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Maria im Spiegel war ein Kolner Zisterzienserinnenkloster es wurde spater im Volksmund auch Kloster Sion genannt Es entstand 1246 in der ubernommenen Anlage eines Franziskanerkonvents und wurde 1613 in ein Birgittenkloster umgewandelt Im Zuge der Sakularisation wurde das Kloster 1802 aufgehoben 1 Kloster Maria im Spiegel an der Seyengasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kloster der Franziskaner 1 2 Zisterzienserinnenkloster 1 3 Kloster und Stifternamen 1 4 Klosterkirche 1 4 1 Baubeschreibung 1 5 Umwandlung in ein Birgittenkloster 1 5 1 Klosteranlagen 1 6 Bekannte Abtissinnen 1 7 Aufhebung 1 7 1 Auswartige Besitzungen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Romisches Grab Gelande des ehemaligen Klosters SionDas uber die Dauer der romischen Zeit genutzte sudliche Graberfeld der Romer entlang der stadtauswarts fuhrenden Severinstrasse blieb uber Jahrhunderte bis weit in die frankische Zeit unbebaut Zeichnungen der fruhen Kartografen Anton Woensam und Arnold Mercator zeigen dass sie in spaterer Zeit vorwiegend dem Weinanbau und der Landwirtschaft dienten Dieses Gelande befand sich in mittelalterlicher Zeit vorwiegend im Besitz kirchlicher Institutionen oder in der Hand der patrizischen Oberschicht der Stadt Viele weibliche Nachkommen dieser oft untereinander verschwagerten Familien grundeten Konvente oder traten in solche ein Durch ihre gesellschaftliche Stellung ihre Ausbildung und nicht zuletzt die von ihnen eingebrachten Mitgiften liessen diese Frauen schnell in eine fuhrende Position innerhalb des jeweiligen Ordens aufsteigen Als Priorinnen oder Abtissinnen leiteten sie geschickt ihre klosterlichen Niederlassungen Sie nutzten ihre familiaren Bande die oft bis in die Spitzen weltlicher und klerikaler Amter reichten und mehrten durch erhaltene Dotationen und Privilegien den Wohlstand ihrer Gemeinschaften Kloster der Franziskaner Bearbeiten Gerhard Quatermar k t ein Kolner Patrizier schenkte im Jahr 1229 dem Kolner Franziskanerorden Minoriten ein in der Severinspfarre vor dem Katharinengraben gelegenes Grundstuck zur Errichtung eines Oratoriums 2 Etwa um das Jahr 1245 verausserten die Ordensbruder ihre Liegenschaft an den Grafen Heinrich von Sayn und ubersiedelten in ihre neue Niederlassung im Pfarrbezirk St Kolumba in der Innenstadt Kolns 1 Zisterzienserinnenkloster Bearbeiten In die Zeit als der Weinhandel der rheinischen Zisterzienserkloster auf neue Absatzmarkte drangte entstanden die Einrichtungen ihrer Stadthofe seit dem 12 Jahrhundert auch in Koln ebenso grundeten sich neue Konvente des Ordens 3 4 Das durch den Grafen Heinrich von Sayn 31 Dezember 1246 und seiner Gattin Mechthild von Sayn geborene von Landsberg 12 November 1285 erworbene Anwesen der Minoriten uberliessen die Eheleute einem Konvent der Zisterzienserinnen der sich den Namen Maria im Spiegel de Speculo S Mariae gegeben hatte Die Stiftung enthielt die Klausel dass Mechthild von Landsberg weiterhin uber einen Teil des Gartens und der Gebaude zu verfugen habe und der Rest erst in Ermangelung eines Erben an das Kloster fallen solle Schon im Folgejahr 1247 unterstellte Papst Innozenz das Kloster seinem Schutz 5 Zwei Jahre nach Heinrichs Tod im Jahr 1248 beauftragte Papst Innozenz die Ordensleitung der Zisterzienser sich das Kloster S Mariae in Speculo einzuverleiben und es der besonderen Aufsicht des Abtes von Heisterbach zu unterstellen 1 Kloster und Stifternamen Bearbeiten Der Name des Konvents Maria im Spiegel de Speculo S Mariae war moglicherweise der Familienname der Grunderin die dem Kolner Patriziergeschlecht der von Spiegel entstammte deren mannliche Vertreter Besitzer grosser Hofe waren und in den Quellen als Amtleute der Richerzeche oder als Schoffen der Stadt angefuhrt wurden Das Kloster wurde von der Grafin Mechthildis von Sayn im Jahr 1283 ein weiteres Mal bedacht In diesem den Nonnen zugewandten Vermachtnis benutzte sie die Bezeichnung van mine Cloister ze Colne Die Gonnerin des Klosters Grafin Mechthild wurde im Kloster Sion unter dem von ihr gestifteten Hauptaltar der Klosterkirche beigesetzt Weitere Stiftungen an das Kloster erfolgten 1280 durch Cuno von Horne und im Jahr 1331 durch Werner Overstolz 1 Im Volksmund wurde in der Folge das Kloster nach den Stiftern Sayn benannt Man bezeichnete es als Kloster Sion oder Seyne und zu Hermann von Weinsbergs Zeit nannte man es Jungfernkloster zu Seien Auch die Bezeichnungen der bis heute erhaltenen das Kloster ehemals umliegenden Strassen wie die der Seyengasse das Sionstal sowie die nach Mechthild benannten Strassen Landsberg und Mechtildisstrasse erinnern an diese Zeit Lediglich die damalige Bozengasse passte ihren Namen der heutigen Zeit an und wurde zur Buschgasse Klosterkirche Bearbeiten Die Entstehung der Klosterkirche fiel in die Zeit einer verstarkt einsetzenden Bautatigkeit des 13 Jahrhunderts in der in Koln zahlreiche Kirchen und Klosteranlagen entstanden Ob die Klosterkirche schon in der nur wenige Jahre andauernden Zeit als Niederlassung der Minoriten oder erst unter der Grafin Mechthild zu ihrer spateren Grosse heranwuchs ist nicht bekannt Fur die Erbauung unter den Franziskanern wurde die Ahnlichkeit mit der ebenfalls um diese Zeit durch den gleichen Orden entstandenen Kirche des Klosters Seligenthal bei Siegburg angenommen Eine noch grossere Ahnlichkeit wie die mit der in Seligenthal errichteten hatte das Kirchenbauwerk eines weiteren Kolner Zisterzienserinnenklosters Es war die um 1260 fertiggestellte Kirche St Maria ad Ortum die auch sent Marie garden und spater Mariagarten genannt wurde Wie diese war die Kirche Maria im Spiegel eines der letzten im romanischen Stil errichteten Sakralbauwerke Kolns Fur die Jahre 1432 und 1571 wurde von enormen Hochwasserstanden des Rheins berichtet von dessen Uberschwemmungen auch das in Ufernahe liegende Kloster mit seiner Kirche betroffen wurde Dazu schrieb der Chronist Weinsberg in einer Anmerkung zum Hochwasserstand stund der Rhein uff dem hohen Elter Er brachte damit zum Ausdruck dass der Wasserstand den Hochaltar der Klosterkirche uberschwemmt hatte 6 Urkunden dieser Unglucksjahre belegen nur eine geringe Bautatigkeit Der Kauf von Materialien wie Holz und Leyensteine Schiefer diente jedoch lediglich Reparaturen und der Erganzung der Klausur und Wirtschaftsgebaude vornehmlich aber einer neuen Bedachung 1 nbsp Langsansicht nbsp Langsansicht nbsp Grundriss in FussBaubeschreibung Bearbeiten Die Klosterkirche war eine funfachsige mit Kreuzgewolben ausgestattete dreischiffige Pfeilerbasilika Das Langhaus der Kirche schloss an seiner Ostseite mit einer runden Apsis ab Das Mittelschiff wies eine Breite von 22 und eine Lange von 107 Fuss auf Die schmalen Seitenschiffe hatten eine Breite von jeweils 12 Fuss Jeweils der zweite Pfeiler hatte Vorlagen von halbrunden Diensten und nahm unterstutzend die durchgehenden Gurtbogen auf Die gebundelten Zwischenrippen ruhten auf speziellen Halbsaulen uber dem Galeriesockel Triforienartige Galerien deren Arkaden kleine Saulenstabe aus schwarzem Schiefermarmor einfassten gliederten die Seiten Weitere Verzierungen erfolgten durch vergoldete Blattkapitelle und Basen Durch die Seitenschiffe und Obergaden die mit Facherfenstern ausgestattet waren sowie durch den Lichteinfall von funf hohen spitzbogigen Fenstern der Apsis wurde der Innenraum gut ausgeleuchtet Am Ende des sudwestlichen Seitenschiffs befand sich eine aufsteigende Wendeltreppe welche zu einem in Hohe der Triforien befindlichen Umgang und einer moglicherweise schon zur Zeit der Zisterzienserinnen vorhandenen Westempore fuhrte Die Tiefe der eingebauten holzernen Empore nahm nach einer Zeichnung von 1746 zwei und nach den spateren Angaben von Sulpiz Boisseree nur noch ein Joch in Anspruch Das Aussere der Kirche gliederte sich durch eine romanische Lisenenaufteilung und hatte ein umlaufendes auf zugespitzten Konsolen verlaufendes Bogenfries Die Gesimse waren ausgepragt und die Fenster lagen eingebettet in Rundbogenblenden Das Dach des Langhauses trug in Westen einen typischen bescheidenen Dachreiter der Ordenskirchen 1 Umwandlung in ein Birgittenkloster Bearbeiten nbsp Sankt Birgitta von Schweden 1303 1373 Ein wenig klosterliches Verhalten der im Konvent Maria im Spiegel lebenden Nonnen veranlasste die oberste Kirchenfuhrung Kolns zu einer Reformierung der Niederlassung Als zum Ende des 16 Jahrhunderts die Klosterregeln durch die Zisterzienserinnen immer weniger eingehalten wurden erfolgte ein Wechsel in der Art dass Schwestern des Marienforster San Salvatorordens der heiligen Birgida nach Koln in das SeyenKloster verlegt wurden Deren Abtissin Ursula Distelmeyer ubernahm 1613 die Leitung einer in der Folge aus zwei Konventen bestehende Niederlassung mit dem mannlichen Konvent S Salvatoris und dem der Schwestern S Mariae 1614 beorderte der erzbischofliche Kommissar Johann Weyer weitere vier Marienforster Ordensangehorige nach Koln Es waren drei Geistliche und ein Laienbruder zu denen auf Weisung des Generalconfessor Christoph Langen noch drei weitere Ordensbruder aus dem ebenfalls als Doppelkloster nach der Regel der heiligen Birgitta von Schweden gefuhrten Orden in Marienbaum hinzukamen 1 Klosteranlagen Bearbeiten Die auf der Skizzierung Mercators von 1571 gezeigte unregelmassige Anordnung von Gebauden des Klostergrundstucks wandelte sich nach der Ordensanderung In der Folge wurden bauliche Anpassungen und Erweiterungen vorgenommen die den Ordensvorschriften fur das Miteinander beider Geschlechter in der Klosteranlage entsprachen Zu diesem Zweck erhielten die weiblichen Mitglieder der Gemeinschaft einen neuen Klausurbau dessen Flugel einen etwa 25 Meter im Quadrat umfassenden Innen oder Kreuzhof umgaben Zu diesen Erweiterungen trug der Rat der Stadt neben der Summe von 200 Goldgulden mit etwa 25000 Ziegeln bei Die inmitten des Krautgartens errichteten Neubauten der Schwestern schlossen sich an der Westseite uber einen Zugang zu der nachtraglich eingebauten Nonnenempore der Kirche an An der Nordseite lag der Bereich der Bruder mit einem funfseitigen Kreuzhof neben der Kirche Die dortige Klausur diente dem Prior und den Patres als Wohnung und ein Zwischenhof fuhrte zu den vor dem Katharinengraben gelegenen Baum und Weingarten Der ursprunglich genutzte Klostereingang an der Syengasse blieb erhalten 1 Bekannte Abtissinnen Bearbeiten Ursula Distelmeyer kam mit ersten Marienforster Schwestern als Abtissin nach Koln Catharina de Watzstena wurde erste Kolner Abtissin des Birgittenklosters Elisabeth Schoels stiftete 1661 ein Marienbild Gudula Clarens ist belegt durch eine Inschrift ihres Grabsteins 10 Marz 1745 1 Aufhebung Bearbeiten nbsp Memento mori des Klosters Sion um 1800Nach der Sakularisation des Klosters im Jahr 1802 lag die Einrichtung uber einige Jahre verlassen Die Domanenverwaltung verkaufte es dann 1809 an den Geschaftsmann Johann Jakob Goedecke der das Anwesen zunachst zu Wohnzwecken herrichtete spater aber auf dem Grundstuck eine Starkefabrik errichten liess Die Klosterkirche stand bis zum Jahr 1833 ihr Abbruch erfolgte wegen der Errichtung einer dort geplanten Zuckerfabrik Bereits vor der Niederlegung der Kirche soll nach Noel ein Kleeblattbogen des Westportals aus Trachyt und Schiefer in die stadtische Sammlung Wallrafs Wallrafianum Trankgasse 7 gelangt sein 7 und spater von dort in das Rheinische Museum Ein noch um 1800 geschaffenes Memento mori des Klosters Sion befindet sich heute im stadtischen Zeughaus Museum 1 Auswartige Besitzungen Bearbeiten Das Kloster verfugte schon fruh uber grosse auswartige Besitzungen Der Berchemshof im heutigen Koln Longerich In Ahrheim dem heutigen Ahrem bei Lechenich In Gleuel dem heutigen Stadtteil von Hurth In Godorf und Wesseling Der Neusserhof in Kenten ein heutiger Stadtteil von BergheimAuch diese soweit noch im Besitz des Klosters befindlichen Guter wurden 1802 enteignet 1 Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln Erganzungsband Ludwig Arentz Heinrich Neu Hans Vogts Die ehemaligen Kirchen Kloster Hospitaler und Schulbauten der Stadt Koln Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz 6 7 L Schwann Dusseldorf 1937 Nachdruck ebenda 1980 ISBN 3 590 32107 5 S 330 ff Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter Preis Schriften der Mevissen Stiftung 2 3 Bande 4 Teile Hanstein Bonn 1910 Nachdruck 2 Bande Droste Dusseldorf 1986 ISBN 3 7700 7560 9 und ISBN 3 7700 7561 7 Gerd Steinwascher Die Zisterzienserstadthofe in Koln Jahresgabe des Altenberger Dom Vereins ZDB ID 219025 4 Altenberger Dom Verein e V Verlag Heider Bergisch Gladbach 1981 zugleich Marburg Univ Diss 1981 Winfried Schich Der Handel der rheinischen Zisterzienserkloster und die Einrichtung ihrer Stadthofe im 12 und 13 Jahrhundert In Raymund Kottje Hrsg Die niederrheinischen Zisterzienser im spaten Mittelalter Reformbemuhungen Wirtschaft und Kultur Zisterzienser im Rheinland 3 Rheinland Verlag Koln 1992 ISBN 3 7927 1285 7 S 49 73 Weblinks BearbeitenDigitalisierte Archivbestande zum Kloster Maria im Spiegel im digitalen Historischen Archiv KolnEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Ludwig Arentz H Neu und Hans Vogts Die Kunstdenkmaler der Stadt Koln Band II S 278 ff Hermann Keussen Band II S 198 Sp 1 unter Verweis auf Lacomblet U B II 160 Gerd Steinwascher Die Zisterzienserstadthofe in Koln S 112 Winfried Schich Der Handel der rheinischen Zisterzienserkloster und die Einrichtung ihrer Stadthofe im 12 und 13 Jahrhundert Hermann Keussen Band II S 198 Sp 2 Buch Weinsberg II S 215 Verzeichnis De Noel 1820 Nr 150 5150 927972 6 961309 Koordinaten 50 55 40 7 N 6 57 40 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria im Spiegel amp oldid 233098572