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Dieser Artikel behandelt den Ort in Brandenburg Siehe auch Mirsdorf in Bayern Miersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Zeuthen im Landkreis Dahme Spreewald in Brandenburg im Sudosten der Agglomeration Berlin Ortszentrum mit Ehrenmal und Rathaus im Hintergrund Inhaltsverzeichnis 1 Geografie Verkehr und Verwaltung 2 Geschichte und Etymologie 2 1 14 bis 16 Jahrhundert 2 2 17 und 18 Jahrhundert 2 3 19 Jahrhundert 2 4 20 Jahrhundert 3 Institut Miersdorf 4 Sehenswurdigkeiten und Vereinsleben 5 Personlichkeiten 5 1 Mit der Ortschaft verbunden 5 2 Wissenschaftler am Institut Miersdorf 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeografie Verkehr und Verwaltung BearbeitenMiersdorf liegt wenige Kilometer sudostlich der Berliner Stadtgrenze im Bundesland Brandenburg in einem von Spree und Dahme gepragten sehr wasserreichen Flachland mit zahlreichen Seen in der Umgebung und dem Miersdorfer See im Ort Sudlich des Ortes liegt der 67 m hohe Galgenberg als hochste Erhebung In preussischer Zeit gehorte das Dorf im 19 und 20 Jahrhundert zum Landkreis Teltow im von 1815 bis 1945 bestehenden Regierungsbezirk Potsdam der Provinz Brandenburg Mit den Kreisreformen in der DDR 1952 kam Miersdorf zum Kreis Konigs Wusterhausen im Bezirk Potsdam der in der Kreisreform Brandenburg 1993 im Landkreis Dahme Spreewald aufging Durch den Dorfkern verlauft die Landesstrasse 402 und die Kreisstrasse 6160 westlich am Ortsrand verkehrt die L400 in Nord Sud Richtung Dreissig Jahre lang gab es in der Gemeinde an Hankels Ablage den gleichnamigen Haltepunkt der Bahnstrecke Berlin Gorlitz bis er 1897 nach Zeuthen auf die Berliner Vorortgleise verlegt wurde Seit den 1920er Jahren gehort der Halt zum Berliner S Bahn Netz und wird 2018 von den Linien 8 und 46 angefahren Geschichte und Etymologie Bearbeiten14 bis 16 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Spatmittelalterliche Feldsteinkirche Mittelpunkt des DorfesDer Name Miersdorf wird als slawisch deutsche Mischform gedeutet mit slawischer Vorsilbe und deutschem Stamm im Sinne von Friedensdorf Erstmals erwahnt wird das Angerdorf Mireenstorpp Mirenstorp Myrenstorp Mirenstorff 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV als Pfarrdorf mit mehreren angegliederten Kirchorten In dem Jahr besass dem Landbuch zufolge der Berliner Propst Apetzko von Tymenge gemeinsam mit einem Heinrich von Buden den grossten Teil der Dorfer Miersdorf Schmockwitz und Zeuthen im Teltowischen Kreis Es war 40 Hufen gross wovon dem Pfarrer vier Hufen zustanden Ausserdem gab es bereits eine Muhle und einen Krug Der Propst sowie die Familie Buden besassen zusammen 22 Hufen Weitere Eigentumer waren der Burger C Sunde aus Berlin uber Pacht und Zins von acht Hufen als Afterlehen des Herren von Buden sowie Frau Gutergotz in Spandau uber Pacht und Zins von vier Hufen In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Eigentumer haufig Von 1379 bis 1384 war es die Familie von Vroburg und von Neuendorf von 1384 bis 1426 der Burger Borswitz zu Berlin uber das Dorf Erst mit der Familie Enderlein kam 1440 Konstanz in die Eigentumsverhaltnisse Sie erhielten neben dem Ort das Ober und Untergericht das Kirchenpatronat 1426 sowie das Recht Holz in der Grossen Heide zu Kopenick 1449 zu schlagen Bereits 1444 erhielten sie vom Kurfurst das Recht in der Spree ein Wehr vor dem Seechen zwischen dem Miersdorfschen Werder und dem Miersdorfschen Felde zu errichten 1450 war das Dorf nach wie vor 40 Hufen gross die vier Pfarrhufen wurden allerdings als wust bezeichnet Die Herren Enderleins bewirtschafteten 17 Hufen und erhielten fur weitere 19 Hufen Zinsen es gab einen Kotterhof 17 und 18 Jahrhundert Bearbeiten 1608 gab es im Ort zwei Rittersitze davon war einer im 17 Jahrhundert im esitz der Reiche zu Metzelthin die auch das halbe Ort Miersdorf besassen 1634 Vor dem Dreissigjahrigen Krieg lebten im Ort sechs Hufner drei Kotter und ein Kostknecht Es gab noch keine eigene Schmiede bei Bedarf kam ein Laufschmied in den Ort Zwei Hofe waren von den Enderleins bereits 1619 freigewilligt worden Den Krieg uberlebten 1652 sechs Kotter mit zwei Sohnen und einem Knecht Zwischenzeitlich war Miersdorf an Frau Fuhrmann von Koppen wiederverkaufsweise ubergeben worden fiel danach wieder an die von Enderleins zuruck Wie die Mark Brandenburg insgesamt schloss sich das Gebiet an Dahme und Spree der Reformation an und ist Mitglied im Evangelischen Kirchenkreis Neukolln 1711 gab es im Ort sieben Giebel Wohnhauser einen Laufschmied einen Hirten einen Schafer einen Knecht und einen Jungen Sie gaben fur 16 Hufen je vier Groschen Abgaben Zwei Jahre spater erschien erstmals eine private Windmuhle 1719 gelangte Miersdorf durch koniglichen Aufkauf in die Herrschaft Konigs Wusterhausens und wurde vom Amt Waltersdorf bzw dem Amt Konigs Wusterhausen betreut 19 Jahrhundert Bearbeiten Im Jahr 1801 war neben dem Dorf ein Vorwerk Wustemark entstanden Einschliesslich des damals noch als Gersdorf bezeichneten Ortes gab es 21 Wohnhauser Dort lebten sieben Hofeigentumer mit 22 Knechten und Magden sowie zehn Tagelohnern Es gab 26 Arbeiter und elf Besitzungen Sieben von ihnen waren zusammen 1125 Morgen gross ein weiteres elf Morgen und drei Besitzungen kamen zusammen ebenfalls auf elf Morgen Flache Mittlerweile hatten sich auch einige Gewerke angesiedelt Es gab einen Maurergesellen einen Grobschmiedemeister einen Fischer sowie zwei Schankwirte aber auch zwei Arme 1817 wurde der Ort erneut zum Pfarrort und die im 14 oder 15 Jahrhundert errichtete Dorfkirche wieder zur Pfarrkirche erhoben die zwischenzeitlich lediglich eine Filialkirche filia in der Kirchengemeinde Waltersdorf war Fortan waren die Gotteshauser in Zeuthen und Schmockwitz Zweigkirchen der Miersdorfer Pfarrei Zum Ort gehorten zudem die Kolonie Wustemark Gersdorf sowie Hankels Ablage und der Werder die Friedrich Hankel nach 1789 auf einem in Erbpacht erhaltenen Grundstuck als Ablage fur Holz und Steine am Ufer errichten liess Sein Nachfahre August Hankel erreichte dass die 1866 eroffnete Bahnstrecke Berlin Gorlitz einen Haltepunkt Hankels Ablage erhielt Aber nicht nur wirtschaftlich war die Ablage fur das Dorf bedeutsam sondern auch kulturell denn dort zu Gast vollendete Theodor Fontane sein Werk Irrungen Wirrungen 1860 bestanden im Ort ohne Wustemark zwei offentliche 20 Wohn und 31 Wirtschaftsgebaude darunter eine Ziegelei und eine Getreidemuhle Ab der Reichsgrundung 1870 1871 wurde Miersdorf wie zahlreiche andere nahe bei Berlin liegende Orte von wohlhabenden Hauptstadtern als Freizeitresidenz entdeckt und erschlossen Wahrend der Weimarer Zeit konnten sich Dank geringer Grundstuckspreise ausserdem viele einfache Berliner eine bescheidene Sommerlaube im Gemeindegebiet errichten die sie spater vielfach zu kleinen Eigenheimen umbauten 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ehrenmal des sowjetischen SoldatenfriedhofesIm Jahr 1900 gab es im Ort 38 Hauser 1931 bereits 106 Wohnhauser Mierdorf bestand zu dieser Zeit im Jahr 1927 aus dem Dorf mit der Ansiedlung Heideberg und Miersdorfer Werder 1929 wurden rund 300 Hektar des Gutsbezirks Konigs Wusterhausener Forst mit dem Forsthaus Wustemark eingemeindet 1932 gab es die Gemeinde mit den Wohnplatzen Hankelsablage Heideberg Miersdorfer Werder Waldiydll Wustemark und Forsthaus Wustemark Im fruhen 20 Jahrhundert kam es wie allgemein im Berliner Umland zu einem deutlichen Bevolkerungsanstieg der Gemeinde von 500 Einwohnern im Jahr 1900 uber 1200 1931 auf 4258 Bewohnern 1939 In diese Zeit der trugerischen Prosperitat fiel 1937 der Neubau des Miersdorfer Rathauses Im Gegensatz zum wohlhabenderen Nachbarort Zeuthen galt Miersdorf als rot was sich zum Kriegsende in der Entwaffnung des ortlichen Volkssturmes durch einige Manner des Dorfes bewahrte und zu einer schadlosen Ubergabe fuhrte Mit dem Kriegsende kamen viele Fluchtlinge aus den Ostgebieten nach Miersdorf die geraumigen Villen des Kaiserreiches aber auch die einfachen Einfamilienhauser der Weimarer Zeit wurden aufgeteilt in viele Kleinwohnungen Vom Preussischen Staatsforst wurden 216 Hektar Flache enteignet und 133 aufgeteilt Vier Betriebe erhielten zusammen 45 Hektar ein Betrieb 63 Hektar und drei Altbauern wurden auf 25 Hektar aufgestockt Auf dem Miersdorfer Gutshof bestand kurzzeitig ein franzosisches Kriegsgefangenenlager Der fur Miersdorf zustandige sowjetische Kommandant sass in Wildau als Leiter der lokalen Verwaltung der SMAD Sowjetische Militaradministration der die ortlichen Burgermeister sich zu verantworten hatten Zwei Jahre nach Kriegsende liess die Militaradministration den Sowjetischen Ehrenfriedhof anlegen der 1974 1975 neugestaltet die Graber von 449 wahrend der Schlacht um Berlin getoteten Soldaten der Roten Armee beherbergt Auf einem Ehrenmal an der zentralen Freiflache des Ortes am Rathaus gelegen sind die 234 namentlich identifizierten Toten verzeichnet In der Nachkriegszeit gehorte Miersdorf zunachst zur Sowjetischen Besatzungszone SBZ und von 1949 bis 1990 zur DDR Die ortliche 1955 gegrundete LPG Typ I bewirtschaftete mit drei Mitgliedern und 24 Hektar landwirtschaftlicher Nutzflache den kargen Boden hauptsachlich mit Spargel und Erdbeerfeldern Nach der Zusammenlegung von Miersdorf und Zeuthen 1957 zur gleichnamigen Gemeinde zog in das uberflussig gewordene Rathaus eine HNO Klinik ein die bis 1990 in Betrieb blieb 1957 schloss sich die LPG zur LPG Zeuthen Miersdorf zusammen Da es in der Hauptstadt der zentralistisch organisierten DDR nicht genugend adaquaten Wohnraum fur die herangezogenen Kader aus Politik Verwaltung Wissenschaft und Kultur gab zogen viele in das Berliner Umland und so auch nach Miersdorf und Zeuthen 1 Institut Miersdorf BearbeitenWahrend der NS und Kriegszeit wurde der Grundstein fur eine bis heute bedeutsame Tradition als Standort der Hochenergiephysik gelegt Im Rahmen des Uranprojekts begann das Reichspostministerium 1941 in Miersdorf mit dem Bau eines Zyklotrons und einer Isotopentrennanlage Die 1943 fertiggestellte Anlage kam jedoch auf Grund einiger Verzogerungen eines Bombenangriffs und des weiteren Kriegsverlaufs nicht zum Einsatz Aufbauend auf den Resten der Forschungsstelle der Deutschen Reichspost wurde die Kernforschung am Ort zunachst durch das 1950 von Claus Grote gegrundete Institut Miersdorf der Deutschen Akademie der Wissenschaften Berlin DAW fortgesetzt 1956 umfirmiert zum Kernphysikalischen Institut der DAW Zeuthen Auch nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 ist die Forschungstradition am Ort weitergefuhrt worden indem die Deutsche Elektronen Synchrotron DESY in der Helmholtz Gemeinschaft mit der die DAW Einrichtung bereits zu DDR Zeiten jahrzehntelang kooperierte das Institut 1992 ubernommen und als DESY Zeuthen zum zweiten DESY Standort ausgebaut hat Sehenswurdigkeiten und Vereinsleben Bearbeiten nbsp Alter MeilensteinDie spatgotische Dorfkirche Miersdorf entstand als rechteckige Feldsteinkirche im 14 oder 15 Jahrhundert 1710 wurde sie grundlegend erneuert im 19 Jahrhundert umgebaut und der Kirchturm erhoht Sie gehore zu den altesten Feldsteinkirchen auf dem Teltow 1 Der gegenwartig von der Gemeinde genutzte Friedhof liegt etwas abseits der Kirche wahrend der ursprungliche rundum die Kirche eingefriedete Kirchhof 1860 geschlossen wurde 2 Neben der Kirche wird der Ortskern vom 1937 errichteten Rathaus gepragt sowie von dem sich anschliessenden sowjetischen Soldatenfriedhof mit Ehrenmal siehe Geschichtsabschnitt Das vierte Baudenkmal auf ehemaligem Gemeindegebiet ist ein preussischer Meilenstein der am Rande der Landesstrasse 400 weiterhin die Entfernung nach Berlin mit drei Meilen angibt Des Weiteren gibt es im Ort ein kleines Museum die Heimatstube Zeuthen Miersdorf eine Grundschule und am Miersdorfer See ein Freibad Miersdorf ist Heimat einiger Vereine der bekannteste ist der Sport und Fussballverein SC Eintracht Miersdorf Zeuthen 1912 Die Herrenmannschaft spielte von 2012 bis 2018 in der sechstklassigen Brandenburg Liga Ausserdem gibt es unter anderem einen im Ort ansassigen Loschzug der Freiwilligen Feuerwehr inklusive Forderverein und einen Angelverein Nordwestlich von Miersdorf schliesst sich das Naturschutzgebiet Flutgrabenaue Waltersdorf an Personlichkeiten BearbeitenMit der Ortschaft verbunden Bearbeiten Karl Vierath 1884 1951 Reichstagsmitglied der KPD im Ort verstorben Bernhard Langer 1901 1979 Uberlebender des Naziterrors gegen homosexuelle Manner Lagerarzt liess sich nach 1945 in Miersdorf als Hausarzt nieder Margot Pfannstiel 1926 1993 Journalistin und Autorin in der DDR 1945 bis 1948 in der Gemeindeverwaltung tatig Ulrich Prufke 1940 Fussballspieler Trainer von Eintracht Miersdorf ZeuthenWissenschaftler am Institut Miersdorf Bearbeiten Gustav Richter 1911 1999 Physiker wurde 1956 Institutsdirektor Fritz Bernhard 1913 1993 Physiker 1955 bis 1961 stellvertretender Institutsdirektor Claus Grote 1927 Physiker grundete 1950 das Institut Miersdorf Karl Lanius 1927 2010 Physiker langjahriger Mitarbeiter am Institut MiersdorfSiehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in Miersdorf Liste von Orten im Berliner Umland Liste der Orte im Landkreis Dahme SpreewaldLiteratur BearbeitenLieselott Enders Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Teltow Historisches Ortslexikon fur Brandenburg Band 4 Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Miersdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien H G Schrader Geschichte von Zeuthen auf der Gemeinde HP zeuthen de 1997Einzelnachweise Bearbeiten a b H G Schrader Geschichte von Zeuthen auf der Gemeinde HP zeuthen de 1997 Mittelalterliche Dorfkirchen im Teltow Dorfkirche Miersdorf52 340809 13 614163 Koordinaten 52 20 N 13 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Miersdorf amp oldid 230507777