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Das Schrodinger Bild der Quantenmechanik ist ein Formalismus fur den Umgang mit zeitabhangigen Problemen Im Schrodinger Bild wird die zeitliche Entwicklung der Zustande des Systems von den Zustandsvektoren getragen die Operatoren andern sich abgesehen von eventuellen expliziten Zeitabhangigkeiten nicht Das Schrodinger Bild unterscheidet sich damit vom Heisenberg Bild der Quantenmechanik in dem die Zustande zeitlich konstant sind und die Zeitentwicklung von den Operatoren getragen wird sowie vom Wechselwirkungsbild in dem sich sowohl Zustande als auch Operatoren mit der Zeit andern Das Schrodinger Bild eignet sich vor allem zur Beschreibung von Problemen in denen der Hamilton Operator des Systems nicht explizit von der Zeit abhangt Die Zeitentwicklung von Zustanden ps t displaystyle psi t rangle wird durch die Schrodingergleichung beschrieben i ℏ t ps t H ps t displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t psi t rangle hat H psi t rangle wobei H displaystyle hat H den Hamilton Operator des Systems beschreibt Die meisten Operatoren z B der Ortsoperator x displaystyle hat x oder der Impulsoperator p displaystyle hat p tragen keine Zeitabhangigkeit weder implizit noch explizit Ist der Hamilton Operator H displaystyle hat H des Systems auch zeitunabhangig so ist die Losung der Schrodingergleichung zu einem Anfangszustand ps t t 0 displaystyle psi t t 0 rangle gegeben durch ps t e i H t t 0 ℏ ps t 0 displaystyle psi t rangle e i frac hat H t t 0 hbar psi t 0 rangle Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Zeitabhangigkeiten von Operatoren und Zustanden 3 Zeitentwicklungsoperator 3 1 Eigenschaften 3 2 Differentialgleichung fur den Zeitentwicklungsoperator 3 3 Eigenzustande des Hamilton Operators 3 4 Zeitabhangiger Fall 4 LiteraturGrundlagen BearbeitenDie moglichen Zustande eines quantenmechanischen Systems sind Vektoren ps displaystyle psi rangle nbsp in einem Hilbert Raum H displaystyle mathcal H nbsp Fur jede messbare Eigenschaft des Systems gibt es nun einen hermiteschen Operator T displaystyle T nbsp Der Erwartungswert der zugehorigen Messgrosse bei wiederholter Messung an Systemen im selben Zustand ps displaystyle psi rangle nbsp ist dann gegeben durch das Skalarprodukt ps T ps displaystyle langle psi T psi rangle nbsp Sollen sich die Eigenschaften des Systems mit der Zeit verandern so muss entweder der Zustand ps displaystyle psi rangle nbsp der Operator T displaystyle T nbsp oder beide eine Zeitabhangigkeit tragen Je nach Modell kann man die Zeitentwicklung vollstandig den Operatoren zuweisen dann befindet man sich im Heisenberg Bild oder den Zustanden dann befindet man sich im Schrodinger Bild oder gemischt beiden dann befindet man sich im Wechselwirkungsbild Alle diese Modelle sind aquivalent und liefern dieselben physikalischen Vorhersagen Zeitabhangigkeiten von Operatoren und Zustanden BearbeitenDas Schrodinger Bild ist vor allem dazu geeignet Systeme zu beschreiben in denen sich die ausseren Rahmenbedingungen also zum Beispiel von aussen angelegte elektromagnetische Felder oder die geometrischen Abmessungen des Systems nicht andern In diesem Fall tragen die Messgrossen bzw ihre zugeordneten Operatoren keine explizite Zeitabhangigkeit es gilt also fur alle Observablen T displaystyle hat T nbsp T t 0 displaystyle frac partial hat T partial t 0 nbsp Die Zeitabhangigkeit liegt stattdessen vollstandig bei den Zustanden deren Zeitentwicklung durch die Schrodinger Gleichung i ℏ t ps t H ps t displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t psi t rangle hat H psi t rangle nbsp gegeben ist Sind die Rahmenbedingungen des Systems nicht statisch so konnen auch die Messgrossen eine explizite Zeitabhangigkeit tragen Die Entwicklung des Zustands des Systems ist dann zwar weiterhin durch die Schrodingergleichung gegeben allerdings tragt dann der Hamiltonoperator H displaystyle hat H nbsp des Systems in der Regel eine explizite Zeitabhangigkeit die das Losen der Schrodingergleichung verkompliziert Zeitentwicklungsoperator BearbeitenDie Zeitentwicklung von Zustanden kann man auch als Wirkung eines zeitabhangigen unitaren Operators U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp auffassen Dieser Operator bildet den anfanglichen Zustand ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp des Systems zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp auf die Losung ps t displaystyle psi t rangle nbsp der Schrodingergleichung zu einem anderen Zeitpunkt t displaystyle t nbsp ab ps t U t t 0 ps t 0 displaystyle psi t rangle hat U t t 0 psi t 0 rangle nbsp Der Zeitentwicklungsoperator eines quantenmechanischen Systems spielt damit die analoge Rolle zum Fluss eines dynamischen Systems Fur die zugehorigen Kets ps t 0 displaystyle langle psi t 0 nbsp folgt daraus ps t ps t 0 U t t 0 displaystyle langle psi t langle psi t 0 hat U dagger t t 0 nbsp Wobei U t t 0 displaystyle hat U dagger t t 0 nbsp den zu U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp adjungierten Operator bezeichnet Eigenschaften Bearbeiten UnitaritatDer Zeitentwicklungsoperator ist ein Unitarer Operator die Norm eines quantenmechanischen Zustands andert sich also in der zeitlichen Entwicklung nicht ps t ps t ps t 0 U t t 0 U t t 0 ps t 0 ps t 0 ps t 0 displaystyle langle psi t psi t rangle langle psi t 0 hat U dagger t t 0 hat U t t 0 psi t 0 rangle langle psi t 0 psi t 0 rangle nbsp Wie fur alle unitaren Operatoren gilt damit fur U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp dass der zu U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp adjungierte Operator sein Inverses ist U t t 0 U t t 0 I displaystyle hat U dagger t t 0 hat U t t 0 I nbsp IdentitatIst t t0 dann wirkt U wie der Einheitsoperator da dann ja gilt ps t 0 U t 0 t 0 ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle hat U t 0 t 0 psi t 0 rangle nbsp Gruppeneigenschaft Seien drei Zeiten t 0 displaystyle t 0 nbsp t 1 displaystyle t 1 nbsp und t 2 displaystyle t 2 nbsp gegeben Dann erfullt der Zeitentwicklungsoperator die Bedingung U t 2 t 0 U t 2 t 1 U t 1 t 0 displaystyle hat U t 2 t 0 hat U t 2 t 1 hat U t 1 t 0 nbsp Denn fur beliebige Anfangszustande ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp muss ja gelten U t 2 t 1 U t 1 t 0 ps t 0 U t 2 t 1 ps t 1 ps t 2 U t 2 t 0 ps t 0 displaystyle hat U t 2 t 1 hat U t 1 t 0 psi t 0 rangle hat U t 2 t 1 psi t 1 rangle psi t 2 rangle hat U t 2 t 0 psi t 0 rangle nbsp Differentialgleichung fur den Zeitentwicklungsoperator Bearbeiten Fur beliebige Anfangszustande ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp ist ps t U t t 0 ps t 0 displaystyle psi t rangle hat U t t 0 psi t 0 rangle nbsp eine Losung der Schrodingergleichung damit gilt also fur beliebiges festes ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp dass i ℏ t U t t 0 ps t 0 H U t t 0 ps t 0 displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t hat U t t 0 psi t 0 rangle hat H hat U t t 0 psi t 0 rangle nbsp Da dies fur beliebiges ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp gilt muss schon die folgende Operator Gleichung gelten i ℏ t U t t 0 H U t t 0 displaystyle mathrm i hbar frac partial partial t hat U t t 0 hat H hat U t t 0 nbsp Ist der Hamiltonian H displaystyle hat H nbsp nicht explizit zeitabhangig so kann man diese Differentialgleichung fur den Operator U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp durch einen einfachen Exponentialansatz losen U t t 0 e i H t t 0 displaystyle hat U t t 0 e i hat H t t 0 nbsp Die Exponentialfunktion eines Operators ist dabei fur beschrankte Operatoren T displaystyle hat T nbsp uber die zugehorige Potenzreihe e T 1 T 1 2 T 2 displaystyle e hat T 1 hat T frac 1 2 hat T 2 cdots nbsp erklart Fur unbeschrankte selbstadjungierte Operatoren bei denen der Begriff der Konvergenz einer Potenzreihe nicht definiert ist benotigt man zur Definition der Exponentialfunktion eines Operators Hilfsmittel wie die Spektralzerlegung des Operators Eigenzustande des Hamilton Operators Bearbeiten Besonders einfach ist die Wirkung des Zeitentwicklungsoperators U t t 0 displaystyle hat U t t 0 nbsp auf Eigenvektoren des Hamiltonians H displaystyle hat H nbsp Ist E n displaystyle E n rangle nbsp ein Eigenvektor von H displaystyle hat H nbsp zum Eigenwert E n R displaystyle E n in mathbb R nbsp so gilt U t t 0 E n e i E n t t 0 ℏ E n displaystyle hat U t t 0 E n rangle e mathrm i frac E n t t 0 hbar E n rangle nbsp Was man leicht uberpruft indem man den Zeitentwicklungsoperator als Potenzreihe ausschreibt Die Eigenzustande des Hamilton Operators andern sich damit im zeitlichen Verlauf nur um einen Phasenfaktor Schreibt man einen anderen Zustand ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp als Linearkombination von Eigenvektoren E n displaystyle E n rangle nbsp des Hamiltonians mit Entwicklungskoeffizienten c n E n ps t 0 displaystyle c n langle E n psi t 0 rangle nbsp ist ps t 0 n c n E n displaystyle psi t 0 rangle sum n c n E n rangle nbsp Dann gilt fur die Zeitentwicklung von ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp aufgrund der Linearitat des Zeitentwicklungsoperators ps t n c n e i E n t t 0 ℏ E n displaystyle psi t rangle sum n c n e mathrm i frac E n t t 0 hbar E n rangle nbsp Damit ist die Losung der zeitabhangigen Schrodingergleichung zuruckgefuhrt auf das Problem der Entwicklung von Zustanden ps t 0 displaystyle psi t 0 rangle nbsp nach den Eigenzustanden des Hamiltonians Zeitabhangiger Fall Bearbeiten Ist der Hamiltonian nicht zeitunabhangig so verkompliziert sich die Bestimmung des Zeitentwicklungsoperators Im allgemeinen Fall ist der Zeitentwicklungsoperator gegeben durch die Dyson Reihe U t t 0 T e 1 i ℏ t 0 t H t 1 d t 1 displaystyle U t t 0 mathcal T e frac 1 mathrm i hbar int t 0 t hat H t 1 mathrm d t 1 nbsp wobei T displaystyle mathcal T nbsp den Zeitordnungsoperator bezeichnet Nimmt man an dass die Hamilton Operatoren zwar zeitabhangig sind aber zumindest miteinander kommutieren also fur beliebige t 1 displaystyle t 1 nbsp t 2 displaystyle t 2 nbsp die Bedingung H t 1 H t 2 0 displaystyle hat H t 1 hat H t 2 0 nbsp erfullen so wirkt der Zeitordnungsoperator als Identitat und der Ausdruck vereinfacht sich zu U t t 0 e 1 i ℏ t 0 t H t 1 d t 1 displaystyle U t t 0 e frac 1 mathrm i hbar int t 0 t hat H t 1 mathrm d t 1 nbsp Literatur BearbeitenWolfgang Nolting Grundkurs Theoretische Physik 5 1 Quantenmechanik Grundlagen SpringerSpektrum 2013 ISBN 978 3 642 25402 4 S 210 217 Jun John Sakurai Modern Quantum Mechanics Cambridge University Press 2 Edition 2017 ISBN 978 1 108 42241 3 S 66 80 Claude Cohen Tannoudji Bernard Diu Frank Laloe QuantumMechanics Volume One Wiley Paris 1977 ISBN 0 471 16433 X S 312 314 L D Landau E M Lifshitz Quantum Mechanics Non Relativistic Theory 3rd Auflage Vol 3 Pergamon Press 1977 ISBN 978 0 08 020940 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schrodinger Bild amp oldid 236283643