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Karl Chmielewski 16 Juli 1903 in Frankfurt am Main 1 Dezember 1991 in Bernau am Chiemsee war ein deutscher SS Hauptsturmfuhrer R Karl ChmielewskiEr war KZ Kommandant des Konzentrationslagers Gusen und baute das KZ Herzogenbusch auf Chmielewski galt als Teufel von Gusen und war einer der wenigen KZ Kommandanten die selbst als Haftling in ein Konzentrationslager verbracht wurden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Werdegang 1 2 NS Karriere 1 3 Konzentrationslager Gusen 1 4 Ende der SS Karriere 1 5 Nachkriegsjustiz 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWerdegang Bearbeiten Chmielewski wechselte in Jugendjahren vom Kaiser Wilhelm Gymnasium in Frankfurt am Main an die Oberrealschule in Langen die er 1918 ohne Abschluss verliess Nach einer Ubersiedlung nach Munchen absolvierte Chmielewski eine Ausbildung zum Holzbildhauer und Elfenbeinschnitzer die er 1924 mit der Gesellenprufung abschloss Chmielewski war in diesem Gewerbe einige Zeit in Munchen selbstandig musste seinen Betrieb aber wegen der Wirtschaftskrise noch in den 1920er Jahren schliessen 1 Er war Vater eines Sohnes 2 NS Karriere Bearbeiten Im Jahre 1932 trat Chmielewski nach langerer Arbeitslosigkeit und einigen Gelegenheitsjobs in die Allgemeine SS SS Nummer 63 950 ein und arbeitete ab 1932 aktiv auch fur die NSDAP der er zum 1 Marz 1933 beitrat Mitgliedsnummer 1 508 254 3 Er versah Anfang 1933 Dienst als Hilfspolizist und Ordonanz zwischen der Polizeidirektion und dem SS Hauptamt in Munchen Chmielewski wurde noch 1933 in den Stab des Reichsfuhrers SS RFSS ubernommen und zum SS Unterscharfuhrer befordert Chmielewski wechselte 1934 mit der Verlegung der Chef Adjutantur des RFSS als Kassenverwalter nach Berlin 1935 diente er im Kommandanturstab des KZ Columbia und in der Zeit zwischen 1936 und 1939 als Verwaltungsfuhrer im KL Sachsenhausen 1938 wurde Chmielewski zum SS Untersturmfuhrer befordert und als Schutzhaftlagerfuhrer eingearbeitet 1 Konzentrationslager Gusen Bearbeiten 1940 wurde Chmielewski zum Aufbau des Lagerteiles Gusen in den Kommandanturstab des KZ Mauthausen uberstellt und ubersiedelte mit seiner Familie in eine von den Deutschen Erd und Steinwerken DEST zur Verfugung gestellte Wohnung nach St Georgen an der Gusen 4 Seine Frau arbeitete dort bis Kriegsende in der Buchhaltung der DEST Werkgruppe St Georgen Gusen 5 6 Chmielewski war von 1940 bis 1942 im Rang eines SS Hauptsturmfuhrers R Schutzhaftlagerfuhrer I des KZ Gusen das er mit ausserster Brutalitat vor allem als Vernichtungslager fur polnische Intellektuelle und spanische Republikaner pragte Gleichzeitig versuchte er sich trotz zahlreicher Alkoholexzesse im Zusammenhang mit den in Gusen beim Eisenbahnbau gemachten archaologischen Funden 7 und der Einrichtung eines kleinen Museums direkt im KZ verdient zu machen 8 Er war personlich an der Misshandlung und Ermordung der KZ Haftlinge beteiligt so schlug er u a Haftlinge zu Tode oder vergewaltigte weibliche Haftlinge 9 Aufgrund der katastrophalen hygienischen Zustande in diesem Vernichtungslager erkrankte auch Kommandant Chmielewski Anfang 1942 an Neuritis und Fleckfieber und war in der ersten Halfte dieses Jahres haufig dienstunfahig und auf Kur Chmielewski wurde daraufhin ab September 1942 mit dem Aufbau des KZ Herzogenbusch beauftragt dessen Kommandant er ab dem 5 Januar 1943 war wahrend seine Familie bis Kriegsende in St Georgen Gusen wohnhaft blieb Ende der SS Karriere Bearbeiten Wegen Unterschlagung wurde Chmielewski im Oktober 1943 verhaftet und 1944 vor einem SS Gericht zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt Nach Aufenthalten in der Untersuchungshaft in Sachsenhausen und im SS und Polizeistraflager Dachau war Chmielewski nach eigenen Angaben bis April 1945 Lageraltester im KZ Aussenlager Munchen Allach Chmielewski konnte sich wahrend des Zusammenbruches des Dritten Reiches von dort absetzen und nach einem Besuch bei seiner Familie in St Georgen Gusen bis Herbst 1946 bei einem Bauern in Mettmach Oberosterreich untertauchen Mit falschen Papieren gelang Chmielewski die Ruckreise nach Deutschland wo er sich bei Bauern mit Kaninchenzucht vgl dazu Kommando Kaninchenzucht im KL Gusen I und Eierhandel durchschlug Nachkriegsjustiz Bearbeiten Chmielewski wurde 1953 von einem deutschen Gericht wegen Meineides Doppelehe und Betrugs zu einem Jahr Haft in Munchen Stadelheim verurteilt und sass bereits vor und nach diesem Verfahren wegen Mordes in Gusen in Untersuchungshaft Im November 1961 wurde Chmielewski schliesslich durch ein Schwurgericht des Landgerichtes Ansbach wegen 282 fachen Mordes zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt und busste seine Haftstrafe in der JVA Straubing ab Im Marz 1979 wurde im Hinblick auf den Gesundheitszustand des Verurteilten ein Gnadengesuch fur die Dauer der stationaren Behandlung in einer geeigneten Anstalt bewilligt Chmielewski verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Bernau am Chiemsee Seine Grabstelle dort auf dem Friedhof wurde im Fruhjahr 2018 aufgelassen 10 Einer seiner Leitspruche als Lagerkommandant in Gusen war angeblich Ein guter Haftling halt es nicht langer als 3 4 Monate im KZ aus wer es langer aushalt ist ein Gauner 11 Literatur BearbeitenAndreas Pflock Auf vergessenen Spuren Ein Wegweiser zu Gedenkstatten in den Niederlanden Belgien und Luxemburg Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2006 ISBN 3 89331 685 X Themen und Materialien Ernst Klee Personenlexikon Drittes Reich Wer war was vor und nach 1945 2 durchgesehene Ausgabe S Fischer Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 Karin Orth Gab es eine Lagergesellschaft Kriminelle und politische Haftlinge im Konzentrationslager in Norbert Frei Sybille Steinbacher Bernd C Wagner Hrsg Ausbeutung Vernichtung Offentlichkeit Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik Saur Munchen 2000 S 109 133 ISBN 3 598 24033 3 Holger Schaeben Der Sohn des Teufels Aus dem Erinnerungsarchiv des Walter Chmielewski 2015 ISBN 978 3 906276 18 2 LG Ansbach 11 April 1961 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XVII bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1977 Nr 505 S 151 231 Verfahrensgegenstand Totung von mindestens 242 arbeitsunfahigen und kranken Haftlingen durch Totbadeaktionen in deren Verlauf die Haftlinge bei grosser Kalte mit kaltem Wasser bespritzt wurden Ertranken von mindestens 40 Haftlingen in Fassern und Kesseln Todliche Misshandlung eines Haftlings der beim Zahlappell gefehlt hatteWeblinks BearbeitenSohn eines KZ Kommandanten Verbrecher und Untermenschen Interview mit dem Sohn Walter Chmielewski die tageszeitung 6 Januar 2016 https www abendzeitung muenchen de inhalt vater war kz lagerfuehrer muenchner 86 mein vater ist ein massenmoerder 08dd2b99 98ab 4186 9c4b a771304cc253 htmlEinzelnachweise Bearbeiten a b c Sagel Grande et al Justiz und NS Verbrechen Strafverfahren gegen Chmielewski Karl Lage Aufbau und personelle Besetzung des Lagers Gusen und Lebensbedingungen seiner Haftlinge Band XVII S 160 ff Amsterdam 1977 S 160 ff Das Nazi Erbe Trauma Schuld Verantwortung Abgerufen am 26 Juni 2022 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5450792 Rudolf Haunschmied 1938 1945 Zum Gedenken In Marktgemeinde St Georgen a d Gusen Hrsg 300 Jahre erweitertes Marktrecht St Georgen a d Gusen St Georgen a d Gusen 1989 S 73 112 Stellenbesetzungsplan der DEST Werkgruppe St Georgen Rudolf A Haunschmied Jan Ruth Mills Siegi Witzany Durda St Georgen Gusen Mauthausen Concentration Camp Mauthausen Reconsidered BoD Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8334 7440 8 S 88 Schiffkorn Elisabeth Zur Forschungsgeschichte des urnenfelderzeitlichen Graberfeldes von Gusen In EuroJournal Muhlviertel Bohmerwald 2 Jg Sonderheft 1 Linz 1996 Kulturnachrichten aus Oberdonau Amt des Kulturbeauftragten des Gauleiters und Reichsstatthalters in Oberdonau Linz 1 Juli 1942 S 3 Dirk Walter Mein Vater der Massenmorder In Merkur 8 Dezember 2015 abgerufen am 31 Marz 2022 Matthias Kopf Kein Kreuz mehr fur den Kriegsverbrecher In sueddeutsche de 23 Februar 2018 abgerufen am 13 Oktober 2018 taz vom 6 Januar 2016Normdaten Person GND 123631858 lobid OGND AKS LCCN n2015063827 VIAF 59995641 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chmielewski KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Hauptsturmfuhrer und KZ KommandantGEBURTSDATUM 16 Juli 1903GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 1 Dezember 1991STERBEORT Bernau am Chiemsee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Chmielewski amp oldid 230806701