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Mauthausner Steinindustrie umschreibt den industriellen Abbau die industrielle Weiterverarbeitung und den Vertrieb von Naturwerkstein der Type und Handelsmarke Mauthausner Granit zunachst aus Mauthausen bzw dem sudlichen Unteren Muhlviertel und spater auch aus weiter entfernten Steinbruchen im 19 und 20 Jahrhundert durch mehrere verschiedene Unternehmen Unter Mauthausner Granit werden fein bis mittelkornigen Biotit Granite zusammengefasst die innerhalb der bohmischen Masse abgebaut werden Marktwappen Mauthausens Die Wellen symbolisieren die Donau der schwarze Fels den Mauthausner GranitLeitbetriebe waren die von Anton Poschacher Industrieller 1812 gegrundeten und insbesondere von Anton Poschacher Industrieller 1841 weiter ausgebauten A Poschacher Granitwerke kurzzeitig die Actiengesellschaft fur Strassen und Bruckenbauten weiters die Wiener Stadtischen Granitwerke der Gemeinde Wien und wahrend des Zweiten Weltkrieges die Granitwerke Mauthausen Standorte befanden sich beispielsweise in Langenstein Mauthausen Perg St Georgen an der Gusen St Martin im Muhlkreis Neuhaus Schlagl Schrems Schwertberg usw Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Ortsbild 1 2 Sortenunterscheidung Petrographie 2 Nutzungsgeschichte des Mauthausener Granits 2 1 Entstehung der ersten Steinbruche in Mauthausen 2 2 Entwicklung der Granitwerke Anton Poschacher 2 3 Wiener Stadtischer Granitbruch 3 Leben der Steinarbeiter in Mauthausen 4 KZ Steinbruche 5 Anwendung Beispiele 5 1 Graz 5 2 Grossraming 5 3 Linz 5 4 Villach 5 5 Wien 5 6 Wiener Neustadt 5 7 Tschechien 5 8 Nurnberg 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Entwicklung der Mauthausner Steinindustrie und des Mauthausner Granits ist nicht nur fur die Wirtschaftsgeschichte Mauthausens und des unteren Muhlviertels von Bedeutung sie ist vor allem fur die Baugeschichte der Stadt Wien ausschlaggebend Die Donau und der Granit sind die zwei wesentliche Faktoren die die Geschichte Mauthausens bestimmt haben und daher auch im Marktwappen dargestellt werden Die Donau ist als Wellenmuster dargestellt aus der der Granitfelsen ragt auf dem das Schloss Pragstein erbaut wurde Die Donau war der Transportweg auf dem sich die schweren Steine flussabwarts leicht bis nach Wien transportieren liessen Der Abbau des feinkornigen Granits der wegen seiner leichten Spaltbarkeit bei hoher Witterungsbestandigkeit als Baumaterial gut geeignet wurde zum bedeutendsten Wirtschaftszweig fur Mauthausen nbsp Sprengungen im Jahr 1941 im Granitsteinbruch des KZ MauthausenHeute ist in Mauthausen kein Steinbruch mehr in Betrieb Die Spuren des jahrhundertelangen Steinabbaus sind aber noch gegenwartig Seit dem Zweiten Weltkrieg wird der Name Mauthausen vor allem mit dem Granitabbau durch die Haftlinge des KZ Mauthausen fur die Granitwerke Mauthausen der Deutschen Erd und Steinwerke GmbH verbunden die Eigentum der SS war Die Zwangsarbeit war eine der letzten Phasen in der Geschichte der Mauthausner Steinindustrie Ortsbild Bearbeiten Der Abbau und die Bearbeitung von Granit pragte bis zum August 1938 als mit dem Bau des Konzentrationslagers Mauthausen begonnen wurde die Geschichte der Marktgemeinde Mauthausen und gibt dem Ort noch heute unverkennbar sein Erscheinungsbild Die Zeugen der Geschichte sind im Ortsbild erkennbar In kurzen Abstanden folgten kleine Steinbruche aufeinander In jedem alteren Gebaude ist die Dominanz der Granitturstocke sichtbar Der aus Granit bestehende Pranger auf dem Marktplatz aus dem Jahre 1583 und die Kunstwerke der neueren Zeit geben einen Hinweis auf die Ortsgeschichte und ihre Verbundenheit mit dem Granit aus dem Umfeld Diese Pragung ubertrug sich auf viele Gebaude der Donau Monarchie welche mit Mauthausener Granit errichtet wurden Die Pfeiler der Donaubrucken die Kirchen die nicht nur mit Granit gebaut wurden sondern auch ihren architektonischen Schmuck erhielten sind Teil der Geschichte des traditionsreichen Handwerks und der Industrie welches in der gesamten Habsburger Monarchie verbreitet war Die Industrialisierung der Steingewinnung und die Entwicklung eines starken Steinarbeiterproletariats gingen Hand in Hand Es liegt nahe dass sich die Arbeiterschaft der damaligen Zeit trotz der schlechten Arbeitsbedingungen gleichzeitig mit ihren Arbeitsplatzen identifizierte und mit den Steinbruchen verbunden fuhlte Es war aber nicht Mauthausen allein das in der Steinindustrie dieser Gegend eine bedeutende Rolle gespielt hat Die vielen anderen Steinbruche im unteren Muhlviertel haben die Entwicklung der Region entscheidend mitgepragt und legten den Grundstein fur gesellschaftliche Strukturen die dort bis heute nachwirken Neben dem Mauthausner Granit pragte auch der im unteren Muhlviertel gewonnene Sandstein lange Zeit die Steinindustrie und die entstehenden Bauwerke in diesem Gebiet Sortenunterscheidung Petrographie Bearbeiten Als Mauthausener Granit wurden in Wien und Oberosterreich zahlreiche Granite bezeichnet die jenem Typus entsprachen der in der Region von Mauthausen Altaist Altenburg Arbing Haid Langenstein Luftenberg an der Donau Mauthausen Mistlberg Perg Pregarten Ried in der Riedmark Schwertberg u a abgebaut wurde Dazu zahlten auch Gesteine aus Steinbruchen der Gegend nordlich von Pilsen bei Jechnitz Woratschen Petersburg Jechnitz und weitere Nach Alois Kieslinger stammten mindestens die Halfte der unter dem Namen Mauthausener Granit verbauten Naturwerksteine aus Vorkommen der Bohmischen Masse in Bohmen und Mahren und bei den Pflastersteinen aus Vorkommen in Bayern Deshalb ist im Einzelfall zwischen der petrographisch korrekten Herkunftsbezeichnung z B Mauthausen und dem weiter gefassten Handelsnamen zu unterscheiden 1 2 Beim Granit vom Typus Mauthausen handelt es sich um mittelkornige Gesteine mit uberwiegend blaugrauer Farbe In bestimmten Vorkommen tritt Pyrit als akzessorischer Bestandteil auf Aus diesem Grund kann das Gestein vereinzelt zur Verfarbung gelb Rosttone neigen 3 Nutzungsgeschichte des Mauthausener Granits Bearbeiten nbsp Becken und Sockel des Donnerbrunnens in Wien sind aus Mauthausener Granit erbautDie Verwendung von Werkstucken aus Mauthausener Granit lasst sich bis in die Romerzeit zuruckverfolgen Sie wurden zur Herstellung von Mauerwerk aber auch bereits fur kunstlerische Handwerksarbeiten verwendet wie verschiedene Ausstellungsstucke im Romermuseum Lauriacum in Enns beweisen Hingegen wurde im Mittelalter weitgehend auf die Verwendung von Granit verzichtet Gassner Chr 1998 S 18 Damals wurde in weiten Teilen des unteren Muhlviertels vor allem der Perger Sandstein zum Bauen benutzt Spuren dieses Perger Sandsteins finden sich noch heute in verschiedenen mittelalterlichen Gebauden in Mauthausen Beispielsweise beinhaltet der 1490 fertiggestellte Kirchenbau noch ein Mauerwerk der alten Pfarrkirche die 1424 von den Hussiten zerstort wurde das auf die vorwiegende Verwendung von Sandstein zu dieser Zeit schliessen lasst Ebenso sind verschiedene Formsteine die noch heute in den Verstrebungspfeilern der Kirche erhalten sind aus Perger Sandstein Weitere Beispiel sind am so genannten Karner aus der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts unmittelbar neben der Kirche und an der Heinrichskirche alteste Kirche Mauthausens erbaut vermutlich um 1024 zu sehen Heimatbuch Mauthausen S 79 Der Granit trieb die wirtschaftliche Entwicklung Mauthausens voran Beschrankte sich die Gewinnung und die Verwendung des Granits im ausklingenden Mittelalter noch auf die Verarbeitung von Findlingen und den Abbau leicht zu erreichender Schichten so spielte ab dem 17 18 Jahrhundert seine industrielle Nutzung eine immer grossere Rolle Ab wann genau die ersten Steinbruche in Mauthausen ihren Betrieb aufnahmen lasst sich heute leider nicht mehr genau feststellen aber es gibt Hinweise die durchaus eine fruhere gewerbliche Nutzung als die historisch belegten Steinbruchgrundungen moglich erscheinen lassen So war es bis zum 6 Mai 1652 nach altem Recht jedem Burger des Marktes erlaubt die fur seinen Hausgebrauch notigen Steine zu brechen bzw zu sammeln Dieses Recht wurde ihnen aber von Abraham Widmer dem Verwalter der Herrschaft Mauthausen am 6 Mai 1652 genommen Heimatbuch Mauthausen S 80 Dies alleine wurde noch keine Schlusse auf gewerbliche Nutzung zulassen jedoch geht aus alten Baurechnungen des Stiftes St Florian hervor dass zwischen den Jahren 1687 und 1715 immer wieder hohe Rechnungsbetrage an den Steinmetz Hans Wolfinger zu Langenstein ausbezahlt wurden Gassner Chr 1998 S 18 Es konnte also sein dass bereits im ausklingenden 17 Jahrhundert die gewerbliche Nutzung des Granits in der Gegend in und um Mauthausen Realitat war Entstehung der ersten Steinbruche in Mauthausen Bearbeiten Die erste dokumentierte Steinbruchgrundung in Mauthausen geht auf das Jahr 1781 zuruck Der Steinmetzmeister Johann Gehmacher eroffnete 1781 den Heinrichsbruch im Osten von Mauthausen Dieser entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum grossten Steinbruch in der Gegend um Mauthausen Gegen Ende des 18 Jahrhunderts nahm der Kamptnerbruch seinen Betrieb auf In den ersten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts entstanden immer mehr Steinbruche Es folgten 1828 die Grundungen des Bruches am Bettelberg und des Spitalsbruches gegenuber der Heinrichskirche 4 Es war der enorme Bedarf an Steinen fur die Bautatigkeit in der gesamten osterreichisch ungarischen Monarchie der die Anzahl der Steinbruche rasch anwachsen liess Vor allem die Strassen und Wegepflasterungen in den heutigen Hauptstadten Wien Pressburg und Budapest forderten die Grundung von Steinbruchen in Mauthausen und Umgebung Diese Steinpflasterungen in den grossen Stadten der Monarchie wurden aber nur durch die Entwicklung neuer Werkzeuge in der Steinbearbeitung ermoglicht die eine rationelle Produktion zuliessen Es war von grosser Bedeutung dass die Steine fur den Strassenbau genormten Grossen entsprachen und genau das konnte mit technischen Neuerungen verwirklicht werden 5 Es waren aber nicht nur die Pflastersteine welche die Entwicklung der Mauthausner Steinindustrie begunstigten Die Pflastersteine bildeten nur den Beginn Mit der Zunahme der barocken Bautatigkeit in der Hauptstadt der Monarchie in Wien erfuhr der Mauthausener Granit einen neuerlichen Nachfrageschub Kombiniert mit der gunstigen Lage an der Donau welche als Transportweg hervorragend geeignet war konnten sich die Mauthausener Steinbruche zu einem bedeutenden Gewerbezweig entwickeln Entwicklung der Granitwerke Anton Poschacher Bearbeiten nbsp Maria Theresia Denkmal in Wien Begrenzungssaulen und unterste Plattform aus Mauthausener GranitDie Granitwerke Anton Poschacher waren der wichtigste und bedeutendste Steinproduzent in Mauthausen Diese Firma und mit ihr die Familie Poschacher pragte die Entwicklung des Ortes Mauthausen wie kaum eine andere Noch heute sind die Nachfahren des Firmengrunders Anton Poschacher die grossten Grundbesitzer in Mauthausen und zahlen zu den einflussreichen Personlichkeiten der Region Am Beginn stand der so genannte Kamptnerbruch Die Tochter des Inhabers Leonhard Kamptner ubernahm 1839 mit ihrem jungen Ehemann Anton Poschacher Industrieller 1812 den Steinbruch des Vaters Poschacher gelernter Lebzelter und Wachszieher und Sohn des damaligen Mauthausener Burgermeisters begann mit seiner Frau ein Unternehmen aufzubauen welches in den nachsten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung nahm Mit einem Vermogen von 12 000 Gulden kaufte er mehrere Steinbruche in Mauthausen und Umgebung zusammen und baute den Betrieb aus 1860 beschaftigten die Granitwerke Anton Poschacher bereits mehrere hundert Mitarbeiter Neben dem Erwerb von mehreren Steinbruchen in anderen Gegenden der Monarchie so im benachbarten Bohmen aber auch in Bayern kaufte Anton Poschacher auch Wald landwirtschaftlichen Nutzgrund und den Salzstadel in Mauthausen Dieser Salzstadel sollte als Steinmetzwerkstatte dienen Er ist noch heute erhalten und als Einkaufszentrum in Betrieb 6 Auch die Lage an der Donau begunstigte die Entwicklung des Unternehmens Es war vor allem der grosse Bedarf an Pflaster und Formsteinen der unter Kaiser Franz Joseph I zur Grossstadt an der Donau ausgebauten Hauptstadt Wien der die Granitwerke Anton Poschacher so schnell wachsen liess Transportierten in den Anfangen des Unternehmens noch selbstandige Schiffmeister die Granitsteine auf der Donau nach Wien so stieg Anton Poschacher mit wachsendem Bedarf an Schiffen auf eigene Transportzillen um Er ordnete den Bau von so genannten Siebenerinnen Grosszillen an welche bis zu 200 Tonnen Stein transportieren konnten Die Steine wurden mit Pferdegespannen aus den Steinbruchen zu den Schiffsanlegestellen gebracht und dort verladen Da der Transport der Steine nun selbst durchgefuhrt wurde wuchs der Personalstand des Unternehmens rasch an Begunstigt durch die rege Bautatigkeit in der Monarchie und dessen ungebremsten Bedarf an Steinen entwickelten sich die Granitwerke Anton Poschacher zu einem florierenden Industriebetrieb mit Auftragen aus allen Teilen des Landes So beinhalten heute viele bekannte Gebaude in Osterreich Mauthausener Granit Die Ringstrassenbauwerke wie das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum das Parlamentsgebaude und das Wiener Rathaus benotigten den Granit und flussaufwarts wurden auch in der oberosterreichischen Landeshauptstadt Linz errichtete Gebaude wie der neugotische Linzer Dom mit diesen Steinen ausgestattet 7 Ende der Sechzigerjahre des 19 Jahrhunderts war die wirtschaftliche Entwicklung gepragt von grossen kapitalistischen Grundungen von Aktiengesellschaften 7 nbsp Fur Saulen und Gesimse im Inneren des Maria Empfangnis Doms in Linz wurde Mauthausener Granit verwendetBeeinflusst vom Zeitgeist verkaufte auch Anton Poschacher 1870 sein Unternehmen an die kurz zuvor gegrundete Actiengesellschaft fur Strassen und Bruckenbauten Poschacher selbst wurde Prasident dieser Aktiengesellschaft er starb drei Jahre spater Sein Sohn Anton Poschacher Industrieller 1841 8 trat in die Gesellschaft ein und ubernahm den Posten des Direktors Der grosse Borsenkrach 1873 ging auch an der Aktiengesellschaft fur Strassen und Bruckenbauten nicht spurlos vorbei Die Turbulenzen an den Markten und die Tatsache dass das Unternehmen nach dem Tod des Firmengrunders Anton Poschacher sen unrentable Erweiterungen vornahm fuhrten zu Differenzen zwischen Anton Poschacher jun und der ubrigen Geschaftsleitung Poschacher jun schied daraufhin aus dem Unternehmen aus und begab sich auf eine Studienreise nach Amerika 9 Die Strassen und Bruckenbau AG war in den Jahren nach dem Borsenkrach in massive Schwierigkeiten geraten und arbeitete bei der Ruckkehr Anton Poschachers aus Amerika 1876 mit schweren Verlusten Anton Poschacher wollte nun das Unternehmen zuruckkaufen und es gelang ihm schliesslich auch nachdem ein langwieriger Prozess gefuhrt worden war Er kaufte das Unternehmen mit Familienkrediten zuruck und besass nun das grosste Granitwerk der osterreichisch ungarischen Monarchie mit uber 1000 Beschaftigten Nach dem Ruckkauf wurde eine mehrjahrige Genesungsphase des Unternehmens eingeleitet Diese beinhaltete zum einen den Verkauf weit entfernter Steinbruche in Bayern Scharding und Bohmen und zum anderen die Verbesserung der Verbindungen zwischen den einzelnen Steinbruchen 9 Als die Sanierungsphase abgeschlossen war begann eine Erweiterungsphase des Unternehmens Poschacher erneuerte und erweiterte seine maschinellen Einrichtungen und ab dem Jahr 1875 wurden auch Dampfmaschinen eingesetzt Dieser Fortschritt erleichterte vor allem die Arbeit der Ritzer welche die Aufgabe hatten die Rohblocke in kleinere Werksteine zu zerlegen 10 1884 wurde im Unternehmen die erste Diamantsage angeschafft und es kam zum Einsatz der ersten dampfbetriebenen Schleifanlage in Osterreich Diese Anlage entsprach in etwa der Leistung von 10 Handschleifern Dazu kam eine Erweiterung der Transportflotte auf der Donau inklusive der Anschaffung eines Schleppdampfers Die Entwicklung und Erneuerung der Bearbeitungsanlagen liessen auch die Produktpalette der Firma Poschacher wachsen So wurden nun neben Pflastersteinen Randsteinen und Formsteinen auch Grabsteine und Gruftplatten erzeugt Die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens fuhrte schliesslich dazu dass im Jahr 1893 bereits 1859 Personen bei Poschacher beschaftigt waren 11 Um die Jahrhundertwende beim Tod von Anton Poschacher jun 1904 besass die Firma Poschacher 400 Hektar Grund 62 Hauser 20 Steinbruche in Betrieb 25 stillgelegte bzw im Aufbau befindliche Steinbruche und es wurden rund 2000 Menschen beschaftigt Wahrend des Ersten Weltkrieges schrumpfte der Betrieb auf 290 Beschaftigte und erholte sich nur langsam von den Nachkriegswehen Erst im Jahre 1928 erreichte der Beschaftigtenstand begunstigt durch offentliche Pflastersteinaktionen wieder 500 bis 600 Menschen 12 Wiener Stadtischer Granitbruch Bearbeiten Die Wiener Stadtischen Granitwerke betrieben den letzten aktiven Steinbruch in Mauthausen und erhielten das Gewerbe der Steingewinnung und Verarbeitung bis in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts am Leben Die Wiener Granitwerke bauten zwar auf dem Unternehmen Anton Poschachers auf erreichten aber nicht dieselbe Bedeutung fur die Entwicklung der Steinindustrie in Mauthausen Der Steinbruch der Wiener Stadtischen Granitwerke befand sich im Bettelberg im Westen von Mauthausen Dieser Steinbruch war 1828 einer der ersten die im Zuge der viele Grundungen am Beginn des 19 Jahrhunderts entstanden waren Bis ins Jahr 1916 befand sich auch dieser Bruch im Besitz der Familie Poschacher wurde aber bereits 1906 von einem Wiener Pflastermeister gepachtet und 10 Jahre spater von der Gemeinde Wien erworben Der Preis betrug 30 000 Kronen in bar sowie ein Grundstuck im Wert von 10 000 Kronen 13 Von dieser Zeit an befand sich der Steinbruch im Besitz der Gemeinde Wien bzw von Betrieben in deren Besitz Der Granitstein im Bettelberg war besonders gut spaltbar eignete sich aber wegen seiner grobkornigen Struktur nicht fur hohe Belastbarkeit und besondere Formungen Einsatz fand dieser Granit vor allem im Strassenbau Leben der Steinarbeiter in Mauthausen BearbeitenHand in Hand mit den Entwicklungen in den Steinbruchen in und um Mauthausen ging naturlich auch die Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens der Arbeiter und ihrer Familien Die Lebensumstande wahrend der Zeit der Industrialisierung waren fur die Beschaftigten im Steinbruch sehr hart Sie hatten durchschnittlich 60 Stunden in der Woche zu arbeiten und schafften es meist nur mit Muhe das notige Geld zum Leben zu verdienen Die Arbeitszeit begann von Montag bis Samstag um 6 00 Uhr fruh und endete gegen 18 00 Uhr am Abend 7 Ein Zwolfstundentag fur eine korperlich sehr anstrengende Arbeit und das zu einem gerade ausreichenden Gehalt sorgte naturlich bei verschiedenen Verscharfungen der Arbeitsbedingungen fur Unruhe und nicht selten kam es zu Ausschreitungen Ein solcher Vorfall ereignet sich im Februar 1876 In einem Bruch der Firma Lowenfels Witwe und Sohn wurden die Steinarbeiter nach Stucken also im Akkord wie auch in den meisten anderen Steinbruchen entlohnt Der Steinbruch den die Firma Lowenfels fur die Gemeinde Wien betrieb war allerdings von schlechter Qualitat und die Ausbeute war trotz muhevollster Arbeit sehr schlecht Dies fuhrte in weiterer Folge zu einer schlechten Entlohnung der Beschaftigten des Steinbruches Um der Unzufriedenheit der heimischen Arbeiter auszuweichen wurden billigere Arbeiter aus Bohmen angeworben aber auch die begannen bald ihre Unzufriedenheit auszudrucken Im Februar 1876 kam es dann zur Eskalation Ein neuer Geschaftsfuhrer aus Wien sollte bei den Arbeitern einen noch schlechteren Zahlungsmodus durchdrucken Die Arbeiter die ohnehin schon mit den schlechten Lebensbedingungen zu kampfen hatten fielen uber den Mann her verprugelten ihn und warfen ihn in den vorbeifliessenden Bach 14 Nachdem es immer wieder zu unkontrollierten Ausschreitungen unter den Arbeitern der Steinbruche kam entwickelte sich unter den Arbeitern in Mauthausen ein politisches Bewusstsein Es entstanden die ersten Arbeiterbildungsvereine Arbeiterbildungsverein 1872 abgelost vom Volksbildungsverein 1891 In Mauthausen entfaltete sich ein reges Vereinswesen Bereits ab dem Ersten Weltkrieg bestand ein Betriebskonsum der Firma Poschacher Ende Februar 1920 wurde dieser allerdings geschlossen und die Arbeiter von Mauthausen Haid und Gusen bauten ihre eigene Konsumorganisation auf Die Organisation der Verkaufsstellen erfolgte uber die Konsum und Spargenossenschaften Linz Die Verkaufsstellen des Betriebskonsums wurden einfach ubernommen und eine weitere Verkaufsstelle wurde im Wienergraben eroffnet 14 KZ Steinbruche Bearbeiten nbsp Denkmal fur die Opfer der NS Gewaltherrschaft auf dem Morzinplatz in Wien Innere Stadt von Leopold Grausam jun aus Mauthausener GranitDa die Nationalsozialisten in ihrer Stadteplanung besonderen Wert auf die Verwendung von Granit legten wahlten sie nach dem Anschluss Osterreichs im Jahre 1938 den Standort Mauthausen Gusen fur die Erstellung von Konzentrationslagern aus weil es dort zahlreiche Steinbruche gab Im Juni 1938 schloss die SS mit der von ihr gegrundeten Deutsche Erd und Steinwerke DESt mit der Gemeinde Wien einen Pachtvertrag uber die Nutzung der Steinbruche Wiener Graben und Marbacher Bruch ab Hinzu kamen der Steinbruch Gusen und Kastenhof Der Steinbruch Wiener Graben den die DESt 1939 von der Gemeinde Wien kaufte wurde mit dem Steinbruch Gusen und Katenhof bereits 1938 in Betrieb genommen weil Bausteine fur den Aufbau des KZ Mauthausen benotigt wurden 1941 wurde ein Gleisanschluss nach Gusen gelegt und eine Schmalspurbahn vom Steinbruch Gusen an die Donau Geplant war der Abbau von 35 000 m Granit jahrlich Beliefert wurde mit diesem Mauthausener Granit die Reichbauinspektion in Berlin der Stadionbau in Nurnberg und Bauwerke fur die Reichsautobahnen Die KZ Haftlinge mussten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben Die Todesrate in Mauthausen war im Vergleich zu anderen KZ wesentlich hoher insbesondere im KZ Gusen Alleine im Jahre 1941 wurden 18 000 Menschen ins Lager Mauthausen eingewiesen Mangelhafte Ernahrung schlechte hygienische Bedingungen und ausbrechende Krankheiten wie Fleckfieber fuhrten zu zahlreichen Todesfallen Aufgrund dieser Tatsache erbrachten die Haftlinge lediglich 20 Prozent der Leistung ziviler Steinmetze Die Haftlinge wurden nicht nur in den Steinbruchen eingesetzt sondern spater beispielsweise in der Kriegsproduktion der Steyr Puch AG und bei den Hermann Goring Werken in Linz 15 Das griechische Freiheitslied O Antonis handelt von den Zustanden im Wiener Graben des KZ Mauthausen Das Lied wurde von Mikis Theodorakis geschrieben nach Gedichten eines Uberlebenden des Dramatikers Iacovos Kambanellis 16 Es handelt von den dort inhaftierten Juden und Partisanen die unter anderem vom Balkan und aus Griechenland stammten und die sich dort zu Tode arbeiten mussten Antonis ein inhaftierter griechischer Partisane half dort einem judischen Gefangenen beim Tragen der Steine und wurde deshalb von den Aufsehern ermordet Seine letzten Worte waren Ich werde fur die Juden die doppelte ja die dreifache Menge Steine tragen Und wenn ihr wirklich Manns genug seid so begleitet mich in den Tod aus Granit Anwendung Beispiele BearbeitenGraz Bearbeiten Denkmal Kaiser Franz am FreiheitsplatzGrossraming Bearbeiten Aschertalbrucke beim Kraftwerk GrossramingLinz Bearbeiten Sparkassengebaude Saulen Schutzendenkmal Hessendenkmal Teile der Nibelungenbrucke PriesterseminarVillach Bearbeiten Zentralfriedhof 20 Gedenksteine fur Gefallene des Ersten WeltkriegesWien Bearbeiten nbsp Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am AlbertinaplatzDas Becken des von Ludwig Schwanthaler 1846 anlasslich der Fertigstellung und Eroffnung der Kaiser Ferdinand Wasserleitung entworfenen und von Ferdinand von Miller gegossenen Austriabrunnens der aus vier Halbzirkeln geformt ist Vierpass und in Wien auf der Freyung steht 17 Stein der Republik am Mahnmal gegen Krieg und Faschismus enthalt Teile der Regierungserklarung zur Grundung der 2 Republik und die Namen der Manner die sie am 27 April 1945 unterzeichnet haben der Granitblock ist das grosste Werkstuck aus Granit das je aus dem Muhlviertel Trommelbergbruch geliefert wurde wiegt 57 Tonnen und ist 8 4 Meter hoch Die Basis der vorderen Gruppe ist ebenfalls aus Granit Burgtheater 1874 1888 Gottfried Semper Carl von Hasenauer Pfeiler in den Proszeniumslogen einige Kellertreppen Kunsthistorisches Museum 1871 1891 Gottfried Semper Carl Hasenauer einige Saulen im Innenbereich Neue Hofburg 1881 1965 Gottfried Semper Carl Hasenauer u a Kellertreppen Technische Hochschule 1816 1818 Joseph Schemerl von Leytenbach Sockel der Bronzebusten vor der Hauptfront 1903 Akademisches Gymnasium 1863 1866 Friedrich von Schmidt Saulenkorper der Saulen in den drei Stockwerken Vestibul Aula Gange Museum fur angewandte Kunst 32 Saulen im Arkadenhof Maria Theresia Denkmal 1874 1888 Carl Hasenauer Caspar von Zumbusch nur die Basisplattform mit Begrenzungssaulen Denkmal Kaiser Franz I 1842 1846 Bildhauer Pompeo Marchesi auf dem Platz in der Burg Sockel Schiller Denkmal 1876 teilweise Tegetthoff Denkmal teilweise Friedhof im Stadtteil Sankt Marx einige Empire Grabmale Michaelerplatz Pflaster auf Fusswegen und Fahrbahn Pestsaule Dreifaltigkeitssaule am Graben Mathias Rauchmiller Johann B Fischer Lodovico Burnacini Stufen und Platten der Basis Leopoldsbrunnen 17 Jahrhundert Stufen an der Basis Danubiusbrunnen Albrechtsbrunnen 1861 1869 Moritz von Loehr Johann Meixner Brunnenbecken Donnerbrunnen Providentiabrunnen 1737 1739 Plastiken von Georg Raphael Donner Brunnenbecken und Sockel der Providentia aus Mauthausener Granit erneuert 1873 Pflastersteine in zahlreichen Wiener StrassenWiener Neustadt Bearbeiten Maria Theresia Denkmal 1862 anlasslich der 110 Jahr Feier der Theresianischen Militarakademie errichtet der Entwurf stammt vom Bildhauer Hanns Gasser der Sockel aus Mauthausener Granit wurde vom Hofsteinmetz Wasserburger gestaltet Tschechien Bearbeiten nbsp Denkmal fur den Krieg 1866 in Chlum TschechienDenkmal fur das 1 osterreichische Armeekorps in Chlum Obelisk auf einem Sockel Nurnberg Bearbeiten Reichsparteitagsgelande Hier wurde Granit in grossen Mengen fur die Verkleidung der Gebaude und die Strassen verwendet dieser Granit wurde grossteils durch Haftlinge der Konzentrationslager wie Flossenburg Gross Rosen und Natzweiler Struthof und Mauthausen die in der Nahe vorhandener Granitsteinbruche errichtet worden waren abgebaut Literatur BearbeitenChristoph Gassner Die Entwicklung der Steinindustrie im Muhlviertel Linz 1998 Marktgemeinde Mauthausen Heimatbuch Mauthausen Gutenberg Druckerei Linz 1985 SPO Mauthausen Hrsg Der harte Weg Die Geschichte der Arbeiterbewegung von Mauthausen Edition Geschichte der Heimat Grunbach 1989 Anton Poschacher 100 Jahre Granitwerke Anton Poschacher Linz 1939 Poschacher Granit Marmor Baustoffe 1839 1989 150 Jahre bauen mit Naturstein Firmenchronik 1989 Robert Seemann Herbert Summesberger Wiener Steinwanderwege Christian Brandstatter Wien Munchen 1998 ISBN 3 85447 787 2 Einzelnachweise Bearbeiten Alois Kieslinger Die Steine der Wiener Ringstrasse Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1972 S 59 60 August Hanisch Heinrich Schmid Osterreichs Steinbruche Carl Graeser Wien 1901 Alois Kieslinger Gesteinskunde fur Hochbau und Plastik Osterreichischer Gewerbeverlag Wien 1951 S 38 Heimatbuch Mauthausen S 79 und Gassner 1998 S 1 9 Gassner 1998 S 18 f Poschacher Firmenchronik 1839 1989 S 2 ff und Poschacher A 1939 S 6 ff a b c Gassner 1998 S 21 f Eintrag zu Anton Poschacher im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon a b Poschacher Firmenchronik 1839 1989 S 4 f und A Poschacher 1939 S 10ff Gassner 1998 S 26 Poschacher Firmenchronik 1839 1989 S 6 ff und A Poschacher 1939 S 13 ff Heimatbuch Mauthausen S 80 Heimatbuch Mauthausen S 82 a b Der harte Weg 1989 S 21 Florian Freund Bertrand Perz Mauthausen Stammlager In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 4 Flossenburg Mauthausen Ravensbruck C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 52964 X books google de Mikis Theodorakis Maria Farantouri O Antonis hinter den schlagzeilen de abgerufen am 12 November 2020 Vienna Touristik Guide nach Dehio Wien Czeike Historisches Lexikon Wien Wiener Geschichtsblatter 4 1994 Elisabeth Winkler Webabfrage Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mauthausner Steinindustrie amp oldid 229389155