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Das DESY Zeuthen ist der zweite Standort des Deutschen Elektronen Synchrotrons Hamburg gelegen in Zeuthen am sudostlichen Stadtrand von Berlin Logo von DESYPhotoinjektorteststand PITZ Photo Injector Test Facility at DESY Location Zeuthen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Forschungen Lehre und Anwendungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenDie Wurzeln gehen auf den Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge zuruck der in Miersdorf bei Berlin wahrend des Zweiten Weltkriegs ein Kernphysikalisches Institut des Reichspostministeriums einrichten liess Nach dem Krieg und der teilweisen Demontage wichtiger technisch wissenschaftlicher Gerate und Komponenten durch die Sowjetunion bildete das Labor fur die Wissenschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und der spateren DDR einen Ausgangspunkt fur Forschungen auf dem Gebiet der Hohenstrahlung Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Betatigung in der Angewandten Kernphysik durch das Alliierte Kontrollratsgesetz Nr 25 in Deutschland verboten Seit 1950 wurde dieses Verbot gelockert sodass in beiden Teilen Deutschlands wieder wissenschaftliche Arbeiten zur Kernphysik begonnen wurden In der DDR war dies an den Universitaten in Leipzig Jena Dresden Halle und Rostock in Berlin ging man den Weg uber die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin DAW und grundete 1950 das Institut Miersdorf aufbauend auf verbliebenen Resten dieser Forschungsstelle der Deutschen Reichspost in Miersdorf einem spateren Ortsteil von Zeuthen Hier erfolgten die ersten Arbeiten auf dem Gebiet der Kernphysik in der DDR Als im September 1955 das Kontrollratsgesetz Nr 25 fur die DDR ausser Kraft gesetzt wurde wurden Forschungsarbeiten als auch das Studium der Kernphysik moglich Das Institut Miersdorf wurde 1956 zum Kernphysikalischen Institut der DAW Zeuthen umgewandelt Leiter Gustav Richter nachdem die USA und die UdSSR sich in den Jahren 1954 55 uber die friedliche Nutzung der Kernenergie verstandigt hatten In diesem Institut bestand die ursprungliche Abteilung Kosmische Strahlung weiter fort geleitet von Karl Lanius Das Kernphysikalische Institut der DAW Zeuthen wurde 1962 in zwei selbstandige Forschungsstellen aufgeteilt Spezielle Probleme der theoretischen Physik Leitung Richter und Physik hoher Energien Leitung Lanius Hier hat Lanius auch eine Wissenschaftliche Abteilung Blasenkammer genauer Physik mit Blasenkammern zum experimentellen Nachweis von Elementarteilchen eingerichtet und mit deren Leitung Claus Grote beauftragt Die Theoriegruppe der Forschungsstelle leitete Frank Kaschluhn 1968 wurde die bisherige Forschungsstelle fur Physik hoher Energien in das Institut fur Hochenergiephysik IfH der DAW umgewandelt Im IfH arbeitete dessen Direktor Karl Lanius eng mit Grote zusammen beide suchten Anfang der 1960er Jahre nach internationalen wissenschaftlichen Kooperationen indem sie mit Blasenkammern im CERN in Genf und im Deutschen Elektronen Synchrotrons DESY in Hamburg Bahrenfeld zusammenarbeiteten und sich an einer westdeutsch britischen Kooperation beteiligten mit dem DESY mit Aachen und mit anderen westdeutschen Gruppen sowie mit dem CERN Forschungen Lehre und Anwendungen BearbeitenWesentliche Forschungsziele bestanden im Auffinden neuer Elementarteilchen die in den atomaren Wechselwirkungen entstanden In diesen Forschungsgemeinschaften war das IfH Zeuthen gleichgewichtiger Partner sowohl bei der physikalischen Auswertung als auch in der Qualitat und Quantitat der bearbeiteten Filmaufnahmen aus der Blasenkammer fur den Teilchennachweis Das IfH organisierte diese Forschungen teilweise und gewahrleistete so eine innerdeutsche und internationale Zusammenarbeit Uber die neuartigen Eigenschaften der gefundenen und mit der Blasenkammer nachgewiesenen Elementarteilchen publizierte Claus Grote umfangreich und sorgte somit fur hohes internationales wissenschaftliches Interesse und Ansehen Das IfH unterstutzte die universitare Lehre und Forschung auf den Fachgebieten Kernphysik und Theorie der Elementarteilchen Im Jahr 1962 erhielt Karl Lanius nebenamtlich eine Dozentur und 1964 eine Professur fur Physik an der Humboldt Universitat zu Berlin HUB Ebenfalls ubernahm Claus Grote nebenamtlich von 1966 bis 1970 spezielle Vorlesungen uber experimentelle Methoden der Elementarteilchenphysik an der HUB Die Forschungsarbeiten der HUB wurden durch das IfH mit Dissertationen und Habilitationen unterstutzt Einen Anwendungshintergrund fur die Forschungsarbeiten des Zeuthener Instituts stellten in dieser Zeit entsprechende internationale Entwicklungen in der Angewandten Kernforschung in der Kerntechnik sowie bei Kernkraftwerken dar die sich in der DDR widerspiegelten ab 1956 Zentralinstitut fur Kernforschung ZfK der DAW in Rossendorf bei Dresden 1 heute Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf ab 1960 bis 1990 Kernkraftwerk Rheinsberg nordwestlich von Berlin In der Folgezeit etablierte sich das Institut zusehends es folgten Kooperationen mit anderen Hochenergiephysik Instituten besonders eng mit dem Vereinigten Institut fur Kernforschung VIK Dubna bei Moskau dem CERN und dem DESY in Hamburg Das DESY erforscht auf hochstem internationalen Niveau die grundlegenden Zusammenhange von Struktur und Funktion der Materie Die hierzu benotigten speziellen Forschungsanlagen werden im DESY entwickelt betrieben und genutzt Die Arbeiten sind auf vier Schwerpunkte konzentriert Forschung mit Photonen Teilchen und Astroteilchenphysik sowie Beschleunigerphysik Die hierzu benutzte Grossanlagentechnik besteht aus Synchrotronstrahlungsquellen Rontgenlasern Teilchenbeschleunigern und detektoren sowie Observatorien zur Beobachtung kosmischer Strahlung hierzu werden entsprechende Entwicklungsarbeiten durchgefuhrt Im DESY sind etwa 3000 Mitarbeiter beschaftigt hinzu kommen uber 130 Auszubildende sowie ein wissenschaftlicher Nachwuchs mit etwa 700 Diplomanden Doktoranden und Postdocs Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Institut fur Hochenergiephysik im Zuge der Abwicklung der Akademie der Wissenschaften der DDR AdW am 1 Januar 1992 zu einem Teil des DESY und bildet seitdem neben Hamburg dessen zweiten Standort in Zeuthen Das DESY Zeuthen gehort somit zur Helmholtz Gemeinschaft und wird mit offentlichen Mitteln finanziert 90 vom Bund Bundesministerium fur Bildung und Forschung und 10 vom Land Brandenburg Das Zeuthener Institut hat sich stetig zu einem weltweit sichtbaren Zentrum der Elementarteilchenphysik profiliert Forschungsschwerpunkte sind neben der experimentellen und theoretischen Elementarteilchenphysik auch die Astroteilchenphysik und die Entwicklung von Elektronenquellen fur Teilchenbeschleuniger Entsprechend ist das DESY Zeuthen mit seinen Forschungsgruppen aufgestellt Astroteilchenphysik Photoinjektorteststand PITZ Linearcollidergruppe Teilchentheorie Gruppe NIC TH Elektronikgruppe Mechanikgruppe Rechenzentrum Technische Infrastruktur Von 1988 bis 1992 leitete Rudolf Leiste das Institut von 1992 bis 1998 Paul Soding und von 1998 bis 2011 Ulrich Gensch 2 Im Jahr 2011 wurde der Astroteilchenphysiker Christian Stegmann zum Direktor des Institutsteils berufen Er ist seit 2019 3 gleichzeitig einer der DESY Direktoren und lehrt als Professor fur Astroteilchenphysik an der Universitat Potsdam Seit 2011 wird der Zeuthener Campus des DESY zu einem weltweit sichtbaren Zentrum der Astroteilchenphysik profiliert DESY Zeuthen ist an mehreren internationalen Forschungsprojekten der Astroteilchenphysik beteiligt Die Erde ist bekanntlich einem Dauerregen von energiereichen Teilchen aus dem Weltall ausgesetzt die Auskunft uber die fundamentalen Prozesse im Kosmos liefern konnen wobei die DESY Forscher insbesondere die Neutrinos und die hochenergetische Gammastrahlung nutzen Die Beobachtung von Neutrinos mit Teleskopen hat in Zeuthen Tradition seit 1988 Eine Forschergruppe unter Leitung von Christian Spiering hat das Neutrinoteleskop im Baikalsee mit initiiert und war am Bau 1990 98 massgeblich beteiligt Die Beteiligung am AMANDA Experiment begann 1995 Auch an der Forschungsanlage IceCube das grosste Hochenergie Neutrinoteleskop wirkte Zeuthen auf Initiative von Spiering mit Es wurde zum Jahresende 2010 fertiggestellt und liefert mit der gegenwartigen Grosse eine bisher unerreichte Sensitivitat Fur die nachsten Jahre wird aus den Ergebnissen der Zeuthener Forschungen die Entdeckung von Quellen fur die hochenergetischen Neutrinos erwartet Zur Erforschung der Vorgange im Universum werden Gammastrahlen durch Gammateleskope analysiert Mit DESY Beteiligung wurden in den vergangenen Jahren mit derartigen Anlagen mehr als einhundert Quellen von Gammastrahlung entdeckt Diese Erfolgsgeschichte soll mit einer neuen Generation von Cherenkov Teleskopen fortgesetzt werden wobei sich DESY Zeuthen unter anderem mit dem Bau eines Gammateleskop Prototyps und mit Simulationsstudien beteiligt Mit den geplanten mehr als 100 Teleskopen im Cherenkov Telescope Array wird sich das Entdeckungspotential fur galaktische und extragalaktische Gammaquellen ganz wesentlich erhohen Die theoretische Astroteilchenphysik in Zeuthen sucht nach dem Verstandnis von Beschleunigungsmechanismen die hochenergetische Teilchen erzeugen Diese theoretischen Untersuchungen vervollstandigen die wissenschaftlichen Arbeiten der Experimentalphysiker Die Zeuthener Forschungen zur Astroteilchenphysik mit hochenergetischen Neutrinos und Gammastrahlen sollen neue Fenster fur die Erforschung des Universums bei hochsten Energien eroffnen Zu den wesentlichen wissenschaftlichen Fragestellungen gehoren hierbei der Ursprung der kosmischer Strahlung die Natur dunkler Materie und anderer exotischen Komponenten kosmischer Materie und die Teilchenphysik in bisher unerreichbaren Bereichen ihrer Parameter Weblinks BearbeitenVom Institut X zum DESY eine deutsche Geschichte abgerufen am 12 Mai 2023 Thomas Stange Die Genese des Instituts fur Hochenergiephysik der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1940 1970 Doktorarbeit DESY THESIS 1998 019 abgerufen am 15 Marz 2018 Publiziert als Buch Thomas Stange Institut X Die Anfange der Kern und Hochenergiephysik in der DDR Vieweg Teubner Verlag 2001 ISBN 3519004003 Rezension von Claus Grote Einzelnachweise Bearbeiten Kernforschung in der DDR als Grossforschung Das Zentralinstitut fur Kernforschung in Rossendorf um 1960 DESY in Brandenburg Symposium zum 20 jahrigen Jubilaum der Unterzeichnung des Staatsvertrages am 11 November 1991 Deutsches Elektronen Synchrotron abgerufen am 29 April 2020 Christian Stegmann Direktor fur den Bereich Astroteilchenphysik Deutsches Elektronen Synchrotron abgerufen am 18 April 2019 52 34525 13 633183 Koordinaten 52 20 42 9 N 13 37 59 5 O Normdaten Korperschaft GND 2122656 8 lobid OGND AKS VIAF 164067283 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title DESY Zeuthen amp oldid 239334739