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Matyas Rakosi ˈmaːcaːʃ ˈraːkoʃi ursprunglicher Name bis 1904 Rosenfeld 9 Marz 1892 in Ada Komitat Bacs Bodrog Konigreich Ungarn 5 Februar 1971 in Gorki RSFSR Sowjetunion war ein ungarischer kommunistischer Politiker und von 1947 bis 1956 der Diktator Ungarns Matyas Rakosi 1947Rakosi war bereits 1919 Volkskommissar Minister in der Regierung der Ungarischen Raterepublik unter Bela Kun Von 1945 bis 1948 Generalsekretar der Ungarischen Kommunistischen Partei und nach deren Zwangsvereinigung mit den Sozialdemokraten bis 1956 Generalsekretar bzw Erster Sekretar der Partei der Ungarischen Werktatigen sowie von 1952 bis 1953 Vorsitzender des Ministerrats der Volksrepublik Ungarn Rakosi hatte den Ruf eines ausserst harten Stalinisten Er wurde im Juli 1956 von der eigenen Partei abgesetzt und floh im Vorfeld des ungarischen Volksaufstandes in die Sowjetunion Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Aufstieg in die Komintern Fuhrung 2 Salamitaktik 3 Stalins bester Schuler 4 Schauprozess gegen Laszlo Rajk 5 Siehe auch 6 Werke 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksHerkunft und Aufstieg in die Komintern Fuhrung BearbeitenRakosi wurde in der Vojvodina die heute Teil der Republik Serbien ist als Kind judischer Eltern geboren Sein Vater war der Ladenbesitzer Jozsef Rosenfeld ein Anhanger von Kossuths Unabhangigkeitspartei seine Mutter hiess Cecilia Lederer Er hatte zwolf Geschwister von denen zehn das Erwachsenenalter erreichten Die Familie magyarisierte ihren Namen 1903 von Rosenfeld zu Rakosi Nach dem Abschluss der Realschule in Szeged einer seiner Lehrer war Mihaly Babits absolvierte Matyas Rakosi von 1910 bis 1912 ein Studium an der Handelsakademie Keleti Kereskedelmi Akademia in Budapest 1 Als Student trat er 1910 der Sozialdemokratische Partei Ungarns bei und engagierte sich im Budapester Galileo Kreis Anschliessend setzte er seine Ausbildung bei internationalen Handelsfirmen in Hamburg und London fort Wahrend des Ersten Weltkrieges diente er in der osterreichisch ungarischen Armee An der Ostfront geriet er in russische Kriegsgefangenschaft Im revolutionaren Russland wurde er uberzeugter Marxist und kehrte nach Ungarn zuruck wo er 1919 Mitglied der Regierung der Raterepublik unter Bela Kun wurde Als diese nach vier Monaten scheiterte setzte er sich nach Sowjetrussland ab Bei seiner Ruckkehr nach Ungarn im Jahre 1925 wurde Rakosi verhaftet und inhaftiert Unter Admiral Horthy wurde er fur 15 Jahre eingekerkert und erst zur Zeit des Hitler Stalin Paktes 1939 wieder frei gelassen 1940 ging er erneut in die Sowjetunion wo er zu einem fuhrenden Komintern Funktionar aufstieg 2 Hier heiratete er 1942 die geschiedene Juristin Feodora Fenja Kornilowa eine Frau jakutischer Herkunft die bis zu seinem Lebensende an seiner Seite bleiben sollte Salamitaktik BearbeitenGegen Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er mit der Roten Armee in seine Heimat zuruck und wurde im Mai 1945 Generalsekretar der Kommunistischen Partei Diese kam bei der Parlamentswahl im November 1945 mit 17 Prozent der Stimmen nur auf den dritten Platz weit abgeschlagen hinter der siegreichen Unabhangigen Partei der Kleinlandwirte FKgP Obwohl diese eine absolute Mehrheit gewann bildete sie auf Drangen der sowjetischen Besatzungsmacht eine Allparteienregierung unter Einschluss der Sozialdemokraten und Kommunisten Unter Ministerprasident Zoltan Tildy von der Kleinlandwirte Partei wurde Rakosi am 18 November 1945 zum Staatsminister Minister ohne Geschaftsbereich ernannt 3 Im Kabinett von Ferenc Nagy ebenfalls FKgP stieg er am 4 Februar 1946 zum stellvertretenden Ministerprasidenten auf Ungarn gehorte nach dem Zweiten Weltkrieg zum sowjetischen Machtbereich nach der ersten Nachkriegswahl dominierte im Parlament jedoch zunachst die burgerliche Kleinlandwirte Partei Sowjetische Besatzungsmacht und ungarische Kommunisten arbeiteten daher gemeinsam an der Spaltung und schrittweisen Entmachtung der FKgP mittels Salamitaktik szalamitaktika Diesen Begriff pragte Zoltan Pfeiffer von den Kleinlandwirten Rakosi machte ihn sich spater aber auch selbst zu eigen Der Generalsekretar der KP bezichtigte konservative Vertreter der Kleinlandwirte die die Zusammenarbeit mit den Kommunisten ablehnten des Faschismus Die sowjetische Militarpolizei verhaftete im Februar 1947 den FKgP Generalsekretar Bela Kovacs unter dem Vorwand einer angeblichen Verschworung und deportierte ihn nach Sibirien Zwei Monate spater behauptete die Staatsschutzabteilung AVO die dem kommunistischen Innenminister Laszlo Rajk unterstand dass auch Ministerprasident Ferenc Nagy in die Verschworung verwickelt sei und zwang ihn so zum Rucktritt Fur zwei Wochen fuhrte Matyas Rakosi interimistisch die Regierungsgeschafte Dann wurde Lajos Dinnyes vom linken Flugel der Kleinlandwirte Partei als neuer Ministerprasident eingesetzt und Rakosi wurde offiziell dessen Stellvertreter 4 Bei der manipulierten Neuwahl im August 1947 Wahl der blauen Zettel konnten sich die Kommunisten auf 22 Prozent der Stimmen und 100 Parlamentssitze steigern waren aber immer noch weit von der Mehrheit entfernt Unter abermaliger Anwendung der Salamitaktik und sowjetischem Druck spaltete sich dann auch die Sozialdemokratische Partei und fusionierte am 14 Juni 1948 mit der Kommunistischen Partei zur Partei der Ungarischen Werktatigen Magyar Dolgozok Partja die der Kominform beitrat Rakosi wurde Generalsekretar der Partei 5 die er sehr autoritar fuhrte festigte seine Macht und organisierte die schrittweise Sowjetisierung des Landes Ministerprasident Lajos Dinnyes wurde im Dezember 1948 durch Istvan Dobi abgelost der zwar aus der Kleinlandwirte Partei kam aber den Kommunisten willfahrig war Alle noch erlaubten Parteien einschliesslich der Kleinlandwirte wurden am 1 Februar 1949 zur Magyar Fuggetlensegi Nepfront Volksfront fur die Ungarische Unabhangigkeit zusammengeschlossen in der die Partei der Ungarischen Werktatigen die Fuhrung ubernahm Bei der Scheinwahl im Mai 1949 konnten nur noch die Kandidaten dieser Einheitsfront gewahlt werden Das Parlament beschloss am 20 August 1949 eine neue Verfassung eine weitgehende Kopie der Verfassung der Sowjetunion und rief die Ungarische Volksrepublik aus Stalins bester Schuler Bearbeiten nbsp Matyas Rakosi in einem Radiostudio in Budapest 1952Rakosi bezeichnete sich selbst als Stalins besten ungarischen Schuler 1949 begann Rakosis Staatsterror Alle nichtstalinistischen Organisationen wurden verboten bzw gleichgeschaltet Die Staatsschutzbehorde AVH ging energisch gegen alle Regimegegner vor einige Tausend wurden dabei umgebracht Anlasslich des funften Jahrestages der Befreiung Ungarns im Jahre 1950 veroffentlichte Rakosi einen Leitartikel in der Prawda in der er die Dankbarkeit des ungarischen Volks fur die Sowjetunion und ihre heldenhafte Armee bekundete 6 Im Jahr 1952 wurde Matyas Rakosi zusatzlich auch Ministerprasident und legte den Ungarn eine sehr autoritare Herrschaft auf Das Land geriet in eine schwere Wirtschaftskrise mit massiver Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhaltnisse und einer Krise der Landwirtschaft Deshalb wie auch wegen des Todes seines Forderers Stalin am 5 Marz 1953 zwang ihn die sowjetische Fuhrung im Juni 1953 das Amt des Ministerprasidenten zugunsten von Imre Nagy aufzugeben Er blieb jedoch Erster Sekretar des Zentralkomitees der Partei der Ungarischen Werktatigen Anfang 1955 riss die Gruppe um Rakosi die Macht wieder an sich Nagy wurde am 14 April 1955 seiner Amter enthoben und Andras Hegedus zu seinem Nachfolger bestimmt Rakosi blieb aber weiterhin MDP Generalsekretar obwohl sich der ungarische Volksaufstand schon abzeichnete und liess Tausende Regimegegner verhaften oder umbringen Am 25 Februar 1956 hielt Chruschtschow seine beruhmt gewordene Geheimrede auf dem XX Parteitag der KPdSU bald drang der Inhalt dieser Rede gegen den stalinistischen Personenkult in die anderen Ostblocklander durch Im Juli 1956 musste Rakosi sein Amt als Generalsekretar der MDP niederlegen Erno Gero wurde sein Nachfolger Rakosi floh erneut in die Sowjetunion wo er noch 15 Jahre lebte Schauprozess gegen Laszlo Rajk BearbeitenIn die Zeit der stalinistischen Diktatur Rakosis und unter seine personliche Verantwortung zusammen mit dem sowjetischen Geheimdienstchef Lawrenti Beria fiel der Schauprozess und die anschliessende Hinrichtung von Laszlo Rajk am 15 Oktober 1949 eines popularen ungarischen Kommunisten der den Krieg nicht wie Rakosi in der Sowjetunion verbracht hatte Unter schwerer Folter gab Rajk titoistische Umtriebe und verraterische Zusammenarbeit mit den USA zu 7 Nach dem Sturz Rakosis wurde der tote Rajk rehabilitiert Siehe auch BearbeitenVorgeschichte des Ungarischen VolksaufstandesWerke BearbeitenWir bauen ein neues Land Ausgewahlte Reden und Aufsatze 1948 1951 Dietz Verlag Berlin 1952 Der Weg unserer Volksdemokratie Internationale Schriftenreihe Heft 13 Dietz Verlag Berlin 1952 Literatur BearbeitenLaszlo Reti Der Rakosi Prozess Im Kampf fur Ungarns Freiheit Dietz Verlag Berlin 1951 Balazs Apor Leader in the Making The Role of Biographies in Constructing the Cult of Matyas Rakosi in Balazs Apor u a Hg The Leader Cult in Communist Dictaorships Stalin and the Eastern Bloc New York 2004 S 63 80 Ilse Hell u a Hg Lexikon der Weltgeschichte Sonderedition Trautwein Lexikon Munchen Compact Munchen 2002 Anne Applebaum Der Eiserne Vorhang die Unterdruckung Osteuropas 1944 1956 Siedler Munchen 2013 ISBN 978 3 8275 0030 4 passim Matyas Rakosi in Internationales Biographisches Archiv 12 1971 vom 15 Marz 1971 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Gyorgy Dalos 1956 Der Aufstand in Ungarn Beck Munchen 2006 ISBN 9783406549731 Einzelnachweise Bearbeiten Vilmos Zsidi Rakosi az Akademian In CorvinusKioszk Budapesti Corvinus Egyetem Endre Kiss Geheimnisse in Auflosung Matyas Rakosi blickt zuruck Rezension der Erinnerungen von Rakosi in Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1995 Die Zusammensetzung des ungarischen Kabinetts In Salzburger Nachrichten Herausgegeben von den amerikanischen Streitkraften fur die osterreichische Bevolkerung Salzburger Nachrichten Unabhangige demokratische Tageszeitung 19 November 1945 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung san Ein Sieg der ungarischen Arbeiterschaft In Neue Zeit Organ der Kommunistischen Partei Oberosterreichs 2 Mai 1947 S 5 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nzl AP Meldung In Oberosterreichische Nachrichten Herausgegeben von der 12 Heeresgruppe fur die Bevolkerung Oberosterreichs Oberosterreichische Nachrichten Herausgegeben von den amerikanischen Streitkraften fur die Bevolkerung Oberosterreichs Oberosterreichische Nachrichten Unabhangiges Tagblatt osterreichischer Demokraten 17 Juni 1948 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung oon Funf Jahre befreites Ungarn In Osterreichische Zeitung Frontzeitung fur die Bevolkerung Osterreichs Osterreichische Zeitung Zeitung der Roten Armee fur die Bevolkerung Osterreichs Osterreichische Zeitung Zeitung der Sowjetarmee fur die Bevolkerung Osterreichs 7 April 1950 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung oez Paul Lendvai The Hungarians A Thousand Years of Victory in Defeat Princeton University Press Princeton Oxford 2021 ISBN 978 0 691 20028 6 S 434 437 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Matyas Rakosi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Matyas Rakosi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Matyas Rakosi in den Historischen Pressearchiven der ZBWMinisterprasidenten Ungarns nbsp Konigreich Ungarn 1867 1918 Gyula Andrassy Menyhert Lonyay Jozsef Szlavy Istvan Bitto Bela Wenckheim Kalman Tisza Gyula Szapary Sandor Wekerle Dezso Banffy Kalman Szell Karoly Khuen Hedervary Istvan Tisza Geza Fejervary Sandor Wekerle Karoly Khuen Hedervary Laszlo Lukacs Istvan Tisza Moric Esterhazy Sandor Wekerle Janos Hadik Mihaly Karolyi nbsp Republik Ungarn 1918 1919 Mihaly Karolyi Denes Berinkey nbsp Ungarische Raterepublik 1919 Sandor Garbai Gyula Peidl Istvan Friedrich Karoly Huszar nbsp Konigreich Ungarn 1920 1944 Sandor Simonyi Semadam Pal Teleki Istvan Bethlen Gyula Karolyi Gyula Gombos Kalman Daranyi Bela Imredy Pal Teleki Laszlo Bardossy Miklos Kallay Dome Sztojay Geza Lakatos nbsp Staat Ungarn 1944 1945 Ferenc Szalasi Bela Miklos in Opposition Zoltan Tildy nbsp Republik Ungarn 1946 1949 Ferenc Nagy Lajos Dinnyes Istvan Dobi nbsp nbsp nbsp Volksrepublik Ungarn 1949 1989 Istvan Dobi Matyas Rakosi Imre Nagy Andras Hegedus Imre Nagy Janos Kadar Ferenc Munnich Janos Kadar Gyula Kallai Jeno Fock Gyorgy Lazar Karoly Grosz Miklos Nemeth nbsp Republik Ungarn 1989 2011 Miklos Nemeth Jozsef Antall Peter Boross Gyula Horn Viktor Orban Peter Medgyessy Ferenc Gyurcsany Gordon Bajnai Viktor Orban nbsp Ungarn seit 2012 Viktor Orban Revolutionarer Regierungsrat 1919 Sandor Garbai Antal Dovcsak Peter Agoston Vilmos Bohm Jeno Hamburger Jozsef Haubrich Bela Kun Zsigmond Kunfi Jeno Landler Gyorgy Lukacs Matyas Rakosi Tibor Szamuely Karoly Vantus Jeno Varga Normdaten Person GND 118748939 lobid OGND AKS LCCN n89658715 VIAF 44304195 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rakosi MatyasALTERNATIVNAMEN Rosenfeld Matyas Geburtsname KURZBESCHREIBUNG ungarischer PolitikerGEBURTSDATUM 9 Marz 1892GEBURTSORT Ada Osterreich UngarnSTERBEDATUM 5 Februar 1971STERBEORT Gorki Sowjetunion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matyas Rakosi amp oldid 238793472