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Paolo dal Pozzo Toscanelli 1397 in Florenz 1482 in Florenz war ein italienischer Arzt Mathematiker Astronom und Kartograf Er beschaftigte sich u a mit der Idee dass man Asien von Europa aus auf einem westlichen Seeweg erreichen konne So wurde er einer der Wegbereiter der Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus Paolo dal Pozzo Toscanelli Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Astronomische Beobachtungen 2 1 Der Gnomon in Santa Maria del Fiore 2 2 Kometenbeobachtungen 3 Westlicher Seeweg nach Hinterindien 3 1 Der chinesische Botschafter 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenEr war der Sohn des Arztes Domenico Toscanelli Ab 1415 studierte er an der Universitat Padua Mathematik Philosophie und Medizin Hier schloss er eine lebenslange Freundschaft mit Nikolaus Cusanus Beide promovierten 1424 Cusanus in Jura und Toscanelli in Medizin Toscanelli verbrachte praktisch sein ganzes Leben in Florenz das damals das Zentrum der europaischen Wissenschaften war Seinen Zeitgenossen galt er als der fuhrende Wissenschaftler der insbesondere bei mathematischen Problemen um Rat gefragt wurde u a von Regiomontanus und Cusanus Er unterwies Leon Battista Alberti und Filippo Brunelleschi in Mathematik Brunelleschi unterstutzte er bei den Berechnungen der Kuppel der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz Aus zeitgenossischen Quellen sind die Titel von ihm verfasster mathematischer Werke bekannt doch sind sie verloren gegangen Der Mondkrater Toscanelli und der Asteroid 8209 Toscanelli sind nach ihm benannt Astronomische Beobachtungen BearbeitenDer Gnomon in Santa Maria del Fiore Bearbeiten Im 15 Jahrhundert beschaftigten sich die kritischen Astronomen mit der Frage inwieweit die vielbenutzten Tafelwerke wie die Alfonsinischen Tafeln die wahren Planetenpositionen wiedergeben die fur die Erstellung von Horoskopen und die Berechnung des Osterfestes notig sind Messungen mit unzureichenden Instrumenten deuteten an dass sich Grossen wie die Schiefe der Ekliptik zeitlich verandern und dass insbesondere die Jahreslange falsch war Ulugh Beg hatte um 1430 an seinem vorzuglich ausgestatteten Observatorium in Samarkand einen Wert fur die Schiefe der Ekliptik von 23 30 17 gemessen kleiner als der von Ptolemaeus uberlieferte Wert 23 51 Die falsche Jahreslange hatte zu einer Verschiebung des Fruhlingspunktes von einigen Tagen gefuhrt wodurch das Osterfest in einigen Jahren zum falschen Zeitpunkt gefeiert wurde Alle Ansatze zu einer Reform des Kalenders scheiterten lange auch wegen des Argumentes die Messungen seien unzureichend Sowohl das Konzil von Konstanz als auch das Konzil von Basel verhandelten die Frage einer Kalenderreform In Basel war Nikolaus Cusanus der Freund Toscanellis Leiter einer Kommission gewesen 1470 schrieb Kardinal Bessarion einen Brief an Papst Paul II der aber 1471 verstarb 1475 hatte Regiomontanus in seinem lateinischen Kalender die Osterdaten sowohl nach kirchlichen als auch astronomischen Verfahren berechnet und die Diskrepanzen aufgezeigt Daraufhin wurde er von Papst Sixtus IV nach Rom zu Konsultationen gerufen wo er 1476 verstarb Im Zusammenhang mit diesen Aktivitaten wurde auch Toscanelli von der Kirche aufgefordert sich zu beteiligen 1468 nach anderen Quellen erst 1475 installierten Toscanelli und Alberti einen Gnomon in der Kathedrale Santa Maria del Fiore Sie befestigten eine Lochkamera in 90 m Hohe in einem sudlichen Fenster der Laterne auf der Kuppel und eine Meridianlinie in der Heiligkreuzkapelle im nordlichen Transept um die Kardinalpunkte Solstitien und Aquinoktien und die Jahreslange zu messen Sie konnten die Deklination der Sonne an den Solstitien mit einer Genauigkeit von 2 Bogensekunden und daraus die Schiefe der Ekliptik zu 23 30 bestimmen Weitere Messungen wurden 1510 durchgefuhrt als ein neuer Anlauf zu einer Reform unternommen wurde auch Nicolaus Copernicus wurde zu einer Stellungnahme aufgefordert Der Gnomon wurde 1755 von dem Jesuiten Leonardo Ximenes 1716 1786 verbessert der bis zu seinem Tod Messungen vornahm Nach einem Erdbeben 1895 uberprufte man damit die Statik der Kirche und konnte keine Schaden feststellen Kometenbeobachtungen Bearbeiten Toscanelli war der erste Europaer der ausfuhrliche Aufzeichnungen uber den Verlauf von Kometenbahnen hinterlassen hat Das Manuskript Immensi labores et graves vigilie magistri Pauli de Toscanello super mensura comete beschreibt mit Abbildungen seine Beobachtungen der Kometen von 1433 1449 50 1P Halley 1456K1 1457 I und II und 1472 Letzterer wurde auch von Regiomontanus beobachtet Seine Arbeiten wurden nicht gedruckt und blieben daher weitgehend unbekannt Edmund Halley kannte die Beobachtungen anscheinend nicht Westlicher Seeweg nach Hinterindien BearbeitenToscanelli bemuhte sich herauszufinden wie gross der Atlantik sei und wie lange es dauern wurde ihn zu uberqueren Um dies berechnen zu konnen musste er jedoch die Grosse der Erde sowie die Ausdehnung Europas und Asiens kennen Vor allem die Ausdehnung Asiens war zu der damaligen Zeit nicht bekannt Er studierte alle Reisebeschreibungen wie Marco Polos Reisebeschreibung Il Milione und unterhielt sich mit weitgereisten Kaufleuten wie Niccolo di Conti und selbst Gesandten des Kaisers von China Trotzdem berechnete Toscanelli die westliche Entfernung zwischen Asien und Europa falsch Er kam schliesslich zu dem Schluss dass Indien in westlicher Richtung naher sei als uber die von den Portugiesen spater gefundene Ostroute um Afrika herum Ausserdem ahnte er nichts von der Existenz eines weiteren Kontinents Falsch ist die hin und wieder zu lesende Behauptung Toscanelli habe als einer der ersten Gelehrten erkannt dass die Erde kugelformig sei im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen die sie fur eine flache Scheibe gehalten hatten In Wirklichkeit war die Kugelgestalt des Erdkorpers seit der griechischen Antike bekannt und wurde auch das gesamte Mittelalter hindurch gelehrt Flache Erde Die Bucher etwa von Aristoteles Ptolemaus oder die Naturalis historia von Plinius die eindeutig die Kugelform der Erde lehren und begrunden gehorten im 15 Jahrhundert zu den Standard Lehrwerken der Wissenschaft Kein auch nur rudimentar gebildeter Zeitgenosse Toscanellis hatte die Erde je fur eine flache Scheibe gehalten Bereits Eratosthenes mass den Erdumfang recht genau zu 252 000 Stadien Die Lange eines Stadions wurde allerdings nicht korrekt uberliefert nbsp Karte von ToscanelliBereits 1457 fertigte Toscanelli seine Planisphare eine Weltkarte in der die Umrisse Europas vergleichsweise korrekt Afrikas Sudausdehnung grotesk gering und Nordasien durch zwei grosse Gebirgsketten den Ural und den Hindukusch weitgehend von Indien und China abgetrennt gezeigt werden Japan Cipangu ist bereits eingezeichnet die Strasse von Malakka noch nicht 1474 zeichnete Toscanelli eine weitere Karte die den Westweg nach Asien aufzeigen sollte und sandte sie an seinen Freund den Domherrn Fernao Martins in Lissabon Dieser gab sie dann an Alfons V den damaligen Konig Portugals weiter Der Konig jedoch schenkte Toscanelli und seiner Theorie keine Beachtung Allerdings wandte sich Christoph Kolumbus an Toscanelli da er etwas von einem Brief an Martins gehort hatte Toscanelli sandte ihm zwei Briefe Der erste teilte ihm den Inhalt des Briefes von 1474 an Martins mit im zweiten bestarkte er ihn ausdrucklich in seinem Vorhaben westwarts nach Indien zu gelangen Im ersten Band seiner Kritischen Untersuchungen gibt Humboldt Toscanellis Worte an Kolumbus so wieder Ich lobe Euren Wunsch nach Westen zu schiffen und ich bin uberzeugt dass Ihr aus meinem fruheren Brief erkannt habt dass die Unternehmung welche Ihr im Sinne habt und gern ausfuhren mochtet nicht so schwierig ist als man zu glauben pflegt dass im Gegenteil der Weg das heisst die Uberfahrt von den Westkusten Europas nach Indien sicher auf der Bahn erfolgen kann welche ich Euch bezeichnet habe Ihr wurdet vollkommen von dieser Leichtigkeit uberzeugt sein wenn Ihr wie ich Gelegenheit gehabt hattet mit einer grossen Anzahl Personen umzugehen die in diesen Landern gewesen sind Seid versichert dass Ihr dort machtige Konigreiche grosse und volkerreiche Stadte und reiche Provinzen finden werdet 1 Toscanelli schatzte die Entfernung zwischen Portugal und China auf 6 500 Seemeilen statt richtig etwa 11 000 mit Zwischenstopp auf der mythischen Insel Antilia und auf Cipangu so dass keine grossen Wasserflachen die uberquert werden mussen verblieben Der chinesische Botschafter Bearbeiten Seit langem versuchen Historiker herauszufinden wer der im Brief an Kolumbus erwahnte chinesische Botschafter zu Papst Eugen IV war 2005 schlug der Wirtschaftsjournalist und studierte Historiker Tai Peng Wang vor dass diese Gesandtschaft im Zusammenhang mit der 7 Reise der chinesischen Uberseeflotte unter Admiral Zheng He im Jahr 1433 stehen konnte Kaiser Xuande hatte 1430 angeordnet dass die von seinem Grossvater Yongle erbaute Flotte seinen Regierungsantritt aller Welt verkunden sollte Eine Delegation trennte sich 1433 von der Flotte in Kalkutta und setzte die Reise mit arabischen Seefahrern nach Mekka Kairo und Florenz fort Der papstliche Hof hielt sich von 1433 an in Florenz auf so dass Toscanelli die Gesandtschaft treffen konnte Literatur BearbeitenMarianne Mahn Lot Dal Pozzo Toscanelli Paolo In Massimiliano Pavan Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 32 Dall Anconata Da Ronco Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1986 S 247 250 Einzelnachweise Bearbeiten Ralf Kern Wissenschaftliche Instrumente in ihrer Zeit Band 1 Koln 2010 S 116 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paolo dal Pozzo Toscanelli Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Thomas Macho Zeitrechnung und Kalenderreform PDF Datei 224 kB Rekonstruktion von Toscanellis Karte des westlichen Seeweges nach Indien bei Project Gutenberg Toscanellis Brief uber den westlichen Weg Tai Peng Wang s research 1433 Zheng He s delegation to the Papal Court of Florence The Line of the Sun Great Sundials in Florence The gnomon in the Cathedral of Santa Maria del Fiore The Gnomon of Florence an ancient astronomical instrument revived by the astronomers of Arcetri Observatory Manuskript der Kometenbeobachtungen italienisch Catholic Encyclopedia entryNormdaten Person GND 119163586 lobid OGND AKS LCCN nr93019187 VIAF 9189149198313874940005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dal Pozzo Toscanelli PaoloALTERNATIVNAMEN Toscanelli Paolo del PozzoKURZBESCHREIBUNG italienischer Arzt Mathematiker Astronom und KartografGEBURTSDATUM 1397GEBURTSORT FlorenzSTERBEDATUM 1482STERBEORT Florenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paolo dal Pozzo Toscanelli amp oldid 239368059