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Dieser Artikel stellt die mathematische Struktur der Quantenmechanik dar Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung durch von Neumann 1 1 Postulate der Quantenmechanik Kopenhagener Interpretation 1 2 Quantenmechanische Zustande 1 3 Statistische Aussagen der Quantenmechanik 1 4 Zeitliche Entwicklung 1 4 1 Schrodinger Bild 1 4 2 Heisenberg Bild 1 4 3 Dirac Bild 1 4 4 Bemerkungen 2 Spin 3 Pauli Prinzip 4 Andere mathematische Darstellungen der QM 4 1 Pfad und Funktionalintegrale 4 2 Algebraische Formalismen 5 Literatur 5 1 Weiterfuhrende und moderne Literatur 5 2 Standard und klassische Werke 6 Einzelnachweise und FussnotenFormulierung durch von Neumann BearbeitenDie wesentlichen Grundlagen fur die mathematisch strenge Formulierung der Quantenmechanik wurden im Jahr 1932 1 durch John von Neumann formuliert 2 Demnach lasst sich ein physikalisches System allgemein durch drei wesentliche Bestandteile beschreiben Seine Zustande seine Observablen und seine Dynamik das heisst durch seine zeitliche Entwicklung Die von Neumannschen Postulate werden hier in leicht aktualisierter Form Spin Pauli Prinzip siehe unten dargestellt Postulate der Quantenmechanik Kopenhagener Interpretation Bearbeiten Im Rahmen der Kopenhagener Interpretation basiert die quantenmechanische Beschreibung eines Systems auf folgenden Postulaten Zustand Der Zustand eines physikalischen Systems zu einem Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp wird mathematisch durch die Angabe eines komplexen Zustandsvektors ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp beschrieben Die Menge aller moglichen Zustande eines Systems bilden den Zustandsraum des Systems einen komplexen Hilbertraum H displaystyle mathcal H nbsp Vektoren die sich nur um einen von 0 verschiedenen Faktor c C displaystyle c in mathbb C nbsp unterscheiden beschreiben denselben Zustand Mit dieser Aquivalenz kann man den Zustandsraum auch als projektiven Hilbertraum auffassen 3 Observable Jede Grosse A displaystyle A nbsp die physikalisch gemessen werden kann ist durch einen im Zustandsraum wirkenden hermiteschen Operator A displaystyle hat A nbsp beschrieben Dieser Operator wird als Observable bezeichnet und hat ein reelles Spektrum mit einer vollstandigen sogenannten Spektralschar bestehend aus einem diskreten Anteil mit Eigenvektoren und Eigenwerten Punktspektrum und aus einem Kontinuum Messresultat Resultat der Messung einer physikalischen Grosse A displaystyle A nbsp kann nur einer der Eigenwerte der entsprechenden Observablen A displaystyle hat A nbsp sein oder bei kontinuierlichem Spektrum des Operators eine messbare Menge aus dem Kontinuum Messwahrscheinlichkeit im Fall eines diskreten nichtentarteten Spektrums Wenn die physikalische Grosse A displaystyle A nbsp an einem System im Zustand ps displaystyle psi rangle nbsp gemessen wird ist die Wahrscheinlichkeit P a n displaystyle P a n nbsp den nichtentarteten Eigenwert a n displaystyle a n nbsp der entsprechenden Observable A displaystyle hat A nbsp zu erhalten mit dem zugehorigen Eigenvektor u n displaystyle u n rangle nbsp P a n u n ps 2 displaystyle P a n langle u n psi rangle 2 nbsp Dabei seien ps displaystyle psi nbsp und u n displaystyle u n nbsp normiert Die Zeitentwicklung des Zustandsvektors ps t displaystyle psi t rangle nbsp ist gegeben durch die Schrodingergleichung i ℏ t ps t H t ps t displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t psi t rangle hat H t psi t rangle nbsp wobei H t displaystyle hat H t nbsp die der totalen Energie des Systems zugeordnete Observable ist dd Dazu kommen Aussagen uber Spin und Pauli Prinzip die zwar erst in einer relativistischen Erweiterung der Quantenmechanik begrundet werden konnen aber bereits fur die nichtrelativistische Quantenmechanik wesentlich sind und zum Beispiel das Periodensystem der Elemente entscheidend bestimmen Quantenmechanische Zustande Bearbeiten In der klassischen Mechanik wird der Zustand eines physikalischen Systems mit f displaystyle f nbsp Freiheitsgraden und dessen zeitliche Entwicklung durch die Angabe von f displaystyle f nbsp Paaren kanonisch konjugierter Variablen q i p i displaystyle q i p i nbsp vollstandig bestimmt Weil in der Quantenmechanik zwei entsprechend zueinander konjugierte Observablen prinzipiell nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind stellt sich die grundsatzliche Frage inwiefern eine entsprechende Definition des Zustands eines quantenphysikalischen Systems sinnvoll ist Der fundamentale Ansatz im Rahmen der Quantenmechanik dass ein physikalisches System ausschliesslich uber gleichzeitig messbare Observablen zu definieren ist ist einer ihrer wesentlichen Unterschiede zur klassischen Mechanik Erst durch die konsequente Umsetzung einer solchen Zustandsdefinition lasst sich eine Vielzahl quantenphysikalischer Phanomene theoretisch beschreiben Im Rahmen der Quantenmechanik wird ein physikalischer Zustand ps displaystyle psi rangle nbsp uber einen maximalen Satz O 1 O 2 O f displaystyle O 1 O 2 dotsc O f nbsp gleichzeitig messbarer Observablen definiert man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem vollstandigen Satz kommutierender Observabler VSKO Observablen konnen bei einer Messung ganz bestimmte Werte annehmen deren jeweiliges Spektrum in der Regel vom betrachteten System und von den jeweiligen Observablen abhangt Die jeweils moglichen Messwerte n displaystyle n nbsp bilden das Spektrum der Observablen Sie konnen sowohl diskret als auch kontinuierlich verteilt sein Im diskreten Fall werden sie Eigenwerte der Observablen genannt Meist wird der Einfachheit halber angenommen dass das Spektrum rein diskret ist obwohl wichtige Observable existieren deren Spektrum rein kontinuierlich ist zum Beispiel Orts und Impulsoperator Die zu den Eigenwerten zugehorigen Zustande n displaystyle n rangle nbsp werden als Eigenzustande der Observablen bezeichnet Bei kontinuierlichem Spektrum spricht man von verallgemeinerten Eigenfunktionen Dabei handelt es sich um Distributionen wie die Dirac Funktion ps r r d r r displaystyle psi mathbf r mathbf r delta mathbf r mathbf r nbsp oder monochromatische ebene Wellen ps p r 1 2 p ℏ 3 2 e i p r ℏ displaystyle psi mathbf p mathbf r frac 1 2 pi hbar 3 2 e rm i mathbf p cdot mathbf r hbar nbsp die eigentlich nicht zum Zustandsraum gehoren weil sie nicht quadrat integrierbar sind aus denen sich aber durch Integration erlaubte Zustande superponieren lassen Wellenpaket Bildung vgl verallgemeinerte Fourier Reihe Im Folgenden wird falls nicht anders vermerkt nur der diskrete Fall betrachtet Da sich Messungen bezuglich der Observablen eines VSKO nicht gegenseitig beeinflussen lasst sich durch die Verwendung geeigneter Filter ein gegebenes quantenphysikalisches System zu einem Zustand praparieren der Eigenzustand zu jeder der Observablen des VSKO ist ps n O 1 n O f displaystyle psi rangle left n O 1 ldots n O f right rangle nbsp nbsp Abb 1 Schematische Darstellung eines 3 dimensionalen Unterraums des i A unendlich dimensionalen Hilbertraums Der Zustand ist aus einer Linearkombination der Eigenzustande eines VSKO aufgebaut Die Koordinaten sind die Wahrscheinlichkeitsamplituden Ein solcher Zustand wird haufig auch reiner Quantenzustand genannt 4 Er ist uber seine zugehorigen Eigenwerte definiert und maximal bestimmt Es sei betont dass uber einen derart praparierten Quantenzustand im Gegensatz zum Zustand eines klassischen Systems nicht samtliche messbaren Eigenschaften des physikalischen Systems bestimmt sind Fur Observablen die mit dem VSKO unvertraglich sind kann fur jeden ihrer Eigenwerte lediglich eine bestimmte Wahrscheinlichkeit angegeben werden mit der dieser aus einer Messung resultiert das Messergebnis ist in jedem Fall ein Eigenwert der Observablen Diese prinzipielle Unbestimmtheit hangt mit der o g Unbestimmtheitsrelation zusammen Sie ist eine der wichtigsten Aussagen der Quantenmechanik und ist zugleich Ursache fur vielerlei Ablehnung dieser gegenuber Fur ein gegebenes quantenphysikalisches System bilden die zu den Eigenwerten einer Observablen gehorenden Eigenzustande einen linearen Zustandsraum H displaystyle mathcal H nbsp mathematisch einen sogenannten Hilbertraum Dieser stellt die Gesamtheit aller moglichen Zustande des Systems dar und hat damit im Allgemeinen bereits bei einfachen Systemen wie dem quantenmechanischen harmonischen Oszillator unendlich viele Dimensionen allerdings kommt man mit abzahlbar unendlich dimensionalen Raumen separablen Hilbertraumen aus Dem widerspricht nicht dass es auch Messgrossen mit kontinuierlichem Spektrum gibt Wesentlich ist jedenfalls dass auch eine lineare Uberlagerung mehrerer Eigenzustande wieder Teil des Zustandsraumes ist selbst wenn der Uberlagerungszustand kein Eigenzustand der Observablen ist Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Superposition mehrerer Zustande Diese Eigenschaft ist vergleichbar mit der von Vektoren in einer Ebene deren Uberlagerung ebenfalls ein Vektor in der Ebene ist Ein einfaches Beispiel eines Quantensystems ist das Zweizustandssystem siehe dazu den Artikel Qubit Statistische Aussagen der Quantenmechanik Bearbeiten nbsp Abb 2 Wahrscheinlichkeiten diskreter Messwerte der Observablen O displaystyle O nbsp Erwartungswert und Standardabweichung Aus der Zerlegung des Zustandes in eine lineare Kombination der orthonormalen Eigenzustande n i displaystyle n i rangle nbsp der Observablen ergibt sich mit dem Betragsquadrat w i 2 displaystyle omega i 2 nbsp des entsprechenden Vorfaktors ein Mass fur die Wahrscheinlichkeit bei einem solchen Uberlagerungszustand den Eigenwert n i displaystyle n i nbsp zu messen also das System im Eigenzustand n i displaystyle n i rangle nbsp anzutreffen Die Koeffizienten w i displaystyle omega i nbsp werden daher als Wahrscheinlichkeitsamplituden fur die Messwerte n i displaystyle n i nbsp bezeichnet Sie lassen sich als Projektion Skalarprodukt von ps displaystyle psi rangle nbsp auf den jeweiligen Eigenzustand n i displaystyle n i rangle nbsp berechnen siehe Abb 2 w i n i ps displaystyle omega i langle n i psi rangle nbsp Demnach ergeben sich bei wiederholter Durchfuhrung einer Messung einer Observablen i A unterschiedliche Messergebnisse auch wenn das System vor der Messung immer im gleichen Zustand war Ausnahme Sofern das System in einem Eigenzustand einer Observablen O displaystyle O nbsp prapariert wurde ergeben weitere Messungen dieser Observablen jeweils den gleichen Messwert Experimentell lassen sich die statistischen Verteilungen der Messwerte n i displaystyle n i nbsp durch wiederholte Durchfuhrung von Messungen an identisch praparierten Systemen ermitteln Dieser Zusammenhang zwischen dem Messprotokoll und dem mathematischen Kalkul der Quantenmechanik bestatigt sich in allen Experimenten Hierbei wird der Einfachheit halber angenommen dass man es mit einem rein diskreten Spektrum zu tun hat Zeitliche Entwicklung Bearbeiten Die Dynamik von Quantenzustanden wird durch unterschiedliche Reprasentationen die sogenannten Bilder beschrieben die sich durch Redefinition der Operatoren und Zustande ineinander uberfuhren lassen und somit aquivalent sind Fur alle Bilder sind die Erwartungswerte von Operatoren gleich Schrodinger Bild Bearbeiten Im Schrodinger Bild ergibt sich die Dynamik aus folgender Betrachtung Der Zustand ist definiert durch eine differenzierbare Abbildung der durch t displaystyle t nbsp parametrisierten Zeit auf den Hilbertraum der Zustande Wenn ps t displaystyle left psi left t right right rangle nbsp den Zustand des Systems zu einer beliebigen Zeit t displaystyle t nbsp beschreibt gilt die sog Schrodingergleichung i ℏ t ps S t H S t ps S t displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t left psi S t right rangle hat H S t left psi S t right rangle nbsp mit H S displaystyle hat H S nbsp als einem dicht definierten selbstadjungierten Operator dem Hamiltonoperator der imaginaren Einheit i displaystyle rm i nbsp und dem reduzierten Planckschen Wirkungsquantum ℏ displaystyle hbar nbsp Als Observable entspricht H S displaystyle hat H S nbsp der Gesamtenergie des Systems Im Allgemeinen kann der Hamiltonoperator zeitabhangig sein z B bei Wechselwirkung des Systems mit einem elektromagnetischen Feld Die Zeitentwicklung eines Zustandes ist gegeben durch den unitaren Zeitentwicklungsoperator U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp T displaystyle hat mathcal T nbsp ist der Zeitordnungsoperator siehe unten ps S t U t t 0 ps S t 0 displaystyle psi S t rangle hat U t t 0 psi S t 0 rangle nbsp wobei U t t 0 T exp i ℏ t 0 t H S t d t H S t 0 exp i ℏ H S t t 0 displaystyle hat U t t 0 hat mathcal T left exp left frac mathrm i hbar int t 0 t hat H text S t prime dt prime right right quad left overset frac partial hat H text S partial t 0 exp left frac mathrm i hbar hat H text S cdot t t 0 right right nbsp Der Zeitordnungsoperator T displaystyle hat mathcal T nbsp sorgt dafur dass Operatorprodukte der Form A 1 t 1 A 2 t 2 A n t n displaystyle hat A 1 t 1 cdot hat A 2 t 2 cdot dots cdot hat A n t n nbsp bei Nicht Vertauschbarkeit so umgeordnet werden A i 1 t i 1 A i 2 t i 2 A i n t i n displaystyle to hat A i 1 t i 1 cdot hat A i 2 t i 2 cdot dots cdot hat A i n t i n nbsp dass t i 1 t i 2 t i n displaystyle t i 1 geq t i 2 geq dots geq t i n nbsp gilt Das ergibt eine Kausalkette rechts Ursache links Wirkung Heisenberg Bild Bearbeiten Im Heisenberg Bild der Quantenmechanik wird anstelle zeitlicher Anderungen der Zustande die in diesem Bild konstant bleiben die Zeitabhangigkeit durch zeitabhangige Operatoren fur die Observablen beschrieben Fur die zeitabhangigen Heisenberg Operatoren ergibt sich fur t t 0 displaystyle t geq t 0 nbsp die Differentialgleichung Heisenbergsche Bewegungsgleichung d A H t d t i ℏ H H t A H t U t t 0 A S t t U t t 0 displaystyle frac mathrm d hat A rm H t mathrm d t frac mathrm i hbar left hat H H t hat A H t right hat U dagger t t 0 frac partial hat A S t partial t hat U t t 0 nbsp wobei A S t displaystyle hat A S t nbsp den Operator im Schrodingerbild bezeichnet Mit dem schon bekannten Zeitentwicklungsoperator U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp werden die Zustande und Operatoren im Heisenbergbild mit denen im Schrodinger Bild uber folgende Beziehungen verknupft ps H U t t 0 ps S t ps S t 0 const t d d t ps H 0 displaystyle psi text H rangle hat U dagger t t 0 psi text S t rangle psi text S t 0 rangle text const t quad Rightarrow frac mathrm d mathrm d t psi text H rangle equiv 0 nbsp A H t U t t 0 A S t U t t 0 A H t 0 A S t 0 displaystyle hat A text H t hat U dagger t t 0 hat A rm text S t hat U t t 0 quad Rightarrow hat A H t 0 equiv hat A text S t 0 nbsp Dirac Bild Bearbeiten Im Dirac oder Wechselwirkungsbild sind im Allgemeinen Zustande und Operatoren zeitabhangig Im Schrodingerbild sei der Hamiltonoperator aus einem zeitunabhangigen und einem zeitabhangigen hermiteschen Operator zusammengesetzt H S t H S 0 V S t displaystyle hat H S t hat H S 0 hat V S t nbsp Im Wechselwirkungsbild benutzt man dann fur die Observablen nur die Ahnlichkeitstransformation mit e i ℏ t t 0 H S 0 displaystyle e pm frac rm i hbar t t 0 hat H S 0 nbsp und fur die Zustande den entsprechend gebildeten Ausdruck V I t e i t t 0 H S 0 ℏ V S t e i t t 0 H S 0 ℏ displaystyle hat V text I t e rm i t t 0 hat H S 0 hbar hat V S t e rm i t t 0 hat H S 0 hbar nbsp Daraus folgt insbesondere H I 0 H S 0 displaystyle hat H I 0 hat H S 0 nbsp Das Wechselwirkungsbild ist dann am nutzlichsten wenn die zeitliche Entwicklung der Observablen exakt losbar ist das heisst wenn H S 0 displaystyle hat H S 0 nbsp trivial ist sodass samtliche mathematischen Komplikationen auf die Zeitentwicklung der Zustande begrenzt bleiben Aus diesem Grund wird der Hamiltonoperator fur die Operatoren als freier Hamiltonoperator und der Hamiltonoperator fur die Zustande als Wechselwirkungs Hamiltonian bezeichnet Die dynamische Entwicklung wird also jetzt durch folgende zwei Gleichungen beschrieben erstens die Zustandsgleichung vgl Schrodingergleichung i ℏ t ps I t V I t ps I t displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t left psi text I t right rangle hat V text I t left psi text I t right rangle nbsp und zweitens die Operatorgleichung vgl Heisenbergsche Bewegungsgleichung d A I t d t i ℏ H I 0 A I t displaystyle frac mathrm d A text I t mathrm d t frac mathrm i hbar left H text I 0 A text I t right nbsp Mit dem Zeitentwicklungsoperator des zeitunabhangigen Teilproblems U 0 exp i ℏ H S 0 t t 0 displaystyle hat U 0 exp left frac mathrm i hbar hat H S 0 cdot t t 0 right nbsp werden Zustande und Operatoren im Dirac Bild mit denen im Schrodinger Bild uber folgende Beziehungen verknupft ps I t U 0 t t 0 ps S t ps I t 0 ps S t 0 displaystyle psi text I t rangle hat U 0 dagger t t 0 psi text S t rangle quad Rightarrow psi text I t 0 rangle equiv psi text S t 0 rangle nbsp A I t U 0 t t 0 A S t U 0 t t 0 A I t 0 A S t 0 displaystyle hat A text I t hat U 0 dagger t t 0 hat A rm text S t hat U 0 t t 0 quad Rightarrow hat A text I t 0 equiv hat A text S t 0 nbsp Bemerkungen Bearbeiten Zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp stimmen die Operatoren und Zustande aller Bilder uberein A I t 0 A H t 0 A S t 0 displaystyle hat A text I t 0 hat A text H t 0 hat A text S t 0 nbsp ps I t 0 ps H t 0 ps S t 0 displaystyle psi text I t 0 rangle psi text H t 0 rangle psi text S t 0 rangle nbsp Das Heisenbergbild entspricht der klassischen Hamilton Mechanik zum Beispiel entsprechen die Kommutatoren i ℏ A B displaystyle frac mathrm i hbar hat A hat B nbsp der Quantenmechanik den klassischen Poisson Klammern Physikalisch ist aber das Schrodinger Bild intuitiver Das Dirac Bild wird haufig in der Storungstheorie angewandt speziell in der Quantenfeldtheorie und der Vielteilchenphysik Manche Wellenfunktionen bilden Wahrscheinlichkeitsverteilungen die sich mit der Zeit nicht andern Viele Systeme die in der klassischen Mechanik mit einem dynamischen Zeitverhalten beschrieben werden mussen weisen in der quantenmechanischen Beschreibung solche statischen Wellenfunktionen auf Zum Beispiel wird ein einzelnes Elektron in einem Atom im Grundzustand durch eine kreisformige Trajektorie um den Atomkern beschrieben wahrend es in der Quantenmechanik durch eine statische kugelsymmetrische Wellenfunktion beschrieben wird die den Atomkern umgibt Man beachte dass nur die kleinsten Drehimpuls Zustande die s Wellen kugelsymmetrisch sind Die Schrodingergleichung ist wie die eng verwandte Heisenberggleichung und die Gleichungen des Wechselwirkungsbildes eine partielle Differentialgleichung die nur fur einige wenige Modellsysteme analytisch gelost werden kann zu den wichtigsten Beispielen gehoren der quantenmechanische harmonische Oszillator und das Elektron im Coulombpotential Selbst die Elektronenstruktur des Helium Atoms das nur ein Elektron mehr als Wasserstoff aufweist ist bereits nicht mehr analytisch berechenbar Es existieren jedoch eine Reihe verschiedener Techniken zur Berechnung von Naherungslosungen Ein Beispiel ist die bereits erwahnte Storungstheorie bei der vorhandene analytische Losungen vereinfachter Modellsysteme als Ausgangspunkt zur Berechnung komplexerer Modelle verwendet werden Diese Methode ist insbesondere dann erfolgreich wenn sich die Wechselwirkungen des komplexen Modells als kleine Storungen des einfachen Modellsystems formulieren lassen Eine andere Methode ist die sogenannte semiklassische Naherung die auf Systeme angewendet werden kann die nur kleine Quanteneffekte aufweisen Die quantenmechanisch bedingten Effekte konnen dann unter der Annahme klassischer Bewegungstrajektorien berechnet werden Dieser Ansatz wird zum Beispiel bei der Erforschung des Quantenchaos zugrunde gelegt Spin BearbeitenNeben ihren sonstigen Eigenschaften besitzen viele Teilchen eine Art Eigendrehimpuls den Spin fur den es in der klassischen Physik kein Pendant gibt Der Spin ist in Einheiten von ℏ displaystyle hbar nbsp ganz oder halbzahlig quantisiert in der Ortsdarstellung gilt demnach nicht ps ps r displaystyle psi psi mathbf r nbsp sondern ps ps r m s displaystyle psi psi mathbf r m s nbsp wobei m s displaystyle m s nbsp das oft mit s displaystyle sigma nbsp bezeichnet wird einer der folgenden diskreten Werte ist m s S S 1 S 1 S displaystyle m s in S S 1 dotsc S 1 S nbsp Man unterscheidet Bosonen S 0 1 2 displaystyle S in 0 1 2 dotsc nbsp und Fermionen S 1 2 3 2 5 2 displaystyle S in frac 1 2 frac 3 2 frac 5 2 dotsc nbsp Pauli Prinzip BearbeitenDamit verknupft ist fur Systeme aus N displaystyle N nbsp identischen Teilchen das sogenannte Pauli Prinzip das zum Beispiel in der Ortsdarstellung besagt dass bei Vertauschung zweier der N displaystyle N nbsp Teilchen i j displaystyle i leftrightarrow j nbsp fur die N displaystyle N nbsp Teilchen Wellenfunktion folgendes Permutationsverhalten gelten muss ps r i s i r j s j 1 2 S ps r j s j r i s i displaystyle psi dotsc mathbf r i sigma i dotsc mathbf r j sigma j dotsc stackrel 1 2S cdot psi dotsc mathbf r j sigma j dotsc mathbf r i sigma i dotsc nbsp das heisst fur Bosonen muss sich der Vorfaktor 1 fur Fermionen dagegen 1 ergeben 5 In zwei Raumdimensionen kann 1 2 S displaystyle 1 2S nbsp durch eine beliebige komplexe Zahl vom Betrag Eins ersetzt werden siehe Anyon Bei sog supersymmetrischen Theorien wie sie in der Hochenergiephysik diskutiert werden ware der Zustand eine Linearkombination aus einem bosonischen und einem fermionischen Anteil Elektronen sind Fermionen mit S 1 2 displaystyle S 1 2 nbsp Photonen sind Bosonen mit S 1 displaystyle S 1 nbsp Andere mathematische Darstellungen der QM BearbeitenPfad und Funktionalintegrale Bearbeiten Ein alternativer Ansatz zur Berechnung quantenmechanischer Systeme ist der Pfadintegral Formalismus 6 von Richard Feynman 7 8 Kurzgefasst wird dabei eine quantenmechanische Amplitude als Summe uber die Wahrscheinlichkeitsamplituden fur alle theoretisch moglichen Pfade eines Teilchens bei seiner Bewegung von einem Ausgangszustand zu einem Zielzustand dargestellt wird Diese Formulierung ist das quantenmechanische Analogon zum klassischen Wirkungsprinzip Algebraische Formalismen Bearbeiten Erst in neuerer Zeit ist eine allgemeinere mathematische Beschreibung von Observablen durch positiv operatorwertige Wahrscheinlichkeitsmasse Positive Operator Valued Probability Measures entstanden die in der traditionellen Lehrbuchliteratur noch kaum behandelt wird Operationen auf Quantensystemen werden in der modernen aber noch wenig bekannten Version der Quantenmechanik durch vollstandig positive Abbildungen sehr umfassend und mathematisch beschrieben Diese Theorie verallgemeinert sowohl die unitare Zeitentwicklung als auch die oben beschriebene traditionelle von Neumannsche Beschreibung der Veranderung eines Quantensystems bei einer Messung Konzepte die nur schwer im traditionellen Bild beschrieben werden konnen wie zum Beispiel kontinuierlich ablaufende unscharfe Messungen fugen sich problemlos in diese neuere Beschreibung ein Zu nennen ist hier auch die Methode der sogenannten C Algebren 9 vgl Axiomatische Quantenfeldtheorie Literatur BearbeitenWeiterfuhrende und moderne Literatur Bearbeiten Daniel Bes Quantum Mechanics Graduate Texts in Physics Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 20555 2 doi 10 1007 978 3 642 20556 9 englisch Rainer Dick Advanced Quantum Mechanics Graduate Texts in Physics Springer New York New York NY 2012 ISBN 978 1 4419 8076 2 doi 10 1007 978 1 4419 8077 9 englisch Daniel M Greenberger Klaus Hentschel Friedel Weinert Hrsg Compendium of quantum physics concepts experiments history and philosophy Springer Heidelberg New York 2009 ISBN 978 3 540 70622 9 englisch Brian C Hall Quantum Theory for Mathematicians Graduate Texts in Mathematics Band 267 Springer New York New York NY 2013 ISBN 978 1 4614 7115 8 doi 10 1007 978 1 4614 7116 5 englisch Klaas Landsman Foundations of Quantum Theory Springer 2019 ISBN 978 3 319 84738 2 englisch springer com Valter Moretti Fundamental Mathematical Structures of Quantum Theory Springer Nature 2020 ISBN 978 3 03018348 6 englisch Julian Schwinger Quantum Mechanics Hrsg Berthold Georg Englert Springer Berlin London 2011 ISBN 978 3 642 07467 7 englisch Standard und klassische Werke Bearbeiten Claude Cohen Tannoudji Bernard Diu Franck Laloe Quantenmechanik Band 1 De Gruyter Studium 5 Auflage De Gruyter Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 063873 8 Claude Cohen Tannoudji Bernard Diu Franck Laloe Quantenmechanik Band 2 De Gruyter Studium 5 Auflage De Gruyter Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 063876 9 P A M Dirac The Principles of Quantum Mechanics 4 Auflage Clarendon Press Oxford 1958 ISBN 978 0 19 852011 5 englisch Nachdruck als Paperback 1989 Eugen Fick Einfuhrung in die Grundlagen der Quantentheorie 4 Auflage Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt Main 1979 John von Neumann Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen Band 38 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 1996 ISBN 978 3 540 59207 5 Wolfgang Nolting Springer Spektrum Springer Lehrbuch Grundkurs theoretische Physik 5 1 Springer Spektrum Springer Lehrbuch 8 Auflage Spektrum Verl Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 25402 4 Walter Thirring Lehrbuch der mathematischen Physik 3 Quantenmechanik von Atomen u Molekulen 2 neubearb Auflage Springer Wien 1994 ISBN 978 3 211 82535 8 doi 10 1007 978 3 7091 6646 8 L D Landau E M Lifschitz Quantenmechanik Lehrbuch der theoretischen Physik Band 3 Unveranderter Nachdruck der 9 Auflage 1986 3 v 10 Verlag Europa Lehrmittel Nourney Vollmer GmbH amp Co KG Haan Gruiten 2019 ISBN 978 3 8085 5636 8 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Leonardo Andreta de Castro Olimpio Pereira de Sa Neto Carlos Alexandre Brasil An introduction to quantum measurements with a historical motivation In arXiv 1908 03949 physics physics quant ph 11 August 2019 arxiv 1908 03949 John von Neumann Mathematical foundations of quantum mechanics New edition Auflage Princeton 2018 ISBN 978 1 4008 8992 1 Hendrik van Hees Prinzipien der Quantentheorie pdf 2008 abgerufen am 7 Oktober 2023 S 13 Stephen J Gustafson Mathematical concepts of quantum mechanics 2 Auflage Springer Berlin 2011 ISBN 978 3 642 21866 8 englisch springer com Das Auftreten des Faktors 1 bei Fermionen kann man mit dem ungewohnlichen Drehverhalten dieser Teilchen in Zusammenhang bringen indem man sich etwa vorstellt dass die Vertauschung zweier identischer Fermionen so vor sich geht dass das eine Teilchen auf dem unteren Halbkreis von P i displaystyle P i nbsp nach P j displaystyle P j nbsp lauft und gleichzeitig das andere auf dem oberen Halbkreis von P j displaystyle P j nbsp nach P i displaystyle P i nbsp Insgesamt entsteht so ein Umlauf um 360 was bei Fermionen einen Faktor 1 impliziert Jean Zinn Justin Path integral In Scholarpedia Band 4 Nr 2 9 Februar 2009 ISSN 1941 6016 S 8674 doi 10 4249 scholarpedia 8674 scholarpedia org abgerufen am 1 August 2022 Richard P Feynman Quantum mechanics and path integrals Emended edition Auflage Dover Publications Mineola N Y 2010 ISBN 978 0 486 47722 0 S Antoci D E Liebscher The third way to quantum mechanics is the forgotten first In arXiv physics 9704028 28 April 1997 arxiv physics 9704028 Klaas Landsman Foundations of Quantum Theory Fundamental Theories of Physics Band 188 Springer International Publishing Cham 2017 ISBN 978 3 319 51776 6 doi 10 1007 978 3 319 51777 3 englisch springer com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mathematische Formulierung der Quantenmechanik amp oldid 237949596