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Mario Augusto Bunge 21 September 1919 in Buenos Aires 24 Februar 2020 in Montreal Quebec Kanada war ein argentinischer Philosoph und Physiker 1 Mario Bunge 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Philosophiekonzeption 4 Wissenschaftstheorie 5 Ontologie 5 1 Substanz Ontologie 5 2 Emergentistischer Materialismus 5 3 Kausalitat Determination Freiheit 6 Wirkung 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMario Bunge studierte Physik und promovierte 1952 an der Universidad Nacional de La Plata 1956 wurde er Professor fur theoretische Physik zuerst in La Plata dann von 1957 bis 1966 in Buenos Aires Seit 1966 lehrte er als Professor fur Logik und Metaphysik an der McGill Universitat in Montreal in der kanadischen Provinz Quebec 2009 zog er sich von der Lehre zuruck 2 Bunge war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und erhielt 19 Ehrendoktorate 3 Werk BearbeitenUrsprunglich von der Physik ausgehend hat Bunge sich in seinen zahlreichen Publikationen mehr als 50 Bucher uber 500 Aufsatze mit nahezu allen philosophischen Fragen beschaftigt und ein umfassendes philosophisches Weltbild entwickelt 4 Sein Hauptwerk ist der achtbandige Treatise on Basic Philosophy 1974 1989 Ins Deutsche ubersetzt wurden bislang nicht die Bande des Hauptwerks sondern sechs andere Bucher die sich mit erkenntnistheoretischen und ontologischen Themen befassen Eine zusammenfassende Darstellung seines Denkens enthalt das zusammen mit M Mahner verfasste Buch Uber die Natur der Dinge 2004 Mario Bunge gehort zum Umkreis des kritischen Rationalismus 5 In kritischer Anknupfung an Karl Popper verteidigt er in der Wissenschaftstheorie einen Realismus und Rationalismus doch im Gegensatz zu Poppers pluralistischer Ontologie vertritt er einen Materialismus Sein Denken wird von einem aufklarerischen Impuls getragen das ihn immer wieder zu scharfen Kritiken und Polemiken an anderen philosophischen Konzeptionen fuhrt 6 Politisch hat er sich als linksliberal bezeichnet in der Tradition der argentinischen Positivisten Bewegung von Jose Ingenieros und John Stuart Mill 7 Philosophiekonzeption Bearbeiten nbsp Skizze des Bungeschen philosophischen SystemsBunges Konzeption von Philosophie steht in der Tradition des Wiener Kreises und dessen Bemuhen um eine wissenschaftliche Weltauffassung Ahnlich wie Popper schatzt er den logischen Empirismus als wichtigen Beitrag zur Verwissenschaftlichung der Philosophie und schliesst sich dessen Kampf gegen metaphysische Spekulation und philosophisches Wunschdenken an Doch zugleich kritisiert er wiederum wie Popper die Befangenheit des Wiener Kreises in der empiristischen Tradition die er fur dessen verfehltes Verstandnis von wissenschaftlicher Erkenntnis verantwortlich macht 8 Indem klassischer Empirismus und Positivismus Erkenntnis als blosse Synthese von Sinnesdaten verstehen verkennen sie nach Bunge den konstruktiv kreativen Aspekt wissenschaftlicher Theorien und verzichten im Widerspruch zum Selbstverstandnis der Wissenschaften auf den erkenntnistheoretischen Realismus 9 Auch die linguistische Wende der Philosophie die der logische Empirismus im Anschluss an Ludwig Wittgenstein vollzogen hat kritisiert Bunge in ahnlich scharfer Form wie Popper als eine Fehlentwicklung da sie mit einer Abkehr von wissenschaftlichen Fragen und einer Hinwendung zu vergleichsweise unwichtigen Problemen des Sprachgebrauchs verbunden ist 10 Als Folge der Konzentration der Philosophie auf die Analyse der Sprache sieht Bunge eine zunehmende Entfremdung der Philosophie von den modernen Wissenschaften Als wissenschafts und realitatsfern kritisiert er etwa die in der Analytischen Philosophie gefuhrten Debatten uber mogliche Welten und kontrafaktische Aussagen 11 Das Bemuhen um eine logische Analyse von Begriffen und zwar vor allem von wissenschaftlichen Begriffen teilt Bunge dagegen mit Rudolf Carnap und Willard van Orman Quine ja er macht extensiven Gebrauch vom modernen logisch mathematischen Instrumentarium um Probleme durch logische Formalisierung zu prazisieren und zu klaren eine Neigung die der Lesbarkeit und Verstandlichkeit seiner Schriften nicht immer zugutekommt Philosophie hat nach Bunge uberall da ihren Platz wo es um die grundlegenden Fragen und Voraussetzungen der Wissenschaften geht Als Semantik und Wissenschaftstheorie Epistemologie befasst sie sich mit Fragen der Erkennbarkeit der Realitat und als Ontologie thematisiert sie die Prinzipien der Realitat selbst Aufgabe der Ontologie ist es zunachst in aristotelischem Geist nach den allgemeinsten Merkmalen eines realen Gegenstands zu fragen sodann analysiert sie die Voraussetzungen einzelner Wissenschaften wie Physik Biologie und Psychologie um zu klaren was Materie Leben und Geist uberhaupt sind Ein grundlegendes philosophisches Thema sind schliesslich auch die Normen menschlichen Handelns Zu den philosophischen Grunddisziplinen die in Bunges Treatise behandelt werden gehort daher neben Semantik Wissenschaftstheorie und Ontologie auch die Ethik Wissenschaftstheorie BearbeitenDie klassische Erkenntnistheorie des Empirismus hat nach Bunge das Wesen wissenschaftlicher Methode nicht richtig erfasst 12 Francis Bacons Auffassung von Induktion als wissenschaftlicher Methode wonach die Wissenschaft mit Beobachtungen beginnt und dann mittels induktiver Regeln zu Verallgemeinerungen fortschreitet missdeutet nach Bunge das tatsachliche wissenschaftliche Vorgehen wie es seit Galilei mit der Formulierung von Hypothesen und ihrer anschliessenden experimentellen Uberprufung praktiziert wird Dass wissenschaftliche Hypothesen und Theorien durch Beobachtungen und Experimente uberpruft werden ist fur Bunge selbstverstandlich doch betont er unter dem Einfluss der Einwande von Thomas S Kuhn und Paul Feyerabend dass die empirischen Daten keineswegs so einfach und eindeutig sind wie Carnap und Popper vorausgesetzt haben Bunge wendet sich auch gegen fruhere Versuche einer scharfen Unterscheidung zwischen Philosophie und Wissenschaft 13 So weist er mit Popper die von Wittgenstein und dem Wiener Kreis vertretene These von der Sinnlosigkeit der Metaphysik zuruck doch zugleich lehnt er auch Poppers Abgrenzung von Wissenschaft und Metaphysik durch das Kriterium der Falsifizierbarkeit ab 14 Bunge folgt hier eher Quine wenn er Philosophie und Wissenschaft als sich zwei erganzende aber voneinander abhangige rationale Erkenntnisbemuhungen versteht Nur durch eine Kooperation von Wissenschaft und Philosophie lasst sich nach seiner Ansicht Erkenntnisfortschritt erzielen Gegen Poppers Abgrenzung von Wissenschaft und Metaphysik betont Bunge dass Wissenschaftlichkeit nicht einfach mit Uberprufbarkeit gleichgesetzt werden darf 14 Offensichtlich falsche Theorien wie etwa die Astrologie sind zwar uberprufbar aber als widerlegte Theorien konnen sie nicht den Status der Wissenschaftlichkeit beanspruchen Hypothesen und Theorien konnen vielmehr nur dann als wissenschaftlich gelten wenn sie nicht nur uberprufbar sind sondern auch mit unserem Wissen von der Welt insgesamt vereinbar sind Uberprufbarkeit ist dabei nicht einfach identisch mit empirischer Kontrolle durch Beobachtungen und Experimente Neben einer direkten empirischen Kontrolle gibt es auch eine indirekte empirische Kontrolle durch Prufung der Kompatibilitat einer Theorie mit gut bestatigten anderen wissenschaftlichen Theorien Die Anerkennung der Wissenschaftlichkeit als philosophischer Leitidee ist auch die Basis von Bunges Kritik an verfehlten wissenschaftlichen und philosophischen Konzeptionen Zu den Pseudowissenschaften die er in ahnlich scharfer Form wie Popper attackiert gehort die Psychoanalyse die nach seiner Ansicht keine uberprufbaren Prognosen menschlichen Verhaltens liefert sondern mit jedem moglichen Verhalten vereinbar ist 15 In scharfer Form kritisiert Bunge auch den neuen Relativismus wie er etwa in der Postmoderne aber auch bei Feyerabend zu finden ist Eine zentrale Rolle in Bunges Wissenschaftstheorie spielt seine Verteidigung des Realismus Realismus ist ontologisch und erkenntnistheoretisch eine unverzichtbare Voraussetzung der Real Wissenschaften Als ontologische Position behauptet der Realismus dass die Realitat eine von unserem Denken unabhangige Struktur besitzt als erkenntnistheoretische Position besagt er dass diese reale Struktur zumindest partiell durch Wahrnehmung und Wissenschaft erkennbar ist Diesen wissenschaftlichen Realismus verteidigt Bunge auch gegen die auf Niels Bohr zuruckgehende Kopenhagener Deutung der Quantenphysik der zufolge das subatomare Geschehen von Eingriffen des Beobachters abhangt 16 Bunge versucht dagegen zu zeigen dass in den Gleichungen der Quantenmechanik kein Bezug auf Messapparate oder Beobachter vorkommt sondern dass es sich bei dieser Bezugnahme um verfehlte philosophische Deutungen der Quantenphysik handelt Ontologie BearbeitenSubstanz Ontologie Bearbeiten Die grundlegende Kategorie zur Erfassung der Realitat sieht Bunge in dem Begriff eines materiellen Objekts oder konkreten Dinges 17 Zu materiellen Objekten gehoren gewohnliche wahrnehmbare Gegenstande wie Baume und Hauser aber auch Gegenstande die der unmittelbaren Wahrnehmung entzogen sind deren Wirkungen auf andere Dinge jedoch wahrgenommen oder festgestellt werden konnen Materielle Objekte durfen nach Bunge auch nicht einfach mit den Atomen oder materiellen Partikeln der klassischen Physik identifiziert werden Bunge versucht vielmehr der Entwicklung der modernen Physik die unter anderem masselose Photonen und nicht eindeutig lokalisierbare Elektronen kennt gerecht zu werden indem er Masse und Lokalisierbarkeit nicht mehr zu den wesentlichen Eigenschaften materieller Objekte zahlt 18 Zu den unverzichtbaren Merkmalen materieller Objekte gehoren dagegen Veranderbarkeit und Wirksamkeit 19 Durch diese Eigenschaften unterscheiden sich Dinge von abstrakten Begriffen und Konstrukten die nach Bunge keine eigene vom denkenden Subjekt unabhangige Seinsweise haben sondern Fiktionen im Sinne Hans Vaihingers sind Die Kategorie eines materiellen Objekts ist bei Bunge eine prazise im Grunde materialistische Fassung des traditionellen Begriffs der Substanz Dies wird deutlich wenn er Ding und Eigenschaft als korrelative Begriffe herausstellt und betont dass beide nur in abstracto getrennt werden konnen Dies bedeutet dass es weder eigenschaftslose Dinge Substrate oder Trager noch frei schwebende Eigenschaften ohne materielle Substrate gibt 20 Aus dieser Annahme dass Dinge und Eigenschaften stets zusammen auftreten ergeben sich wichtige metaphysische Konsequenzen Zunachst folgt daraus die Unhaltbarkeit metaphysischer Positionen die wie z B die Prozess Metaphysik Alfred North Whiteheads Prozess oder Ereignis als grundlegende metaphysische Kategorien fassen 21 Prozess und Ereignis sind dagegen nach Bunge keine Basiskategorien weil sie jeweils den Begriff eines materiellen Objekts bereits voraussetzen Prozesse und Ereignisse konnen daher nur als Veranderungen der Zustande materieller Objekte ontologisch angemessen gedacht werden Aber auch die in der modernen Physik und Naturphilosophie seit Wilhelm Ostwald immer wieder auftauchende Idee dass Energie eine oder die ontologische Basiskategorie ist weist Bunge als verfehlt zuruck weil Energie zwar eine universale Eigenschaft materieller Objekte ist aber eben eine Eigenschaft und keine selbstandige Substanz 22 Mit der Fassung eines konkreten materiellen Objekts als metaphysische Basiskategorie vertritt Bunge ausdrucklich eine Substanz Metaphysik Obwohl er die Frage was die letzten materiellen Objekte der Realitat sind den Wissenschaften uberlasst halt er doch an dem alten materialistischen Grundsatz fest dass Materie nicht aus nichts entsteht und nicht zu nichts vergeht Ein absolutes Entstehen von Dingen wie es in bestimmten Versionen der kosmologischen Urknalltheorie angenommen wird lehnt er damit ab 23 Emergentistischer Materialismus Bearbeiten Die Welt besteht nach Bunge aus materiellen Objekten doch weist die Welt gleichwohl eine qualitative Vielfalt auf die sich im Ruckgriff auf die Systemtheorie angemessen verstehen lasst Systeme sind Zusammenfugungen von Elementen zu neuen Einheiten mit eigener Struktur wobei diese Struktur sich durch das Wechselspiel der Elemente ergibt Es ist somit die Selbstorganisation der Dinge die fur die Entstehung neuer hoherer Qualitaten in der Welt sorgt und nicht eine lenkende hohere Macht Systeme in diesem ontologischen Sinne reichen von Atomen Molekulen und Zellen bis zu den Planetensystemen und dem Kosmos als Ganzem Systeme sind nach Bunge integrierte Ganzheiten Als solche haben sie zum Teil Eigenschaften die bereits ihre Elemente haben und die sie von diesem gleichsam erben neben diesen resultierenden Eigenschaften haben sie aber auch neue Eigenschaften die ihre Elemente noch nicht haben und die erst aus der Interaktion der Elemente hervorgehen emergieren So hat etwa Wasser neue Eigenschaften die ein Wassermolekul fur sich noch nicht besitzt und Lebewesen sind zwar auch physikalische Dinge doch haben sie neben physikalischen noch supraphysikalische Eigenschaften Auf diesen emergenten Eigenschaften von Systemen beruht nach Bunge die Vielfalt und der Stufen oder Schichtcharakter der Realitat Als Hauptebenen oder Integrationsstufen der Realitat unterscheidet Bunge vier manchmal auch mehr Stufen namlich Physikosysteme Chemosysteme Biosysteme und Soziosysteme 24 Die Emergenz neuer hoherer Systemebenen in der Evolution des Kosmos und des Lebens ist nach Bunge eine Tatsache gleichgultig wie weit sie sich erklaren und voraussagen lasst Ontologisch entscheidend ist dabei dass die tieferen Systemebenen wie Materialisten seit jeher gegen Spiritualismus und Dualismus behauptet haben die Seinsfundamente der hoheren Ebene bilden doch haben die hoheren Ebenen wie Kritiker des reduktiven und physikalistischen Materialismus immer wieder betont haben auch neue emergente Eigenschaften und Gesetze Dieses Konzept eines emergentistischen Materialismus hat eine gewisse Ahnlichkeit mit Nicolai Hartmanns Schichtenlehre die Bunge durchaus gesehen und anerkannt hat Der emergentistische Materialismus enthalt auch Bunges Stellungnahme zur Philosophie des Geistes Einerseits ist der traditionelle Leib Seele Dualismus unhaltbar da er den Systemcharakter der hoheren Schichten verkennt und die emergente Eigenschaft des Bewusstseins falschlich substantialisiert 25 Ausserdem ist der Dualismus mit moderner Wissenschaft unvereinbar weil die Annahme eines immateriellen Geistes der auf den Korper einwirkt nicht in das Konzept der Evolution der materiellen Welt passt und daruber hinaus mit dem physikalischen Grundsatz der Erhaltung der Energie unvertraglich ist Dass Geist eine emergente Eigenschaft des Gehirns ist bedeutet nach Bunge jedoch nicht dass mentale auf physikalische Eigenschaften reduziert werden konnen Korperliche und geistige Prozesse werden nicht nur als verschieden erfahren sondern stellen auch ontologisch verschiedene Eigenschaften dar wenngleich sie als mentale Eigenschaften doch Eigenschaften des materiellen Organs Gehirn sind und bleiben Dieser Tatbestand ist nach Bunge so zu deuten dass mentale Prozesse die Innenaspekte physiologischer Prozesse sind Bewusstseinsprozesse sind also mit bestimmten Gehirnprozessen identisch Bunges emergentistischer Materialismus verbindet somit einen psychoneuralen Substanz Monismus mit einem Pluralismus von Eigenschaften Kausalitat Determination Freiheit Bearbeiten Ein Anliegen das Bunge bereits in fruhen Jahren als Physiker und Philosoph der Naturwissenschaften verfolgt hat war die Rehabilitierung der Kausalitat als ontologische Kategorie 26 Damit wendet er sich gegen erkenntnistheoretische und methodologische Verkurzungen des Kausalbegriffs wie sie bei Hume und Kant aber auch im logischen Empirismus zu finden sind Verursachung ist nach Bunge weder eine auf die Erscheinungen restringierte Kategorie noch lasst sich der Inhalt dieses Begriffs auf blosse Voraussagbarkeit reduzieren Der Begriff der Ursache enthalt vielmehr die ontologische Behauptung dass ein Ereignis verursacht ist wenn es durch ein anderes Ereignis auf gesetzmassige Weise hervorgebracht wird Neben der Kausalitat gibt es nach Bunge auch andere Formen von Determination So gibt es etwa Gesetze wie Einsteins Gleichung E mc die keine Ereignisfolge beschreibt sondern eine gesetzmassige Verknupfung zwischen mehreren Grossen ausdruckt Sodann gibt es auch akausale Vorgange wie den atomaren Zerfall der durch probabilistische oder Wahrscheinlichkeitsgesetze beschrieben wird Bunge legt Wert auf die Feststellung dass durch die Quantenphysik zwar das Kausalprinzip aber nicht das Determinismusprinzip verletzt wird Unter dem Begriff der Determination lassen sich nach seiner Ansicht neben Kausalgesetzen auch Wahrscheinlichkeitsgesetze fassen da letztere keineswegs vollig willkurlich und gesetzlos erfolgen Bunge fasst den Begriff der Determination also in einem weiteren Sinne sodass er neben strikter kausaler auch probabilistische Determination umfasst Das Determinismusprinzip in dieser weiteren Fassung genugt nach Bunge jedoch um Magie und Wunder als unwissenschaftlich auszuschliessen In seiner Stellungnahme zum Problem der Willensfreiheit schliesst Bunge sich der auf Hume zuruckgehenden Auffassung von Handlungsfreiheit als ausreichender Basis von Moralitat an 27 Frei ist danach menschliches Handeln wenn es absichtlich und ohne ausseren Zwang erfolgt wenn der Mensch also tun kann was er will Ein solches Handeln ist damit jedoch nicht akausal sondern folgt aus dem Charakter des Menschen und den Motiven der gegebenen Situation und ist im Prinzip damit sogar voraussagbar Der Begriff der Willensfreiheit enthalt dagegen nach Bunge die verfehlte Vorstellung als konne der Mensch sich in seinen Entscheidungen gleichsam uber seinen Charakter erheben Der Begriff der Willensfreiheit lauft daher fur ihn auf die inkonsistente Idee eines personlichkeitsunabhangigen Wollens hinaus Der Begriff der Handlungsfreiheit ist demgegenuber nicht nur ontologisch sinnvoll sondern auch moralisch ausreichend weil ein durch Erziehung und Belehrung beeinflussbares Handeln auch Raum fur moralische Normierung und Beurteilung lasst Poppers Versuch Willensfreiheit auf der Basis des Indeterminismus der Quantenphysik zu gewahrleisten lehnt Bunge entschieden ab 28 Wirkung BearbeitenBunges Schriften haben in den Diskussionen der Analytischen Philosophie der Gegenwart eine eher marginale Bedeutung Deutlicher erkennbar ist sein Einfluss dagegen bei philosophierenden Wissenschaftlern und wissenschaftlich orientierten Philosophen In Deutschland sind es etwa Gerhard Vollmer und Bernulf Kanitscheider die von Bunge wichtige Anregungen erfahren haben Eine Besonderheit Einer von Bunges ersten amerikanischen Doktoranden war der spatere Autor Chaim Potok in Potoks erster Novelle The Chosen tritt in Kapitel 13 kurz ein Universitats Professor namens Abraham Flesser auf dessen Ideen eine starke Ahnlichkeit zu denen von Professor Bunge haben Werke BearbeitenCausality The Place of the Causal Principle in Modern Science Harvard University Press Cambridge Mass 1959 deutsch Kausalitat Geschichte und Probleme Tubingen 1987 Metascientific Queries Charles Thomas Springfield Illinois 1959 Intuition and Science Prentice Hall Englewodd Cliffs N J 1962 The Myth of Simplicity Prentice Hall Englewodd Cliffs N J 1963 Scientific Research I The Search for System Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1967 reissued and revised as Philosophy of Science Vol 1 From Problem to Theory Transactions Publishers New Brunswick N J 1998 Scientific Research II The Search for Truth Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1967 reissued and revised 1998 as Philosophy of Science Vol 2 From Explanation to Justification Transactions Publishers New Brunswick N J 1967 Foundation of Physics Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1967 Method Model and Matter Reidel Dordrecht 1973 Philosophy of Physics Reidel Dordrecht 1973 Treatise on Basic Philosophy Vol 1 Semantics I Sense and Reference Reidel Dordrecht 1974 Treatise on Basic Philosophy Vol 2 Semantics II Interpretation and Truth Reidel Dordrecht 1974 Treatise on Basic Philosophy Vol 3 Ontology I The Furniture of the World Reidel Dordrecht 1977 Treatise on Basic Philosophy Vol 4 Ontology II A World of Systems Reidel Dordrecht 1979 Epistemoliga Editorial Ariel S A Barcelona 1980 deutsch Epistemologie Aktuelle Fragen der Wissenschaftstheorie Mannheim 1983 The Mind Body Problem Pergamon Press Oxford 1980 deutsch Das Leib Seele Problem Tubingen 1984 Scientific Materialism Reidel Dordrecht 1981 Treatise on Basic Philosophy Vol 5 Epistemology and Methodology I Exploring the World Reidel Dordrecht 1983 Treatise on Basic Philosophy Vol 6 Epistemology and Methodology II Understanding the World Reidel Dordrecht 1983 Treatise on Basic Philosophy Vol 7 Part I Philosophy of Science and Technology Formal and Physical Sciences Reidel Dordrecht 1985 Treatise on Basic Philosophy Vol 7 Part II Philosophy of Science and Technology Life Science Social Science and Technology Reidel Dordrecht 1985 mit Ruben Ardila Philosophy of Psychology Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1987 deutsch Philosophie der Psychologie Tubingen 1990 Treatise on Basic Philosophy Vol 8 Ethics The Good and the Right Reidel Dordrecht 1989 Finding Philosophy in Social Science Yale University Press 1996 mit Martin Mahner The Foundations of Biophilosophy Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1997 deutsch Philosophische Grundlagen der Biologie Springer Verlag Berlin Heidelberg 2000 Social Science under Debate University of Toronto Press Toronto 1998 Dictionary of Philosophy Prometheus Books 1998 Philosophy in Crisis Prometheus Books 2001 Philosophical Dictionary Prometheus Books New York 2003 Emergence and Convergence Qualitative Novelty and the Unity of Knowledge University of Toronto Press Toronto 2003 mit Martin Mahner Uber die Natur der Dinge Hirzel Stuttgart 2004 ISBN 3 7776 1321 5 Chasing Reality Strife over Realism University of Toronto Press Toronto 2006 Political Philosophy Fact Fiction and Vision Transaction New Brunswick NJ London 2009 Matter and Mind Springer Dordrecht Heidelberg London New York 2010 Evaluating philosophies Springer Dordrecht Heidelberg London New York 2012 Medical Philosophy Conceptual Issues in Medicine World Science Publishing Singapore 2013 Memorias entre dos mundos Editorial Gedisa Barcelona 2014 Between two Worlds Memoirs of a Philosopher Scientist Springer Cham 2016 ISBN 978 3 319 29250 2 Doing Science in the Light of Philosophy Singapore World Scientific Publishing 2017 From a Scientific Point of View Cambridge Scholars Publications Newcastle UK 2018 Literatur BearbeitenJoseph Agassi Robert S Cohen Hrsg Scientific philosophy today Essays in honor of Mario Bunge Reidel Dordrecht 1982 Heinz W Droste Turn of the Tide Gezeitenwechsel Einfuhrung in Mario Bunges exakte Philosophie Alibri Verlag Aschaffenburg 2015 Heiner Hastedt Das Leib Seele Problem Zwischen Naturwissenschaft des Geistes und kultureller Eindimensionalitat Frankfurt 1988 S 175 195 Michael R Matthews Hrsg Mario Bunge A Centenary Festschrift Springer Nature Switzerland Cham Schweiz 2019 Thomas Metzinger Neuere Beitrage zur Diskussion des Leib Seele Problems Frankfurt am Main 1985 S 75 96 Martin Morgenstern Metaphysik in der Moderne Von Schopenhauer bis zur Gegenwart Stuttgart 2008 S 269 280 Andreas Pickel Systems and Mechanisms A Symposium on Mario Bunge s Philosophy of Social Science In Philosophy of the Social Sciences 34 2 2004 S 169 181 Andreas Pickel Mario Bunge s Philosophy of Social Science In Society 38 4 2001 S 71 74 Richard Schlegel Mario Bunge on causality In Philosophy of Science Band 28 1961 S 260 281 Gerhard Vollmer Mario Bunge Physiker und Philosoph ein Phanomen In Aufklarung und Kritik 3 2016 S 199 206 Paul Weingartner Georg Dorn Studies on Mario Bunge s Treatise Rodopi Amsterdam 1990 Poe Yu ze Wan Reframing the Social Emergentist Systemism and Social Theory Ashgate Aldershot 2011Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mario Bunge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Mario Bunge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bunge Ethics and Praxiology as Techniques Bunge Review von Philip Kitcher Science Truth and Democracy Oxford 2001 Raul Corazzon The Scientific Philosophy of Mario Bunge Bibliographie teils mit Kurzcharakteristiken Mario Bunge The Big Questions come in bundles not one at time Original Interview in englischer Sprache und in deutscher Ubersetzung Mario Bunge im Interview Die ganz grossen Fragen Homepage als Professor der McGill University Montreal Quebec mit umfangreicher Literaturliste darunter mehrere Links zu Volltexten in frz Sprache Einzelnachweise Bearbeiten M Bunge From Philosophy to Physics and Back In A Companion to Latin American Philosophy Wiley Blackwell 2010 Kap 36 Mario Bunge has recently retired from academic life at the venerable age of 90 years old aus L Jodoin L heritage intellectuel de Mario Bunge entre science et philosophie In Philosophiques 37 2010 S 1492 M Bunge Reading Measuring Instruments In Spontaneous Generations A Journal for the History and Philosophy of Science 4 2010 S 85 online Artikel abgerufen am 10 Januar 2012 M R Matthews Mario Bunge Physicist and Philosopher In Science amp Education 12 2003 S 432 Mario Bunge does not view his work a part of the project known as critical rationalism It nevertheless can count as a version of critical rationalism it is a non justificationist effort to improve standards of criticism aus J R Wettersten Karl Popper and Critical Rationalism In Internet Encyclopedia of Philosophy 2007 Kap 6 online Artikel abgerufen am 29 Dezember 2011 The unifying thread of his scholarship is the constant and vigorous advancement of the Enlightenment Project and criticism of cultural and academic movements that deny or devalue the core planks of the project aus M R Matthews Mario Bunge Physicist and Philosopher In Science amp Education 12 2003 S 431 Mario Bunge Filosofia y sociedad Siglo XXI 2008 ISBN 978 968 23 2729 2 S 122 google com abgerufen am 1 Februar 2013 M Bunge Ch 11 Otto Neurath and the Unity of Science In J Symons u a Hrsg Two Unification Strategies Analysis or Reduction and Synthesis or Integration Springer 2010 S 145 ff google books M Bunge Chasing Reality Strife Over Realism University of Toronto Press 2006 S 6 57ff google books M Bunge Chasing Reality Strife Over Realism University of Toronto Press 2006 S 58 google books M Bunge Chasing Reality Strife Over Realism University of Toronto Press 2006 S 236 google books M Bunge Matter and Mind Springer 2010 S 261 google books M Mahner M Bunge Philosophische Grundlagen der Biologie Springer 2000 Kap 1 google books a b M Mahner M Bunge Philosophische Grundlagen der Biologie Springer 2000 S 119 google books M Bunge Matter and Mind Springer 2010 S 249 google books M Bunge M Mahner Uber die Natur der Dinge 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PhysikerGEBURTSDATUM 21 September 1919GEBURTSORT Buenos Aires ArgentinienSTERBEDATUM 24 Februar 2020STERBEORT Montreal Quebec Kanada Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mario Bunge amp oldid 235260426