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Mit dem Namen Konzentrationslager Gusen werden drei unterschiedliche Haftlingslager in Oberosterreich ostlich von Linz in der Zeit des Nationalsozialismus zusammengefasst die von der SS als Aussenlager des KZ Mauthausen gefuhrt wurden Der Lageraufbau begann im Dezember 1939 und das Konzentrationslager wurde am 5 Mai 1945 von US Soldaten befreit In den funf Jahren des Bestehens des Lagers sind ca 60 000 bis uber 70 000 Haftlinge aus ganz Europa in das Lagersystem Gusen verschleppt worden die Halfte davon ca 35 000 wurde durch die grausamen Lebensbedingungen und die schwere Arbeit in den Steinbruchen und der Rustungsindustrie getotet Das Lager Gusen hatte mit seiner Grosse eine Sonderstellung im Lagersystem Mauthausen und ist insbesondere bezuglich der Grosse bzw Anzahl der Haftlinge und Ermordeten mit den grossen Stammlagern im NS Regime vergleichbar 1 2 Wirtschaftsbereich des KZ Gusen nach der BefreiungDas Lagersystem Gusen bestand aus den Lagern 3 Konzentrationslager Gusen I in der Ortschaft Gusen Gemeinde Langenstein Grundung 1938 1940 Konzentrationslager Gusen II in der Ortschaft Gusen Gemeinde Langenstein mit Zwangsarbeit im Stollen Bergkristall in der Ortschaft St Georgen an der Gusen Gemeinde St Georgen an der Gusen Grundung 1944 Konzentrationslager Gusen III in der Ortschaft Lungitz Gemeinde Katsdorf Grundung 1944 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Aufbau 1 2 Sonderstellung im Lagersystem Mauthausen 1 3 Haftlinge 1 4 Ermordung der Haftlinge 1 5 Befreiung 2 Zwangsarbeit 2 1 Deutsche Erd und Steinwerke 2 2 Rustungsproduktion 2 3 Anderes 3 Lagerpersonal 3 1 Lagerfuhrer 3 2 Wachmannschaften 3 3 Nachkriegsprozesse 4 Nachkriegsgeschichte 4 1 Zeit unmittelbar nach der Befreiung 4 2 Weiternutzung 4 3 Siedlungsbau und erstes Denkmal 4 4 Gedenkstatte 4 5 Gedenkinitiativen 4 6 Spekulationen 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Erinnerungsberichte 6 2 Wissenschaftliche Publikationen 7 Film 8 Filmdokumente 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAufbau Bearbeiten nbsp Haftlinge beim Aufbau des Lagers Gusen I im Jahr 1940Ende Mai 1938 nur einige Wochen nach dem Anschluss Osterreichs erwarb die SS eigene Firma Deutsche Erd und Steinwerke GmbH die kurz davor fur die Nutzung der Steinbruche in der Region Mauthausen Gusen St Georgen sowie im KZ Flossenburg gegrundet wurde Grundstucke und Schurfrechte in Gusen Bereits zu diesem Zeitpunkt war ein Lager in Gusen geplant Vorstellbar ware es auch gewesen dass sich Gusen zum Stammlager entwickelt hatte Das Stammlager entstand dann jedoch im Sommer 1938 in der Nachbargemeinde Mauthausen 4 2 Der Aufbau des Lagers begann im Dezember 1939 direkt neben den gepachteten Steinbruchen Mehrere hundert deutsche osterreichische und spater auch polnische Haftlinge aus dem Lager Mauthausen wurden taglich mehrere Kilometer zu Fuss nach Gusen getrieben und bauten bis Mai 1940 den Grossteil des sogenannten Schutzhaftlagers in dem die Wohnbaracken der Haftlinge standen in Gusen I und SS Unterkunfte sudlich des Lagers 5 Bereits am Tag der Einrichtung am 25 Mai 1940 kam ein erster Transport mit ca 1000 polnischen Gefangenen nach Gusen Da die Haftlingszahl in Gusen stetig stieg waren Haftlinge standig mit dem Lagerausbau beschaftigt 2 nbsp Aufbau des Lagers Gusen I im Jahr 1940 Rechts sind die Haftlingsbaracken sichtbar hinter diesen die Unterkunftsbaracken der SS WachmannschaftenZunachst war das Lager mit einem Stacheldrahtzaun und holzernen Wachturmen umzaunt Im Sommer 1940 mussten Haftlinge dann eine drei Meter hohe Steinmauer und steinerne Wachturme errichten Innerhalb der Steinmauer gab es noch einen mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun dazwischen patrouillierten Wachmanner Den Eingang zum Lager bildete das sogenannte Jourhaus wo sich auch die Buros der Lagerleitung und im Keller ein Gefangnis Bunker genannt befand Nach und nach wurden im Norden und Osten des Lagers Produktionsstatten fur die Steinbruche wie Steinmetzhallen und ein Steinbrecher gebaut Diese wurden spater ab 1943 teilweise fur die Nutzung durch Rustungsindustrie u a die Steyr Daimler Puch AG und die Messerschmitt AG umfunktioniert Ab 1941 mussten Haftlinge ein Anschlussgleis vom Bahnhof St Georgen an der Gusen in den Steinbruch verlegen Westlich des Schutzhaftlagers wurde ein Kleidermagazin der Waffen SS errichtet 6 Neben dem Jourhaus an der sudlichen Lagermauer wurde im Herbst 1942 ein gemauertes Haftlingsbordell errichtet Das Lagerbordell war fur die besser gestellten Haftlinge im Lager beispielsweise Funktionshaftlinge geplant und mehrere Frauen aus dem KZ Ravensbruck wurden dabei zur Prostitution gezwungen 2 Im Norden des Lagers mussten Haftlinge vermutlich ab November 1943 eine erste Stollenanlage mit dem Tarnnamen Kellerbau in den Sandsteinhugel treiben Ab Anfang 1944 errichteten Haftlinge unter Aufsicht von SS Gruppenfuhrer Hans Kammler eine deutlich grossere Anlage mit dem Tarnnamen B8 Bergkristall im Nachbarort St Georgen an der Gusen Zu diesem Zweck wurde das Bekleidungswerk im Westen des Lagers umgebaut und erweitert Dieses wurde am 9 Marz 1944 als KZ Gusen II eroffnet war aber organisatorisch sehr eng mit dem ursprunglichen KZ Gusen I verbunden Beispielsweise wurden kranke Haftlinge von Gusen II in die Krankenstation das sogenannte Lagerrevier nach Gusen I gebracht Beide Lager teilten sich u a auch eine Lagerschreibstube und die Politische Abteilung 6 nbsp Wachturme Mauer und Zaun des Lagers Gusen etwa 1942Ab 1940 mussten zwei Gusener Haftlingskommandos im wenige Kilometer entfernten Lungitz in einer Backerei arbeiten und ein Ziegelwerk errichten Dort wurde 1944 eine Wohnbaracke errichtet und das KZ Gusen III offiziell am 16 Dezember 1944 eroffnet In Gusen III lebten ca 300 Haftlinge und das Lager war damit im Vergleich zu den vielen tausenden Gefangenen in Gusen I und Gusen II deutlich kleiner 6 Sonderstellung im Lagersystem Mauthausen Bearbeiten Das Lager Gusen wurde offiziell als Aussenlager des Stammlagers Mauthausen gefuhrt unterschied sich aber in mehreren Punkten von den ubrigen Aussenlagern Bis 1944 hatte das Lager teilweise eine Autonomie vom Stammlager So wurden beispielsweise bis Anfang 1944 Haftlinge in Gusen gesondert nummeriert wohingegen in anderen Aussenlagern eine gemeinsame Nummernregistratur erfolgte Auch der erste Lagerfuhrer von Gusen Karl Chmielewski hatte weitgehende Autonomie Das Lager Gusen entstand sehr fruh Gusen war das erste Aussenlager von Mauthausen Ab 1942 wurden bis zu Kriegsende uber 40 Aussenlager des Konzentrationslagers Mauthausen eingerichtet Diese befanden sich insbesondere an Orten der Rustungsindustrie Gusen war dabei mit Abstand das grosste Aussenlager Von den insgesamt ca 95 000 Haftlingen die im Lagersystem Mauthausen gestorben sind ist ca ein Drittel der Gefangenen im Stammlager Mauthausen ein weiteres Drittel ca 35 000 in Gusen und der Rest in den anderen Aussenlagern gestorben Damit bildete das Lager Mauthausen Gusen eine Art Doppellagersystem mit industriellem Zentrum in Gusen und St Georgen an der Gusen und einem Verwaltungszentrum in Mauthausen Aufgrund der hohen Todesraten in Gusen wurde das Lager von Haftlingen auch als Vernichtungslager bezeichnet Vor allem in den ersten Jahren diente das Lager Gusen tatsachlich auch als Ort der Vernichtung fur die Gefangenen im Lagersystem Mauthausen 2 4 6 Haftlinge Bearbeiten Hauptartikel Liste von Haftlingen des Konzentrationslagers Gusen nbsp Ehemaliger Haftling von Gusen kurz nach der Befreiung 12 Mai 1945 Die Zahl der nach Gusen eingewiesenen Haftlingen schwankt in der wissenschaftlichen Literatur Vermutlich wurden ca 60 000 bis uber 70 000 Haftlinge aus ganz Europa in das Lagersystem Gusen eingewiesen ca 35 000 davon sind gestorben 2 7 Die Anzahl der Haftlinge im Lager stieg von ca 6000 Ende 1940 bis zu ca 25 000 im Herbst 1944 und Beginn 1945 Ungefahr 20 000 Haftlinge erlebten die Befreiung am 5 Mai 1945 4 Zu Beginn wurden bis zum Sommer 1940 ca 8000 polnische Gefangene aus dem KZ Dachau und KZ Sachsenhausen nach Gusen verlegt die dort fur die Arbeit in den Steinbruchen eingesetzt wurden Im Jahr 1941 wurden dann ca 4000 republikanische Spanier deportiert Bis Herbst 1943 wurden weitere ca 4400 sowjetische Kriegsgefangene nach Gusen eingewiesen in den letzten beiden Jahren nochmals mindestens 2000 Wegen der hohen Todesraten in den Steinbruchen in Gusen wurden im Jahr 1942 mehr als 2000 polnische Haftlinge vom KZ Auschwitz nach Gusen verlegt und tausende Jugoslawen sowie sowjetische Zivilisten nach Gusen gebracht Ab 1943 wurden immer mehr Gefangene in der Rustungsindustrie eingesetzt und nun wurden auch franzosische insgesamt uber 2400 und italienische Haftlinge insgesamt mehr als 3000 nach Gusen gebracht Im Jahr 1944 musste ein grosser Teil der Haftlinge im Stollenbau arbeiten Dafur wurden mehrheitlich polnische und ungarische judische Gefangene u a aus Auschwitz nach Gusen zum Stollenbau uberstellt Ab Anfang 1945 kamen vorwiegend judische Gefangene aus den liquidierten Lagern im Osten an In den letzten vier Monaten kamen damit nochmals mindestens 14 000 Haftlinge nach Gusen Die grosste Opfergruppe in Gusen waren die mindestens 25 000 polnischen politischen Gefangenen von denen mehr als 13 000 gestorben sind 2 8 In der Endphase des Lagers war Gusen Zielort vieler Evakuierungstransporte aus Lagern im Osten Im Janner und Februar 1945 kamen Transporte mit mehrheitlich judischen Gefangenen aus den Lagern Auschwitz Gross Rosen und Sachsenhausen Im April 1945 trafen auch Transporte aus den Aussenlagern von Mauthausen in Ostosterreich in Gusen ein Aufgrund der daraus resultierenden Uberfullung des Lagers wurden tausende Haftlinge zum Sterben in das Stammlager Mauthausen uberstellt 2 Die nachste Tabelle zeigt die heute bekannten Haftlings und Opferzahlen der Lager Gusen Die Zahlen sind alle als Mindestanzahl zu verstehen Neben den aufgefuhrten Gruppen gab es noch Haftlinge von beinahe allen anderen europaischen Landern 7 Haftlingszahlen und Opfer im Lager Gusen 8 Haftlingsgruppe Anzahl der Haftlinge Anzahl der OpferPolnische politische Haftlinge 25 000 13 000Sowjetische Zivilisten 9000 2700Sowjetische Kriegsgefangene 6400 4000Haftlinge aus dem deutschen Reich 5400 3300Republikanische Spanier 5000 4200Ungarische judische Haftlinge 3500 2100Jugoslawen 3200 1300Italiener 3000 1700Polnische judische Haftlinge 2700 1600Franzosen 2400 1000Gesamt 65 500 34 900Ermordung der Haftlinge Bearbeiten Ein grosser Teil der Haftlinge starb durch die schlechten Lebens und Arbeitsbedingungen Es gab einen extremen Mangel an Essen bei gleichzeitig schwerer korperlicher Arbeit haufig keine medizinische Versorgung und schlechte hygienische Bedingungen die Krankheiten wie Durchfall Typhus Flecktyphus oder Tuberkulose verursachten 6 Das Lager Gusen wurde 1940 in die Lagerstufe III eingeteilt D h eingewiesene Haftlinge hatten nur sehr geringe Uberlebenschancen und das Lager wurde bis 1942 auch vor allem fur die Ermordung der Haftlinge genutzt 9 Haftlinge wurden haufig auch direkt ermordet So kam es ab Herbst 1941 bis Janner 1942 zu sogenannten Totbadeaktionen Dabei wurden bis zu 300 Haftlinge gleichzeitig mit eiskaltem Wasser geduscht Kranke und schwache Gefangene starben dabei haufig sofort an Kreislaufversagen Andere Haftlinge die die Aktion zunachst uberstanden starben oft an den nachsten Tagen an Lungenentzundungen 10 6 Ca 2000 Haftlinge wurden in Transporten im August 1941 Dezember 1941 Februar 1942 und ab April 1944 im Rahmen der Aktion 14f13 in die ca 25 km entfernte Totungsanstalt Hartheim gebracht wo sie mit Kohlenmonoxid ermordet wurden 11 Im Marz 1942 wurde eine Gruppe sowjetischer Kriegsgefangener wahrend einer Entwesung in einer Baracke mit dem Giftgas Zyklon B ermordet Im April 1945 wurden nochmals 650 invalide Haftlinge in einer Baracke mit Giftgas ermordet 2 1942 und 1943 wurden Haftlinge aus Gusen mit einem Gaswagen ermordet Dieser pendelte zwischen Gusen und Mauthausen und wahrend der Fahrt wurden rund 30 Haftlinge durch die Auspuffgase oder Zyklon B ermordet Damit wurden vermutlich zumindest 900 Haftlinge aus Mauthausen und Gusen ermordet 9 Fur die Beseitigung der Leichen wurde Ende Janner 1941 ein eigener Doppelmuffel Krematoriumsofen der Firma Topf amp Sohne installiert 2 Zuvor waren die Leichen noch in die stadtischen Krematorien Linz und Steyr gebracht worden 4 Haftlinge wurden ausserdem haufig misshandelt oder sie starben an Versuchen mit Impfstoffen die der SS Arzt Hellmuth Vetter im Auftrag der IG Farben an Haftlingen erprobte Gefangene wurden auch fur eine lagerinterne pathologische Sammlung ermordet Als Vergeltung fur die Niederlage in Stalingrad wurden im Marz 1943 mehr als 100 sowjetische Haftlinge ermordet 2 Befreiung Bearbeiten Ende April 1945 begann die SS die Dokumente der Lagerverwaltung zu vernichten um Beweise vor der Ankunft der US Soldaten zu beseitigen Haftlinge konnten jedoch einige Dokumente insbesondere die Totenbucher mit den Namen der ermordeten Haftlinge verstecken und damit der Zerstorung entziehen 6 nbsp Alliierte Luftaufnahme der KL Gusen I und II KL Gusen II links bei Nr 19 April 1945 ca zwei Wochen vor der BefreiungBis zum 3 Mai lief der Lageralltag unterbrochen von Fliegeralarmen normal weiter Am Morgen des 3 Mai kam wie im Stammlager Mauthausen eine Sonderpolizeieinheit der Wiener Feuerwehr zur Bewachung der Haftlinge ins Lager Schon zuvor waren Mitglieder des Volkssturms als Wachmanner ins Lagers gebracht worden Am 3 Mai wurden nur noch wenige Arbeitskommandos zur Arbeit geschickt die sich vorwiegend um die Demontage der Maschinen kummern mussten Zu Mittag verliessen die Wachmannschaften Luftwaffensoldaten und SS Offiziere das Lager Richtung Linz Ab dem Zeitpunkt wurde nur noch versucht die mangelnde Essensversorgung aufrechtzuerhalten Das Lager wurde nach dem Abzug der Wachmanner von den Haftlingen selbst verwaltet 6 Louis Hafliger ein Delegierter des Internationalen Roten Kreuzes war bereits in den Tagen davor nach Mauthausen gekommen und bemuhte sich um die Entlassung der Haftlinge Am 5 Mai 1945 fuhr er dann zur Frontlinie und traf in der Nahe von St Georgen an der Gusen auf einen 23 kopfigen Spahtrupp der US Armee unter dem Kommando von Sgt Albert J Kosiek Diesem berichtete Hafliger von den Lagern Mauthausen und Gusen und lotste sie zuerst nach Gusen und dann weiter nach Mauthausen In den Lagern entwaffneten die US Soldaten die Wachmanner der Feuerwehr und schickten sie in einem Gefangenenkonvoi Richtung Gallneukirchen Damit waren die ca 20 000 Haftlinge in Gusen offiziell befreit 6 Es gibt viele Spekulationen uber die Tage vor der Befreiung Angeblich hat es einen Befehl gegeben alle Haftlinge vor einer moglichen Befreiung durch die Alliierten zu ermorden Ein Dokument eines solchen Befehls wurde jedoch nie gefunden weshalb Historiker einen solchen Befehl fur nicht nachweisbar bzw unwahrscheinlich halten Im Fall von Gusen gab es lange das Gerucht dass die Haftlinge in den Stollen Kellerbau getrieben werden sollten und sie dort in die Luft gesprengt werden sollten Louis Hafliger behauptete diese Sprengung verhindert zu haben Historiker bezweifeln diese Darstellung von Hafliger selbst 12 Laut anderen Berichten soll auch der Lagerkommandant von Mauthausen Franz Ziereis dessen Frau der Gauleiter von Oberdonau August Eigruber oder ein Haftling die Sprengung verhindert haben Gesichert ist nur dass beim Stolleneingang Sprengstoff angebracht wurde Historiker vermuten jedoch dass dies fur die Zerstorung der Produktionsanlagen verwendet werden sollte damit den Alliierten diese nicht in die Hande fielen 13 6 Zwangsarbeit BearbeitenDie Zwangsarbeit der Haftlinge im Lager Gusen veranderte sich in den funf Jahren der Existenz des Lagers sehr stark Zunachst mussten die Haftlinge beim Lageraufbau arbeiten Von Beginn an wurden die Haftlinge bis 1943 vorwiegend in den Steinbruchen und bei der Errichtung der dafur notigen Infrastruktur eingesetzt Ab 1943 wurden immer mehr Haftlinge in der Rustungsproduktion fur die beiden Firmen Steyr Daimler Puch AG und Messerschmitt AG eingesetzt Schliesslich wurden viele Haftlinge ab 1944 bis zur Befreiung des Lagers bei der Errichtung unterirdischer Stollenanlagen fur die Rustungsindustrie verwendet 2 Deutsche Erd und Steinwerke Bearbeiten nbsp Heute noch vorhandener Steinbrecher Schotterbrecher in dem Gleisschotter produziert wurdeDer Grund fur die Errichtung der Lager Mauthausen und Gusen an diesen Orten waren die vorhandenen Granitsteinbruche Bereits kurz nach dem sogenannten Anschluss wurden diese von der SS gepachtet Zur Verwaltung der Steinbruche wurde die SS eigene Firma Deutsche Erd und Steinwerke kurz DESt gegrundet Fur die Werksleitung und die Mitarbeiter der DESt mussten Haftlinge im Nachbarort St Georgen an der Gusen Siedlungen und ein Verwaltungszentrum errichten Die Steine sollten als Baumaterial fur die Reichshauptstadte dienen Die Reichshauptstadt Linz fur die man riesige Steingebaude geplant hatte befand sich nur ca 20 km von Mauthausen und Gusen Ein weiterer Vorteil war dass man die Steine auf der naheliegenden Donau leicht abtransportieren konnte Dafur wurde ein grosser Hafen in Gusen geplant der jedoch nicht umgesetzt wurde 4 14 Unmittelbar neben dem Lager Gusen gab es die drei Steinbruche Kastenhof Oberbruch Kastenhof Unterbruch und der Steinbruch Gusen in dem die Haftlinge Zwangsarbeit leisten mussten Die Haftlinge wurden beim Abbau selbst beim Bau eines Gleisanschlusses an den Bahnhof St Georgen an der Gusen beim Bau einer Schmalspurbahn und beim Bau eines grossen Schotterbrechers eingesetzt Jugendliche Gefangene wurden zu Steinmetzen ausgebildet die fur die Herstellung von Steinen fur den Bau zustandig waren 6 Rustungsproduktion Bearbeiten nbsp Heute zuganglicher Stollen des Stollens Bergkristall Ab Fruhjahr 1943 stellte die DESt in Gusen mehrere Fertigungshallen fur die Produktion von Karabinern fur die Steyr Daimler Puch AG zur Verfugung Diese Hallen wurden mehrmals erweitert und Haftlinge mussten in 18 Hallen fur die Steyr Daimler Puch AG Gewehre Maschinenpistolen und Flugmotoren produzieren Ab August 1943 nach einem Luftangriff auf die Messerschmitt Werke in Regensburg wurden Teile der Produktion des Jagdflugzeugs Messerschmitt Bf 109 nach Gusen verlegt Spater wurden auch ganze Flugzeuge produziert 2 Aufgrund der alliierten Strategie und Moglichkeit ab Sommer 1943 die Produktionsstatten von Flugzeugen zu bombardieren wurden Haftlinge ab 1944 zu einem grossen Teil bei der unterirdischen Verlagerung der Rustungsindustrie eingesetzt Nordlich des Lagers wurde deshalb wahrscheinlich ab November 1943 der Stollen Kellerbau in den Sandsteinhugel getrieben Unklar ist von wem die Initiative fur dessen Bau ausging Da es immer wieder zu Wassereinbruchen kam wurde der Bau nachdem eine Grosse von uber 8000 m erreicht wurde gestoppt Der Stollen Kellerbau wurde dann fur die Produktion der Steyr Daimler Puch AG der Messerschmitt AG und der Technischen Hochschule Graz fur Wehrforschung genutzt 15 Ein zweites deutlich grosseres Untertageprojekt wurde Anfang 1944 im Nachbarort St Georgen an der Gusen begonnen Nachdem die Steyr Daimler Puch AG den in Planung befindlichen Stollen Quarz bei Melk zugesprochen bekommen hatte wurde der neue Stollen in St Georgen an Messerschmitt vergeben Der Stollen bekam die Tarnbezeichnung B8 Bergkristall Insgesamt mussten Haftlinge ca 8 km Stollen in den Berg graben der mit Beton ausgeschalt wurde Dadurch wurde eine unterirdische Produktionsflache von ca 50 000 m erreicht Tausende Haftlinge wurden taglich in zwei bzw drei Schichten nach St Georgen gebracht um beim Bau des Stollens und der Produktion im Stollen zu arbeiten Fur diese wurde westlich des ursprunglichen Lagers das neue Lager Gusen II errichtet das im Marz 1944 eroffnet wurde Parallel zum Bau des Stollens mussten Haftlinge ab Oktober 1944 bei der Produktion arbeiten Sie produzierten Teile des neuen Dusenjagers Messerschmitt Me 262 von Messerschmitt der als eine Art Wunderwaffe galt und den Kriegsverlauf beeinflussen sollte Insgesamt wurden bis Kriegsende vermutlich ca 1000 Dusenjager produziert Uber 8000 Haftlinge starben beim Bau des Stollens und der Produktion der Flugzeugteile 4 15 16 Anderes Bearbeiten Neben den Arbeitskommandos fur die Steinbruche den Lageraufbau die Rustungsindustrie oder den Aufbau der Infrastruktur wurden Haftlinge auch in einer Angorakaninchenzucht die uber 1000 Tiere umfasste eingesetzt Lagerinterne Kommandos mussten in der Lebensmittelversorgung zum Beispiel in den Kuchen oder auf Kartoffelmieten oder in der Bekleidungs und Waschekammer arbeiten Ein weiteres Haftlingskommando musste Ausgrabungen auf urnenzeitlichen Graberfeldern ausfuhren Mehr als 200 Haftlinge mussten in einer Fahrzeugwerkstatt arbeiten Im Lagerrevier einer Art Krankenstation im Lager wurden Haftlinge als Arzte und Krankenpfleger fur schwache und kranke Haftlinge eingesetzt Diese hatten jedoch keine Verbande oder Medikamente und konnten damit anderen Haftlingen haufig kaum helfen So diente das Lagerrevier als Sterbeort fur Haftlinge die aus Sicht der Wachmanner nicht mehr arbeitsfahig waren Einige Gefangene mussten ausserdem im Krematorium und als Leichentrager arbeiten 6 2 Fur die Versorgung der Lager Mauthausen und Gusen mit Brot fur die Haftlinge war die Heeresbackerei Linz zustandig Wegen der steigenden Anzahl an Haftlingen wurde in Lungitz nur wenige Kilometer von Gusen entfernt eine Grossbackerei und ein kleines Lager fur die dort arbeitenden Haftlinge errichtet Dieses wurde im Dezember 1944 als weiteres Aussenlager von Mauthausen mit dem Namen Gusen III eroffnet Dort waren bis zu knapp 300 Haftlinge untergebracht Wahrscheinlich mussten diese auch in einem Materiallager der Messerschmitt AG arbeiten 2 Lagerpersonal Bearbeiten nbsp SS Offiziere vor einer Gruppe von Haftlingen am Appellplatz Gusen im Oktober 1941 Der Offizier rechts ist der Lagerfuhrer Karl ChmielewskiLagerfuhrer Bearbeiten Der Lagerfuhrer in Gusen war direkt dem Kommandanten des Lagersystems Mauthausen Franz Ziereis unterstellt Karl Chmielewski wurde am 1 Juli 1940 als Lagerfuhrer eingesetzt Er arbeitete zuvor im Kommandanturstab des Lagers Sachsenhausen Uberlebende berichten dass er auch selbst Haftlinge geschlagen und gequalt hat Chmielewski blieb bis Ende 1942 Lagerfuhrer von Gusen Anschliessend wurde er Kommandant des neuen KZ Herzogenbusch in den besetzten Niederlanden 2 6 Nachfolger von Chmielewski wurde im Oktober 1942 Fritz Seidler zuvor stellvertretender Lagerfuhrer von Gusen Auch er war davor bereits im KZ Sachsenhausen eingesetzt und hatte Erfahrung als 2 Schutzhaftlagerfuhrer im KZ Auschwitz Von Uberlebenden wird Seidler ebenfalls als Sadist beschrieben der selbst Haftlinge ermordete Seidler war bis Mai 1945 Lagerfuhrer von Gusen und damit fur alle drei Lager Gusen I Gusen II und Gusen III zustandig Vermutlich nahm er sich bei Kriegsende das Leben 6 Wachmannschaften Bearbeiten nbsp Nachtraglich koloriertes Foto eines SS Manns vor der Baracke die die Bauleitung des Lagers beheimatet hatteDie aussere Bewachung des Lagers und der Arbeitskommandos ubernahmen die Wachmannschaften Beim Aufbau des Lagers im Februar 1940 waren dies ca 600 Mann und diese Zahl stieg bis zu Befreiung auf ca 3000 Mann fur den Lagerkomplex Gusen an Zunachst wurden die meisten Mitglieder der Wachmannschaften aus der Allgemeinen SS rekrutiert Da diese spater auch an der Front eingesetzt wurden wurden vermehrt sogenannte Volksdeutsche eingesetzt Auch Ukrainer und sowjetische Kriegsgefangene wurden zur Bewachung des Lagers gezwungen Ab 1944 wurden auch Mitglieder der Wehrmacht und Luftwaffensoldaten zur Bewachung eingesetzt Dies verlangte die SS da die Haftlinge in Gusen in der Rustungsindustrie arbeiten mussten 17 6 Nachkriegsprozesse Bearbeiten Das Lager Gusen wurde auch in einigen Nachkriegsprozessen untersucht Beispielsweise war es in den Dachauer Mauthausen Prozessen Thema Das Volksgericht Linz behandelte Verfahren gegen Gusener SS Angehorige und Funktionshaftlinge Auch in der Bundesrepublik Deutschland wurden Verfahren im Zusammenhang mit Gusen gefuhrt Der ehemalige Lagerfuhrer Karl Chmielewski wurde 1961 zu lebenslanger Haft verurteilt 2 Nachkriegsgeschichte BearbeitenZeit unmittelbar nach der Befreiung Bearbeiten Nach der Befreiung der Lager Gusen am 5 Mai 1945 durch US Soldaten wurde ein Militarspital fur die Versorgung der ehemaligen Haftlinge errichtet Ca 2000 Menschen starben dennoch noch nach der Befreiung an den Folgen der Lagerhaft In der Art eines Soldatenfriedhofes wurde ein grosser Friedhof fur bis zu 1300 verstorbene Haftlinge angelegt Auch die Bewohner von St Georgen an der Gusen wurden verpflichtet am Massenbegrabnis am 8 Mai teilzunehmen Sie wurden von den US Soldaten fur die Graueltaten im Lager mitverantwortlich gemacht Ehemalige NSDAP Mitglieder mussten bei der Bestattung helfen Ab November 1954 wurde der Friedhof in Gusen wieder aufgelost Identifizierte Leichname wurden in ihr Heimatland nach Frankreich Belgien Luxemburg Italien und Niederlande uberstellt Andere Leichen wurden schliesslich nach ursprunglich anderen Planen im ehemaligen Quarantanehof und Lager II im ehemaligen Stammlager in Mauthausen bestattet 18 Viele der uberlebenden Haftlinge versuchten aufgrund der fehlenden Infrastruktur haufig zu Fuss in ihre Heimat zuruckzukehren Fur einige wie zum Beispiel fur die uberlebenden republikanischen spanischen Gefangenen war dies jedoch nicht moglich Die ehemaligen Haftlinge lynchten auch ehemaligen Kapos des Konzentrationslagers und plunderten in den naheliegenden Dorfern Lebensmittel und Kleidung Das ehemalige Konzentrationslager Gusen II wurde von den US Soldaten wegen Seuchengefahr niedergebrannt Viele Maschinen der Rustungsproduktion insbesondere im Stollen Bergkristall wurden von den Soldaten beschlagnahmt bevor ab dem 28 Juli 1945 das Gebiet unter sowjetische Verwaltung gestellt wurde da das Muhlviertel der Sowjetunion als Besatzungszone zufiel 18 4 Weiternutzung Bearbeiten nbsp Krematoriumsofen im Denkmal das 1965 eroffnet wurdeVon der Sowjetunion wurde das ehemalige Lager Gusen I nach dem Abzug der US Soldaten als Unterkunft fur sowjetische Soldaten verwendet Nach dem Abzug der sowjetischen Soldaten Mitte Juni 1946 verfiel das ehemalige Lager Gusen I und die Gemeinde Langenstein verkaufte zahlreiche Gegenstande und Materialien des Lagers Die Backerei in Gusen III wurde weitergefuhrt und die Baracken von Gusen III von ehemaligen Haftlingen verkauft Die Steinbruche in Gusen wurden ab 1946 von der Sowjetunion bis zum Abzug der Alliierten aus Osterreich 1955 als USIA Betrieb Granitwerke Gusen weitergefuhrt Anschliessend wurden sie an die Republik Osterreich verkauft Bis heute werden diese Steinbruche teilweise von Firmen genutzt Wegen dieser wirtschaftlichen Weiternutzung von Gusen entwickelte sich auch das ehemalige Konzentrationslager Gusen anders als das ehemalige Stammlager Mauthausen Das Stammlager Mauthausen wurde 1947 mit der Auflage der Alliierten dass eine Gedenkstatte errichtet wird an die Republik Osterreich ubergeben Im Jahr 1949 wurde die Gedenkstatte Mauthausen eroffnet 18 Siedlungsbau und erstes Denkmal Bearbeiten Nach dem Abzug der sowjetischen Soldaten verwilderte das Gelande des ehemaligen Konzentrationslagers immer mehr Der ehemalige Krematoriumsofen des Lagers entwickelte sich zu einer ersten Gedenkstatte fur die Uberlebenden Sie versuchten diesen zu erhalten und brachten Gedenktafeln am Ofen an Auslandische KZ Verbande hielten hier auch erste im Vergleich zu Mauthausen kleinere Befreiungsfeiern ab 18 nbsp Denkmal der Opferverbande 1965 errichtetNach der Ubergabe des Gelandes 1955 an die Republik beschloss diese das Gelande zu parzellieren und beauftragte die Gemeinde Langenstein auf deren Gemeindegebiet das Gelande ist diese zu verkaufen Der Ort des Krematoriumsofen war als sichtbarer Gedenkort der Uberlebenden ein Sonderfall Zunachst wurde geplant diesen Gedenkort im Sinne eines zentralisierten Gedenkens samt dem Krematoriumsofen nach Mauthausen zu verlegen und auch dieses Grundstuck in Gusen zu verkaufen Dies hatte nach der Auflosung des Friedhofs auch den letzten Gedenkort in Gusen zerstort Die franzosische und polnische Botschaft sowie das Internationale Mauthausen Komitee protestierten dagegen Schliesslich konnte das Grundstuck des Krematoriumsofens 1961 nach langwierigen Verhandlungen der Gemeinde Langenstein des Landes Oberosterreich und osterreichischer Ministerien vom italienischen KZ Verband ANED und dem franzosischen Verband Amicale de Mauthausen gekauft werden Im Jahr 1965 wurde schliesslich ein Denkmal um den Krematoriumsofen errichtet Es wurde von den Uberlebendenverbanden finanziert und von ehemaligen Haftlingen von Gusen geplant Dieses Memorial Gusen mitten im Wohngebiet von Gusen wurde jedoch von der lokalen Bevolkerung wenig akzeptiert 18 Gedenkstatte Bearbeiten nbsp Jourhaus in Gusen Es diente in der Lagerzeit als Eingang zum Konzentrationslager und wurde nach dem Krieg zu einem Wohnhaus umgebautIn den 1960er und 1970er entstand am ehemaligen Lagergelande von Gusen I und Gusen II eine Wohnsiedlung Die neuen Wohngebaude wurden teilweise auf den Fundamenten der alten Baracken gebaut und Steine des ehemaligen Lagers fur Fundamente und Gartenmauern wiederverwendet Gebaude die vom ehemaligen Konzentrationslager noch standen wurden weitergenutzt Das Jourhaus der ehemalige Eingang zum Lager wurde zuerst wirtschaftlich genutzt und dann zu einer privaten Landvilla umgebaut Auch das ehemalige Bordell wird als Wohngebaude genutzt Zwei ehemalige SS Baracken wurden bis Anfang der 2000er Jahre als Wohngebaude genutzt stehen nun aber leer Zwei gemauerte Haftlingsbaracken wurden zur Zuchtung von Champignons sowie als Buro und Wohngebaude genutzt Der ehemalige Steinbrecher und eine Steinmetzhalle stehen noch auf dem Areal des Steinbruchs das wirtschaftlich genutzt wird Der ehemalige Appellplatz wurde mit Baumaterial zugeschuttet 2016 wurden die baulichen Uberreste des Lagers wie die noch vorhandenen Gebaude und der ehemalige Steinbrecher unter Denkmalschutz gestellt 19 Im Mai 1997 wurde die von den Opferverbanden gebaute Gedenkstatte an das osterreichische Innenministerium ubergeben Dies war ein erster Schritt gegen das auf Mauthausen konzentrierte Gedenken in Osterreich 2001 2002 wurde das Denkmal saniert und 2004 ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung zum Lager eroffnet 18 Im Jahr 2007 wurde der Audioweg Gusen eroffnet ein Kunstprojekt des lokalen Kunstlers Christoph Mayer das mit einer Audiocollage durch die Wohnsiedlung Gusen bis zum Stollen Bergkristall fuhrt 20 Die Bundesimmobiliengesellschaft BIG wurde 2001 Eigentumerin des Stollens Bergkristall Da Gutachten akute Einsturzgefahren sahen wurden ab 2002 Sicherungsmassnahmen getroffen In einem mehrjahrigen Prozess wurden Teile der Anlage erhalten und gesichert sowie grosse Teile mit Beton verfullt um eine Sicherung der uber dem Stollen errichteten Gebaude zu gewahrleisten Diese Gebaude wurden in den Jahrzehnten nach der Befreiung auf dem Gebiet uber der Stollenanlage errichtet Heute sind noch ca 1 900 Laufmeter Stollen erhalten 21 Im Mai 2010 wurde der Stollen Bergkristall zum ersten Mal fur ehemalige Haftlinge des Konzentrationslagers Gusen geoffnet Heute wird der Stollen jedes Jahr einige Tage geoffnet an denen Rundgange durch die Anlage angeboten werden 22 Einige der Besitzer der Grundstucke auf denen sich bauliche Uberreste des Lagers befinden signalisierten 2018 2019 Verkaufsbereitschaft Das osterreichische Innenministerium hat 2018 eine Machbarkeitsstudie zum weiteren Umgang mit dem Gedenken in Gusen in Auftrag gegeben 19 Einerseits signalisierte Polen durch den Premier Mateusz Morawiecki am 6 Dezember 2019 eine Kaufbereitschaft andererseits pladierte Barbara Gluck Direktorin des Mauthausen Memorial am 8 Dezember 2019 dafur dass die Republik Osterreich die Grundstucke kaufen sollte Die Gedenkstatte in Gusen musse aufgewertet werden 23 24 Am 8 Mai 2020 gab die osterreichische Bundesregierung bekannt dass sie in Verhandlungen mit den verkaufsbereiten Grundeigentumern treten werde Basis des angedachten Kaufs soll ein bereits vorliegendes Verkehrswertgutachten der Liegenschaften bilden 25 2021 wurden die Verhandlungen abgeschlossen die Republik fixierte den Kauf des Einganges zum Stollensystem Bergkristall in St Georgen zweier SS Verwaltungsbaracken des Steinbrechers und des Appellplatzes in Langenstein 26 Gedenkinitiativen Bearbeiten Erste Kontakte zwischen den Uberlebenden und Angehorigen die jedes Jahr im Mai zu einer Befreiungsfeier nach Gusen kamen mit der lokalen Bevolkerung gab es Anfang der 1980er Jahre 1986 gegrundete sich das Gedenkdienstkomitee Gusen aus dem Arbeitskreis fur Heimat Denkmal und Geschichtspflege St Georgen Gusen und der lokal internationalen Plattform 75 Jahre Republik Das Komitee entwickelte sich zur wichtigsten lokalen Gedenkinitiative und begann auch ab den 1990er Jahren u a unter Martha Gammer und Rudolf Haunschmied die Geschichte des Lagers Gusen wissenschaftlich aufzuarbeiten Die Mitglieder des Gedenkdienstkomitees Gusen pflegen auch einen engen Austausch mit den Angehorigen von ehemaligen Haftlingen von Gusen sowie Uberlebenden von Gusen und organisieren jahrlich eine Befreiungsfeier in Gusen 18 Nach der Ubernahme des Denkmals 1997 durch die Republik grundete sich ein Personenkomitee das sich mit der Erweiterung des Denkmals beschaftigte Grundungsmitglieder davon waren der ehemalige polnische Aussenminister Wladyslaw Bartoszewski der damalige osterreichische Nationalratsprasident Heinz Fischer der damalige oberosterreichische Landeshauptmann Josef Puhringer sowie der damalige Innenminister Ernst Strasser 18 Der Ausschuss im Pfarrgemeinderat von St Georgen an der Gusen Papa Gruber sowie der Verein Plattform Johann Gruber wurden 2007 bzw 2011 gegrundet Sie organisieren Veranstaltungen in der Region insbesondere auch uber den im KZ Gusen ermordeten Pfarrer Johann Gruber 27 2016 grundeten die Gemeinden Mauthausen Langenstein und St Georgen an der Gusen die Bewusstseinsregion Diese veranstaltet u a ein jahrliches Menschenrechtssymposium 28 Spekulationen Bearbeiten Beim Stollen Bergkristall kam es zu Spekulationen uber mogliche unbekannte Ebenen des Stollens mogliche Atomexperimente die im Stollen durchgefuhrt worden sein sollen sowie um mogliche verschuttete Leichen von KZ Haftlingen Eine Expertenkommission bestehend aus Historikern Archaologen und anderen Experten unter dem Vorsitz der Bezirkshauptmannschaft Perg kam schliesslich in einem Expertenbericht 2015 zu dem Ergebnis dass diese Spekulationen allesamt nicht zutreffen 16 Im September 2019 wurden diese Spekulationen erneut in einer Dokumentation des ZDFs aufgeworfen und u a ein unterirdisches Konzentrationslager sudlich von Gusen II in den Raum gestellt Gemass dem Historiker Stefan Karner musse die Geschichte des KZ Gusen neu geschrieben werden 29 30 Manche dieser Darstellungen wurden bereits im Expertenbericht 2015 widerlegt neue Darstellungen von Experten bezweifelt Barbara Gluck die Leiterin der KZ Gedenkstatte Mauthausen halt die Behauptungen fur lediglich spekulativ und manche der Indizien auf die sie sich stutzten seien bereits entkraftet Auch kritisiert sie dass die angeblich neuen Quellen nicht auch anderen Experten zuganglich gemacht wurden 31 Im Mai 2020 uberprufte die ZAMG 32 fur den Podcast Zweiteiler Unter Gusen 33 die Geruchte rundum das vermeintlich unbekannte unterirdische Lager sudlich von Gusen II Nach umfassenden Bodenuntersuchungen machte die Untersuchungsleiterin Dr Ingrid Schlogel 34 den Spekulationen den Garaus Es gibt nichts das darauf hindeuten wurde dass da tiefer reichende Strukturen waren 35 Siehe auch BearbeitenListe von Haftlingen des KZ Gusen KZ Mauthausen Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs B8 Bergkristall Gedenkdienstkomitee Gusen Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Langenstein Oberosterreich Liste der denkmalgeschutzten Objekte in St Georgen an der Gusen Memorial GusenLiteratur BearbeitenErinnerungsberichte Bearbeiten Bernard Aldebert Gusen II Leidensweg in 50 Stationen Elisabeth Holzl Ubers u Hrsg Bibliothek der Provinz Wien Linz Weitra Munchen 1997 ISBN 3 85252 145 9 Joseph Fisher Die Himmel waren vermauert New Academic Press Wien 2017 ISBN 978 3 7003 1956 6 Stanislaw Grzesiuk Funf Jahre KZ Mauthausen Erinnerungen Deutsch Taschenbuch Verlag new academic press Auflage 1 29 Mai 2020 ISBN 978 3 7003 2167 5 Holger Schaeben DER SOHN DES TEUFELS Aus dem Erinnerungsarchiv des Walter Chmielewski Offizin Verlag Zurich 2015 ISBN 978 3 906276 18 2 Karl Littner Ein Leben am seidenen Faden Von Auschwitz Zasole bis Gusen II und mein Weg zuruck in die Freiheit Books on Demand Norderstedt 2020 ISBN 978 3 7504 4676 2 Jerzy Osuchowski GUSEN Vorhof zur Holle Books on Demand Norderstedt 2023 ISBN 978 3 7568 7689 1 Wissenschaftliche Publikationen Bearbeiten Stanislaw Dobosiewicz Vernichtungslager Gusen Mauthausen Studien Schriftenreihe der KZ Gedenkstatte Mauthausen Band 5 Wien 2007 Rudolf Haunschmied Jan Ruth Mills Siegi Witzany Durda St Georgen Gusen Mauthausen Concentration Camp Mauthausen Reconsidered BoD Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8334 7440 8 Rudolf Haunschmied NS Geschichte 1938 1945 In Marktgemeinde St Georgen a d Gusen Hrsg 400 Jahre Markt St Georgen an der Gusen St Georgen a d Gusen 2011 S 99 144 Rudolf Haunschmied Polen in den Konzentrationslagern von Gusen In Wanda Jarzabek Peter Ruggentahler Hrsg Osterreich Polen Stationen gemeinsamer Geschichte im 20 Jahrhundert Ludwig Boltzmann Institut fur Kriegsfolgenforschung Graz Wien Raabs 2021 S 79 121 ISBN 978 3 7011 0463 5 Bertrand Perz Gusen I und II in Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Bd 4 Flossenburg Mauthausen Ravensbruck Red Angelika Konigseder Munchen 2006 S 293 346 Christian Durr Ralf Lechner u Stefan Wolfinger Konzentrationslager Gusen 1939 1945 Spuren Fragmente Rekonstruktionen Broschure zur Ausstellung im Besucherzentrum Gusen Bundesministerium fur Inneres Wien 2006 ISBN 3 9500867 7 3 Film BearbeitenBlutiger Boden reiche Gewinne Die Wirtschaftsmacht der SS Dokumentarfilm 52 min ORF 3sat Hengster Filmproduktion 2023 Buch und Regie Andreas Kurz Filmdokumente BearbeitenJulia Grantner Robert Grantner Getrennt durch Stacheldraht Untertitel Jugendjahre im KZ Gusen Bayerischer Rundfunk 2020 45 Min Dokumentation mit und uber Dusan Stefancic ehemaliger KZ Haftling und Walter Chmielewski Sohn des ersten Lagerkommandanten 36 Eine langere Version des ORF unter dem Titel Der Haftling und der Sohn des Lagerleiters Mauthausen Memorial Gusen weiterdenken Der Beteiligungsprozess zur Weiterentwicklung der KZ Gedenkstatte Gusen Wien 2023 8 Min Online Interview mit Rudolf Haunschmied zum ehem KZ Komplex Gusen Landjugend Oberosterreich vom 3 November 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Komplex Gusen I II III Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der KZ Gedenkstatte Gusen http www gusen org Gedenkdienstkomitee Gusen KZ Gedenkstatte Mauthausen Virtueller Guide zum ehem KZ Komplex Gusen 2021 KZ Gedenkstatte Mauthausen Gedenkstatte digital Gusen eine Spurensuche 10 Kurzvideos fur die digitale Bildungsarbeit 2021 Virtueller Rundgang der Bewusstseinsregion Mauthausen Gusen St Georgen mit Burgermeister Erich Wahl zur Erinnerungskultur in St Georgen Gusen 2021 Virtueller Rundgang der Bewusstseinsregion Mauthausen Gusen St Georgen mit Rudolf Haunschmied zum den ehem Konzentrationslagern Gusen I II amp III 2021 Was ist das Haus der Erinnerung der Bewusstseinsregion Mauthausen Gusen St Georgen in St Georgen Gusen 2021 ADDENDUM Das vergessene KZ Gusen Mai 2020 Transkript aller 5 Teile dieses PodcastsGedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus der Osterreichischen Nationalversammlung mit Schwerpunkt zu den ehem KZ Lagern von Gusen am 5 Mai 2023 in WienEinzelnachweise Bearbeiten Bertrand Perz im FALTER Warum das KZ Gusen vergessen wurde 14 Mai 2020 abgerufen am 18 Mai 2020 a b c d e f g h i j k l m n o p q Bertrand Perz Gusen I und II in Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Bd 4 Flossenburg Mauthausen Ravensbruck Red Angelika Konigseder Munchen 2006 S 293 346 Die einen schwiegen weil sie Tater waren die anderen weil sie schlimme Dinge erlebten Osterreich und sein vergessenes Vernichtungslager In Neue Zurcher Zeitung vom 18 Mai 2021 a b c d e f g Rudolf A Haunschmied NS Geschichte 1938 1945 In 400 Jahre Markt St Georgen an der Gusen St Georgen a d Gusen 2011 Die Errichtung In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 18 Mai 2020 a b c d e f g h i j k l m n o Stanislaw Dobosiewicz Vernichtungslager Gusen Mauthausen Studien Schriftenreihe der KZ Gedenkstatte Mauthausen Band 5 Wien 2007 a b Herkunft und Zahl der Haftlinge des KZ Gusen In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 18 Mai 2020 a b Haftlinge im KZ Gusen 1939 1945 In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 18 Mai 2020 a b Die Massenvernichtung von Haftlingen im Lager Gusen In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 18 Mai 2020 Totbadeaktionen In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 16 Mai 2020 Aktion 14f13 In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 18 Mai 2020 Michael Mayrhofer David Freudenthaler Philipp Pankraz Die vergessene Holle Transkripte In Addendum 6 Mai 2020 abgerufen am 14 Mai 2020 Johannes Starmuhler Louis Haefliger und die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen Eine Betrachtung vermittelter Geschichte in Osterreich nach dem Zweiten Weltkrieg Wien 2008 univie ac at PDF Thomas Kopalek Die Deutsche Erd und Steinwerke GmbH am Standort Mauthausen Gusen 1938 1945 2013 univie ac at PDF a b Bertrand Perz Wir haben in der Nahe von Linz unter Benutzung von KZ Mannern ein Vorhaben Zur Genese des Projekts Bergkristall In KZ Gedenkstatte Mauthausen Jahrbuch 2009 PDF abgerufen am 19 Mai 2020 a b Bezirkshauptmannschaft Perg Hrsg Expertenberichte zur Stollenanlage in St Georgen Gusen BERGKRISTALL 31 Januar 2015 Online PDF 16 2 MB abgerufen am 25 September 2021 Die SS In KZ Gedenkstatte Gusen Abgerufen am 19 Mai 2020 a b c d e f g h Anna Oppitz Nachgeschichte des Konzentrationslagers Gusen Der Weg zur Gedenkstatte Diplomarbeit 2015 univie ac at PDF a b Machbarkeitsstudie Gedenkstatte Gusen Dezember 2018 addendum org PDF AUDIOWEG GUSEN Abgerufen am 18 Mai 2020 Ralf Lechner Bergkristall Chronik eines schwierigen Erbes In KZ Gedenkstatte Mauthausen Jahrbuch 2009 PDF abgerufen am 15 April 2017 Stollensystem Bergkristall Marktgemeinde St Georgen November 2016 PDF Memento vom 19 April 2017 im Internet Archive abgerufen am 17 April 2017 Booklet der Bewusstseinsregion Mauthausen Gusen St Georgen KZ Gusen Innenministerium pruft Optionen In orf at 8 Dezember 2019 abgerufen am 9 Dezember 2019 Polen will Uberreste vom KZ Gusen kaufen In orf at 8 Dezember 2019 abgerufen am 9 Dezember 2019 Republik kauft ehemaliges KZ Gusen In orf at 8 Mai 2020 abgerufen am 8 Mai 2020 Kauf des ehemaligen KZ Gusen fixiert In ORF at 4 Mai 2021 abgerufen am 4 Mai 2021 Plattform Johann Gruber Abgerufen am 18 Mai 2020 Bewusstseinsregion Mauthausen Gusen St Georgen Abgerufen am 18 Mai 2020 Stefan Brauburger Unterirdische SS Anlage Geheimes KZ unter Tage In zdf de 8 September 2019 abgerufen am 8 September 2019 KZ Gusen wahrscheinlich grosser als bekannt In orf at 9 September 2019 abgerufen am 9 September 2019 David Rennert Spekulationen uber geheime Stollen im KZ Gusen irritieren Forscher In derstandard at 9 September 2019 abgerufen am 10 September 2019 Geophysikalische Messungen Unter Gusen ZAMG Abgerufen am 18 Mai 2021 Unter Gusen Ein unerwarteter Fund Teil 2 526 Abgerufen am 18 Mai 2021 Team und Kontakte ZAMG Abgerufen am 18 Mai 2021 08 05 2021 um 08 58 von David Freudenthaler Die Mar vom unterirdischen KZ in Gusen 8 Mai 2021 abgerufen am 18 Mai 2021 Getrennt durch Stacheldraht Jugendjahre im KZ Gusen Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 5 Februar 2021 abgerufen am 27 Januar 2021 nbsp Info 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