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Der Lautertal Limes auch Sibyllenspur oder Sybillenspur ist eine romische Grenzbefestigung des fruhen 2 Jahrhunderts zwischen Neckar und der Schwabischen Alb Er erstreckt sich uber eine Lange von 23 Kilometern in schnurgerader Linie verlaufend von der heutigen Gemeinde Kongen am Neckar lateinisch Grinario im Nordwesten bis Donnstetten lateinisch Clarenna auf der Schwabischen Alb im Sudosten Die Sibyllenspur im Lautertal zwischen Owen und Dettingen unter Teck Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Limes 3 Geschichte 4 Der Grenzverlauf im Bereich des Lautertal Limes 5 Die Sage von der Sibylle von der Teck 6 Anmerkungen 7 Literatur 7 1 Monographien 7 2 Aufsatze 8 Siehe auchForschungsgeschichte BearbeitenDas Sibyllenspur genannte rund 600 Meter lange streifenformige Bewuchsmerkmal im Lautertal zwischen Dettingen und Owen war schon lange bekannt 1 Es wurde in der Vergangenheit verschieden gedeutet und auch mit einer Sage belegt nach der es die Spur des Wagens der Sibylle sei Bodenkundler und Geologen sahen in dem Streifen eine geologische Storung beziehungsweise vermuteten einen von Menschenhand geschaffenen alten Prozessionsweg oder eine Strasse Erste Untersuchungen erfolgten im Jahre 1976 durch den Bodenkundler und Geologen Siegfried Muller in Zusammenarbeit mit dem Schwabischen Albverein Der Befund dieser Untersuchung ergab ein Bodendenkmal einer geradlinigen Grabenanlage das durch einen Scherbenfund als romisch klassifiziert wurde Der Kirchheimer Heimatforscher Eugen Schweitzer brachte die These dass die Sibyllenspur als Limes ein Teil des grossen europaischen Limitationsnetzes ist ins Gesprach 2 Im Juli des trockenen Sommers 1976 wurde durch die luftbildarchaologische Prospektion von Walter Solter das Kleinkastell auf dem Hasenhauslesberg bei Donnstetten entdeckt Dieser Fund verstarkte die These eines romischen Limes zwischen Kongen und Donnstetten Diese These wurde im selben Jahr durch den damaligen archaologischen Denkmalpfleger im Regierungsbezirk Stuttgart Dieter Planck bestatigt der ebenfalls Luftbildaufnahmen aus dem Jahr 1976 von Alfred Brugger auswertete Jedoch konnte die These des Limitationsnetzes archaologisch nicht nachgewiesen werden 1978 wurde die Sibyllenspur erstmals durch Eugen Schweitzer als Limes im Lautertal der den Neckarlimes von Kastell Kongen mit dem Alblimes bei Kastell Donnstetten verbindet bezeichnet 3 Weitere Untersuchungen ergaben dass der Lautertal Limes aus einer Palisade und drei parallelen Graben bestand Anders als beim Obergermanisch Raetischen Limes der mit zwei Graben geschutzt war verlaufen hier die Graben auf der Aussenseite der Palisade Durch Luftbildaufnahmen von Alfred Brugger wurde hinter dem Limes das Kastell Dettingen unter Teck entdeckt Die nachfolgenden archaologischen Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes Baden Wurttemberg im Jahre 1982 zeigten dass es sich bei dem Befund um ein romisches Militarlager zum direkten Schutz des Lautertal Limes handelte Limes Bearbeiten nbsp Massstabsgetreuer Rekonstruktionsversuch der Limesbefestigung im LautertalEine Ausgrabung des Landesdenkmalamtes Baden Wurttemberg im Jahre 1982 hatte folgendes Ergebnis Die Sibyllenspur besteht aus drei parallelen Graben von denen der aussere Graben 1 im Nordosten ein 3 20 Meter breiter und 1 60 Meter tiefer Spitzgraben ist Nach Sudwesten folgt im Abstand von 6 Metern ein 2 60 Meter breiter und 1 4 Meter tiefer Spitzgraben 2 und hinter diesem im Abstand von 1 5 Metern ein 70 Zentimeter breiter und 1 10 Meter tiefer Sohlgraben 3 in dem Holzpfosten einer Palisade standen Es handelt sich um eine Holzwand auf der Feindseite gegen die auf der Innenseite vermutlich ein Erdwall vallum angeschuttet war Die Ausgrabung bestatigte das auf dem Luftbild von Dieter Planck erkannte Kleinkastell hinter den Graben Bei diesen Ausgrabungen wurden im Graben zwei Bruchstucke von Terra Sigillata Gefassen gefunden Die Sigillata konnte aufgrund des Manufaktursiegels dem Topfer Satto der Terra Sigillata Manufaktur in Schemmerich bei Falkenberg in Gallia Belgica um das Jahr 120 bis 130 n Chr zugeordnet werden Der Befund klassifiziert die Sibyllenspur mit ihren beiden Spitzgraben und der Holz Erde Mauer als die lange gesuchte Verbindung des domitianischen Neckarlimes mit dem Alblimes 4 Geschichte BearbeitenDiese Befestigung die den Neckarlimes mit dem Alblimes verband ist vermutlich im oder bald nach dem Jahre 98 n Chr unter Kaiser Trajan zusammen mit dem Neckar Odenwald Limes errichtet worden Der Lautertal Limes wurde bereits im 2 Jahrhundert wieder aufgegeben terminus post quem ist die Zeit um 125 n Chr weil sich in der Verfullung der Graben oben genannte Scherben aus den Jahren 120 130 n Chr fanden Diese Datierung hat zu der Annahme gefuhrt dass die Aufgabe des Lautertal Limes zeitlich und sachlich mit der Vorverlegung der Grenze der romischen Provinz Raetia von der Linie Kastell Donnstetten Clarenna Kastell Urspring Ad Lunam Kastell Heidenheim Aquileia Donau Danuvius um rund 40 Kilometer nach Norden zusammenhangt Dieser Vorgang der noch nicht im Einzelnen erforscht ist fand um das Jahr 122 n Chr unter Kaiser Hadrian statt In Kongen wurde um 125 n Chr das bisherige holzerne Kastell durch ein Steinkastell ersetzt auch diese Baumassnahme kann durchaus mit der Einebnung des Lautertal Limes und der Verschiebung der Grenze in Ratien zusammenhangen Der Architekt Eugen Schweitzer spekulierte in seiner Dissertation dass der Lautertal Limes als decumanus maximus eine Hauptorientierungsachse fur die Vermessung des neu hinzugewonnenen Gebietes zwischen Neckar und Schwabischer Alb gewesen sein konnte und mit dem vom romischen Historiker Tacitus erwahnten Limes als Begrenzung der Bucht des romischen Imperiums zu identifizieren ware In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert dass die decumani maximi der Neckarkastelle Kongen Grinario und Cannstatt gleich ausgerichtet sind Der Lautertal Limes konnte namensgebend fur die Agri decumates gewesen sein 5 Der Grenzverlauf im Bereich des Lautertal Limes BearbeitenUngeklart ist jedoch der romisch germanische Grenzverlauf in der Zeit um 125 bis 159 n Chr zwischen Cannstatt bzw Kongen im Westen und Lorch im Osten Moglich ist der Verlauf direkt in West Ost Richtung von Cannstatt nach Lorch also durch das Remstal Dort verlief spatestens seit der Vorverlegung des Limes um 159 160 n Chr eine romische Strasse Diese konnte aber auch schon einige Jahre zuvor existiert und in dieser fur die Romer in Germanien ruhigen Zeit ohne weiteren militarischen Schutz die Grenze des Imperiums markiert haben Ebenso moglich ist der Grenzverlauf von Kongen an ostwarts durch das Filstal Fur diesen Verlauf spricht der steinerne Ausbau des Kastells Kongen um 125 n Chr denn fur ein Kastell im Hinterland hatte sich dieser Ausbau kaum gelohnt sowie die Existenz des bislang nicht datierten Kastells Eislingen Salach im Filstal rund 15 Kilometer sudlich von Lorch Dieses Kastell war laut Luftbild Befund ein reines Holz Erde Kastell das nie in Stein ausgebaut wurde was klar fur eine kurze Nutzungsdauer spricht Es markierte wohl auch die Grenze zwischen Obergermanien und Ratien es ist bislang unbekannt welcher Provinz es zugehorte welche Einheit dort lag und wie sein lateinischer Name war Eine Hauptfunktion des Lautertal Limes war offenbar die Sicherung der Romerstrasse zwischen Kongen und Urspring die ein Teil der strategisch wichtigen Fernverbindung Mainz Augsburg war und in diesem Abschnitt zur Albhohe aufstieg Merkwurdig ist der Umstand dass diese Strasse nordostlich der Befestigung verlief also ausserhalb der durch den Limes markierten und geschutzten Grenze des Imperium Romanum vgl Alblimes Diese Beobachtung hat zu dem Einwand gefuhrt dass die Bezeichnung Limes fur diese Grenzbefestigung nicht ganz exakt sei da genau genommen die in Sichtweite nordostlich davon verlaufende Strasse die Grenze des Imperiums also den Limes gebildet habe Die Sage von der Sibylle von der Teck BearbeitenUm die Sibyllenspur rankt sich die Sage von der Sibylle von der Teck Danach soll die im Sibyllenloch einer Hohle des Teckbergs am Fuss der Burg Teck wohnende Sibylle von der Teck diese Spur mit ihrem Wagen verursacht haben als sie aus Gram uber ihre drei missratenen Sohne auf einem von riesigen Katzen gezogenen Wagen die Teck querfeldein fur immer verliess Anmerkungen Bearbeiten Nach Filtzinger Aalen S 32ff Planck 2005 Schweitzer 1983 Schweitzer bezog sich dabei auf die Forschungen von Siegfried Muller 1976 Nach Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 1 Allgemeine Geschichte Teil 1 Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 2001 ISBN 3 608 91465 X S 20 Nach Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 1 Allgemeine Geschichte Teil 1 Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 2001 ISBN 3 608 91465 X S 21 Literatur BearbeitenMonographien Bearbeiten Rolf Gotz Die Sibylle von der Teck Die Sage und ihre Wurzeln im Sibyllenmythos Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck Bd 25 Gottlieb und Osswald Kirchheim unter Teck 1999 ISBN 3 925589 23 6Aufsatze Bearbeiten Philipp Filtzinger Limesmuseum Aalen Schriften des Limesmuseums Aalen 26 Gesellschaft fur Vor u Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Stuttgart 1971 Walter A Koch Der Sagenkranz um Sibylle von der Teck In Sonderdruck aus der Teck Rundschau Jahrgang 1951 Nrn 293 297 und 300 Gottlieb amp Oswald Kirchheim Teck 1951 Walter A Koch Der Sagenkranz um Sibylle von der Teck 4 Auflage Spieth Stuttgart 1986 ISBN 3 88093 001 5 Ernst Meier Deutsche Sagen Sitten und Gebrauche aus Schwaben S 22f Metzler Stuttgart 1852 Siegfried Muller Altes und Neues von der Sibyllenspur In Blatter des Schwabischen Albvereins 83 S 180f Schwabischer Albverein Stuttgart und Tubingen 1977 Dieter Planck Ein neuer romischer Limes in Wurttemberg In Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg u a Hrsg Archaologische Ausgrabungen Baden Wurttemberg 1982 S 97ff Theiss Stuttgart 1983 Dieter Planck Dettingen unter Teck Lautertallimes In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg S 61 63 Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 Dieter Planck Dettingen unter Teck Lautertallimes In Philipp Filtzinger Dieter Planck Bernhard Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage S 268 270 Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 Eugen Schweitzer Beitrage zur Erforschung romischer Limitationsspuren in Sudwestdeutschland S 24ff Dissertation Fakultat Architektur und Stadtplanung der Universitat Stuttgart Stuttgart 1983 Eugen Schweitzer Vermutungen uber die Sibyllenspur In Schwabische Heimat Zeitschrift des Schwabische Heimatbundes Jg 29 Heft 1 S 42 TC Druck Stuttgart 1978 Siehe auch BearbeitenLimes Grenzwall Romische Limites in Westeuropa Limes Britannicus Gask Ridge Antoninuswall Hadrianswall Stanegate Sachsenkuste Niedergermanischer Limes Obergermanisch Raetischer Limes Donaulimes Wetterau Limes Neckar Odenwald Limes Lautertal Limes Alblimes Donau Iller Rhein Limes Claustra Alpium Iuliarum Limes Noricus Limes Pannonicus Oberpannonien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lautertal Limes amp oldid 215624463