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Das Bioprogramm Language Bioprogram Hypothesis LBH ist eine Hypothese des Linguisten Derek Bickerton uber ein im Gehirn genetisch verankertes Programm das fur den Erstspracherwerb zustandig ist Nach dieser Hypothese ermoglicht das Bioprogramm jedem Menschen im Kindesalter einen Nutzen zu ziehen aus den sprachlichen Vorlagen die ihm geboten werden Es ist hauptsachlich in den ersten vier Lebensjahren aktiv und macht das Lernen einer Sprache uberhaupt erst moglich Das Bioprogramm befahigt Kinder auch ohne wesentliche Hilfe von aussen und ohne eine Unterstutzungsmoglichkeit der Eltern eine noch nicht existierende Sprache zu entwickeln Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsfrage 2 Theorien des Spracherwerbs 3 Kreolsprachen als Beweis fur die Existenz eines Bioprogramms 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseForschungsfrage BearbeitenBickerton versucht mit seiner Theorie eine entscheidende Forschungsfrage zu klaren How can the child acquire syntactic and semantic patterns of great arbitrariness and complexity in such a way that they can be used creatively without making mistakes 1 Seiner Meinung nach wird diese Frage von anderen Erklarungen fur den Erstspracherwerb nicht oder nur unzureichend beantwortet Theorien des Spracherwerbs BearbeitenBickerton setzt sich dabei hauptsachlich mit zwei Ansatzen auseinander Zum einen nimmt er Stellung zur orthodox learning theory 2 Diese geht davon aus dass vom Kind beim Erstspracherwerb Hypothesen fur sprachliche Zusammenhange aufgestellt werden An der Reaktion der Umwelt wird nun gepruft ob sich diese bestatigen lassen Bei positiven Reaktionen wie z B einem Lob der Mutter werden bestimmte Strukturen in den Sprachgebrauch ubernommen bei negativen Reaktionen werden diese wieder verworfen um es mit einer anderen Hypothese zu versuchen Zum anderen beschaftigt er sich mit der Motherese School genannten Theorie 3 Die Motherese School geht davon aus dass es die Mutter ist die dem Kind das Sprechen beibringt Sie tragt wesentlich dazu bei wie schnell und was ihr Kind lernt Sie passt sich der Geschwindigkeit und den Fortschritten des Kindes an geht auf es ein bestatigt oder weist zurecht In beiden Ansatzen ist kaum Platz fur biologische Vorplanungen des Gehirns beim Spracherwerb da von einer sehr starken Beeinflussung durch aussere Umstande ausgegangen wird Bickerton greift zwar beide Ansatze auf versucht Unklarheiten jedoch mit Hilfe des Bioprogramms zu erklaren Er ist der Ansicht dass Fehler falsche Hypothesen beim Spracherwerb dann auftauchen wenn das Bioprogramm eine andere Reihenfolge des Lernprozesses festlegt Das Bioprogramm bestimmt wann und was gelernt wird Wenn ein Kind uberfordert scheint dann nur weil durch das Bioprogramm andere Prioritaten gesetzt sind und das zu Lernende noch nicht an der Reihe ist Selbst die Korrektur von Fehlern wurde hier fur Bickerton ein angeborenes Verstandnis der Grammatikregeln bedeuten Bei der Motherese School stellt Bickerton die Frage Wurde man ein Kind beim Laufenlernen nicht an die Hand nehmen wurde es dann sein Leben lang kriechen Wurde ein Kind nie sprechen auch wenn die Mutter nicht zur Verfugung steht Kreolsprachen als Beweis fur die Existenz eines Bioprogramms BearbeitenEine andere Tatsache die hier auch auf das Bioprogramm hinweist ist die Existenz von Kreolsprachen Sprachen die sich entwickeln auch ohne dass die Eltern in der Lage waren sie den Kindern beizubringen da sie diese selbst nicht beherrschen Definition Kreolsprache Eine Kreolsprache entwickelt sich wenn eine Tochtergeneration in mehrsprachigem Umfeld gezwungenermassen eine neue Sprache entwickelt Dies ist z B bei drastischen raumlichen und kulturellen Veranderungen der Fall Die Kreolsprache greift zwar das ihr zur Verfugung stehende eingeschrankte sprachliche Material auf enthalt aber ausserdem Elemente die nicht aus den schon vorhandenen Sprachen stammen und ist deshalb nicht mit der Sprache der Elterngeneration identisch Als Beispiel fur das Entstehen einer Kreolsprache wird oft die Kolonialzeit und der damit verbundene Sklavenhandel erwahnt Damals mussten die Kinder die in dem fremden Land geboren wurden eine neue Sprache entwickeln um sich verstandigen zu konnen Dabei konnten sie sich nicht auf die Sprache ihrer Eltern verlassen die aus einem Gemisch aus ihrer eigenen Ursprungssprache und der Sprache ihrer Besitzer bestand Fur Bickerton der sich selbst schon seit uber 20 Jahren mit der hawaiischen Kreolsprache HCE Hawaii Creole English und der Kreolsprache in Guyana beschaftigte wird hier das Bioprogramm am deutlichsten sichtbar Der Lernprozess wird nicht abgeandert und geformt von schon existierenden Sprachsystemen sondern kann dem naturlichen Prozess folgen wie ihn das Bioprogramm vorgibt Im Vergleich vom Entstehen einer Kreolsprache und dem normalen Erstspracherwerb zeigt sich das Bioprogramm Die Dinge die ein Kind am einfachsten lernt haben oft grosse Ahnlichkeit mit Strukturen die auch bei der Kreolsprachenbildung eine entscheidende Rolle spielen Bickerton versucht die Existenz eines allgemeinen Bioprogramms zu belegen indem er Beispiele von Gemeinsamkeiten in Kreolsprachen aus aller Welt aufzeigt Kreolsprachen die sich in einem sprachreicheren Umfeld entwickelten zeigen dabei weniger Gemeinsamkeiten als Kreolsprachen die mehr sich selbst uberlassen waren Das Bioprogramm fullt die vorhandenen Lucken aus Ein Beispiel das Bickerton beschreibt This use of ONE as an indefinite article is found in practically every creole language throughout the world In other words a child without any model created a type of phrase indefinite article plus noun in the same way as other children did quite independently in several other communities widely scattered around the globe the conclusion is surely inescapable that syntax constitutes a biologically based attribute of the species 4 Die Schlussfolgerung die Bickerton aus seinen Forschungen zieht ist folgende Now we can see that children can only learn language because in effect they already know a language 5 Das Bioprogramm gibt den Takt beim Erstspracherwerb vor befahigt Kinder zu Leistungen die sie niemand lehren konnte und macht neue Sprachkreationen moglich Literatur BearbeitenDerek Bickerton Language and Human Behavior University College London Press London 1996 ISBN 1 85728 541 7 Derek Bickerton Roots of Language Karoma Publishers Ann Arbor 1981 ISBN 0 89720 044 6 Derek Bickerton The language bioprogram hypothesis in The Behavioral Sciences 7 173 188 1984 Rebecca Posner The Romance Languages Cambridge Language Surveys Cambridge University Press Cambridge 1996 ISBN 0 521 23654 1 Weblinks BearbeitenWilliam H Calvin Derek Bickerton Lingua ex machina 2000 14 Februar 2007 Evolution Library Birth of language 2001 26 Februar 2007 Ford Michael The Language Bioprogram Hypothesis of Derek Bickerton The Behavioral and Brain Sciences 1984 7 173 221 Memento vom 28 August 2006 im Internet Archive Empirical Article Review 1997 26 Februar 2007 Einzelnachweise Bearbeiten Bickerton Roots of Language 1981 S 140 Bickerton Roots of Language 1981 S 135 Bickerton Roots of Language 1981 S 143 Bickerton Language and human behavior 1996 S 39 Bickerton Roots of Language 1981 S 207 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bioprogramm amp oldid 214693496