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Der Kosmos Band II ist der 1847 erschienene zweite Band von Alexander von Humboldts Werk Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung Humboldt steigt darin aus dem im ersten Band durchschrittenen Kreise der Objecte in den Kreis der Empfindungen Er betrachtet den Reflex des durch die ausseren Sinne empfangenen Bildes auf das Gefuhl und die dichterisch gestimmte Einbildungskraft der Menschen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Einfuhrung 2 Anregungsmittel zum Naturstudium 2 1 Einleitung 2 2 Die Dichterische Naturbeschreibung 2 3 Landschaftsmalerei 2 4 Cultur exotischer Gewachse 3 Geschichte der physischen Weltanschauung 3 1 Einleitung 3 1 1 Begriffsklarung 3 1 2 Der Ursprung des Strebens nach dem Kosmos 3 1 3 Hilfsmittel fur die Entwicklung der physischen Weltanschauung 3 1 4 Voraussetzungen fur die Erkenntnis des Weltganzen 3 2 Inhalt der Geschichte der physischen Weltanschauung 3 2 1 Das Mittelmeer als Ausgangspunkt 3 2 2 Die Feldzuge Alexanders des Grossen 3 2 3 Die Ptolemaer 3 2 4 Die Romische Weltherrschaft 3 2 5 Einbruch des arabischen Volksstammes 3 2 6 Das 15 und 16 Jahrhundert 3 2 7 Das 17 Jahrhundert 3 2 8 Humboldts Gegenwart 4 Kritische Betrachtung des Kosmos 5 Literaturverzeichnis 6 WeblinksAllgemeine Einfuhrung BearbeitenSchon in der Vorrede seines ersten Bandes beschrieb Humboldt als Hauptantrieb fur seine Arbeit das Bestreben die Erscheinungen der korperlichen Dinge in ihrem allgemeinen Zusammenhange die Natur als ein durch innere Krafte bewegtes und belebtes Ganzes aufzufassen Es ist vielleicht dieses Bestreben nach geschlossener Ganzheit welches auch die Gliederung des zweiten Bandes seines Kosmos sehr grob ausfallen lasst Das mehr als 500 Seiten starke Buch gliedert sich neben dem Inhaltsverzeichnis des ersten und zweiten Bandes am Schluss nur in zwei grosse Abschnitte A Anregungsmittel zum Naturstudium Reflex der Aussenwelt auf die Einbildungskraft S 3 103 und B Geschichte der physischen Weltanschauung Hauptmomente der allmaligen Entwicklung und Erweiterung des Begriffs vom Kosmos als einem Naturganzen S 135 400 Anregungsmittel zum Naturstudium BearbeitenEinleitung Bearbeiten In seinem ersten Band stellte Humboldt eng aneinandergereiht die Hauptresultate der von der Phantasie entblossten Beobachtung des Naturganzen in Form einer rein objektiven wissenschaftlichen Natur bzw Weltbeschreibung vor Im zweiten Band seines Kosmos entfernt er sich alsdann aus dem Kreise der Objecte und tritt in den Kreis der Empfindungen So wird aus seinem Entwurf einer physischen Weltbeschreibung in diesem Buch der Natur ein Entwurf der Beschreibung einer physischen Weltanschauung Humboldt will in diesem Band die Einbildungskraft der Menschen erforschen die Quelle lebendiger Anschauung als Mittel zur Erhohung eines reinen Naturgefuhls schildern und den Ursachen nachspuren welche so machtig auf Liebe zum Naturstudium und auf den Hang zu fernen Reisen wirken Humboldt verallgemeinert dabei drei Anregungen die nach seinen eigenen Worten bei ihm das Fernweh entzundet und ihn zum Naturstudium gereizt haben nbsp William Hodges Gemalde des Gangesufers Eines von Humboldts ganz personlichen Anregungsmitteln zum Naturstudium Ware es mir erlaubt schreibt er in der Einleitung eigene Empfindungen anzurufen mich selbst zu befragen was einer unvertilgbaren Sehnsucht nach der Tropengegend den ersten Anstoss gab so musste ich nennen Georg Forsters Schilderungen der Sudsee Inseln Gemalde von Hodges die Gangesufer darstellend im Hause von Warren Hastings zu London einen kolossalen Drachenbaum in einem alten Turm des Botanischen Gartens bei Berlin In diesem Sinne unterscheidet Humboldt zwischen dreierlei Anregungsmitteln zum Naturstudium asthetische Behandlung von Naturszenen in belebten Schilderungen der Thier und Pflanzenwelt als sehr moderner Zweig der Litteratur Landschaftsmalerei besonders insofern sie angefangen hat die Physiognomik der Gewachse aufzufassen und Cultur von Tropengewachsen und kontrastierende Zusammenstellung exotischer Formen Die Dichterische Naturbeschreibung Bearbeiten Die asthetische Behandlung von Naturszenen in belebten Schilderungen der Thier und Pflanzenwelt als Naturgefuhl nach Verschiedenheit der Zeiten und VolkerstammeHumboldt verfolgt die Geschichte der Naturbeschreibung beginnend im griechischen Altertum wo die Ausserungen zum Naturgefuhl noch sehr selten sind weil der Mensch als Mass aller Dinge gilt Homer Hesiod u a Ein Beweis fur das Dasein himmlischer Machte aus der Schonheit und unendlichen Grosse der Werke der Schopfung steht in dem Altertume sehr vereinzelt da Aristoteles Bei den Romern so Humboldt sei die literarische Produktivitat in Sachen Naturbeschreibungen noch sparsamer als schon bei den Griechen gewesen Seiner Zeit entsprechend subjektiv wertend setzt er hinzu Eine Nation die nach alter sikulischer Sitte dem Feldbau und dem Landleben vorzugsweise zugetan war hatte zu anderen Hoffnungen berechtigt Naturbeschreibungen bei Lukrez Vergil Ovid Tacitus und Plinius dem Alteren u a Erst mit der Geburt des Christentums so Humboldt ware ein Hang nach Naturbeschreibung in die Welt gekommen da die Christen aus der Schonheit der Natur die Grosse und Gute des Schopfers beweisen wollten Basilius der Grosse Gregorius von Nyssa u a Nur kurz spricht er den Minnesang die Tier Epen und Reiseberichte des europaischen Mittelalters an und wendet sich dann in den Nahen und Mittleren Osten zur Naturbeschreibung der Inder Perser und der sinnbildlichen aber klaren Naturpoesie der Hebraer in welcher sich der Monotheismus spiegelt das Ganze der Welt als eine Einheit Zuruck in Europa spricht er von Dante Alighieri Petrarca Vittoria Colonna Auch der von Humboldt hochgeschatzte Christoph Kolumbus wird als Beschreiber der Natur angefuhrt dessen Schonheit und Einfachheit im Ausdruck allerdings so Humboldts personliche Einschatzung nur der schatzen kann dem die alte Kraft der damaligen Sprache vertraut ist Es folgt die Spanische Poesie die lebensfrischen Bilder des Cervantes im Gegensatz zu den frostig ermudenden Hirtenromanen Calderon Don Alfonso de Ercilla In Betrachtung des englischen Raumes spricht er von Milton Thomson und Shakespeare Letzterer habe im Drang nach bewegter Handlung zwar fast nie die Zeit und Gelegenheit gehabt Naturschilderungen abzugeben seine Andeutungen jedoch hatten die Landschaft in der Phantasie des Lesers jedoch stets lebendig werden lassen Obwohl in der Neuzeit die Masse des Erkannten ubermassig angewachsen ist kann sie dennoch nicht die intellektuelle Anschauung unter dem materiellen Gewichte des Wissens erdrucken Beispielhaft dafur in Frankreich Buffon grossartig und ernst Rousseau mit grosserer Tiefe der Gefuhle und frischerem Lebensgeist Bernardin de St Pierre Chateaubriand Fur Deutschland nennt er den gefuhlvollen Ewald Christian von Kleist Hagedorn Salomon Gessner ausserdem Reisebeschreibungen von Paul Fleming und naturlich Georg Forster der mit seinem Werk zeigt dass Naturbeschreibungen scharf begrenzt sein konnen und wissenschaftlich genau ohne dass ihnen darum der belebende Hauch der Einbildungskraft entzogen bleibt Landschaftsmalerei Bearbeiten Graphische Darstellung der Physiognomik der GewachseBei der Landschaftsmalerei geht Humboldt ahnlich vor Er zeigt den verschiedenen Umgang mit der Landschaftsmalerei im Verlauf der Geschichte Beginnend im Altertum wo die Landschaftsmalerei ebenso wenig als die dichterische Schilderung ein fur sich bestehendes Objekt der Kunst sein konnte Philostrat Herculaneum Pompeji uber Spuren der Landschaftsmalerei in Indien und die Christliche Malerei unter Konstantin bis zum Anfang des Mittelalters gelangt er endlich ins 17 Jahrhundert die glanzende Epoche der Landschaftsmalerei Ruysdael Gaspard und Nicolaus Poussin Everdingen u a Mit dem spateren Streben nach Naturwahrheit der Vegetationsformen und den Darstellungen der Tropenvegetation etwa Franz Post kommt er in der Gegenwart an und stellt die Voraussage dass mit der zunehmenden Entwicklung der Kulturen auch die Landschaftsmalerei einen neuen Schwung und grossartigen Charakter bekommen werde Der Begriff eines Naturganzen das Gefuhl der harmonischen Einheit im Kosmos wird um so lebendiger unter den Menschen werden als sich die Mittel vervielfaltigen die Gesammtheit der Naturerscheinungen zu anschaulichen Bildern zu gestalten Cultur exotischer Gewachse Bearbeiten Contrastierende Zusammenstellung von PflanzengestaltenHier beginnt Humboldt mit der Landschaftsgartnerei den fruhen Parkanlagen im mittleren und sudlichen Asien und kommt dann vor allem auf die chinesischen Garten unter der Han Dynastie und die chinesischen Gartenberichte aus dem 11 Jahrhundert zu sprechen Uberdies betrachtet er den Einfluss des Zusammenhangs buddhistischer Monchsanstalten auf die Verbreitung schoner und charakteristischer Pflanzenformen Geschichte der physischen Weltanschauung BearbeitenEinleitung Bearbeiten Begriffsklarung Bearbeiten Fur Humboldt ist die Geschichte der physischen Weltanschauung ebenso wenig die ganze Kulturgeschichte der Menschheit als auch eine Geschichte der Naturwissenschaften sondern die Geschichte der Erkenntnis der allmahlichen Auffassung des Begriffs von dem Zusammenwirken der Krafte in einem Naturganzen Die Geschichte der physischen Weltanschauung ist somit der Weg der Erkenntnis dessen was Humboldt im ersten Band seines Kosmos beschreibt Er betrachtet diesen Weg nicht mit den oft wiederkehrenden Schwankungen zwischen Wahrheit und Irrtum sondern beschrankt sich auf die Hauptmomente der allmahlichen Annaherung an die Wahrheit von einer fruhen ahnenden Phantasie bis hin zum wirklichen Wissen Der Ursprung des Strebens nach dem Kosmos Bearbeiten Die Geschichte kennt kein Urvolk keinen einzigen ersten Sitz der Kultur keine Urphysik oder Naturweisheit deren Glanz durch die sundige Barbarei spaterer Jahrhunderte verdunkelt worden ware Nach Humboldts Meinung haben sich alle Geschlechter und Volker durch die bewusste oder unbewusste Forderung unterschiedlichster Wissensbereiche auf ihre Art fur die Geschichte des der physischen Weltanschauung verdient gemacht Die Vorstellung eines Urquelles lehnt er ab Hilfsmittel fur die Entwicklung der physischen Weltanschauung Bearbeiten Die rationalen Hilfsmittel der sich entwickelnden Lehre vom Kosmos waren und sind nach Humboldts Meinung ausserst vielfaltig Die wichtigsten allerdings waren die Erforschung des Sprachraums die Entzifferung alter Schriftzuge und historischer Monumente in Hieroglyphen und Keilschrift und die Vervollkommnung der Mathematik besonders des machtigen Erdgestalt Meeresflut und Himmelsraume beherrschenden analytischen Kalkuls Voraussetzungen fur die Erkenntnis des Weltganzen Bearbeiten Weltbegebenheiten welche plotzlich den Horizont der Beobachtung erweitert haben oder aber gegebene naturliche Voraussetzungen die die Erweiterung des Ideenkreises der Menschen forderten etwa die geologische Beschaffenheit Erwarmung der Lander in Abhangigkeit von der relativen Lage Beispielsweise macht Humboldt gleich zu Beginn seiner Beschreibung die Feststellung dass Europa sich zwar in seiner Gestalt von Sudwesten nach Nordosten ausdehne aber wiederholt von dazu fast rechtwirklich verlaufenden Spalten und Erhohungen durchzogen werden wurde Rotes Meer Tiefland mit dem Doppelstrom Euphrat und Tigris Adria Agais u a Er fuhrt sie auf Erschutterungen aus dem Erdinneren zuruck und behauptet dass gerade die Kreuzung der beiden Systeme durch die Erleichterung des Volkerverkehrs von zentralem Einfluss auf die Schicksale der Menschheit gewesen sei Die Erfindung neuer Mittelsinnlicher Wahrnehmung gleichsam die Erfindung neuer Organe welche den Menschen mit den irdischen Gegenstanden wie mit den fernsten Weltraumen in naheren Verkehr bringen welche die Beobachtung scharfen und vervielfaltigen etwa Kompass Baro und Thermometer hydrometrische und elektrometrische Apparate Telegraph und naturlich vor allen das Fernglas ermoglichte es doch so Humboldt die Erforschung des Makro und als Mikroskop jene des Mikrokosmos Das selbststandige Streben der Vernunft nach Erkenntnis von Naturgesetzen also eine denkende Betrachtung der Naturerscheinungen Inhalt der Geschichte der physischen Weltanschauung Bearbeiten Humboldt verfolgt die Geschichte der Erkenntnis des Weltganzen durch den Menschen in acht Schritten Das Mittelmeer als Ausgangspunkt Bearbeiten Das Mittelmeer als Ausgangspunkt der Versuche ferner Schifffahrt gegen Nordosten Argonauten gegen Suden Ophir gegen Westen Phonizier und Colaus von Samos Anreihung dieser Darstellung an die fruheste Cultur der Volker die das Becken des Mittelmeeres umwohnten Humboldt beginnt nach Betrachtung der allgemeinen und geographischen Gegebenheiten rund um das Mittelmeer die Geschichte der physischen Weltanschauung mit Agypten Dieses grosse machtige und alte Reich habe wegen der fortwahrend notwendigen Beschaftigung mit Angelegenheiten der inneren Ordnung fur die Erweiterung der kosmischen Ansichten weniger geleistet als andere vielbewegte kleinere Volksstamme Etwa die Phonizier mit ihren grossen nautischen Unternehmungen z B die sagenhafte Umseglung des Kap der Guten Hoffnung unter Neku II im 6 Jahrhundert v Chr Ihnen spricht Humboldt den ersten Drang nach Westen zu Sie hatten sich so Humboldt als erste auf den Atlantischen Ozean gewagt den sie noch fur eine Mare tenebrosum fur ein schlammerfulltes seichtes nebliges Dunkelmeer hielten Auf ihrem Weg zum westlichen Erdrand direkt nach Elysium waren die Phonizier dann auf die Kanarischen Inseln und die Azoren vorgedrungen und hatten diese teilweise besiedelt Vor allem aber besteht ihr Beitrag fur die Erweiterung der physischen Weltanschauung in ihrer Arbeit als tatige Vermittler der Volkerverbindungen rund um das Mittelmeer Als kuhnes Handelsvolk hatten sie auf die Bereicherung und Vielseitigkeit der Weltansichten gewirkt die Munze als Tauschmittel und die Buchstabenschrift verbreitet Nicht so vermittelnd wie die Phonizier und auch dem geographischen Gesichtskreis weniger zutraglich waren die von Humboldt als Nachstes angefuhrten Tusker Auch sie trieben zwar Handel einen nicht unerheblichen Landhandel durch das nordliche Italien namlich aber in erster Linie sind sie als forschende Naturkundige Diodor unsterblich geworden Sie stellten so Humboldt vor allem Beobachtungen der meteorologischen Prozesse des Luftkreises an erforschten Blitze und erstellten offizielle Verzeichnisse von Gewitterbeobachtungen Der eigentumliche Reiz der griechischen Landschaft in seiner Verschmelzung des festen und Flussigen vermutet Humboldt sodann hat auch die Griechen schon fruh zu Schifffahrt und tatigem Handelsverkehr angeregt Fur ihn steht fest dass kein Volk der Welt zahlreichere und in der Mehrzahl machtigere Tochterstadte als die Hellenen gegrundet hat Das kleine hellenische Mutterland trat dabei in weite Lebenskreise anderer Volker und nahm Fremde Elemente auf ohne seine eigene Identitat zu verlieren und schuf somit ein weites Reich der Ideen und Kunsttypen Durchaus kritisch zu betrachten ist hierbei dass Humboldt geleitet von seinem neuzeitlichen Denken immer von einer Nation der Hellenen im Sinne eines modernen Staates ausgeht den es im antiken Griechenland freilich nie gegeben hat Die Feldzuge Alexanders des Grossen Bearbeiten Feldzuge der Macedonier unter Alexander dem Grossen Verschmelzung des Ostens mit dem Westen Das Griechenthum befordert die Volkervermischung vom Nil bis zum Euphrat dem Jaxartes und Indus Plotzliche Erweiterung der Weltansicht durch eigene Beobachtungen wie durch den Verkehr mit altcultivirten gewerbetreibenden Volkern In keiner anderen Zeitepoche die achtzehn und ein halbes Jahrhundert spater erfolgende Begebenheit der Entdeckung und Aufschliessung des tropischen Amerikas ausgenommen ist auf einmal einem Teile des Menschengeschlechts eine reichere Fulle neuer Naturansichten ein grosseres Material zur Begrundung der physischen Erderkenntnis und der vergleichenden ethnologischen Studiums dargeboten worden Mit diesen Worten beginnt Humboldt seinen euphorischen Bericht uber die Verdienste der Makedonier unter Fuhrung Alexanders des Grossen Durch ihn fahrt er fort wurde die Kunde eines grossen Teils des Erdbodens erst wahrhaft eroffnet Nachrichten von indischen Erzeugnissen und Kunstprodukten wurden durch mazedonische Ansiedlungen gesichert und verbreitet Der Einblick der Hellenen in die subtropische Natur habe in ihnen eine sonst fremde Begeisterung ausgelost So berichteten sie etwa verblufft von riesigen Baumen mit Blattern so gross wie die Schilde des Fussvolkes Humboldt geht sogar so weit die Eroberungen Alexanders die mazedonische Expedition welche einen grossen und schonen Teil der Erde dem Einflusse eines einzigen und dazu eines hochgebildeten Volkes eroffnete als eine wissenschaftliche Expedition zu bezeichnen War sie doch die erste in der ein Eroberer sich mit Gelehrten aus allen Fachern des Wissens mit Naturforschern Landmessern Geschichtsschreibern Philosophen und Kunstlern umgab Die Erweiterung der physischen Weltanschauung durch die Makedonier fuhrte denn auch zum Umsturz von Paradigmen Etwa in Hinsicht auf den Einfluss der Atmosphare auf die Farbung der Menschen Der Gott die Sonne hatte man fruher geglaubt farbt in seinem Laufe mit des Russes finsterem Glanze die Haut des Menschen und krauselt ihm dorrend das Haar Die Inder jedoch die noch weiter am Sonnenaufgang lebten hatten glatte Haare Die Ptolemaer Bearbeiten Zunahme der Weltanschauung unter den Lagiden Ptolemaern Museum im Serapeum Encyclopadische Gelehrsamkeit Verallgemeinerung der Naturansichten in den Erd und Himmelsraumen Vermehrter Seehandel nach Suden Die ptolemaische Epoche mit ihren eigentumlichen Charakter wandte sich dann eroffnet Humboldt den dritten Abschnitt seiner Geschichte nachdem viele Jahrhunderte bis zum Auftreten des Aristoteles die Naturerscheinungen jeder scharfen Beobachtung entzogen in ihrer Deutung der alleinigen Herrschaft der Ideen ja der Willkur dumpfer Ahnungen und wandelbarer Hypothesen anheimgefallen waren endlich wieder mit Achtung dem empirischen Wissen zu So gelangen wahrend dieser Epoche vom 3 bis ins 1 Jahrhundert v Chr Fortschritte vor allem in den exakten Wissenschaften der Mathematik Mechanik und Astronomie Erkenntnisse die selbst in finsteren Jahrhunderten nicht verloren gegangen und die gesunde wissenschaftliche Geisteskraft nicht ersterben lassen hatten Zu ruhmen ist Ptolemaerepoche fur Humboldt aber auch als Zeit der griechischen Philosophenschulen und der Alexandrinischen Bibliothek als Zeit da Eratosthenes von Cyrene eine systematische Universalgeographie erstellt und das erste Mal eine Gradmessung der Erde versuchte Neue Erfindungen wie etwa die hydraulische Uhr des Ktesibius halfen dem Menschen stufenweise zu einer genaueren Kenntnis der Bewegungen der Planetensysteme zu gelangen So war die Zeit der Ptolemaer die glanzendste in der Beurteilung des mathematischen Wissens nur die Kenntnis von absoluten Grossen Gestaltung Masse und physische Beschaffenheit der Weltkorper machte jahrtausendelang keinen Fortschritt Die Romische Weltherrschaft Bearbeiten Romische Weltherrschaft Einfluss eines grossen Staatsverbandes auf die kosmischen Ansichten Fortschritte der Erdkunde durch Landhandel Die Entstehung des Christentums erzeugt und begunstigt das Gefuhl von Einheit des Menschengeschlechts Vom westlichen Ende Europas bis zum Euphrat von Britannien und einem Teile Kaledonien bis Gatulien und zur Grenze des wusten Libyens bot sich nicht bloss die grosste Mannigfaltigkeit von Bodengestaltung organischen Erzeugnissen und physischen Erscheinungen dar auch das Menschengeschlecht zeigte sich dort in allen Abstufungen seiner Kultur und Verwilderung im Besitze alten Wissens und lange geubter Kunste wie im ersten Dammerlichte des intellektuellen Erwachens nbsp Spatmittelalterliche Weltkarte nach der Universalgeographie des PtolemausNennenswert sind fur Humboldt wahrend der Epoche der Romischen Weltherrschaft naturlich die zahlreichen und weiten Expeditionen Besonders hervorzuheben etwa das Erscheinen romischer Legaten am chinesischen Hofe im 2 Jahrhundert Doch bedauert er zutiefst dass sich in dieser langen Periode der ungeteilten romischen Weltherrschaft in fast vier Jahrhunderten als Beobachter der Natur nur Dioskorides der Cicilier Botaniker u Pflanzenkundler und Galenus von Pergamus Beobachter von Fauna und Flora auf diesem Gebiet mit Aristoteles fast gleichzustellen nach Cuvier auftraten Neben Ptolemaus naturlich den er vor allem auf Grund seiner Erkenntnisse in der Optik und seiner Universalgeographie wegen lobend erwahnt nicht wegen des geozentrischen Weltbildes welches in Letzterem entworfen wird sondern auf Grund der Darstellung der Welt sowohl graphisch als auch numerisch Als ahnungsvoll und weitsichtig fuhrt Humboldt Strabo an welcher bereits um Christi Geburt annahm dass in der nordlichen Hemisphare vielleicht in dem Parallelkreis welcher durch die Saulen des Herkules geht zwischen den Kusten des westlichen Europas und des ostlichen Asien mehrere andere bewohnte Landermassen liegen konnten Fur die organischen Naturkunde erwahnt Humboldt neben dem Anatomen Marinus nur den Affenzergliederer Rufus von Ephesus welcher Empfindungs und Bewegungsnerven unterschied Fur ihn der in einem Zeitalter lebte da das Sezieren an und experimentieren mit den Korpern verschiedener Tierarten eine weitverbreitete Mode war ist es ausserdem unbegreiflich wie die Unzahl seltener Tiere welche vier Jahrhunderte im romischen Zirkus gemordet wurden Elephanten Rhinozerosse Nilpferde Elentiere Elche Lowen Tiger Panther Krokodile und Strausse fur die vergleichende Anatomie so vollig unbenutzt blieben konnten Weiterhin geht Humboldt in dem vierten Abschnitt seiner Geschichte der physischen Weltanschauung auf das grossartige Unternehmen des Plinius des Alteren ein der mit seiner Naturalis historia eine Weltbeschreibung in 37 Buchern zu erstellen gesucht hatte Im ganzen Alterthume so Humboldt sei nichts Ahnliches versucht worden Doch trotz der Einmaligkeit des Unternehmens urteilt er hart Dem Werk mangle es an innerem Zusammenhange der Theile des Ganzen Plinius Stil besasse mehr Geist und Leben als eigentliche Grosse und sei selten malerisch bezeichnend wahrscheinlich weil die direkten Eindrucke fehlten seine eigenen direkten Eindrucke aus seinen Reisen bezeichnet Humboldt bereits in der Vorrede zum ersten Band des Kosmos als sehr vorteilhaft fur sein Unternehmen An sich sei bei Plinius aber durchaus erkennbar dass dem geistreichen Manne ein einziges grossen Bild vorschwebte So biete der Versuch auf jeden Fall einen Entwurf einer physischen Weltbeschreibung dar Am Ende des Abschnittes schreibt Humboldt Zum Schluss muss in der Schilderung einer grossen welthistorischen Epoche der der Herrschaft der Romer ihrer Gesetzgebung und der Entstehung des Christenthums vor allem daran erinnert werden wie dieselbe die Ansichten des Menschengeschlechtes erweitert und einen milden langdauernden wenngleich langsam wirkenden Einfluss auf Intelligenz und Gesittung ausgeubt hat erst die Verbreitung des Christenthums pragte den Begriff der Einheit des Menschengeschlechtes Einbruch des arabischen Volksstammes Bearbeiten Einbruch des arabischen Volksstammes Geistige Bildsamkeit dieses Teils der semitischen Volker Hang zum Verkehr mit der Natur und ihren Kraften Arzneimittellehre und Chemie Erweiterung der physischen Erdkunde der Astronomie und der mathematischen Wissenschaften im Allgemeinen Als ein bildsamer edler Menschenstamm der lange im Genuss der freien Natur gelebt und einen frischeren Sinn fur jede Art der Naturanschauung bewahrte sieht Humboldt in den Arabern die eigentlichen Grunder der physischen Wissenschaften Die Besonderheit sieht Humboldt in ihrem Schaffen darin dass sie sich nach der blossen Naturbeschauung dem Erforschen daraufhin aber auch dem Ergrunden und schliesslich dem Experimentieren zuwandten Aus der Pharmazie und der Materia medicia in ihren Erkenntnissen gespeist durch Einflusse von Indien Hellas und den christlichen Nestorianern leiteten sie zum einen das Studium der Botanik zum anderen jenes der Chemie ab Wichtige Erkenntnisse kamen von ihnen auch in der Algebra und Astronomie in der Optik der physischen Erdkunde der Warmelehre u Theorie des Magnetismus Humboldt benennt als wichtigste Vertreter der arabischen Erweiterung des Kosmos Avicenna Averroes Serapion aus Syrien und Ebn Junius Der grosse weltgeschichtliche Verdienst der Araber sei aber auch gewesen dass sie mit ihren Ausfallen gen Westen teilweise die Barbarei verscheuchten welche das von Volkersturmen erschutterte Europa seit zwei Jahrhunderten bedeckte Das 15 und 16 Jahrhundert Bearbeiten Zeit der grossen oceanischen Entdeckungen Eroffnung der westlichen Hemisphare Amerika und das stille Meer die Scandinavier Columbus Cabot und Gama Cabrillo Mendana und Quiros die reichste Fulle Materials zur Begrundung der physischen Erdbeschreibung wird den westlichen Volkern Europa s dargeboten Das 15 Jahrhundert gehort zu den seltenen Zeitepochen in denen alle Geistesbestrebungen einen bestimmten und gemeinsamen Charakter andeuten die unabanderliche Bewegung nach einem vorgesteckten Zeile offenbaren die Einheit dieses Strebens der Erfolg welcher es gekront die handelnde Tatkraft ganzer Volkermassen geben dem Zeitalter des Kolumbus des Sebastian Cabot und Gama Grosse und dauernden Glanz In der Mitte von zwei verschiedenen Bildungsstufen der Menschheit ist das 15 Jahrhundert gleichsam eine Ubergangsepoche welche beiden dem Mittelalter und dem Anfang der neueren Zeit angehort Es ist die Epoche der grossten Entdeckungen im Raume solcher die fast alle Breitengrade und alle Hohen der Erdoberflache umfassen Wenn dieselbe fur die Bewohner Europas die werke der Schopfung verdoppelte so bot sie zugleich der Intelligenz neue und machtige Anregungsmittel zur Vervollkommnung der Naturwissenschaften in ihrem physischen und mathematischen Teilen dar Selbstverstandlich vergisst Humboldt nicht dass bereits im 11 Jahrhundert der Norweger Leif Eriksson uber Island und Gronland an die Nordamerikanische Kuste stiess und wegen des angenehm milden Klimas immerhin 11 C dort zu siedeln gedachte Doch blieb diese Entdeckung ohne weltgeschichtliche Folgen Die Skandinavier hatten meint Humboldt nicht die wissenschaftliche Kenntnis um das neue Land zu durchforschen Deswegen gilt fur ihn erst die Wiederauffindung des Kontinentes durch Christoph Kolumbus als einflussreich fur die Erweiterung der physischen Weltanschauung Ein Tatbestand an dem sich schreibt Humboldt auch nichts andert wenn man bedenkt dass Kolumbus und Vespucci in der Gewissheit starben grosse Teile von Ostasien entdeckt zu haben Ein sonderbares Zeitalter in welchem ein Gemisch aus Zeugnissen des Aristoteles und Averoes des Esra und Seneca uber die geringe Ausdehnung der Meere im Vergleich mit der der Kontinentalmassen dem Monarchen die Uberzeugung von der Sicherheit eines Kostspieligen Unternehmens geben konnte Kolumbus etwa fuhr nach einer Seekarte des Florentiners Toscanelli in der verzeichnet war dass sich Japan etwa 216 Seemeilen vor den Herkulessaulen befinden musse Unter den grossen Mannern die die Epoche des Kolumbus vorbereiteten nennt Humboldt Roger Bacon und Vincenz von Beauvais ausserdem muss Albert der Grosse als Selbstbeobachter auf dem Gebiet der zerlegenden Chemie genannt werden Humboldts Lob fur das 15 Jahrhundert scheint grenzenlos Wo hat die Geschichte der Volker eine Epoche aufzuweisen der gleich in welcher die folgenreichsten Ereignisse die Entdeckung und erste Kolonisation von Amerika die Schifffahrt nach Ostindien um das Vorgebirge der guten Hoffnung und Magelheans erste Erdumseglung mit der hochsten Blute der Kunst siehe hierzu Renaissance mit dem Erringen geistiger religioser Freiheit siehe hierzu Reformation und der plotzlichen Erweiterung der Erd und Himmelskunde zusammentrafen Denn schon bevor Luther seine Thesen veroffentlichte so Humboldt traten wie aus ihren Grabern die herrlichsten Gebilde der alten hellenischen Kunst hervor der Laokoon der Torso und die mediceische Venus Es bluhten in Italien Michelangelo Leonardo da Vinci Tizian und Raffael in unserem deutschen Vaterlande Holbein und Albrecht Durer Die Weltordnung war von Kopernikus aufgefunden wenn auch nicht offentlich verkundigt in dem Todesjahr von Christoph Kolumbus vierzehn Jahre nach der Entdeckung des neuen Kontinents Doch am Rande erwahnt er auch die Schattenseiten der Epoche Wie in allen irdischen Dingen ist auch hier des Gluckes Glanz mit tiefem Weh verschwistert gewesen die Fortschritte des kosmischen Wissens wurden durch alle Gewalttatigkeiten und Greuel erkauft welche die sogenannten zivilisierten Eroberer uber den Erdball verbreiteten Das 17 Jahrhundert Bearbeiten Zeit der grossen Entdeckungen in den Himmelsraumen durch Anwendung des Fernrohrs Haupt Epoche der Sternkunde und Mathematik von Galilei und Kepler bis Newton und Leibniz Fur Humboldt besteht zwischen dem 16 und 17 Jahrhundert eine innige ideelle Verkettung Er fuhrt aus dass die erweiterte astronomische Weltansicht in Letzterem nicht ohne die Anregungen aus Ersterem moglich gewesen und zu schildern ware Was freilich als wichtigste Erfindung des 17 Jahrhunderts erst den Weg zur Erweiterung der Idee vom Weltganzen in die Himmelsraume ebnete war die oben erlauterte Erfindung des Fernglases Kopernikus hatte sein Weltsystem nie als Hypothese sondern als unumstossliche Wahrheit aufgestellt die nun wenigstens teilweise empirisch bewiesen werden konnte So sprach etwa die Sichtung der kleinen Jupiterwelt entscheidend gegen die Einzigartigkeit der Erde mit ihrem Trabanten auf dem Galilei ebenfalls mit Hilfe des Fernrohres Gebirgslandschaften ausmachte Die Monde des Jupiters und deren Rotationsbewegung um den Planeten sprach gegen das alte Paradigma der Fixsterne auf den kristallenen Himmelsschalen hatten die Monde diese doch bei jedem Umlauf durchschlagen mussen Die Entdeckung der sichelformigen Gestalt der Venus stellte sie Sonne in den Mittelpunkt des Universums ausserdem Entdeckung der Sternschwarme und Milchstrasse Dreigestaltung des Saturn Sonnenflecken usw Keplers Grosse Entdeckung der ellipsenformigen Bahn der Planeten um die Sonne befreite dann endlich das kopernikanische System auch von den exzentrischen Kreisen und Epicykeln Wenn auch das 17 Jahrhundert so Humboldt in seinem Anfang der plotzlichen Erweiterung der Kenntnisse der Himmelsraume durch Galilei und Kepler an seinem Ende die Fortschritte des reinen mathematischen Wissens durch Newton und Leibniz seinen Hauptglanz verdankt so hat doch auch in dieser grossen Zeit der wichtigste Theil der physikalischen Probleme in den Prozessen des Lichts der Warme und des Magnetismus eine befruchtende Pflege erfahren Humboldt nennt hierfur beispielsweise die Entdeckung der doppelten Strahlenbrechung und Polarisation dann Ansatze zur Kenntnis der Interferenz bei Grimaldi und Hooke die Trennung zwischen Magnetismus und Elektrizitat Halleys Vermutung dass es sich bei Polarlicht um magnetische Erscheinungen handle Torricellis Rohre und Hohenmessung Ideen uber einen Spiritus nitro aereus einen Grundstoff des Luftkreises die verschiedenen Gradmessungen usw Humboldts Gegenwart Bearbeiten Vielseitigkeit und innigere Verkettung der wissenschaftlichen Bestrebungen in der neuesten Zeit Die Geschichte der physischen Weltanschauung schmilzt allmahlich mit der Geschichte des Kosmos zusammen Humboldt schliesst seinen zweiten Kosmosband in dem er die Uberzeugung ausspricht dass der eroberte Besitz des Menschen an der Welt nur ein sehr unbetrachtlicher Teil von dem ist was bei fortschreitender Tatigkeit und gemeinsamer Ausbildung die freie Menschheit in den kommenden Jahrhunderten erringen wird Jedes Erforschte ist nur eine Stufe zu etwas Hoherem in dem verhangnisvollen Laufe der Dinge Fortschritt in der Erkenntnis im 19 Jahrhundert ist fur ihn das erfolgreiche Bemuhen den Blick nicht nur auf das Neuerrungene zu beschranken sondern alles fruher Beruhrte nach Mass und gewicht streng zu prufen alle Teile des Wissens die physikalische Astronomie ebenso wie das Studium der irdischen Naturkrafte die Geologie und Altertumskunde einer kritischen Methode zu unterwerfen und die Grenzen der einzelnen Wissenschaften kenntlich zu machen Schneller als das Licht tragt in die weiteste Ferne Gedanken und Willen der geschlossene elektrische Strom Krafte deren stilles Treiben in den elementarischen Natur wie in den zarten Zellen organischer Gewebe jetzt noch unseren Sinnen entgeht werden erkannt genutzt zu hoherer Tatigkeit erweckt einst in die unabsehbare Reihe der Mittel treten welche der Beherrschung der einzelnen Naturgebiete und der lebendigeren Erkenntnis des Weltganzen naher fuhren Die Intelligenz bringt fortan Grosses Fast ohne Anregung von aussen durch eigene innere Kraft nach allen Richtungen hervor Die Geschichte der physischen Wissenschaften schmilzt so allmalig mit der Geschichte von der Idee eines Naturganzen zusammen Kritische Betrachtung des Kosmos Bearbeiten nbsp Titelblatt der Erstausgabe des zweiten KosmosbandesVon den Reisebeschreibungen seines Freundes und Vorbildes Georg Forster lobte Humboldt in seinem zweiten Kosmosband dass dieser mit seinem Werk beweise dass Naturbeschreibungen scharf begrenzt sein konnen und wissenschaftlich genau ohne dass ihnen darum der belebende Hauch der Einbildungskraft entzogen bleibt Dies ist ein Anspruch den sich auch Humboldt fur seinen Kosmos auferlegt hat Deutlich spurt man bei der Lekture wie er versucht zu zeigen dass eine gewisse Grundlichkeit in der Behandlung der einzelnen Thatsachen nicht unbedingt Farbenlosigkeit in der Darstellung erheischt Die mehr poetische als wissenschaftliche Darstellung einiger Gegenstande erfolgt deshalb mit kritisch zu betrachtender weil subjektiver Euphorie oder Ablehnung Beispielsweise fallen die Abschnitte der Geschichte die seine personlichen Favoriten Alexander den Grossen und Christoph Kolumbus eine Analyse von Frau Dr Gentz Werner zeigt wirklich dass Humboldt diese beiden neben sich selbst am haufigsten zitierte betreffen entsprechend lang aus und sind voll des Lobes seitens Humboldts und seiner Zeit Im Gegensatz dazu kommt er auf das fur ihn und seine Zeitgenossen dustere Zeitalter des europaischen Mittelalters nur andeutungsweise zu sprechen Sowohl in der Schilderung zu den Anregungsmitteln der Natur als auch in der Geschichte der physischen Weltanschauung versteht er diese Epoche geschickt durch einen Sprung in den Nahen und Mittleren Osten zu umgehen und die Zeit zwischen der im 19 Jahrhundert vor allen anderen bewunderten Epoche der Antike und deren Wiedergeburt Renaissance im 15 Jahrhundert mit der Darstellung indischer und arabischer Errungenschaften zu fullen Ebenfalls kritisch zu betrachten ist auch seine Vorgehensweise die Geschichte der physischen Weltanschauung in einer Art Fortschrittsoptimismus so gut wie ohne Stagnation oder Ruckschrittlichkeit zu beschreiben Humboldt zeigt sich hier ganz als Mensch seiner Zeit Einer Zeit vor dem Historismus als Leopold von Ranke mit dem Individualitatsprinzip und der Deklamation des Eigenwertes jeder Epoche einen Objektivitatsanspruch an die Wissenschaftler stellte man bedenke dabei dass Ende des 19 Jahrhunderts der Historiker Theodor Mommsen fur seine Romische Geschichte mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde Humboldts mitunter recht popularwissenschaftliche Schreibweise rar an Daten dafur reich an Anekdoten trug neben der Popularitat des Verfassers zweifellos nicht wenig zum aussergewohnlichen Erfolg des Werkes bei und macht auch heute noch einen wesentlichen Teil seines Lesegenusses aus Des Lesegenusses eines literarischen Werkes aus dem 19 Jahrhundert freilich nicht eines universell gultigen Entwurfes einer physischen Weltbeschreibung Humboldts Kosmos ist ein Werk das sich heute weniger durch seinen wissenschaftlichen Erkenntnis als vielmehr durch seinen enormen Quellen und Unterhaltungswert auszeichnet Literaturverzeichnis BearbeitenPetra Gentz Werner Himmel und Erde Alexander von Humboldt und sein Kosmos Akad Verlag Berlin 2004 ISBN 3 05 004025 4 Alexander von Humboldt Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung Bd 2 Stuttgart Tubingen 1847 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Fritz Kraus Hrsg Kosmos und Humanitat Alexander von Humboldts Werk in Auswahl Schunemann Bremen 1961 Bernhard Sticker Humboldts Kosmos Die Wirkliche und die Ideale Welt Rede anlasslich der 100 Wiederkehr des Todestages von Alexander von Humboldt am 6 Mai 1959 Bonn 1959 Weblinks BearbeitenAlexander von Humboldt Kosmos Zweiter Band im Projekt Gutenberg DE Archivversion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosmos Band II amp oldid 240102749