau nach einem Plan von Johann Christian Bohme mit einem Kanzelaltar im Zentrum Allerdings reichten die Mittel nicht mehr fur die Vollendung des Kirchturms Der Kirchturm wurde erst 1854 mit einer vom Architekten Conrad Wilhelm Hase im neugotischen Stil entworfenen Turmspitze vollendet Nach ahnlichem Entwurf gestaltete Hase den Kirchturm der evangelisch lutherischen Hoffnungskirche in Westrhauderfehn Bei einer grundlegenden Renovierung 1912 wurden vier Seitenemporen und eine Orgelempore eingebaut und die Kirche erhielt eine neue Innenausstattung Bei einem der Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchenschiff am 22 September 1943 durch eine Luftmine weitgehend zerstort wahrend der Turm unbeschadigt blieb Neubau Bearbeiten Der Neubau erfolgte von 1955 bis 1957 nach einem Entwurf von Dieter Oesterlen Dabei wurden das Kirchenschiff und die Sakristei als Neubau abgesetzt vom Turm errichtet Der unter Denkmalschutz stehende Turm wurde weitgehend erhalten er erhielt in der Hohe eine neue Galerie Der fruhere Anschluss des Turms an das Kirchenschiff wurde als unverputzter Bereich in Bruchsteinmauerwerk belassen Die Neugestaltung kennzeichnen ein asymmetrischer Grundriss und der nuchterne Baustil unter Verwendung von Stein Beton und Glas Dies entspricht der Entwicklung im Kirchenbau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg als altere Richtlinien wie das Eisenacher Regulativ und das Wiesbadener Programm aufgegeben wurden die den Kirchenbau bis weit in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beeinflusst hatten Kanzel und Altar sind nun auch im lutherischen Gottesdienst einander gleichwertig zugeordnet 1980 stiftete der Lindener Gunter Heinze 1921 1988 eine neue Kirchturmuhr mit vier Zifferblattern als Ersatz fur die 1943 im Krieg zerstorte Vorgangerin nbsp Hannover vom Lindner Kirchthurm aus um 1860 Gesamtansicht von Gustav Frank als lithographische Vedute circa 34 61 cmDenkmalschutz Bearbeiten 2014 wurde bekannt dass die neue St Martins Kirche in Linden Mitte zusammen mit neun weiteren Kirchen aus der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz gestellt werden soll 3 Bisher dahin stand nur der historische Kirchturm unter Schutz 4 Erstmals im Bereich der Evangelisch lutherischen Landeskirche wurden in Hannover alle 38 in der Nachkriegszeit entstandenen Kirchenbauten in Zusammenarbeit zwischen kirchlicher und staatlicher Denkmalpflege im Hinblick auf ihre Denkmalwurdigkeit kategorisiert 5 Ausstattung Bearbeiten nbsp Figur des St Martin am KirchenschiffAn der ostlichen Aussenwand befindet sich ein Relief des Heiligen Martin vom Bildhauer Kurt Lehmann Der Taufstein von 1647 konnte aus dem alten Bau ubernommen werden Sehenswert sind im Innenraum ausserdem die Altarwand die Buntglasfenster und die Brustung der Empore gestaltet von Claus Arnold Karlsruhe Die Altarwand zeigt die zwolf Tore des himmlischen Jerusalem gemauert aus Backstein und plastisch hervortretend nach der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament Die Bilder der Empore zeigen in Betonreliefs Motive aus dem Alten Testament wie Schopfung Arche Noah Turmbau zu Babel die Zehn Gebote und den Tanz um das Goldene Kalb Das Kruzifix auf dem Altar ist ein Werk von Franz Rickert Munchen Orgel Bearbeiten Die Orgel auf der Empore wurde 1965 von der Orgelbau Werkstatt Paul Ott Gottingen erbaut Das Schleifladen Instrument hat 32 Register auf drei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 6 Es wurde 1992 erneuert und erganzt I Hauptwerk C g31 Quintade 16 2 Prinzipal 8 3 Spitzgedackt 8 4 Oktave 4 5 Rohrflote 4 6 Nasat 2 2 3 7 Oktave 2 8 Mixtur V VII9 Trompete 8 II Ruckpositiv C g310 Gedackt 8 11 Prinzipal 4 12 Koppelflote 4 13 Schwiegel 2 14 Quinte 1 1 3 15 Scharff IV V16 Sesquialtera II17 Krummhorn 8 Tremulant III Brustwerk C g318 Holzgedackt 8 19 Gedackflote 4 20 Gemshorn 2 21 Sifflote 1 22 Terzian II23 Zimbel III24 Vox humana 8 Tremulant Pedalwerk C f125 Subbass 16 26 Prinzipal 8 27 Gedacktpommer 8 28 Metallflote 4 29 Nachthorn 2 30 Mixtur V31 Posaune 16 32 Clarine 4 Koppeln II I III I I P II PGlocken Bearbeiten Im Kirchturm hangt neben drei kleineren Glocken von 1959 aus der Glockengiesserei Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg die grosse Lutherglocke gegossen im Geburtsjahr Martin Luthers 1483 Ihre Inschrift lautet Anno MCCCCLXXXIII Defunctos plango vivos voco fulgura frango Im Jahr 1483 Die Toten betrauere ich die Lebenden rufe ich die Blitze breche ich Zur Verzierung der Glocke ist auf der einen Seite Simon Petrus mit dem Schlussel auf der anderen Paulus von Tarsus mit dem Schwert angebracht Das Glockengelaut ist gestimmt auf die Schlagtone f as b des Friedhof Bearbeiten nbsp Zwei letzte GrabsteineDie Dorfkirche war ursprunglich von einem Friedhof umgeben Nach der Eroffnung eines neuen Friedhofs auf dem Lindener Berg im Jahr 1862 wurde der fruhere Friedhof geschlossen Nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs und der Umgestaltung in den 1950er Jahren in eine Rasenflache sind nur noch zwei Grabdenkmaler erhalten Es handelt sich um Grabsteine fur Angehorige der Lindener Industriellenfamilie Egestorff in Form eines beschadigten Grabsteins von Johann Egestorff und eines neueren Grabsteins fur Georg Egestorff Der ehemalige Friedhof ist heute Teil des Von Alten Garten dessen alte Begrenzungsmauer jenseits der Kirchstrasse noch zu erkennen ist Die Gestaltung der Aussenanlagen des Neubaus ubernahm der Garten und Landschaftsarchitekt Wilhelm Hubotter 7 Literatur BearbeitenIllustrierte Rundschau Jahrgang 1913 Nr 32 vom 9 August 1913 Albert Asche et al Festschrift zum 200jahrigen Jubilaum der St Martins Kirche in Hannover Linden 11 November 1928 mit Fotografien von Albert Asche und August Harre Hannover Linden Wilhelm Karcher Druck 1928 Provinzialausschuss und Landesdirektorium der Provinz Hannover Hrsg Arnold Noldeke Regierungsbezirk Hannover Stadt Hannover II Teil Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Heft 20 Hannover 1932 Kirchenbau etwas uberhoht In Der Spiegel Jahrgang 1963 Nr 51 S 77 St Martins Kirche Hannover Linden herausgegeben vom Kirchenvorstand aus Anlass der Orgelweihe Hannover 1965 Wolfgang Puschmann St Martinskirche In Hannovers Kirchen 140 Kirchen in Stadt und Umland Hermannsburg 2005 ISBN 3 937301 35 6 S 12 15 Anne Schmedding St Martinskirche Hannover Linden 1955 1957 In Dieter Oesterlen Tradition und zeitgemasser Raum Tubingen Berlin 2011 ISBN 978 3 8030 0744 5 S 83 89 S 241 247 Fotos S 295 296 Werkverzeichnis Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webseite der Kirchengemeinde Hases Werkkatalog mit Skizze St Martin um 1854 Video des Gelauts 0 53 min Historische Ansichtskarten der KircheEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Mlynek Linden In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 406 ff Jens Schmidt Clausen Nolte 1 Ernst August Hermann Wilhelm In Hannoversches Biographisches Lexikon S 272 Evangelische Kirchen unter Denkmalschutz 1 Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 20 November 2014 abgerufen am 27 November 2016 Schmedding 2011 S 295 Das braucht Offenheit und Vertrauen Interview Kirche und Denkmalpflege 2 online auf moderne regional de abgerufen am 27 November 2016 Nahere Informationen zur Orgel vgl Schmedding 2011 S 29552 365555555556 9 71 Koordinaten 52 21 56 N 9 42 36 O Normdaten Geografikum GND 1156819539 lobid OGND AKS VIAF 472152502710010800008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Linden amp oldid 238816915