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Eine Kreolsprache kurz Kreol Neutrum unublicher Plural Kreols oder auch Kreolisch ohne Plural genannt ist eine Sprache die in der Situation des Sprachkontakts aus mehreren Sprachen entstanden ist wobei oft ein Grossteil des Wortschatzes der neuen Sprache auf eine der beteiligten Kontaktsprachen zuruckgeht Nach dem Prozess der Kreolisierung unterscheidet sich die Kreolsprache von den beteiligten Ausgangssprachen deutlich in der Grammatik oft auch im Lautsystem In manchen Fallen entwickelt sich durch einen Prozess des Sprachausbaus eine Kreolsprache zu einer Standardsprache Viele Kreolsprachen sind im Kontext der europaischen Kolonialisierung im 17 und 18 Jahrhundert und dem damit einhergehenden Sklavenhandel entstanden 1 Die Kreolsprache mit den meisten Sprechern ist das haitianische Kreol es wird von mehr als zehn Millionen Menschen gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Definition Merkmale und Abgrenzung zu Pidgins 3 Entstehungstheorien 3 1 Substrattheorie 3 2 Vereinfachung 3 3 Bioprogramm 3 4 Monogenetische Entstehung 3 5 Polygenetische Entstehung 3 6 Kreolisches Kontinuum 3 7 Romanische Sprachen als Kreolsprachen 4 Die Akzeptanz des Kreolischen als Sprache 5 Dekreolisierung und Hyperkreolisierung 6 Siehe auch 7 Literatur 7 1 Einfuhrungen und Uberblicke 7 2 Spezialliteratur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie Bezeichnung Kreolsprache geht auf das lateinische Wort creare dt erzeugen zuruck das im Portugiesischen zu criar wurde im Sinne auch von ein Kind aufziehen Das davon abgeleitete Partizip criado konnte sowohl eine aufgezogene Person als auch ein Bediensteter der im Haushalt geboren wurde bedeuten Der zugehorige Diminutiv Crioulo bezog sich dann im brasilianischen Portugiesisch auf einen Sklaven der schon in der neuen Welt geboren wurde Die Bedeutung weitete sich aus auf in Amerika geborene Nachfahren von Europaern Die Bezeichnung Crioulo fur Menschen wurde schliesslich auf die von den Gruppe verwendete Sprache ausgeweitet Die Bezeichnung Crioulo wurde schliesslich auch als Lehnwort auch in andere europaische Sprachen ubernommen so z B Spanisch criollo Franzosisch creole und Deutsch Kreolen fur die Menschen bzw Kreolsprache fur die Sprache 2 Definition Merkmale und Abgrenzung zu Pidgins Bearbeiten Kreolsprachen auf portugiesischer englischer franzosischer oder niederlandischer Grundlage sind ein Produkt der europaischen Expansion im 17 und 18 Jahrhundert 3 Eine Kreolsprache ist eine Kontaktsprache zwischen zwei oder mehr Sprachen und wird von einer Sprachgemeinschaft als Muttersprache gesprochen oft in der Regel von Menschen deren Vorfahren die geografischen und sozialen Bindungen zu ihrer ursprunglichen Sprache verloren haben Solche sozialen Bedingungen waren haufig das Ergebnis von Verschleppungen grosser Zahl von Menschen im Rahmen des Sklavenhandels In der Regel geht ein Grossteil des Wortschatzes der neuen Sprache auf eine der beteiligten Kontaktsprachen zuruck haufig die Sprache der dominanten Gruppe im Sprachkontakt der sogenannten Superstratsprache 4 Kreolsprachen werden in der Regel von Pidgin Sprachen abgegrenzt eine reduzierte Sprachform die mit minimalem Wortschatz und vereinfachter Grammatik rein zur Kommunikation zwischen zwei unterschiedlichen Sprachgruppen dient haufig z B zu Zwecken des Handels oder zur Kommunikation zwischen Sklaven und Sklavenhaltern Wenn ein Pidgin nicht mehr als Fremdsprache von einer Sprachgemeinschaft gesprochen wird sondern zur Muttersprache einer heranwachsenden Generation wird wird es eine Kreolsprache 5 Neben dem Kriterium dass eine Kreolsprache eine Muttersprache sein muss gibt es noch weitere Merkmale die Kreolsprachen auszeichnen Im Gegensatz zu Pidgins haben Kreolsprachen einen weit umfangreicheren Wortschatz eine regelbasierte Aussprache und eine ausgebaute Grammatik 4 Alle Kreols weisen gewisse Gemeinsamkeiten auf die sie untereinander ahnlich und von ihren Superstratsprachen verschieden erscheinen lassen Nicht jedes Merkmal kommt in allen Kreols in genau der gleichen Form vor obwohl es eine Anzahl von Erscheinungen gibt die sehr typisch sind 6 Sie zeichnen sich ab in der Phonologie der allgemeinen Morphosyntax dem Verbalsystem und dem Lexikon Das sind z B SVO Wortfolge die praverbale Markierung von Negation Tempus und Modus sowie Serialverbkonstruktionen 7 Kreolsprachen besitzen also eine regelmassige und einfache Grammatik und eine feste Wortstellung vermeiden alle einigermassen schwierigen Lautverbindungen und begunstigen die Zweisilbigkeit 8 Jared Diamond schreibt Gegenuber Pidgin Sprachen zeichnen sich kreolische Sprachen durch ihr umfangreicheres Vokabular ihre wesentlich kompliziertere Grammatik und die Einheitlichkeit des Sprachgebrauchs aus 9 Nicht alle Linguisten denken dass Kreolsprachen allein auf der Basis ihrer sprachlichen Struktur definiert werden konnen sondern es mussen auch soziolinguistische Kriterien hinzugezogen werden Sprachexterne Faktoren sind bei den Kreolsprachen von besonderer Bedeutung da die Andersartigkeit dieser Sprachen einzig und allein soziolinguistisch begrundet werden kann 10 Entstehungstheorien BearbeitenZur Entstehung der Kreolsprachen wurden eine Reihe von Theorien in der Sprachwissenschaft entwickelt Diese Theorien werden in der Sprachwissenschaft kontrovers diskutiert Jede Theorie hat ihre Vertreter aber es ist weitgehend Konsens dass keine der vorgebrachten Theorien die Entstehung von Kreolsprachen zufriedenstellend erklaren kann Von Teilen der Sprachwissenschaft werden diese Theorien dort wo sie sich erganzen auch in Kombination akzeptiert 11 Substrattheorie Bearbeiten Nach der Substrattheorie beziehen Kreolsprachen ihren Wortschatz vorwiegend von der Sprache deren Sprecher zur dominanten gesellschaftlichen Gruppe gehoren meist die Kolonialmachte 12 Diese Sprache wird als Lexifier oder auch Superstrat bezeichnet und bildet die Basis der Kreolsprache Den Gegenpart bildet die Sprache von der grundlegende grammatische Strukturen ubernommen werden das Substrat in der Regel die Sprache der unterdruckten Gruppe die gezwungen ist sich mit der dominanten gesellschaftlichen Gruppe zu verstandigen Vereinfachung Bearbeiten Einige Sprachwissenschaftler darunter der Soziolinguist Charles A Ferguson haben die These vorgebracht dass bei der Entstehung von Pidgin und Kreolsprachen Vereinfachung eine Rolle gespielt haben konnte So weisen Ferguson und andere Linguisten darauf hin dass Eltern ihre Sprache vereinfachen wenn sie mit Kleinkindern sprechen sogenannter Baby Talk Dazu reduzieren sie die Komplexitat der Grammatik unter anderem lassen sie die Flexion bei Verben weg Ahnliches gilt wenn Menschen ihre Sprache gegenuber Gruppen vereinfachen von denen sie voreingenommen glauben dass diese nicht in der Lage seien sie gut zu verstehen z B Auslander foreigner talk oder Schwerhorige Die These der Vereinfachung geht davon aus dass bei der Entstehung von Pidgin und Kreolsprachen ahnliche Vorgange wie bei Baby Talk abliefen Die dominante gesellschaftliche Gruppe z B die Kolonialherren sprachen in vereinfachter Form mit den kolonialisierten Gruppen 13 Es bestand auch kein Interesse die Sprache in ihrer ganzen Komplexitat zu vermitteln Zu dem mangelnden Interesse an der Sprachvermittlung einerseits kommt andererseits die mogliche Ablehnung des korrekten Erlernens der neuen Sprache aus dem Bewusstsein heraus die eigene Identitat zu bewahren oder gar die eigene Sprache und Kultur als wertvoller zu erachten 14 Mit der Simplifizierung des Substrats kann jedoch die Bildung neuer Regeln einhergehen was nach Hattiger ein Kriterium fur die Bildung einer Kreolsprache sein kann 15 So hat sich aus dem wegen seiner raschen Verbreitung unter einer in den 1960er Jahren noch gering alphabetisierten Bevolkerung wenig standardisierten ivorischen Franzosisch das Nouchi entwickelt Gegen diese Theorie der Vereinfachung ist unter anderem vom Linguisten Derek Bickerton vorgebracht worden dass die Vereinfachung vor allem die Entstehung von Pidgin Sprachen erklaren soll diese aber sich keineswegs durch eine wie behauptet systematisch vereinfachte Flexion der Verben auszeichnet Dies sei nur bei Kreolsprachen der Fall wahrend Pidgins in ihren grammatischen Mustern eher chaotisch sind 16 Bioprogramm Bearbeiten Der US amerikanische Linguist Derek Bickerton hat unter anderem in seiner Publikation Roots of Language von 1981 eine Theorie zur Entstehung von Kreolsprachen vorgeschlagen die unter dem Begriff Bioprogramm in die sprachwissenschaftliche Diskussion eingegangen ist Bickerton weist darauf hin dass Kreolsprachen sich durch viele Gemeinsamkeiten auszeichnen darunter die Verwendung von doppelter Negation oder Eigenheiten bei der Verwendung von Artikeln Fragewortern und Passivkonstruktionen 17 Bickerton argumentiert dass sich diese Gemeinsamkeiten nicht erklaren lassen wenn man nur von einer Entstehung der Kreolsprachen auf der Basis von Pidgins ausgehe Stattdessen so Bickerton musse man davon ausgehen dass die von ihm beschriebenen Eigenarten der Kreolsprachen dadurch entstehen weil Kinder eine angeborene Universalgrammatik haben Die Theorie der Universalgrammatik geht auf den Linguisten Noam Chomsky zuruck der annimmt dass Kinder ein angeborenes System von sprachlichen Prinzipien haben mit dem sie Sprache auch trotz fehler oder luckenhaftem sprachlichem Input perfekt erwerben konnen 18 Wahrend des Spracherwerbs verarbeiten Kinder den inadequaten Input ihrer Eltern die ein Pidgin als Fremdsprache sprechen und entwickeln mit Hilfe der Universalgrammatik daraus ihre Erstsprache die Kreolsprache 19 Kinder greifen also auf eine Art Bioprogramm zuruck 20 Die Linguistin Iris Bachmann verweist noch darauf dass das Bioprogramm auch die Unterschiede zwischen Pidgins und Kreolsprachen erklare Alle strukturverandernden Eingriffe am Sprachsystem werden in eine bestimmte Phase des Wachstums gelegt 21 Die Muttersprache sei in ihren naturlichen Strukturen erworben und wird anschliessend nur noch in der immer selben Form reproduziert Im Erwachsenenalter konne man schlicht Sprachen nicht mehr so einwandfrei erlernen wie im Kindesalter Die Ergebnisse seien mehr oder weniger defizitar wie man an den eingeschrankten Grammatikstrukturen der Pidgin sehen konne 21 Bickertons These des Bioprogramms erregte sowohl innerhalb der Kreolistik als auch in anderen Disziplinen wie der Spracherwerbsforschung und in der Kognitionswissenschaft einiges Aufsehen und wurde kontrovers diskutiert Wahrend einige Linguisten Bickertons These einer gemeinsamen Kreolsyntax oder eines Kreolprototypen folgten wollten andere Linguisten die Substratthese oder die Diffusionstheorie als Erklarung fur Gemeinsamkeiten zwischen Kreolsprachen nicht vollig von der Hand weisen 19 17 Monogenetische Entstehung Bearbeiten Die monogenetische Theorie geht von der Entstehung aller Pidgin und Kreolsprachen aus einem gemeinsamen Ursprung aus Die Theorie besagt dass Ahnlichkeiten zwischen spanisch basierten Kreolsprachen auf den Philippinen und Indo Portugiesisch auf die Herkunft aus einem portugiesischen Pidgin einer Handelssprache ahnlich Sabir der Lingua Franca im Mittelmeerraum zuruckgefuhrt werden konnten 22 Bekannterweise beziehen Kreolsprachen jedoch ihren Wortschatz nicht nur aus dem Portugiesischen sondern aus verschiedenen hauptsachlich europaischen Sprachen Dieser Umstand wurde damit erklart dass das portugiesische Proto Pidgin im Laufe der Kolonialgeschichte in der viele Kolonien wiederholt ihre Staatszugehorigkeit wechselten relexifiziert wurde Das kann man gut am Papiamentu Beispiel sehen das haufig als Beweis fur die Moglichkeit der Relexifizierung angefuhrt wird Papiamentu besitzt einen gemischten spanisch portugiesisch basierten Wortschatz wobei angenommen wird dass er ursprunglich portugiesisch war und im Laufe der Zeit spanisch relexifiziert wurde 23 Polygenetische Entstehung Bearbeiten Nicht alle Linguisten akzeptieren die Theorie der Monogenese der Kreolsprachen sondern gehen davon aus dass Pidgin und Kreolsprachen unabhangig voneinander entstanden sind polygenetische Entstehung Es besteht also kein gemeinsamer Ursprung der Kreolsprachen Schuchardt vertrat die Annahme dass Kreolsprachen aus der Notwendigkeit heraus durch vorsatzliche Kreation der europaischen Kolonialherren entstanden Die besiegte Bevolkerung hat die europaische Sprache mehr schlecht als recht zu ubernehmen versucht sei es auf freiwilliger oder auf erzwungener Basis Fur Schuchardt sind alle im betreffenden Gebiet gesprochenen Sprachen in unterschiedlicher Weise an der Entstehung von Kreolsprachen beteiligt Der Begriff der unabhangigen parallelen Entwicklung Robert A Hall beschreibt wie gleiche Prozesse gleiche Ergebnisse bei unterschiedlichen Startpunkten produzieren 24 Kreolisches Kontinuum Bearbeiten Einige Linguisten haben bemerkt dass die Unterschiede zwischen z B den eigenstandigsten Varianten des Jamaikanischen Kreolisch und den Varianten die am nachsten an das Standardenglisch sind sich nicht so sehr in Aussprache und Wortschatz sondern vor allem in ihrer Grammatik unterscheiden Es gabe ein Kontinuum von Varianten mit einer Variante dem Akrolekt der am nachsten zum Standardenglisch ist uber einen Mesolekt bis hin zu einem Basilekt der am weitesten vom Standardenglisch oder Superstrat entfernt ist Die Basilekt Varianten finden sich typischerweise eher in landlichen Gegenden und unter den Ungebildeten wahrend der Akrolekt eher von den besser gebildeten und hoheren sozialen Klassen gesprochen wird 25 Diese Theorie geht davon aus dass es kein Pidgin gibt aus dem sich Kreolsprachen entwickelt haben sondern betrachtet Kreolsprachen als besonders weitgehende Varianten ihrer Ursprungssprache 25 Romanische Sprachen als Kreolsprachen Bearbeiten Von einigen Linguisten ist die These vorgebracht worden dass auch romanische Sprachen Kreolsprachen seien Schon die Sprachpuristen des 17 Jahrhunderts betrachteten die romanischen Sprachen als Mischsprachen Philipp von Zesen sah Franzosisch dem Wortschatz nach als eine Mischung der Hauptsprachen Deutsch und Latein an 26 Johann Michael Moscherosch klassifizierte generell Walsche romanische Sprachen sind Bastart Sprachen 27 Die spatere Sprachwissenschaft blieb bis ins 19 Jahrhundert bei dieser Auffassung Erst die allmahliche Durchsetzung der historisch vergleichenden Methode fuhrte dazu dass der Prozess des Sprachwandels als ein systematischer innerer Vorgang der Sprache verstanden wurde 28 Aber die Theorie der Sprachmischung blieb bestehen Einer der Vertreter war Hugo Schuchardt Seiner These zufolge gibt es keine dominierende Sprache aus der eine untergeordnete Sprache Kreol hauptsachlich hervorginge Kreolsprachen bezogen in ihrer Substanz nicht indo europaische Sprachen sondern ihre Grammatik wurde von der je verschiedenen indigenen Sprache bestimmt 29 Fur Schuchardt besteht die Einwirkung der Sprachmischung nicht darin dass grammatische Formbildungselemente eins zu eins in die andere Sprache ubertragen werden sondern dass bei grossen Unterschieden Neubildung en stattfinde n 30 Die Akzeptanz des Kreolischen als Sprache BearbeitenPidgins und Kreolsprachen wurden lange nicht als Sprachen sondern nur als schlechte Varianten ihrer europaischen Ursprungssprachen betrachtet was sich auch in der Namensgebung fur viele der Pidgins und Kreole widerspiegelte z B broken English oder bastard Portuguese Erst im 19 Jahrhundert erkannte die Sprachwissenschaft Pidgins und Kreolsprachen als eigenstandige Sprachen an die auch eine intensive Erforschung wert sind Mit der Etablierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin der Kreolistik entstand ein ganzer Forschungszweig der sich der systematischen Beschreibung der Pidgin und Kreolsprachen widmete und auch Theorien zur Entstehung dieser Sprachen entwickelte 31 Auch wenn Kreolsprachen als Sprachen in der Sprachwissenschaft langst anerkannt und die Verwendung von Kreolsprachen als Verstandigungsmittel der breiten Bevolkerung in vielen Landern gelebte Realitat ist war das soziale und politische Prestige der Kreolsprachen lange haufig niedrig und die Akzeptanz von Kreolsprachen als Sprache in Bildung Verwaltung oder Medien kaum gegeben Dies anderte sich mit den sozialen und politischen Umbruchen in vielen ehemaligen Kolonien in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Statt der Sprachen der ehemaligen europaischen Kolonialmachte werden zunehmend Kreolsprachen fur z B Zeitung oder Film sowie an Schulen und Universitaten verwendet In Papua Neuguinea z B wird die Kreolsprache Tok Pisin als Sprache in Parlament und nationalem Fernsehen benutzt In einigen Landern wurden eine standardisierte Schrift und Bildungsmaterialien entwickelt wie etwa Worterbucher und Grammatiken um die Kreolsprache des Landes als Unterrichtssprache in den Schulen einfuhren zu konnen 32 In Haiti beispielsweise sprechen 90 der Bevolkerung ausschliesslich Haitianische Kreol Die Sprache hat bereits seit dem 19 Jahrhundert eine Literaturtradition und wird zunehmend auch in politischen und religiosen Publikationen benutzt 1979 wurde ferner fur das Haitianische Kreol die Rechtschreibung normiert um es als Unterrichtssprache in den ersten vier Schuljahren nutzen und Lesen und Schreiben darin unterrichten zu konnen Dahinter stand die Hoffnung den massiven Analphabetismus des Landes bekampfen zu konnen 20 im Jahr 1984 Linguisten haben ferner den Wortschatz und die Grammatik der Sprache erforscht 33 Ahnliche Entwicklungen sind in anderen Landern zu beobachten In einem von Ursula Reutner gefuhrten Interview berichtet die Sprachwissenschaftlerin Annegret Bollee wie ihre Arbeit dazu beigetragen hat dass Kreol die Kreolsprache auf den Seychellen als Sprache auch von der Allgemeinheit starker anerkannt und als Medium der Alphabetisierung in den Schulen des Landes eingefuhrt wurde Auf den Seychellen gab es die standige Diskussion die auch aus anderen Gebieten bekannt ist Das Kreol ist keine Sprache weil es keine Grammatik hat Das vordergrundige Argument war eben das Kreol hat keine Grammatik Nun ja dann habe ich eine geschrieben und auch veroffentlicht das war 1977 und das hat doch ziemlich Eindruck gemacht Ich wurde im Radio interviewt und konnte nun sagen Le creole est une langue parce que voila la grammaire Kreol ist eine Sprache denn hier ist die Grammatik dazu In dem Moment wo sie gedruckt vor aller Augen erschienen ist konnte man das dann akzeptieren Und ich denke wenn ich personlich uberhaupt etwas bewirkt habe dann eigentlich das also das Bewusstsein dafur zu schaffen dies ist eine Sprache sie hat eine Grammatik und man kann sie studieren man kann sie beschreiben man kann auch ein Worterbuch abfassen das kam dann 1982 Das ist doch glaube ich recht wichtig fur die Sprachpolitik gewesen denn 1982 wurde in der Tat das Kreol in der Schule als Medium der Alphabetisierung eingefuhrt Annegret Bollee im Interview mit Ursula Reuter 34 In einigen Landern sind Kreolsprachen Kandidaten fur offizielle Sprachen des Landes auch hier ist das Haitianische Kreol ein Beispiel einer Kreolsprache die inzwischen Amtssprache des Landes ist Dekreolisierung und Hyperkreolisierung BearbeitenWenn sich Kreolsprachen durch dauernde Kontakte oder Ausweitung der Schulbildung grammatisch wieder an die Sprache annahern aus der sie ihr Vokabular bezogen haben kann eine engere Sprachverwandtschaft neu entstehen Das ist z B der Fall wenn die Nutzung der Kreolsprache nur geringes Sozialprestige verspricht und gleichzeitig die Herkunftssprache als prestigereiche Bildungssprache von immer mehr Menschen erlernt wird Diesen Vorgang nennt man Dekreolisierung oder Entkreolisierung Beispiele sind Krio 35 in Sierra Leone und Englisch oder louisianisches Kreolisch und Franzosisch Als Konsequenz der Dekreolisierung kommt es haufig zu aggressiven und nationalistischen Reaktionen gegen die Standard bzw Bildungssprache da die Kreolsprecher auf der Anerkennung der ethnischen Identitat ihrer Gemeinschaft bestehen und die Standardsprache als ein Symbol des Kolonialismus ansehen Solche Reaktionen konnen zu einem deutlich veranderten Sprachverhalten in Form einer Rekreolisierung oder Hyperkreolisierung fuhren 36 37 Das African American English in den USA durchlief alle Phasen von der Kreolisierung wahrend der Versklavung uber die anpassende Dekreolisierung nach dem amerikanischen Burgerkrieg bis zur selbstbewussten Hyperkreolisierung der letzten Jahrzehnte 38 Siehe auch BearbeitenListe der KreolsprachenLiteratur BearbeitenEinfuhrungen und Uberblicke Bearbeiten Norbert Boretzky Kreolsprachen Substrate und Sprachwandel Harrassowitz Wiesbaden 1983 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 Claire Lefebvre Creoles their Substrates and Language Typology John Benjamins Publishing Company Amsterdam u a 2011 ISBN 978 90 272 0676 3 Suzanne Romaine Pidgins and Creoles In Alexander Berg Laurel J Brinton Hrsg The History of English Band 5 Varieties of English De Gruyter Mouton Berlin Boston 2017 ISBN 978 3 11 052279 2 S 385 402 Mark Sebba Contact Languages Pidgins and Creoles Macmillan Press Basingstoke 1997 ISBN 0 333 63023 8 Spezialliteratur Bearbeiten Iris Bachmann Die Sprachwerdung des Kreolischen Eine diskursanalytische Untersuchung am Beispiel des Papiamentu Gunter Narr Verlag Tubingen 2005 ISBN 3 8233 6146 5 Angela Bartens Die iberoromanisch basierten Kreolsprachen Ansatze der linguistischen Beschreibung Peter Lang Frankfurt am Main u a 1995 ISBN 3 631 48682 0 Annegret Bollee Beitrage zur Kreolistik Annegret Bollee Herausgegeben sowie mit Vorwort Interview Schriftenverzeichnis und Gesamtbibliographie versehen von Ursula Reutner als Festgabe fur Annegret Bollee zum 70 Geburtstag Helmut Buske Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 87548 478 6 Adrienne Bruyn Grammaticalization in Creoles the Developement of Determiners and Relative Clauses in Sranan IFOTT Amsterdam 1995 ISBN 90 74698 21 2 Louis Jean Calvet Linguistique et Colonialisme Petit Traite de Glottophagie Payot Paris 1974 Jacqueline Knorr Kreolisierung versus Pidginisierung als Kategorien kultureller Differenzierung Varianten neoafrikanischer Identitat und Interetethik in Freetown Sierra Leone LIT Verlag Munster u a 1995 ISBN 3 8258 2318 0 Veronique Lacoste Christian Mair Hrsg Authenticity in creole speaking contexts Themenheft der Zeitschrift fur Anglistik und Amerikanistik Jg 60 Nr 3 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 5094 7 Jurgen Lang Les langues des autres dans la creolisation Theorie et exemplification par le creole d empreinte wolof a l ile Santiago du Cap Vert Narr Tubingen 2009 John H McWhorter The Missing Spanish Creoles Recovering the Birth of Plantation Contact Languages University of California Press Berkley u a 2000 ISBN 0 520 21999 6 Steve Pagel Spanisch in Asien und Ozeanien Peter Lang Verlag Frankfurt a M 2010 ISBN 978 3 631 60830 2 Matthias Perl Armin Schwegler America negra panoramica actual de los estudios linguisticos sobre variedades hispanas portuguesas y criollas Vervuert Verlag Frankfurt a M Iberoamericana Madrid 1998 ISBN 3 89354 371 6 Vervuert ISBN 84 88906 57 9 Iberoamericana Suzanne Romaine Germanic Creoles In The Germanic Languages Hrsg von Ekkehard Konig und Johan van der Auwera Routledge London New York 1994 ISBN 0 415 05768 X S 566 603 Leslie B Rout The African Experience of Spanish America 1502 to the present Day Cambridge University Press Cambridge 1976 Sarah G Thomason A Typology of Contact Languages In Holm John Susanne Michaelis Hrsg Contact Languages Critical Concepts in Language Studies Bd II Routledge London u a 2009 S 45 ISBN 978 0 415 45607 4 Robert C West The Pacific Lowlands of Colombia Louisiana State University Press Baton Rouge 1957 Jurgen Lang Les langues des autres dans la creolisation theorie et exemplification par le creole d empreinte wolof a l ile Santiago du Cap Vert Tubingen Narr 2009 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Kreolsprache Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Journal of Pidgin and Creole Languages Poster Spanische Sprachwissenschaft Abgerufen am 30 November 2012 Ethnologue com Liste von Kreolsprachen englisch Einzelnachweise Bearbeiten Tore Janson Eine kurze Geschichte der Sprachen Spektrum Akademischer Verlag 2003 ISBN 978 3 8274 1469 4 S 189 199 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 9 Bollee Beitrage zur Kreolistik 2007 S 164 a b John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 5 7 Bollee Beitrage zur Kreolistik 2007 S 151 Bartens Die iberoromanisch basierten Kreolsprachen Ansatze der linguistischen Beschreibung 1995 S 8 Bruyn Grammaticalization in creoles the developement of determiners and relative clauses in Sranan 1995 S 1 Schuchardt 1903 1922 S 318 Jared Diamond Der dritte Schimpanse Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2000 ISBN 978 3 10 013912 2 Kapitel 8 Brucken zur menschlichen Sprache S 183 ff Zitat S 209 Bartens Die iberoromanisch basierten Kreolsprachen Ansatze der linguistischen Beschreibung 1995 S 3 Suzanne Romaine Pidgins and Creoles In Alexander Berg Laurel J Brinton Hrsg The History of English Band 5 Varieties of English De Gruyter Mouton Berlin Boston 2017 ISBN 978 3 11 052279 2 S 394 Thomason A Typology of Contact Languages In Holm Contact Languages Critical Concepts in Language Studies Volume II 2009 S 45 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 58 59 Seidel Christian Genesetheorien bei Kreolsprachen Stand 2004 S 5 PDF Memento vom 29 Dezember 2009 im Internet Archive abgerufen am 20 September 2012 J L Hattiger Le francais populaire d Abidjan Un cas de pidginisation Universite d Abidjan 1983 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 60 a b John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 61 Liliane Haegeman 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Diss 1967 Anderer Theil der Gesichte des Philanders von Sittewalt Moscherosch Johann Michael Les Visiones de Don Francesco Villegas Bd 2 Mulbe Strassburg 1644 S 126 beigedruckte Randglosse Bachmann Die Sprachverwendung des Kreolischen Eine diskursanalytische Untersuchung am Beispiel des Papiamentu 2005 S 50 Bachmann Die Sprachverwendung des Kreolischen Eine diskursanalytische Untersuchung am Beispiel des Papiamentu 2005 S 53 Bachmann Die Sprachverwendung des Kreolischen Eine diskursanalytische Untersuchung am Beispiel des Papiamentu 2005 S 54 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 1 3 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 4 John Holm An Introduction to Pidgins and Creoles Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 0 521 58581 3 S 88 90 Zitiert nach Bollee Beitrage zur Kreolistik 2007 S 206 Sina Friedreich Krio Geschichte und Analyse anhand von Texten Diplomica Verlag 2003 ISBN 978 3 8324 7147 7 Stichwort Englisch basierte Kreolsprachen in Helmut Gluck Hrsg Metzler Lexikon Sprache Springer Verlag 2016 S 165 Karl Heinz Stoll Die Interkulturalitat afrikanischer Literatur Chinua Achebe Cyprian Ekwensi Ngugi wa Thiong o Wole Soyinka Munster 2003 S 14 David Crystal The Cambridge Encyclopedia of Language 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge 1997 ISBN 0 521 55967 7 S 338 Normdaten Sachbegriff GND 4073790 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreolsprache amp oldid 233581054